Romane & Erzählungen
Auf den Scherben einer heilen Welt

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"Auf den Scherben einer heilen Welt"
Veröffentlicht am 08. November 2015, 80 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich beziehe des Öfteren eigene Erfahrungen mit in meine Geschichten ein. Ich hoffe sie gefallen euch.
Auf den Scherben einer heilen Welt

Auf den Scherben einer heilen Welt

wie alles anfing

Mein Name ist Tracy, ich bin 15 Jahre alt und wohne in Berlin. Um genau zu sein, in einem der besten Teile von Berlin. Wir, also meine Mutter, meine Schwester und ich, wohnen in einem großen Penthouse. Mein Stiefvater hat uns vor 2 Jahren verlassen, weshalb wir auch hier hergezogen sind. Seitdem hasse ich ihn! Ich kann es einfach nicht verstehen, warum er das getan hat! Nun versucht mir meine Mutter alle Wünsche zu erfüllen, aber ich hatte keine, die sie erfüllen konnte. Auf jeden Fall noch nicht. Das war genug fürs Erste zu mir und jetzt kommt meine

Geschichte.
Wie jeden Tag ging ich sehr entmutigt in die Schule. Am liebsten wäre ich einfach zu Hause geblieben! Seit circa einem Jahr hasse ich Schule nämlich. Und alles wegen ihr. Wen ich meine? Meine Ex beste Freundin! Früher waren wir aller beste Freundinnen und haben uns alles erzählt und anvertraut. Wir waren die beliebtesten aus der Klasse! Doch dann verliebte sie sich ausgerechnet in MEINEN Freund Tobi! Seit dem an entfernte sie sich immer mehr von mir und jetzt? Jetzt hasst sie mich, hat mir meinen Freund ausgespannt und hetzt auch noch die ganze Klasse gegen mich auf! Nun war es so weit, dass ich nur

noch eine Freundin hatte. Und zwar auf der ganzen Schule. Naja eigentlich 2, meine Mum war auch eher eine Freundin als eine Mutter. Sie ist noch sehr jung, um genau zu sein 30. Mich hat sie schon mit 15 bekommen. Jetzt denken zwar wahrscheinlich viele was für eine Nutte, aber das stimmt nicht! Sie konnte nichts dafür, aber sie stand zu mir, im Gegensatz zu meinem echten Vater! Der ist abgehauen, als meine Mum noch schwanger war! Naja also zurück zur Schule. Ich kam in die Klasse und alle starrten mich nur dumm an, als ich dann an die Tafel sah, las ich nur „Tracy, die dumme fette Kuh!“ Ich schaute auf den Boden und lief auch so zu meinem Platz.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, aber innerlich war ich am Weinen. So etwas musste ich mir jeden verdammten Tag durchlesen und anhören. Es war einfach nur der reinste Horror! Viele denken jetzt bestimmt das ist ein blöder Scherz von denen, doch sie meinen es ernst! Sehr ernst! Sie wollen mich aus der Klasse mobben und schrecken vor nichts zurück. Ich saß so da und wartete nur, dass die fünfte Stunde endlich zu Ende ging. Zwischendurch merkte ich immer wieder, wie mich kleine Papierbällchen trafen. Ich wusste, dass auch dies kein Scherz war. Doch mittlerweile machte mir das nichts mehr aus, da ich sowas jeden Tag

erlebte. Dann klingelte die Schulglocke und ich rannte nur schnell raus. Auf dem Weg nach draußen rammten mich alle zur Seite, doch ich lief einfach weiter. Ich nahm einen Umweg nach Hause. So kam ich nämlich an einem kleinen Stall mit einer riesigen Wiese davor vorbei. Ich blieb stehen und da sah ich sie!

Donna

Eine weiße Schimmelstute kam auf mich zu gerannt. Kurz vor dem Zaun blieb sie dann stehen und schaute mich interessiert an mit ihren schönen großen dunklen Augen. Da schoss auf einmal ein Gefühl der Wärme durch meinen Körper. Das letzte Mal, dass ich das gespürt hatte, war Weihnachten vor 2 Jahren. Da saßen wir noch mit meinem Stiefvater an einem Tisch und Anastasia und ich haben uns gegenseitig ein Freundschaftsarmband geschenkt. Das waren noch schöne Zeiten. Dann riss mich ein Schnauben aus meinen Gedanken und ich sah die wunderschöne

Stute an. Ich streichelte ihr über die Nase und dann klopfte ich auf ihren Hals. Sie wieherte glücklich. Da klingelte auf einmal mein Handy. Ich ging noch etwas abwesend dran. Es war meine Mum, die sich schon große Sorgen machte. „Tracy wo bleibst du denn? Die Schule ist schon seit einer Stunde zu Ende!“ hörte ich ihre Stimme. Ich sagte nur: „Ja ja ich bin gleich da!“ Ich legte auf und steckte das Handy wieder ein. Ich streichelte dem Pferd noch mal über die Nase und sagte dann nur: „Dich nenne ich jetzt Donna, nur ich muss jetzt leider gehen aber ich komme bald wieder versprochen! Also ich hoffe

es zumindenst.“ Also machte ich mich auf den Weg nach Hause. Dort erwartete meine Mum mich schon. Sie guckte mich erst traurig an, aber als sie dann sah, dass ich am lächeln war, musste sie auch lächeln Heute gab es Lasagne zum essen. Und ich hatte auch hier das erste mal seit langem wieder das Gefühl, dass ich ein wenig Hunger hatte. Dieses Pferd ist so wunderbar! Wie es an einem Tag mein ganzes Leben wieder so schön machen kann? Einfach toll! Nun war es schon früher Abend und die Sonne ging unter. Der Himmel war orange-gelb gefärbt. Es war wunderschön. Ich saß in meinem Zimmer

auf meinem Bett und freute mich schon auf den nächsten Tag, wenn ich wieder zu Donna kann. Als ich daran dachte, bekam ich ein Lächeln ins Gesicht. Da kam meine Kleine Schwester Leyla mit ihren 2 Puppen in mein Zimmer und wollte mit mir spielen. Es war Barbie und ihr Pegasus. Sie guckte mich so süß an, da konnte ich einfach nicht nein sagen. Wenn sie so guckt, kann niemand Nein sagen. Egal wozu. In dem Augenblick würde man einfach alles machen. Doch langsam wurde ich müde und außerdem wollte ich am nächsten Tag früher aufstehen, damit ich noch zu Donna kann.

