Kurzgeschichte
Schwerer Abschied

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"Am morgen danach wollte ich sie mit eine Frühstück überraschen. Doch jemand weckte sie vorzeitig."
Veröffentlicht am 29. November 2015, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Am morgen danach wollte ich sie mit eine Frühstück überraschen. Doch jemand weckte sie vorzeitig.

Schwerer Abschied

Titel

Beinahe hätte ich die Tasse fallen lassen. Welcher Idiot klingelt an einem Sonntag, zum frühen Morgen, Sturm. Ihr Freund, von dem sie mir erzählt hatte? Nein, das kann nicht sein. Er spricht sie bestimmt nicht mit Sie an und ruft sie mit ihrem Nachnamen. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Hoffentlich hat er sie nicht erschreckt, wie mich. Es war gestern lang geworden und sie braucht ihren Schlaf. Wie heißt sie eigentlich? Gestern hatte sie mir ihren Namen genannt. Aber heute weiß ich ihn nicht mehr. Es sollte eh nur die eine Nacht werden. Dennoch

ist es mir peinlich, das ich in so kurzer Zeit ihren Namen vergessen habe. Das Frühstück wäre so weit fertig. Nur noch den Kaffee in die Tassen füllen und dann ab zu ihr ins Schlafzimmer. Irgendwie muss ich mich ja bei ihr bedanken. Nicht nur deswegen, weil ich durfte, sondern auch, weil ich dank ihr noch nie so gut gewesen war. Wie sie es geschafft hatte, ist mir ein Rätsel. Ist aber auch nicht wichtig. Es war traumhaft schön gewesen. Bis zur Bahre werde ich diese Nacht und sie nicht vergessen. Immer wieder werde ich mich mit Freuden daran zurückerinnern. Als wir uns letzten Abend kennenlernten, waren wir beide nicht gut

drauf gewesen. Wenn ich sie nicht aus versehen angerempelt hätte, wäre ich ihr wahrscheinlich gar nicht richtig begegnet. Wir wären nicht ins Gespräch gekommen und hätten diese wunderbare Nacht nicht verbracht. Deshalb tut es mir auch gar nicht mehr leid, das ich ein wenig Bier über sie geschüttet hatte. Als es geschehen war, tat es mir leid. Mir war es richtig peinlich gewesen. Ich hatte mich mehrfach dafür entschuldigt und versucht, ihr Shirt ein wenig zu trocknen, in dem ich mit ein paar Taschentüchern die Flüssigkeit aufsaugte. Wie ging es dann weiter? Das nächste, an das ich mich erinnere, ist, das wir

uns über unsere Partner unterhielten. Wie enttäuscht wir von ihnen sind. Irgendwann entschlossen wir uns zu ihr zu gehen. Wir waren beide bei Klarem Verstand. Zwar hatten wir etwas Alkohol getrunken. Aber nicht soviel, das wir schwankten, oder nicht mehr wussten, was wir taten. Während wir uns unterhielten, hatten wir so gut wie gar nichts getrunken. Ich hatte mich die ganze Zeit an das eine Bier geklammert, mit dem ich sie übergossen hatte und sie nippte immer mal wieder an ihrem Cocktail. Für mich war es das zweite Bier an jenem Abend gewesen. Wie viel sie getrunken hatte, weiß ich nicht. Betrunken war sie jedenfalls nicht. Nur

deprimiert. Wie ich. Bei ihr unterhielten wir uns weiter. Wir stellten schon in der Bar fest, das wir so ziemlich das Selbe Problem hatten. Darüber redeten wir bei ihr ausführlich weiter. Sprachen uns beide aus. Es tat gut, mit jemanden darüber reden zu können, der einem zuhört und auch versteht. Und dann kam die Nacht. „Hast du mich jetzt erschreckt.“ So sieht sie also bei Tag aus. Noch etwas verschlafen, aber immer noch heiß. Bei diesem Anblick fällt es mir schwer, an etwas anderes zu denken. Geschweige, sie zu verlassen. Der grazile Körperbau. Die dazu perfekt

angepasste Oberweite. Kein Wunder, das ich bei der rau schwach geworden bin. „Was machst du da?“ „Frühstück. Wollte es dir gerade ans Bett bringen. Als kleines Dankeschön für letzte Nacht und das mir zugehört hast. Du bist die erste, bei der ich mich richtig aussprechen konnte und die mich auch versteht.“ „Hör zu; das mit letzter Nacht war ein Fehler...“ Warum sprichst du nicht weiter? Ich höre dir zu? Versuche auch, dich zu verstehen. Dich und dein Verhalten. Es wird doch sicherlich einen tieferen Grund haben, das du mit mir geschlafen hast. Gerade mit mir, den sonst keine

