Gute Nacht! Und viel Glück beim Umzug morgen, tut mir leid, dass ich nicht helfen kann! Maria x
Nachdem ich meiner besten Freundin versichert habe, dass alles in Ordnung ist, schalte ich das Handy aus. Schon seit Stunden starre ich die Holzdecke an, ich sollte schlafen, mich ausruhen, aber ich kann nicht. Es scheint mir eine Ewigkeit her zu sein, dass ich mich ins Bett gelegt und sofort geschlafen habe. Doch gerade jetzt sollte ich endlich schlafen, meine Gedanken wollen aber nicht schlafen. Sie kreisen hin und her, nach Hamburg und zurück, dann wieder zu Ben…naja und sobald sie dort angekommen sind, bin ich verloren. Vielleicht sollte ich ihm
einfach schreiben? Nein… jedes Mal das Gleiche, ich schreibe ihm, er antwortet knapp, ich versuche lustig zu sein, er scheint es lustig zu finden, ich versuche ihn in eine Unterhaltung (wenn auch nur digital) zu verwickeln und scheitere, zumindest antwortet er dann irgendwann nicht mehr. In meinen Träumen liebt er mich und ich ihn, wir sind zusammen und machen all die Dinge, die man als verliebtes Paar eben tut, naja im Traum eben. Es ist komisch, das solche Träume einen müde machen, sie machen alles müde, doch schlafen kann ich nicht. Es ist nicht das Müde sein, das man nach einer anstrengenden Wanderung fühlt, sondern etwas, das mich leer macht. Man
das klingt echt verkorkst, ich bin 19, alles gut. Morgen zieh ich endlich um, alles wird anders werden, besser werden. Ich hab endlich Abstand von meinen Eltern, ja um ehrlich zu sein deswegen Hamburg, da wir im Süden Deutschlands leben, schien mir Hamburg der beste Ort zum Studieren. Ich hab auch Angst, aber es ist alles geplant, es kann nichts schief gehen, ich werden in eine WG ziehen, Deutsch und Englisch studieren und ich werde glücklich sein. Alles wird genauso laufen, wie ich es mir immer gewünscht habe. Ich muss endlich unabhängig werden und auf meinen eigenen Füßen stehen!
„Charly! Wach auf!“, „Was? Was ist passiert?“. Ich wache auf von meiner viel zur kurzen Nacht und drehe mich ein letztes Mal in meinem Bett um, indem ich 19 Jahre lang geschlafen habe. „Papa kann dich nicht fahren, er muss dringend zu einem Termin, du weißt, das neue Gebäude, es gibt da Probleme…“. Bitte was? Seit Wochen war dieser Tag geplant, mein Vater wollte mich nach Hamburg fahren mit meinen Sache, mit all meinen Sachen. Da wir mit dem Auto zehn Stunden fahren müssen, wollten wir heute Morgen los, er wollte sich den Freitag frei nehmen, damit ich am Montag eingerichtet bin, pünktlich zum Semesterbeginn. Doch diese Pläne waren
mit einem Schlag zertrümmert, es war typisch für meine Eltern, das immer irgendwas dazwischen kommen muss. Ich darf mich nicht beschweren, andere haben wirklich schlimmere Probleme mit ihren Eltern oder sonst irgendwas. Niemals würde ich jemand davon erzählen, wie leer ich mich fühle, da ich doch eigentlich nur so platzen sollte. Ich habe gesunde Eltern, eine kleine Schwester, die ich wirklich liebe, obwohl sie manchmal schlimmer ist, als alles was man sich ausmalen kann, und einen großen Bruder, naja Halbbruder. Joseph ist für mich da, wenn es meine Eltern nicht sind, aber er hat sein eigenes Leben und versteht sich auch nicht immer so
prächtig mit Mum und Dad. Aber ich fühle mich trotzdem leer, es ist nicht, dass ich deshalb nur total depri rumlaufe, es ist einfach dieses Müde sein. Vom Druck immer alles richtig zu machen und vom Druck immer so zu tun, als wäre alles toll. Maria, meine beste und wahrscheinlich auch einzige Freundin, meint das geht vorbei, das ist ganz normal und hat jeder. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass jeder in meinem Alter abends in seinem Bett liegt, die Decke anstarrt und sich alleine fühlt.
