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Der König der Zwillingsstadt Kapitel 5

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"Der König der Zwillingsstadt Kapitel 5"
Veröffentlicht am 25. August 2015, 38 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der König der Zwillingsstadt Kapitel 5

Der König der Zwillingsstadt Kapitel 5

Einleitung


Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.

Bildquelle wandersmann / pixelio.de

Kapitel 5 Sentine

Armell wagte es eine ganze Weile nicht, auch nur den Blick zu heben. Sie konnte ihren Herzschlag spüren und in der Stille, die nach dem kurzen Aufruhr einsetzte auch hören. Ein stetiges, leises Wummern… Doch als sie sich schließlich überwand, es den anderen Gleich zu tun und den Mann auf der Tribüne erblickte, war ihr erster Gedanke: Götter er ist viel zu jung. Zachary de Immerson war vielleicht zehn Jahre älter als sie selbst. Trotzdem strahlte der Mann etwas aus, das über

seine bloße Erscheinung hinausging. Diese war, bis auf einige Details auch kaum Auffällig. Zachary trug eine schlichte, schwarze Robe mit silbernen Ziernähten. Der schwere, dichte Stoff schien sehr viel mehr für die kalten Winternächte in Silberstedt geeignet zu sein, als die aufgebauschten Rücke und golddurchwirkten Kleider der übrigen anwesenden. Trotzdem, so hätte er vor dieser Versammlung vielleicht wie ein Bettler gewirkt, wäre da nicht die seltsame Ruhe, die er auszustrahlen schien. Ein blauer, tropfenförmiger Stein hing an einer einfachen Kette um seinen Hals und seine Augen…. Armell fragte sich, ob sie je einem Menschen

mit derart seltsamen Augen begegnet war. Sie waren Türkis, wie das Meer an einem warmen Sommertag auf Hamas und tief hinter diesem seltsamen Farbenschleier brannte ein Feuer, das ihre Angst zu bestätigen schien. Selbst wenn man ihr nicht gesagt hätte, das der Mann ein Zauberer war… sie spürte, dass er gefährlich war. Und doch wirkte er so furchtbar Jung im Vergleich zu allen übrigen Anwesenden… vielleicht ausgenommen ihrer selbst. Der Raum war nach wie vor Totenstill, während Zachary die versammelten Adeligen einen nach den anderen zu mustern schien. Vielleicht, dachte Armell, täuschte sie sich, aber er wirkte

kurz unsicher. Gar nicht wie ein Mann, der mit seinen Gedanken töten konnte, sondern wie der halbe Junge, der er war. Dann jedoch fing er sich anscheinend und der kurze Moment der... Menschlichkeit wie es schien, war vergangen. ,, Ihr alle, habt meinem Vater einst die Treue geschworen.“ , begann er. ,, Das war ein Fehler. Andre de Immerson hat seinen Kaiser verraten und sich gegen alles Gestellt, wofür dieses Land stand. Etwas, das er teuer bezahlt hat. Und doch haben viele von euch ihn bis zuletzt noch Unterstützt. Würden das vielleicht auch weiterhin, wenn er noch am Leben

wäre.“ In der Stimme des Zauberers schwang etwas mit, das Armell zuerst nicht richtig deuten konnte. Es war Wut, sicher… aber sie schien nicht gegen die Anwesenden gerichtet zu sein. Aber gegen wen dann ? Die Antwort war so seltsam wie das Armell sich ihrer sicher war. Andre de Immerson. Ein Mann, der seit einem halben Jahr in seinem Grab ruhte… und noch dazu Zacharys Vater. Warum schien der Zauberer ihn derart zu hassen, dass er nicht einmal ruhig von ihm sprechen konnte? ,, Bis eure Loyalität wieder sicher scheint und euer guter Name als wiederhergestellt betrachtet werden

kann, werden sämtliche eurer Leibgarden entwaffnet werden. Was euren Besitz angeht, so wird dieser euch erhalten bleiben aber nicht uneingeschränkt. Ihr werdet über all eure Unternehmungen vorher Rechenschaft ablegen, tut ihr dies nicht, sind eure Titel und Privilegien auf der Stelle verwirkt. Und glaubt mir, der Kaiser wird ein Auge auf euch haben.“ ,, Und ihr werdet dieses Auge sein, nehme ich an ?“ , meldete sich eine Stimme aus der Menge mit einem herausfordernden Unterton. Armell blieb fast das Herz stehen, als sie sie erkannte. Das war Obarst… Götter, was hatte er jetzt vor ? Konnten sie nicht einfach endlich nach Hause gehen? Ihre Füße

