Kurzgeschichte
Es wäre zu schön gewesen

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"alles war perfekt. die musik und die frau. doch das leben macht, was es will, und nicht, was ich wil"
Veröffentlicht am 23. August 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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alles war perfekt. die musik und die frau. doch das leben macht, was es will, und nicht, was ich wil

Es wäre zu schön gewesen

Titel

Es war Langweilig gewesen. Deshalb hatte ich mich aufgerafft und bin rausgegangen. Geradewegs zum Stadtfest. Allzu große Lust hatte ich nicht dazu gehabt, da die Bands, die aufspielten, nicht mein Fall gewesen waren. Keine einzige von denen. Glaubte ich zumindest. Doch rein zufällig befand sich doch eine sehr schöne Gruppe unter den Massen. Der Andrang hielt sich in Grenzen. Das sprach schon mal für die Bekanntheit und/ oder die Beliebtheit der Band. Ich kam an, als sie gerade die ersten Töne anschlugen. So schnell hatten sie

mich als Fan gewonnen. Später, als ich dann wieder zu Hause war und im Internet recherchierte, fand ich heraus, das die Jungs aus Kroatien stammten und dort eine große Nummer waren. Musikalisch hatten die wirklich was drauf gehabt. Eine Mischung aus Folklore, Pop und Rock. Abgerundet mit einer sanftrauen Stimme. Es war einfach ein schönes Erlebnis gewesen. Nicht nur, das mir die Musik gefiel, sondern auch die Sympathie, die die Musiker ausstrahlten. Und auch, das ich viel Platz hatte. Obwohl ich ziemlich mittig stand, hatte ich einen guten Blick auf die Bühne und den Künstlern, die darauf standen und sich sichtlich Mühe

gaben, die wenigen Zuschauer zu unterhalten. Ein anderer bekannter Musiker – Der W – hatte einmal gesagt: „Ob 2000 oder 200.000 tausend, das ist egal. Auf die Stimmung kommt es an.“ Dazu muss ich erwähnen, das er es seit Jahren gewöhnt war, in eine Menge von mehreren tausend Fans zu blicken und in großen Hallen zu spielen. Als er diesen Satz sagte, spielte er seit kurzer Zeit als Solokünstler, in kleineren Arealen. Aber wo er recht hat, hat er recht. Die Jungs hatten echt was drauf und heizten uns wenigen richtig ein. Mich hatten sie als neuen Fan gefunden. Leider gab und gibt es ihre Alben nicht so einfach in

unseren heimischen Läden. Das Meiste, was uns geboten wird, stammt aus den USA und dem Vereinigten Königreich. Als bekennender Anhänger von J & K Pop finde ich es traurig. Selbst Stars aus unseren Nachbarländern finde ich nicht in unseren Plattenläden. Oder ich bin Blind. Gern würde ich mir Doda kaufen. - eine polnische Sängerin und Schauspielerin - Aber ich finde weder ein Album noch ihre Live DVD. Und über ihren Shop ist es mir zu umständlich und zu teuer. Nicht die Alben, sondern die zusätzlichen Versandkosten. Es ging ziemlich familiär zu. Ich war ehrlich froh, dabei gewesen zu sein.

Bestimmt wird mir dieses kleine Konzert bis an mein Lebensende in Erinnerung bleiben. Und nicht nur, weil mir die Musik gefiel und alles ziemlich familiär anfühlte. Nach dem Konzert geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Etwas Erfreuliches. Etwa ab dem Mittelteil bekam ich sie mit. Wir bewegten uns gemeinsam im Takt der Musik. Stießen immer wieder aneinander. Anfangs war es mir gar nicht aufgefallen. Aber später habe ich es dann geschnallt, das sie meine Aufmerksamkeit wollte. Ja, manchmal brauche ich etwas länger. Zu meiner Verteidigung: ich war auf die Musik fixiert. Meine Gedanken drehten sich nur

darum, herauszufinden, wie die Band heißt und wo ich ihre Alben herbekomme. Als bei mir der Groschen gefallen war, kam ich aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und sie ihrigen um meine. So wiegten wir uns im Takt. Mein Herz schlug bis zum Hals. Die Frau baggerte mich wirklich an. Wann passierte mir mal so was? Eigentlich nie. Außer die Frau war uralt, besoffen oder beides. Aber diese war jung, hübsch und nüchtern. Und ich war nur nüchtern. Etwas über eine Stunde hatte der Spaß angedauert. Dann verabschiedete sich die Band. Wir Zuschauer applaudierten

und riefen: „Zugabe!“ Daraufhin gaben sie noch ein Meisterwerk zu Gehör. Aber dann war wirklich Schluss gewesen. Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Was blieb, ist die Erinnerung. Zum Glück gibt es Youtube. Da kann ich ein paar ihrer Lieder hören, wann immer ich will. Die Dame, die mich angebaggert hatte, verschwand nicht sofort nach Konzertende. Sie blieb in meiner Nähe. Wir beide schlenderten noch ein paar Minuten durch das Stadtfest und gingen dann, auf ihren Wunsch hin, zu mir. Damals glaubte ich, das dies der Beginn einer wunderschönen und lang andauernden Beziehung wäre. Aber das

war ein Irrtum. Denn sie wollte nur die eine Nacht mit mir. Danach sah ich sie nie wieder. Ich fühlte mich elend und ausgenutzt. Tja, was Männer können, können Frauen schon lange. Es wäre auch zu schön gewesen.

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Superlehrling

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Ameise Nimm das positive mit. Du hattest einen tollen Tag und eine tolle Nacht. Und die Erinnerung daran kann sie Dir nicht nehmen.
LG Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
LeopoldF Hallo Michael,

man kann halt in keinen Menschen hineinschauen, aber wenigstens hat die Musik gepasst.

Einen schönen Sonntagsgruß
Leopold
Vor langer Zeit - Antworten
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