Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.
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,, Hier ist nichts.“ , rief er und wusste selber nicht, was ihn daran so entsetzte. Götter er wusste nicht einmal, was er hier grade tat. In Galrens Kopf drehte sich alles. Der Altar war auf breiter Fläche zerbrochen, so dass eine Lücke entstand, durch die er ohne Probleme ins Innere des Felsens sehen konnte. Auf den ersten Blick hätte er es trotzdem fast übersehen… Galren fuhr mit einer Hand die glatt geschliffene Aussparung mitten im Fels entlang. Etwas, war im Marmor eingeschlossen gewesen, dachte er. Und von den Umrissen im Stein her wusste er
auch was es war. Das war kein simpler Bruch oder eine Täuschung. Was er dort sah, war die Silhouette eines Schwerts, die sich im Stein abzeichnete. Aber eben nur die Umrisse, von der eigentlichen Waffe fehlte jede Spur. Etwas war hier gewesen. Und er konnte nach wie vor spüren, ein Echo, das durch seinen Geist hallte. Ein Echo so stark, dass es ihn hergezogen hatte. Es war seine Gabe, die Wegfindung die ihn geführt hatte und doch war das Gefühl ungleich stärker und anders. Er hatte keine Kontrolle darüber gehabt. Der Punkt war… es gab hier nichts mehr. Er war zu spät. Und doch konnte es nicht so lange her sein. Der Bruch im Stein war
frisch. ,, Galren ?“ Die anderen kamen nur langsam näher, nun auch Merl im Schlepptau, der ihn besorgt musterte. Sein eigener Schock schien bereits wieder vergessen… oder zumindest konnte er es ziemlich gut verbergen, dachte Galren. ,, Was ist nicht hier ?“ ,, Ich weiß es nicht.“ Er flüsterte die Worte mehr, als das er sie laut aussprach. Nur langsam gewann er die Kontrolle über sich und seine Gedanken zurück. ,, Hadrir… war dieser Altar schon Teil des Tempels als ihr ihn fandet ?“ Der Zwerg nickte. ,, Er steht sogar immer noch am selben Fleck“ , erklärte
er. ,, Er ist auch zu groß um ihn durch die Tore zu bringen und das Gebäude abzutragen nur um einen Stein aus dem Weg zu haben wollte dann auch niemand.“ ,, Und er war schon zerbrochen ?“ Hadrir zögerte. ,, Ja, wie gesagt er war einfach zu groß um ihn zu entfernen, also wurde er zu einem Altar umfunktioniert.“ Galren setzte sich einfach auf eine Kante des Steins und dachte nach. Lügner, dachte er zum wiederholten Mal. Götter was ging in dieser Stadt nur vor sich? Seit sie Canton verlassen hatten, stolperte er praktisch von einem Geheimnis ins andere und nirgendwo war
eine Antwort in Sicht, eine Möglichkeit sich einen Reim darauf zu machen. Etwas war in diesem Stein gewesen und jemand hatte ihn zerbrochen und es an sich genommen. Und das definitiv nicht vor mehreren Jahrhunderten. Aber kannte Hadrir die Wahrheit? Oder erzählte er ihnen nur, was der König von ihm hören wollte? Irgendwie glaubte er nicht, dass der Mann sie gerne anlog, wenn das der Fall war. Es änderte aber nichts daran, dass er die Wahrheit am liebsten aus ihm herausgeschüttelt hätte. Die anderen waren mittlerweile ebenfalls an den Altar herangetreten und sahen, was einmal darin verborgen gewesen war. Aber es nützte ihnen nichts, nur ein
weiteres nutzloses Puzzleteil. ,, Und ihr wisst wohl auch nicht, was einst in diesem Block eingeschlossen war oder wo es hingekommen ist ?“ , fragte Naria, die erneut ihr Buch und nun auch eine kleine silberne Schreibfeder in der Hand hielt. Offenbar waren ihr die ausgebleichten Runen an Böden und Decken des Tempels nun ebenfalls aufgefallen und routiniert begann sie, sie abzuzeichnen. Hadrir musterte sie dabei skeptisch, sagte aber nichts. Wenn er jetzt panisch werden würde, dachte Galren, bräche sein Kartenhaus endgültig zusammen. Der Zwerg konnte nicht erwarten, dass er eine weitere Lüge hinnehmen würde.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Nein, sagte er sich. Das war nicht er. Und er war auch nicht hier um das Rätsel dieses Tempels zu lösen, er wollte etwas über seinen Vater herausfinden. Und wenn er das grade tat ? Hadrir hatte gemeint, sein Vater sei oft hier gewesen und das glaubte er ihm auch. War auch ihm der zerbrochene Altar aufgefallen? Hatte er die gleichen Fragen gestellt? Oder war der Stein damals vielleicht noch intakt… Er wusste nicht welche Möglichkeit ihn mehr beunruhigte. ,, Tatsächlich habe ich mich selbst immer gefragt, was einmal hier war.“ , meinte eine Stimme , die zu einem älteren Zwerg in weißen Roben gehörte.