taten weh vom langen stehen und dem Aufstieg zum Herrenhaus und diese Leute hier… ,, Worauf wollt ihr hinaus ?“ , fragte der Zauberer ruhig. ,, Der Kaiser ist nicht hier, Lord Zachary, mehr nicht. Wir können daher ganz offen miteinander sprechen, alle Regeln lassen sich irgendwie umgehen. Euer Vater verstand das gut.“ Armell hatte das Gefühl, dass sie die einzige war, die bemerkte, wie Zacharys Gesichtsausdruck sich fast schlagartig verdunkelte. Das Mädchen versuchte zurückzuweichen, aber die Menge in ihrem Rücken schien blind für den sich anbahnenden Sturm. Und ihr Onkel

sprach einfach weiter. Hör einfach auf, dachte sie. Hör nur einfach auf… Sie stellte fest, dass sie selbst wütend auf ihn würde. Ja sie hatte Angst… aber die Wut auf diesen Mann, der sich scheinbar grade anschickte zu zerstören was von ihrem guten Namen vielleicht noch zu retten gewesen war, war kurz davor zu überwiegen. Merkte er überhaupt nicht was er da tat? Sie Begriff schon lange das das Spiel der Adelshäuser untereinander um das , was ihnen der Kaiser an Macht zugestand eines voller Lug und Trug war. Und sie hatte es bisher nie verstanden. Zachary de Immerson schien das ähnlich zu gehen. Und er schien es zu

hassen… ,, Was wäre also nötig, damit ihr einfach… darüber hinwegseht ?“ , schloss Obarst. Erst jetzt schien ihm Aufzufallen, das der Raum bis auf ihn Totenstill war. Doch davon ließ er sich offenbar nicht irritieren. Er lächelte Zachary an als hätte er ihn grade nur erklärt, wie herrlich das Wetter hier doch sei. ,, Soll das eine Bestechung sein ?“ , fragte der Magier tödlich leise. ,, Das ist vielleicht ein hartes…“ ,, Schweigt !“ Im Vergleich zu dessen vorheriger Ruhe, schien plötzlich ein Sturm durch die Halle zu fegen, als Zachary die Stimme hob. Kerzen und

Kohlebecken flackerten einen Moment, wie in einer unsichtbaren Sturmböe und verdunkelten den Saal. ,, Kein Wort mehr !“ Endlich schien auch Obarst zu begreifen, dass er einen Fehler gemacht hatte, doch dafür war es jetzt zu spät. Viel zu spät, wie Armell ihm hätte sagen können, wäre sie nicht zu beschäftigt gewesen, sich soweit es ging gegen die Mauer aus Menschen hinter ihr zu drängen. Ihre Wut war wieder vergessen, ausgelöscht von dem, was sie sah. ,, Mein Vater mag dieses Verhalten ja geduldet haben, Obarst D'Ambois. Aber wie ihr sehr schnell feststellen werdet ist Andre tot. Und ich bin nicht er, falls ihr

das vergessen haben solltet. Ich rate euch daher noch einmal, kein Wort mehr. Ein weiterer unbedachter Satz heute von euch und ich lasse euch hinauswerfen und wird e dem Kaiser darum bitten eure Ländereien jemand anderem zu überantworten. Verstehen wir uns?“ Mittlerweile waren alle ein Stück von der Tribüne zurückgewichen und drängten sich verängstigt in Richtung der Rückwand der Halle. Armell konnte das Gewicht der Luft auf ihren Schultern spüren, als wäre die Welt an sich plötzlich schwerer geworden, irgendwie dichter. Der Zauberer war längst nicht wieder ruhig und sie spürte wie sich

