Jugendbücher
Was das Leben so entscheidet

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"Was das Leben so entscheidet"
Veröffentlicht am 02. Juni 2015, 642 Seiten
Kategorie Jugendbücher
© Umschlag Bildmaterial: Olga Drozdova - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hey :) Ich weiß nie was ich hier schreiben soll. Aber egal. Ich bin 18 und mache gerade mein Abitur. Von daher dauert es manchmal bis das nächste Kapitel kommt. Aber manchmal habe ich so viele Freistunden dass es auch schnell geht. Ich liebe es zu schreiben und zu lesen. Ich schreibe schon seit ih klein bin. Habe sozusagen mit Geschichten angefangen. Aber mittlerweile bin ich fast mit meinem ersten Buch fertig und andere Bücher sind schon ...
Was das Leben so entscheidet

Was das Leben so entscheidet

KAPITEL 1

Schreib mir was!

" Es geht halt nicht , Julia!!!" , rufe ich aufgebracht. " Wieso soll es denn nicht gehen, Rebecca? ", fragt mich meine beste Freundin. "Weil es nicht geht!" "Ich verstehe es aber nicht! Bis vor knapp drei Jahren ging das doch!", äußert Julia sich enttäuscht und bestürzt. Ich werde panisch. Wie erkläre ich meiner besten Freundin,, dass sie nicht bei mir übernachten kann, weil meine Eltern vor

über einem Jahr weggegangen sind? Dass ich mit meinen 14 Jahren alleine lebe? Das geht nicht! In meiner Panik und aus Angst das Jugendamt würde davon erfahren, erzähle ich ihr das Erstbeste, was mir einfällt: "Ich möchte nicht mehr mit dir befreundet sein!" Ich sehe, wie sie mich geschockt, teils verletzt und teils ungläubig, anschaut. "Was? W..w-wieso?" Ich habe gehofft, dass sie mich anschreien und beleidigen würde. Damit wäre ich jedenfalls leichter klargekommen, denn das kenne ich

schon, sogar sehr gut und weitaus mehr. Wie soll ich denn jetzt aus diesem Dilemma kommen? Sie ist meine Allerbeste Freundin und das schon seit Jahren. Ich möchte sie doch nicht verletzen! Wie so oft vergrabe ich meine Gefühle ganz weit hinten in meinen Gedanken und antworte meiner besten Freundin mit ungewohnt kalter Stimme: " Du gehst mir eben auf die Nerven! Was soll ich denn sagen? Wegen jeder Kleinigkeit fängst du an zu flennen wie ein Baby. Außerdem... bist du hässlich und viel zu dick! Guck dich doch einmal an: Du bist fett wie ein Walross. Mit solchen

Menschen möchte ich nichts zu tun haben!" Ich schaue ihr die ganze Zeit in die Augen und bemerke, dass ihr Tränen in die Augen treten. Und jetzt, da ich sie abfällig anschaue, laufen sie ihre Wangen runter, wie ein Wasserfall. Julia schluchzt ein zweimal bis sie sich umdreht und nach Hause rennt. Ich bleibe noch eine Weile, unfähig mich zu bewegen, regungslos stehen und mache mich letztendlich auch auf den Nachhauseweg. An der Haustüre brauche ich ganze 3 Anläufe bis ich den Schlüssel ins Schloss stecken kann und die Türe aufstoße. Ich schmeiße meine Schultasche in die Ecke

und erst dann lasse ich die Tränen meine Wangen runterfließen. Quälend schleppe ich mich zur Couch und lasse mich darauf fallen. Mir tut alles so leid, was ich meiner ehemaligen besten Freundin an den Kopf geschmissen habe. Denn nichts davon entspricht der Wahrheit! Ich hätte nicht die selben Worte benutzen sollen wie die anderen Schüler, die sie mobben. Jetzt ist sie allein, ganz alleine mit ihrer Angst und ihren Problemen..... Genauso wie ich. Ungewollt kommen die Erinnerungen von meinem 12. Geburtstag zurück,

welche ich, so gut es geht, verdränge. Bis jetzt..... FLASHBACK Es ist ein sonniger Samstag. Keine einzige Wolke ist im Himmel zu sehen. Es soll eine super Party werden. Die beste, die jemals jemand gefeiert hat. Doch es kommt alles ganz anders. Die Party die ich wochenlang geplant habe, soll nie stattfinden, die ganzen Einladungen sind nie verschickt worden. Es wird nur so getan, als ob..... Direkt nach dem Frühstück, kommen meine, bis dahin über alles geliebten

Eltern zu mir und überreichen mir mein Geburtstagsgeschenk: eine riesige Schachtel , geschmückt mit einer roten Riesen Schleife. Ich merke nicht, dass sie anders sind , als sonst. Bemerke die verstohlenen Blicke nicht, die sie sich zuwerfen, bis ich mein Geschenk auf mache. Ich weiß zuerst nicht, was das ist , wie denn auch. Keine 12 jährige benutzt dies. Von meiner Mutter erfahre ich auf meinen fragenden Blick, dass es Reizunterwäsche ist. Ich verstehe es nicht. Was soll ich, eine 12 jährige mit Reizunterwäsche? Das ist doch etwas für Frauen, oder etwa nicht?

" Wir sind knapp bei Kasse", erklärt mir mein Vater. "Du musst anfangen zu arbeiten." "Was?", bringe ich mit gebrochener Stimme hervor. Ich verstehe es immer noch nicht. "Soll ich Zeitungen austragen?", frage ich mit hoffnungsvoller Stimme. Hoffend, dass ich die Reizunterwäsche nicht brauchen würde, da ich so langsam eine verschwommen Ahnung hatte worauf meine Eltern hinaus wollten. Denn jetzt merke ich ihre Seitenblicke zum jeweils Anderen, ihre komische,

drohende und auch .. Stolze? Körperhaltung. Fordernd trifft auch zu. Mein Vater lacht schallend auf, während meine Mutter schmunzelt und mir eine Hand an die Wange legt, diese streichelt. "Nein, du wirst keine Zeitungen austragen", erklärt sie mir. "Du wirst viel Geld verdienen, meine Süße!", weiht mich mein Vater in sein Plan ein. Mein Atem beschleunigte sich. "Aber... Was .... N-N-N... ", stottere ich ohne wirklich etwas zusagen.

Meine Eltern lächeln erst sich aufmunternd an und dann mich. "Du wirst ein paar schöne Stunden mit ein paar Freunden von uns verbringen." Ich falle in einen Strudel, der sich immer schneller und schneller dreht, bis mir so schwindlig ist , dass ich mich hinsetzen muss, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Die Stimme meines Vaters hallt in meinem Kopf wieder. Wieder und wieder höre ich den einen Satz."...schöne Stunden mit Freunden", sticht besonders hervor. Sie wollen mich doch nicht etwa... Nein, das kann nicht

sein! Sie sind doch meine Eltern! Sie würden mich vor so etwas doch schützen! "Glaub mir du wirst auch sehr viel Spaß haben! Beim ersten Mal tut es vielleicht etwas weh, aber dann nie wieder!", versuchte mich meine Mutter aufzumuntern. Ich sehe sie geschockt und ungläubig an. "Ihr wollt mich verkaufen?!", frage ich mit gebrochener, flüsternder Stimme. "Liebling, so kann man das doch nicht nennen! Du wirst halt ein Callgirl sein,

die alles macht wofür die Männer sie anrufen!", erklärt mir mein Vater mit ruhiger, aber unterdrückter Wut, da er den Ekel und den Widerspruch in meinem Gesicht gesehen hat. Mir treten Tränen in die Augen, so erwidere ich mit gebrochener, aber entschlossener Stimme: "Nein, das werde ich nicht machen! Da mache ich nicht mit! Vergisst es!" Erst schaue ich in das enttäuschte Gesicht meiner sonst so stolzen und liebevollen Mutter, danach in das wutverzerrte Gesicht meines Vater, vor der ich zurück zucke.

"Was hast du gesagt?! Aber natürlich wirst du das machen, was wir dir sagen! Wir haben dich nicht umsonst 12 Jahre durchgefüttert und dir alles gekauft, was du wolltest! Jetzt bist du dran, dich zu revanchieren und uns ein gutes Leben zu ermöglichen!" So ging es eine Weile hin und her: Ich widersetze mich, mein Vater schreit mich an und dann versucht mich meine Mutter mit heuchlerisch ruhiger und liebevoller Stimme davon zu überzeugen, dass es etwas tolles ist. Irgendwann habe ich die Nase voll,

merke, dass die Tränen jeden Moment überlaufen werden, sodass ich einfach mitten in der Schimpftirade meines Vaters aufstehe und in mein Zimmer flüchte. In meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Tür sofort ab. Keine Sekunde zu früh, wie es sich herausstellt, denn keine 5 Sekunden später, versucht jemand meine Türe aufzumachen. "Ruf ihn an und sag ihm, er soll sie abholen!", höre ich meinen Vater rufen, während er mit der Faust gegen meine Tür schlägt und mir mit ruhiger Stimme erklärt: "Du wirst das machen was wir wollen, meine Süße!"