Vielleicht einer der Priester des Tempels, auch wenn dieser Ort bisher überraschend leer wirkte.Die grauen Haare und die hohe Stirn gaben ihm das Aussehen eines Gelehrten. Aber seine Augen… Panisch huschten sie zu Hadrir der kaum sichtbar nickte. ,,Es scheint jedenfalls zu fehlen.“ ,, Ich verstehe schon.“ , erklärte Galren wütend und stand auf. ,, Ich habe langsam das Gefühl niemandem in dieser Stadt ist daran gelegen mir einmal die Wahrheit zu sagen. Nun gut. Aber glaubt nicht, das ihr mich dadurch schneller los werdet.“ Mit diesen Worten stürmte er an dem alten Mann vorbei und durch die
Tempeltore zurück auf die Straße. ,, Galren, wartet !“ Hadrir setzte ihm als erster nach, bevor schließlich auch die anderen folgten. ,, Ihr könnt nicht einfach da draußen rumlaufen, das ist gefährlich !“ Die misstrauischen Blicke, die man ihm zuwarf, als er sich ziellos einen Weg durch die Straßen bahnte, beachtete er schon gar nicht mehr. Er wollte hier nur weg, am besten so weit wie möglich. Angst sich zu verirren musste er wohl keine haben. Der Tempel und die Mauer waren von überall sichtbar. Mittlerweile konnte er nicht einmal mehr die Schritte der anderen hinter sich hören, nur noch das vereinzelte Klacken von Stiefeln auf
Stein. Solange es nur nicht der Zwerg war, der ihn als erstes einholte..., dachte er. Diese Leute wussten alle etwas, dachte er. Vielleicht nicht genau, was hier gespielt wurde, aber niemand schien gewillt ihm mehr als das nötigste zu sagen. Und hier in der Weststadt hatte er wohl erst recht keine Chance. ,, Galren, werdet ihr jetzt mal langsamer oder muss ich euch ewig nachlaufen ?“ Es war Elin, die als erstes wieder zu ihm aufschloss. Wussten die Götter, wie ausgerechnet sie es geschafft hatte mit ihm Schritt zu halten. Auf der anderen Seite sollte das Mädchen ihn eigentlich längst nicht mehr überraschen können. ,, Wenn ihr wollt.“ , meinte er, wurde
aber trotzdem langsamer. ,,Ich habe langsam das Gefühl, niemand in dieser Stadt will, das wir irgendetwas außer dem nötigsten erfahren. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich hier noch glauben kann. Ich meine… der König sagt mein Vater wäre freiwillig wieder abgereist… aber auch das ist eine Lüge. Irgendjemand hat die Karte versiegelt, die ich bekommen habe. Vielleicht hat man ihn sogar gezwungen zu gehen, so wie sie es mit uns versuchen,, unvorbereitet, so das er wusste das er es nicht zurück schaffen würde. Dann haben sie ihn getötet… das würd zumindest erklären, wieso niemand mir die Wahrheit sagen
will.“ ,,Vielleicht haben sie nur Angst.“ Er lachte. ,, Das bezweifle ich sogar keine Sekunde lang. Panik. Ihr habt den Priester gesehen, oder? Er fürchtete sich irgendetwas Falsches zu sagen… weil Hadrir da war. Hier geht es um mehr als darum, dass man uns nicht leiden kann, Elin. Hier steckt mehr da hinter und ich habe keine Ahnung was. Ich weiß nur das ich langsam anfange diesen Leuten hier genau so wenig zu trauen, wie sie uns.“ ,, Vor ein paar Tagen konntet ihr es noch gar nicht abwarten, das wir unser Ziel erreichen.“ , stellte Elin fest. ,,Ich schätze
