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Der König der Zwillingsstadt Kapitel 39

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"Der König der Zwillingsstadt Kapitel 39"
Veröffentlicht am 01. November 2015, 36 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der König der Zwillingsstadt Kapitel 39

Der König der Zwillingsstadt Kapitel 39

Einleitung


Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.

Bildquelle wandersmann / pixelio.de

Kapitel 39 Wettstreit

Ein kalter Wind war aufgekommen, der die schwindende Wärme des Tages vertrieb. Die Sonne war bereits halb hinter dem Horizont verschwunden, aber die Immerwind ankerte mittlerweile auf dieser Seite der Insel. Vermutlich war Parlors Angriff weit über die Riffe hinaus zu hören gewesen und hatte Hedan alarmiert. Doch der Kapitän hatte bisher zumindest keine Anstalten gemacht jemanden auszuschicken um nach ihnen zu sehen. Armell ging am Strand auf und ab. Nach wie vor hatte keiner von ihnen Zeit gehabt, das ganze

Geschehen zu verarbeiten. Doch wo Galren und Elin das Ganze mit Fassung zu tragen schienen, hatte Merl seit dem Tod des Alten kein Wort mehr gesprochen. Der junge Magier saß regungslos auf einen Stein beim Wasser… und möglichst weit weg von dem Toten. Er wog das Amulett in der Hand, während er aufs Wasser hinaus starrte. Armell hätte gerne mit ihm gesprochen, aber er reagierte nicht einmal wenn sie ihn Ansprach… Götter er hatte den alten Mann doch nicht töten wollen aber es war auch nicht seine Schuld. Parlor hatte sie angegriffen, warum verstand sie immer noch nicht. Elin , sie und Galren hatten den Körper

des Mannes ein Stück weiter den Strand hinauf auf die Felsen gebettet, sein Blick jetzt genau so leer wie der des jungen Zauberers. Und doch wirkte er zum ersten Mal seit sie ihn gefunden hatten friedlich, während sein Leichnam langsam zu Staub zerfiel Die Zeit , die ihn für so viele Jahrhunderte verschont hatte, holte sich nun rasend schnell zurück um was sie betrogen worden war. Knochen und Haut lösten sich gleichermaßen auf und ließen nur Dunst zurück, der von einer leichten Briese rasch aufs Meer hinaus getragen wurde… Von Parlor blieben nicht einmal mehr Knochen. Und als die letzten Überreste des Alten verschwunden waren, kehrten

endlich auch Naria und Lias zu ihnen zurück. Suchend Blickten die zwei Gejarn sich am Strand um, als sie die Felsen zu ihnen hinabkletterten. Lias schien bereits zu wissen, dass etwas nicht stimmte, als er angespannt und die Hand am Schwertgriff fragte : ,, Wo ist der alte Mann hin ?“ ,, Tot.“ , antwortete Galren ihm kurz angebunden. Er dachte wohl nach wie vor über die Worte Parlors nach. Wie hatten sie genau gelautet? Armell wusste es nicht mehr. Etwas darüber, dass die weiße Klinge das Ende bringen würde ? Das war genau das, was ihnen gefehlt hatte. Irgendwelche düsteren Prophezeiungen eines Verrückten.

Der Löwe nickte lediglich. ,, Naria hatte schon gemeint, das so etwas passiert sein müsste.“ , erklärte er. ,, Wieso ?“ Elin stand von dem Stein auf, auf dem sie gesessen hatte. Die junge Gejarn schien das ganze deutlich besser zu verkraften als Merl, auch wenn jede Spur von Ausgelassenheit aus ihrer Stimme gewichen war. ,, Die Überreste im Schiff.“ , erklärte die Gejarn-Magierin. ,,Ob es sich dabei nun um Simon Belfare gehandelt hat oder nicht aber sie sind nicht mehr. Es kann keine halbe Stunde her sein, als sie zu Staub zerfallen sind. Und der Zauber der Parlor am Leben erhielt muss mit

