Fantasy & Horror
Die Wilde Ebene - 8 - Antonie´s Karte

0
"Die Wilde Ebene - 8 - Antonie´s Karte"
Veröffentlicht am 17. September 2015, 28 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Jon Barnis
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die ...
Die Wilde Ebene - 8 - Antonie´s Karte

Die Wilde Ebene - 8 - Antonie´s Karte

8 - Antonie´s Karte

Nachdem sich die Lady nun endlich dazu entschlossen hat, der neu entstandenen Expeditionsgruppe bei zu treten (lang genug hat es ja gedauert) und mit Samuel in das Herz der Wilden Ebene vor zu dringen, erfahren wir in diesem Kapitel etwas mehr über die Vergessenen Lande. Es kann nie falsch sein, mal einen groben Überblick über die örtlichen Gegebenheiten zu bekommen, sehen Sie das nicht auch so? Genau, denn die Lande sind groß und vielfältig, da hilft nur eine Karte, um sich nicht vollends zu verlaufen. Wie es der Zufall will, hat Samuel eine Solche gleich parat.

Antonie´s Karte

Er öffnete erneut seinen Rucksack und nahm eine flache, quadratische Schachtel heraus, die kunstvoll verziert und an den Ecken schon etwas abgenutzt war. Sie schimmerte im Licht des Feuers golden und schien mit einem fein gewebten, aber dennoch robusten, hellen Stoff überzogen zu sein. Geschlossen gehalten wurde sie von einem raffinierten Mechanismus, der das Öffnen nur ermöglichte, wenn man gleichzeitig links und rechts einen kleinen Schieber betätigte. Auf dem Deckel des Kästchens war deutlich abgesetzt ein A zu erkennen, welches auf recht kunstvolle Weise mit einem X verflochten war. In beide Buchstaben eingewebt schlängelte sich, fast unscheinbar, eine kleine Schlange mit seltsamen Muster.


"Antonie Xorpa" sagte die Lady leise und fast ehrfürchtig. „Das gibt es ja nicht! Du hast tatsächlich eine der drei Karten in deinem Besitz?" Er lächelte, und konnte eine gehörige Portion Stolz darin nicht verstecken. "Richtig, gut erkannt, es ist tatsächlich eine der Karten des berühmtesten Reisenden den die Lande je hervor gebracht haben. Kostete mich viel Zeit, sie auf zu treiben und noch mehr Silber, sie im meinen Besitz übergehen zu lassen" Er öffnete geschickt und schnell den kleinen Kasten, entnahm den Inhalt aber umso vorsichtiger. Ohne Zweifel wusste auch er um die Seltenheit dieses Stücks kartografischer Weltgeschichte, schließlich gab es nur drei Exemplare in den Landen, wie die Lady schon

richtig bemerkte. Das robuste Papier, welches zum Vorschein kam, schien nur sehr leicht angegilbt, was anhand des Alters von über hundert Jahren schon bemerkenswert war. Von meinen Baum aus, auf dem ich noch immer saß und dem Treiben zusah, konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt alles Nötige erkennen. Um aber einen Blick auf die Karte zu werfen, war mehr gefragt als die zweifelsohne hervorragenden Augen, welche mir von meinen Eltern großzügiger Weise mit in die Wiege gelegt wurden. Also entschloss ich mich, die Beobachter-Position zu wechseln, schließlich wollte ich ja auch wissen, wohin die Reise genau ging. Ich klettere also behände herunter, wobei der letzte verblieben Aßt gefährlich ächzte. Auf leisen Sohlen schlich ich mich dann hinten herum durch das hohe Bokkgras auf die Gruppe

zu und überlege, wie ich die magische Barriere überwinden konnte, die vom StoAx aus ging. Diese schützte ja immer noch zuverlässig die neu zusammen gefundene Reisegruppe vor der gefräßigen Nacht - und auch dummerweise vor mir.

An ihren Rändern lagen einige Grinks herum, manche stöhnten fast unhörbar, andere schienen ihr Lebenslicht schlagartig eingebüßt zu haben, als die Magie sie mit voller Wucht traf. Die Barriere selbst machte sich deutlich durch ein Kribbeln bemerkbar, man konnte sie förmlich spüren, auch wenn sie nicht zu sehen war. Ein Hindurchkommen war also nicht möglich, das hatten die kaum bemitleidenswerten Wesen um mich herum deutlich am eigenen Leib erfahren müssen. Aber möglicherweise konnte man unter ihr hinweg tauchen? Ein paar Schritte rechts von mir traf die knisternde Energie auf einen kleinen Tümpel, der durch den Regen des

