Kurzgeschichte
Auf der Flucht

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""Es gibt nicht zuviele Flüchtlinge, nur zuviele Rassisten!""
Veröffentlicht am 23. Juli 2015, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
"Es gibt nicht zuviele Flüchtlinge, nur zuviele Rassisten!"

Auf der Flucht

AUF DER FLUCHT




 

Fernsehen ist eine feine Sache. Zumindest zwischen den Werbeblöcken. Fernsehen ist eine verdammt feine Sache, wenn man auf vorgekaute und leicht verdauliche Informationen aus ist, dann ist man damit bestens bedient.

Kein Problem. Geht mir genauso. Ich guck auch dauernd hin. Besonders in die Nachrichten.

Die weder aktuell noch besonders erhellend sind. Seit Wochen sind die medialen Meinungsmacher mit immer

denselben Themen beschäftigt. Griechenland und das verloren gegangene Geld.

Und die Flüchtlinge!

Ein echtes Problem, diese Flüchtlinge, wie mir der hübsch frisierte Mann auf dem Schirm erklärt. Sie kommen übers offene Meer, auch über Land. Hunderttausende sind es mittlerweile die sich gezwungen sahen ihre Heimat zu verlassen um an die Tür der Europäischen Union zu klopfen. Doch so einfach öffnet sich diese Tür nicht. Da wird unter den Eigentümern dieses Hauses heftig gestritten wer denn wieviel von diesen Migranten nun aufnehmen muss. Gerade so als ob es

sich um Atommüll, oder eine ähnlich gefährliche Altlast handelt.

Und um dies dem deutschen Volk nachhaltig zu verdeutlichen lassen sie den bayerischen Oberchristen aus der Union auf die Zuschauer los. Er spricht von schnellerem Abschieben, eindämmen und abweisen, und das es so nicht weiter gehen kann. Deshalb sollte man ihnen auch den Aufenthalt hier nicht allzu attraktiv machen.

Als ob wir jetzt schon in einem vollen Schiff auf den Wellen treiben. Und dann darf noch ein Schwachkopf seine Wünsche kundtun. Er ist ein bebrillter Befehlsempfänger der deutschen Industrie, der mit heuchlerischer Sorge

in der Stimme den Fachkräftemangel in der Wirtschaft beklagt. Und aus genau diesem Grund müsste man diesen armen Flüchtlingen den Weg in eine sinnvolle Beschäftigung viel schneller ermöglichen. Natürlich nur den Fachkräften. Da müsste schnell und effektiv sortiert und gesiebt werden, meint er, und seine Freunde aus der Industrie. Das wäre doch eine feine und lohnende Sache.

Und unwillkürlich erinnert mich diese bescheuerte Forderung sehr stark an die unmenschlichen Selektionen deutscher Herrenmenschen auf den Rampen vor den Konzentrationslagern im Reich des Bösen, das noch keine hundert Jahre

hinter uns liegt.

Kein sehr fairer oder angebrachter Vergleich, sicher. Doch mit Sicherheit bin ich nicht der einzige, dem solche Gedanken durch den Kopf gehen.

Der Mann mit den schönen Haaren redet weiter. Er versucht nett und neutral zu klingen als er seine Zuschauer über die diversen Gründe aufklärt warum es Menschen gibt die sich gezwungen sehen aus ihrer Heimat zu fliehen.

Sehr schön. Der Mann scheint recht klug zu sein. Ich muss lachen, kann mir auch alleine denken warum man sich zur Flucht entscheidet. Es sind schlicht die Kriege. Der Hunger, das Leid und der Horror, der so ein Krieg mit sich bringt.

Das Sterben von Freunden, Familie und Freunden lässt einen automatisch darüber nachdenken sich aus dem Staub zu machen. So beschwerlich das auch sein wird. Doch wenn es darum geht sein eigenes Leben zu retten, denkt man wohl nicht gerade gründlich darüber nach.

Und Kriege gibt es mehr als genug. Ob in Afghanistan, im Irak, Syrien, dem Libanon, Palästina. In Afrika. In der Ukraine. Sogar in Regionen in denen wir einst Urlaub gemacht haben, herrscht mittlerweile eine stete mörderische Gewalt.

Und mit ziemlicher Sicherheit gibt es etliche deutsche Konzerne die an diesen

Kriegen eine schöne Stange Geld verdienen. Made in Germany genießt auch im Waffenhandel einen exzellenten Ruf.

Bilder gehen mir durch den Kopf: Menschen die auf Menschen schießen. Auf Frauen und Kinder, auf Jung und Alt. Vom Hass verzerrte Fratzen, die glauben dass ihr Gott über all dem Wahnsinn steht. Schwer zu verstehen für mich, da ich solch Unsinn einfach nicht fassen kann.