Am nächsten Tag klingelte mein Wecker schon um 5:00 Uhr anstatt um 6:00 Uhr. Alle waren noch am schlafen und ich nahm mir nur ein Apfel und ein Brot mit. Ich lief so schnell wie möglich zu Donna und da kam sie auch schon angaloppiert. Ich kletterte unter dem dunkelbraunen Holzzaun hindurch auf die Wiese. Dann setzte ich mich auf die grüne, noch nasse Wiese und sie kam direkt zu mir. Ich gab ihr den Apfel den sie schmatzend aufaß. Dann streichelte ich ihr den Kopf. Wieder wieherte sie und ich lachte nur. Es tat einfach so gut, ein Lebewesen zu haben, welches so warmherzig war wie

sie. Viele würden sagen 'das ist doch nur ein Tier', aber für mich ist es das nicht, es ist einfach ein Lebewesen was man gar nicht mit Worten beschreiben kann. So gutherzig, nie wütend, verzeihend und süß. Immer wieder musste ich sie verliebt anschauen, ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden, doch dann klingelte mein Handy Wecker. In einer viertel Stunde beginnt mein Unterricht. Also kroch ich wieder unter dem Zaun hindurch und rief nur im Wegrennen noch: „Tschüss Donna, bis später!“. Ich kam gerade noch rechtzeitig zum Klingeln. Zwar guckten mich mal wieder alle dumm von der Seite an, aber das war

mir heute einfach nur egal! Ich war immer noch so glücklich wegen diesem Pferd!

gefakete hoffnungen

Doch dann kamen auf einmal alle aus der Klasse auf mich zu und stellten sich im Kreis um mich auf. Dann kam Anastasia, meine ex-beste Freundin, aus der Menge hervor und fing ihre Rede an. „Was willst du eigentlich noch hier?!, du bist doch viel zu fett für diese Klasse! Ein Wunder das du noch hier rein passt! Naja und es braucht dich hier keiner also verpiss dich! Geh dich erhängen ja?“ Alle anderen nickten und sagten vereinzelnd ja. Da konnte ich einfach nicht mehr, der Tag hatte so gut angefangen und dann das?! Vielleicht hat sie ja Recht, es

braucht mich ja echt keiner! Da lief mir auch schon die erste Träne über die Wange. Ich lief nur so schnell es ging aus der Klasse raus, direkt in die Arme von meinem Klassenlehrer Hr.Tompson. Ich blieb kurz stehen guckte ihn mit meinen verheulten Augen an und lief dann einfach an ihm vorbei. Hinter mir hörte ich nur die Stimme von Anastasia, wie sie zu den anderen sagte: „Guckt mal was das für eine Heulsuse ist!“ Aber da war noch eine andere Stimme die mich rief. Und zwar die von meiner einzigen Freundin Ayleen. Sie rief mehrmals hinter einander meinen Namen und dass ich stehen bleiben soll. Doch ich blieb nicht stehen. Ich rannte

einfach weiter und ignorierte ihr Rufen. Es tat mir zwar leid, dass ich sie gerade ignorieren muss, doch es geht nicht anders. Jedoch hatte ich keine Kraft mehr und wurde langsamer. Irgendwann hatte sie mich eingeholt. Wir waren immer noch auf dem gleichen Flur, wo sich auch unsere Klasse befand. Nur jetzt waren wir vor dem Raum einer 5. Klasse. Sie hielt mich fest und zog mich zum Boden. Als wir so da saßen guckte sie mich an, doch ich guckte weg. Dann sagte sie nur: „Hör nicht auf diese eingebildete Zicke! Du bist nicht dick und ich brauche dich!“ Ich dachte nur kurze darüber nach und antwortete nur:

„Das sagst du nur um mich zu trösten!“ Da kam Hr. Tompson und schaute mich auch nur an. Er sagte ich darf heute erst mal nach Hause gehen und dass er mit der ganzen Klasse zur Derektorin geht, weil es so nicht weiter gehen könne! Ich lief sofort nach Hause, doch vorher noch mal kurz zu Donna. Doch sie war nicht da! Das zog mich noch mehr runter! Erneut kullerten mir große Tränen über die Wange. Eine nach der anderen und es hörte nicht auf. Ich lief so schnell wie es ging nach Hause und dann gerade aus durch in mein Zimmer. Gott sei Dank war meine Mutter grade nicht da, sie sollte mich nämlich nicht so in diesem Zustand sehen. Dann würde sie

sich nur wieder Sorgen machen, was ich nicht wollte. Ich setzte mich auf mein Bett und weinte. Ich ließ alles heraus. All meine Wut, meine Trauer und meine Hilflosigkeit. Ich schrie, weinte und schmiss Sachen durch mein Zimmer. ich stellte mir die Frage, ob meine Klassenkameraden vielleicht Recht hatten. Ich machte mir echt Gedanken. War ich denn wirklich so dick? Anscheinend ja schon! Ich dachte schon länger, dass ich was pumelig bin. Doch jetzt bin ich mir 100% sicher. Ich bin fett. Als ich mich dann vor den Spiegel stellte und mein T-Shirt auszog sah ich es nochmal als Bestätigung. Und ja, da sah ich es. Ich hatte ganz