Träne in ihren Augen sammelten. Sie kämpfte dagegen an und wischte sie rasch weg. Das war nur ein Zeichen von Schwäche, hatte ihre Mutter immer gemeint. Und doch konnte sie grade nichts dagegen tun. Das seltsame Wechselbad aus Hass und Angst, die fremden Leute… ihr eigener Onkel der sie derart in Gefahr brachte. Ihr drehte sich der Kopf. Sie wünschte sich, sie könnte nur endlich hier weg. ,, Alles in Ordnung ?“ , fragte eine besorgte Stimme direkt vor ihr. Armell blinzelte und starrte in ein nach wie vor viel zu junges Gesicht mit türkisfarbenen Augen. Die Leute wichen vor dem Zachary zurück, der sich auf ein Knie

niedergelassen hatte. Doch sein Zorn schien bereits wieder verraucht. Ein beinahe verschüchtert wirkendes Lächeln huschte über sein Gesicht. ,, Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken. Wo sind deine Eltern?“ Armell wollte etwas sagen, brachte aber nur einen Laut zu Stande, der entfernt an ein Wort erinnerte, während sie hinter sich auf die Menge deutete. Zachary legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter während er Aufstand und sich in der Menge umsah. Sie konnte es nicht sicher sagen, aber der Mann schien tief in Gedanken zu sein. ,, Ihr anderen könnt euch als entlassen betrachten.“ , erklärte er schließlich und Armell

konnte hören, wie ein allgemeines Aufatmen durch die Menge ging. Einer nach dem anderen strömten die versammelten Adeligen aus der Halle, bis schließlich nur noch ihre Eltern und Obarst übrig bleiben. Der Blick von Lord Zachary kreuzte sich einen Moment mit dem ihres Onkels, bis der ältere Mann genickt hinter Armells Eltern zurück. ,, Was hat sie angestellt, Herr ?“ , fragte ihr Vater, der eilig herbeigelaufen kam. ,, Gar nichts.“ , meinte Zachary, während er beschwichtigend die Arme hob. ,, Tatsächlich würde ich ihr gerne etwas schenken, wenn sie den damit einverstanden ist. Deshalb muss ich euch

auch bitten kurz hier zu warten.“ Mit diesen Worten beugte er sich wieder zu ihr hinab. ,, Was meinst du, habe ich dir zu viel Angst gemacht oder kommst du mit ?“ Er streckte ihr eine Hand hin und lächelte erneut dieses unsichere Lächeln, das mehr sein wahres Alter widerzuspiegeln schien. Am liebsten hätte sie sofort Nein gesagt nur um diesen Ort endlich verlassen zu können. Aber die Freundlichkeit die der Mann jetzt an den Tag legte, war echt, das spürte sie einfach. Nicht die geheuchelte Unterwürfigkeit eines Adeligen, der hoffte sich irgendwie einen Vorteil zu verschaffen und nur Pflichtbewusst

lächelte. Auf seine Art schien Lord Zachary tatsächlich einfach mehr ein Mensch zu sein, als die restliche Versammlung zusammengenommen. Armell holte tief Luft und verdrängte Ihre Angst. Dann nahm sie die ausgestreckte Hand des Zauberers. ,, Also dann… folge mir. Und keine Angst.“ Zachary erhob sich wieder und trat, ohne darauf zu achten, ob sie ihm auch wirklich folgte, durch die selbe Tür, durch die er den Saal zuvor betreten hatte. Armell beeilte sich um mit ihm Schritt zu halten, wäre jedoch fast in ihn hineingerannt, sobald sie den nächsten Raum erreichte. Auf den ersten Blick war es ein, für die größe des

Anwesens, erstaunlich schlicht eingerichtetes Studierzimmer. Große Bücherregale nahmen sämtlichen freien Platz an den Wänden ein und vor einem kleinen Kamin standen einige Stühle und Sessel zu einem Halbkreis angeordnet. Ein dunkler, abgenutzter Teppich bedeckte den Großteil des aus Steinfließen bestehenden Bodens. Zachary war direkt davor stehengeblieben und bedeutete ihr mit einer Geste zurückzutreten. ,, Nur um das klarzumachen. Was immer ich dir zeige… der Sangiusorden erfährt am besten nichts davon. Wenn Quinn wüsste, dass es noch existiert… Er würde es nicht

verstehen.“ Quinn… Und der Orden. Armell brauchte eine Weile bis ihr einfiel, wie die beiden Namen zusammengehörten. Quinn war der Name des Anführers des Sangius-Ordens, der Organisation, die seit dem Aufstieg der Belfare-Dynastie über die Magie wachten. Manche würden wohl eher behaupten, dass sie sie horteten und wenn man bedachte, wie wenige unabhängige Zauberer es heute noch gab, stimmte das wohl auch. Aber die Art wie Lord Zachary von dem Mann sprach, klang beinahe so, als wären sie alte Bekannte. Sie nickte lediglich ohne zu verstehen und im selben Moment beschrieb

