Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und
letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen.
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Die Wälder bildeten ein dichtes Labyrinth um sie herum. Nach ihrer Flucht aus Vara hatten sie die viel benutzten Straßen rasch verlassen und waren auf kleine Pfade und Wildwechsel ausgewichen. Und nun… gab es gar keinen Anhaltspunkt mehr, wohin sie eigentlich gingen. Ihr einziger ständiger Begleiter war das schwindende Sonnenlicht und der leise Gesang der Vögel. Das leise Zwitschern in der Ferne, schien ihrer Lage Hohn zu sprechen…. Simon und Ordt wechselten sich dabei
ab, Tiege zu tragen. Der Fuchs war nicht sonderlich schwer und so kamen sie trotz der zusätzlichen Belastung gut voran. Nur wohin sie jetzt bloß sollten… Simon verbot sich länger über diese Frage nachzudenken. Weg von Vara, das war das Wichtigste. Kiris bildete derweil das Schlusslicht der Gruppe und hatte damit begonnen, ihre Spuren zu verwischen, indem sie Laub und Äste über ihre Spuren legte. Sollte ihnen jemand folgen, würde er es schwer haben, sie zu finden. Weiter vorne konnte Simon erkennen, dass die Bäume sich zu einer kleinen Lichtung öffneten. Vielleicht könnten sie dort fürs erste eine Pause einlegen und
nach Tiege sehen. Zwar waren die Wunden des Gejarn nicht tief und bluteten kaum noch, trotzdem blieb er nach wie vor bewusstlos. Und noch etwas machte Simon Sorgen. Er glaubte jetzt, einen weiteren Teil von Delias Rätsel zu verstehen. Die gebrochenen Ketten… und ihnen folgte der Wert des Stahls. Rodericks Worte, als er die Waffe des Paladins an sich genommen hatte, hatten ihn darauf gebracht. Wieder einmal, wirkte die Antwort so einfach und doch so folgenschwer…. Hatte die Seherin bis ins Detail gewusst, was geschehen würde? Oder hatte sie nur grade genug gewusst, um ihm ein Rätsel aufzugeben,
dessen Antworten sie selbst nicht kannte? So oder so… er war überzeugt davon, jetzt zwei der vier Puzzleteile zu haben, und gleichzeitig war Simon unsicherer denn je, ob er herausfinden wollte, was die anderen beiden waren. Wenn er mit seinem Vermutungen recht hatte, dann war er an allem was geschehen war schuld. Und er hatte die anderen hier mit hinein gezogen. „Ich hoffe wirklich, wir haben diesen Bastard zum letzten Mal gesehen.“, bemerkte Ordt, der im Augenblick Tiege trug, während sie auf die Lichtung hinaus traten. Gras, das ihnen fast bis zur Hüfte reichte, wuchs außerhalb der Schatten der Bäume und irgendwo musste
es wohl auch einen Bach in der Nähe geben. Simon konnte das deutliche Gluckern von Wasser hören. Also mussten sie sich auch keine Gedanken darüber machen, wo sie etwas zu trinken, oder Kochwasser herbekommen würden. Doch fürs Erste, genügte es, das sie vor Anbruch der Dunkelheit aus den Wäldern gelangt waren. „Ich würde mich nicht darauf verlassen.“, bemerkte Kiris, während Ordt den Fuchs vorsichtig auf dem Boden ablegte. Die junge Frau kniete sich sofort neben den Verletzten und besah sich die Wunde einen Augenblick. „Und irgendetwas stimmt hier nicht. Er müsste längst wieder wach sein.“
„Wem sagt ihr das.“, bemerkte Simon. Die Wunde in der Brust des Gejarns war mit einem simplen Stoffstreifen verbunden und lediglich ein dünner roter Fleck verriet, dass dem Mann überhaupt etwas fehlte. Von den geschlossenen Augen einmal abgesehen…. „Ordt… Ihr habt nicht zufällig noch etwas von Euren Heilkräutern übrig?“ , wollte Kiris wissen. Der Wolf schüttelte den Kopf. „Was ich an Vorräte hatte, habe ich Kellan dagelassen. Und ich bezweifle, dass sie hier viel ausrichten würden. Er müsste sie kauen und im Augenblick erstickt er daran eher. Verflucht….“ Der große Gejarn holte mit der Faust