Ich verkrieche mich in die hinterste Ecke meines Zimmers und lausche den Stimmen meiner Eltern und den Geräuschen in unserer Wohnung. Irgendwann, ich muss wohl ein genickt sein, höre ich Stritte, begleitet von den Stimmen meiner Eltern. "Sie ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen!" "Sehr anständig und gehorsam." Mir wird schlecht. Sie reden über mich! Nur mit wem? Dann höre ich Schritte vor meiner Türe: Die erste Person stoppt, klopft. " Rebecca? Willst du nicht raus kommen und mit uns einen

Kuchen essen?", fragt mich meine Mutter mit zuckersüßer Stimme. Ich ignoriere sie. "Rebecca! Mach sofort die verdammte Türe auf!", ruft mein Vater, nachdem, wahrscheinlich er, die zweiten Schritte vor meiner Türe zum Stehen kommen. Auch ihn ignoriere ich. Dann höre ich wieder Schritte. Fremde Schritte! Diesmal klingen sie recht dumpf, als ob der Verursacher extra feste auftreten würde. Mein Herz rast, ich dachte in meinem Zimmer wäre ich sicher! Aber stattdessen haben sie einen Mann gerufen, der mich abholen soll!

FLASHBACK ENDE Ich verdränge den Rest der Erinnerung, wische mir meine Tränen weg und gehe in die Küche. Dort, mache ich mir einen Tost, den ich dann vor dem Fernseher esse.

Kapitel 2

Der Toast war schnell aufgegessen, sodass ich schnell meine Hausaufgaben mache, bevor ich alle Lichter ausschalte und in meinem Bett ein Buch lese. Doch schon ab dem erstem Satz schweifen meine Gedanken ab und ich erinnere mich an den letzten Tag an dem ich meine Nachbarn gesehen habe, obwohl ich diesen Tag verfluche und ganz weit hinten in einem leeren Winkel meines Geistes sehr gut verschlossen halte. Ich betone meine Nachbarn. Es sind meine Nachbarn, weil ich nicht an Sie

denken möchte. Nie wieder möchte ich an Sie denken, nie wieder Sie zu Gesicht bekommen, nie wieder irgendetwas mit Ihnen zu tun haben. Nie wider werden meine Nachbarn auch oder wieder Ihre Nachbarn werden. Niemals wieder... Und doch kann ich mich den Erinnerungen nicht erwehren.... FLASHBACK Es ist mittlerweile spätnachmittags und ich habe Hunger. Großen Hunger. Seit Stunden sitze ich in dieser sicheren Ecke meines Zimmers und tue nichts. Kann

gar nichts tun, als wie Espenlaub am ganzen Körper zu zittern. Meine Eltern sind schon vor einer ganzen Weile gegangen. Haben versucht mich mit essen zu locken, mit Geschenken, mit allerlei.... Sie versuchen es immer noch, doch ich gebe ihnen stets dieselbe Antwort: "Nein! Niemals!" Ich höre Schritte. Schwere Schritten. Sie stoppen vor meiner Türe. Dann ein leises Klopfen. Zögerlich, unsicher. Ich traue dem aber nicht. Das sind

nämlich nicht meine Eltern. Denn diese vergnügen sich in der Küche. Ich höre ihr Lachen und das Klappern des Geschirrs bis hier her. Nein, diesem Mann traue ich nicht. "Rebecca!" Ich erstarre. Seine Stimme klingt so hart. Mein Name klingt aus seinem Mund wie eine einzige Drohung. Die Härchen auf meinen Armen stehen zu Berge. An meinem ganzen Körper bildet sich eine Gänsehaut. Von meinen Zehen jagt sie bis zu meinem Kopf, wie

ein Stromschlag. "Du bist Mein! Du gehörst zu mir, weil ich dich will! Und ich bekomme immer meinen Willen", dringt seine dunkle, gefährliche Stimme Stimme zu mir durch: "Du bist Mein....bekomme immer meinen Willen..." Das kann doch nicht wahr sein! Warum denn ich?! Ich bekomme Panik, wollte anfangen zu schreien, bis ich seine nächsten Worte hörte, welche mir den Atem verschlägt: " Du kannst dich heute zwar verstecken, aber ich werde wiederkommen und

holen, was mir gehört!" Dies sagt er mit so einer sicheren und ruhigen Stimme, dass ich ihm auf Anhieb glaube. er wird mich nicht in Ruhe lassen bis er mich hat! Aber, das heißt, dass er jetzt geht! Freue ich mich ohne mir im Klaren zu Sein, was dies für mich bedeuten sollte .... Seine Schritte entfernen sich, die Geräusche aus der Küche sind schon lange nicht mehr zu hören, dann sind da plötzlich die Schritte dreier Personen. Es raschelt eine Türe fällt zu. Schritte.Noch eine schwerere Türe fällt

zu, dann kehrt die Ruhe zurück ins Haus. Eine unheimliche, tückische Ruhe kehrt ein, welches mich an die Ruhe kurz vor dem Sturm erinnert. Sie sind weg, vermute ich. Aber.. Was wenn es nur ein Trick ist um mich aus meinem Zimmer zu locken? Nein ich kann mir nicht sicher sein, dass sie wirklich weg sind, denn wieso sollten sie gehen? Sie hätten doch die Türe aufbrechen können. Oh Gott!! Sie hätten die Türe aufbrechen können!! Erneut stockt mir der Atem, als mir bewusst wird, in was für einer schwachen Position ich gewesen bin.

Langsam nur kann ich meinen Schock verdauen, welches so viel heißt, dass ich das alles ganz schnell ganz weit hinten in eine schwarze Schublade stopfe, mit Gewalt verschließe und mit abertausenden Schlössen sichere. Ich lausche den Geräuschen des Hauses. Höre aber nichts anderes als mein schnell schlagendes Herz und das Rauschen meines Blutes.Mein Magen macht sich laut bemerkbar, weswegen ich mich entschließe langsam raus zugehen und nachzusehen. Langsam drehe ich den Schlüssel im

schloss herum, drücke die Klinke runter und öffne die Türe, währenddessen ich gebannt auf ein kleinstes Anzeichen auf eine andere Person in diesem Haus lausche. Kein Geräusch dringt an mein Ohr, sodass ich den Atem anhaltend auf den Flur schaue. Niemand zu sehen. Ich schleiche mich weiter, durch den Flur an den Familien Fotos , wie aus einer anderen , glücklichen Zeit, vorbei, die Treppe runter ins Wohnzimmer. An der Ecke bleibe ich stehen und spähe in den Raum: Niemand zu sehen. Ich atme erleichtert aus und verfahre genauso mit dem Rest des Hauses: Erst die Küche,

dann das Bad und die Gästezimmer im Obergeschoss, das Arbeitszimmer meiner Eltern, die Waschküche. Erneut atme ich erleichtert aus und seufze. Sie sind weg, freue ich mich, doch dann der Schock: Ich bin alleine! Meine bis dahin über alles geliebten Elten haben mich alleine zurückgelassen zurückgelasse, nachdem sie mich an einen fremden Mann verkaufen wollten! Mein Herz zerreißt in Tausend Stücke und ich breche in der Waschküche zusammen, weine Rotz und Wasser. Ich war Mutterseelen alleine auf dieser großen, weiten Welt. Ganz alleine.

Ich weiß nicht wie lange ich dort still auf dem Boden kauere, aber irgendwann geht mir ein Licht auf: Jetzt können sie mich nicht mehr an Männer verkaufen! Dies war zwar ein schwacher Trost aber immerhin etwas positives.Ich wische mir meine Tränen weg, stehe auf und gehe ins Wohnzimmer. Bleibe aber kurz darauf wie vom Blitz getroffen stehen und schaue dieses Stück weißes Papier an, als wäre es die Lösung für das gerade Erlebte, und als wäre es an allem Schuld. Es fühlt sich rau an, unter meinen Fingern, ungewohnt.

Ich falte ihn mit laut schlagendem Herz langsam auseinander und fange an zu lesen. Mit jedem Wort des Geschrieben werden meine Augen größer und größer, Unglaube spiegelt sich in ihnen wider. Unglauben, Schmerz, Wut ... viele widersprüchliche Gefühle. Ein Gefühlssturm wirbelt in meinem Inneren während ich die Ruhe verkörpere. Ich lese den Brief wieder und wieder, weil ich es einfach nicht glauben kann. Jedes einzelne Wort brennt sich in mein Gehirn, sodass ich den Brief noch sehe , als ich meine Augen schließe und still weine.

Rebecca, du hast unsere Idee nicht akzeptiert und dich ihr verschlossen. Du wolltest uns finanziell nicht helfen, deswegen bestrafen wir dich, indem wir dich alleine lassen, mit der Gewissheit, dass DU zu UNS kommen wirst, weil du es alleine nicht mehr aus hälst. Weil du schwach bist, das warst du schon immer. Außerdem , werden wir dich beobachten, und vielleicht besuchen wir dich ja auch

einmal. Aber nur wenn du auch schön brav bleibst! Aber sei dir in einem im Klaren: Du gehörst nicht länger zu uns, sondern zu Tom. Wenn du zu uns kommst, werden wir dich zu ihm, deinem Zuhälter bringen, sodass du uns besuchen kannst, falls du Zeit hast. Solltest du irgendetwas, von dem hier, an irgendwem weiter erzählen, wirst du erfahren, was es heißt Schmerzen zu haben und dir wünschen niemals geboren worden zu sein. Also sei schön artig und halt deinen wunderschönen Mund ( das kam jetzt von Tom).

