Fantasy & Horror
Die Wilde Ebene - 6 - Das StoAx (Teil 2)

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"Die Wilde Ebene - 6 - Das StoAx (Teil 2)"
Veröffentlicht am 20. Juli 2015, 30 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Jon Barnis
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die ...
Die Wilde Ebene - 6 - Das StoAx (Teil 2)

Die Wilde Ebene - 6 - Das StoAx (Teil 2)

Vorwort

Nur ganz kurz, bevor die Geschichte weiter geht - bitte erst Teil 1 lesen, wenn es irgendwie möglich ist. Zwar ist das Kapitel um den StoAx in sich abgeschlossen, aber ohne den ersten Teil wird man das Folgende nur sehr schwer verstehen.

Name des ersten Buches ist:

Die Wilde Ebene - 6 - Das StoAx Teil 1


Jon.

Der Sto Ax - Geschenk des Waldes - teil 2

"Suchender, sei willkommen" sprach er, allerdings mit veränderter Stimme. Sie klang etwas tiefer, ruhiger. "Danke dass du mich empfängt, Haga" "Ich empfange jeden der zu mir kommt um das Geschenk des Waldes zu erlangen. Allerdings muss ich gestehen, dass du der erste deiner Art bist, der mich und meine Brüder besucht.“ Ich musste einen Moment überlegen, was er damit meinte. Zu lange lebte ich schon in den Vergessenen Landen und hatte sie daher längst als neue Heimat akzeptiert.



„Du stammst nicht von dieser Welt, auch wenn dein Aussehen dem der Menschen in der Umgebung gleicht" "Das ist richtig.“ gab ich überrascht zu „Aber wenn du erlaubst, würde ich das Thema gerne überspringen, denn meine Geschichte gehört nicht an diesem Ort erzählt. Soweit ich weiß, sind Schwarzblutbäume ursprünglich auch nicht in dieser Welt beheimatet, insofern sind wir uns wohl etwas ähnlich." Der Bergling/Baum dachte nun ebenfalls einen Moment nach, bevor er fort fuhr. Deutlich war zusehen, wie er sich auf der Lichtung um blickte, jeden einzelnen der großen, alten Bäume fixierte, bevor er sich wieder mir zu wand. "Du hast dich gut vorbereitet, wie ich sehe.


Vielleicht schaffst du es tatsächlich und erlangst unsere Gunst. Dazu musst du aber eine Aufgabe erfüllen, die leichter klingen mag als sie sein wird. Bist du bereit?" "Ja, ich bin bereit, nenn mir bitte die Aufgabe" "Gut, so sei es. Mein Bruder dort hinten, Taga, ist in letzter Zeit sehr unruhig. Er sagt, in seiner Krone habe sich Ungeziefer ein genistet, welches seinen Schlaf stört, stetig an seiner Rinde nagt, ihn mit Nadeln sticht und seinen Lebenssaft stiehlt. Deine Aufgabe wird sein, den Eindringling zu finden und dazu zu bringen, seine neue Behausung wieder auf zu geben. Komm zu mir zurück wenn du es geschafft hast, dann werden wir entscheiden, ob du des Geschenkes würdig bist. Wenn du es nicht schaffst, komm auch zu mir, dann wird dir diese Ehre zwar nicht zu Teil, aber du darfst unbeschadet wieder gehen.

Solltest du aber darüber nachdenken, dir das Geschenk mit Gewalt zu holen, hat dir Grafda ja schon die Konsequenzen aufgezeigt. Nun geh und versuch dein Glück." Er wies mit dem Finger auf einen Schwarzblut-Baum am anderen Ende der Lichtung, welcher etwas kleiner war als die Übrigen, dafür aber eine ausgeprägtere Krone besaß, voll dichtem, roten Laub. Dort angekommen begann ich sogleich, den Baum zu erklettern. Um in die Krone vor zu dringen war es nötig, etwa zehn Meter Baumstamm hinter mich zu bringen. Viele der Äste am unteren Ende waren abgebrochen und verstümmelt, boten aber noch genug Möglichkeiten um sich daran fest zu halten oder sie als Tritt zu benutzen. Weiter oben wurde es einfacher, dennoch dauerte es sicher eine viertel Stunde, bis ich in der Krone ankam.