Nachdem ich mir kurzfristig ein Bahnticket gekauft habe, das wichtigste
Zeug in einem Rucksack zusammengepackt habe und mich von meiner Familie (endlich) verabschiedet habe, sitze ich jetzt in der Bahn. In der Bahn nach Hamburg, an den Ort, an dem ich glücklich sein möchte. Es fällt mir um ehrlich zu sein schwer, die Veränderungen locker zu nehmen, Spontanität ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet, aber ändern kann ich es nun mal auch nicht. Da ich noch nie länger in Hamburg war, geschweige denn mich dort wirklich auskenne, texte ich kurz meiner neuen Mitbewohnerin Merle, ob sie mich am Hauptbahnhof abholen kann. Es ist schon komisch, ich kenne sie nicht, also nur über Skype, genauso wie
Elias, mein zweiter Mitbewohner, aber trotzdem fühle ich mich ihnen schon ziemlich nah. Ich hoffe, dass der Schein nicht trügt, und ich mich wohlfühlen werde in ihrer WG.
Hey Ich komme mit der Bahn, kannst du mich vlt am HBf abholen? Charly
Bahn? Ich schätze, dann hast du dein Bett nicht dabei, Elias würde seins bestimmt gerne mit dir teilen^^ aber keine Sorge, du kannst auf unserem Sofa schlafen. Klar hol ich dich. Bis später x (Wir freuen uns!)
Ich muss lachen, Merle wirkt immer sehr direkt und ehrlich, das mag ich jetzt schon an ihr. Je näher ich Hamburg komme, desto kleiner wird meine Angst
und umso größer meine Freude.
Als ich aus der Bahn steige, fällt mir sofort ein riesiges Plakat in die Augen: „CHARLOTTE FISCHER: <3lich Willkommen!“
Das sind sie also, Merle und Elias halten das Schild und strahlen über beide Ohren. Ich hab mich sofort in die beiden verliebt. Merle ist ein bisschen kleiner als ich und trägt einen braunen schulterlangen Bob und sieht einfach toll, sie hat mir zwar erzählt, sie hätte keinen Freund, aber so ganz glauben will ich das nicht. Ich schätze, die Männer liegen ihr zu Füßen. Elias sieht noch besser aus als auf den Bildern, er ist
gebräunt und wahnsinnig muskulös, ein wahrer Sportstudent. Doch keiner dieser Machos, sondern einer mit einem aufrichtigen Lächeln auf den Lippen. „Moooooooooin!“, schreit Merle und nimmt mich in die Arme. Es kommt mir so vor als würde ich die beiden schon ewig kennen. Nachdem Elias meinen Rucksack genommen hat, gehen wir los und zehn Minuten später stehen wir in der WG, sie ist klein, aber wunderschön. Merle zeigt mir mein Zimmer, das eben noch sehr leer ist, und dann den Rest der Wohnung. Das Sofa, das mein Ersatzbett werden soll, ist perfekt. Als ich mich setze, fühle ich mich zum ersten Mal seit langen wieder richtig müde, das Müde,
das man nach einem langen anstrengenden Tag fühlt, und es fühlt sich einfach nur himmlisch an.
„Also wir haben uns überlegt wir gehen zur Feier deiner Auskunft heute Abend aus!“, Merle platzt beinahe vor Begeisterung. „Genau, schließlich sollte man früh genug anfangen, sich an das Studentenleben zu gewöhnen!“, fügt Elias schließlich lachend hinzu. Ich weiß nicht, zu Hause bin ich ab und zu mit Maria in eine Cocktailbar, um alkoholfreie, überteuerte Cocktails zu schlürfen. Naja meine waren alkoholfrei, Marias nicht. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich mit Maria befreundet
bin, beziehungsweise sie mit mir. Maria ist wunderschön und kann jeden um ihren Finger wickeln. Ich hingegen bin immer eher das brave Mäuschen von uns beiden und schaue mit einem Grinsen zu, wie sie wildfremde Typen antanzt. Oft hab ich mir gewünscht nur ein bisschen mehr zu sein wie sie. Es ist kein Neid, nein, sie ist meine beste Freundin, ich glaube vielmehr bewundere ich sie. „Also wie sieht´s aus?“, reißt mich Elias aus meinen Gedanken, „wenn du willst, klär ich das mit deinem Freund ab, und schwöre ihm dich zu beschützen!“. Ich muss laut loslachen, als Elias wie ein edler Ritter vor mich niederkniet. „Oh nein, ich habe keinen Freund!“.
