Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.
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Armell ging unruhig vor dem Tor zum Thronsaal auf und ab. Sie und Hadrir warteten jetzt seit fast zwei Stunden darauf, dass der König sie endlich rufen ließ. Unruhig wanderte sie über den Kreuzweg zwischen den Gärten in der Vorhalle des Palastes. Das beruhigende Plätschern des Wassers hörte sie kaum, so wie sie geflissentlich die Blicke der Palastwachen ignorierte, die ihr bei jedem Schritt folgten. Fast die Hälfte der Männer war Mardar, wie Armell mit einigem Unbehagen feststellte. Wenn sie wollten, wären sie
tot. ,, Der König steht zu seinem Wort.“ , meinte Hadrir, der ihre Unruhe wohl spürte. ,, Er wird uns nicht versetzen.“ ,, Das nicht, aber die Wachen eures Vaters sehen aus, wie hungrige Löwen.“ ,, Sie werden hier drinnen nichts versuchen.“ , erklärte der Zwerg düster. ,, Nicht wenn Algim seinen Kopf behalten will. Ein Angriff im Königspalast wäre eine offene Kriegserklärung an alle Häuser.“ Zumindest an alle Häuser, die den König unterstützten, dachte Armell. Aber wie viele waren das überhaupt noch ? Die Hälfte ? Ein Viertel ? ,, Wie viele Anhänger hat König Brunar
den noch ?“ ,, Etwa die Hälfte aller Häuser steht mittlerweile auf der Seite der Isolationisten, wo die Prophetenanhänger etwa ein Drittel ausmachen. Der Rest verteilt sich auf Königstreue und Unentschiedene, meist die kleineren Häuser ohne eigenes Militär. Ja ich weiß… das klingt nicht gut. Aber der König wird uns nicht enttäuschen.“ ,, Und da seid ihr euch sicher ?“ ,, Ich war es einmal.“ , gab Hadrir zu. ,, Und ich bedaure zu tieft, was die Jahre aus ihm gemacht haben. Mein Vater hat nicht mehr den Mut den Häusern entschlossener entgegenzutreten fürchte ich. Das war nicht immer so, es gab eine
Zeit, da hatte das Wort des Königs Gewicht aber… in den letzten Jahren hat er immer mehr zugelassen dass wir zerbrechen. Diese Stadt, die Häuser… und ich glaube mit ihm hat es seinen Anfang genommen. Der König ist nicht mehr der Mann, den ich einmal kannte… verzeiht.“ ,, Das ist doch nicht eure Schuld.“ Armell sah den Zwerg mitleidig an. Was konnte Hadrir dafür, dass sein Vater jetzt, wo es darauf ankam, versagte? Nichts. Wenn es jemanden in dieser Stadt gab der wirklich alles tat um ihnen zu helfen, dann doch er. ,, Hört auf euch etwas einzureden für das ihr nichts
könnt.“ ,, Und was wisst ihr schon davon ?“ , fragte der Zwerg plötzlich gereizt. ,, Ich habe zugesehen, wie diese Stadt langsam vor die Hunde geht und ich kann nichts aber auch gar nichts mehr dagegen tun. Vielleicht hat Vater am Ende Recht…“ Hadrir ließ sich auf die steinerne Ummauerung eines der Gärten sinken, die Hände resigniert im Schoß gefaltet. ,, Wir würden zumindest Zeit gewinnen… ohne euch.“ ,, Hadrir…“ ,, Aber ist es nicht wahr ?“ , fragte er leise. ,, Mein Volk lebt lange, Armell. Wir sind normalerweise langsam, handeln selten überstürzt… doch seit
eurer Ankunft hier hat sich mehr verändert als in dem Jahrzehnt zuvor. Die Lage war zumindest halbwegs stabil… Also sagt mir, was wisst ihr schon davon?“ ,, Eine Menge.“ , antwortete sie und setzte sich zu ihm. ,, Wisst ihr meine Heimat wurde vor zwanzig Jahren von einem Krieg erschüttert. Der Adel Cantons zerstritt sich über die Nachfolge unseres alten Kaisers, obwohl sein Erbe längst anerkannt worden war. Ein Teil der Lords und Fürsten allen voran ein Mann namens Andre de Immerson schlossen sich zu einem Bund zusammen um den Kaiser zu stürzen und das Reich unter ihre Kontrolle zu bringen.