schön bauch bekommen und generell war mein Körper viel speckiger. Dann musste ich an all die Bilder von den Social-media Seiten denken, wo Mädchen ihre perfekte Figur zur Show stellen. Wie gerne würde ich so aussehen. Deshalb, und wegen der anderen wollte ich mir vornehmen abzunehmen. Weniger Essen und mehr Sport treiben. Hoffentlich hören die Mobbing-Attacken dann endlich auf! Ich kann nämlich langsam einfach nicht mehr! Eine Zeit lang hab ich mir nur immer wieder gedacht: „ Du schaffst das! Es hört bestimmt bald auf!“ Doch anscheinend hatte ich mich geirrt. Es würde nie aufhören. Dann hörte ich wie sich der Schlüssel in

der Tür drehte und sie aufsprang. Es war meine Mum. Sie rief: „Hallo Schatz bist du schon zu Hause? Und wie war dein Tag?“ Ich reagierte blitzschnell, wie jedes Mal wenn meine Mutter etwas nicht mitbekommen sollte. Schnell räumte ich mein Zimmer wieder so wie es vorher war, wischte mir das verschwommene Make-Up aus dem Gesicht und machte neues drauf. Dann lief ich zu meiner Mum und setzte ein gespieltes Lächeln auf und hoffte nur, dass sie es nicht bemerkte. Mal wieder. Sie schaute mich erst ein wenig verwirrt an, doch ich lächelte konstant weiter, sodass sie dachte alles sei ok. Sie nahm mich in

ihren Arm und drückte mich so fest und ich drückte sie fest und wollte sie gar nicht mehr los lassen. Es tat so gut! Es war genau so schön, wie wenn ich bei Donna bin. Sie nahm mich mit ins Wohnzimmer und wir setzen uns auf die riesige weiße Leder-Couch. Ich mochte es nicht so gerne, und mag es auch immer noch nicht, mit der nackten Haut auf dem kalten Leder zu sitzen. Aus diesem Grund holte ich mir eine Decke wo ich mich dann drauf setzte. Sie schickte meine Schwester aus dem Zimmer und schaltete den Fernseher aus. Vorher lief Kim Possible. Ich weiß noch wie ich diese Serie früher vergöttert hatte und sie immer mit meinem Vater,

eigentlich ja Stiefvater, geguckt habe. Wir haben fast jede Folge geguckt und haben jedes Mal mit Kim mitgefiebert und gehofft, dass sie gewinnen wird. Naja das waren noch die guten Zeiten, wo mein Vater noch da war. Aber man kann es nicht ändern, denn die Menschen ändern sich. Sicher fragen sich jetzt bestimmt viele wie wir uns das überhaupt alles leisten können? Gerade wegen meinem Stiefvater. Er hat eine große Werbeagentur wo er auch viel verdient. Und aus Schuldgefühlen, er hat uns nämlich wegen einer jüngeren verlassen. Wegen einer 30 Jährigen aus dem Fitness Studio um genauer zu sein,

verlässt er seine eigene Familie. Aber andererseits will ich auch, dass er glücklich wird. Auf jeden Fall, deswegen überweist er uns monatlich eine große Summe Geld. Ich will eigentlich viel lieber ihn anstatt seines dummen Geldes. Doch wir brauchten es. Nur davon konnten wir uns dann alles oder eigentlich alles Wichtige zum leben kaufen. Naja zurück zum Thema. Wir saßen so da, und dann fragte sie mich ob alles ok wäre? Ich nickte nur und setzte wieder mein gespieltes Lächeln auf. Sie guckte mich an und ich sah direkt die Traurigkeit in ihren Augen. Sie wusste einfach, dass es mir nicht gut geht. Sie ist halt meine

Mutter. Deshalb kann man ihr da auch nichts vorspielen! Doch ich versuchte es trotzdem. Ich wollte sie einfach nicht traurig machen. Ich wollte sie nicht auch noch leiden lassen. Was in der Schule los ist, ist ganz alleine mein Problem. Sie kämpft eh schon so mit der Trennung. Deswegen halte ich sie und meine Schwester einfach da raus. Sie fragte mich:„ Schätzchen sollen wir uns heute einen gemütlichen Abend machen? Mit schönen Filmen und Knaberzeug? “ Ich guckte auf den Boden, aber dann nickte ich. Jedoch hatte ich überhaupt keine Lust auf einen schönen Abend zu zweit. Ich würde jetzt viel lieber alleine

in meinem Zimmer sitzen. Geschweige denn Lust auf was zu essen. Und dann auch noch so fettiges Zeug. Das ist einfach nur eklig! Ich kann es nicht sehen! Aber gegen Filme gucken hatte ich nichts einzuwenden. Also suchten wir auf dem Laptop nach guten Filmen. Dann hatten wir 5 gefunden die wir gucken wollten. Als erstes machten wir den Film Ostwind an. Ich hatte ihn zwar schon im Kino gesehen, aber ich fand ihn so toll, dass ich ihn einfach nochmal sehen wollte. Er ist einfach nur wundervoll. Das Pferd, der Hof, die Freiheit, der Spaß und vor allem wie glücklich dort alle waren. Er ging schon los als meine Mum mit Popcorn und Chips ankam.

