HEIMATFILM
ODER
DIE LAUFENDEN EREIGNISSE AUS DEM REICH DES BÖSEN
Anlässlich des diesjährigen Treffens der selbsternannten sieben Wirtschaftsstärksten Imperien dieses Planeten, dass diesmal im heimeligen bayrischen Schloss Elmau und weitab jeglicher kritischen Öffentlichkeit gastiert, wartete die Gastgeberin mit einer kolossalen Idee auf. Um die eher
dröge Atmosphäre solcher Treffen etwas spaßiger zu gestalten ließ die Dame mit dem witzigen Haarschnitt und den hängenden Mundwinkeln einen Heimatfilm aufführen.
Wahrlich keinen echten Film.
Sondern eine echte Inszenierung. Mit echt echten Menschen und ihrem wundersamen heimatlichen Brauchtum.
Dutzende Einheimische beiderlei Geschlechts wurden zu diesem Zwecke engagiert, ausgestattet und in eine herrliche bayerische Kulisse gedrängt.
Und das war wirklich hübsch anzusehen.
Das Blau des Himmels war noch ein bisschen blauer, das grün der Wiesen noch ein wenig grüner und saftiger und
die Berge im Hintergrund noch etwas bergiger. Ein perfektes Idyll. Eine wahrhaft prächtige Zurschaustellung deutscher Gemütlichkeit.
Und so was von Klischeebeladen.
Männlein in Lederhosen, Rauschebärten und Gamsbarthütchen prosteten sich überschwänglich mit Weißbier zu. Weiblein in bunten Trachten servierten ausgelassen Schweinsbraten, Knödel und Kraut. Dazu blies eine Original - Blaskapelle herzerweichende Melodien für die ausländischen Gäste und die handverlesen ausgewählte Schar gutmütiger Journalisten die kritiklos alles abfilmten.
Besondere Freude schien es diesen
schlecht bezahlten Meinungsmachern zu machen den amerikanischen Präsidenten inmitten dieser völkischen Parade deutschen Frohsinns zu zeigen. Hemdsärmelig prostete er den Eingeborenen mit Weißbier zu, aß ihr seltsames Essen und versuchte sich verständlich zu machen in dieser ulkigen Sprache.
„Prosit!“ Kam ihm sehr flott von den Lippen.
Und das reichte auch schon um augenblicklich von den Versammelten als Ihresgleichen akzeptiert zu werden. Es wurde tüchtig applaudiert und gejodelt.
Dieses mochte ihn veranlasst haben eine
kleine Runde durch die freundlich gesinnten Ureinwohner zu drehen. Alles hübsch dokumentiert durch ein Team begeisterter Fernsehfritzen.
Der Präsident aus dem Mutterland verbrecherischer Banken und gnadenloser Ausbeuter menschlicher Arbeitskraft mischte sich also unter diese wunderbaren Menschen. Er bedankte sich artig für diese Aufführung deutscher Gemütlichkeit, sprach ein paar ungelenke Worte und schüttelte Hände.
Ein Reporter eines öffentlich rechtlichen Senders, der glaubte dieser Situation noch den letzten Rest an heuchlerischer Herzlichkeit abzupressen, befragte beflissen die
Auserwählten dieser präsidialen Zuwendungen nach ihren sicherlich positiven Eindrücken:
„Das muss für Sie doch unvergesslich bleiben?“ Fragte er einen offensichtlich grenzdebilen Ureinwohner mit Säufernase und Kniestrümpfen.
„Jo mei!“ Antwortete dieser Pflicht schuldigst.
„Jetzt waschen Sie sich bestimmt diese Hand nicht mehr?“ Fragte dieses Musterexemplar journalistischer Unvoreingenommenheit eine alte Frau mit riesigen Brüsten und fettigen Lippen.
„Ganz sicher doch!“ Erwiderte dieses Ausbund an heimattreuer Beflissenheit.
„Des is doch a Neger!“
Hoppla!
Das hätte aber zu einem echten Missverständnis führen können.
Dieser Satz, der durch seine simple Wertigkeit echte Komplikationen in den Beziehungen hervorgerufen hätte, wurde vorsichtshalber gelöscht.
Doch aus sicherer Quelle kann ich versichern dass dieser bezeichnende Satz so gesagt wurde. Aus eben dieser Quelle stammt auch die Information, dass sich die Runde der Mächtigen diese schwere Zeit internationaler Krisen mit den neuesten Merkel - Witzen überbrückt:
"Die Bundeskanzlerin ist nun auch in einen Spendenskandal verwickelt. Seinerzeit hatte ihr Helmut Kohl 50 Mark für einen Friseurbesuch gegeben. Und kein Mensch weiß bis heute, wo das Geld geblieben ist..."
Text: harryaltona
Cover: Michael Raab/www. Pixelio.de