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Caribeen-Feeling in paradise - Palmentraum und Puderzuckerstrand

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"Caribeen-Feeling in paradise - Palmentraum und Puderzuckerstrand"
Veröffentlicht am 22. Dezember 2015, 16 Seiten
Kategorie Drabble
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Über den Autor:

» Es ist meine feste Überzeugung, dass romantische Liebe eine Illusion ist. Sie ist ein nutzloser Schutzschild gegen den existenziellen Schrecken, der in unserer Einzigartigkeit liegt. Ohne die Liebe bin ich frei, ein sinnvolles Leben zu führen. « (S.H.)
Caribeen-Feeling in paradise - Palmentraum und Puderzuckerstrand

Caribeen-Feeling in paradise - Palmentraum und Puderzuckerstrand

Man kann sein Leben träumen. Man kann sich wünschen, dass es mal so wird, wie man es sich vorstellt. Man kann daran glauben. Jeden gottverdammten Tag aufs Neue. Man kann aufstehen, zur Arbeit oder in die Schule gehen und abends wieder schlafen. Man kann darüber nachdenken, was man stattdessen hätte tun können. Eine Weltreise? Einen Fallschirmsprung? Eine Kanutour durch den Regenwald? Oder einfach nur einen Stadtparkspaziergang mit dem liebsten Menschen, den man hat? Und was hat man wirklich getan? Das gleiche wie immer. Frühstücken, anziehen, zur Arbeit hasten, vor lauter Stress in der Mittagspause schnell einen Kaffee

runterkippen, nachmittags schnell in den Supermarkt an der Ecke springen, genervt die Kinder aus der Kindertagesstätte abholen und abends wieder todmüde ins Bett fallen. Jeden. Tag. Aufs. Neue. Was wäre, wenn wir einfach mal einen Stecker ziehen würden? Abschalten. Ausschalten. Unser Leben neu erfinden? Uns neu erfinden? Was wäre, wenn wir einfach mal das tun würden, wovon wir schon so lange träumen? Was wir uns seit unserer Jugend vornehmen, wozu wir aber nie gekommen sind? Was wäre, wenn

Die kleinen, türkisblauen Wellen schlugen langsam und gleichmäßig auf den kristallweißen, feinen Sand. Über mir rauschten die Blätter der Kokosnusspalme sanft in der leichten Brise, die mich umwehte. Der warme Sand umgab meine nackten Zehen und kleine Muschelschalen kratzten an meinen Fußsohlen. Eine Möwe glitt ruhig und ohne mit den Flügen zu schlagen, über dem türkisenen Ozean, der die Strahlen der unermüdlichen Tropensonne wie ein Spiegel reflektierte. In der Ferne sah ich ein weißes Segelboot, das sanft durch die spiegelglatte See pflügte, mit prallen Segeln ins Unbekannte. Ich schlenderte am Wasser entlang und

kickte hin und wieder eine Muschel zurück ins Meer. Bis auf ein paar exotischer Seevögel war der Strand vollkommen verlassen. Das warme Wasser umspülte meine Füße und ich hinterließ beim Laufen tiefe Abdrücke im Sand, die sich sofort mit Wasser füllten. Ein papageienartiger Vogel hüpfte neugierig vor mir her, wohl in der Hoffnung, etwas zu Essen zu ergattern. Weiter hinten tummelten sich Dutzende dieser Vögel auf einem abgestorbenen Baum. Das Ganze sah aus, als wäre der Baum zu neuem Leben erwacht – mit tiefschwarzen Blättern, die von oben bis unten mit bunten Tupfern übersehen war. In die innere Ruhe, die mich schon seit

Beginn meines Spazierganges begleitete, mischte sich ein Gefühl der grenzenlosen Schwerelosigkeit. Eine merkwürdige Freiheit breitete sich in mir aus und ich atmete die süße, exotisch riechende Luft tief ein. Dieses Gefühl. Das Gefühl, grenzenlosen Glückes. Das Gefühl völliger Ruhe. Es entspannte mich auf eine ungemeine Art. Zufrieden ließ ich mich in den Sand plumpsen, der warme Sand federte meinen Fall wie ein weiches Daunenkissen. Zu meiner Ruhe breitete sich nun auch noch eine gleichmäßige Wärme in meinem Körper aus. Es durchströmte meine Adern wie Feuer und erreichte jede einzelne Haarspitze. Ein wohliges Prickeln ging über meinen