Ungeachtet aller Eide die sie geschworen hatten. Dieser Krieg hielt kein Jahr an, doch hat er das Land zerschmettert, fast keine größere Stadt im Land war unbeschädigt geblieben und die Toten sind angeblich erst zwei Jahre später alle begraben gewesen.“ ,, War ihr Verrat den Gerechtfertigt ? Ist ein König schwach, wen wundert es, das sich seine Untertanen gegen ihn wenden. Vielleicht ist es sogar besser, als wenn man ihn regieren lassen würde.“ ,, Ich bezweifle es. Sie mögen den neuen Kaiser, Kellvian Belfare , für schwach gehalten haben ja… aber es ging nie darum das Imperium zu sichern. Der
neue Kaiser hatte erst kurz vor Ausbruch der Kämpfe Frieden mit einem der ältesten Feinde Cantons geschlossen, etwas das vorher für Unmöglich angesehen wurde und das ohne einen einzigen Mann zu verlieren oder einen Fuß breit Boden abgeben zu müssen. Nein, sie hatten nur die Gelegenheit gewittert, das Chaos auszunutzen und sich zu bereichern. Kein einziger dieser Fürsten kann von sich behaupten nur aus Sorge oder Selbsterhaltung gehandelt zu haben.“ ,,Warum erzählt ihr mir das alles?“ Der Zwerg machte eine wegwerfende Handbewegung und sah sie verständnislos an. ,, Es hat nichts mit
mir zu tun. Weder beabsichtige ich meinen König zu hintergehen noch wäre ich in der Lage dazu.“ ,, Ich erzähle euch das, weil meine Eltern Teil dieses Verrats waren, Hadrir. Sie schlossen sich Andre und seinem Bund an als dieser auf der Höhe seiner Macht war. Nicht vorher. Nicht später. Sondern in dem Moment wo es ihnen…günstig erschien. Ich habe lange Zeit gedacht, ich sei mit dafür verantwortlich, Hadrir. Das ihre Schuld auch meine wäre. Aber das ist es nicht. Es ist mir nicht möglich, Dinge die geschehen sind wieder gut zu machen. Aber ich muss mich deshalb nicht dafür schämen als wer oder was ich geboren
wurde. Meine einzige Aufgabe ist, mit diesem Erbe zu leben und den Fehler nicht zu wiederholen. Also sagt mir… welche Schuld tragt ihr da?“ ,,Keine Schuld, Armell.“ , erklärte Hadrir und rang sich zu einem blassen grinsen durch. ,, Verantwortung. Und ihr habt Recht. Vielleicht sollte ich aufhören mir die Schuld für Dinge zu geben die ich nie beeinflussen konnte oder wollte. Und vielleicht fangen wir hier damit an…“ Der Zwerg stand auf und bedeutete ihr einfach, ihm zu Folgen. Mit entschlossenen Schritten trat er auf die Wachen am Tor zum Thronsaal zu. Beide Männer waren schwer bewaffnet und in
die verzierten Brustpanzer, die sie trugen, war das Wappen des Hauses Mardar, Spitzhacke und Balken, eingraviert worden. ,, Ich nehme an der König hat noch nicht nach uns gerufen ?“ , wollte Hadrir wissen. ,, Nein, Herr.“ So höflich die Worte waren, Armell kam nicht darum herum die Feindseligkeit zu bemerken, mit der die beiden Männer sie musterten. ,, Und wie ihr wisst, er ist ein beschäftigter Mann. Ich würde euch empfehlen einfach Morgen wiederzukommen.“ ,, Nein, das glaube ich nicht.“ , erwiderte der Zwerg ruhig. ,, Mein Vater wird mich empfangen. Ich habe ihm das
Versprechen angenommen, dass er die Fremden heute noch anhören würde. Ich bin sicher euch liegt nichts daran euren König zu entehren. Also wenn ihr uns passieren lassen würdet, werde ich ihn gerne für euch daran erinnern…“ Der Wachposten knirschte mit den Zähnen, während er wohl überlegte, wie er Hadrir doch noch abweisen konnte. ,, Ich werde den König selber fragen.“ ,, Und ihm sagen das ihr seinen Sohn vor der Tür habt stehen lassen ?“ , warf Armell ein. Das ging jetzt lange genug. Entweder Brunar Silberstein empfing sie jetzt oder sie würden auf seine Hilfe verzichten. Zum Spielball machen ließ sie sich nicht mehr. ,, Oder werdet ihr,
sobald wir durch diese Tür gehen euren Thanen informieren, damit er auch ja jedes Wort das wir sprechen mitbekommt ?“ ,,Vorsicht…“ Der Mann lies eine Hand in Richtung Schwertgriff wandern, doch Hadrir war schneller und legte seine Hand wiederum auf die des Wächters. ,, Zieht eure Waffe in diesen Hallen und ich werde dafür sorgen das morgen früh von eurem Haus nur noch Ruinen übrig sind. Darauf könnt ihr euch verlassen.“ ,, Das will ich sehen.“ ,, Gut. Versucht es. Greift an. Aber wenn ihr das tut, glaubt mir, ihr beide werdet heute noch sterben. Wenn nicht durch unsere Hand dann durch Kasrans.