Zachary eine Geste mit der Hand in der Luft. Der dunkle Teppich begann sich fast augenblicklich zu verändern. Zuerst fiel es Armell gar nicht auf , doch das Gewebe begann allmählich durchscheinend zu werde, bis es schließlich ganz verschwunden war. Darunter kam nicht etwa der glatte Fußboden zutage, sondern eine Treppe, die schräg nach unten in die Dunkelheit führte. Zachary beschrieb erneut eine Geste mit der Hand und eine kleine, silbrige Kugel stieg daraus hervor, die die Dunkelheit vor ihnen erhellte. Soweit Armell erkennen konnte, schien die Treppe fast endlos nach unten zu führen und selbst

das magische Licht konnte ihr Ende nicht enthüllen. ,, Sei vorsichtig.“ , meinte der Zauberer, während er ohne zu zögern nach unten stieg. ,, Die Stufen sind oft glatt.“ Einen Moment zögerte das Mädchen, ihm zu folgen. ,, Warum zeigt ihr mir das , wenn es so gefährlich für euch ist ?“ , fragte sie schließlich, während sie sich doch dazu durchrang , die ersten Stufen zu nehmen. ,, Soll ich ganz ehrlich sein ?“ Zachary war stehengeblieben und hatte sich zu ihr umgedreht. Selbst im Halbdunkel schienen seine Augen von innen zu glühen. ,, Du erinnerst mich sehr an mich selbst in deinem Alter. In vielen

Dingen.“ Damit drehte er sich um und setzte ihren Abstieg fort. Moos wucherte an den aus grobem Stein bestehenden Wänden. So wie es aussah, war dieser komplette Gang direkt in den Fels des Berges geschlagen worden, auf dem das Herrenhaus errichtet worden war ,, Wie meint ihr das.. Herr ?“ ,, Ich denke du wirst es irgendwann von selbst verstehen. Und bitte, Zachary reicht. Zac für meine Freunde.“ Armell war nach wie vor unsicher, ob ihre vorherige Angst vor dem Mann berechtigt gewesen war oder nicht. Alles in ihr wollte am liebsten umkehren und raus aus diesen kalten, beengten Tunneln. Gleichzeitig spürte sie einfach,

das Zachary ihr nichts Böses wollte, im Gegenteil. Nur woher nahm sie diese Gewissheit? Das im Saal schien ein völlig anderer Mann gewesen zu sein. Während sie noch darüber nachsann, hörte sie, wie Zachary auf einmal,, Schweigt.“ , rief. Sie blieb stehen und sah sich verwirrt um. Zachary schien erst jetzt aufzufallen, das er überhaupt etwas gesagt hatte. ,, Ich… spreche nicht mit dir.“ , meinte er und setzte wieder dieses beinahe kindhafte Lächeln auf, das so gar nicht zu dem Zauberer zu passen schien, der er war. ,, Verzeih. Dieser Ort weckt nicht die besten Erinnerungen. Und manche

davon… wollen einfach nicht tot bleiben.“ Vor ihnen kam nun endlich das Ende der Treppe in Sicht. Halb hinter Geröll verborgen, als wäre dieser Ort vor nicht allzu langer Zeit noch verschüttet worden, gab es einen Durchgang, der in eine gewaltige, natürliche Höhle führte. Armell sah sich eingeschüchtert um, während sie auf ein Plateau hinaustraten, von dem aus eine weitere, gewundene Treppe zum Grund der Höhle führte. In der Ferne konnte sie vier, zu einem Rechteck angeordnete, hoch aufstrebende Steinpfeiler erkennen, die die Decke trugen. Und dazwischen… schien sich noch etwas zu