Die Ursache für das Unwohlsein des Baumes war schnell gefunden, da kaum zu übersehen. In einer großen Verzweigung hatte sich ein Kleiner Harzer sein Nest gebaut. Von einem Ast zum anderen waren Stricke aus dünnen Fäden gespannt, wie ein Spinnennest, in dem sich dann das Wesen eine mit Holzrinde verkleidete Behausung geschaffen hatte. Alles sehr grazil und handwerklich gut ausgeführt, wirklich beachtenswert, wenn man bedenkt das Kleine Harzer nur wenige Zentimeter groß werden, wie der Name schon vermuten lässt. Den Eingang hatte er mit einem fein gesponnenen Tuch verhüllt, so rot wie das Blattwerk des Baumes, welches die Behausung umgab. Ich war erleichtert, zumindest ein wenig optimistischer als vorher, denn mit Kleinen Harzern hatte ich schon früher zu tun gehabt,

wenn auch eher unfreiwillig. Ihre etwas eigenwillige Sprache konnte man schnell erlernen, da sie der Menschlichen sehr ähnelte. Scheinbar haben diese Wesen früher sehr lange in der Nähe von Städten gelebt und hin und wieder Umgang mit deren Bewohnern gepflegt. Allerdings waren sie nicht leicht zu handhaben, galten gemeinhin als eigenbrötlerisch und störrisch. Dennoch musste ich mich der Aufgabe stellen, denn der Harzer hatte schon erheblichen Schaden am Baum angerichtet. An einigen Stellen fehlte die schützende Rinde, welche er für den Hausbau verwendet hatte. Weiter unten, wo der Stamm in die Krone überging, steckten viele, nadelgroße Rohre im Holz, an denen kleine, filigran gefertigte Tröge hingen, um das heraus tropfende Harz auf zu fangen. Kein Wunder das dies dem Baum nicht gefallen mochte.

"haaaalt!" schrie plötzlich eine hohe Stimme, direkt neben meinem Ohr. "Mensch! Waaas machst duuuu hier!? Bist gekommen um miiiich zu besteeehlen?" Kleine Harzer hatten die seltsame Angewohnheit, die Worte, wenn sie mit den „Großen“ sprachen, sehr langsam und gezogen, übertrieben deutlich also, aus zu sprechen. Sie nahmen wohl fälschlicherweise an, man könne sie sonst nicht verstehen. Vermutlich hatte Ihnen noch nie jemand gesagt, dass das überhaupt nicht nötig war. Schließlich besaßen sie, im Verhältnis zur Körpergröße, ein recht lautes Sprachorgan, welches vollkommen genügte um verstanden zu werden,



wenn man sich etwas Mühe gab. Ich sah vorsichtig in die Richtung aus der die energische Stimme gekommen war und blickte sogleich in zwei winzige, schwarze Augen, umrandet von einem mit flaumigen Fell bedeckten Gesicht. Sie funkelten mich zornig an, entschlossen und übermütig streitlustig, was ich in Anbetracht des Größenunterschieds schon recht amüsant fand. Dennoch verkniff ich mir ein Grinsen, das wäre respektlos gewesen, zumal ich mich streng genommen in seinem Zuhause befand. In der linken Hand, welche ebenfalls von weißen Fell bedeckt war, hatte der Kleine Harzer ein winziges Schwert. Dieses hielt er voller Entschlossenheit auf mein Kinn gerichtet. Wollte er mich damit wirklich verletzen, hätte er sich erst einmal durch den Urwald schwarzer Barthaare kämpfen müssen,

da ich auf der Reise bisher keine Möglichkeit fand, mich vernünftig zu rasieren. Dennoch nahm ich die Geste ernst und versuche die Situation zu entschärfen. "Entschuldigen Sie das Eindringen, und den unangemeldeten Besuch. Ich bin Samuel, mit wem habe ich das Vergnügen?" "Veeeergnügen? Glaub miiieer Mensch, daaas wird es nicht! Waaas machst duuu hier?" Ich hielt es für angemessen, ihn über seinen Irrtum die Sprache betreffend auf zu klären, allein schon um die Verhandlungen zu vereinfachen. Aber auch in der Hoffnung, das er in Zukunft seinen Artgenossen diese Erkenntnis weiter geben würde und dadurch irgendwann die Linie der



schreienden Harzer aus starb. "Sie können ganz normal mir reden, ich verstehe Sie auch so, jedes Wort“ "tun sie das wiiiiirklich? Aaaalles was ich sage?!“ „Ja, alles. Wenn Sie nun so gut sein wollen, die Waffe nicht mehr auf mich zu richten, stünde einer kurzen Unterhaltung nichts mehr im Wege." Der kleine Harzer zögerte einen Moment, sah mich durchdringend an und lockerte, zumindest ein wenig, seine gespannte Haltung. Eigentlich sah er fast aus wie eine weiße Maus auf zwei Beinen, nur mit menschlichen Gesicht und Kleidung. Er trug eine Hose aus groben Leinen, oder ähnlich robusten Stoff, dunkelblau gefärbt mit weißen Mustern verziert und an den Knien