aus und einen Moment, fürchtete Simon, er hätte es auf ihn abgesehen, doch Ordts Pranke langte an ihm vorbei und traf lediglich einen Baumstamm, keinen halben Schritt von ihm entfernt. „Ich hätte von Anfang an mit Euch kämpfen sollen.“ „Und was hätte das gebracht?“ , fragte Kiris. „Im besten Fall würdet vielleicht jetzt Ihr statt Tiege hier liegen. Im schlimmsten Fall müssten wir ihn jetzt alleine tragen.“ Simon nickte zustimmend. Auf Kiris kühle Logik war meist Verlass. Aber er bezweifelte irgendwie, dass sie in diesem Fall zu dem Wolf durchkam. Ordt hatte schon einmal dabei versagt, jemanden zu
schützen, der ihm nahe stand… für ihn musste das gleichsam einem doppelten Fehlschlag gleichkommen. Wenn er doch nur einen Funken Magie hätte, dachte Simon, was immer Roderick Tiege auch angetan hatte, es war sicher nichts, dass ein Heilzauber nicht aufheben könnte…. Er verbot sich weiter darüber nachzudenken. Sonst fing er selber schon an, sich Vorwürfe zu machen. Alles, was er jetzt sicher wusste, war das er gezwungen war, das Spiel der Seherin zu spielen. Und das er besser schnell herausfand, was die übrigen zwei Rätsel bedeuten sollten, bevor noch jemand dadurch gefährdet wurde.
Eine Weile saßen sie einfach nur schweigend neben dem bewusstlosen Gejarn, während die Sonne langsam am Horizont verschwand. Im Gras der Lichtung begannen die Insekten zu Zirpen und die letzten Sonnenstrahlen ließen die wenigen Wolken am Himmel rot leuchtend erstrahlen. „Ich gehe Wasser holen.“, erklärte Simon schließlich, als er die Ruhe nicht mehr ertragen konnte und stand auf. „Ich komme mit.“, erklärte Kiris kurz entschlossen. „Ordt…“ „Ich achte auf Tiege.“, antwortete dieser, während er den Rucksack den er trug absetzte. „Und da wir heute ohnehin nicht mehr weit kommen, fange ich
schon mal an die Zelte aufzuschlagen.“ Die Wahrheit war vermutlich eher, dass er schlicht nicht untätig neben dem Mann sitzen wollte, an dessen Zustand er sich die Schuld gab. Vielleicht sollte er ihm von seinem Verdacht erzählen, überlegte Simon. Allerdings… er glaubte ja selber nach wie vor kaum daran, dass die Worte einer verrückten Zauberin irgendwie Auswirkung auf sein Schicksal haben sollten…. Kiris neben sich machte er sich schließlich auf den Weg über die Lichtung, immer dem Geräusch des fließenden Wassers nach. „Ich hoffe er macht nichts Dummes.“, meinte Kiris mit einem Blick zurück zum
Waldrand, wo sie die beiden Gejarn zurückgelassen hatten. Bei jedem ihrer Schritte, stoben kleine Wolken aus Insekten auf, die sich vor den beiden Gestalten, die sich einen Weg durch ihre Heimat bahnten, in Sicherheit brachten. Wenigstens war die Hitze jetzt in der Dämmerung nicht mehr so drückend. Simon hätte gerne etwas gesagt um Kiris Sorgen zu zerstreuen. Die Wahrheit war allerdings, dass er sie teilte. „Ich habe ein Auge auf ihn, wenn ich kann.“, sagte er schließlich. Er wusste selber, wie leer diese Worte waren, aber… „und dennoch fürchte ich, trage ich weitaus mehr Schuld an dem hier als Ordt.“