ihnen geschwunden sein.“ ,, Nein.“ Die Stimme lies Armell zusammenzucken. Merl war schließlich zu ihnen zurückgekehrt, die Träne wieder um seinen Hals tragend. Doch seine Worte klangen… leer ohne echte Emotion. ,, Es war Palors Tod, der den Zauber gebrochen haben muss. Götter, ich wollte ihn nicht verletzen…“ ,, Er hat euch keine Wahl gelassen.“ , erwiderte Armell auch wenn sie wusste, dass es für ihn kaum ein Trost sein würde. Merl so zu sehen war fast unerträglich. Was hätte er den anderes tun sollen? Er hatte sie alle verteidigt… Und doch hatte er von ihnen allen das vielleicht behütetste Leben geführt. In

diesem Augenblick hasste sie Zachary dafür, dass er ihm erlaubt hatte sie zu begleiten. Er hätte noch Zeit gehabt zu wachsen, dachte sie. Langsamer und unter der Aufsicht seines Meisters. Nicht… so. Armell fürchtete, das der Junge, den sie einmal kannte in dieser Stunde mit dem alten Magier gestorben sein könnte. Sie konnte unmöglich weiter zulassen, dass er sich deswegen selbst fertig machte. ,, Kommt einmal mit.“ Entschieden packte sie den Arm des jungen Magiers, der sich mühelos ein Stück von ihr mitziehen lies, den Kiesstrand hinab und weg von den anderen. Galren und Elin waren im

Augenblick ohnehin zu sehr damit beschäftigt Naria und Lias über die Ereignisse der letzten Stunden aufzuklären, als das man groß auf sie geachtet hätte. ,, Was denn ?“ , fragte Merl und warf einen unsicheren Blick zurück zu den anderen. Zum ersten Mal schien seine Stimme wieder so etwas wie Emotion zu verraten auch wenn es Unsicherheit war. Unsicherheit war besser als nichts. ,, Ich habe ihn getötet Armell. Ich habe es nicht gewollt aber… es war so einfach…“ Sie konnte sehen wie sich die Augen des jungen Magiers mit Tränen füllten. Das war genug. Sie hatte vorgehabt ihm

ins Gewissen zu reden. Genauso wie er das für sie getan hatte. Aber dieser Gedanke war sofort vergessen. Ohne Nachzudenken schloss sie Merl in die Arme und zog ihn einfach fest an sich. Er ließ es widerstandslos geschehen. ,, Ich wisst warum ihr das getan habt, Merl.“ , flüsterte sie. ,, Ihr wisst es, ich weiß es und ich verstehe es. Ihr habt uns alle gerettet und geschehen ist geschehen. Ihr hatte weder geplant jemanden zu verletzen noch werdet ihr das je. Und das zählt, Absichten sind doch etwas Wert… auch wenn sie sich nicht immer umsetzen lassen. Also hört endlich auf euch die Schuld für etwas zu geben, für das ihr nichts

könnt!“ Schweigen Antwortete ihr und so hielt sie Merl einfach nur weiter fest. Armell wusste später nicht, wie lange genau sie so dastanden , bis sie sich schließlich voneinander lösten. Aber Merl schien es zumindest etwas besser zu gehen.“ ,, Gilt das auch für euch ?“ , fragte er, die Spur eines Lächelns auf seinem Gesicht. Götter , selbst jetzt sorgte er sich scheinbar als aller erstes um jemand anderen als um sich…. Um sie um genau zu sein. ,, Nun ich kann zumindest jemanden die Schuld geben.“ , meinte sie und versuchte sich an einem wenig überzeugenden Grinsen. Merl konnte

manchmal einfach unglaublich sein, selbst ohne jede Magie. Hinter dem verschüchterten jungen Zauberer verbarg sich nach wie vor so viel mehr. Vielleicht war es genau das, was sie immer an ihm fasziniert hatte. Und doch wusste sie nicht welche Seite von ihm sie mehr liebte… Nach ihrer Rückkehr auf die Immerwind hatte sich die Nachricht, was sie auf der Insel und dem Wrack gefunden hatten, wie ein Lauffeuer unter der Crew verbreitet. Hedan hatte anfangs noch drauf bestanden, dass sie die ganze Sache für sich behielten aber auf einem Schiff mit begrenztem Platz verbreiteten