schon etwas abgewetzt. Dazu passend eine Art Hemd, allerdings ohne Knöpfe, nur gehalten von mehreren Schnüren. Es war schwarz und an der Brust mit einen weißen Emblem verziert, welches einen winzigen Hirschkopf zeigte. Ein Harzer aus dem Haus der Hirsche, also sogar ein adliges Exemplar! Das bedeutete ich musste noch mehr Verhandlungsgeschick aufbringen, galten die Hirsche doch als hochmütig und leicht kränkbar. "Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Hoheit" sagte ich und nickte leicht mit dem Kopf. Eine angemessene Verbeugung wäre in dieser Situation auch nicht möglich gewesen, ohne vom Baum zu fallen. Daraufhin ließ der Kleine Harzer die Waffe sinken und sah mich verblüfft an.


"Mögen die Wipfel dir gnädig sein, Mensch. Ich bin überrascht das du dich in unserer Kultur auskennst, wie kommt das? Bist du schon einem anderen Harzer begegnet?" "Nicht nur einem. Ich habe vor längerer Zeit eher unfreiwillig mehrere Tage in der Gefangen... in der Gesellschaft des Hauses der Füchse verbracht, und dabei so Einiges gelernt über ihr Volk. Aber darum bin ich nicht hier. Ich habe von den Bäumen den Auftrag bekommen, Sie... nun, sagen wir, Sie zum Umsiedeln zu bewegen" "Aha, ich wusste es! Diese elenden, verschlagenen Schwarzblüter! Eigentlich sollte es Ihnen eine Ehre sein, dass ein Mitglied der Hirsche sie als Ort seines Schaffens erwählt hat, ein Privileg für das sich andere Bäume aus Dankbarkeit sämtliche Äste aus reißen würden! Aber nein, die Herren Schwarzblut stört es!


Welch Undankbarkeit! Nur, diesen Gefallen werde ich Ihnen nicht tun, oh nein, ganz im Gegenteil! Noch heute sende ich eine Nachricht an mein Haus, die werden entzückt sein zu hören, dass ich die legendären Bäume gefunden habe und in Scharen kommen! Sie werden über sie herfallen bis kein einziger Tropfen ihres kostbaren dunklen Harzes mehr in ihnen..." In diesem Moment begann der Baum heftig zu erbeben, ein gewaltiges Zittern, welches von der Wurzel bis zur Krone reichte und es selbst mir Mühe bereitete, mich weiter fest zu halten. Den kleinen Harzer allerdings beeindruckte das wenig, er hatte genug Übung im Klettern, klammerte sich sogleich an einen kleinen Ast in seiner Nähe und tobte weiter. "Jaaaa versuch es doch du alter Sturkopf! Du undankbares Stück Holz! Mich vertreibst du


nicht, nicht mit hundert seiner Sorte!" Mit der freien Hand und dem kleinen Schwert darin zeigte er auf mich, lachte höhnisch und provozierte den Baum noch zusätzlich mit Stampfen und Treten. Es war Zeit ein zu greifen. "So kommen wir nicht weiter, hören Sie auf, beide!" sagte ich laut und mit aller Entschlossenheit die ich in dieser Situation aufbringen konnte. Das Zittern verebbte und auch der Kleine Harzer schien sich wieder ein wenig zu beruhigen. "So, nun reden wir mal Klartext. Der Baum möchte nicht das Sie hier wohnen, Hoheit, das dürfte wohl klar sein.

Und meine Aufgabe ist es, Sie mit allen Mitteln dazu zu bringen, diese Krone zu verlassen. Sie wissen so gut wie ich, dass es dazu nur eines Handstreiches bedürfe, ein Schubs und Sie befänden sich auf dem langen Weg zum Waldboden. Genauso gut könnte ich noch mehr Gewalt anwenden, auch wenn ich glaube, dass die Prüfung damit als gescheitert angesehen würde. Dennoch liegt es mir fern zu drohen, oder gar zu blutigen Mitteln zu greifen, ich suche eine gute Lösung für uns alle, also entweder helfen Sie mir oder..." Der Harzer sah beleidigt drein, hatte aber scheinbar den Ernst der Lage begriffen. Leicht trotzig antwortete er "Weißt Du, Mensch, welch Glück es ist, einen der legendären Bäume zu finden? Unser Volk sucht schon Jahrhunderte danach, das Harz aus diesen Stämmen ist unglaublich wertvoll!