mal…“ ,, Das ich das hier nicht erwartet habe.“ , beendete Galren den Satz. ,, Nein. Das hat keiner von uns. Und ich bin kurz davor die Geduld zu verlieren, wenn ich ehrlich bin.“ ,, Geister, das klingt nicht mal mehr nach euch.“ ,,Nein.“ , gestand er. ,, Ich… habe keine Ahnung was eben im Tempel mit mir passiert ist. Und das macht mir mehr Angst als alles andere zusammen. Elin ich hatte keine Kontrolle mehr über was ich tue.“ ,, Würde es helfen wenn ich mich noch einmal für euch umhöre ?“ , fragte sie
schließlich. ,, Das würdet ihr tun ?“ ,, ich bin ein wenig unauffälliger als ihr. Nichts für ungut. Und außerdem nicht kurz davor Hadrir für eine Antwort auf meine Größe zu Recht zu stutzen. Die Leute reden mehr, wenn sie sich unbeobachtet fühlen.“ Galren zögerte. Irgendwie machte es ihn ruhiger seinen ganzen Ärger einfach in Worte zu fassen. Er zwang sich dazu, tief durchzuatmen. Nach wie vor war der Schatten der sich im Tempel auf seinen Geist gelegt hatte nicht ganz gewichen. Und vielleicht würde er das auch nicht, aber zumindest gewann er zunehmend wieder die Oberhand, je mehr seine Wut
sich verflüchtigte. Mittlerweile waren sie stehen geblieben und Galren hörte bald, wie die anderen die Straße hinauf gelaufen kamen. Hadrir hatte sich erstaunlicher weiße an die Spitze gesetzt und obwohl er außer Atem war, schien der Mann ein besserer Läufer als man bei seiner Statur vermuten würde. ,, Alles in Ordnung ?“ , wollte Lias wissen, als er sie schließlich einholte und Galren antwortete mit einem kurzen nicken. ,, Mir geht es… nun besser, denke ich.“ ,, Ich habe doch gesagt ihr sollt stehen bleiben.“ , schnaufte er wütend. ,, Das hier ist nicht die Oststadt, die Leute hier werden es nicht auf sich sitzen lassen,
wenn ihr hier ohne Begleitung herumrennt.“ ,,Sicher.“ , meinte Galren ungerührt. ,, Vielleicht erinnere ich mich wieder daran, wenn jemand hier bereit ist, mit mir zu reden.“ Der Zwerg schüttelte lediglich den Kopf. ,, Ich versuche euch so gut es geht zu helfen.“ , rief er. ,, Wenn das allerdings euer Dank dafür ist, kann ich mir die Mühe auch sparen. Habt ihr eine Ahnung was allein eure Anwesenheit hier anrichten kann?“ ,,Nein, ich…“ Zu seiner Überraschung musste Galren feststellen, dass er dem Mann seine Worte dieses Mal glaubte. Er wollte ihnen wirklich helfen. Aber wie
es aussah, war er wohl selber gebunden. Stellte sich nur die Frage, wer ihm den Mund verbot… Die Antwort schien offensichtlich. Brunar. Wenn jemand wusste was genau damals geschehen war, als sein Vater hier eintraf, dann war das der König. Und offenbar war er darauf aus, es um jeden Preis vor ihnen geheim zu halten. ,, Vielleicht sollten wir einfach zurück gehen.“ Hadrir nickte und mit fügte mit versöhnlicher Stimme hinzu: ,, Ich bezweifle allerdings, das ihr woanders mehr erfahren werdet. Es tut mir wirklich leid. Das könnt ihr mir glauben. Aber diese Stadt ist gegen
