Krimis & Thriller
IN DER HITZE DER NACHT

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"Es ist Nacht, es ist heiß ..."
Veröffentlicht am 19. Oktober 2015, 16 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Es ist Nacht, es ist heiß ...

IN DER HITZE DER NACHT

IN DER HITZE DER NACHT

Die Temperaturen der vergangenen Tage sind hoch gewesen. Die Hitze hat sich zwischen den Häusern eingenistet und ein Ende ist nicht abzusehen. Peter Neuwart hat vor geraumer Zeit sein wohl temperiertes Büro verlassen und sich zu Fuß auf den Heimweg begeben. Er lechzt nach einer kühlen Dusche und hängt seinen Gedanken nach. Er hasst diese Überstunden, die sich bis in die Nacht hineinziehen. Auch heute ist es wieder später Abend geworden und fast schon dunkel.

Da fesselt ein hell erleuchtetes Fenster in einem sonst dunklen Haus seine

Aufmerksamkeit. Mit einem Blick erfasst er die Größe des Fensters, die offenen Gardinen und die Person, welche im Inneren des Raumes hektisch auf und ab läuft. Er überquert die Straße, um das Geschehen besser beobachten zu können. Neugierig ist Peter immer. Schließlich wohnt hier ein in der Stadt bekannter Baulöwe, der für sein an Skandalen reiches Leben bekannt ist. Mal sehen, was hier geschieht. Das gibt sehr wahrscheinlich wieder Futter für die Presse. Peter reibt sich die Hände. Er wird am Ball bleiben. Dazu schaltet er sein I-Phone mit Aufnahmefunktion ein und positioniert das externe Mikrofon. Dann nähert er sich dem Haus im Schatten einiger großer Bäume. In dieser stillen Villenstraße hat er nichts zu

befürchten.

Peter lehnt entspannt an einem der Bäume, nimmt eine Zigarette aus dem Etui und zündet sie an, als Bewegung in die Szene kommt. Die dunkel gekleidete Gestalt, nicht der Baulöwe, wie er jetzt sieht, aber eindeutig ein Mann, greift zu seinem Handy. Dann wird es laut. Peter versteht jedes Wort, denn das Fenster ist wegen der Hitze offen, wie er jetzt sieht.

„Was? Geschäft geplatzt? Und wie jetzt? Seid ihr wahnsinnig, das geht nicht. Wenn sie das auch noch finden, dann sind wir alle dran, aber ich bin nicht schuld. Das habt ihr bloß den Weibern zu verdanken … Mist! Was

sagst du … Die Polizei ist uns schon auf der Spur …? So ein Dreckskerl!“

Ein sehr leicht bekleidetes, blondes Geschöpf betritt in diesem Augenblick den Raum. Eine Augenweide mit ihren Netzstrümpfen, den hübschen langen Beinen, dem Spitzenslip und dem feuerroten Büstenhalter, denkt Peter. Absolut eine Sünde wert. Der Mann steckt sogleich sein Handy wieder ein.

„Sternchen, du hier? Was soll denn das? Das ist für dich viel zu gefährlich.“

Ungestüm wirft sich die Sternchen genannte Person dem Mann an den Hals. Eine ganze

Weile knutschen und küssen sich die beiden. Jetzt unterhalten sie sich flüsternd, während der Mann die Gunst der Stunde nutzt. Die breite Couch ist für ein wildes Liebesspiel wie geschaffen. Leises Stöhnen ist zu hören, bis beide in ihrer Ekstase explodieren. Peter kann kaum fassen, was er da gerade beobachtet. Was wenn in diesem Augenblick der Hausherr oder dessen Ehefrau eintreffen? Jetzt wieder heiseres Flüstern.

„Was erzählst du mir da gerade? Schwanger bist du? Zu dumm zum Verhüten! Du machst damit alles kaputt“, braust der Mann nun auf.

„Jetzt freu dich doch, Hummelchen. So können wir uns an dem Baulöwen schadlos

halten. Das bringt eine Menge Geld … und du weißt, wie nötig wir das haben“, säuselt Sternchen und versucht zu beschwichtigen. Sie wird abrupt zurückgestoßen.

„Zieh dir etwas Anständiges an und versteck dich hier im Zimmer. Die anderen Leute werden gleich da sein. Du weißt, worauf es ankommt.“

Peter ist irritiert. Was heißt hier die anderen Leute. Mitten in der Nacht noch Besuch und das in einem fremden Haus? Er wird auf alle Fälle das Geschehen weiter beobachten. Wer weiß, wofür das noch gut ist. Fleißig kommentiert er auf sein I-Phone. Dann von irgendwoher ein schriller Schrei. Solche

Ohren- und Augenzeugen wie ihn kann man in seinem Job immer brauchen. Die Jagdlust hat ihn erfasst. Am liebsten würde er dem Geschehen noch näher rücken. Aber wie, ohne dabei aufzufallen? Ob er versuchen soll, sich in dem Gebüsch nahe beim Fenster zu verstecken? Als der Mann und das Girl verschwinden, wechselt Peter wirklich seinen Standort. Vor Aufregung schwitzt er noch stärker als vorher. Die werden sich auch versteckt haben, denkt Peter, als eine schwere, silberfarbene Limousine auf das Grundstück fährt und fast lautlos in der Garage verschwindet, deren Tor sich wie von Geisterhand geöffnet und wieder geschlossen hat. Peter spürt, wie sich seine Nackenhärchen aufrichten. Das Adrenalin! Es

riecht förmlich nach einer Sensation. Und es wird für ihn immer spannender, so dicht am Geschehen zu sein. Das hat er nicht immer.