Sie hatten mittlerweile die andere Seite der Wiese erreicht, wo diese erneut auf den Waldrand traf. Der Boden war hier leicht abschüssig und führte zu einer kleinen Senke hinab, durch die sich ein silbriger Strom zog. Wasser. „Wie meint Ihr das? Weil Roderick hinter euch her war?“, wollte Kiris wissen, während sie einen Wasserschlauch von ihrem Gürtel löste und zum Bachufer hinabkletterte. „Auch.“ Simon zögerte ihr mitzuteilen, was sie eigentlich in Gefahr brachte. Nicht Roderick. Nicht der Orden. Nicht der Kaiser. Nur er. Weil er ein Teil einer irren Prophezeiung
geworden war…. Vielleicht konnte er nicht davor davonlaufen. Er hoffte jedoch, das Kiris und Ordt es konnten. Er holte tief Luft: „Ihr müsst weg. Ihr, Ordt und auch Tiege. Alles was bisher geschehen ist, wozu es geführt hat… ich fürchte, es ist geplant. Und das bedeutet ich habe keine Ahnung, was noch alles geschehen wird, aber es ist nichts Gutes.“ „Sagt mir nicht, Ihr fangt plötzlich an, an Schicksal zu glauben? Ich habe Euch schon mal gesagt, dass wir alle bei Euch bleiben, egal was passiert.“ „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll, Kiris. Erinnert ihr Euch an dem Tag, an dem Ihr mir den Schlüssel
gegeben hat? Als wir aus Anego entkommen sind?“ Sie nickte. „Und was hat das damit zu tun, dass Ihr plötzlich Angst habt?“ „Kommt nicht zu mir, bevor Ihr nicht Eure Ketten gebrochen habt. Sucht mich nicht auf, bevor Ihr nicht den Wert des Stahls kennt und das Gewicht des Verlusts tragt. Und letztlich, bringt mir das aus Schatten wiedergeborene Juwel.“, zitierte Simon die Worte der Seherin aus dem Gedächtnis. Nach wie vor waren sie in seinen Geist eingebrannt, so sehr er auch versucht hatte, sie zu vergessen. Und so unwichtig sie anfangs zu sein schienen :
„Das ist eine Prophezeiung Kiris und sie erfüllt sich Stück für Stück. Die Fesseln in Anego… die gebrochene Kette. Der Wert des Stahls… Rodericks Überfall. Ich will nicht herausfinden, ob für den Rest noch jemand verletzt werden oder in Gefahr geraten muss. Ich habe Euch alle zum Teil eines Spiels gemacht, bei dem Euer Leben ganz offenbar ein gültiger Einsatz ist. Und das habe ich nie gewollt. Ihr und Ordt solltet Tiege mit Euch nehmen und gehen, so bald Ihr könnt.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und stieg den restlichen Weg zum Bach hinab. Das Ufer bestand aus glatt geschliffenen Kieseln, die unter seinen
Schritten knirschten. Simon setzte sein Gepäck ab und begann krampfhaft nach einem Wasserschlauch zu suchen. Alleine würde er deutlich weniger Vorräte brauchen, aber er wusste auch nicht, wann er das nächste Mal Gelegenheit haben würde, sich welche zu besorgen. Simon hielt inne, als er das Geräusch von einem weiteren paar Stiefeln hörte, die sich ihm näherten. „Simon…“Er ignorierte die Stimme und begann erneut seinen Rucksack zu durchsuchen. „Simon, sieh mich wenigstens an, wenn ich mit Dir rede.“ Es kostete ihn mehr Überwindung, als er zugeben wollte, den Blick zu heben. Kiris saß ihm gegenüber, keine
Armlänge entfernt. Sie schüttelte langsam den Kopf, worüber jedoch das konnte er nur raten. Dabei spielte die ganze Zeit ein kaum wahrnehmbares Lächeln über ihre Züge, als würde sie sich über irgendetwas furchtbar amüsieren. „Was?“, fragte er tonlos. „Ich habe es Dir schon einmal gesagt, selbst wenn Ordt sich anders entscheiden sollte, ich verlasse Dich nicht mehr.“ Ohne Vorwarnung beugte sie sich vor, ihre Lippen fanden seine…. Es dauerte nur wenige Augenblicke … aber für ihn wurde in diesem einen Moment einiges klar. Etwas, das er eigentlich nicht für möglich gehalten hatte. Irgendwie