letzten Tages gut mit Wasser gefüllt war. Auf ihm schwammen mehrere Blutsauger. Eine Hand voll Gelbmücken-Larven, deren Eltern darüber in einem unangenehm hohen Ton vor sich hin summten und ein toter Grink, der glücklicherweise nie wieder summen würde. Gerade als ich in das trübe Gewässer hinab steigen wollte, in dem sich verhalten die ersten Sterne der Nacht spiegelten, gab es plötzlich ein zischendes PFLOMP. Die Magie war verschwunden, kein Knistern mehr auf der Haut, nur noch die laue Nachtluft. Ich wundere mich einen Moment, nutzte aber schnell die Chance, trocken an mein Ziel zu kommen. Als ich ein paar Schritt zurück gelegt hatte, und hinter dem Stein angelangt war, an dem Samuel saß, baute sich das seltsame Kraftfeld wieder durch ein gedämpftes PMOLFP auf. Ein Geräusch übrigens, welches man einfach nicht in Buchstaben oder Worte fassen kann.

Ich hörte sogleich die Lady fragen "Warum hast du das gemacht?" und Samuel antworten "Das erkläre ich Ihnen etwas später, wenn es Recht ist" Scheinbar war zumindest er sich meiner Existenz und Anwesenheit bewusst, was mir zu diesem Zeitpunkt aber noch absurd und unmöglich erschien. Unbeirrt erklomm ich den Stein, vorbei an Gemschen, welches weiterhin mit Fressen beschäftigt war und beruhigender Weise keinerlei Notiz von mir nahm. Oben angelangt hatte ich einen hervorragenden Blick auf das weitere Geschehen, vor allen aber auf die Karte, die noch zusammengefaltet in der Hand des jungen Mannes lag. Beim näheren Hinsehen konnte ich erkennen, dass sie gar nicht gefaltet

war, so wie es Papier normalerweise vor zieht, sondern gestapelt. Im gleichen Moment strich Samuel über die Oberfläche des Kartenstapels, wodurch die Einzelteile begannen, sich wie durch Zauberhand in alle vier Himmelsrichtungen zu entfalten. Aus einem einzigen Quadrat wurden so plötzlich fünf, die Äußeren klappten mit klickenden Geräuschen weiter auseinander, bis sich eine Art Karten-Schachbrett gebildet hatte. Dieses bestand letztlich aus zehn waagerechten Teilen in jeweils sechs Reihen und zeigte auf der Oberfläche eine kunstvoll und extrem detailreich gezeichnete Karte. Die Lady machte zwar einen interessierten Gesichtsausdruck, hatte aber Derartiges scheinbar vorher schon einmal gesehen. Nur so konnte ich mir erklären, warum sie nicht in haltlose Begeisterung aus brach, wie ich es innerlich gerade tat. Das war phantastisch! Ein

kleines Wunderwerk der Technik, kunstvoll gearbeitet, reich verziert und für sein Alter noch erstaunlich unverschlissen. "Sie haben eine Karte dieser Art schon einmal gesehen, richtig?" fragte er "Richtig. In Süd-Draachen, vor mehr als zwanzig Jahren. In der ´Galerie da'Draachen´ genauer gesagt. Ich hätte nicht erwartet, so etwas noch einmal aus der Nähe zu sehen, da sich alle drei Xorpa-Karten bald darauf schon in Privatbesitz befanden. Wie bist du zu dieser gelangt?" Samuel überlegte, ob er ihr die Geschehnisse erzählen sollte, wie er an die Karte gekommen war, entschied sich aber vorerst dagegen. Es war spät und sicherlich würde sein Bericht darüber nicht weniger umfangreich ausfallen wie der zum StoAx.

"Ein andern mal, werte Lady. Heute will ich Ihnen nur kurz skizzieren, wo uns unser Weg zuerst hin führen wird. Obwohl dazu die Karte eigentlich noch nicht nötig wäre, denn den Ort kennen sie bereits. Aber ich denke trotzdem, dass Sie ein paar weitere Details recht interessant finden werden" Er hielt die Karte etwas schräg, so dass der Schein des Feuers besser deren Oberfläche erhellte. Nun konnte auch die Lady deren Details gut erkennen, und natürlich der kleine, unbemerkte Beobachter hinter ihnen. Sie zeigte das komplette Gebiet der alten Baronic, in erstaunlicher Detailverliebtheit. Xorpa war nicht nur ein großer Abenteuer, er war auch... romantisch veranlagt, was das alte Reich des Schmalen Barons betraf. Andere