Ein paar Augenblicke später betritt ein Mann, er ähnelt in Größe und Statur dem Hauseigentümer, den Raum. Er sieht sich prüfend um, saugt hörbar die Luft ein. Irgendein Duft scheint ihn zu irritieren. Dann geht er hierhin und dorthin in dem großen Wohnzimmer. Jetzt öffnet er die Hausbar und schenkt sich einen Cognac ein. Er lässt sich auf die schwere Ledercouch fallen, wischt kopfschüttelnd rasch etwas weg und zündet sich seine Lieblingszigarre an, die er umständlich aus seiner Jackentasche geholt hat. Plötzlich legen sich von hinten zwei

seidenweiche Arme um seinen Hals und ein roter Mund flüstert:

„Endlich bist du da. Ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet. Mein Hase, es gibt ein süßes Geheimnis, das ich dir anvertrauen möchte.“

Vorsichtig löst sich der Mann aus Sternchens Armen, steht auf. Dann umarmen sich beide, tauschen Küsse. Sie flüstert dem Mann etwas ins Ohr. Die Stimmung schlägt augenblicklich um. Der Mann stößt die Frau von sich und schreit:

„Verschwinde augenblicklich aus meinem Leben. Du hast schon genug Schaden

angerichtet und jetzt auch noch das! Zu dumm, zu verhüten. Du glaubst doch nicht, dass ich für dein Balg zahle!“

„Du hast mir versprochen, dass du mich herausholst, wenn ich alles für dich tue. Und du wolltest dich scheiden lassen, für mich! War das alles gelogen?“

Große Tränen laufen über die Wangen der Frau. Schluchzer und von Tränen erstickte Worte können den Mann nicht beruhigen oder umstimmen und der Streit eskaliert.

„Verlasse dich darauf. Ich werde allen erzählen, dass du mich belogen und mit Drogen gefügig gemacht hast und nur durch

üble Machenschaften zu deinem Geld gekommen bist.“

Da klatschen Schläge ins Gesicht der Frau.

„Ich lasse mich von dir nicht fertigmachen, du Hure, du Schlampe, du Nutte, du ungeratenes Biest. Mach so weiter und ich bringe dich noch um!“

Drohend erhebt er wieder die Hand gegen sie, will erneut zuschlagen. Da umklammern zwei kräftige Arme den Hausherrn. Während der Auseinandersetzung hatte der Hummelchen genannte Mann das Zimmer betreten.


„Du solltest aufpassen, was du sagst oder tust. Du weißt ganz genau, was in der Bar KATAKOMBE läuft. Deine Drogengeschäfte sind der Polizei längst ein Dorn im Auge, ebenso deine illegalen Pokerrunden in deinem Partykeller und der dauernde Frischfleischnachschub für einige Bordelle in der Stadt auch.“

Das alles hört Peter nicht ungern. Er ist dem Ganzen schon lange auf der Spur, nur die Beweise fehlten ihm. Jetzt endlich hat er das ganze Puzzle zusammengefügt. Eifrig spricht er alles über das externe Mikrofon auf sein neues I-phone. Diese Anschaffung hat sich wirklich gelohnt.


Im Zimmer stehen sich inzwischen die beiden Männer in ihrer Wut wie Kampfhähne gegenüber.

„Nichts werdet ihr mir nachweisen können, nichts“, schreit der Hausherr.

Er kann seine Wut nur unzureichend bändigen und zittert am ganzen Leib. Sternchen ist spurlos verschwunden. Peter brennt darauf, zu erfahren, was weiter geschieht. Er würde zu gerne seinen Horchposten verlassen, denn dieser Ort hier ist wirklich sehr unbequem. Andererseits hat er Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

„Warte nur ab. Die Polizei habe ich schon

informiert, ebenso die Presse. Deine Frau weiß schon lange Bescheid. So wird in den nächsten Minuten die Falle zuschnappen.“

Höhnisch hat Hummelchen dem Baulöwen seine Worte ins Gesicht geschleudert. Zwischen den beiden Männern kommt es zu einem wilden Handgemenge und bei Peter ist es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Das sind also die anderen, tobt es in ihm. Jetzt wird ihm ein anderer Kollege seinen Artikel, sein Kind, wegnehmen und den Ruhm einstreichen. Wutschnaubend verlässt er seinen Horchposten, als eine Frauenstimme ruft:

„Leute, wir sind belauschtworden.“

Dann peitschen plötzlich mehrere Schüsse durch die Stille der Nacht.

Als wenig später die Polizei eintrifft, finden sie drei männliche Leichen und einen Revolver als Tatwaffe. In der Zeitung wird die neueste Schlagzeile lauten:

SKANDALREPORTER ERSCHOSSEN AUFGEFUNDEN.

© HeiO 29-07-2015

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Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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KaraList Dieses ´dumme` Sternchen hatte das letzte Wort. Siehste!
Ein überraschendes Ende! Gelungen!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Dein Lob freut mich. Herzlichen Dank dafür!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Tja Skandalreporter leben halt geführlich. Spannend geschrieben.
LG Bärbel
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NORIS Ich bin froh, dass ich keiner bin sondern nur Zuschauer ... grins!
LG Heidemarie
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Herbsttag Mit Spannung gelesen. Tolles Ende. Liebe Grüße Ira
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Vielen DANK, liebe Ira.
LG Heidemarie
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GertraudW 
Interessant und spannend geschrieben ... solche Krimis lese ich
gerne ... hat mir sehr gut gefallen.
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
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NORIS Ich wusste nicht, dass Du Krimifan bist ... schmunzel!
LG Heidemarie
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GertraudW 
So gut geschriebene mag ich schon ... nur nix blutrünstiges ...
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
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AngiePfeiffer Na das ist ja ein cooler Krimi mit einer überraschenden Wendung! Klasse
meint
Angie
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