sich Gerüchte schnell. Ob jemand bei ihrer Besprechung mit dem Kapitän gelauscht hatte oder ob doch einer von ihnen etwas gesagt hatte, bald jedenfalls wusste jeder an Bord Bescheid. Drei Tage war es jetzt her, das sie Parlor und die Überreste von Simon Belfares Expedition gefunden hatten. Die Stimmung an Bord war langsam umgeschlagen, aber jetzt entging es auch Elin nicht mehr… Die Leute wirkten nervöser, unsicherer noch als zu Beginn der Reise und bei ihren Streifzügen durch die Eingeweide des Schiffes hörte sie immer wieder leise gemurmelte Wörter von einem Fluch, der auf ihrer Route liegen musste. Das war natürlich

Blödsinn, dachte die Luchsin, als sie an diesem Morgen auf das Deck der Immerwind hinaustrat. Der Wind hatte schon an den Riffen aufgefrischt und nun trug die Briese sie stetig weiter vorwärts… und damit endgültig ihrem Ziel entgegen. Sie hatte die Karte studiert, die Galren gehörte. Wenn das Dokument Maßstabgetreu war konnte es keine Woche mehr dauern bis sie Land sahen. Echtes Land, nicht irgendwelche Felsen. Elin vermisste den festen Boden unter ihren Füßen zwar nicht aber was sie am Ende ihres Wegs finden würden machte sie neugierig. Mittlerweile kannte sie die ganze Geschichte wie es zu dieser Unternehmung gekommen war

zwar aber das trug wenig dazu bei dieses Rätsel zu lösen… Es war ein Nebelverhangener Morgen, wie eigentlich immer, seit sie die Riffe passiert hatten. Offenbar trug die Nebelküste, wenn sie sie denn fanden, ihren Namen nicht zu unrecht. Die Sonne war lediglich als trübe, gelbe Scheibe am Horizont auszumachen. Einige wenige Lichtstrahlen fanden ihren Weg durch die dichten Nebelschleier und wurden von den feinen Wassertropfen reflektiert und zurückgeworfen, so dass sie in allen Farben schillerten. Schön anzusehen, aber für einen unvorsichtigen Seefahrer auch leicht tödlich. Auch wenn sie die Riffe lange hinter sich gelassen

hatten, Untiefen oder weitere Felsen waren in dieser Suppe praktisch nicht auszumachen. Elin setzte ihren Weg über das Deck fort und musste hier und da einem schlafenden Matrosen ausweichen, der die Nacht lieber hier oben als in den stickigen Räumen unter Deck verbracht hatte. Doch alles in allem, war es ein ruhiger Morgen dachte sie. Im gleichen Moment durchbrach jedoch ein Schuss die Stille. Pulverdampf und Korditgeruch stiegen ihr in die Nase Elin erstarrte wo sie war und lauschte. Doch nichts rührte sich, die Matrosen die an Deck schliefen hatten offenbar nichts von dem Knall mitbekommen, nur

einige rührten sich unruhig… Was war das gewesen? Elin sah sich weiter um und entdeckte schließlich eine einzelne Gestalt, die an der Reling lehnte, im Zwielicht nicht mehr als ein Schatten. Und dennoch erkannte sie beim Näherkommen schnell das markante, grau-rote Haar und das Wettergegerbte Gesicht von Hedan. Der Kapitän schien sie nicht zu bemerken oder wenn er es tat, schenkte er ihr zumindest keine Beachtung. In seiner Hand lag eine einzelne Steinschlosspistole von der nach wie vor Rauch aufstieg und neben ihm an der Reling stand ein kleiner Korb mit dünnen Tonscheiben sowie eine halbleere Flasche, die irgendetwas enthielt, das