Noch mehr Bilder: Weinende zerlumpte Kinder vor einer Trümmerlandschaft, weinende Frauen und Männer die alles verloren haben was sie liebten. Verstört. Traumatisiert. Hoffnungslos gezeichnet

von einem kolossalen Leid das ihre Träume und Gedanken nie mehr verlassen wird.

Das sind Flüchtlinge.

Der gemeine Deutsche nennt sie auch gerne Asylanten. Der gemeine Deutsche wird äußerst wütend wenn diese Asylanten ihre Wäsche auf den Balkonen trocknen, oder ihren Müll nicht richtig trennen. Da geht der gemeine Deutsche auf die Straße um gegen „Überfremdung“ zu demonstrieren. Und die richtig guten stolzen Deutschen schrecken auch nicht davor zurück Unterkünfte anzuzünden, mit Steinen nach Wehrlosen zu schmeißen. Sie schreien und geifern gegen alles Fremde,

gegen alles das sie fürchten weil sie es nicht verstehen. Widerwärtiges Pack!


Und übrigens, mein Vater war auch so einer: Ein Flüchtling, meine ich. In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs sah er sich gezwungen seine Heimat (Pommern) zu verlassen. Meine Mutter (Eine gebürtige Hamburgerin) schreckte jedoch nicht davor zurück ihm ihre Hand, ihr Herz und ihre Liebe zu schenken.

Eine gute Entscheidung.

Denn sonst könnte dies wohl nicht gelesen werden.






Text: harryaltona



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Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.

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Boris Es gibt sicher genug Mitbürger, die meinen, nach dem WKII war eine GANZ andere Situation!

LG Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Sicher. Üble Erfahrungen haben eine seeeeehr kurze Halbwertzeit.
Tausend Dank, Jürgen.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Auf der Flucht..."
Da hast Du Dir ja ein heikles
und höchst brisantes Thema erwählt,
an welchem sich letztendlich wohl die Geister
in schwarz und/oder weiß scheiden werden.
Für mich jedoch gilt diese gesamte Flüchtlingsproblematik
auf der politischen Ebene als absolut ungelöst und zwar europaweit.
Die dafür in den Regierungen und im EU-Parlament Verantwortung Tragenden erweisen sich jedenTag aufs Neue als höchst unfähig auch nur die allerkleinste Gemeinsamkeit in Form einer vernünftigen Regelung im Interesse aller Bürger Europas hinzubekommen.
Wo Banken und marode Geldhäuser in einer selbstverschuldeten Kriese stecken, werden ohne zu zögern, Steuergelder und damit Beträge in Milliardenhöhe in die Hand genommen und in nullkommanix gigantische Rettungsmechanismen in Gang gesetzt, deren schwindelerregende Ausmaße für Otto Normalverbraucher auf der Verständlichkeitsskala weit jenseits von Gut und Böse liegen.
Wo jedoch menschliche Entscheidungen im Sinne einer humanitären Hilfe dringend von Nöten wäre, regiert ein stumpfsinniges Bürokratentum, ein im Übervorgestern steckengebliebenes Asylverfahren und ein von rein wirtschaftlichen Aspekten geprägtes Denken der zuständigen Politiker...
Während tagtäglich Tausende in den Kriesenregionen dieser Welt eines schrecklichen Todes sterben, hat sich das deutsche und das europäische Parlament erst einmal in die Sommerpause verabschiedet
und ne ' Menge an brennenden, ungelösten Fragen hinterlassen und diese bis auf Weiteres erst mal in den Herbst verschoben...
Über die Rolle der Medien möchte ich mich an dieser Stelle besser nicht äußern, denn die tun exakt das, was die oberen Zehntausend von ihnen erwarten und liefern den Bürgern dieses spektakulär handlungsunfähigen Europas genau jenes verdrehte Zerrbild von informatorischer "Objektivität", welches auch immer von ihnen zu der jeweiligen Lage und je nach Situation verlangt wird...
LG Louis

Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Da hast du sicher recht. Die Planlosigkeit der Vernatwortlichen ist offensichtlich Programm. Und das ganze Thema ist sicherlich komplex, sehr vielschichtig. Dicke Bücher werden darüber verfasst. Nur wer liest die? Ich habe nur versucht etwas an der Oberfläche zu kratzen. Ziemlich tendenziös, sicherlich. Doch vielleicht regt es trotzdem ein wenig zum nachdenken an. Oder es verärgert die Leute, das ist mir auch recht. Hauptsache man beschäftigt sich mit diesem Thema im positiven Sinn. Eine Lösung kann ich natürlich nicht anbieten. Doch bei allen Schwierigkeiten sollten wir nicht unsere menschliche Seite vergessen.
Tausend Dank, Louis.
Schönes Wochenende und lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
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