irgendwann auf ihrem Weg hatte sich diese so willensstarke Frau in ihn verliebt. Und wie ging es ihm dabei… sein Herz wollte einen Schlag aussetzen. „Wie ?“ „Wie was ?“ Kiris lachte. „Wie kannst Du mich lieben?“ Es schien so absolut unmöglich so völlig abwegig für ihn. Götter, wie viele ihrer Bekannten, Freunde hatte er womöglich auf dem Gewissen? „Ich.. weiß es nicht. Ehrlich. Kann man so etwas kontrollieren? Aber… ich glaube der Mann, der in Stillforn war… ich glaube, er ist gestorben. Und ich glaube ich weiß auch, wer ihn getötet hat. Oder irre ich mich da, Simon? Bin
ich zu blind jemanden endlich als das zu erkennen, was er ist?“ „Würde ich die Antwort auf diese Frage kennen…“ Er brach ab.... „Wir sollten zu Ordt zurück.“, erklärte Simon schließlich und stand auf. Kiris nickte und er half ihr ebenfalls wieder auf die Füße. Den Weg zurück über die Lichtung schwiegen sie, jeder den eigenen Gedanken nachhängend. War das hier Liebe? Simon wusste es nicht. Er wusste nur, er hatte sie nie wegschicken wollen. Für den Moment musste das reichen…. Schon als der gegenüberliegende Waldrand in Sicht kam, kam ihnen bereits Ordt entgegen. Der Wolf hatte eine noch düstere Mine aufgesetzt als
zuvor und Simon wollte gar nicht wissen, was der Grund dafür war. „Tiege geht’s schlechter.“, erklärte er, ohne das einer von ihnen fragen musste. „Es ist mir vorher nicht aufgefallen aber… er atmet kaum noch. Als wir aus Vara geflohen sind, war noch alles normal also bin ich mir mittlerweile sicher, das Roderick seine Waffen mit irgendetwas präpariert hat und wenn wir Tiege nicht bald helfen…“ „Was tun wir also?“ , wollte Kiris wissen. „Wir können nirgendwo mehr hin.“, antwortete der Gejarn niedergeschlagen. „Vara ist für uns gesperrt und jede andere Stadt weit entfernt. Aber… es
gäbe vielleicht eine andere Möglichkeit.“ „Warum habe ich nur das Gefühl, das mir das nicht gefallen wird….“ „Wird es nicht.“, versprach Ordt düster. „Das Gebiet meines Clans ist keine zwei Tagesmärsche mehr entfernt. Wenn wir jetzt aufbrechen und keine Pause machen, könnten wir es in einem Schaffen. Das überlebt Tiege vielleicht noch.“ „Ihr habt mal gesagt, Eure Leute würden Euch vermutlich auf der Stelle töten, wenn Ihr ihnen noch einmal unter die Augen tretet.“, gab Kiris zu bedenken. „Das weiß ich auch, aber es ist die einzige Chance, die ich noch sehe.“ Ordt
seufzte. „Also, Ihr kennt das Risiko, wer kommt mit?“
Simon sah einen Moment zu Kiris. Er kannte die Antwort bereits.
Terazuma Oje, oje... Ich ahne Übles! Sowohl für Tiege, als auch für Kiris! *nägelkau* Besonders für Kiris! Diese doofe Prophezeiung und die Aussage, dass Simon erst großen Verlust erleiden muss, bevor er zu ihr kommen kann! Und dass sie zu Ordts Clan gehen, kann auch sehr unangenehm werden. Wo man hinsieht überall scheint eine Katastrophe zu warten. Auch wenn Simon es verdient hat, jetzt schön langsam hat er sich ja geändert. Vielleicht gibt es irgendwo Schlupflöcher! *hoff* LG Tera |
EagleWriter Na lass dich mal überraschen was ich noch geplant habe.^^ Im Augenblick jedenfalls sieht es für alle wirklich nicht besonders gut aus. lg E:W |
abschuetze Ach war das Gift doch tödlich? ... und nun noch zu Ordts Clan... Wird Tiege das überleben? Was wird dann mit Ordt geschehen... Ich sehe schon, es wird irre spannend. LG von Antje |
EagleWriter Jap dürfte spannend werden, soweit ich da vorausgeplant habe ^^. Und sagen wir mal so... es könnte auch noch ein zwei kleinere Überraschungen geben. lg E:W |