Elin bis zu sich riechen konnte, süßlich stechend… vermutlich Rum.. Sorgsam und mit ausdrucksloser Mine lud der Mann die Waffe nach und zog eine der Tonscheiben aus dem Korb. Mit einer ausholenden Armbewegung schleuderte er die Scheibe von sich hinaus in den Nebel und zielte. Erneut hallte ein Schuss über das ansonsten Stille Meer und Hedans Ziel zersplitterte in tausend Stücke. ,, Wollt ihr noch lange da herumstehen ?“ , fragte er , während er sich erneut daran machte, die Pistole nachzuladen. ,, Eigentlich… frage ich mich nur was ihr da tut.“ , erklärte die Gejarn, während sie vorsichtig näher trat. Sie

war mit Hedan nie wirklich warm geworden und der Mann machte aus seiner Abneigung ihr gegenüber normalerweise keinen Hehl. Aber warum stand er am frühen Morgen hier draußen und schoss auf Tontauben? ,, Wonach sieht es denn aus ?“ , fragte der Kapitän. ,, Ich übe.“ Er warf die nächste Scheibe. Diesmal ging die Kugel daneben und das Ziel versank mit einem platschen im Meer. ,, Ihr meint ihr könnt das auch besser. Bitte, versucht es.“ Mit diesen Worten drückte er ihr die Waffe in die Hand und trat beiseite. Elin blieb einen Moment nur irritiert stehen wo sie war, schon alleine das Gewicht

der Pistole war ungewohnt für sie. ,, Sagt mir nicht ihr wisst nicht, wie man damit umgeht ?“ Hedan nahm ihr die Steinschlosspistole wieder ab und nahm einen großen Schluck aus der Flasche neben dem Korb. ,, Ehrlich gesagt… nein.“ , gab sie zu. Der Kapitän schüttelte den Kopf, als er die Flasche absetzte und sich wieder ihr zuwendete. ,, Dann zeige ich es euch eben.“ Er zog eine Papierpatrone aus seiner Tasche und hielt sie einen Moment hoch. ,, Kugel und Schwarzpulver.“ , erkläre er, während er das Papier aufriss und das Pulver in den Waffenlauf rieseln lies. Als nächstes verdichtete er das Pulver und lies schließlich die Bleikugel

folgen. Als letztes folgte eine kleine Menge Schwarzpulver für die Pfanne, bevor Hedan die Batterie schloss. Elin war beeindruckt, wie schnell der Kapitän alle Handgriffe abwickelte, es konnte nicht länger als eine Minute dauern, bevor die Waffe erneut geladen war und er sie ihr zurückreichte. ,, Zielen lernt ihr am besten direkt praktisch.“ Mit diesen Worten zog er ein viertes Tonziel aus seinem Korb und machte sich bereit es zu werfen. Elin zögerte einen Moment. Aber sie war niemand, der so einfach vor einer Herausforderung zurückschreckte. Sie wog die Pistole kurz in der Hand. Also gut… Hedan warf die Scheibe ohne

Vorwarnung und Elin hatte grade noch Zeit, die Waffe auch zu heben. Sie folgte dem Ziel einen Moment mit den Augen, bevor sie die Pistole darauf richtete und den Abzug betätigte. Aus nächster Nähe war der entstehende Knall Ohrenbetäubend Laut und sie stolperte einen Schritt zurück. Sie hatte die Tonscheibe zwar nicht ganz getroffen aber zumindest gestreift. Ein Stück der Außenseite splitterte ab und rieselte ins Meer und das Ziel selbst sank taumelnd in Richtung Wasser… ,, Nicht schlecht… für einen absoluten Anfänger.“ , meinte Hedan, als er ihr die Waffe wieder abnahm. ,, Was meint ihr ? Wer als erstes Zwei aus drei

trifft?“ ,, Dann zählt der Treffer eben.“ , erwiderte sie Hedan nickte und erneut verriet seine Mine nicht, was er dachte… oder was er überhaupt hier draußen tat. Geschickt machte er sich daran die Waffe nachzuladen. ,, Warum hasst ihr mich eigentlich ?“ Der Kapitän antwortete nicht, während er eine Tonscheibe warf, zielte und traf. Erst, als der Pulverdampf um ihn sich legte, wendete er sich wieder ihr zu. ,, Ich hasse euch nicht… Elin. Der Punkt ist jedoch, das ihr gar nicht hier sein solltet.“ Er reichte ihr die Waffe zurück,

