Kurzgeschichte
Mein neuer bester Freund

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"Ich rettete ihm sein Leben und er zeigte mir mit seinen Blick, wie dankbar er mir war"
Veröffentlicht am 25. November 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ich rettete ihm sein Leben und er zeigte mir mit seinen Blick, wie dankbar er mir war

Mein neuer bester Freund

Titel

Und so was nennt sich Freunde! Geld leihen und nicht zurückgeben. Versprechen machen und nicht halten. Nicht zuhören, aber alles besser wissen. Mir ging das so was von auf den Sack, das ich am Durchdrehen war. Ich hielt es keine Sekunde länger mehr aus. Meine Geduld war am Ende. Entweder ich lief Amok oder ich haute ab. Aus moralischen Gründen, tat ich zweitens. Rannte ziellos herum. Wollte von der Spezies Mensch so weit weg wie möglich. Was lag da eigentlich näher, als in den Tiefen der Wälder die Ruhe zu suchen, die ich dringend benötigte.

Und genau dahin zog es mich. In den tiefen, dunklen Wald. Da, wo es dicht bewaldet war. Als ich dort angekommen war, atmete ich tief durch. Es war eine angenehme Luft. So sauber und rein. Kein Tabakrauch verpestete sie. Hier fühlte ich mich wohl. Leider war dieses Fleckchen Erde sehr Rar. In den letzten Jahrhunderten wurde einfach zu viel Waldfläche gerodet. Vor wenigen Jahren mussten die Kleingärten, in denen ich meine Kindheit verbracht hatte, Einfamilienhäusern weichen. Damit wurde mir ein Stück Kindheit genommen. Als ich mich gerade setzen wollte, erblickte ich einen Wolf. Angst strömte

durch meinen Körper. Starr blieb ich stehen und blickte ihm ins Gesicht. Dann sah ich, das er eingeklemmt war und meine Hilfe benötigte. Irgendwelche Idioten hatten ihren Sperrmüll hier abgeladen und das arme Tier musste nun darunter leiden. Vorsichtig tastete ich mich voran. Redete sacht auf ihn ein. Mir war klar, das er meine Sprache nicht verstand. Hoffte aber, das er verstehen würde, das ich ihm nichts Böses tun wollte. Das ich ihm nur helfen wollte. Während ich mich langsam zu ihm vortastete und schaute, wie und wo er sich eingeklemmt hatte, bemerkte ich, das er angst vor mir hatte. Es half ein

wenig, das ich mich nicht mehr so sehr vor ihm fürchtete. Dennoch blieb der Respekt. Eine falsche Bewegung und seine scharfen, spitzen Zähne würden sich in mein Fleisch bohren. Wahrscheinlich sogar meine Knochen splittern lassen. Behutsam befreite ich seine Pfote. Pustete dabei sanft auf seine Wunde. Als seine Pfote endlich wieder frei war, rannte er nicht gleich davon. Minutenlang starrten wir uns einfach nur an. Dann verlagerte ich meine Position von allen Vieren. Ich setzte mich auf mein Hinterteil und lehnte mich dabei an einem Baum. Der Wolf humpelte auf mich zu und legte seinen

Kopf in meinen Schoß. Meine Furcht, vor ihm, war schon längst verflogen. Noch während ich seine Pfote befreite, wusste ich, das ich keine Angst vor ihm zu haben brauch. Er war mir viel zu Dankbar, das ich ihn aus der Misere befreit hatte. Das sah ich ihm an. Ich streichelte ihn und er ließ es sich gefallen. Mir war es egal, ob er vielleicht Tollwut hatte. Dieser Wolf hatte durch Menschenhand eine kaputte Pfote. Und wenn ich nicht zufällig vorbeigekommen wäre, dann wäre er wahrscheinlich verhungert oder hätte sich seine Pfote abgebissen. Was seine Überlebenschance auch nicht gerade erhöht hatte. Was für Vollidioten laden

ihren Sperrmüll im Wald ab? Mitten in der Natur? Und wenn ich mich nicht irre, war es sogar Naturschutzgebiet. So was gehört eingesperrt. Für immer und ewig. Als der Wolf so in meinem Schoß lag, kam mir der Gedanke, das es vielleicht so angefangen hatte. Einer seiner Vorfahren war in einer Notlage und einer meiner Ahnen hatte ihn daraus befreit. Möglich ist es. Nur schade, das sich die Menschen so sehr verändert haben. So Egoistisch geworden sind. Früher hatten sie im Einklang mit der Natur gelebt. Da durfte noch alles wachsen, wie es wollte. Massentierhaltung war ein unbekanntes

Wort. Sie hatten sich nicht gegenseitig umgebracht... Stundenlang saß ich da und sprach mich aus. Ich hatte das Gefühl, das er mir zuhörte und mich auch verstand. Am liebsten hätte ich ihn mit zu mir genommen. Aber er gehörte in den Wald. Das war seine Wohnung. Da fühlte er sich am Wohlsten. Sofern er nicht in menschlichen Errungenschaften gefangen war. Es wurde mir zu frisch. Deshalb stand ich auf und wollte nach Hause gehen. Vorher nahm ich meinen neuen besten Freund fest in meine Arme und drückte ihn. Er schlabberte mich ab. Der Abschied fiel mir schwer. Aber das hieß

ja nicht, das ich ihn nie wieder sehen würde. Ich konnte jeder Zeit wieder herkommen. Und wer weiß, vielleicht lerne ich eines Tages sogar seine Familie kennen. Werde sein Trauzeuge...

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Superlehrling

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Fynx89 Das ist so schön *___*

Super geschrieben und leider wahr... Aber ich hätte nicht anders reagiert. Denn ich liebe Tiere und heule schon bei Dokus wenn was passiert.

Liebe Grüße


Fynx
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