Wir schicken dir jeden Monat etwas Geld ,womit du auskommen musst. Aber ich warne dich, wehe du gehst dir irgendetwas kaufen, das Geld ist ausschließlich für Essen, Trinken und Schule gedacht!! Denk an die Folgen.... Deine Eltern, Tom Mit Tränen überströmtem Gesicht laufe ich auf die Straße, bemerke nebenbei, dass es früher Abend ist, und schaue

nach unserem, nein ihrem Auto: er ist nicht da. Mein Kopf fliegt so schnell Richtung Straße, dass mein Nacken Knackt, aber ich spüre keinen Schmerz. Die Straße ist leer, nur unsere, nein meine Nachbarn sind in ihren Gärten und schauen mich sorgenvoll an. Ich reiße mich zusammen und rufe laut: "Alles ist gut. Ich muss wohl eingeschlafen sein, hatte einen Alptraum." Dann lächle ich sie an, obwohl es eher wie eine Grimasse aussehen muss, und winke ihnen zu . Laufe so schnell mich meine Beine tragen können ins Haus und genehmige

mir etwas zu Essen, da mein Magen immer noch knurrt und ich schon immer meinen Frust weg gegessen habe. In diesem Moment wundere ich mich, wieso ich keinen Gramm zu viel auf den Rippen habe, da ich wirklich oft zum Essen greife, sollte mir etwas nicht passen. Normalerweise wegen der Schule... Das Klingeln an der Türe reißt mich aus meinen Gedanken, sodass ich mit stark klopfendem Herzen zur Türe gehe und dort gespannt durch den Spion schaue. Ms. Krams steht vor der Türe. Anscheinend glaubt sie mir nicht.

Ich atme ein paar Mal tief ein und wieder aus und zwinge ein Lächeln auf meine Lippen, bevor ich die Türe aufmache. Und dort steht sie, wie immer altmodisch gekleidet und einem leidenden Gesichtsausdruck. Man sagt, ihr erster Ehemann habe ihre einzige, wunderschöne Tochter umgebracht, woraufhin niemand mehr die Rache aufhalten konnte. Aber genau die gleichen Personen denken auch, meine schwarzen Locken, die mir bis zu meinem Po reichen, wären unecht. Man darf halt nicht immer alles glauben was

man hört. Diese Erfahrung nutzend begrüße ich Ms Krams, welche mich ohne Begrüßung fragt, ob sie mir helfen könne. Ich verneine dies und versichere ihr, dass es mir gutgeht. doch sie bleibt skeptisch und fragt nach meinen Eltern. Plötzlich habe ich Atemnot und spüre, wie mein Herz erst einen Schlag aussetzt, bevor es viel zu schnell weiter schlägt. Die Frage versetzt mir einen Stich ins Herz und löst in mir Panik aus. Ich öffne den Mund, um ihr irgendeine Ausrede auf zu tischen, aber mir fällt nichts ein, weshalb ich meinen Mund schnell wieder schließe und unsicher in die Augen

meiner Nachbarin schaue. Sie schaut mich auffordernd an. und wieder öffne ich meinen Mund und diesmal kommt auch wirklich ein Ton raus. "Meine .....Eltern sind.... bei Bekannten", stottere ich und hoffe, dass sie es mir abkauft und diese fette Lüge nicht riecht. Meine Angst stellt sich als unnötig heraus, denn sie nickt mir kurz zu und geht wieder zurück in ihren Garten. Geschockt und verwirrt sehe ich noch einige Sekunden in der Türe bis ich wieder ins Haus trete und die Türe

schließe. Sie glaubt mir. Alles ist gut . Sie glaubt mir, schwirren diese Sätze in meinem Kopf, um mein schnell schlagendes dazu zubringen, in einem normalen Tempo weiter zuschlagen. Doch nichts schafft es mein Herz zu beruhigen, als die Zeit. Nach einer Viertelstunde ist schlägt mein Herz in einem ruhigen Tempo in meiner Brust, als es wieder klingelt. Ich weiß, dass ich noch so eine Situation wie eben nicht noch einmal überzeugend bewältigen kann, weswegen ich wieder in Panik breche und einfach das Licht im ganzen Haus lösche und mich in mein Bett schmeiße, wo ich , die Augen fest zugekniffen, darauf hoffe, dass der

Nachbar/in oder die Person vor der Türe einfach wieder geht. FLASHBACK ENDE Seit diesem Tag weiche ich meinen Nachbarn aus und mache das Licht um 18 Uhr aus, sodass niemand kommen und nachfragen kann. Das Geld kommt jeden Monat zum 1. , aber Sie habe ich bisher nicht mehr wieder gesehen. Zum Glück. Diesen Tom auch nicht, was mich nicht weniger freut. Irgendwann fallen mir meine Augen zu und ich schlafe ein.

Am nächsten Morgen wache ich durch das schrille Klingeln meines Weckers auf und mache mich fertig für die Schule. In Rekordzeit ziehe ich mich um, kämme mir meine Haare kurz durch und packe meine Schultasche. Anschließend frühstücke ich noch kurz und mache mich schnell auf den Weg zur Schule, da wir heute einen neuen Lehrer in Englisch bekommen und ich keinen schlechten Eindruck machen möchte. Meine Noten sind mir wichtig, damit ich später einen anständigen Job bekomme, um niemals wieder von irgendjemandem abhängig zu sein. Ganz besonders ist mir meine Englischnote wichtig, da ich

eigentlich eine Einser Kandidatin bin, außer in Englisch jedenfalls. Nur mit Mühe bekomme ich eine 4 - in den Arbeiten und mündlich bin ich auch nicht die Beste, einfach weil ich eine Niete in Englisch bin. Nur eine halbe Stunde dauert mein Spaziergang zur Schule weshalb, ich dann um 7.50 Uhr das Schulgebäude betrete. Ich habe es mir angewöhnt so früh anzukommen, um einen Platz ganz vorne zu bekommen, da sich niemals jemand freiwillig dahin setzt. Alle setzten sich immer nach ganz hinten um nicht dran genommen zu werden. Aber genau das ist die falsche Strategie, denn

die Lehrer nehmen immer die hinteren Reihen viel öfters dran als mich. Ich vermute, um zu kontrollieren, ob sie auch gut aufpassen, was niemand tut. So betrete ich kurz darauf meine Klasse und bemerke, dass unser neuer Lehrer auch schon in der Klasse ist, war, denn er selber ist nicht anwesend, sondern nur die Tasche auf dem Lehrerpult und die Jacke auf der Stuhllehne deuten auf ihn. Ich setze mich einfach schon auf meinen Stammplatz genau vor dem Pult und hole meine Englischsachen heraus, als die Tür aufgeht und die Person plötzlich stehen bleibt. Ich schaue auf und bemerke den

überraschten, neugierigen Blick des Lehrers auf mir. "Hallo, ich bin Rebecca. Ich komme immer so früh in die Schule und wiederhole für mich den Stoff der letzten Stunde", erkläre ich mich, da ich meine Stimme als Erste wiederfinde, weil ich mich erschreckt habe. Aber immer noch schaut mich der neue Lehrer an, als sei ich so außergewöhnlich, dass er seinen Augen nicht traut. So einen Gesichtsausdruck hat er jetzt jedenfalls. Ich sehe ihn fragend an und da scheint er

seine Stimme auch wiedergefunden zu haben, denn er kommt an meinen Tisch und reicht mir die Hand. Obwohl es mich etwas wundert, dass er Hände schütteln will, nehme ich zögernd seine Hand, schüttle diesen und sehe ihm ins Gesicht: Jetzt erst nehme ich ihn richtig wahr. Er hat braune, etwas längere Haare, die ihm in die Stirn fallen, eisblaue Augen, hohe Wangenknochen eine gerade Nase und volle Lippen, die mich etwas überraschen. Ich meine welcher Mann hat denn volle Lippen? Meine Musterung dauert keine 5 Sekunden, sodass er auch sogleich zu sprechen beginnt: "Guten Morgen, ich

bin Jacen Mavcer, der neue Englischlehrer, wie du sicherlich weißt." Am Ende klingt er doch wirklich etwas unsicher und zuckt mit den Schultern! Das wundert mich anfangs so sehr, dass ich ihn nur anstarren kann. Aber zum Glück schaffe ich es schnell kurz zu nicken und wende mich dann ganz schnell meinen Englischutensilien zu. Mr. Mavcer geht zurück an den Pult und bereitet den Unterricht vor. Den Rest der knapp 10 Minuten, bevor der Rest der Klasse kommt, reden wir kein einziges Wort mehr, doch trotzdem spüre ich seinen Blick mehr als einmal auf mir. Ignoriere diese jedoch

geflissentlich, weil es mir unangenehm ist und ich normalerweise das Alleinsein mit Männern geschickt umgehe. Da ist es eine große Hilfe, nur Lehrerinnen in allen Fächern zu haben. Als ich denke ich halte es nicht mehr aus, kommen einzelne Schüler, bis die Klasse komplett ist und Mr. Mavcer mit dem Unterricht beginnt. Mr. Mavcer beginnt mit einer Kennenlernrunde, in der sich jeder vorstellen muss, dann ist er doch unzufrieden mit der Sitzordnung und setzt einige Schüler weiter nach vorne bis niemand mehr in der letzten Reihe herum lungert, sondern in den ersten