„Merkwürdig, aber das kann man ja ändern!“. „Hör nicht auf ihn, er ist ein bisschen größenwahnsinnig, Elias, glaubst du echt, eine Frau wie Charly lässt sich mit einem wie dir ein?“. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gelacht habe und gleichzeitig bin ich mehr als geschmeichelt. Wahrscheinlich machen die beiden sich über mich lustig: Eine Frau wie ich? Aber selbst wenn, ich habe Spaß, also stimme ich schließlich zu, erkläre ihnen, davor aber noch daheim anzurufen, bis mir plötzlich einfällt: „Ich hab nichts zum Anziehen!“. „Fräulein Fischer, das sollte wohl das kleinste Problem sein.“, meint Merle, während sie mich vor ihren
gigantische Schrank zieht.
Nachdem ich mich geduscht habe, dreht Merle mir meine braunen Haare zu Locken ein, so dass sie mit bis knapp über die Schultern fallen. Um ehrlich zu sein, bin ich beeindruckt von ihrem Werk, weil es mich verändert und ich älter wirke, es aber trotzdem natürlich ist. Schließlich steckt sie mich in ein kurzes schwarzes Kleid, obwohl ich dem ganzen eher skeptisch entgegenblicke. Ich weiß nicht, es ist wirklich sehr kurz und oben rum fülle ich es auch nicht ganz aus, im Gegensatz zu mir, sitzt es bei Merle wahrscheinlich fantastisch. Aber nachdem Merle und Elias auf mich eingeredet haben, dass es perfekt ist,
willige ich schließlich ein und wir ziehen los. „Wohin gehen wir eigentlich?“, nicht dass ich mich auskennen würde, aber interessieren tut es mich dennoch. „Mondoo“, schreien die beiden im Chor.
Als wir in die Bar kommen, erschlägt mich die Musik um ein Haar. Das ist wirklich nicht mit den kleinen Cocktailbars zu Hause zu vergleichen. Obwohl es eigentlich nicht zu mir passt, in einer Disco zu tanzen, würde ich es am liebsten sofort tun, was scheinbar sehr auffällig sein muss, da Merle mir ins Ohr flüstert: „Bevor getanzt wird, trinken wir auf deine Ankunft!“. Ich lasse mein Blick durch die Bar
schweifen, bis ich an einem Typen hängen bleib, also nicht ich, sondern mein Blick, und eigentlich weiß ich auch gar nicht warum. Er hat schwarzes Haar, das ihm leicht in die Stirn fällt und wunderschöne Augen, ich meine grüne Augen, nicht wunderschön. Am einen Auge hat er ein Veilchen, was ihn noch attraktiver wirken lässt. Ich komme mir dämlich vor, weil ich ihn so anstarre, aber irgendwie kann ich mich auch nicht davon lösen. Er trägt ein Schwarzes Tshirt und an seinem Recht Arm glänzt schwarze Tinte…quatsch, er hat da einfach ein Tattoo, oder auch mehrere. „Komm!“, Elias befreit mich aus meiner Starre und schiebt mich an die Bar,
indem er mir sein Arm um meine Taille legt.
„Wir hätten gerne drei Cocktails, was empfiehlst du uns?“. Während Merle bei dem Typen, den ich eben angestarrt habe bestellt, versuche ich meine Gedanken zu sortieren, keine Ahnung was los ist. Doch so langsam scheine ich wieder zu mir zu kommen, „Für mich, bitte, ohne Alkohol“. „Das ist eine Bar, kein Kindergeburtstag.“, meint der Mann hinterm Tresen spöttisch. Er ist wahrscheinlich nicht viel älter als ich, aber irgendwie schafft er es mich einzuschüchtern und gleichzeitig anzuziehen. Eigentlich wäre er längst bei mir unten durch dank seines doofen
Kommentars, aber…nein, er ist bei mir unten durch. „Achso, und ich dachte dir hat beim Topfschlagen jemand den Löffel ins Auge gehauen, sorry, mein Fehler.“, entgegne ich und zeige dabei auf sein blaues Auge. Keine Ahnung, woher das jetzt kommt, normalerweise lass ich mich nicht auf solche Kommentare ein, aber irgendwie kann ich meinen Mund nicht halten. Zu meiner Überraschung, sind alle ein bisschen erstaunt, auch der Barkeeper. Elias zwinkert mir hingegen stolz zu. „Ich nehme dann wohl doch das gleiche wie meine Begleitung.“ Nickend macht er sich an die Arbeit und beginnt unsere Cocktails zu mixen, wobei ich es nicht schaffe, ihn aus den Augen zu
lassen.