würden es reaktionär oder gar fanatisch nennen. Dennoch hatte er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die ehemalige Baronic in ihrer ganzen Größe und Schönheit zu bereisen und so vollständig wie möglich zu kartographieren. Grob gesehen gliederte sich das abgebildete Land in sechs Teile. Im Norden war die große Wüste Smalef zusehen, die scharf am oberen Kartenende vom Kalten Meer begrenzt wurde. In ihr befand sich eingebettet die Stadt Reble Ton, ´Stadt des Nordens´, oder einfach nur Sandstadt genannt, was sie ziemlich genau beschrieb. Ein Finger breit daneben hatte der Kartograph einen kleinen Yock-Kopf eingefügt, das Zeichen der Baronic. Dort befand sich, bis zu seiner Zerstörung, Tatrem Haf, Geburtsort des grausamen Herrschers, Tatrem Corba, der später nur noch der „Schmale Baron“ genannt wurde.

Das linke Drittel der Karte war bedeckt mit dichtem Wald, hin und wieder durchzogen von niedrigen Bergen und verhaltenen Gebirgsketten, die diesen Namen kaum verdienten. Gelegentlich wurde der Baumbewuchs durch große Weiden und Felder samt angrenzender Ortschaften auf gesprengt. Die größte von Ihnen war Strop Ton, das ja mittlerweile schon bekannt sein dürfte. Sie lag an einen See angeschmiegt, der einem etwas zu breit geratenen Stiefel ähnelte, wenn man ihn von den Hängen oberhalb betrachtete. Kurzerhand wurde er von den ersten Siedlern Stiefelsee getauft, es waren einfache Leute die nicht viel Zeit mit ausgiebigen Namensfindungen verschwendeten. Das gesamte Gebiet war mit ´Lindenbergen´ beschriftet, was ganz pragmatisch damit begründet werden konnte, dass es dort

Lindenbäume in Überzahl gab und hin und wieder ein paar Berge aus der Landschaft heraus stachen. Hatte ich schon erwähnt, dass es einfache Leute waren? Im linken unteren Eck der Karte konnte man drei auffällige Gipfel erkennen, flankiert von einem gewaltigen Gebirgsmassiv. Das Dreispitz Gebirge und natürlich der Große Wall dahinter, bekannt aus Samuels Geschichte über den StoAx. Hier war Miosma die größte und einzige Stadt die diesen Namen verdiente. Da am ebenfalls schon bekannten Silberfluß das begehrte Edelmetall einst in Massen aus dem Boden geholt wurde, gab man dem dazugehörigen Landstich auch gleich den dazu passenden Namen `Silberlande`. Der gesamte rechte Kartenteil wiederrum wurde von einem flachen Landmassiv beherrscht, welches an drei Seiten sanft ins Meer aus lief.

Hier dominierten weite, ebene Flächen, mit nur wenigen Erhebungen. Große Waldgebiete fand man dort selten, eher kleine, versprengte Wäldchen und Haine. Dem Zentrum dieses Gebietes gab man praktischerweise den Namen `Die Weiden`, was seine Hauptnutzung auch recht gut wieder spiegelte. Es wurde durchzogen von mehreren, starken Flüssen, und war mit wasserreichen Seen ausgiebig bestückt. Der nördlichen Teil hieß im Volksmund Schafland, zur Zeit der Baronic hatte er aber den etwas schöneren Namen Orleandas erhalten, der sich auch heute noch als offizielle Bezeichnung behauptet. Heimliche Hauptstadt ist hier, seit Menschen Gedenken Able Ton, auch wenn in den Jahrhunderten immer wieder andere Städte den Verwaltungssitz für sich beanspruchten. Der südliche Teil dieses Landes hingegen, welcher an das Silberlande an grenzte und daher

etwas bergiger war, wurde Draachen genannt, nach dem Fluss Draach, der ihn zu den Weiden ab grenzte. Hier gab es nur einen, größeren Ort, das sagenumwobene Faahlen. Man kann davon ausgehen, dass die etwas sonderbaren Bewohner dieser Region eine besonders innige Beziehung zum Buchstaben A pflegen. Faahlen war immer Faahlen geblieben, auch wenn man die Stadt ordnungshalber mal auf Sible Ton, Stadt des Südens, taufte. Obwohl das bei den anderen drei Städten gut funktionierte, die man in der Baronic nach Himmelsrichtungen benannte, weigerten sich die immer schon etwas aufrührerischen Faahlen, dieses Muster zu übernehmen. Der Schmale Baron war davon nur wenig begeistert, weshalb er die Stadt unter strenge Militärherrschaft stellte und bei Aufständen hier besonders hart und blutig durch Griff. Dennoch, oder genau deswegen, war Faahlen Ausgangspunkt der Revolution,

