Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.
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Galren lief Unruhig an Deck der Immerwind auf und ab, den Blick auf die Sonne gerichtet, die bereits eine gute Handbreit über den Horizont gestiegen war. Um ihn herum standen die restlichen seiner Gefährten, die im Laufe der Nacht eingetroffen waren, nachdem Hedan sie alle für die bevorstehende Abreise hatte wecken lassen. Er wusste nicht, wie oft er sie in den letzten Stunden alle um Verzeihung gebeten hatte, Lias eingeschlossen, der ihm offenbar nach ein paar blauen Flecken endgültig hatte
vergeben können. Naria war eine der ersten gewesen, die das Schiff erreichten und nach allem, was er sagen konnte, hatte sie vermutlich nicht einmal geschlafen. Seine Versuche, sich bei ihr zu entschuldigen, hatte die Schakalin lediglich mit einem wissenden Nicken zur Kenntnis genommen. Manchmal war er einfach fest davon überzeugt, das diese Frau um einiges mehr wusste, oder zumindest vermutete, als sie je zugeben würde. Dann wieder fragte er sich, ob er überhaupt erfahren wollte, was sie wissen konnte. Was Merl und Armell anging, so hatte es wenig gebraucht, den jungen Magier zu
Überzeugen, doch Armell schien anfangs weniger bereit, ihm einfach so zu vergeben. Galren konnte später nicht sagen, wie lange sie sich angeschwiegen hatten, bis es schließlich Sentine war, die den Patt auflöste. Mit wenigen Flügelschlägen war das Wesen wie ein Geist von Armells Schulter auf seine Gewandert. Das schien den Ausschlag für die junge Adelige zu geben. ,, Es ist trotz allem schön euch wieder zu haben.“ , hatte sie mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen erklärt. Ihm war nur zu klar, wie viel vertrauen er verspielt hatte. Und er konnte nicht erwarten es sofort zurück zu gewinnen. Aber mit der Zeit, das
wusste er, würde es ihm gelingen. Wenn er sich selbst ab jetzt treu blieb, egal was auch geschehen mochte... Nun jedoch machte sich Unruhe in ihm breit, während er beobachtete, wie die Sonne höher stieg. Elin hatte bei Anbruch der Dämmerung wieder hier sein wollen und das war vor Stunden gewesen. Irgendetwas stimmte da nicht, Galren konnte es einfach spüren und noch zögerte er, was er tun sollte. Aber wenn sie nicht hier war, bis Hedan die letzten Vorbereitungen abgeschlossen hatte, würde er sich Lias und die anderen schnappen und das Anwesen der Mardar in Trümmer legen , bis er sie fand. Sollte der König sie danach ruhig
aus der Stadt verbannen, sie hatten eh vor zu gehen. Den Leuten hier war ohnehin kaum noch zu Helfen. Vielleicht hätte er Elin auch nicht gehen lassen dürfen. Und doch, hättest du sie aufhalten können ? Nein, das hätte er nicht. Elin ließ sich so wenig etwas sagen wie... nun er selbst. ,, Ihr wird schon nichts passiert sein.“ , meinte Lias beruhigend, während Galren zur dem Hafen zugewandeten Seite des Schiffs hinüberlief. Der Löwe schien sich mehr selbst beruhigen zu wollen, als mit ihm zu reden. Wenn er das noch glauben könnte, wäre er um einiges ruhiger. Am Hafen selbst herrschte trotz der
frühen Stunde schon reges Treiben, vor allem die Fischer, die ihre Boote zu Wasser ließen und einige Straßenhändler, bei denen man Backwaren oder Trinkwasser erstehen konnte. Beinahe könnte man sich von dem Anblick dazu verleiten lassen zu glauben, die Zwillingsstädte seien friedlich... doch sie alle wussten, das sie das nicht waren. Unter der Oberfläche des normalen Lebens hier verbargen sich mehr Geheimnisse, als sie vielleicht je wissen würden und dieser Ort drohte zunehmend davon zerrissen zu werden. Am Ende hatte Elin wohl recht gehabt, zu gehen, es zumindest versuchen zu müssen, dem ganzen ein Ende zu