Doch ich hatte echt keinen Hunger. Davon wird man doch nur noch dicker! Ich versteh die ganzen Leute nicht, die sich davon tonnen in sich rein stopfen. Sie müssen doch wissen wie fettig das ist und vor allem macht. Als meine Mum mir die Schüssel hinhielt drückte ich sie nur mit der Hand von mir weg. Sie stellte sie dann einfach zwischen uns und sagte „Nehm dir einfach wenn du willst! Aber ich versteh dich nicht. Ich weiß noch wie verrückt du früher nach diesem Zeug warst und wir es dir wegnehmen mussten, weil du von alleine nicht aufgehört hättest. Also warum willst du denn jetzt nicht

mehr?“ Ich schrie sie nur an „WEIL ICH DAVON NOCH FETTER WERDE! WILLST DU DAS EIGENTLICH?!“ dann wurde ich auf einmal ganz still. Ich hab sie noch nie so angeschrien. Und ich wollte es eigentlich auch nie tun. Ich hab mich in dem Augenblick selber gar nicht mehr wieder erkannt. Das schlimmste war, ich wusste, dass das falsch war, doch konnte es nicht ändern. Es kam einfach so raus. Die ganze angestaute Wut über jeden und alles. Doch trotzdem hätte ich sie nicht anschreien sollen geschweige denn dürfen. Jetzt ist sie bestimmt wieder traurig.

Ich bin so eine schlechte Tochter! Und ich kann einfach gar nichts. Ich war zu dick, zu hässlich, bin eine schlechte Tochter, schlechte Freundin und in der Schule bin ich auch noch schlecht! Alles war Scheiße! Doch noch vor kurzem dachte ich alles wird gut. Als ich bei Donna war. Da dachte ich WIRKLICH dass jetzt wieder alles perfekt wird. Alles vielleicht sogar annähernd so gut wie damals.

wende

Doch nein. Ich hatte mich wohl geirrt. Mal wieder. Dann lief ich mit einem von Tränen überflutetem Gesicht und roten Augen in mein Zimmer. Währenddessen rief ich nur noch, dass es mir leid tut. Ich schloss hinter mir die Tür ab und setzte mich auf mein Bett. Ich sass so da und dachte über alles Geschehene nach und zugleich liefen mir erneut Tränen über meine Wangen. Dann schaute ich auf meinen Nachttisch und öffnete die Schublade. Ihn ihr befand sich ein kleines Kästchen. Ich holte es raus und guckte es an. In ihr befanden sich noch eingepackte Rasierklingen für Momente

wie diese, eigentlich. Doch ich wollte nicht. Ich wollte meine Mutter nicht schon wieder enttäuschen. Also packte ich das Kästchen wieder zurück in die Schublade. Dann nahm ich mir vor morgen so früh wie es geht auf zu stehen, damit ich so lang wie möglich zu Donna kann. An dem Ort wo ich alles vergesse. Meine ganzen Sorgen? Alle auf ein Mal weg. Ich packte jetzt schon mal 3 Äpfel, eine kleine tüte mit Pferdeleckerlis, die ich noch von früher als ich reiten gegangen bin, hatte und einen langen Strick ein. Ich legte mich ins bett, nahm meine Kopfhörer und machte Musik an. Es lief grad das Lied „I need your Love“.

Dieses Lied beschrieb meine Situation grade sehr gut! Irgendwann schlief ich dann mit der Musik ein. Am nächsten Tag schreckte ich um 4.50 Uhr auf, weil ein kleiner Vogel gegen meine Fensterscheibe geflogen war. Ich machte das Fenster auf und schaute nach unten, jedoch war es zu dunkel um mit dem bloßen Augen zu sehen, ob dort ein Vogel lag. Deshalb holte ich mein Handy vom Nachttisch und machte das Kamera Licht an, aber dort lag kein Vogel. Also lebt er noch und war einfach weggeflogen. Da leuchtete auf meinem Handy die Uhrzeit auf und ich merkte, dass ich in 10 min los wollte. Ich wollte ja zu

meiner weißen Traum Stute. Heute wollte ich etwas Verbotenes tun, aber das war mir egal! Mir war grade alle egal! Während der Zeit hätte ich glaube ich, alles Verbotene getan was man nur tun kann, damit es wieder schöner wird. Ich schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg. Leise schloss ich hinter mir die Tür und lief auf Zehenspitzen durch das Treppenhaus nach unten. Dann lief ich leise über den Schotterweg in Richtung Stall von Donna. Ich sah schon von weitem Wie ihr weißer Körper im dunklen heraus stach. Ich ging schneller und schneller bis ich rannte. Dann war ich auch schon bei ihr. Sie stand schon am Zaun, so als

hätte sie mich erwartet. Ich kletterte wieder unter dem Zaun hindurch und streichelte ihren Kopf. Langsam merkte ich schon wie meine Füße vom Tau nass wurden und meine alten Schuhe vom Matsch bedeckt waren. Ich packte den Apfel aus, den ich ja am Tage zuvor extra für sie eingepackt hatte, und gab ihn ihr. Daraufhin packte ich den Strick aus und hackte ihn an beiden Seiten in das lila-farbende Halfter ein, dass sie schon an hatte. Nun führte ich sie zu einem Stein. Ich stellte mich darauf und schwang mich kurzerhand auf ihren Rücken. Sie zuckte kurz zusammen, aber blieb brav stehen. Ich drückte die meine Beine leicht an ihren Bauch und sie ging

los. Ihr schritt war sehr raumgreifend und schön. Endlich war da mal wieder dieser feine Hauch von Glücklich sein. Dann riss sie, ihren eigentlich gar nicht so großen Kopf, hoch und wieherte. Wie ich das liebe! Ich musste einfach lachen. Und konnte nicht aufhören! Es tat einfach so gut! Nach wer weiß wie vielen Wochen mal wieder so ausgiebig lachen zu können war einfach nur ein Traum. Ich klopfte ihr auf den Hals. Dann drückte ich die Beine noch einmal leicht dran und Donna trabte an. Es machte sehr viel Spaß! Ich merkte wie mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich zog ein wenig am Zügel oder eher Strick und sie blieb stehen. Ich glitt schwungvoll

runter und zog das Handy aus der Tasche. Es war wieder mein Wecker, deswegen machte ich mich auf den Weg. Vorher gab ich ihr noch einen Apfel und packte den Strick zu meinen Schulsachen. Dann machte ich mich auf den Weg. Es war nämlich schon 7:45. Wie schnell doch die Zeit rumging. Eigentlich wollte ich nicht in die Schule, aber Donna hat mich grade erneut so glücklich gemacht, da war es mir ehrlich gesagt egal! Ich rannte über den Kieselweg in Richtung Schule. Erst jetzt merkte ich, dass die Sonne schon aufgegangen war. Ich war nun fast da.

