Kurzgeschichte
Was wäre, wenn...

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"Erdbeereis"
Veröffentlicht am 10. Juni 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Anna Omelchenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin das brave Kleinstadtmädchen, das mithilfe ihrer Worte versucht zu fliegen. Und Momente zu erleben, die das wahre Leben nicht bieten kann. Deshalb bin ich hier. Um diese besonderen Momente mit euch zu teilen.
Erdbeereis

Was wäre, wenn...

was wäre, wenn...

Was wäre, wenn...? Das ist eine weitaus komplexere Frage als man vielleicht denkt. 

Es ist nämlich so: Jede einzelne Entscheidung im Leben eines Menschen, sei sie noch so winzig und "unbedeutend", kann ein ganzes Leben in eine andere Richtung lenken. Nicht nur das eigene Leben! Wir beeinflussen tagtäglich die Menschen um uns herum. Was wäre zum Beispiel, wenn... ich Schokoeis anstatt Vanille genommen hätte? Vielleicht hätte mich der Verkäufer eines Blickes gewürdigt und mich dann mit einem schrägen

Kommentar zum Lachen gebracht? Ich hätte so gelacht, dass selbst der Kerl in der hintersten Ecke des Cafés, dessen Freundin gerade erst mit ihm Schluss gemacht hatte, mich hätte lachen hören. Er würde aufsehen und sich vielleicht in mich verlieben. Oder mich irgendwann meiner großen Liebe vorstellen. Wer weiß? Oder wenn ich Erdbeer genommen hätte? Der Verkäufer hätte mich nicht weiter beachtet und ich wäre total in Gedanken in den alten Mann gerauscht. Mein Eis fällt auf den Boden. Doch der nette alte Mann kauft mir dafür ein Neues, auch wenn er mich nicht kennt, und erzählt mir anschließend seine vom Krieg

geprägte Lebensgeschichte. Aufgrund dieser Geschichte werde ich Jahre später Friedensbotschafterin in Kriegsgebieten. Wo ich eines Tages von einer Bombe oder im Gewehrfeuer umgebracht werde. Ich hinterlasse ein 3 Wochen altes Kind, das ich mit dem Mann, den ich dort kennengelernt hatte, bekommen hab.

Wenn wir die Geschichte jetzt noch ein bisschen weiter spinnen...: Mein Sohn, aufgewachsen im Kriegsgebiet und voller Zorn auf das sinnlose Morden, beschließt etwas zu ändern. Er geht in die Politik. Setzt sich mit harten Methoden gegen die Anderen durch. Und schafft es irgendwie den Krieg zu beenden. In dem Fall kann

ich wirklich stolz sein auf mein Erdbeereis. Oder er wurde während der Wahlen oder anderweitig so verbittern, dass er es, absichtlich oder unabsichtlich?, nur noch schlimmer macht. 

3. Weltkrieg. 

Böses Erdbeereis. Ihr seht, unser aller Schicksal kann von einer Eissortenwahl, von einer Begegnung, einem Lächeln, manchmal auch nur von einem Luftzug beeinflusst werden. Ich hab bewusst Schicksal gesagt. Denn das ist es doch, was letztendlich übrig bleibt. Diese Entscheidungen,die wir sekundlich

treffen und die unser Schicksal bestimmen. Was wäre also, wenn ihr das hier nie gelesen hättet? Wie hättet ihr stattdessen die Welt verändert in diesem Moment, in diesen Minuten?

Und was wäre, wenn ich diesen Text nie geschrieben hätte?

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traeumchen
Ich bin das brave Kleinstadtmädchen, das mithilfe ihrer Worte versucht zu fliegen. Und Momente zu erleben, die das wahre Leben nicht bieten kann. Deshalb bin ich hier. Um diese besonderen Momente mit euch zu teilen.

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Patpumukl Heyy!
Mir gefällt die Art und Weise wie du über bestimmte Sachen denkst.
ich wollte auch schon öfters so etwas schreiben aber bei mir hört sich das immer nur total beschränkt an :D

Lg und Weiter so vom Pat
Vor langer Zeit - Antworten
Gedankensalat Hi Traemchen,
Sehr interessante Ideen... ich hoffe nur ich hätte nicht ausgerechnet in diesem Moment die Welt verändern können, wo ich das hier gelesen habe;)
Aber wieso beachtet einen ein Eisverkäufer mehr, wenn man Vanilleeis nimmt
... muss demnächst mal Erdbeereis nehmen, mal gucken, ob ich damit den dritten Weltkrieg auslöse
(diese Gedanken kamen mir nur gerade)
lg Ronja
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Dann hätte ich nicht hier vor meinem Kaffee gesessen und über das Pflaumenmusglas nachgedacht, dass ich eben ausgelöffelt habe, bevor es zu Boden gleiten konnte und auf den Fliesen zerschellt wäre. Die Scherben hätten sich in meine nackten Füße verirren können und das leckere Mus wäre ebenso verloren gewesen.
Also denke ich, heute ist ein guter Tag. Streiche mir über meinen Pflaumenmusbauch und wasche mir gleich das Gesicht, um auch hier die Reste zu beseitigen ...

Sehr gern gelesen ♥
Vor langer Zeit - Antworten
Carina Ein sehr Philosophischer Text der in der tat zum Denken anregt. Noch dazu gut Geschrieben. Hätte ich diesen Text nicht gelesen, könnte ich einen Moment früher den Kaffee nach schenken.
Ich glaube das ein Lebensweg schon vor langer Zeit vorbestimmt ist, alles was geschieht hat seinen Grund. Auch wenn man manches erst viele Jahre Später erkennt.
Gruß Carina
Vor langer Zeit - Antworten
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