Glaubt ihr euer Thane wird zwei Meuchelmördern Zuflucht gewähren und sich damit vor der ganzen Stadt entehren? “Hadrir flüsterte nur, doch die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Mann schien sichtlich in sich zusammenzuschrumpfen obwohl sein gegenüber unbewaffnet war. ,, Also. Wärt ihr nun so freundlich, dieses Tor zu öffnen?“ Der Posten zögerte noch einen Moment, dann jedoch gab er seinem Gefährten ein Zeichen und beide traten zurück um die schweren Flügeltüren aufzustoßen. Hadrir trat gefolgt von Armell in den von Feuerschalen erhellten Thronsaal. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, die
Halle überfüllt vorzufinden, so lange wie man sie hatte warten lassen, doch das Gegenteil war der Fall. Lediglich ein halbes Dutzend Zwerge in bunten Seidengewändern waren Anwesend und die meisten von ihnen verschwanden, sobald die zwei eintraten. Wohin konnte die Adelige nicht sicher sagen, vielleicht durch geheime Durchgänge in den mit geschliffenen Kristallscheiben behängten Wänden. Burnar Silberstein saß inmitten des Kristall-Throns. Der violette Schimmer der von den Steinen ausging ließ den Mann noch älter wirken. Mit düsteren, ausdruckslosen Augen sah er zu, wie die Armell und Hadrir die Halle hinab auf
ihn zukamen. Heute gab es hier keine Wachen, wie die Adelige überrascht feststellte. Offenbar hielt der König auch seine Posten außerhalb des Thronsaals… ,,Vater. Wir wissen beide, das es so nicht weiter geht.“ , rief Hadrir, noch bevor sie den Thron ganz erreichten und ohne sich zu verbeugen. ,, Siehst du, was aus unserer Stadt wird ? Wer alles unter deiner Sturheit leidet?“ Der Zwerg schien endgültig genug zu haben, als er auf das Podest stieg auf dem der Thron stand. Armell sah wie Hadrir zitterte, doch nicht vor Angst, sondern unterdrückter Wut. ,, Und glaubst du ich leide nicht
darunter ?“ , fragte Brunar leise. ,, Nein. Und doch lässt du zu, dass die Mardar tun und lassen, was sie wollen? Bist du der König oder nur ein Zuschauer, das dein Wort in dieser Stadt nichts mehr zu gelten scheint!“ ,, Ich habe eure Freunde gewarnt.“ , erklärte er und sein Blick wanderte zu Armell. ,, Was jetzt geschieht liegt schlicht nicht mehr in meiner Macht, sondern on der Kasrans.“ ,, Oh doch, wir beide wissen das du sehr wohl etwas tun könntest!“ , fiel ihm Hadrir ins Wort, bevor Armell auch nur die Gelegenheit hatte, selber etwas zu erwidern. ,, Und glaub mir, ich gehe nicht bevor du es
tust.“ ,, Du vergreifst dich im Ton, Hadrir.“ Auch wenn es wohl wie eine Warnung klingen sollte, der König klang so müde, Armell war sich nicht sicher ob sie je einen Mann gehört hatte, der sich so…hohl anhörte. So absolut erschöpft. ,, Ich werde keinen Bürgerkrieg für irgendeine dahergelaufene riskieren, die sich nicht an ein paar simple Regeln halten konnte. Sag das deinen…Freunden auch ruhig so.“ Die müde Stimme des Königs schien Hadrirs Zorn abzukühlen wie ein Guss kaltes Wasser. Trotzdem war der Zwerg noch nicht bereit, klein bei zu geben. ,, Und wenn nicht, was dann, Vater ?“ ,
fragte er. ,, Tust du dann endlich etwas, ja ? Lässt du mich dann aus dem Palast werfen?“ ,, Die Unsterblichen mögen verhindern, dass es so weit kommt.“ Er hatte nicht Nein gesagt, dachte Armell. Hadrir schien seine ganze Frustration, die ganze Wut und alle Schuldgefühle mittlerweile gegen den König zu richten. Aber ihr war klar, dass sie so nichts erreichten. Vielleicht war es Zeit, einen etwas versöhnlichen Ton anzuschlagen. ,, Wir kamen unter eurem Schutz in diese Stadt, Herr… Ich verstehe nicht, wie ihr das ignorieren könnt.“ ,, Ich ignoriere Mardars Taten nicht.“ , erwiderte der König.,, Aber ich habe zu