zusammen mit einer weiteren Papierpatrone. ,, Also geht es euch nur darum ?“ Elin versuchte die Schritte zum Laden der Waffe so gut wie möglich nachzumachen, aber sie war bei weitem nicht so geübt wie Hedan. ,, Ihr wärt ohne mich gestrandet.“ ,, Das heißt nicht, das es mir gefällt ein Auge auf ein halbes Kind haben zu müssen.“ , antwortete er. ,, Ich kann durchaus auf mich achten.“ ,, Sagt das wenn ihr das nächste Mal einem irren Zauberer gegenübersteht und zwar ohne Hilfe.“ Anstatt etwas zu erwidern zog sie lediglich eine Tonscheibe aus dem Korb

und warf. Was sollte sie dazu noch sagen, außer dass sie hoffte, dieser Tag möge nie kommen. Palor war nicht böse gewesen, dachte sie… aber was auch immer in ihn gefahren war, er hätte sie vermutlich wirklich alle getötet, wäre Merl nicht gewesen. Sie zielte. Die Tonscheibe erreichte den höchsten Punkt ihrer Flugbahn. Erneut hüllte Elin der Pulverdunst ein, zusammen mit dem nun beinahe schon vertrauten lauten Knall. Die Scheibe flog unbeirrt weiter, bis sie im Meer versank. Daneben… ,, Ich bin dran.“ , meinte Hedan siegessicher und nahm ihr die Waffe wieder ab. Statt die Pistole jedoch sofort wieder zu laden, griff er erneut nach der

Flasche, schien es sich dann jedoch anders zu überlegen und hielt ihr den Rum hin. ,, Auch was ?“ Elin zögerte kurz zuckte dann jedoch mit den Schultern und nahm die Flasche an sich. Der erste Schluck brannte furchtbar. Keuchend und unter Tränen spuckte sie den Rum wieder aus. Hedan lachte, während sie versuchte, halbwegs wieder zu Atem zu kommen. Mit geröteten Kopf und sich die Seiten haltend, nahm der Kapitän ihr schließlich wieder die Flasche ab. ,, Vielleicht solltet ihr doch mit Bier anfangen.“ , meinte er grinsend, während er sich daran machte die Steinschlosspistole wieder zu laden. ,,

Aber wisst ihr was mir im Augenblick mehr sorgen macht ?“ ,, Der Grund aus dem ihr hier draußen steht ?“ , fragte Elin. Hedan nickte. ,, Sagt es keinem, aber wenn wir nicht bald Land erreichen… Die Leute sind nervös, Kleine, aber das war zu erwarten. Es bekommt keinem gut wenn er zu lange auf hoher See ist. Aber jetzt, mit dem Wrack und den Toten… Viele halten es für ein schlechtes Omen und ich bin geneigt ihnen zuzustimmen. Wenn Simon Belfare selbst bei seiner Reise zur Nebelküste scheiterte wie sollen wir das fertig bringen?“ ,, Wir haben Galren… und Merl… und

eine Karte.“ ,, Und euch.“ Hedan lachte wieder. ,, Das Problem ist, macht das der Crew klar. Wir sind sieben gegen eine gesamte Besatzung wenn es zum äußersten kommt, Elin.“ ,, Ihr glaubt wirklich, sie planen eine Meuterei ?“ ,, Sie planen sie nicht, aber wenn einer der Männer aufbegehrt… werden die anderen nicht zögern ihn zu unterstützen. Im Augenblick braucht es nur einen Funken.“ Er warf die nächste Tonscheibe und feuerte ungezielt. Die Kugel verfehlte die Scheibe um mehrere Schritte. ,, Ich verliere die Kontrolle über mein eigenes