Sitz des Widerstandes, auch „Süd Union“ genannt, der im Endeffekt die alte Baronic von der Landkarte fegte. Die Karte war, wie schon gesagt, sehr detailliert und mit vielen, kleinen Orten versehen, verlassenen Burgen und Schlössern, geheimen Pfaden durch unwegsame Gebiete. Dennoch blieb ihre Mitte seltsam leer, im Vergleich zum Umland. Hier lag, immer noch alles beherrschend, die Wilde Ebene. Ein eher gelbgrüner Flecken Niemandsland, nur mit wenigen Markierungen versehen. Der Wilde Weg, die Straße zwischen den beiden großen Städten, an dem unsere kleine Reisegruppe in diesem Moment saß, war natürlich eingezeichnet. Auch Bokkbergen wurde markiert, und lag in etwa auf halber Strecke zwischen Able Ton und Strop Ton. Schon tiefer in der Ebene gelegen befand sich

eine Art Ring, ein Wall, an den Xorpa 'letzte Wacht' geschrieben hatte. Innerhalb dieses Walls, der immerhin ein Fünftel der Ebene umspannte, sah man nichts mehr, außer einen großen Kreis, in dessen Mitte der Yock Schädel prangte. Xorpa war zwar der größte und bekannteste Abenteuer der letzten hundert Jahre, bereiste aber die Wilde Ebene lange Zeit nicht selbst. Alle Angaben die hier verzeichnet waren, stammten von Freunden oder Fremden, Weggefährten seiner Zeit und Menschen, die etwas mutiger waren. Obwohl man ihm eigentlich Unrecht tut, würde man behaupten es hätte ihm an Mut gefehlt. Nachdem er alle Gebiete bereist hatte, die einst zur Baronic gehörten, beschloss er, als letztes auch das Geheimnis um die Wilde Ebene und der alten Herrscher-Stadt zu lüften. Dazu ließ er alle seine Habseligkeiten in Reble Ton zurück, nahm nur das Nötigste mit auf die

Reise. Auch die drei fast fertigen Karten blieben dort, sein Lebenswerk, und vermutlich nur dadurch der Nachwelt erhalten. Enge Vertraute behaupteten zwar später, er hätte noch eine vierte Karte besessen und diese mit in die Ebene genommen, um sie da zu vervollständigen, aber das blieb lange Zeit nur ein Gerücht. Ob er es wirklich geschafft hatte, war derweil unklar, denn Antonie Xorpa kehrte von seiner letzten großen Expedition nie zurück. Nachdem er fast zwanzig Jahre nur als vermisst gegolten hatte, wurde er an seinen 82sten Geburtstag für tot erklärt. Zu Lebzeiten schien er der festen Überzeugung gewesen zu sein, er würde zurückkehren, unbeschadet und mit Ruhm überhäuft, denn er hinterließ keinerlei Testament, oder andere Schriftstücke, welche seinen Nachlass regeln konnten. Da er auf seinen Abenteuern auch keine Zeit hatte um

eine Familie zu gründen oder gar Nachfahren zu zeugen, blieb der einzige Begünstigte sein treuer Freund Slosev. Er versteigerte die Exponate und schließlich sein komplettes Hab und Gut meistbietend, darunter auch die drei Karten, und erlangte so ein mehr als stattliches Sümmchen. Da er aber ein Wohltäter war, kaufte er sich vom Erlös lediglich ein hübsches, kleines Häuschen und investierte den Rest in eine neue Bibliothek mit angrenzender Hochschule. Etwas, was seinem Heimatort immer schon schmerzlich gefehlt hatte. So entstand die noch heute berühmte Libra Antonie, welche sein Andenken weiterhin aufopfernd pflegt und nach und nach auch die Habseligkeiten des Namensgebers wieder zusammen kauft. Xorpa hingegen tauchte auch später nicht wieder auf, wurde in Ehren symbolisch auf dem Friedhof seiner Geburtsstadt Glisnig, nahe

Reble Ton beerdigt, aber nicht vergessen. Auch wenn man über seine reaktionäre Haltung streiten konnte, und über die Baronic-Verehrung nur Kopfschütteln, gilt er immer noch als der größte Forschungsreisende der Vergessenen Lande, und wird als das wohl bis an deren Ende vergöttert werden. "Sie hat mir auf meinen bisherigen Wegen schon sehr gute Dienste erwiesen, diese Karte" sagte Samuel, stolz auf das ausgefaltete Kunstwerk in seiner Hand blickend "Das kann ich mir vorstellen, auch wenn es mich überrascht, etwas so wertvolles hier in deinen Händen zu sehen, und das mitten in der Einöde. Ganz schön gefährlich, finde ich, schließlich hat eine der Karten bei der letzten Auktion, soviel ich weiß, sechs Silberlinge und acht Kupferne gebracht.


