Biografien & Erinnerungen
Sommerleben - Reife

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"... von der Kunst, eine Symphonie zu erleben"
Veröffentlicht am 26. Juni 2015, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin alt wie ein Baum, wild wie der Wind und neugierig wie ein Kind. Ich schreibe und lese, solange ich mich zurückerinnern kann. Einst beruflich als Fernsehautorin. Nun solls als Hobby in die Belletristik gehen. Ich lebe wieder in Deutschland, in Stralsund. Ungarn ist Vergangenheit
... von der Kunst, eine Symphonie zu erleben

Sommerleben - Reife

Sommer leben

Der Sommer legt seinen Odem  über Hügel und Tal, über Feld und Garten.

Er sendet seine Gehilfen, die Bienen und die Vögel und ruft in die Zellen der Pflanzen ein Wecksignal, einem Lebenselixier gleich, auf dass sie nun Frucht bilden die Hülle und Fülle. Er hängt die Sonne hoch an den Himmel und malt ihn so strahlend blau, dass mir das Herz springen möchte vor gefühlter Weite. Und er tupft blinkweiße Fotodekowölkchen aufs Blau, schenkt dem vielfachen Grün und Bunt damit zarte Kontur.

Mein Auge freuts, wie es leuchtet und strahlt. Meine Nase hebt sich wittern in den feinen Lufthauch und sucht die Düfte, die

mich umgeben. Mein Ohr wird weit ob des Singens und Fidelns der Vögel und Grillen.  


Der Sommer pustet heiß seinen Sonnenatem übers Land. Er ruft mich auf, Verantwortung zu übernehmen und das Wachsen der Früchte durch Wasser zu unterstützen, wo er es nicht schafft, genügend Regen heranzubringen.

Und so greife ich zur Gießkanne und labe die dürstenden Paprika und Tomaten, den Mais und die Bohnen. Ich erfreue mich der kleinen Apfelfrüchte, die grün im Geäst hängen und der  Aprikosen, die mit zaghaftem Orange auf sich aufmerksam machen. Bald wollen sie geerntet werden.

Doch die Lebensfülle des Sommers ist nicht

eitel Sonnenschein. Ich fluche über den Rosenkäfer, der mir die Blüte verwehrt. Und die Stare, die die Kirschen ernten, die ich für mich dachte.. nun heißt es wohl teilen. Und ich bin wütend  auf die Kartoffelkäfer, die in einem wahren Liebesrausch nachkommenstragende gelbe Eier an meine Kartoffelpflanzen kleben und sich millionenfach vermehren. Und ich missgönne den Wühlmäusen, die quer durch den Garten Gräben ziehend und Hügel auswerfend, Möhren abfressen, Pflanzen ausgraben und Zwiebeln umwerfen.  Unbeeindruckt ziehen sie ihre Bahn.

Und dann noch dieses Reh, oder ist es ein Hase? Der Rosenknospen frisst, die

Ringelblumen abgrast, die Lilie schält, die noch nicht blühte und den jungen Wachholder abschält bis aufs nackte Holz?

Ach.. ich setze mich am späten Nachmittag, müde gekämpft,  auf meine Gartenbank blicke den Hügel hinab über das fruchtende blühende grüne Land.

Lausche den Millionen Bienen, die sich an den Maroniblüten laben und den Vögeln, die ihr Ständchen füreinander singen und für sich.

Lebenssymphonie, dieses Wort klingt plötzlich in mir. Und ich verstehe, wie die Komponisten eine Dissonanz, einen Rhythmuswechsel, eine Generalpause  fanden …

Es ist die Lebenssymphonie, dieser

Reichtum, diese Fülle, diese Vielfalt. Ich ein Teil davon?  …

Ich entspanne, lausche, genieße ..

Und später über das Land spazierend, lädt diese Musik, dieser Rhythmus mich zu ein paar Tanzschritten ein und ich muss herzlich über mich lachen.

Das Singen der Vögel verändert sich. Nicht Abendlieder, sondern Regenlieder singen sie nun. Ich blicke mich um. Von Westen her rollt langsam, in dunkler Wolke verpackt ein Gewitter heran, erste Windstöße künden von seinem Nahen. Ein lautes Grollen mahnt mich zur Umkehr. Erste kräftige Blitze beleuchten eine dramatische Wolkenkulisse.

Danke Sommer. Ich eile ins Haus zurück,

Sitzplatz in der erste Reihe für einen neuen Akt deines Sommertheaters.

Das Stück heiß: "Sommerleben"

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Über den Autor

Tintenklecks
Ich bin alt wie ein Baum, wild wie der Wind und neugierig wie ein Kind.
Ich schreibe und lese, solange ich mich zurückerinnern kann.
Einst beruflich als Fernsehautorin. Nun solls als Hobby in die Belletristik gehen.

Ich lebe wieder in Deutschland, in Stralsund. Ungarn ist Vergangenheit

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Machara Wundervolle Zeilen aus der Natur......auch ich bin ein Kind der Natur....in und mit ihr aufgewachsen, zwischen Bäumen und auf Feldern gespielt als Kind.
Ich brauche meinen Garten....die Felder, die Wälder.
Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte......

Liebe Grüße
Jessy
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Jessy, es freut mich, dass dir mein Sommerleben ein schönes Erlebnis war. Als Selbstverorger lebe ich sehr nahe an der Natur.
In den meisten meiner Geschichten ist davon zu finden.
Liebe Grüße vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ein Naturerlebnis ... DEIN Naturerlebnis, an dem ich in so berauschenden Farben teilnehmen durfte. DANKE!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Bitte, liebe Heidemarie, Es freut ich, dass Du mit mir die Reife des Sommers genossen hast. danke fürs Lesen und kommentieren UND besonders für den Favo.
lg der Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Du musst in meinem Garten gewesen sein, denn da labt sich auch allerlei Getier. Manche, wie die braunen und schwarzen Wegschnecken kann ich überhaupt nicht leiden. Und die Hornissenkönigin, die in einem unserer Hohlbausteine ein Nest bauen wollte, ist wohl wieder weiter gezogen. War ihr wohl zu nass, weil das Einflugloch gen Himmel zeigte. Schade, hätte mich doch sehr gefreut, denn die jagen Schadinsekten.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks ja, ich habe auch seit kurzem Hornissen hier. vom Haus und vordach habe ich sie vertrieben, aber sie hat den Holzschuppen. Nacktschnecken sind wirklich nicht mein Fall, aber die gibts nur unten im Dorf. Ja, der garten, wie schön.
schönen Sonntag, der Tintenklecks
und danke für den Favo. :-)

Vor langer Zeit - Antworten
pianogirl19 Danke dir für dieses wirklich tolle Buch. Deine Gefühle kamen total rüber, kann mich nur in die Situationen rein versetzten. Viele schöne Erinnerungen kamen mir beim Lesen. Toll geschrieben, mit freundlichen Grüßen Vivien
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Danke, Vivien,
ja ich bin überzeugt, dass bei dir Erinnerungen an ähnliche Erlebnisse in Ungarn mitschwingen..
einen schönen Sommertag und danke fürs Lesenund den Kommentar
sagt Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
pianogirl19 Ja da hast du definitiv recht, aber auch Erinnerung wie z.B der Regentanz, den ich damals auf Klavier gespielt habe und es daraufhin dann geregnet hat kamen mir. :) Wünsche dir einen schönen kuscheligen Abend :) mit freundlichen Grüßen Vivien
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks Danke
Vor langer Zeit - Antworten
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