machen... Galren wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Menge aus Fischern und Händlern plötzlich teilte um einer kleinen Kolonne gepanzerter Zwerge Platz zu machen, die auf das Schiff zuhielten. Galrens Hand wanderte instinktiv zum Schwertgriff und er konnte spüren, wie sich auch die anderen anspannten. Noch war die Truppe zu weit weg, als das man die Runen und Symbole auf ihren Rüstungen erkennen könnte... Dann jedoch schallte eine ihm nur zu gut bekannte Stimme zu ihnen herauf. ,, Galren.“ Hadrir, der an der Spitze seiner Männer ging, nahm den Helm ab
und winkte ihnen einen Moment zu. ,, Ich habe es nicht glauben können, als man mir Berichtete, ihr wolltet uns heute schon verlassen.“ Der , zumindest für einen Zwerg wohl junge, Mann rannte behände die Laufplanke hinauf um zu ihnen an Bord zu gelangen. Seine restlichen Leute warteten derweil unten, zu zwei Reihen formiert. Galren war erleichtert festzustellen, das er bei keinem der Männer das Wappen der Mardar erkennen konnte. ,, Das war zumindest der Plan.“ , begrüßte er den Zwerg mit einem kurzen Handschlag. Ein kurzes Lächeln huschte über Hadrirs Züge. Galren hatte nichts
gesagt, aber die Veränderung war wohl auch dem jungen Königssohn nicht entgangen. ,, Wir warten nur noch auf einen der unseren. Elin ist den Mardar entkommen.“ Er hatte den Zwerg ebenfalls gebeten zu kommen, aber nicht erwartet das er mit kleinen Streitmacht hier auftauchen würde. ,, Und warum ist sie dann nicht hier ? Ich bin der letzte der euch davongejagt sehen will, aber das wird sich Algim kaum gefallen lassen. Je länger ihr zögert, desto eher wird er zuschlagen. “ ,, Sie wollte noch einmal zurück.“ , schaltete sich Armell ein. ,, Kasran sollte die Wahrheit erfahren, bevor wir gehen. Wir wissen alle, wie euer Vater dazu
steht, aber wenn wir gehen, haben diese Leute zumindest ein Recht auf die Wahrheit.“ Hadrir nickte. ,, Ich kann nicht sagen, das es keine Erleichterung wäre. Auch wenn der König das ganz sicher nicht gerne hört, es würde zumindest Bewegung in die Sache bringen. Die Stadt wird langsam aber sicher immer gefährlicher. Selbst ich kann mich kaum noch ohne Begleitschutz bewegen... Es muss etwas geschehen.“ Das erklärte zumindest, warum er mit so vielen Leuten hier auftauchte, dachte Galren. ,, Momentan können wir nur hoffen, das die Kleine wieder auftaucht.“ , meinte
Hedan, der grade die letzten Anweisungen gab um das Schiff seetüchtig zu machen. Die Immerwind war bereits seit Wochen vollständig repariert und die Laderäume bis zur Decke gefüllt. Es bräuchte nur noch ein Zeichen und sie könnten sich auf den Weg machen. Nach Hause... Galren fühlte sich nach wie vor unsicher bei der Vorstellung, aber... wenn er eines wusste, dann, das es die richtige Entscheidung war. Wenn nicht für ihn, dann für alle anderen. Er konnte nur hoffen, das diese Einsicht nicht zu spät gekommen war. Wie um seine düsteren Vorahnungen zu unterstreichen, hallte ein lautes ,, Stop, im Namen des
