Kurzgeschichte
Störfaktor

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"Da will man mal und kann nicht weil..."
Veröffentlicht am 02. November 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Da will man mal und kann nicht weil...

Störfaktor

Titel

Sie roch anscheinend, wenn ich eine Dame bei mir zu Besuch habe. Wieso sonst kam sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als ich mit einer anderen Frau gerade zur Sache kommen wollte? Seit Tagen hatte ich kein Lebenszeichen von ihr gehört. Eigentlich hatte sie mir versprochen, mir in meiner Wohnung zu helfen. Es hatte sich zu vieles angesammelt und ich brauchte Hilfe beim ausmisten. Doch wieder einmal hatte sie mich versetzt. Ich hatte mehrfach versucht sie zu erreichen, aber entweder hatte sie verlernt, wie man eine Mobiltelefon benutzt, oder sie

hatte keine Lust, mit mir zu telefonieren. Das trieb mich an den Rand des Wahnsinns. Erst versprechen und dann nicht halten. Leider war das häufiger der Fall gewesen. Immer wieder enttäuschte sie mich. Wenn sie nicht mit mir schlafen würde, hätte ich ihr schon längst den Rücken gekehrt und ihr meinen Wohnungsschlüssel abgenommen. Ihre Unzuverlässigkeit war auch ein Grund,warum wir uns getrennt hatten. Meine Versuche, eine andere Frau zu finden, schlugen alle fehl. Deswegen behielt ich den Kontakt zu ihr. Ab und zu braucht man doch etwas Nähe vom anderen Geschlecht. Als ich hörte, wie jemand einen

Schlüssel im Türschloss drehte, wusste ich, wer es war und warum. Anders kann ich mir es nicht vorstellen. So viele Tage hatte ich auf sie gewartet. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich mit einer Frau rummachen wollte, erschien sie an der Türschwelle. Und dafür hätte ich sie würgen können. Hinterher wäre es mir egal gewesen. Aber wir waren eben erst dabei uns auszuziehen. Meine Hand wollte gerade erst ihren Pullover nach oben und über ihren Kopf ziehen, als sie zur Tür reinkam. Meine One Night Stand hörte auf mich zu küssen und starrte stattdessen zur

Tür. „Da kommt wer.“, bemerkte sie. „Ich weiß. Das ist meine Ex. Sie will mich stören beim Sex.“, versuchte ich die Situation zu entspannen. „Wenn´s nicht wichtig ist, geh bitte wieder.“, rief ich. Und schon stand sie mitten in meinem Schlafzimmer. Was anderes hatte ich von ihr auch nicht erwartet. Wäre ja zu schön gewesen, wenn sie einmal auf mich gehört hätte. Ich sah ihr an, das das Ganze ihr unangenehm war. Dennoch blieb sie wie angewurzelt stehen und machte keine Anstalten zu gehen. In dem Moment wurde mir auch bewusst, das der Sex ausfallen würde.

Zumindest der Sex mit der kleinen, süßen, die ich erst seit ein paar Minuten kannte. Geduldig wartete ich, was sie mir zu sagen hatte. Aber es kam nichts. Sie starrte nur auf die andere Frau und grinste merkwürdig. Da ich es nicht mehr aushielt, meldete ich mich zu Wort. „Störfaktor - das ist mein Date. Date – die will nicht, das ich Spaß habe. - Für wann waren wir verabredet gewesen? Letzte Woche oder vorletzte Woche? Und was ist mit deinem Handy. Kaputt? Verborgt?“ „Ich glaube, ich geh dann mal lieber. Ihr...“ „Lass mich raten – wir sehen uns nicht

wieder, stimmt´s?“ „Damit wir wieder mittendrin gestört werden. Und komm erst gar nicht auf die Idee mich zu fragen, ob ich einen Dreier will. Ganz bestimmt nicht.“ Den letzten Satz hatte sie zu sehr betont. Ihre Augen hatten dabei zu meiner Ex geblickt. Zugegeben, eine Schönheit war sie nicht gerade. Aber das war noch lange kein Grund, so über sie herzuziehen. „Ich bring dich noch zur Tür.“, sagte ich und sprang aus meinem Bett. Zu meiner Ex flüsterte ich: „Du kannst dich schon mal ausziehen. Bin gleich wieder zurück.“ Sie zeigte mir zwar den Vogel, aber ich

wusste, wie es ablaufen würde. Sobald die andere Dame draußen war, würden wir uns nackig machen und ein Vollbad nehmen. Nach so vielen Jahren kannte man sich und den anderen ganz gut. „Ich weiß, es ist meine Schuld. Ich hatte vergessen, meinen Schlüssel ins Schloss zu stecken. Zu meiner Verteidigung, ich hatte nicht mit ihrem erscheinen gerechnet und ich hatte nicht an einen Dreier gedacht. Aber ich hätte mitgemacht, wenn es von euch aus gekommen wäre.“ „Lass gut sein. Geh zu deiner Ex. Die wartet schon sehnsüchtig auf dich.“ Dann gab sie mir noch einen flüchtigen Kuss auf meine linke Wange und ging für

immer. „Ich werde dich weder fragen, was du willst, noch, wo du die letzten Tage gesteckt hast. Nicht, weil ich es nicht wissen will, sondern weil ich weiß, das ich eh keine Antwort von dir bekommen werde.“, rief ich von der Wohnungstür aus, „Seit wann fragst vorher nicht, ob ich zu Hause bin, ob du vorbeikommen kannst? Sonst schreibst mir vorher....Guck deine Serie und hör mich nicht zu. Ich lasse derweil Wasser ein. - Du hättest wenigsten deine Sexyunterwäsche anziehen können, anstatt die Alte. Oder hast wieder deine Tage?“ „Kannst du mir mal diesen Brief

übersetzen? Der war heute im Briefkasten.“ Übellaunig entriss ich ihr den Brief und las ihn mir durch. Dafür war ich ja da. Ihr Briefe zu übersetzen, so, das sie den Inhalt verstand. Das sie geistig ein wenig zurückgeblieben war, dafür konnte sie nichts. Aber das sie mich beim Sex gestört hatte, dafür konnte sie etwas. „Ist nur eine Info, das deine Schulden abgezahlt sind. Zieh deine Schlübber aus und bring mein Laptop mit ins Bad. Ich lass Wasser ein.“

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