Reihen sitzt und Gesicht zieht, als gäbe es 7 Tage Regenwetter. Dann schreiben wir einen Test,in dem Mr. Mavcer unseren Wissen prüft und einen kleinen Überblick bekommt, wer wie weit ist und welche Themen wiederholt werden müssen. Dafür ist der Rest der Stunde sehr entspannend: Wir schauen einen kleinen Film, den er mit Hilfe eines PowerPoints an die Wand projiziert. Das ist mir gar nicht aufgefallen, dass er das aufgebaut hat, aber wen wundert es denn? Ich habe ihn ja geflissentlich ignoriert und auch während der Stunde nur kurz

aufgeschaut, da es mir unangenehm ist mit einem Mann in einem Raum zu sein und... ich gebe es zu ich habe Angst vor ihm. Eigentlich habe ich Angst vor allen männlichen Wesen. Aber ich schweife ab, nach dem wir den Film geguckt haben, sollen wir die Fragen beantworten, die an der Tafel stehen. Aber ich habe Probleme, wie immer. Trotzdem versuche ich die Fragen so gut es geht zu beantworten, bin mir aber 100 Prozentig sicher, dass meine Antworten falsch sind, da ich nichts von dem Film verstanden habe. Zu dem Zeitpunkt, als wir die Aufgaben

besprechen wollen, klingelt es woraufhin, Mr. Mavcer die Schulaufgabe kurzerhand einsammelt und uns dann entlässt. Ich bekomme ein mulmiges Gefühl dabei, weil ich es bisher immer geschickt umgehen konnte, Aufgaben an meine Englischlehrerin abzugeben und sie nicht weißt, wie schlecht ich wirklich in Englisch bin. Trotzdem gebe ich ab und gehe raus auf den Schulhof, wo ich mich an die Schulmauer zurückziehen. Ich suche gerade nach meinem Brot, als mir einfällt, dass ich mir gar kein Brot gemacht habe. Muss ich wohl in meiner Eile vergessen haben. So landet meine Tasche wieder auf meinem Rücken und ich in der Cafeteria, wo ich mir einen

Apfel kaufe. Anscheinend vergesse ich nicht nur mein Brot sondern auch mein Geld, weshalb ich mir nur einen Apfel leisten kann. Mit dem Apfel gehe ich wieder zurück zu meinem Stammplatz an der Schulmauer und muss über meinen neuen Englischlehrer nachdenken. Wie komisch er sich benommen hat, als er mich dort sitzen sah. Sein unsicheres Auftreten und sein ganzes Verhalten will nicht zu einem Lehrer passen, jedenfalls nicht zu dem Lehrer der er vor der ganzen Klasse ist. Echt seltsam, komisch kann ich nur sagen. Vor mir ist er unsicher geworden, fast schüchtern kann man

sagen, aber vor der ganzen Klasse ist er ein ganz normaler Lehrer: nicht zu streng, aber auch nicht einer von denen, die alles durchgehen lassen. Der Rest des Schultages ist wider ganz normal, ich sitze wieder ganz vorne, alleine, kann alle Fragen korrekt beantworten. Nur eines ist anders: Julia ignoriert mich. Aber ich dränge sie zu nichts und lasse ihr die Zeit, die sie wahrscheinlich braucht, um über meine Worte hinwegzukommen. Nur für heute jedenfalls. Das nehme ich mir fest vor. Morgen, morgen rede ich mit ihr und rette unsere Freundschaft noch.

Hmmm, ich hoffe nur, dass sie mir verzeiht.

Kapitel 3

Nach der Schule mache ich mich auf den Hause Weg und schlage sofort ein zügiges Tempo an. Doch plötzlich bleibe ich wie vom Blitz getroffen stehen und blicke ins Gesicht meines Teufels. Er steht dort, auf der anderen Straßenseite, in seinen verwaschenen Jeans und seinem Shirt, als gehöre ihm die Welt. Ich kann mir denken, dass es fast so ist. Er muss sehr großen Einfluss auf seine Mitmenschen und überhaupt auf die Welt haben, wenn man die beiden Bodyguards hinter ihm in einem Café betrachtet.

So was fällt mir sofort auf, da ich seit anderthalb Jahr auf eventuelle Verfolger oder unerwünschten Besuch achte, und hoffe, diesen nie zu bekommen. Aber anscheinend meint es Gott nicht gut mit mir, denn niemand anderes als Tom steht dort und lächelt mir verschmitzt zu. Mir wird schlecht. Wieso jetzt?, frage ich mich. Er hat mich doch auch die letzten anderthalb Jahre in Ruhe gelassen. Also wieso jetzt?! Ich möchte sofort die Beine in die Hand nehmen und nach Hause laufen , als ich ein langes Messer in seiner Hand aufblitzen sehe. Ich bin geschockt und

befürchte am helllichten Tage entführt zu werden, sodass sich eine Panikattacke herannaht. Doch dann bemerke ich seinen siegessicheren, bösen Blick, der nicht auf mich gerichtet ist, wie ich zuerst dachte. Nein Sie hängen auf irgendwem oder irgendwas in meinem Rücken. So ungern ich ihm den Rücken zukehre, drehe ich mich halb um, um ihn im Blick zu behalten und einen Blick auf das zu werfen, was seine Aufmerksam auf sich gezogen hat. Ich drehe meinen Kopf und erblicke schon im voraus die blonde Haarpracht meiner einstigen, besten Freundin. Ich reiße die Augen auf und

wirble zurück zu Tom, der mir breit grinsend zuzwinkert und das Messer dann, mit einem eindeutigen Blick wegsteckt. Im Sinne von "Ich werde denen, die du liebst weh tun, solltest du dich in irgendeiner Art und Weise wehren!" Doch dann dreht er sich um und ... verschwindet. Einfach so. Ich stehe noch einige Minuten wie bestellt und nicht abgeholt dort stehen, bis ich merke wie die Schüler um mich herum auf mich zeigen und kichern. Ich löse mich gezwungener Maße aus meiner Erstarrung und renne fast nach

Hause. Den ganzen Weg lang verdränge ich alle Gedanken, Gefühle und Erinnerungen, sodass ich eine Panikattacke verhindern kann. Jedoch nur bis zu dem Moment, in dem ich zu Hause im Flur stehe, denn dann schüttelt es mich am ganzen Körper: Ich schluchze und heule wie ein Schlosshund. Nachdem ich minutenlang einfach nur da stehe, schleppe ich mich hoch in mein Zimmer und schmeiße mich auf mein Bett, wo ich mich zusammen krümme und alle verdrängten Gefühle, Gedanken und Erinnerungen sich gewaltsam einen Weg an die Oberfläche erkämpfen.

Erst durchlebe ich erneut meinen 12. Geburtstag, wo die Wut, der Hass und auch meine Angst auf Alles und Jeden von Sekunde zu Sekunde anwachsen. Ich beiße die Zähne zusammen, um nicht los zuschreien, um das was ich meinen Eltern gerne an den Kopf werfen würde, zu unterdrücken. So fließen nur die Tränen stärker und ich presse mein Gesicht in mein Kissen. Dann erinnere ich mich an die kanppen drei Jahren, welche ich alleine und voller Angst, voller Paranoia verbracht habe, in der nur meine beste Freundin Julia mir zur Seite stand. Nur sie habe

ich an mich ran gelassen. Julia, meine ehemalige beste Freundin, der ich Unrecht getan habe. Es tut weh, zu wissen, dass ich ihr wehgetan habe. Dass ich es geschafft habe, sie so zu verletzen, wie niemand vor mir. Ich seufze. Jetzt wird alles nur noch viel schlimmer werden, ohne sie. Ich erinnere mich an all die Male, in der ich voller Panik meine Eltern der sogar Tom zutreffen, einkaufen war, auf dem Weg in die Schule der von der Schule nach Hause. An jeder Ecke habe ich

jemanden erwartet, jeder Schatten kam mir gefährlich vor und jeder, der mich nur 2 Sekunden angeschaut hat, verband ich mit Tom und meinen Eltern. Nach einem dreiviertel Jahr ließ es nach. Ich hatte meine Ruhe. Doch jetzt, ausgerechnet jetzt, wo ich mich mit meinem Schicksal, mit den Umständen abgefunden habe, muss er kommen und mir deutlich machen, dass sie die Macht über mich und mein Leben haben Erneut frage ich mich, wieso denn ausgerechnet jetzt?! Wieso Ich ?!

Das darf doch nicht wahr sein! Ich wollte unsere Freundschaft retten , wollte wenigstens sie behalten, wenn ich meine Eltern und mein restliches Leben verliere. Aber das geht nicht, nicht mehr. Ich muss den Kontakt zu ihr gänzlich abbrechen. So wie ich es ihr gesagt habe, spukt es in meinem Kopf herum. Ich stöhne verzweifelt auf. Ich wollte sie doch nur abwimmeln und nicht für immer verlieren!

Aber, wenn ich den Kontakt mit ihr beibehalte, dann wird Tom sich ihrer annehmen. Das kann und will ich nicht zulassen! Also beschließe ich sie aus meinem erbärmlichen Leben zu streichen.So schwer es mir auch fallen mag, ihres Glückes wegen werde ich es tun. Ich seufze, dann bin ich wirklich ganz alleine. Genau wie deine Eltern es dir prophezeit haben!, erklärt mir eine gehässige Stimme in meinem Kopf.ich bin wie vor

den Kopf gestoßen: Wer hätte gedacht, dass kleine Begegnungen mit den falschen Leuten, einem das Leben so dermaßen ruinieren können?