Ein Vermögen also, und für jeden Dieb ein echtes Festmahl." "Richtig, das will ich nicht bestreiten, aber etwas aus diesen Rucksack zu entnehmen, ist nur für mich gefahrenlos möglich. Jeder andere würde mindestens eine Hand dabei ein büßen. Ich beschütze meine Besitztümer normalerweise recht energisch, auch wenn es nicht viele sind. Nun aber zu dem was ich Ihnen zeigen wollte." Er umkreiste die Umrisse der wilden Ebene auf der Karte grob mit dem Finger. Sogleich klappten alle anderen Teile nach hinten weg, die er dabei nicht berührt hatte, die Stücke auf dem die Ebene abgebildet war, entfaltete sich dafür auf das Vierfache, drehten und wendeten sich mehrmals und zeigten nun das Gebiet in voller Größe, zudem noch mit einigen Details mehr.

Nun staunte die Lady doch noch, was ihr ein jugendliches Aussehen verlieh, fast wie ein Kind, welches ein neues, faszinierendes Spielzeug entdeckt hatte. "Ich vermute das hat man ihnen damals nicht gezeigt, richtig?" sagte er zufrieden grinsend. "Oh nein, hat man nicht! Wie um alles in der Welt ist das möglich?" "Wie genau es funktioniert konnte ich bisher auch noch nicht ergründen, aber dass die Karte so etwas kann, fand ich recht schnell heraus, wenn auch eher zufällig. Da der alte Kartograph allerdings mit Magie nichts am Hut hatte, wie er in seinen Geschichten oft genug erwähnte, muss es ein raffinierter Mechanismus sein.

Wichtig ist in unsere Situation auch eher das es funktioniert, und nicht wie es das tut. Denn so können wir recht gut unseren weiteren Weg planen." "Aber ich dachte" begann die Lady, nebenher einen verwunderten Blick auf die nun deutlich detailreichere Karte werfend "Xorpa wäre nie aus der Ebene zurück gekehrt! Wie kann es dann sein, das hier so viel eingezeichnet ist, was er eigentlich gar nicht hätte kennen dürfen?" "Nun, er hatte Hilfe, und zwar von Dramirl Eckenberg. Vermutlich kennen sie diesen Namen nur zu gut?" "Eckenberg, Gründer der Agentur Eckenberg? Natürlich kenne ich den Namen, oft genug war ich im Auftrag seines Enkels Filobaut unterwegs.

Aber wie..." Während sie noch nach der richtigen Formulierung in ihrem Wortschatz kramte, gab er schon die Antwort "Xorpa war vermögend, wie Sie wissen. Er bezahlte also Aytons aus besagter Agentur dafür, das sie sich in die Wilde Ebene wagten, immer weiter und tiefer. Irgendwann machte dem aber der schiere Lebenswille der Auftragnehmer ein Ende, denn es fand sich bald niemand mehr, der so verrückt war, diese Expeditionen in den fast sicheren Tod zu unternehmen, selbst für noch so viel Geld nicht. Dennoch hatte er so Einiges zusammen getragen, was uns auf unserer Reise jetzt nützlich sein wird. Sehen Sie hier." Er zeigte auf einen Punkt auf der Karte, direkt an der Straße. Dort hatte der Reisende eine

kleine Ruine eingezeichnet, daneben das Zeichen der hiesigen Kirche - ein geschlossener Kreis, darin einen Hügel mit einer Sonne, die auf ging, oder unter, je nach Interpretation. "Der Kirchberg, vermutlich?" Fragte sie "Richtig, und direkt daneben dies hier." Sein Finger wanderte ein Stück weiter, etwas rechts vom Kirchberg konnte man drei etwas stilisierte Grabsteine erkennen. Darüber stand 'LeyDem's Ruh'

0

Hörbuch

Über den Autor

JonBarnis
Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die rudimentäre Rechtschreibkorrektur von Open-Office wäre ich schon komplett aufgeschmissen. Was sagt das alles über mich aus? Falls jemand die Antwort weiß, bin ich für jede Nachricht diesbezüglich offen :)

Leser-Statistik
3

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

134751
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung