Biografien & Erinnerungen
meine schwiegermutter

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"meine schwiegermutter"
Veröffentlicht am 13. August 2015, 2 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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meine schwiegermutter

meine schwiegermutter


Meine Schwiegermutter ein Leben in Heimlichkeit und Anpassung

Sie ist kein Monster, aber sie versteht es, ihren jüngeren Sohn meinen Mann so zu manipulieren, dass er gar nicht anders kann, als vor ihr zu kuschen und es ihr immer Recht machen zu müssen, in der Angst, sie zu enttäuschen.

Sie hat eine generalisierte Angststörung grübelt Tag wie Nacht , dass es ihr den Schlaf raubt und ständige Verdauungsbeschwerden verursacht. Sie ist derart um Gott und die Welt, aber vor allem ihr näheres Umfeld besorgt, dass sie ihren Söhnen sämtliche Konflikte abnahm und sie damit deren Selbstständigkeit betrog, dass sie nun beide mit fast 40 Jahren nahezu unfähig sind, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, sich dafür einzusetzen und dementsprechende Entscheidungen für sich und ihr Leben zu treffen. Nein, sie treffen sie vorrangig, um es anderen Recht zu machen. Wie ihre Mutter. Und ihr Ergebnis war Magenkrebs.

Mein Mann schafft es seit 37 Jahren nicht, ihr seine Meinung zu sagen und seinen Standpunkt zu vertreten. Ihm wurde es abgewöhnt, seine Gefühle zu äußern und damit die Fähigkeit, sie überhaupt erst einmal zu erkennen und in Worte fassen zu können. Genauso verhält er sich auch mir gegenüber. Da kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen das auf unsere Beziehung hat, wenn man denkt, nie so sein zu dürfen, wie man ist, weil man anderen nicht zutraut, damit zurecht zu kommen, in der Angst verlassen zu werden oder Verachtung zu spüren. Und um sich diese Gefühle zu ersparen, lebt man lieber ein Leben in Heimlichkeit, schlechten Gewissens und Frust. Man lernt, eigene Gefühle zu ignorieren oder zu unterdrücken, um sich vor negativer Reaktion des Umfeldes zu schützen. Aber das ist ein Trugschluss, der sich bitter rächt in Krankheiten, wie Krebs oder Herzproblemen.

Jeder Mensch hat Gefühle und Emotionen, auch wenn sie ihm nicht mehr so bewusst sind. Jeder fühlt immerzu etwas anderes aber wir haben gelernt, dies zu ignorieren, zu unterdrücken, weil wir anderen damit vielleicht nicht mehr gefallen. Wir passen uns an. Dabei ist es das Problem des anderen, wenn er mit den Gefühlen seines Gegenübers nicht zurecht kommt. Dann sollte derjenige sich fragen, warum er mit den Gefühlen des anderen nicht klar kommt. Was ist da bei ihm vorgefallen, dass so wenig Mitgefühl und Toleranz und vorhanden ist?!

Meine Schwiegermutter will nicht nur heimlich und unauffällig bleiben, sie hat auch ein sehr minderwertiges Selbstwertgefühl, was bei fast allen Krankheiten und erfolglosen Menschen mitspielt. Das macht es den Mitmenschen wiederum sehr schwer etwas zu kommunizieren, wodurch sich diese Personen nicht angegriffen fühlen. Bei meiner Schwiegermutter strengt es mich extrem an, einen Konflikt, der sich z.B. um die Erziehung der Kinder oder andere Familienangelegenheiten dreht, so zu lösen, dass sich dabei keiner schlecht fühlt. Ich muss extrem viel Verständnis für ihre Meinung, Position und Gefühle aufbringen, dass ich meine schon fast zu sehr in den Hintergrund rücke, nur um nicht ihren Groll auf mich zu lenken. Es kam schon vor, dass ich danach Nächte lang nicht schlafen konnte, weil ich so rücksichtsvoll gehandelt habe und dabei meine eigenen Anliegen vernachlässigt habe. Aber ich verfüge mittlerweile über so viel eigene Stärke, dass ich ihre negativen Gefühle und Äußerungen wie ein Prellbock an mir abprallen lassen kann, obwohl ich mich genauso totärgern könnte. Es hat etwas mit der Erkenntnis zu tun, andere so SEIN zu lassen, wie sie eben sind. „Loslassen“ - auch ein Thema, was mich lange beschäftigt hat. Das habe ich vor allem körperlich an Verdauungsproblemen gemerkt. Loslassen heißt nicht, jemanden oder etwas gehen lassen oder zu verlieren, sondern die Dinge und Menschen so zu akzeptieren, wie sie eben sind und die Aufmerksamkeit lieber auf sich und seine eigenen Bedürfnisse zu richten. In diesem Zusammenhang habe ich extrem gemerkt, wie eng die Psyche mit meinem Körper gekoppelt ist und wie der Körper der Seele sagen möchte, was sie für Aufgaben zu bewältigen hat, welche Konflikte noch nicht gelöst sind. Seitdem ich die Erkenntnis des Loslassens habe, sind die Verdauungsbeschwerden wie weggeblasen. Ohne Arzt, ohne Medikamente, nur durch die Erfahrungen mit Menschen und die Reflektion der eigenen Verhaltensweisen, Gefühle und Schattenseiten.