Kapitel 4

Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, denn mein Wecker weckt mich am nächsten Morgen pünktlich um 7 Uhr. Denke ich zumindest am Anfang, dann merke ich, dass mein Magen knurrt und kein Geräusch von meinem Wecker kommt. Stimmt ja, ich habe gestern weder zu Mittag gegessen noch zu Abend, da ich bis spät in die Nacht geweint habe und alles andere außer den Sorgen und der Angst verdrängt habe. Jetzt kann ich mir nur an den Kopf

schlagen: Wieso hab ich nicht die negativen Gedanken verdrängt und nur die positiven zugelassen? Ich lasse mich wieder zurück aufs Bett fallen nur um dann wieder aufzuspringen, weil mein Magen sich lautstark meldet. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker verrät mir, dass es erst 5 Uhr in der früh ist, weshalb ich nur aufstöhne. Ich habe also um die 5 Stunden geschlafen, wirklich super. Jetzt bin ich zwar wach und kein bisschen mehr müde, aber ich weiß von meinen ersten Tagen alleine, dass es nicht lange anhalten wird, bis ich

so müde bin, dass ich im Stehen schlafen könnte. Aber wieder hinlegen nützt auch nicht viel: Ich kann nicht mehr einschlafen, konnte ich noch nie. Dennoch stoppe ich meine Gedanken und zwinge mich, eins nach dem anderen zu machen: Erst frühstücken, dann der Rest. Ich gehe runter in die Küche und esse Kellog´s, weil ich so früh nichts großes machen möchte. Manchmal bin ich eben faul. Ich spüle mein Geschirr ab und erstarre. Ich rase hoch ins Bad und werfe einen Blick in den Spiegel. Mein Anblick lässt mich aufstöhnen. Meine Augen sind rot

und verquollen vom vielen Weinen. Außerdem habe ich überall rote Flecken in meinem Gesicht. Verdammt! Wenn ich die nicht weg bekomme, dann kann ich direkt auf der Straße schreien, dass ich alleine lebe, sodass das Jugendamt auf mich aufmerksam wird! Minutenlang starre ich mein Spiegelbild an, da mein Kopf wie leer gefegt ist. Ich habe keinerlei Ideen wie ich die Spuren meiner Heulanfall von gestern Abend verstecken kann. Make-up!, kommt mir die zündende

Idee, sodass ich zum Bad meiner Eltern rase, aber an der Türe abrupt stoppe. Ich vermeide alles, was mit meinen Eltern zu tun hat, von ihrem Schlafzimmer bis zu allen Bildern, die ich zwar nicht entsorgen konnte, aus Angst jemand könnte diese finden. Nein, ich habe sie in einen Müllsack gestopft und in die dreckigste, abscheulichste, hinterste Ecke meines Kellers geschmissen. Auf keinen Fall möchte ich etwas von ihr anfassen, geschweige denn benutzen. So wende ich mich ab und hoffe, dass eine Dusche auch helfen kann. Schnell sind meine Sachen aus meinem Zimmer geholt, sodass ich keine 5

Minuten später unter der Dusche stehe und mir eine lange heiße Dusche gönne. Nach der Dusche ziehe ich mich schnell um und schaue bangend in den Spiegel: Fast nichts hat sich verändert. Nur sind die roten Flecke jetzt rosa, aber trotzdem gut sichtbar auf meiner sonst so hellen Haut. Gerade als ich mich entschließe so in die Schule zu gehen, erinnere ich mich an Tom und meine Eltern, wie sie mir in dem Brief gedroht haben, um sicher zu gehen, dass ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehe.

Dies lässt mich letztendlich aufstöhnen und die Schminksachen meiner verhassten Mutter holen. Ich verdecke so die rosa Flecken in meinem Gesicht mit Make-up und benutze den Rest ihrer Schminksachen um meine Augen zu schminken. Mit einem Blick auf meine Armbanduhr versichere ich mir, dass ich noch genug Zeit habe und flitze in mein Zimmer, um meine Schultasche zu packen. Mit dem Packen lasse ich mir sehr viel Zeit, sodass ich um 7.30 Uhr das Haus in Richtung Schule verlasse. Schon vor meiner Haustüre habe ich das

Gefühl beobachtet zu werden, doch beim unauffälligen umschauen fällt mir nichts auf. Wie seltsam , denke ich mir und versuche dies zu ignorieren. Ich kämpfe gegen meine Paranoia an ,doch heute kommt mir, der sonst so kurze Weg, viel zu lang vor, was auch nicht zur Besserung beiträgt. Als ich dann denke, dass ich verrückt werde, sehe ich Tom, wie er gerade in ein Café reingeht und bin mir sicher, dass er mich die ganze Zeit beobachtet hat. Also habe ich recht behalten, es war keine Paranoia! Aber was will er denn jetzt schon

wieder? Ich habe seine Drohung erhalten und werde mich daran halten. Will er dies kontrollieren? Oder hat er ganz andere Gedanken? Den restlichen Weg in die Schule renne ich fast, während ich am ganzen Körper zittere und kurz vor einer Panikattacke stehe.. Heute beteilige ich mich nicht am Unterricht und hänge meinen Gedanken nach. Dass Tom mich verfolgt hat, beschäftigt mich, sogar sehr. Erst in Englisch erwache ich aus meinem lethargischen Zustand und beteilige mich so gut es geht am

Unterricht. Während einer Einzelarbeit geht Herr Mavcer herum und schaut jedem Schüler über die Schulter. Als er bei mir ankommt und meine Schulter mir seiner Hand berührt, durchfährt mich ein Stromschlag, sodass ich zusammenzucke und erschreckt aufschaue. Er schaut mich verwundert an und macht mich auf einen Fehler aufmerksam , den ich in meinem Text habe. Ich bin wie erstarrt und schaffe es nur zu nicken. Dann geht er wieder. Ihm nachschauend hoffe ich, dass er mein Verhalten nur als schüchtern abstempelt und es nicht hinterfragt.

Nach Englisch habe ich Schule aus und gehe raus auf die Straße. Fast zeitgleich spüre ich Tom´s Blicke auf mir, bevor ich ihn kurze Zeit später auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehe. Wieder bekomme ich Panik bei seinem Anblick, dennoch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen und setze ein neutrales, nichts sagendes Pokerface auf.

Kapitel 5

So verstreicht Tag für Tag mit demselben Wunsch: Lösung aller Probleme. Doch dem ist nicht so. Von Tag zu Tag folgt mir Tom auf Schritt und Tritt, wartet vor der Schule auf mich und beobachtet mich während dem ganzen Unterricht. Jedes Mal, wenn ich ihn so halb hinter den Büschen zusammengekauert und halb neben dem Busch ist, verwünsche ich mein Klassenzimmer, da dieser im Erdgeschoss und zum Schulhof liegt. Jedes Mal, wenn ich ihn halb neben dem Busch entdecke, hoffe ich, es möge ihn

jemand bemerken. Aber jedes Mal bange ich mit schnell schlagendem Herzen, dass ihn jemand entdecken wird. In All den Tagen sind dies die Einzigen Gedanken die mich wie Schreckgespenster heimsuchen. In der Schule sinkt meine Leistung drastisch , was die Lehrer verwundert und hellhörig werden lässt, doch niemand spricht mich an. Das ist gut so. Trotzdem muss ich jeden Morgen darum kämpfen aus dem Haus zu kommen, da ich einfach nicht mehr kann geschweige denn will. So wie es in diesem Moment ist. Doch jedes Mal, so wie heute auch, hindert

mich eine einfache Tatsache daran, einfach zu Hause zu bleiben: Sollte ich nicht zur Schule gehen, bräuchte ich eine Entschuldigung. Und da liegt das Problem: Ich kann keine Entschuldigung abgeben, ohne die Unterschrift eines meiner Erzeuger. Leider kann ich sie auch nicht fälschen. Ich seufze. Wie soll es so weiter gehen? Ich kann so nicht mehr weiter machen! Aber wie dann …. Die Gedanken lassen mich einfach nicht mehr los, sodass ich während dem Umziehen, dem Frühstücken und dem Weg zur Schule, trotz der Angst vor Tom, nicht wirklich anwesend

bin. Erst als ich zur Doppelstunde bei Herr Mavcer sitze und er mir besorgte Blicke zuwirft, während der ersten Stunde, erwache ich etwas aus meiner Abwesenheit und versuche mir weniger anmerken zu lassen, dass ich Probleme habe. In dieser Stunde schaffe ich es sogar einmal Aufzuzeigen und einen wichtigen Beitrag zum Unterricht zu leisten. Trotzdem lässt es Herr Mavcer sich nicht nehmen, mich nach der Stunde zu sich zurufen. Mit einem tiefen Seufzer frage ich mich, wies er es nicht einfach hinnehmen kann, so wie die anderen Lehrer auch.so setze ich mein bekanntes

Pokerface auf und gehe als Letzte nach vorne zum Lehrerpult. Dort betrachtet mich Herr Mavcer mit sorgenvoller Miene und bricht letztendlich die Stille: „Rebecca, wenn du Probleme zu Hause hast, kannst du jeder Zeit mit unserer Schulpsychologin reden. Das weißt du doch?“ Ein aufgesetztes Lächeln ziert mein Gesicht, welches jedoch nicht meine Augen erreicht. „Natürlich, aber ich habe keine Probleme, Herr Mavcer“, ist meine schlichte Antwort, obwohl ich innerlich bittere Tränen der Wut weine. Am liebsten würde ich jeden anschreien,