euch.“ ,, Und wenn ich mich an die Anhänger eures Propheten wende ?“ ,, Zu welchem Zweck ? Sie werden euch nur das sagen, was der Prophet von ihnen hören will. Wenn ihr glaubt die Isolationisten seien störrisch… Diese Leute interessiert nicht, was in dieser Stadt geschieht, sie haben sie schon aufgegeben.“ ,, Und ihr nicht ?“ ,, Nein.“ Hadrir seufzte. ,, Ihr seid in dunkeln Zeiten hergekommen, aber ich werde nicht zulassen, das diese Stadt wortwörtlich zerbricht. Nicht solange ich etwas dagegen tun kann. Das hier ist unsere Heimat. Aber wenn es sie bleiben
soll müssen die Isolationisten akzeptieren dass wir eben nicht alleine auf dieser Welt sind. Und der Prophet müsste seinen Anhängern klar machen dass man nicht einfach weglaufen kann, wenn die Dinge düster aussehen. Oder besser, wenn einem das jemand einredet.“ Sie hatten sich mittlerweile wieder in Bewegung gesetzt und folgten Hadrir durch einen Bezirk mit kleinen Gebäuden und Hallen, aus denen das Geräusch von Hämmern und das Klicken von Zahnrädern drangen. Selbst unter Galrens Füßen schien der Boden leicht zu zittern. Als würde darunter alles mit Maschinen und Pumpen angefüllt sein
und tatsächlich. Soweit er wusste, lag das wohl durchaus im Bereich des Möglichen. Hatte Hadrir nicht erwähnt, die Zwerge würden ihr Wasser tief aus dem Fels unter der Stadt beziehen? Wenn ja, dann war das hier oben vielleicht so eine Art Zugangspunkt? Als er beim Vorübergehen in eine der Hallen spähte, wusste er, dass er Recht hatte. Gewaltige Apparaturen, deren Funktionsweise er nicht erkennen konnte standen darin und unter dem Lärm den Zahnräder und Federn verursachten, war auch das Rauschen des Wassers zu vernehmen, das in stetigen Strömen aus Röhren und von dort in Behälter aus Stahl und Holz strömten.
Bevor er jedoch dazu kam, danach zu fragen, kamen eine Reihe von Männern in Sicht, die offenbar an der Straße warteten. Als sie die kleine Gruppe erspähten, stellten sie sich ihnen langsam, einer nach dem anderen in den Weg. Galren runzelte die Stirn. Das bedeutete sicher nichts gutes. Hadrir schien das gleiche zu denken, denn ohne zu zögern drehte er sich um und wollte sie den Weg wieder zurückführen. Weit jedoch sollten sie nicht kommen, als sich eine zweite Reihe Männer offenbarte, die wohl im Schatten einer der Hallen gelauert hatte. Sie waren eingekesselt zwischen den dröhnenden Maschinen zu ihrer linken
und Rechten und den ruhig abwartenden Zwergen vor und hinter ihnen…
,, Das hat grade noch gefehlt.“ , murmelte Hadrir. ,, Tut mir einen gefallen und überlasst das reden mir.“
EagleWriter Tja sagen wir was Galren angeht... seine Anwandlungen werden nicht besser. Und auch nicht unbedingt freundlicher^^ lg E:W |
abschuetze Da wird wohl Reden nichts nützen :)) Huuu, da war doch bestimmt das schwarze Schwert in dem Altar. LG von Antje |
EagleWriter Vielleicht nicht, man weiß ja nie ^^ lg E:W |