aller erst meine Stadt zu schützen. Ihr wurdet mehrfach gewarnt. Und doch habt ihr euch entschieden zu bleiben. Jeder Versuch eure Freundin mit Gewalt zu befreien würde zwangsweise im Chaos enden. Freiwillig werden die Mardar nicht nachgeben. Und militärisch gegen ihn vorzugehen bedeutet einen Eklat ohne gleichen… Das würde uns direkt in einen Bürgerkrieg führen.“ Hadrir schüttelte den Kopf. ,, Vater, da sind wir längst. Nur das er noch nicht offen geführt wird.“ ,, Es ist zu riksant.“ ,, Riskanter als wenn eure Leute verdursten ?“ , fragte Armell und bereute es gleich darauf. Sie hatte sich
eigentlich vorgenommen diplomatischer vorzugehen, aber Brunars komplette… Schicksalsergebenheit machte das schlicht unmöglich. Der Mann legte die Hände in den Schoß, während seine Welt brannte und hoffte, der nächste Regenschauer möge die Flammen für ihn löschen, bevor sie ihn erreichten. ,, Ich glaube ihr versteht nicht, wie gefährlich ein offener Krieg wirklich für uns ist. Unserem Volk werden nur selten Kinder geschenkt. Ein bitterer Ausgleich für unsere Leben, die Jahrhunderte dauern können. Ein Toter ist nicht leicht zu ersetzen, doch stellt euch vor was ein wahrer krieg uns abverlangt. Es würde unser Ende bedeuten oder wir bräuchten
Jahrhunderte um uns wieder davon zu erholen. Deshalb ist, was der Prophet vorschlägt ja auch Wahnsinn. Wir können keine Risiken eingehen, wie euer Volk. Das Wasser hingegen reicht noch auf Jahre hinaus. Wir werden neues finden…“ Damit schien die Sache für den König beschlossen zu sein. ,, Möget ihr recht haben.“ , murmelte Armell. ,, Ich an eurer Stelle würde mir nur Sorgen um Mardar und ihren Thanen machen. Der Mann ist selbst für einen Zwerg uralt. Und das nicht, weil er zimperlich wäre. Im Gegenteil. Er weiß genau was er tut… und mir sind die Hände gebunden. Am besten ihr tut
einfach, was sie verlangen…“ ,, Also lässt du uns wieder mit leeren Händen abziehen ?“ Hadrir sah den König nur fassungslos an. ,,Es tut mir leid. Aber ich werde euch in vier Tagen begleiten. Mardar wird sich an seine Abmachung halten, das zumindest kann ich sicherstellen. Aber mehr werde ich nicht tun…“ ,,Aber…“ , setzte Armell an. ,, Das ist mein letztes Wort. Geht nun, bevor ich dafür Sorge das man euch entfernt.“ Die Sonne brachte das Meer jenseits des
Hafens zum Leuchten. Unerbittlich brannten ihre Strahlen auf den dunklen Granit der Stadt herab und trieben die meisten ihrer Bewohner in den Schutz ihrer Gärten und Häuser. Sie jedoch hatten sich an Deck der Windrufer versammelt und warteten ungeduldig darauf, dass sowohl Armell als auch der Zwerg von der Entscheidung des Königs berichteten. Lias schüttelte nur fassungslos den Kopf, als die beiden von ihrer Audienz berichteten. Und auch Galren glaubte jedem Wort glaubte er weniger, was er zu hören bekam und doch… es schon zu sehr zu dem zu passen, was sie bisher in dieser Stadt erlebt hatten. In seinem Inneren
brodelte es. ,, Ihr meint er wird allen Ernstes einfach.. nichts tun?“ , fragte der Löwe. ,, Es sieht so aus.“ , erklärte Armell erneut. ,, Der König scheint überzeugt, dass es keinen Weg gibt, wie er uns helfen könnte… oder wollte, glaube ich eher.“ Betretenes Schweigen senkte sich über die kleine Gruppe an Deck. Merl hatte sich auf einem Fass unter dem repartierten Schiffsmast niedergelassen. Naria schwieg zu all dem, wie sie es auch sonst so oft tat und Galren schloss lediglich die Augen. In seinem Kopf hämmerte es. Der König war ihre letzte Chance gewesen…Hadrir wagte es kaum