Königs!“ von der Mole herauf. Dem Ruf folgte das Scharrende Geräusch von Stahl als Klingen gezogen wurden und die leisen Klicklaute von Abzugshähnen, die gespannt wurden. Hadrir, er und die anderen fuhren sofort herum um zu sehen, was der Grund für den Lärm war. Die Leibwache des Zwergs hatte einen Halbkreis vor dem Aufstieg zum Schiff gebildet, die eine Hälfte von ihnen war auf ein Knie gesunken, die Gewehre im Anschlag, während die andere Hälfte die Lücken zwischen ihnen mit gezückten Schwertern schloss. Eines musste Galren ihnen lassen, auch wenn sie aus den unterschiedlichsten Häusern
zusammengewürfelt waren, der Königswache fehlte es ganz offenbar nicht an Disziplin. Den einzelnen Mann, den sie umringten schien das jedoch wenig zu beeindrucken. Unter dem purpurfarbenen Umhang den er trug schimmerte ein schwerer Panzer, in dem das Wappen des Hauses Mardar gestanzt worden war. Dunkle Augen sahen zu ihnen herauf, während er sich eine Strähne schwarzen Haars aus dem Gesicht strich. ,, Pfeift eure Hunde zurück, Hadrir , bevor ich das Übernehme.“ Algim trat ohne abzuwarten ob der Zwerg seine Männer auch tatsächlich zurückbeordern würde, zwischen ihnen hindurch. Einen
Moment sahen die Wachen unsicher zu Hadrir, der jedoch lediglich mit den Schultern zuckte, bevor sie dem Marschall entgegengingen. ,, Was habt ihr hier zu suchen ?“ , verlangte er zu wissen. ,, Nun es interessiert eure Freunde vielleicht, das euer Plan gescheitert ist.“ Die Stimme des Mannes troff geradezu vor Selbstgefälligkeit, während er am Anfang der Laufplanke stehen blieb. ,, Ihr könnt nicht wirklich jemals geglaubt haben, jemand würde eure Lügen schlucken. Auch wenn ich fürchte, das Kasran nach wie vor viel zu viel Nachsicht mit euch zeigt, die Gejarn ist wieder in unserer
Hand.“ ,, Was habt ihr mit ihr gemacht ?“ , verlangte Galren zu wissen. Alle seine Vorahnungen schienen sich grade zu bewahrheiten... ,, Noch gar nichts. Und leider wird das auch so bleiben. Mein Thane hat kein Interesse daran euch für eure Dreistigkeit eine Lektion zu erteilen, im Gegensatz zu mir. Die Kleine lebt... und ihr könnt sie mitnehmen, so fern ihr tut, was ich verlange. Ihr werdet die Stadt verlassen, sobald man sie euch übergibt. Der König wird zugegen sein, deshalb treffen wir uns morgen früh auf dem Damm. Solltet ihr nicht auftauchen, stirbt
Elin.“ ,, Wir ziehen gleich jetzt ab.“ , erklärte Galren. ,, Nur... lasst sie gehen. Merl schüttelte den Kopf. ,, Es muss einen besseren Weg geben, wir können diese Leute nicht ihrem Schicksal überlassen.“ ,, Können wir schon.“ , bemerkte Naria und die Kälte in ihrer Stimme schien selbst Algim kurz dazu zu bringen seine Selbstsicherheit zu verlieren. ,, Wie könnt ihr so etwas sagen ?“ , fragte der junge Magier aufgebracht. ,, Weil es die Wahrheit ist, Merl. Weder wollen diese Leute unsere Hilfe noch glaube ich, das sie sie verdienen. Das geht jetzt lange genug
Algim.“ ,, Damit zumindest habt ihr recht. Aber wenn ihr glaubt, das wir unseren Zeitplan den Wünschen irgendeines...Fremden anpassen, dann habt ihr euch getäuscht. Morgen früh. Und dabei bleibt es. Ihr kennt die Bedingungen und es gibt nichts zu verhandeln. Und ehrlich gesagt wenn es nach mir ginge, würde ich die Kleine töten und euch gleich mit. Also bitte... tut mir den gefallen... versucht mir weiter irgendwelche Bedingungen zu stellen... “ ,, Ihr vergreift euch im Ton, Algim.“ Ohne das sie etwas davon mitbekommen hatten, hatte sich Hadrir zwischen