Frau im Bett haben will. Komm in meine tröstenden Arme. Du hast mir gestern viel erzählt. Über die Probleme mit deinem Partner. Warst oft kurz davor zu weinen. Lass es jetzt raus. Schäme dich nicht deiner Tränen. Ich bin für dich da. Dein Helfer in der Not. Du kannst mit mir über alles reden. Siehe gestern. Also sprich mit mir und lass alles raus. Ich werde es auch nicht weitertratschen. An wen auch!? Du riechst gut, obwohl du gerade erst frisch aufgestanden bist. Und anscheinend bist du doch nicht geschminkt, wie ich gestern dachte. Sonst würdest du jetzt ganz anders aussehen. Denn ich glaube nicht, das du

dich erst geschminkt hast und dann in die Küche kamst. Du brauchst das Zeug eh nicht. Dein Gesicht ist makellos. Kein Pickel und keine Falte. Beneidenswert. Wenn ich daran denke, wie meine... „Es tut mir leid. Besser du gehst jetzt.“ „Bist du sicher, dass du jetzt alleine sein willst? Mir scheint es, als läge dir noch einiges auf der Seele. Ehrlich gesagt, hatte ich schon gestern das Gefühl, das du einiges vor mir verbirgst. - Oh, ich sehe schon, wo dein Problem liegt. Mein Freund ist hellwach. Mach dir deswegen keine Sorge. Der legt sich gleich wieder schlafen.“ „Das ist es nicht. Ich wollte einfach nur

wissen, ob es mir liegt. Ob ich nicht mehr begehrenswert bin und er deshalb kein Interesse mehr an mir zeigt. Das war ein verdammt großer Fehler.“ „Also hast du mich indirekt ausgenutzt? Kein schönes Gefühl. Das macht das Ganze irgendwie kaputt. - Im Übrigen bist du eine wunderschöne Frau. Sieh dich mal an. Hast du irgendwelche Makel? Also ich sehe keine. So weit ich dich kennenlernen durfte, bist du eine Frau zum heirateten. Das ist meine Meinung. Steig nicht mit irgendwelchen Typen ins Bett, nur um herauszufinden, ob du es noch kannst. Sieh lieber in den Spiegel. Erkenne wie du bist und was du bist. In

meinen Augen bist du eine liebenswerte, wunderschöne Frau. Und wenn er es nicht erkennt, dann hat er dich auch nicht verdient.“ „Geh jetzt bitte. Ich will allein sein.“ „Nach dem ich dich gesehen und erlebt habe, wird es ihr sicherlich nicht mehr so leicht fallen, mich zu erregen. Außer ich schließe meine Augen und denke dabei an dich.“ Ein Lächeln. Ich habe es mal wieder geschafft, eine Frau zum Lächeln zu bringen. Am liebsten würde ich noch bleiben. Aber ich ziehe mich lieber an und gehe, bevor sie mich so nackt vor die Tür setzt. Warum müssen schöne Momente immer so schnell

vergehen? „Ich lass dir meine Adresse und meine Telefonnummer da. Ruf mich jederzeit an. Auch nachts. - Du hast recht. Es war ein Fehler, das wir das Bett unsicher gemacht haben. Aber es war ein verdammt schöner Fehler. Bekomme ich einen Abschiedskuss?“ Genieße diesen Moment. Nie wieder werden deine Lippen ihre Lippen berühren. „Übrigens, was ich dir sagte, ist mein ernst. Ich wäre stolz, dich als meine Freundin nennen zu dürfen.“ Und wie stolz ich wäre.

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