Schiff…“ Hedan reichte ihr die Pistole zurück. Langsam wurden ihr die Handgriffe zum Laden der Waffe vertrauter. ,, Ich… weiß nicht. Wenn es so schlimm ist, warum setzt ihr euch nicht an die Spitze eurer Leute… und befehlt umzukehren?“ Nicht, dass ihr die Idee gefiel, dachte Elin. Aber am Ende war er der Kapitän. Armell würde ihm das nicht ausreden können, nicht wenn die Crew doch wieder hinter ihm stand. ,, Glaubt ihr ich denke nicht darüber nach ?“ Einen Moment schien die Mine des Kapitäns sich zu verdüstern, während er aufs nebelverhangene Wasser hinausstarrte. ,, Und was wäre die Folge

davon ? Der Kaiser ist kein grausamer Mann aber wenn wir ohne euch nach Canton zurückkehren ich glaube kaum dass er darüber hinwegsehen würde. Also bliebe uns nur uns zu verstecken oder uns als Freibeuter durchzuschlagen. Und ich weiß wem meine Loyalität gebührt ob ihr das versteht oder nicht. Also geht es nur weiter vorwärts, zumindest für mich.“ Elin schwieg, während sie sich ein Ziel aussuchte und warf. Sie folgte der fliegenden Scheibe mit dem Waffenlauf und schoss. Der Ton zersplitterte klirrend und rieselte ins Meer. ,, Das waren zwei von drei für mich “ , erklärte sie

grinsend. ,, Anfängerglück.“ , seufzte Hedan, der den restlichen Rum in seiner Flasche hinabstürzte. Elin wollte ihm die Waffe zurückgeben, aber er winkte ab. ,, Behaltet sie. Und besorgt euch Munition dafür. Vielleicht könnt ihr sie irgendwann gebrauchen.“ Vielleicht früher als ihnen beiden Lieb war, aber das ließ der Kapitän natürlich unausgesprochen. ,, Und ihr seid euch sicher, dass ich nicht hier sein sollte, ja ?“ ,, Nun… vielleicht seit ihr zumindest keine völlige Zeitverschwendung.“ , erwiderte Hedan in seinem üblichen, grimmigen Tonfall. Elin entging jedoch

nicht das kurze Lächeln, das über seine Züge huschte, als er sich schließlich abwendete, in einer Hand den Korb mit den Tonscheiben und in der anderen die leere Flasche, und zurück in Richtung Kajüte ging.

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Terazuma Hi Eagle!
Na schau, Hedan ist also nur brummig und gar nicht so ein übler Kerl.
So nach und nach wird er mir sogar noch sympathisch. ^^
Und Elin ist wirklich geschickt, das muss man ihr lassen!
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Hi again :D Hedan ist kein schlechter Kerl er mag es nur überhaupt nicht wenn man ihn ins Handwerk pfuscht. Selbst wenn dieses Pfuschen eigentlich den Tag rettet ^^
Also you might want to participate : http://nanowrimo.org/dashboard
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Oh mein Gott, das fängt schon wieder an? Sag, hast du wirklich Zeit da mitzumachen? XDDD
Wenn ich so viel schreiben könnte, dann würde ich nicht schon seit über einem Jahr an meiner Story herumtippen. Mir fehlt leider auch jedes Fünkchen einer Idee. Im Moment sieht es im kreativen Eck meines Geistes nicht gerade sehr gut aus. ^^
Wenn du da mitmachst, dann wünsch ich dir alles, alles Gute - und hoffentlich kommt du dennoch mit Galren und Co weiter. ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Na ja da ich auch keine Lust hatte ein neues Projekt anzufangen zähle ich einfach die Kapitel, die ich ab dem 01.11 also heute veröffentliche zu den 50.000 Worten. Hatte ich mit Der Herr der silbernen Stadt ja auch schon gemacht. WoW... das ist echt schon ein Jahr her ? :D Also ja ich komme garantiert weiter und vermutlich eher schneller als zuvor.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Oh! So kann man das also auch machen. Na, da hast du wirklich die besten Aussichten dafür! ^^
Wenn es um 5 000 Worte ginge, könnte ich auch mitmachen. Ansonsten siehts für mich düster aus. XDDD
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Ob ich dieses Jahr wirklich die 50.00 voll mach weiß ich auch noch nicht aber hey versuchen schadet nie :D Es zingt dich ja niemand weiterzumachen und vielleicht ist es genau der richtige Anreiz.
lg
E:W
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Terazuma Puh! Ich bekomme schon Stress wenn ich nur daran denke! ^^
Das ist ja beinahe so arg wie bei einer Prüfung! XDDD
LG Tera
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