Sachen kaputt machen und Leute verletzen, um einfach meine Frust und meinen Ärger raus zu lassen. Aber das geht nicht, weshalb ich nun weiter lächle und auf sein Stirnrunzeln mit einer weiteren Beteuerung reagiere. „Es ist wirklich alles bestens, Herr Mavcer.“ „Meine Kollegen wundern sich, denn du hast die letzte Woche kein Mal aufgezeigt“, versucht er es wieder. Aber wieder speise ich ihn mit einer Lüge: „Ja, mir ging es nicht so gut. Hatte eine Magenverstimmung, wahrscheinlich habe ich etwas falsches gegessen.“ Noch nicht überzeugt, setzt er erneut zu einer Erwiderung an, ich jedoch ziehe

mich schnell aus der, mir unangenehmen, Situation: „Ich muss jetzt auch wirklich gehen. Meine … E-e-eltern warten schon wahrscheinlich auf mich.“ „Kommen sie dich abholen? Ich würde sie gerne kennenlernen.“ Immer noch lässt Herr Mavcer die Sache nicht auf sich beruhen, sodass ich ihm erneut eine Lüge auftischen will, als in mein Bewusstsein einsickert, was er gerade gesagt hat. Panik durchschießt meinen Körper von Kopf bis Fuß, während Adrenalin durch meine Adern jagt. Sofort antworte ich mit einem schnellen, hysterischen „Nein!“ Erst an Herr Mavcers Blick merke ich, dass es etwas zu schnell kam. „Ich meine, nein, meine

Eltern holen mich nicht ab. Sie warten zu Hause auf mich!“, versuche ich die Situation zu retten, doch wieder habe ich etwas falsch gemacht. Denn Herr Mavcer schaut mich teils überrascht, teils verwirrt an. So flüchte ich mit einem schnellen „Ich muss jetzt gehen:“, nicht sicher, ob er dies überhaupt gehört hat. Auf dem Schulhof spüre ich sofort Toms Blick in meinem Rücken, weil ich mich verspätet habe. Ihn ignorierend renne ich nach Hause, öffne in rekordverdächtiger Zeit die Haustüre und stürme hoch in mein Zimmer. Auf dem weg landet meine Schultasche auf der Treppe und meine

Jacke landet in dem Kleinen Flur vor meinem Zimmer. An meinem Ziel angekommen, öffne ich meine Schublade und greife rein,sodass meine Hand das kühle Metall umfasst, welches an den oberen Rand festgeklebt wurde. Ich nehme es an mich und gehe ins Badezimmer. Dort lege ich mich in die Badewanne und lasse das Taschenmesser aufschnappen. Wenn ich niemand anderen verletzen kann, aufgrund der Gefahr einer Anzeige oder Ähnliches, dann verletze ich mich eben selber. Ich setze es unterhalb meines linken Handgelenkes an und drücke sachte drauf, sodass meine Haut durchschnitten wird und mit einer starken

Schmerzenswelle, das warme Blut mein Handgelenk runter fließt. Meine Augen schließen sich wie von selbst, meine Arme lege ich an meine Seiten und entspanne mich. Alle Last der letzten Zeit fällt von mir ab und zum erstem Mal seit langer Zeit bin ich frei.

Kapitel 6

Im einen Moment lastet noch all die Verantwortung auf meinen Schultern, welches jedoch immer leichter zu werden scheint. Von Sekunde zu Sekunde entspanne ich mich immer mehr und die Last ist keine Last mehr. Ich fliege, schwebe, bin unbeschwert. Wolken, überall Wolken. Weiche, leichte Wolken. Ich strahle so glücklich wie noch nie. Ein Lächeln ziert mein Gesicht. Ich bin mir sichre, es erreicht sogar meine Augen. Ich lache. Jetzt nachdem ich diese Unbeschwertheit gespürt habe, weiß ich gar nicht mehr, wieso ich so befangen war, so unglücklich. Es ist

einfach großartig! Weiße, weiche Wolken streicheln meine Arme und Beine, als sie an mir vorbeifliegen. Glücklich lachend greife ich nach ihnen, doch meine Hand geht einfach durch sie hindurch. Nichtsdestotrotz, greife ich immer wieder nach ihnen, fliege ihnen hinter her. Lachen, freudestrahlend, glücklich. Doch plötzlich, weicht die angenehme Wärme und macht einem ungemütlichen Kribbeln auf meinem Körper Platz. Verwirrt runzle ich die Stirn. Schaue runter, auf meinen nackten Körper, doch da ist nichts, was dieses Kribbeln erklären könnte. Schmerz! Von meinem Herzen frisst sich

der Schmerz wie ein wütendes Feuer durch mein ganzes Körper und entfacht ein Feuer, ein Brennen, welches mich von meinem Inneren aus zu zerfressen droht. Wieder durchzuckt mich ein gleißender Schmerz, diesmal aber von meinem Kopf aus, sodass meine Hände von meinem Herzen zu meinem Kopf wandern. Ich halte das nicht mehr aus! Dieses Sirren! Was ist das bloß? Schmerzerfüllt krümme ich mich in die Embryostellung, hoffend, dass dieser Schmerz endlich nachlässt. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, erfüllt sich mein Wunsch, jedoch weicht der Schmerz nicht der wohligen Wärme und Freude wie

gehofft. Nein, Sie macht der Kälte Platz. Der eisigen Kälte, sodass sie mit Eiskristallen besetzten Klaue nach meinem Herz greift und diesen einzufrieren droht. Ein wimmern durchbricht die eisige Stille, wird jedoch von einem spitzen Schrei übertönt. Die Kälte greift jetzt nicht nur mein Herz an, welches droht still zustehen, nein, sie greift auf meinen ganzen Körper über, sodass ich ihre eisigen Krallen der Vernichtung an jedem Zentimeter meiner Haut spüren kann. Aus der Embryostellung öffne ich mich erst zu einer starren Säule, krümme meine Wirbelsäule jedoch im nächsten Moment in einen unnatürlichen Winkel

zu meinem Körper, sodass mein Kopf fast meine Oberschenkel berührt. Sterne blitzen vor meinen zusammengekniffenen Augen, sodass ich sie überrascht aufreiße und zu spät bemerke, dass ich falle. Immer weiter falle. Immer tiefer. Bis ich auf einem kalten Stein auftreffe und mit weit aufgerissenen Augen nach Luft schnappen. Zuerst ist da nur der Schmerz der sich von meinem Körper zurückzieht. Erleichterung durchfließt mich, doch wird durch Verzweiflung ersetzt, als ich merke, dass sie nicht verschwindet, sondern in meinen Linken Unterarm wandert. Die Zähne zusammen beißend warte ich solange ab, bis das wütende

Feuer in meinem Arm, einem stetigen Pochen Platz gemacht hat. Erneut öffne ich meine Augen, muss jedoch gegen die unerwartete Helligkeit anblinzeln. Das Erste, was ich wahrnehme ist die weiße Wand und nach weiteren verstrichenen Sekunden, erinnere ich mich, was ich getan habe. Zischend atme ich tief ein und springe aus der Badewanne. Etwas zu schnell , wie es sich im selben Moment herausstellt, denn zum Zweiten Mal tanzen funkelnde Sterne vor meinem inneren Auge und es ist, als hätte mich ein Tornado erfasst. Alles dreht sich, wirbelt umher, sodass ich nicht weiß , wo unten und wo oben ist, geschweige denn ob ich noch stehe oder zu Boden

gestürzt bin. Auf ersteres hoffend schließe ich die Augen und warte erneut einige Sekunden, bis sich der Sturm gelegt hat. Als ich meine Augen erneut aufschlage, liege ich auf dem Boden, mein Arm pocht noch immer, aber ansonsten geht es mir gut. Diesmal, deutlich langsamer, richte ich mich auf und ziehe mir meinen Bademantel über. Anschließend setze ich mich auf die geschlossene Toilette. Erst jetzt wage ich es, auf meinen noch immer pochenden Unterarm zu schauen. Mein ganzer Unterarm und auch mein Bademantel ist voller Blut, jedoch erkenne ich auf den ersten Blick, dass es nur eine oberflächliche Schnittwunde ist.

Mit dieser sehr aufschlussreichen Erkenntnis gewappnet, schaue ich mich im Bad um, doch der erwartete Anblick ist nicht zu sehen, stattdessen habe ich ein Badezimmer vor Augen, welches über und über mit Blut beschmiert ist. Mit meinem Blut. Geschockt öffnet sich mein Mund, ohne mein Zutun. Immer wieder schaue ich von rechts nach links und wieder zurück. Von der mit Blutspritzern versehenen Wand neben der mit etwas Blutgefüllten Badewanne, über den Blutbeschmierten Boden zum sauberen Fenster auf meiner rechten Seite, in dem ich meine mickrige und erbärmliche Gestalt sehen kann. Es ist als würde ich eine mir Fremde Person

betrachten. Diese Personen mit den Wirren Haaren, welches eher einem Vogelnest gleicht, als an Haare,die eingefallenen Wangen und die blutunterlaufenen Augen. Diese hoffnungslose Person, die einen blutigen Bademantel trägt, scheint nicht sie zu sein. Erinnert sie an eine Person, die sie nie sein wollte, die sie schon immer verachtet hat: schwache Personen, die sich mit dem Gegebenen abfinden, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. Mit der Erkenntnis, dass sie so geworden ist, dass ihre eigenen sogenannten Eltern, die Art von Mensch aus ihr gemacht haben, welche ihr verhasst sind,

fließt auch die erste Träne von vielen an diesem Abend, welche von ihren lauten, markerschütternden Schluchzern begleitet werden.