„Auf geht´s, lasst uns tanzen!“, schreie ich nach meinem vierten…oder fünften Cocktail, ganz genau weiß ich es nicht mehr, in die Runde. „Es tut mir leid, ich habe ziemlich heftige Kopfschmerzen, tut mir wirklich leid, aber ich muss unbedingt ins Bett.“, entschuldigt sich Merle. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber gehen möchte ich definitiv nicht. Aber allein werde ich auch nicht heimfinden, man ist das doof. Dabei ist es doch gerade so lustig. „Wie wäre es: wir bringen dich heim, Merle, und dann gehen Charly und ich nochmal zurück, ich glaube sie will noch nicht heim.“, schlägt Elias heldenhaft vor, ja er ist wirklich ein Held. Das war ein guter
Vorschlag, ich kichere, keine Ahnung, was ich gerade denke und laut ausspreche. „Kann ich hier warten?“, frage ich wie ein kleines Kind um Erlaubnis. Elias und Merle schauen sich misstrauisch an. Dann beginnt Merle: „Ich weiß nicht, du verträgst nicht so viel, oder?“. „Joa, mmh, aber, 19, ich bin 19!“, nuschele ich vor mich hin. „Na gut, aber du wartest hier, ja? Du gehst nicht, ich bin in 20 Minuten zurück! Verstanden?“, „Ja, Elias! Verstanden, Ey Ey Captain!“. Als die beiden weg sind, setzte ich mich wieder an die Bar. Der sexy Barkeeper ist natürlich auch noch da. „Der sexy Barkeeper?“, er lacht. Scheiße, hab ich
das jetzt laut gesagt. Aber im Moment ist es mir egal, ich schaue ihn nur an und sehe das schönste Lächeln, das man haben kann. Aber irgendwas in seinem Blick verrät mir, dass er nicht häufig lacht, eine Verschwendung würde ich mal sagen. Wenn ich so ein Lächeln hätte, also da ist man doch dazu verpflichtet zu lachen. „Kann ich noch was trinken haben?“, „Eher nicht, sorry!“ „Jedem gibst du trinken, nur mir nicht, was soll der Kinderbegurtstag?“ „Kinderbegurtstag?“, lachend reicht er mir ein Glas Wasser. „Du siehst jetzt nicht gerade wie der Typ aus, der sich um betrunkene Mädels kümmert.“. Mürrisch reist er mir das Glas wieder aus
der Hand. Man, der ist ja vielleicht launisch. „Ich glaube, ich sollte Ben schreiben!“ „Ben?“ „Das ist privat.“. „Hhi, vermist duu mich auxh? x“ Scheiße ist mir schlecht, „Wo ist das Klo?“, zu spät. An meinem ersten Abend in Hamburg entleere ich meinen Magen vor einem Typen, den ich nicht kenne, in einer Bar. Peinlich. „Tut mir leid!“, murmle ich. „Man verdammt, du solltest echt gehen, wo ist dein Freund?“ „Mein Freund?“. Hab ich denn einen Freund? Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, aber ich denke wohl eher nicht. Ich höre, wie der Mann hinter der Bar mit irgendjemand was bespricht, er klingt sauer. Dann kommt er zu mir, will
mich von meinem Hocker ziehen, doch ich sacke in mich zusammen, sodass er mich auffängt. Er riecht himmlisch. Ein bisschen nach Minze und irgendeinem anderen Duft, ich hab keinen Plan. Er hält mich immer noch auf seinen Armen, so wie der Bräutigam die Barut über die Schwelle trägt. Nur mit dem Unterschied, dass er mich aus einer Bar trägt. „Wo wohnst du?“, höre ich ihn noch sagen, doch dann bin ich schon eingeschlafen. Als ich aufwache dröhnt mein Kopf. Wo zur Hölle bin ich? Als ich mich aufsetzen will, zucke ich zusammen und schreie kurz, aber laut. Mir tut alles weh. Ich greife nach meinem Handy: 10
