Humor & Satire
Was die Welt wirklich bewegt - Bericht von der Karlsruher Gemeinderatssitzung am 24.03.2015

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"Der Laie staunt, wenn er erfährt, dass Politiker auch nur Menschen sind."
Veröffentlicht am 22. Juni 2015, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Über sich selber zu schreiben ist immer am schwierigsten aber auf jeden Fall finde ich es bescheuert dass man hier sein Geschlecht angeben muss und ich finde es witzig dass Hintergrundbild hier nicht Hintergrundbild heißt sondern Hintergrundsbild. Das klingt wie Hintergrunzbild. Ich bin neu hier. Eigentlich will ich gar nicht schreiben können aber scheinbar kann ich es und jetzt bin ich plötzlich ehrgeizig geworden. Soll vorkommen.
Der Laie staunt, wenn er erfährt, dass Politiker auch nur Menschen sind.

Was die Welt wirklich bewegt - Bericht von der Karlsruher Gemeinderatssitzung am 24.03.2015

Es ist eine uralte Tradition aus grauer Vorzeit, Schüler und Schülerinnen probeweise in das harte Arbeitsleben zu schicken, aus dem sie dann eine Woche später schwer traumatisiert und um einiges grauer im Gesicht zurückkehren. Ich für meinen Teil wollte diese Zeit mit so viel Arbeit und Seriosität wie nur irgendwie möglich verbringen und entschied mich so für „Die Partei“. Ich sitze zwei Tage lang im Büro der KULT-Fraktion und treffe wichtige Entscheidungen, am 24. März 2015 schließlich mache ich mich auf in den Gemeinderat, mit dem Ziel, zu verstehen, was unsere Welt in ihrem Innersten zusammenhält.

Ich mache es mir auf den billigen Plätzen bequem und bald beginnt dann auch das Spektakel, ein Naturereignis sondergleichen. Der erste Redner ist der altersweise Tilman Pfannkuch von der CDU, der Retter des verpfuschten Haushalts, dem seine Fraktion trotzdem zustimmt. Er beginnt mit der Kritik an der erhöhten Gewerbesteuer, dabei lernt man doch in der Schule, dass man bei einem Feedback immer zuerst etwas Positives sagen soll.  Wahrscheinlich gilt das nur für Menschen, die nicht so alt und weise sind. Als das sieht er sich nämlich, denn er gibt den anderen Mitpolitikern Einblicke in die unergründlichen Weiten seiner Weisheit,

und lässt sie an seiner Besonnenheit und Erfahrung teilhaben. Dabei redet er vor allem von Sparen; einem Geschenk des Himmels (aus Bayern?) und gibt sich große Mühe, sein Licht nicht allzu dunkel leuchten zu lassen.

Der nächste Redner ist Parsa Marvi von der SPD, der betont, man solle nicht alles so schwarz sehen (aber was bleibt der CDU auch anderes übrig?), alles (bis auf die CDU) wäre super und man wäre stolz (aber nicht auf die CDU). Er gibt sich auch alle Mühe, die 20 Zuschauer auf der Tribüne mit den üblichen Schlagworten wie „Zukunft“ und „Innovation“ für seine nächste Wahl zu gewinnen. Scheint wohl nötig zu sein.

Bettina Lisbach von den Grünen betonte ebenfalls, dass alles super sei; besorgniserregend, aber super. Naturschutz: ein bisschen super. Dass zu wenig ihrer Anträge durchgekommen sind: nicht so super. Förderung von sozialen und kulturellen Einrichtungen: sehr super. Andere Parteien (hin und wieder, manchmal): eventuell super. CDU: gar nicht super!

Völlig begeistert hingegen ist KULT-Fraktionsvertreter Eberhard Fischer. Begeistert von dem Pavillon, von den Baustellen, von den Leuten die dort das tun, wofür sie bezahlt werden, von den vielen bescheidenen Anträgen, von einem positiven Ergebnis (scheint

nicht allzu oft vorzukommen) und natürlich von sich selber. Nicht begeistert ist er allerdings von der CDU, das zieht sich aber sowieso wie ein schwarzer Faden durch alle Reden hindurch.

Tom Høyem von der FDP findet die Gewerbesteuererhöhung falsch. Eigentlich sogar den ganzen Haushalt. Dem schließt sich auch Marc Bernhard von der AfD an, auch wenn er sich hin und wieder widerspricht. Aber wenn niemand auf dem eigenen Niveau ist, muss man halt mit sich selber streiten.

Der Linke Nico Fostiropoulus schafft in seiner Rede lieber gleich den ganzen Gemeinderat ab und ist der Meinung,

dass es überall besser sei als hier, aber woanders ist es eh immer besser.

Ebenfalls frustriert ist Herr Kalmbach von GfK, der es schafft, mehrmals zu betonen, was für einen schlechten Job er gemacht hat und sich gleichzeitig von jeglicher Verantwortung freispricht. Der einzige im Raum mit Aussicht auf einen Posten als Bundeskanzler.

Nachdem Top 1 von 40 abgehandelt beginne ich langsam die Zusammenhänge des Universums zu verstehen, beginne zu sabbern und aus den Ohren zu leuchten. Saaldiener entfernen mich und ich gehe nach Hause.

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Vermillion
Über sich selber zu schreiben ist immer am schwierigsten aber auf jeden Fall finde ich es bescheuert dass man hier sein Geschlecht angeben muss und ich finde es witzig dass Hintergrundbild hier nicht Hintergrundbild heißt sondern Hintergrundsbild. Das klingt wie Hintergrunzbild. Ich bin neu hier. Eigentlich will ich gar nicht schreiben können aber scheinbar kann ich es und jetzt bin ich plötzlich ehrgeizig geworden. Soll vorkommen.

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