ganzen Körper und mich durchlief ein wohliges Schauern. Ich lächelte, schloss entspannt die Augen und ließ mich vollkommen auf meine Sinne ein. Die wärmenden Strahlen in meinem Gesicht, das leise, gleichmäßige Klatschen und Rauschen der zarten Wellen, vermischt mit dem leisen Zwitschern der Vögel, das angenehme Reiben der Sandkörner und Muschelschalen an meinem Körper und die wunderbar nach Exotik, Frische und Ruhe vermischt riechende Luft – ich fühlte mich frei. Geborgen. Und ausgelassen. Ein Gefühl grenzenloser Freiheit und unantastbarem Glückes durchfuhr jede Pore meines Körpers. Ich konnte es spüren. Ganz deutlich. Ich

konnte spüren, wie mein Körper, mein Geist, meine Seele, ganz langsam in einen Zustand seelischer und körperlicher Ruhe übergingen. Als müsste ich mich nie wieder erheben. Ich stellte mir vor, als Vogel frei und ungehalten über den warmen Pazifik zu gleiten. Den Wind der Freiheit in meinem Gesicht zu spüren und die Kraft der Einsamkeit in meinen Flügeln. Es war ein wunderbares Gefühl. So hatte ich mir es in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Ich hatte lange darüber nachgedacht, mein Alltagsleben hinter mir zu lassen. Den Stress. Das ewige Gehetze nach Bestätigung, Anerkennung und einer Art Bestimmung. Das Rennen,

das Hasten, das Eilen, der Zeitdruck. Dass Alles belastete so ungemein. Man hatte das Gefühl, niemals am richtigen Ort anzukommen. Immer weiter, immer schneller, immer besser. Keine Zeit für gar nichts mehr. Immer weiter, weiter, weiter, weiter, weiter. Schnell, schnell, schnell, schnell. Besser, besser, besser. Nur die Besten erreichen ihr Ziel. Schnell, schnell, schnell. Und hier – hier war alles so anders. Hier hetzte mich niemand. Hier konnte ich einfach mal ich sein. Das tun, was ich schon seit Jahren nicht mehr getan hatte – Pause. Kein Zeitdruck, kein Stress, kein Drängen, kein Hasten. Einfach nur Pause. Mir entfuhr ein Lachen. Ein lautes, befreites

Lachen. Ich war frei. ICH WAR FREI! Die Vögel hinter mir flogen kreischend in die Luft und schwirrten und flatterten erschrocken durcheinander. Ich sprang auf und der Sand wirbelte um mich herum. Mit weit ausgebreiteten Armen lief ich am Wasser entlang und lachte. Ich lachte die ganze Zeit. Meine nackten Füße platschten auf den feuchten Sand und der Sand flog in dicken Spritzern um mich herum. Ich rannte, bis ich keine Luft mehr bekam. Bis ich das Gefühl hatte, meine Lunge würde platzen. Dann ließ ich mich in den Sand fallen. Lachte und weinte. Alles zusammen. Es war so ein tolles Gefühl. Ich lag rücklings im Sand, alle viere von mich gestreckt und

weinte Tränen des Glücks. Tränen der Freude. Irgendwann lag ich einfach nur so da. Genoss die Ruhe und den Frieden. Selbst mit geschlossenen Augen sah ich noch immer die Schönheit dieses wunderbaren, vollkommenen Paradieses vor mir. Ich döste in der Sonne und wippte entspannt mit den Zehen. Was herrschte hier nur für eine ausgelassene Ruhe…


„Diep, diep, diep!“, weit entfernt von mir drang ein immer wieder kehrendes Geräusch in meinen Sinn. Ich versuchte es zu ignorieren und mir meine Entspanntheit zurück in den Geist zu

rufen, aber es blieb da. „DIEP, DIEP, DIEP!“, tönte es weiter in meinen Ohren. Wütend und genervt schlug ich die Augen auf, in der Hoffnung, den Vogel, der mich in meiner Ruhe störte, einfach verscheuchen zu können.






Neben meinem Ohr piepte unerbittlich mein Wecker und erinnerte mich daran, dass es Zeit war, aufzustehen. Seufzend haute ich auf den Off-Knopf und ließ mich stöhnend zurück ins Kissen fallen. „Scheiße man!“, dachte ich und begrub meinen Kopf unter meinem Kissen. „Schon wieder nur ein Traum!

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Ohne die Liebe bin ich frei, ein sinnvolles Leben zu führen. « (S.H.)

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Ameise Ich möchte auch solche Träume. Es war mir ein traumhaftes Vergnügen
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