Du kannst dir nicht vorstellen, welch Ansehen und Reichtum ich erlange, wenn diese Kostbarkeit im nächsten Kontor ankommt! Glaubst du wirklich ich würde diese einmalige Chance aufgeben?" "Was macht dieses Harz denn so wertvoll? Schmeckt es besonders gut?" wollte ich wissen. Mir kam da eine vage Idee, etwas was von meinen früheren Kontakten mit den Harzern noch irgendwo in der Erinnerung geblieben war "Nein, es schmeckt widerlich, wenn du mich fragst, gar scheußlich sogar. Aber wir essen ja auch nicht jedes Harz, die meisten Sorten erhalten ihren Wert, weil sie besonders aromatisch und... berauschend sind. Also wenn man sie an zündet und ihren Rauch inhaliert. Nicht mein Ding, ganz ehrlich, überhaupt nicht.

Aber ich kenne viele Obere der Häuser die darauf schwören, geradezu süchtig danach sind. Ich selbst bevorzuge andere Sorten zum Verzehr. Den milden Saft der Ulme zum Beispiel, oder die etwas kräftigere Note der Weißen Erle. Und natürlich Weiden-Nektar. Aber diese Kostbarkeit habe ich schon seit Jahren nicht mehr auf der Zunge gespürt, Weiden gibt es in unseren Gebieten nicht, vermutlich sind sie auch anderswo schon ausgestorben." Er leckte sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen, als schmecke er den Weiden-Harz förmlich, nur weil er daran dachte. Jetzt hatte ich ihn. "Sind sie nicht. Ich bin gestern an mehreren vorbei gekommen auf dem Weg hier her."


Seine Augen weiteten sich plötzlich zu kleinen, runden Seen. "Du lügst mich an, das kann nicht sein!" entfuhr es ihm, aber seine Hoffnung, dass ich wirklich die Wahrheit sprach schwang in der Stimme deutlich mit. "Das würde ich nicht wagen, Hoheit. Es ist so wie ich es sage, nicht eine Tagesreise von hier entfernt stehen mindestens eine Hand voll Weiden auf einer Wiese, dicht am großen Fluss. Ein wunderschöner Ort, übrigens. Ich könnte Sie sogar dorthin bringen auf meinem Rückweg." Jetzt wurde der Kleine aufgeregt. "Wirklich? Das würdest du tun? Aber... Das wäre wunderbar, doch was wird dann mit dem Schwarzblut?

Ich habe schon einiges gesammelt und kann es doch nicht hier lassen. Hast du eine Ahnung was das wert ist?! Nein, so verlockend es sein mag, aber das geht doch nicht." "Dann nehmen Sie es doch einfach mit. Wie wird es denn normalerweise transportiert wenn das Lager voll ist?" „Im Gestrüpp unter dem Baum ist ein kleiner Wagen verborgen, der beladen werden muss, wenn eine Fuhre fertig ist. Dann rufen wir ein Tier des Waldes, meist Kaninchen oder Frettchen, alle anderen sind zu dumm dafür, weisen Ihnen den Weg zum nächsten Außenposten und hoffen, dass die Ware heil an kommt. Das Kontor im Außenposten registriert sie dann, schreibt mir den Gewinn gut, der mich in diesem Fall zum reichsten Mitglied des Hauses machen wird, und schickt den Wagen leer zurück.

Allerdings ist das Schwarzblut viel zu wertvoll als dass ich es ohne Aufsicht Reisen lassen würde, daher hatte ich vor, auf dem Wagen mit zu fahren. Außerdem vertraue ich den Kaninchen in dieser Gegend nicht, sie sind eigenartig und viel zu störrisch, wer weiß wer da seine Finger im Spiel hat." "Wie lange würde es noch dauern, bis Sie eine volle Ladung zusammen haben" wollte ich wissen "Hm, wenn es bei der momentanen Fördermenge bleibt, noch etwas mehr als zwei Monate. Der verflixte Baum wehrt sich recht ordentlich, aber ich mache dass hier schon lang genug um zu wissen wie ich seinen Attacken ausweichen kann." Das könnte schwieriger werden als gehofft. Ich musste dem Harzer eine echte Alternative

