Der Begoniendank
Eines Tages, es war ein sehr kalter und regnerischer Novembernachmittag, ging ich wie gewohnt, in meine Wohnung um meinen Blumen trinken zu geben. Schon beim aufsperren dieser Türe, spürte ich, dass etwas anders war, als sonst, nur was, das ahnte ich zu dieser Zeit noch nicht. Ich gab zuerst meinen Zimmercallas, dann meinen Anturien, je einen großen Schluck Wasser zu trinken. Dann kamen meine Begonien an die Reihe. Diese erfreuten mich jedes Mal ganz besonders, da ich vergangenen Februar ein vertrocknetes Blatt aus der
Mülltonne fischte, es in einen Kübel mit frischer Erde ein pflanzte und sich daraus ein wunderschön blühender Stock entwickelte. Es bewohnte diesen jetzt schon fast zwei Jahre und entwickelte sich prächtig. Viele Leute, die an meinen Fenster anfangs vorbei gingen, meinten, ich solle dieses vertrocknete etwas, wo ich es gefunden, denn dort gehört es ja schließlich auch hin, wieder weg werfen. Doch diese, besser gesagt, meine Pflanze belehrte allen eines besseren. Sie gedieh und entwickelte sich zu einer wunderschönen kräftigen
Pflanze. Also, wie gesagt, ich gab auch dieser zu trinken. Plötzlich hörte ich eine ganz feine, fast feenhafte Stimme. Sie
flüsterte mir zu, liebe Sylvia schließe bitte deine Augen zu. Ich tat wie mir geraten. Ich hatte meine beiden Hände links und rechts auf meinen Eimer liegen. Plötzlich spürte ich es ganz warm auf meinen Handflächen. Es fühlte sich wie Herzklopfen, aber von eine ganz zarten Art an. Leider erschrak ich sehr, behielt aber meine Augen noch immer geschlossen. ich war so überwältigt, von dem, das ich spürte, dass Tränen über meine beiden Wangen kollerten. Da ich aber meine Blume nicht erschrecken wollte, versuchte ich es fast lautlos. Es gelang auch Gott sei dank. plötzlich hörte ich wieder diese feinfühlige Stimme sagen, wir wollten dich, liebe
Sylvia nie erschrecken, wir möchten dir nur auf unsere Weise danken. Jetzt bitte öffne deine Augen. Was durfte ich sehen. Ich wurde Zeuge, wie sich immer mehr Knospen öffneten und sich zu zarten, rosa Blüten entwickelten. Das war einfach phantastisch. So etwas einzigartiges hatte ich noch nie in meinen Leben gesehen. Danach wusste ich für längere Zeit nicht, ob es ein Traum war oder Wirklichkeit. Doch es stellte sich als wunderbare Wahrheit heraus. Ich wurde zeuge, wie sich meine Begonienpflanze bei mir bedankte, sie nicht bei anderen Abfall sterben zu lassen. Das ist und bleibt für mich ein wunderbares Geschenk, obwohl ich es als
reine Selbstverständlichkeit finde, jeden liebe und Geborgenheit zu geben. Trotzdem danke, ihr lieben Begonien.
Copyright ©Text von Jenny Jatzlau