von seinem Platz direkt an der Laufplanke zum Hafen aufzusehen, wohingegen weder Lias noch Hedan lange stillzustehen schienen. Beide Männer liefe unruhig an Deck auf und ab, der eine in eigene Gedanken gesunken, der andere Laut fluchend. ,, Ich sage es reicht.“ , erklärte der Kapitän kalt. ,, Hadrir, wenn euer Vater nichts unternehmen will, dann müssen wir das eben selber tun. Es geht hier nicht um einen seiner Leute sondern um einen der unseren…“ Lias stimmte ihm mit einem Nicken zu. ,, Das Haus ist nur schwach bewacht. So wie es aussieht, verlassen sie sich darauf, dass wir den Frieden des Königs
halten. Aber wenn wir geschlossen zuschlagen… dann haben wir eine Chance.“ ,, Sagt mir nur Bescheid, wenn ihr losschlagen wollt.“ , antwortete Hedan. ,, Ich stehe in jedem Fall hinter euch. Mir bedeuten eure Gesetze und eure Politik nichts, Zwerg. Die Kleine hingegen schon. ,, Euer Vater würde das kaum dulden, oder ?“ , fragte Galren. Ihm gefiel die Idee nicht. Nicht weil Brunar befürchtete, dass es einen Bürgerkrieg auslösen konnte, aber wenn sie ein Haus angriffen… dann waren ihre Tage in dieser Stadt gezählt und zwar sofort. Er hätte keine Chance mehr, irgendetwas in
Erfahrung zu bringen. Endgültig. ,, Der König kann einen offenen Angriff auf ein Adelshaus niemals einfach ignorieren.“ , erklärte der Zwerg derweil und bestätigte damit Galrens Befürchtungen. ,, Vermutlich werden wir fliehen müssen, sobald wir Elin haben. Dadurch machen wir uns die ganze Stadt zum Feind und der König wird uns ausweisen wenn nicht sogar in Ketten legen. Letzteres, Vorausgesetzt man erwischt uns. Sobald wir Elin haben, müssen wir weg.“ ,, Uns ?“ , wollte Armell wissen. Der Zwerg nickte und zog den Streithammer aus einer Schlaufe an seinem Gürtel. ,, Es ist mir herzlich
egal. Ich bin dabei, was immer ihr auch tut. Soll mein Vater entschieden ob ihm sein falscher Friede oder sein Sohn wichtiger ist. Meine Entscheidung steht jedenfalls.“ Hadrir grinste, bevor er die Waffe wieder sinken ließ. Die ganze Haltung des Zwergs schien sich etwas verändert zu haben, wirkte freier, als noch einige Augenblicke zuvor. ,, Das geht zu weit.“ Galren sah einen Moment nur wortlos von einem zum anderen. ,, Der König wird uns davonjagen.“ Es war eine Feststellung keine Frage. ,, Und ?“ , wollte Merl wissen. ,, Galren, wir ersparen Elin ein Tage der Gefangenschaft. Und das setzt voraus,
das Algim überhaupt daran denkt sich an sein Wort zu halten. Besser jetzt… als vielleicht nie.“ Galren seufzte. Wie sollte er ihnen den klar machen, dass es einfach… wichtig war, das er mehr Zeit bekam. Ihm war klar, dass die anderen einfach nicht sehen konnte, wie greifbar die Lösung zu allem sein musste. Und erst seine Begegnung mit dem Mann in der Weststadt. Sie konnten noch nicht weg, das war einfach unmöglich. ,, Sieht den niemand außer mir, das wir uns damit alle unsere Chancen zerstörten ?“ ,, Eine Chance auf was, Galren ?“ , fragte Lias. ,, Ich habe es dir schon einmal gesagt, solange diese ganze Stadt
scheinbar nur das Ziel kennt uns loszuwerden… ist es vielleicht das beste ihr diesen Gefallen zu tun. Ich weiß wie es dir dabei geht aber… wir reden hier davon, dass du das Leben von jemand riskieren willst. Für nichts. Ich kann dir dabei nicht helfen, Galren… ich sage, wir holen Elin, heute noch, dann sehen wir zu das wir hier wegkommen und in ein paar Jahren, wenn man uns vergessen hat, können wir versuchen noch einmal zurück zu kehren. Vielleicht stehen die Dinge dann anders.“ ,,Vielleicht…“ Galren wendete sich von dem Gejarn ab und sah aufs Meer hinaus. In Richtung Heimat. Ein ferner Teil von ihm wusste, dass es das richtige wäre.