Ich ärgere mich zwar trotzdem ab und zu über Dinge oder Menschen, merke aber, dass ich stolz auf mich sein kann, Fehler vor anderen eingestehen zu können und dem anderen positive Gefühle zu vermitteln. Das macht menschlich, authentisch und greifbar und lebt eine Einstellung vor, die vielleicht in positive Resonanz gehen.

Ich komme mir in dieser Familie trotzdem immer wieder wie ein emotionaler Außenseiter vor. Die haben alle gelernt, ihre Gefühle zu ignorieren. Ihr Ehemann, ihr älterer Sohn, dessen Frau und Kinder und mein Mann, der durch mich immer wieder aufgezeigt bekommt, dass er noch Gefühle hat. Es liegt nun an ihm, sich diesen Gefühlen bewusst zu werden, sie zuzulassen und bestenfalls auch zu äußern, damit ich weiß, wie es ihm geht und entsprechend einfühlsam auf ihn eingehen kann. Mit viel Akzeptanz dunkler Schattenseiten und Verständnis meinerseits für seine Person und seine Situation ist er nun soweit, sich auf eine Veränderung seinerseits einzulassen, um glücklich und gesund zu werden und zu bleiben. Vielleicht schafft er es sogar, seiner Mutter die Stirn zu bieten. Ich bestärke ihn, indem ich sage: „Wenn du über dich und deine Gefühle redest, kannst du niemanden verletzen.“ Frag dich immer, was es bei dir für Gefühle auslöst, wenn Dinge um dich herum passieren oder Personen bestimmtes Verhalten zeigen. Introspektion nennt man das die Fähigkeit in sich hineinzuschauen. Oftmals fällt es den Leuten leichter, gewisse Körperempfindungen, die Druck im Hals oder im Bauch, unsicherer Stand, Herzrasen oder veränderte Atmung zu bemerken. Das sind typische Anzeichen des Körpers für entsprechende Emotionen, die empfunden werden, aber nicht bewusst sind bzw. noch nicht in Worte gefasst werden können.

Oftmals entstehen Konflikte im Zusammenleben oder -arbeiten mit anderen, weil man nicht optimal kommuniziert und/oder zu sehr das Verhalten des anderen in den Vordergrund stellt, es als Ursache des Problems bewertet oder verurteilt. Dabei können wir niemanden für sein Verhalten verurteilen, ob das nun gesprochene Wörter sind oder Taten. Verurteilen und Schuldzuweisungen ist sehr juristisch, was dem sozialen Miteinander nicht gerecht wird. Es ist vielmehr Verantwortung, die da ein Rolle spielt. Und jeder trägt die Verantwortung für sich und sein Verhalten, seine Entscheidungen. Wir können immer nur auf uns selbst schauen, was es mit einem macht, warum es Wut, Enttäuschung oder andere Emotionen hervorruft.

Und da kommen wir zu der Erkenntnis, dass es alte kindliche Erfahrungen sind, die da solche Gefühle hervorrufen.

So reagierte ich zum Beispiel in meinen ganzen Beziehungen mit zerreißender Eifersucht, wenn mein Partner mit anderen Frauen nur geredet hat oder nur gesagt hat, dass er diejenige sympathisch bzw. „gut“ findet. Und womit hatte das zu tun? Woher kannte mein Gehirn diese Situationen, dass es mich mit solchen irren Emotionen überschüttete? Es waren kindliche Erfahrungen mit meinem Vater, der an jeder Kasse mit jeder x-beliebigen Frau herumgeschäkert hat und meine Mutter gleichzeitig kühl und distanziert gegenüber trat. Dass diese Distanz letztlich von meiner Mutter aufgrund ihrer unzureichenden Bewältigungsstrategien und ihrer individuellen kindlich traumatischen Erfahrungen initiiert war, verstand ich erst später. Fakt ist, dass ich diese völlig gegensätzlichen Verhaltensweisen meines Vaters in Bezug auf Frauen und die bereits bestehenden Ehekonflikte als eine riesen Unsicherheit für mein Wachstum in dieser Familie wahrnahm und es unendlich wütende Gefühle in mir hervorrief. Und genau diese Situationen, in denen mein Partner den ich mir unbewusst nach dem Standard meines Vaters ausgesucht habe kamen genau diese alten Gefühle hoch und überschwemmt.

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