Kurzgeschichte
Trauzeuge

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"Kaum hatten sie sich kennengelernt, standen sie vorm Traualtar. "
Veröffentlicht am 29. November 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Kaum hatten sie sich kennengelernt, standen sie vorm Traualtar.

Trauzeuge

Titel

Bitte keine Tränen. Es hatte zwischen uns nicht sein sollen. Auch wenn es oft so aussah. Sich so angefühlt hatte. Freue dich mit ihm und ihr. Es ist ihr Tag und du bist ihr Trauzeuge. Wahrlich, sie sieht immer noch verdammt heiß aus. Aber mehr als Freundschaft wurde nie. Jedes mal wenn wir uns näher kommen wollten, wurden wir gestört. Irgendwer kam hereingeplatzt und zerstörte die Stimmung. Das ist ein eindeutiges Zeichen, das wir nicht zusammen gehören. Auch wenn ich es Schade finde. Ob ich jemals darüber

hinwegkommen werde? Meines Erachtens heiraten sie ziemlich zeitig. Sie kennen sich gerade mal ein Jahr. Wenn das mal gut geht. Mich geht es ja nichts an. Aber sie ist meine beste Freundin und bedeutet mir eben viel. Es tut mir weh, wenn man ihr weh tut. Vor ziemlich genau zwei Jahren wäre es beinahe dazu gekommen. Wir waren auf einer Party gewesen und hatten ziemlich gebechert. Ich brachte sie nach Hause und legte sie in ihr Bett. Dann benutzte ich ihr Klo. Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, schnarchte sie tief und fest. Dabei wollten wir gemeinsam Spaß haben, weil wir zwei schon ewig nicht mehr hatten. Aber das hatten wir

erst nach jeder Menge Rotwein entschieden. Nüchtern wären wir nie auf so eine Idee gekommen. Ich hätte es wie bei meiner Ex machen können und sie einfach besteigen. Aber das konnte ich nicht. Sie war und ist meine allerbeste Freundin und keine Triebbefriedigung. Bei meiner Ex war das was andres. Sie trank nicht. Wenn ich nachts das Bedürfnis hatte, bereitete ich sie darauf vor. Ich war jedes mal darauf aus, das sie mitbekam, das ich an ihr herum spielte und in sie eindrang. Für mich sah es immer so aus. Das es anders war, erfuhr ich erst am Morgen. Sie sieht wirklich wunderschön aus. Wie gern würde ich jetzt ihre Gedanken lesen

können. Will sie ihn wirklich heiraten? Aus Liebe? Ich bin mir nicht so sicher. Mein Gefühl sagt mir, das ich die Hochzeit verhindern sollte. Aber warum? Äußerlich scheint sie mir glücklich. Obwohl...wenn ich sie mir genauer betrachte, sieht sie nicht so glücklich aus. Eher zweifelnd. Was soll ich tun? Dazwischen reden? Ich bin mir noch nicht einmal über meine Gefühle sicher. Einerseits sehe ich sie als meine allerbeste Freundin. Andererseits sehne ich mich nach ihrer Nähe. Ist das Liebe? Ich weiß es nicht. Vielleicht beneide ich sie nur, weil sie jemanden gefunden hat und ich nicht. Immer wieder blickt sie zu mir. Ist das

ein Hilferuf? Was soll ich tun? Sag es mir. Ich bin dumm und verstehe nicht, was du von mir willst. Sprich dich bitte aus. Nichts gegen Hochzeiten. Wenn die Scheidungsrate nicht so hoch wäre...So ändern sich eben die Zeiten. Ganz früher entschieden die Eltern wen man heiratet und mit der, beziehungsweise mit dem, blieb man dann zusammen und zeugte auch Kinder, so Gott wollte. Später durfte ,an selber entscheiden, wen man heiratete und blieb dann mit dem/der ein Leben lang zusammen. Jetzt ist es so, das man zum Standesamt geht, sich trauen lässt und feststellt, das man doch nicht zusammen passt. Siehe meine

Brieffreundin. Zen Jahre glücklich und zufrieden. Zwei Jahre Ehe: Scheidung. Ebenso eine nähere Bekannte. Die war auch nur knapp zwei Jahre verheiratet gewesen. Dann folgte die Scheidung. In den meisten Staaten gibt es keine Zwangshochzeiten mehr. Es wird meist auch nicht mehr aus Liebe geheiratet, sondern aus steuerlichen Vorteilen. So ändern sich die Zeiten. Und so, wie es aussieht, ist es bei ihr auch nicht anders. Ich weiß, das er Vermögen hat. Aber muss man deswegen heiraten? Geld ist doch nicht alles? „Scheiß auf das Geld und werd glücklich!“ Habe ich das grad laut gesagt?

Anscheinend. Wäre wohl besser, wenn ich mich verdrücke. Auch wenn ich ihr Trauzeuge bin. Die Unterschrift kann ich auch später geben. Oder jemand anderes übernimmt das für mich. Peinlich. Aber ich habe recht. Geld allein macht nicht glücklich. Meine glücklichsten Momente haben nie Geld gekostet. Wie oft waren wir kurz davor uns zu küssen und wurden dabei gestört? Ich kann es gar nicht zählen, so oft war das gewesen. - Und wie es aussieht, darf er sie auch nicht mehr küssen.

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