bieten, denn zwei Monate wollte ich nicht warten bis er freiwillig ab zieht. "Was wäre, wenn Sie mit einem Wagen zurückkehren, der jeweils zur Hälfte beladen mit Schwarzblut und Weidenharz ist? So hätten Sie die Rauschsüchtigen UND die Gourmets auf Ihrer Seite" Der Kleine kam nun ordentlich ins Grübeln. Innerlich kämpfte wohl gerade die Machthungrige und die Feinschmeckerseite miteinander, was dem Zeigefinger großen Wesen ein sehr menschliches Aussehen verlieh, trotz Fell und den eher tierischen Ohren. "Du führst mich in Versuchung Mensch, sehr geschickt. Sicher, die halbe Ladung Schwarzblut würde mich nicht so wohlhabend und einflussreich machen wie ich es gehofft hatte,

aber Weidenharz ist in Feinschmeckerkreisen eine absolute Rarität! Ich könnte einen wirklich unverschämten Preis dafür verlangen... und trotzdem auch noch Einiges davon aufheben für mich. Soweit ich weiß gab es auch noch nie einen Harzer, der in einer Ladung die zwei begehrtesten Harze nach hause brachte. Damit würde ich in die Geschichte eingehen." Nun folgte eine dramaturgische Pause, auch wenn sich der kleine Schauspieler eigentlich schon entschieden hatte. Er saß auf dem Ast, rieb sich das Kinn als würde er angestrengt Nachdenken und sagte dann in seiner alten, etwas herablassenden Art "Nun gut, Mensch, ich willige ein. Ich verlasse diesen Baum schweren Herzens und werde dir somit helfen deine Aufgabe zu erfüllen.


Unter zwei Bedingungen allerdings!" Irgendwie hatte ich damit gerechnet. "Zum einen bitte ich dich, mir beim Beladen des Wagens zu helfen, was auch in deinem Interesse sein sollte. Zweitens möchte ich, dass du dein Versprechen hältst und mich zu den Weiden bringst, sobald du hier fertig bist" "Gut, damit bin ich einverstanden, und Letzteres hatte ich Ihnen ja schon zugesagt. Aber ich habe auch eine Bedingung. Sie müssen ihre Behausung hier abbauen und versprechen die Schwarzblut-Bäume nie wieder auf zu suchen" "Das sind, wenn man es genau nimmt, zwei Bedingungen, Mensch. Wenn du mich aber wirklich zu einem Weidenhain führst, brauche ich das eklige Schwarzblut ohnehin nicht mehr.

Aber warum soll ich meine Behausung hier abbauen? Darin sehe ich keinen Sinn." "Ganz einfach damit Sie nicht doch verleitet werden, hier her zurück zu kehren. Zudem möchte ich nicht, dass auch die Weide große Teile ihrer Rinde einbüßen muss, wenn Sie sich dort eine neue Behausung bauen müssen. Ich helfe auch gern beim Transport, und sorge dafür, dass alles so unversehrt wie möglich ankommt. Wie Sie vermutlich schon bemerkt haben, bin ich geringfügig größer als Sie und hätte daher keine Mühe, den Wagen und das Nest zu tragen." "Du bist ein harter Verhandlungspartner, Mensch. Das gefällt mir. Einverstanden, so soll es sein. Machen wir uns an die Arbeit!" Somit war mein etwas wackeliger Plan aufgegangen. Auch wenn ich damals eher

unfreiwillig in die ´Gefangenschaft´ der Kleinen Harzer geriet, stellte sich dieses Zusammentreffen jetzt im Nachhinein als Vorteil heraus. So wusste ich zumindest noch, dass sie bestimmten Harzen nicht widerstehen konnten, darunter auch dem der Weiden. Diese war in ihren Gebieten leider schon ausgestorben - warum nur - was mich nachdenklich werden ließ, ob mein Kompromiss mit ihm wirklich eine so gute Idee war, vor allem für die Bäume. Dennoch half ich ihm, dass bisher gesammelte Harz aus einer kleinen Höhle im Stamm zu bergen, schließlich hatte ich eine Prüfung zu bestehen. Währenddessen begann seine Hoheit mit flinken Händen und Füßen, die Zapfstellen, die wie Nadeln in der Rinde steckten, zu entfernen. Auch das ´Nest´ war recht schnell ab gebaut und auf dem Wagen verstaut, so dass wir nach nur einer knappen halben Stunde bereit

waren zur Abreise. Nun musste ich nur noch zu Hara zurückkehren und sein Urteil abwarten.

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JonBarnis
Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die rudimentäre Rechtschreibkorrektur von Open-Office wäre ich schon komplett aufgeschmissen. Was sagt das alles über mich aus? Falls jemand die Antwort weiß, bin ich für jede Nachricht diesbezüglich offen :)

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