Kurzgeschichte
Bahnskizzen

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"Bahnskizzen"
Veröffentlicht am 18. September 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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einer der auf dem Weg ist ...
Bahnskizzen

Bahnskizzen

Bahnskizzen

Gestern war ich wieder zum Stammtisch unterwegs. Immer mal ändert die S-Bahn ihre Gewohnheiten. Bahnsteige werden gewechselt und der Rhythmus von 10 Minuten wurde auch mal wieder gekippt, was einen ungewollten Personenstau am Bahnhof Wannsee ergab. Ich betrachte die Fahrgäste und mache mir meine Gedanken über die Wechselbeziehung zwischen fantasielosen Socken und der Wesensart der Trägerin. Eigentlich existieren fast 80 % der Passagiere in

ihrer Eigenwelt, denn sie sind eins mit dem Smartphone. Die neue Form der Abhängigkeit. Dazwischen sind kleine Gruppen (meist Ausländer im Inland), welche miteinander reden. Am Bahnhof Steglitz steigt ein schlanker Mann ein. Er trägt eine Gitarre im Futteral bei sich und flirtet augenblicklich mit einer jungen Frau in meiner Blickrichtung. Dann schält er sein Instrument aus der Tasche, stimmt kurz durch und lockt die Mitreisenden in eine Parallelwelt aus konzertanter Musik. Zart und eindringlich schwingen seine Melodien durch den Wagen und beim nächsten Halt bekommt er von der jungen Frau auch eine Spende. Er bedankt sich

artig mit einer Verneigung und ist schon davon, um die Nächsten zu beglücken. Die Rückfahrt beschert einen seltsamen Fahrgast. Zwischen den Bänken ist am Ende des Waggons ein etwas erhöhter Schrank. Darauf schwingt sich der Mann und beginnt sich und seinen Kurzhaarschnitt in den Fensterscheiben zu spiegeln. Dann richtet er die Haare penibel aus und ich erwarte, dass er etwas vorträgt. Es kam aber nichts, nur ein weiteres Ausrichten von glatt liegendem Kopfschmuck. Als ein paar Fahrgäste aussteigen, springt er federnd von seinem Platz und setzt sich auf eine Bank. Wieder beginnt sein bereits

gezeigtes Ritual – Haare richten. Als nächsten Schritt klappt er das Fenster an, weil er meinte, es stinkt. Sicher ist der Mischduft in einem Waggon kein edler, aber nun gab es kostenfrei und ungewollt Zugluft. Rücksichtslos – war das Erste, was ich dachte. Wenig später verließ der Schmucke die Bahn und es gelang mir das Oberlicht wieder zu schließen. Die Frau neben mir schenkte mir einen dankbaren Blick! JFW 16.09.2015

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Boris
einer der auf dem Weg ist ...

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Herbsttag Unser Herrgott hat offensichtlich doch einen großen Tiergarten! :-) Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Boris besonders in Berlin ...

LG und Danke
Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
Janara Interessante Beobachtung;
in der S-Bahn in Berlin ist wesentlich mehr los, als in meinem Zug am Morgen, wenn fast alle Passagiere ihre Augen geschlossen haben, natürlich gibt es immer auch ein paar schwatzhafte Weiber ...aber dagegen helfen dann kleine Ohrstöpsel mit musikalischer Untermalung ...
LG
Jana
Vor langer Zeit - Antworten
Boris wow - so viel Kommentar zu meinen kleinen Skizzen
ich bin happy

GLKG Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Jawoll, in öffentlichen Verkehrsmitteln erstaunt mich immer wieder dieses seltsame Verhalten, dass Menschen befällt man sie ungefragt und wilg gemischt zusammen pfercht. Da kommt es oft zu recht skurrilen Verhaltensweisen.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Ich bin ein eher seltener Gast

LG und Dank
Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ich auch. Deswegen fällt es einem auf. Ansonsten wäre es ja reine Routine und belanglos.
Vor langer Zeit - Antworten
Gast stimmt genau
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EllaWolke Schön beschrieben
Grüße in den Tag
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Boris Ich danke Dir

LG Jürgen
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