neue Ãœberraschung

Dort vorne war er, der Ort des Grauens. Aber was soll es, noch 2 Jahre, dann hab ich die Schule hinter mir. Es war nämlich unwahrscheinlich, dass ich wiederholen muss. Ich bin zwar nicht die beste, aber trotzdem noch gut genug. Ich stand nun schon vor dem Eingangsschild „Willkommen am Sankt-Johannes Gymnasium“. Ich gucke mir das gelbe Gebäude mal genauer an. Erst jetzt fiel mir auf, dass 5 Fensterscheiben eingeworfen waren. Ich dachte mir jedoch nichts dabei und ging rein. In der ersten Stunde hatten wir Mathe mit Fr. Denar. Sie ist eine neue, junge und

engagierte Lehrerin, die beim sprechen immer über ihre kleine, eckige Brille guckt. Plötzlich kam eine Durchsage der Direktorin: „Liebe Schülerinnen und Schüler, wir ihr vielleicht mitbekommen habt, sind 5 Fenster an der Schule eingeworfen worden. Nun versuchen wir natürlich den Täter oder die Täterin zu finden. Also wer was weiß, oder sogar der Täter/ die Täterin selbst, kommt zu mir.“ In dem Augenblick nach der Durchsage starrten auf einmal erst alle mich an und dann Anastasia. Ich konnte dieses Verhalten nicht ganz eindeutig einordnen, deswegen vergaß ich es

einfach. Unser Thema in Mathe war gerade Parabel. Doch irgendwie versteh ich das Thema nicht. Als ich dann deswegen zur Lehrerin gegangen bin, schrie Ben: „Ahahahaha die ist zu dumm um diese einfachen Aufgaben zu lösen!! Haha wie dumm die ist! Hahaha! Guckt euch die an, versteht die das da einfach nicht, obwohl Fr. Denar das so gut erklärt hat!!“ Auf einmal guckten mich mal wieder an. Sie lachten alle los, doch ich nahm mir vor sie zu ignorieren. Da sprach Fr. Denar die anderen an: „ Aber sie fragt und schreibt dadurch gute Noten! Wovon sich andere hier mal eine Scheibe

abschneiden können!“ Da wurde die Klasse still. Ich war ihr gerade echt sehr dankbar. Nun fing sie an mir das Thema zu erklären. Schon nach 5 Minuten hatte ich es verstanden. Ich bedankte mich und setzte mich auf meinen Platz. Dort arbeitete ich die Blätter durch. Als es zur großen Pause klingelte, gingen alle raus. Ayleen und ich blieben jedoch drinnen, wie fast in jeder Pause. Wir versuchten nicht erwischt zu werden, was echt lustig war. Als es dann wieder zum Pausen-Ende klingelte, freuten wir uns, dass wir es geschafft haben. Wir saßen gerade im Chemie Unterricht, als die Durchsage: „ Tracy Lettmann

bitte ins Sekretariat kommen!“

nächste Tat

Ich machte ein fragendes Gesicht, da ich echt nicht wusste, warum ich gerufen wurde. Vielleicht hat ja ein Lehrer von dem Mobbing erzählt und es wird alles gut. Jedenfalls stand ich auf und ging ein wenig abwesend zum Sekretariat. Dort erwartete mich Frau Molitor, die Direktorin. „Hallo Tracy. Kommst du mal bitte in mein Büro?“ „Ja klar“ gab ich als Antwort und folgte ihr. Ihr Büro hatte nur ein Fenster und war deshalb sehr dunkel. Ich kann nicht verstehen wie man sich hier ordentlich konzentrieren,

geschweige denn arbeiten kann. Sie setzte sich auf einen Stuhl und ich mich auf ein rotes Sofa. Dann fing sie an zu sprechen: „So dann fang ich mal an. Wo warst du denn gestern Abend oder Nachmittag?“ „Ehm da war ich zu Hause, warum fragen Sie das denn?“ „Okay kann das denn jemand bezeugen? Ich erkläre es dir gleich.“ Ich antwortete verwirrt: „ nein ich glaube nicht, höchstens unsere Nachbarn. Aber soll das hier ein Verhör werden oder was? Also klären Sie mich mal bitte auf!“ „Ja, also uns wurde mitgeteilt, dass du gestern, später Nachmittag, hier an der Schule gesehen wurdest. Außerdem

wurde uns mitgeteilt, dass du die Schule hasst, was ein Tat-Motiv darstellt. Um es auf den Punkt zu bringen. Hast du die Fensterscheiben eingeworfen?“ Ich starrte sie nur mit großen Augen an. Hatte ich das wirklich richtig verstanden? Ich soll die Fensterscheiben der Schule eingeworfen haben?? Und die glauben das auch noch, nur weil ich die Schule nicht mag? Jetzt mal im Ernst, wer mag sie schon? Dann fing ich wie automatisch als Schutzreaktion an, los zu reden: „ Denken Sie das wirklich? Ich soll die Fenster eingeworfen haben? Das ist der größte Schwachsinn, der mir je von einer Person persönlich gesagt wurde! Ich

kann Ihnen zu 100% versichern, dass ich das nicht war! Und bestimmt hat Anastasia und ihre Clique Ihnen das erzählt, oder? Fragen Sie sich mal warum ich die Schule so hasse? Ist ja nicht seit Anfang an so! Wenn Sie jetzt schlau sind können sie 1 und 1 zusammen rechnen. Und das hoffe ich mal für Sie, als Schulleiterin.“ Das sagte ich in so einem patzigen Ton, dass ich dann einfach von Panik gepackt raus rannte. Während dem Rennen fing es wieder an. Mir lief die erste Träne über die Wange. Und es kamen immer mehr. Es hörte gar nicht mehr auf. Als ich die Treppe nach unten erreichte, schwanden mir schon langsam die Kräfte. Als ich dann am Ende der

