Kurzgeschichte
Die Nacht

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"Es war geplant, gemeinsam Urlaub zu verbringen. Als Freunde. Mehr nicht. "
Veröffentlicht am 03. Juli 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Es war geplant, gemeinsam Urlaub zu verbringen. Als Freunde. Mehr nicht.

Die Nacht

Titel

Wie konnte es nur so weit kommen? Wir waren Freunde. Beste Freunde. Ich hatte schon seit Jahren meine Probleme mit der Einen. Der einzigste Grund, warum ich sie immer wieder auffing, war, das ich sie immer noch liebte. Auch wenn ich nicht wusste, wieso. Was hatte sie zu bieten? Nichts. In den letzten Jahren war sie nur noch für das Eine gut. So sahen es ihre Freunde, schätze ich mal. Denn wenn sie Hilfe benötigte und danach fragte, bekam sie keine. Nur ich, das große Arschloch war da und schellte mich jedes mal selbst, weil ich es nicht lassen

konnte, ihr zu helfen. Denn meist bedankte sie sich bei jemand anderen dafür. - Details lasse ich weg. Um ehrlich zu sein, überredete ich sie nur deswegen, sich bei mir auszukurieren, weil ich mir erhoffte, ab und zu mit ihr zu schlafen und um nicht alleine zu sein. Außerdem trank ich dann weniger. Aber das war einmal. Ich verstand ja, das es keinen Spaß machte, den ganzen Tag nur im Bett liegen zu können, weil es Schmerzen bereitet, wenn sie aufstand und wenn sie lief. Aber musste sie ihre Launen an mir auslassen? Was konnte ich dafür, das ihr Knie operiert werden musste und sie dann für Wochen krank geschrieben

wurde? Meine beste Freundin hatte auch ihre Probleme. Ihr fast Ex hatte Leberzirrhose vom zu vielen Saufen. Doch anstatt damit aufzuhören, soff er weiter und terrorisierte sie und ihre Tochter, wenn er gerade nicht im Saufkoma lag. So, wie es aussah, hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Ich war der einzigste, mit dem sie offen darüber reden konnte, weil ich sie verstand. Da ich in ähnlicher Situation war und bin. Nur statt Suff, war es geistige Störung. Beide wollten sich nicht helfen lassen. Weder er, noch sie. Und beide sahen nicht ein, das sie professionelle Hilfe

brauchten. Als meine beste Freundin mir sagte, das sie mit ihrer Tochter zu ihrer Familie fahren wird, fragte ich spontan, ob ich mit dürfte. Seit Jahren wollte ich schon in ihre alte Heimat. Außerdem brauchte ich Luftveränderung. Meine Nerven lagen blank. So sehr ich mir auch Mühe gab, ihr es so angenehm, wie möglich zu machen, irgendwie hatte sie immer was zu meckern. Nur selten bedankte sie sich bei mir. Unterhaltung gab es gar keine, da sie die ganze Zeit im Internet war und dort mit diversen Personen schrieb. Die Freude war groß, als ich erfuhr, das ich mit durfte. Ich konnte es kaum erwarten. Jeder Tag zog sich schier

endlos dahin. Und als es endlich so weit war, sagte ich es endlich meiner Dauerpatientin. Mir war bewusst, das ich sie allein in meiner Wohnung ließ und das sie sich in meiner Abwesenheit Typen einladen könnte. Aber vielleicht, so hoffte ich, ging sie meinem Wunsch nach und dachte über sich und das, was sie wirklich will, nach. Denn sie war keine zehn mehr. Mit fast dreißig sollte man langsam an die Zukunft denken und nicht einfach so in den Tag hineinleben. Die Nächte mit irgendwelchen naiven Typen verbringen. Man sollte sich auch im Klaren sein, wer ein Freund ist und wer einem nur ausnutzt. Es war von beiden nicht geplant

gewesen. Das heißt, sie wollte es. In ihrer Heimatstadt hatte sie auch jemanden, mit dem sie üblicherweise schlief, wenn sie ihre Familie besuchte. Ich würde fast behaupten, sie hatte regelmäßig Verkehr. So zwei bis dreimal im Jahr. Je nachdem, wie oft sie ihre Familie besuchte. Ursprünglich war geplant, das wir in getrennten Betten schlafen. Ihre Tochter kannte mich zu wenig und hatte daher nur wenig vertrauen zu mir. Ich hatte kein Problem damit, da ich nicht vorhatte, mit meiner besten Freundin zu schlafen. Sie hatte ihren Stecher und ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt

machen. Eigentlich weiß ich gar nicht, wie genau es dazu kam. Plötzlich lagen wir gemeinsam in einem Bett. Sie hatten ihren Kopf auf meiner Schulter und wir unterhielten uns. Mein Arm lag um ihren Körper. Ich atmete ihren natürlichen Duft ein. Genoss ihre Nähe. Das Gefühl, eine Frau neben mich zu haben. Sie in meinem Arm zu halten. Wie lang war das her, als ich es das letzte mal genießen durfte. Dann kam es zu einem Kuss, der sich zu einem intensiven Kuss und schließlich zu einer Küsserei wurde. Ehe ich es mich versah, vergrub sich mein Kopf zwischen ihre Brüste. Wann

hatten wir uns ausgezogen? Seit wann war sie vollkommen nackt? Der Teil, das sie sich, oder ich sie, auszog, ist mir entfallen. Langsam küsste und liebkoste ich mich nach unten. Ihr leises Stöhnen klang so herrlich süß. Sie war die erste Frau, die so wunderbar stöhnte, während ich zärtlich zu ihr war. Naja, so viele Frauen hatte ich auch nicht gehabt. Wenn es hochkommt, dann eine kleine Hand voll. Irgendwie war ich nie der Typ, den Frauen wollten. Es war eine schöne Nacht gewesen. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wie es dazu kam. Wer damit angefangen hatte. Vielleicht war ich es gewesen.

Sehr wahrscheinlich ist auch, das sie damit anfing. Denn sie hatte schon weit im Vorfeld gesagt, das sie so oder so Sex haben wird. Ob ich mitkomme, oder nicht. Wie schon erwähnt, hatte sie jemanden dort, mit dem sie schlief, wenn sie ohne Mann kam. Schon seltsam, was Sex alles bewirken kann. Bei uns war es wie ein Drogenrausch. Es ließ uns unsere Probleme vergessen. In eine andere Welt eintauchen. Wir fühlten uns einfach nur glücklich und federleicht.

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