befinden. ,, Was ist das hier ?“ , wollte sie wissen. Ihre Stimme war kaum ein Flüstern, hallte aber trotzdem unangenehm Laut von den in der Dunkelheit verborgenen Wänden wieder. ,, Ein Ort, der eigentlich vergessen werden sollte.“ , antwortete Zachary nur. ,, Mein Vater ließ zu, das er erschaffen wurde. Und mir würde es eigentlich obliegen, ihn zu vernichten. Jedoch…“ Er beendete den Satz nicht. ,, Euer Vater….“ ,, Er war ein schrecklicher Mann, der neben zahllosen anderen Verbrechen auch noch beinahe die Frau getötet hätte, der ich mehr als nur mein Leben

verdanke. Belassen wir es dabei.“ Zachary trat auf die zweite Treppe hinaus und machte sich, Armell nach wie vor im Schlepptau, auf den Weg hin zu den Säulen. Während sie näherkamen, entzündete der Magier mehrere Steinerne Schalen, die auf dem Weg verstreut standen. Blaue Flammen schlugen daraus hervor und erfüllten die Höhle mit unstetem, kaltem Licht. Tatsächlich, fröstelte Armell, als sie einem dieser Feuer einmal zu nahe kam. Magie, dachte sie nur und wurde sich dessen zum ersten Mal wirklich Bewusst. Das in der Halle war noch keine Zauberei gewesen und der Teppich… es hätte auch ein Trick sein können. Aber das hier,

das war absolut echt. Sie hatten die Säulen jetzt fast erreicht und nun konnte Armell auch erkennen, was sich in ihrem Zentrum befand. Der Boden dort war mit Marmor gepflastert, der jedoch in den unmöglichsten Winkeln und Formen gebrochen war, so das er an ein misslungenes Mosaik erinnerte. Die Lücken und Fugen zwischen den kalkweißen Steinplatten jedoch waren mit etwas Ausgefüllt, das entweder Gold war, oder diesem zum Verwechseln ähnlich sah. Das Gewirr aus Linie ordnete sich um einen Sockel in der Mitte des seltsamen Platzes an. Und auf diesem Sockel stand ein Becken, das direkt aus Kristall geschnitten schien.

Flüssiges Quecksilber stand träge darin, doch bereits während sie näherkamen, kam Bewegung in die Flüssigkeit. Als würde es ihre Anwesenheit spüren… Erneut lief ein Schauer über das Mädchen. ,,Halte dich ab jetzt dicht bei mir.“ , gebot Zachary, während er auf die Plattform hinaustrat ohne eine der goldenen Adern im Boden zu berühren. Armell tat es ihm gleich und so näherten sie sich Schritt für Schritt dem Becken. Das Quecksilber darin begann mittlerweile Wellen zu schlagen und schien nicht mehr zum Stillstand zu kommen. Im Gegenteil, in der silbrigen Oberfläche verzerrte sich ständig das

Spiegelbild ihrer Umgebung. Zachary war derweil ganz an den Sockel und die Schale herangetreten und .Mit einer einzigen Geste, erstarrte das Silber und wurde wieder glatt, als handle es sich um einen extravaganten Spiegel. Nur eines schien seltsam, wie Armell auffiel. Ob die Flüssigkeit nun stillstand oder nicht, sie konnte ihr Spiegelbild nicht darin sehen. ,, Komm näher, aber vorsichtig.“ , meinte der Zauberer und winkte sie herbei, eine Hand über das Becken haltend. ,, Und was immer gleich geschieht, erschrick nicht. Alles ist in Ordnung.“ Mit diesen Worten riss er die Hand vom

Becken zurück und ein einziger Tropfen Quecksilber folgte der Bewegung, wurde in die Luft geschleudert… und schwebte dann mehrere Handbreit über der ansonsten wieder spiegelglatten Oberfläche. Und dann begann er sich zu verformen. Was zuerst nur ein undeutlicher Klumpen war, nahm zunehmend Form an, wurde größer, färbte sich… bis ein kleiner zerzauster Vogel entstand, der auf dem Rand des Beckens hockte und sie aus schwarzen Knopfaugen musterte. Zachary trat, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen zurück und schien auf irgendetwas zu warten. Vorsichtig streckte Armell schließlich