Treppe ankam, konnte ich echt nicht mehr. Alle Schmerzen aus der Vergangenheit holten mich mit einem Mal ein. Und das waren echt viele. Zu viele. Plötzlich fing sich alles an zu drehen. Und dann war es vorbei, mir wurde schwarz vor Augen.

aufgewacht

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem unbequemen Bett. Ich tippte auf Krankenhaus, womit ich auch richtig lag. Rechts neben dem Bett saß meine Mama die sich auf ihre Hände stützte. Und links neben dem Bett stand so eine Art Computer von dem mehrere Kabel abgingen. Eins von denen ging zu mir. Erst jetzt merkte ich, dass ich das in der Hand stecken hatte. Ich drehte mich wieder zu der Seite von meiner Mutter. Da sah ich, dass neben ihr noch zwei Betten standen, wo jeweils ein anderes Mädchen drinnen lag. Da zuckte meine Mum zusammen und

hob ihren Kopf hoch. Unter ihren Augen waren krasse Augenringe und ihre Augen sahen verheult aus. Wie lang saß sie da wohl schon? Wahrscheinlich schon lange. Da stellte sich mir die Frage, wie lange bin ich schon hier? Da stürzte meine Mum sich auf mich. Sie ließ mich gar nicht mehr los. Aber ich musste mir eingestehen, ich wollte sie auch nicht mehr los lassen. Doch da kamen auch schon 2 Ärzte rein. Sie sahen echt nett aus, aber das sehen sie doch alle. Und dann kommt das raus, wie bei Anastasia. Auf jeden Fall ließ mich meine Mutter los und sie setzte sich wieder gerade hin. „Ach Tracy, du bist ja mittlerweile wach, das ist aber schön.

Dann wollen wir dich mal untersuchen.“ Sagte die Jüngere von den Zweien. Doch zuerst stellte ich ihr meine Fragen: „Warten Sie! Ich hätte vorher noch ein paar Fragen. Und zwar was ist passiert? Wie viel Uhr haben wir? Und wo bin ich??“ darauf antwortete die andere: „Also du bist hier im HELIOS-Klinikum Berlin. Wir haben dich vorgestern Mittag in deiner Schule abgeholt. Du bist zusammen gebrochen und lagst da auf dem Boden. Wir dachten anfangs du wärst ohnmächtig doch dann stellte sich heraus, dass du im Koma lagst. Wir haben dich kurzerhand an diesen Computer, welchen du wahrscheinlich schon bemerkt hast, angeschlossen und

dir über den Tropf deine Nahrung zukommen lassen. Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass du heute Abend oder morgen früh aufwachst. Aber du bist eine starke Kämpferin, der es da anscheinend nicht gefallen hat.“ Sie musste kurz über ihren eigenen Witz lächeln, dann erzählte sie weiter. „Wir müssen dich jetzt auf jeden Fall ein bis zwei Wochen hier behalten. Und natürlich versuchen wir auch den Grund heraus zu finden, warum das geschah. Also werden wir dir die Tage die Krankenhaus Therapeutin schicken. Aber jetzt ruh dich erst mal weiter aus. Ach ja es ist der 18.12.“ ich guckte sie verdutzt an und sagte: „Oha krass lag ich 2 Tage

im Koma. ich dachte ich hätte vielleicht ein paar Minuten in Ohnmacht gelegen.“ Dann richtete ich mich an meine Mum: „Und wie lange sitzt du hier schon?“ sie antwortete mit müder Stimme: „seit Anfang an. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen wach zu bleiben, aber jetzt gerade muss ich wohl einfach eingeschlafen sein. Tut mir Leid. Es wird alles wieder gut! Wir werden alles tun, damit das nie wieder passiert! Ich hatte noch NIE in meinem Leben so Panik.“ Da guckte ich sie an und dachte mir, ob ich es ihr wirklich erzählen soll. Ich muss mir auch eingestehen, dass es mir etwas unangenehm ist, da ich ihr nichts erzählt

habe. Dann baten die Ärzte meine Mum doch kurz rauszugehen, da nun die Visite begann.

Neuer Kontakt

Also ging sie raus vor die Tür. Bevor sie diese schloss, schaute sie mich noch einmal kurz an und lächelte. Doch ich konnte den Ausdruck nicht deuten. Es war irgendwas aus Mitleid, Trauer aber zugleich auch Freude. Dann gab sie mir noch einen Luftkuss und schloss letztendlich die Tür hinter sich. Dann gingen die beiden Ärztinnen weiter zum nächsten Mädchen. Ich strengte mich an und versuchte ihnen zuzuhören. Ich verstand ein paar Fetzen des Gesprächs und zwar, dass sie Lena heißt und hier ist, weil sie sich selber umbringen wollte. Sie wurde wohl halb tot

aufgefunden und dann aber noch gerettet. Also hatten wir wohl was gemeinsam. Uns ging es beiden scheiße und wir haben uns beiden selber was angetan. Ich nahm mir also vor, wenn die ärzte weg waren, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Mal gucken, ob mir das gelingen wird. Daraufhin gingen die beiden Ärztinnen weiter zum nächsten Mädchen. Ihr Auge war sehr blau und grün, genau wie angeschwollen. Ihre Haare waren total zerstrubbelt, so als hätte sie gerade erst eine große Prügelei hinter sich. Ich würde sie jedoch erst auf so 13 oder 14 Jahre schätzen. Ich versuchte hier erneut zuzuhören, jedoch verstand ich