Der andere jedoch war absolut davon überzeugt dass er nicht gehen durfte. Verließen sie die Stadt jetzt würde er nie zurückkehren… und niemals seine Antworten finden. Für immer getrieben von dem, was er nicht wissen konnte. Aber bist du das nicht längst? Galren wischte die Frage weg, wie eine lästige Fliege. Seltsamerweise war es ausgerechnet Naria, die ihm plötzlich zur Hilfe kam. ,, Ich muss Galren allerdings teilweise recht geben. Es wäre keine gute Idee, einfach das Anwesen der Mardar zu stürmen. Wenn auch nicht aus seinen Gründen. Wenn wir Elin nicht finden, wenn sie beispielsweise woanders
untergebracht ist oder Algim sie versteckt, was tun wir dann? Ich meine nachdem wir grade sämtliche Gesetze dieser Stadt auf einmal gebrochen haben? Ohne sie fliehen?“ ,, Wir können doch nicht einfach abwarten ! , warf Hedan ein. Die Gejarn schüttelte den Kopf. ,, Das sage ich ja nicht, aber… vielleicht haben wir wirklich die beste Chance, alle Heil aus der Sache raus zu bringen, wenn Algim sie freiwillig rausgibt.“ ,, Ich glaube da kennt ihr ihn schlecht.“ , meinte Hadrir. ,, Wenn dann müssten wir wirklich abwarten, bis er sich in vier Tagen mit uns trifft und wenn bis dahin kein Wunder
geschieht…“ ,, Auf Wunder können wir kaum hoffen.“ , sagte Armell. ,, Aber wir können selber etwas tun, das ist meiner Meinung nach besser als sich auf die Gnade des Marschalls zu verlassen.“ Galren wendete sich von den Streitgesprächen ab. Sie kamen ja doch keinen Schritt weiter. Die Stimmen der anderen hallten leer in seinen Ohren wieder. Ein Wunder das die Gejarn irgendwie zurück brachte… ja. Das bräuchten sie wirklich. Aber Elins Befreiung würde nichts besser machen. Nicht für ihn. Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass es Totenstill um ihn herum geworden
war. Sämtliche Gespräche waren fast zeitgleich verstummt, während Hedan, Armell und die anderen allesamt auf eine kleine Gestalt sahen, die sich soeben die Schiffswand hinaufzog. Offenbar war sie bis hierher geschwommen. Triefnass und mit zerrissenen und stellenweise verätzten Kleidern. Elin schlotterte vor Kälte obwohl es helllichter Tag war und ihr generell erbärmlicher Zustand wurde durch eine große Platzwunde an ihrer Stirn nur noch unterstrichen. Trotzdem strahlte sie. ,, Das nächste Mal, warn mich bevor ich vom Wasser ins Meer gespült werde.“ , meinte sie an den kleinen Vogel
gerichtet, der auf ihrer Schulter saß. Erst jetzt schien ihr aufzufallen, das sie alle sprachlos anstarrten, als wäre sie ein Geist. ,, Also, ich nehme an ihr habt euch Sorgen um mich gemacht ja ?“
Hatte Galren eben noch gedacht es bräuchte ein Wunder? , fragte er sich. Nun die Kleine hatte ihres offenbar in Sentine gefunden. Nur dummerweise machte das die Sache nicht einfacherer.
Keiner der anderen merkte, wie sich seine Züge verdüsterten, während die Stille endlich brach und sie mit tausend Fragen auf Elin einstürzten…
EagleWriter Das ist Absicht :D. Ich sage mal voraus das nächste Kapitel wird dir nicht gefallen ^^ lg E:W |
abschuetze Dann bin ich ja mal gespannt, wie sich die Mardar verhalten, wenn sie feststellen, dass Elin weg ist. LG von Antje |
EagleWriter Vorausgesetzt sie erfahren es ;-) lg E:W |
abschuetze Du willst sagen, die merken das nicht? Ts ts ts ... kann ich mir nicht vorstellen. Ähm ... du willst Galren jetzt zum Ekel mutieren lassen? :)) |
EagleWriter Lass dich überraschen aber... ich bezweifle das du ihn in ein paar Kapiteln noch magst^^ lg E:W |