Galren , die anderen und den Marschall geschoben. ,, Und ehrlich gesagt, bin ich es für heute leid freundlich zu sein. Ihr habt gesagt, was ihr zu sagen hattet. Ich schlage vor ihr verschwindet.“ ,, Und wenn nicht ?“ , funkelte Algim ihn herausfunkelnd an. ,, Ich hatte gehofft, ihr würdet fragen. Männer, wenn dieser... Bastard bei drei noch hier ist, nehmt ihn in Gewahrsam. Wenn er sich wehrt, tötet ihn. Es ist mir völlig egal, was der König davon halten mag, ich habe euch aufgefordert zu gehen... und diese Leute stehen unter meiner Verantwortung. Es ist mein gutes Recht, dem Nachdruck zu verleihen...“ Einen Moment blieben sowohl der
Marschall als auch Hadrir stehen wo sie waren, keiner bereit zurückzuweichen, oder Aufzugeben. ,, Eins...“ ,, Glaubt ihr wirklich ihr könnt mir drohen ?“ ,,Glaubt ihr ,ihr wollt das herausfinden ? Zwei...“ ,, Ich werde euch genau so sterben sehen, wie die Fremden die ihr zu schützen versucht.“ ,, Drei.“ Hadrir sah den Mann nur mit kaltem Blick an. Doch keiner seiner Männer rührte sich. Algim fing an zu lachen. ,, Ich wusste ihr habt nicht den Mut dazu.“ , sagte er höhnisch. ,, Ich wusste
ihr...“ Hadrir schlug schneller zu, als Galren der Bewegung folgen konnte. Zwar trug der Marschall einen schweren Körperpanzer, doch sein Gesicht war frei. Heulend stolperte er zurück , als die behandschuhte Faust ihn traf. Er meinte Blut zwischen den Fingern des Marschalls hervorsickern zu sehen, als er halb blind vor Wut und Schmerzen die Planke hinab stolperte. ,, Muss ich mich noch deutlicher Ausdrücken ?“ , fragte Hadrir, der ihm folgte, bereit nachzusetzen. An den Panzerschuppen au der Rückseite seines Handschuhs hingen einige feine, rote
Sprenkel. ,, Das werdet ihr bereuen...“ , presste Algim hervor, ehe er sich mit einem Ruck umdrehte und die Mole hinab verschwand. ,, Ich hoffe wirklich ich sehe diesen Kerl nie wieder.“ , bemerkte Armell , während sie ihm nachsahen. Besorgt sah sie zu Hadrir, der den Handschuh abstreifte und einfach neben sich fallen ließ. ,, Aber was ist mit euch ? Wird das keine Folgen für euch haben ?“ ,, Und wie.“ , antwortete der Zwerg, grinste dabei jedoch von Ohr zu Ohr. ,, Oh ja, ich werde mir die Standpauke meines Lebens dafür anhören dürfen, vielleicht muss ich mich sogar mit einem
anderen Mardar duellieren... aber wisst ihr was ? Das war es mir absolut wert... Ich fürchte nur, es wird Elin wenig nützen...“ ,, Wir können sie nicht befreien, oder ?“ , fragte Galren betrübt. ,, Nein. Ich fürchte nicht. Damit werden sie jetzt spätestens rechnen... Ich glaube wirklich, wir können diesmal nur tun, was sie verlangen.“ ,, Das werden wir noch sehen.“ ,murmelte Merl, der Naria einen strafenden Blick zuwarf. Untypisch für den Magier, aber die Gejarn schien sich ohnehin kaum daran zu stören. ,, Ich sage nur wie ich die Dinge sehe. Es tut mir leid... aber wie Hadrir schon
sagte, diesmal haben wir keine Wahl...“
Terazuma Hi Eagle! Was für ein Ekelpaket! - ich meine natürlich Algim! ^^ Aber wenigstens hat Hadrir es genossen ihm 'die Fresse zu polieren'.XDDD Man konnte es so richtig spüren.^^ Und ich gebe Naria völlig recht. Die Zwerge wollen gar nicht, dass man ihnen hilft und mit ihrer Ignoranz haben sie es auch gar nicht verdient. Einzelne wie Hadrir schon, aber der weiß ja wie die Dinge stehen. ^^ LG Tera |
EagleWriter Die Szene hat auch Spaß gemacht zu schreiben.^^ lg E:W |
abschuetze Zwerge ... ts ts ts ... stur ... anstatt froh zu sein, dass die Fremden jetzt schon weg wollen, nee müssen auf den nächsten Tag bestehen und nur nix glauben, was andere sagen ... ts ts ts LG von Antje |
EagleWriter ^^ lg E:W |