kaum ein wort, da sie sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Ich strengte mich umso mehr an, weil ich bei diesem Mädchen irgendwie ein ungutes Gefühl hatte. Doch ich verstand nichts. Oder doch? Ja, da hörte ich den Namen Felice. Doch das war dann auch das einzige. Ich war mir noch nicht so sicher, ob ich mich auch mit ihr unterhalten wollen würde. Sie kam nämlich sehr eingebildet rüber. Doch ich war die letzte die schlecht über andere reden wollte, da ich ja selber genau weiß wie scheiße der jenige sich dann fühlt. Naja lieber nicht so viel drüber

nachdenken. Als ich mich nun wieder im Raum umschaute, fiel mir auf, dass die beiden Ärztinnen weg waren. Anscheinend war ich so in Gedanken versunken, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Dann drehte ich mich zu Lena um und sprach sie an: „ Hey ich bin Tracy. Und wie heißt du?“ Klar kannte ich ihren Namen schon, aber ich wollte halt mit ihr ins Gespräch kommen. Sie guckte mich an und antworte dann mit einer nett klingenden Stimme: „Na du. Ich bin Lena.“ Und sie lächelte. Sie guckte mich ganz genau an, so als ob sie heraus finden wollen würde warum ich hier war. Doch dann stoppte sie und

schaute mir wieder ins Gesicht. Ich überlegte, ob ich sie fragen solle, warum sie denn hier ist, doch dann dachte ich mir es sei was zu privat. Also sagte ich nur :„ Und seit wann bist du schon hier?“. Sie lächelte ein wenig gekünstelt und antwortete mir :„ Schon sehr sehr lange. Ich weiss gar nicht wie lange genau. Aber ich schätze auf bestimmt vier Monate.“

Die Neue

Meine Augen wurden groß und mein Mund öffnete sich. Das war ja echt lange. „ Ach du meine Güte! Das ist ja krass. Ist dir nicht auf Dauer langweilig? Ich war mal wegen einer Operation 1 ½ Wochen im Krankenhaus und habe mich da wirklich zu Tode gelangweilt. Und wie ist das mit der Schule? Deinen Freunden? Deiner Familie? Ich komme da gerade echt nicht drauf klar.“ Sie musste kurz lachen. Da fiel mir auf, dass ich sie vielleicht mit meinen ganzen Fragen ein bisschen überrumpelt habe und entschuldigte mich. „Oh tut mir leid, ich wollte dich eigentlich nicht so

überrumpeln.“ Dann musste auch ich lachen. Diesmal lächelte sie mich anders an als sonst, so mit einer Wärme, wie sie bis jetzt noch nicht von ihr ausgegangen ist. „ Ist doch kein Problem. Wenigstens interessierst du dich für mich. Ja klar ist es langweilig, aber ich bekomme oft Besuch. Sonst gucke ich einfach fernsehn, lese was oder chatte. Damit kann ich dir also auch die Fragen zu meinen Freunden beantworten. Sie sind es die mich besuchen kommen oder mit denen ich chatte. Und Schule.. ja da war ich schon lange nicht mehr. Manchmal kommt ein Lehrer vorbei, der mit mir ein bisschen Unterrichtsstoff nachholt, aber natürlich nicht alles. Manchmal skype

ich aber auch einfach mit einem Lehrer, einer Nachhilfetante oder einer Freundin. So üben wir dann auch nochmal zusammen. So und um deine letze Frage zu beantworten. Mit meinen Eltern hab ich seit der Einlieferung schon keinen Kontakt mehr. Ich will es nicht, aber ich glaube die hätte das eh nicht interessiert beziehungsweise tut es immer noch nicht. Naja so ist es halt und damit muss ich leben. Jetzt hab ich aber auch eine Frage an dich. Warum bist du hier?“ Das Ganze musste ich erstmal sacken lassen. Das mit ihren Eltern war schon krass. Sofort musste ich an meine Mutter denken. Was würde ich bloß machen, wenn sie mich einfach ignorieren würde

und es sie nicht interessieren würde. Gleichzeitig fragte ich mich, ob mein Vater überhaupt wusste, dass ich hier liege. Es wäre zwar möglich, dass meine Mutter ihn angerufen hat, doch ich bezweifle das. Seit dem er uns damals verlassen hatte, hatte meine Mutter eigentlich keinen Kontakt mehr zu ihm. Höchstens wenn sie irgendwas wegen dem Geld oder uns Kindern klären mussten. Während ich so über das alles nachdachte, fiel mir auf, dass Lena mich fragend anguckte. Ich musste nocheinmal kurz nachdenken, was sie mich gefragt hatte, doch zum Glück fiel es mir schnell wieder ein. „Ich hatte einen kleinen Unfall in der Schule.

Aber das ist auch so fast das Einzige woran ich mich noch erinnern kann. Am Ende bin ich dann halt hier aufgewacht. Eine Frage habe ich noch. Ist das nicht total schlimm, dass deine Eltern nicht vorbei kommen? Meine Mum wie eine gute Freundin für mich und ich fände es schrecklich, wenn sie nicht vorrbei kommen würde.“ Sie schaute kurz weg und wich so auch meinem Blick aus. Dann setzte sie mit einem kleinen Seufzer an: „Natürlich finde ich es nicht toll. Aber wer würde das schon. Allerdings hab ich jetzt auch nicht das riesen Problem damit, da ich eh nicht so das bomben Verhältnis zu den beiden hatte. Ausserdem war es mir schon klar,

dass sie keine Zeit für mich hätten. Und wahrscheinlich auch keine Lust. Ich muss mir aber eingestehen, ich beneide dich gerade um dein gutes Verhältnis zu deiner Mum! Sei froh drum und schätze jede Minute die du mit ihr verbringen kannst!“.