eine Hand nach dem Wesen aus. Die braunen Federn schimmerten im Licht der magischen Feuer mit goldenen Tupfern, sie wagte es jedoch nicht, den Vogel zu berühren, sondern ließ ihre Hand einfach ausgestreckt. Das Tier, falls es den eines war, legte den Kopf schief, als ob es nachdenken müsste, dann jedoch hob es einen Fuß… und setzte ihn in die Handfläche des Mädchens. In diesem Moment schien das Eis gebrochen, denn der Vogel machte einen Satz und landete mit drei kurzen Flügelschlägen auf ihrer Schulter. Armell wusste nicht wieso, aber sie musste lachen. ,, Was ist das ?“ , fragte sie , ihre vorherige Angst

hinweggefegt. ,, Man nennt es einen Homunkulus. Ich glaube ich bin einer der wenigen, der je einen erschaffen konnte und ich hatte... etwas Hilfe. Und… es ist wirklich seltsam, wie bereitwillig er sich mit dir Verbunden hat.“ ,, Verbunden ?“ ,, So gesehen, seid ihr jetzt eins und doch nicht. Er spiegelt jetzt deine Gedanken und Emotionen wieder. Es ist schwer zu erklären und man kann diese Geister nicht dazu zwingen, weißt du. Und normalerweise sind sie eher zurückhaltend. Aber wer weiß, vielleicht bringt es dich auf deinen Weg.“ In diesem Moment schlug der Spatz auf

Armells Schulter erneut mit den Flügeln und veränderte seine Gestalt zu einem kohlschwarzen Raben, dessen Krallen sich kaum merklich durch ihre Kleidung drückten. Sie konnte es nicht sicher sagen, aber er schien Zachary halb belustigt, halb böse anzufunkeln. Und ging es ihr nicht selber so, stellte sie überrascht fest. Nur ein weiteres Rätsel als Antwort und sie hatte das Gefühl, das man sich über sie lustig machte… ,, Wir gehen wohl besser wieder hinauf.“ , meinte der Zauberer . ,, Deine Eltern warten sicher schon.“ Sie nickte. ,, Komm Sentine.“ ,, Sentine ?“ , fragte Zachary. ,, Sie braucht einen Namen, oder ?“ ,

antwortete Armell. Die Krähe gab ein zustimmendes Krächzten von sich, was Zachary nur mit einem Kopfschütteln bedachte. Aber Armell konnte sehen, wie er leise in sich hineinlachte.

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EagleWriter
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Terazuma Hi Eagle!
Armell ist ja noch ein Kind! Das hab ich erst in diesem Kapitel mitbekommen. ^^ Ich dachte erst, sie ist ein junges Mädchen in Zacharys Alter. Keine Ahnung woher diese Annahme kam... ^^
Aber das Kapitel war wirklich toll geschrieben und Zachary kam so richtig zur Geltung. Ich mag ihn sehr. Und erst recht diesen Homunkulus. XDDD
Ein echt tolles Geschenk für Armell!
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Hmm... vielleicht hätte ich Armells Alter im Kapitel 4 nochmal deutlicher machen sollen. ^^ Freut mich das es gefällt. War mir erst nicht sicher ob Zachary nicht etwas zu äh Erwachsen rüberkommt, aber nach allem, was er durch gemacht hat ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Mal wieder echt begeistert. Manch ein Adliger lernt es scheinbar nie und es würde mich nicht wundern, wenn es mit Obarst noch Ärger gibt. Die Atmosphäre im Saale ... ganz toll in Worte gefasst. Schön fand ich Zac's Verhalten Armell gegenüber. ich möchte auch so ein Homunkulus haben ---lach--- und dafür, dass ich nur häßliche Fotos von einem Homunkulus gesehen habe, muss das Vögelchen entzückend sein :))

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Danke . Eigentlich ist ein Homunkulus ein, alchemistisch Geschaffener, künstlicher Mensch. Ich habe das hier allerdings ein wenig uminterpretiert schon alleine aus ästhetischen Gründen.^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze gut gelungen^^
Vor langer Zeit - Antworten
Loraine Ich freue mich auf das nächste neue Kapitel, wie die Geschichte weitergeht. Es gefällt mir zu lesen! Was ist bitte wummern? Damit kann ich nichts anfangen. Alles andere ist OKAY! Liebe Grüße Loraine
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Freut mich wenn es gefällt.^^ Was ,,wummern" angeht eine kurze Suche nach Dubstep mit voll aufgedrehten Lautsprechern dürfte jede Frage hinsichtlich dessen beantworten^^
lg
E:W
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