Kapitel 7

An diesem Abend erreiche ich einen nie gekannten Tiefpunkt seit dem Moment. Ich spüre wie die Zeit vergeht, und wünsche, mit jeder verstreichenden Minute, meine Tränen würden versiegen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Mit jeder verstreichenden Sekunde wächst meine Verzweiflung und erreicht einen mir unbekannten Grad. Tränen stürzen wie Bäche von meinen Wangen auf den Bademantel. Schon nach kurzer Zeit geht mein Atem hektisch und stockend, mein Gesicht ist tränenverschwommen und mein Bademantel ist jetzt, neben meinem Blut,

auch noch mit meinen Tränen getränkt. Dies alles jedoch, nehme ich nur nebenbei wahr, denn mein Geist ist wie von einer bleiernen Decke umhüllt. Ich bin nicht fähig einen einzigen Gedanken zu fassen, sei er noch so unbedeutend oder winzig. So sitze ich gefühlte Stunden auf der Toilette und weine Rotz und Wasser, versinke währenddessen in Selbstmitleid. Erneut wische ich mir mit der Hand die Tränen von meinem Gesicht, bemerke jedoch schnell, dass es keinen Unterschied zu vorher macht, sodass ich Toilettenpapier abreiße und damit mehrmals mein Gesicht abwische. Das Knurren meines Magens bringt mich dazu kurz innezuhalten, kurz bevor ich

wieder in Selbstmitleid versinke, weil andere Kinder in meinem Alter jetzt eine warme Mahlzeit von ihrer Mutter bekommen, entschließe ich mich stattdessen mich zusammen zu reißen und beginne langsam tief ein und wieder aus zu atmen. So versiegen schon nach kurzer Zeit die Tränen und ich mache mich mit hocherhobenem Kopf daran, das Badezimmer von meinem Blut zu befreien. Mit dem Blick auf das Blut, welches überall verteilt ist, tritt mein pochender Arm wieder in den Vordergrund, sodass ich erst mal meinen Arm versorge und mich dann doch unter die Dusche stelle, um das ganze Blut von

meinem Körper zu bekommen. Dann putze ich das Badezimmer. Jede noch so kleine Ritze wird von mir sauber geschrubbt, in der Hoffnung den Moment meiner Schwäche ungeschehen zu machen. Denn, jetzt im Nachhinein, schäme ich mich für meine Verhalten. „Verdammte Scheiße!“..... Eine raue Männerstimme dringt langsam zu mir durch, sodass ich von meiner fast fertig gewordenen Arbeit löse und einen schnellen Blick auf meine Uhr werfe: 19:32 Uhr, Mist! Ich habe das Licht nicht ausgemacht!, schießt es mir durch den Kopf, als ich schon auf den Fußspitzen

Richtung Haustüre gehe. Den Bademantel halte ich mit der einen Hand geschlossen, während ich mir mit der anderen nervös durch die Haare gehe. In der ganzen Zeit, die gerade mal 1 Minute betragen muss, kommt mir eine schreckliche Szene nach der anderen in den Sinn. Wie zum Beispiel, dass Tom das Verfolgungsspiel leid ist und mich holen gekommen ist. Bei diesem Gedanken fange ich an am ganzen Körper wie Espenlaub zu zittern, wobei mir das Flüstern des Mannes vor meiner Türe, nicht weiter hilft. Schlimmer wäre jedoch, wenn die Polizei oder das Jugendamt gekommen wäre, da ich ganz offensichtlich alleine

wohne und noch minderjährig bin. Ihnen könnte ich nicht einfach irgendeine Lüge auftischen, wie ich es bei Herrn Mavcer gemacht habe. Denn sie würden hartnäckig bleiben und irgendwann misstrauisch werden. Ihnen könnte ich nicht davonlaufen , so wie ich Tom die ganze Zeit auf Abstand halte. Wenn ich sie heute wieder wegschicken könnte, würden sie morgen in der Früh wieder kommen und das Spiel finge von vorne an. Nein, das kann doch alles nicht wahr sein, verdammt! Wieso?! Ich verstehe es nicht, wenn es wirklich die Polizei oder das Jugendamt ist, bin ich tot! Sie haben nicht geblufft, Tom

wird mich umbringen! Oder schlimmeres! Mit jeder Sekunde die verging werden meine Gedanken wirrer und immer unwahrscheinlicher, mein Atem beschleunigt sich, da ich sie nicht mehr halten kann und ich schleiche langsam immer weiter. Bumm!!! Bei dem Geräusch zucke ich zusammen und hätte fast aufgeschrien, wenn ich mir nicht die Hand auf den Mund gehalten und mir auf die Zunge gebissen hätte, sodass ich Blut schmecke. Das Blut rauscht mir in den Ohren und ich spüre wie das Adrenalin sich in meinem ganzen Körper

verteilt. Nur noch wenige Schritte trennen mich von der Tür und somit von der Gewissheit, wer dort wirklich steht. Nur noch zwei Schritte. Einer. Ganz langsam löse ich meine eine Hand , Finger für Finger, von meinem Bademantel und dann die andere von meinem Mund, sodass ich sie sachte und sehr langsam, ohne irgendein Geräusch zu verursachen links und rechts neben den Spion lege. Zentimeter für Zentimeter lehne ich mich weiter vor und schaue letztendlich durch den Spion und was ich sehe … ist nichts. Einfach

nichts. Von rechts nach links wandert mein Blick. Und wieder zurück, aber da draußen in der Dämmerung ist weit und breit niemand zusehen. Mein Herz beruhigt sich langsam wieder. Doch ... ja, unten in meinem Blickfeld ist irgendetwas.Verwirrt runzle ich die Stirn. Was soll das? Wer legt mir etwas auf die Veranda?! Mein Mund öffnet sich und schließt sich wieder. Wieder und wieder und wieder.... Überrascht klappe ich meinen Mund letztendlich geräuschvoll zu. Ich trete lautlos einen Schritt von der Türe weg, reibe mir über die Augen und schaue wieder durch den Spion. Das

Etwas liegt immer noch auf der Veranda. Mein Herz, welches sich gerade erst wieder beruhigt hatte, fängt an einen Marathon zu laufen, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Mein Körper fängt an wie Espenlaub zu zittern und ich spüre wie die klammen Finger der Müdigkeit nach mir greifen und meine Lider immer schwerer werden, jetzt nachdem das Adrenalin abgeklungen ist. Trotz der übermannenden Müdigkeit zwinge ich meine Augen jedoch offen zu bleiben und versuche nicht zu hyperventilieren, denn gerade braut sich ein Ansturm von negativen Gefühlen in mir drin an, da ich eine schlimme Vorahnung bekomme,

von Wem das Etwas sein könnte. In dem ganzen letzten Jahr habe ich meine Kontakte auf ein Minimum verringert, sodass ich nur Kontakt zu den Personen in der Schule habe, meistens mit Julia... Der Gedanke an meine ehemalige beste Freundin verdrängt sofort alle Gedanken und Gefühle in den Hintergrund, sodass mir siedend heiß einfällt, dass wir immer noch zerstritten sind. Verdammt, sie habe ich vollkommen vergessen! Ich muss noch mit ihr reden! Fällt mir meine Auseinandersetzung mit meiner ehemaligen besten Freundin ein. So beschließe ich ihr sofort einen Brief zu schreiben und ihn ihr morgen

unterzujubeln. Ja, in dem Brief kann ich mich bei ihr entschuldigen und ihr eine ausgedachte Geschichte auftischen. Mal wieder, denke ich mir und kann einen bitteren Seufzer nicht verhindern, der meine Lippen verlässt. Voller Tatendrang drehe ich mich um und mache mich, ein Gähnen unterdrückend, auf den Weg in mein Zimmer. Danach gehe ich schlafen, beschließe ich und plötzlich überkommt mich ein seltsames Gefühl, als ob ich etwas sehr wichtiges vergessen hätte. Ich runzle die Stirn und denke scharf nach, aber ich bekomme den Gedanken nicht richtig zu fassen. Egal, denke ich mir und nehme dieses

Gefühl mit einem Schulterzucken hin. Wenn es wichtig wäre, werde ich mich sicherlich wieder daran erinnern.