Reue

Da wurde mir erst klar, was ich doch eigentlich für ein Glück habe. „Ja das werde ich.“. Ich hatte soeben meinen Satz beendet, als meine Mutter reinkam. Ich schaute sie an und mir huschte ein Lächeln übers Gesicht. Sie sah uns beide an und sagte: „Ah schön, habt ihr euch schon kennen gelernt?“ „Ja haben wir. Das ist Lena. Und Lena, das ist meine Mum.“ „Schön sie kennen zu lernen Frau Lettmann. Tracy hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“ Meine Mum lächelte sie an und guckte mich dann, mit einem glücklichen Blick, an und sagte: „Ich hoffe doch nur Gutes.

Ach ja und du kannst mich ruhig duzen. Ich heiße Susanne.“ Lena und ich mussten kurz lachen, dann antwortete Lena: „Klar, nur positive Sachen, aber wirklich. Sie können stolz auf ihre, ach ne du kannst stolz auf deine Tochter sein!“ „Das bin ich auch. Egal was passiert. Und ich hoffe, das weißt du auch Tracy?“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und mir kamen fast die Tränen. Wie kann ich bloß so eine unglaublich tolle und vor allem starke Mutter haben? Wenn man überlegt, was sie schon alles durch gemacht hat. Ihre Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, als sie 13 war. Ihr großer Bruder hat ihr am Anfang noch geholfen,

aber auch nicht lange und als sie dann mit mir schwanger war, hat er den Kontakt komplett abgebrochen. Und von meinem Vater fang ich jetzt gar nicht erst an. Und dann stell dir mal vor, du bist 15 Jahre alt, schwanger und alleine. Ganz alleine. Ich glaub nicht, dass sie da so ein Blödsinn wie ich gemacht hat. Sie war und ist eine Kämpferin. Genau diese Worte würde ich ihr am liebsten sagen, doch ich kann es einfach nicht. Ich bin ein Weichei, was nicht zu seinen Gefühlen stehen kann. Ich glaub, weil ich Angst habe, dass ich andere damit verschrecke. Aber genau weiß ich es auch nicht. Na ja zurück zum Thema. Ich antwortete ihr einfach nur „Ja klar weiß

ich das Mama. Und da bin ich dir auch echt dankbar für.“ und könnte mir schon wieder in den Arsch treten dafür, dass ich sonst nichts dazu gesagt habe. Dann verabschiedete sich meine Mum auch schon wieder, weil sie nach Leyla schauen musste, da sie jetzt die ganzen zwei Tage bei unseren Nachbarn verbracht hatte. „Ich komm wahrscheinlich heute Abend nochmal vorbei und vielleicht kommt deine Schwester ja auch mit. Tschüß ihr beiden und viel Spaß oder was auch immer euch beiden noch.“

Schwäche

Eigentlich wollte ich nicht, dass meine Schwester mitkommt. Sie soll mich jetzt nicht so und hier sehen. Dann macht sie sich sicherlich große Sorgen wegen mir. Anderseits vermisse ich sie auch total. Sie ist meine kleine Prinzessin. Also sagte ich: „Ja ich würde mich sehr über ihren Besuch freuen, kannst du ihr ja auch so ausrichten, das wäre sehr aufmerksam von dir. Und kannst du mir vielleicht mein Buch, welches auf dem Nachttischchen in meinem Zimmer steht, mitbringen? Das wäre sehr lieb. Es heißt Das Schicksal ist ein mieser Verräter.“ „Ja

klar, mach ich doch gerne Schatz.“ Das sagte sie und ging. Dann saßen Lena und ich so da und schwiegen uns an. Auf einmal fragte Lena: „Hast du keine Angst, dass deine Mutter sie findet?“ „Wen findet?“ „Ja deine Klingen. Ich kenne mich gut genug aus, dass ich weiß, dass du sie in deinem Nachttisch versteckst. Und wenn sie dein Buch holt..“ Sie machte eine längere Pause und ich beantwortete ihre Frage, bevor sie ihren Satz beenden konnte. „Nein, sie würde nicht einfach so in meine Schränke gucken. Das macht sie nicht.“ Lena guckte mich misstrauisch an und kam dann zu mir und setzte sich neben mich aufs Bett. Da saßen wir nun so da,

in einem Krankenhaus, auf eine gestreiften Decke und wir waren noch nicht einmal alleine in diesem Zimmer. Felice war auch noch da. Aber sie war schon am schlafen. „Glaubst du auch, dass sie sich keine Sorgen macht? Sie wird nach einem Grund suchen, warum du hier bist. Denn ich weiß ganz genau, dass du ihr nie zeigen wolltest, dass du schwach bist.“ Ich war verwundert. Woher wusste sie das alles. „Woher weißt du eigentlich von den Klingen? Und dass ich ihr alles verheimlicht habe?“ Ich schaute auf meinen Arm, doch ich hatte einen Pulli an, so dass sie nichts hätte sehen können. Sie schwieg kurz, so als würde sie sich ihre Antwort

erst einmal zu Recht legen. „Ich weiß das, weil.. Wie soll ich es sagen. Mir gings genau so wie dir. Und Menschen mit solchen Gedanken ticken im Endeffekt immer gleich. Ich hab die Klingen auch im Nachttisch versteckt und es keinem erzählt, weil ich mich dafür geschämt habe, dass ich so schwach war. Also mit mir kannst du gerne darüber reden, ich weiß genau wie du dich fühlst.“ Das kann nicht sein. Es kann sich keiner so fühlen wie ich. Oder vielleicht doch?

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Über den Autor

leoniee1004
Ich beziehe des Öfteren eigene Erfahrungen mit in meine Geschichten ein. Ich hoffe sie gefallen euch.

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