Nachrichten, 33 verpasste Anrufe. Verdammt, was hab ich angestellt. 21 Anrufe von Elias, 9 von Merle und 3 von Zuhause. Mist. Ben: „Bist du betrunken? Ben“ Maria: „Hey hast du einen schönen Abend? Mar x“ Maria: „Geht´s dir gut? X“ Maria: „Bitte melde dich!“ Joseph: „Na kleine große Schwester, muss ich mir schon Sorgen machen?“ Ben: „ Was ist los mit dir?“ Elias: „WOOOOOO BIST DU?“ Die Nachricht von Elias kam vier mal. Na super, ich bin so eine Idiotin. Wie bin ich hierhergekommen? Der Barkeeper! „Gut geschlafen?“ „Nicht so laut!, stöhne
ich. „Hier“, er reicht mir eine Tasse. Langsam nehme ich sie entgegen und schlürfe einen Schluck. „Wie heißt du eigentlich? Danke, dass du mich mitgenommen hast. Echt danke!“ „Tobias. Ist in Ordnung, Charlotte, bilde dir nichts drauf ein.“ Als er meinen Name sagt schaue ich ihn überrascht an und überspiele gekonnt die restlichen verletzenden Worte. „Dein Namen hab ich gestern beiläufig mitbekommen, keine Ahnung, warum ich dich mitgenommen hab, ich mein, normalerweise müssen die Mädels was dafür tun, dass sie hier schlafen dürfen.“ Mir wird schlecht. Er ist ein arroganter Arsch. Schnell greife ich mein Handy
und gehe zur Tür, ich halte es keine Sekunde länger hier aus.
Vor seiner Tür frage ich mich, wo ich hier eigentlich gelandet bin? Es ist ein riesiges Haus und ich stehe mittendrin. Nachdem ich die Treppen runtergerannt bin, erkenne ich endlich, wo ich bin. Es ist das Studentenwohnheim meiner Uni, ich hatte mich auch für eine Wohnung hier beworben, ohne Erfolg. Noch immer etwas neben mir greife ich mein Handy und wähle Elias Nummer. Er nimmt sofort ab: „Charly?! Bist du okay? Man, wir haben uns Sorgen gemacht. Wo zur Hölle bist du hin?“ „Kannst du mich einfach abholen?“. Nachdem ich ihm erklärte habe, wo er mich abholen soll, setz ich mich auf die Wiese und warte. Mir tut immer noch alles weh und ich
weiß nicht warum, aber nach einer Weile spüre ich die warmen Tränen an meiner Wange, vielleicht weil mir einfach wieder bewusst wird, wie verkorkst mein ganzes Leben ist. Ich will doch nur mein Glück finden, darf ich das denn nicht? Plötzlich höre ich schnelle Schritte auf mich zu kommen. „Was hast du gedacht? Dass das so ein Liebe-auf-den-ersten-Blick-Film ist? Du bist einfach echt nicht mein Typ, also versteh ich den Aufstand auch nicht.“ Tobias kommt immer näher und ich würde am liebsten wegrennen. Ich hab keine Ahnung, was ich gedacht habe, wirklich nicht. Aber trotzdem haben mich seine Worte verletzt, irgendwas in mir drin ist kaputt
gegangen, dabei war es doch nicht mal schlimm, was er vorhin in der Wohnung gesagt hat. Um ehrlich zu sein ist die Nummer hier draußen um einiges härter. Ich will aufstehen, weglaufen, aber es geht nicht. Stattdessen wird er mich jetzt hier sitzen sehen, wie ein dummes kleines Mädchen, das grundlos heult. „Shit! Weinst du? Ist was passiert?“, fragt er eine Spur sanfter. „Geh einfach, es tut mir leid, dass ich einfach bei dir geschlafen hab, ohne dabei MIT dir zu schlafen!“, sage ich sarkastisch. Ich weiß echt nicht was mein Problem ist, ich kenne ihn doch gar nicht und schließlich war ich die Betrunkene und Hilflose und wer weiß, was ohne ihn passiert wäre.
Statt mich zu bedanken, wie es meine Art wäre, schreie ich ihn an und veranstalte ein Drama um nichts. Ich weiß nicht warum, aber als ich in Elias’ Auto steige, weiß ich, dass dieser Barkeeper etwas in mir auslöst, was zuvor noch niemand in mir ausgelöst hat.
abschuetze Echt cool :)) dieser lockere Stil ... gefällt mir sehr gut. Geht's auch weiter? LG von Antje |