Kapitel 8


Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und lege mir ein leeres blanko Blatt zurecht. Mehrmals setze ich an zu schreiben, jedoch habe ich das Gefühl, dass es nicht gut genug ist. Liebe Julia klingt viel zu förmlich für einen Brief an meine beste Freundin, seit Kindes Tagen. Aber Hey Julia dagegen klingt viel zu fröhlich und ausgelassen. Diese Möglichkeit scheidet also auch aus. Verärgert seufze ich auf und fluche vor mich hin: „Verdammter Mist! Das kann

doch nicht so schwer sein!“ Immer wieder setzte ich an etwas zu schreiben, aber ich schaffte es nie so wie ich wollte. So ist mein Tisch und die nähere Umgebung meines Schreibtisches mit zusammengeknüllten Papierbogen nicht mehr als solche wiederzuerkennen. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es einen einigermaßen sinnvollen Brief zu verfassen. Meine liebe beste Freundin Julia, es tut mir aufrichtig leid, dass wir uns wegen mir so zerstritten haben. Ich wollte so etwas nie. Wirklich, du muss mir glauben. Denkst du ich möchte dich

nicht mal bei mir bewirten? Oder mit dir in meinem Zimmer eine Kissenschlacht veranstalten? Ich würde mit dir so vieles gerne unternehmen, aber wie ich dir schon gesagt habe, geht es nicht. Nicht wegen mir, oder wegen dir. Nein, ich mag dich. Aber die gegebene Situation lässt es nun mal nicht zu. Ich wollte mit dem alleine fertig werden, dich nicht damit belasten, aber wir haben Probleme zu Hause. Schwach ausgedrückt ist hier die Hölle los und meine Eltern erlauben mir fast gar nichts mehr. Ich habe nicht mehr so viele Freiheiten, wie früher. Dazu zählt auch, dass ich keine Freundinnen einladen darf, verstehst

du? Das ist der Grund, wieso du nicht zu mir kommen kannst und auch warum ich in letzter Zeit nicht mehr bei dir war. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass das Alles realer wird, wenn ich es dir erzähle. Meine Eltern streiten sich fast jeden Tag. Sie erinnern mich an deine Eltern, kurz bevor sie sich getrennt haben. Ich hatte Angst und deswegen habe ich dir nichts erzählt. Es tut mir leid. Wirklich. Ich hoffe du verzeihst mir. Deine Becks P.S: HDGDL! Vergiss das nicht!

Ich lese den Brief mehrmals durch bevor ich ihn in der Mitte falte und in meine Tasche lege. Auch, wenn mich das schlechte Gewissen plagt, weil ich sie auf ihre Eltern angesprochen habe die sich vor drei Jahren getrennt haben , bin ich trotzdem erleichtert, dass ich meine beste Freundin bald zurück bekomme. Ich bin mir sicher, dass sie mir verzeihen wird, trotz dessen der Tatsache, dass sie unter der Trennung sehr gelitten hat und ihr Vater sich direkt nach der Scheidung aus dem Staub gemacht hat. Sie wird mich trösten und mich in dieser schweren Zeit unterstützen wollen. Obwohl die

Streitereien meiner Eltern gelogen ist, bin trotzdem froh sie darüber aufgeklärt zu haben, dass ich eine schwere Zeit durchmache, wenn auch eine ganz andere. So lege ich mich schlussendlich mit minimalem schlechtem Gewissen und Vorfreude auf die baldige Versöhnung in mein Bett und schlafe sogleich mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Diese Nacht bleibt traumlos, was mich sehr erfreut, sodass ich gutgelaunt aufstehe, nachdem mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen hat. Doch die stört mich an diesem Morgen nicht, da mich die Tatsache, dass ich bald meine beste Freundin wieder habe, glücklich stimmt. So springe ich kurz

unter die Dusche und föhne mir anschließend die Haare. Das Handtuch wird mit Alltagsklamotten ersetzt und dann machen sich meine Beine selbstständig und steuern die Küche an. Dort schlinge ich ein Toastbrot mit Marmelade mühsam runter und mache mich auf den Weg in die Schule, diesmal ohne auf die Uhr zuschauen. In der Schule angekommen, merke ich, wie früh ich doch bin, denn nur ganz wenige Schüler sind in den Gängen anzutreffen. Stattdessen laufen überall Lehrer herum. Einmal denke ich sogar Herrn Mavcer gesehen zuhaben, aber ich achte nicht länger auf die Person und

drehe um. Ein mulmiges Gefühl steigt in mir rauf, da ich jetzt keine Ausrede hätte, wenn mich irgendjemand ansprechen würde. Jedoch dringt kein Gefühl durch meine eisige Maske, die nur Neutralität ausdrückt. Deshalb verziehe ich mich in die hinterste Ecke des Schulhofes und höre Musik. Um viertel vor acht mache ich mich auf den Weg in die Klasse, dort sehe ich, dass einige Schüler vor der Klasse warten. Anscheinend hat niemand das Klassenzimmer aufgeschlossen. Abseits der kleinen Gruppen lehne ich mich gegen die Wand und suche die Gruppen

nach Julia ab. Und tatsächlich steht sie da und redet mit einer Mitschülerin. Ihre Tasche ist offen und ein Heft lugt raus, dies erklärt mir auch wieso sie so früh gekommen ist: sie musste anscheinend noch Hausaufgaben abschreiben. Ich entscheide mich auf dem Weg in die Klasse ihr den Brief unterzujubeln. Kurz darauf kommt auch ein Lehrer, den ich nicht im Unterricht habe, und schließt die Türe auf. Ich stelle mich hinter Julia und im Gedrängen im Türrahmen landet der Brief in ihrer Tasche. Leicht lächle ich, während ich in meinem Kopf einen Freudentanz tanze. Der erste Schritt meine Julia zurückzubekommen, wäre geschafft!

Kapitel 9

Der Rest des Schultages verläuft ganz normal und ruhig. Ich mache wieder so gut mit, wie sonst auch. Aber das liegt wahrscheinlich nur daran, weil ich kein Englischunterricht habe. Ich schaue auf die Uhr: 13 Uhr. Als mein Gehirn die Uhrzeit verarbeitet hat, atme ich erleichtert auf. Dies ist die letzte Stunde und in einer viertel Stunde ist Schulschluss. Dann ist sogar Wochenende. Verlängertes Wochenende wegen Lehrerkonferenzen. Nur noch diese 15 Minuten und ich kann nach Hause gehen. Dann besteht keine Gefahr mehr Herrn Mavcer zu

treffen. Bei dem Gedanken sacken meine Schultern ein Stück runter. Ich bin ihm schon den ganzen Tag, mit Erfolg sogar, aus dem Weg gegangen. Was mich sogar immer noch wundert, da er letzte Woche immer die Pausenaufsicht im Flur vor meiner Klasse hatte. Da war er sogar fünf Minuten früher da, als nötig, heute augenscheinlich nicht. Jedenfalls kam er immer dann, als ich auf dem Flur war, was wirklich komisch war. Mir kam es sogar fast so vor, als ob er extra etwas später kommen würde, um mich abfangen zu können. So ganz zufällig. Aber das ist wahrscheinlich nur ein Hirngespinst meinerseits.

Leicht schüttle ich meinen Kopf, verwundert über meinen Gedankengang. Jedenfalls habe ich Herrn Mavcer heute nicht gesehen und konnte immer so knapp entkommen. Außerdem möchte ich ihn auch nicht wieder sehen. Am liebsten nie wieder mehr. Er ahnt irgendwas, aber woher bloß? Woher sollte er denn auch irgendetwas wissen, ws gibt niemanden, der ihm das erzählen würde. Da gibt es nur meine Eltern und Tom, die Bescheid wissen. Aber niemand von ihnen wüede irgendwem etwas erzählen, da sie doch dafür ins Gefängnis kommen können. Es ist

verboten. Aber wieso solle Herr Mavcer sonst fragen, ob ich Probleme zu Hause habe? Das ergibt doch keinen Sinn! Die Schulglocke unterbricht meinen Gedankenstrom jäh, sodass ich, erschreckt wie ich bin, zusammenzucke. Schnell packe ich meine Sachen ein und stehe dann auf. Mein Blick wandert durch die Klasse, sodass ich merke, dass ich nicht dir Einzige bin, die es kaum aushalten kann, zu gehen. Die ganze Klasse ist in großer Aufruhr, obwohl die Lehrerin noch versucht Hausaufgaben aufzugenen. In meiner Erstarrung seufze ich vor

mich hin. Ganz sicher haben sie nicht annähernd so große Probleme, wie ich sie habe. Wahrscheinlich nur ganz normale Probleme, wie den, dass man Freunde treffen möchte, aber die Eltern es ihnen verbieten. Jedenfalls war dies in den Filmen und Serien so, die ich geschaut habe, um mich abzulenken. Wenn ich micht nicht aufs Lernen fokussiert habe, natürlich. Jedenfalls war dies meine Methode mit dem Verlust und den Schock umzugehen, nach dem Geburtstags-Desaster. Bumm!! Erschrocken schaue ich auf die Quelle des Krachs, welches mich so brutal aus

meinen Gedanken gerissen hat. "Was soll das denn!?", schreit ein Mädchen durch die Klasse, welches vor einer geschlossenen Tür steht und diesen versucht zu öffnen. Mit Betonung auf versucht, denn die Tür bewegt sich keiner Zentimeter. Ich schüttle meinen Kopf, um diesen frei zubekommen. Ich glaub es einfach nicht, ich habe mich so in meine Gedanken gesteigert, dass mir der Name meiner Mitschülerin partout nicht einfallen möchte. Egal, wie sehr ich versuche mich zu erinnern. Noch nicht mal an irgendeinen anderen Namen kann ich mich erinnern, nur an Julias. Ich seufze.

Ich glaub es einfach nicht, dass mich ein Zuschlagen der Tür so sehr erschrecken kann. Ich hätte noch nicht einmal wieder in meine Starre verfallen dürfen! Ich schlängle mich an und zwischen den Tischen vorbei in Richtung Tür, vor der fast die Hälfte der Klasse steht. Sätze wie "Boah, jetzt mach schon!", "Das kann doch nicht so schwer sein!" Oder "Wird das heute noch etwas!? Ich will nach Hause!" sind zu hören bis das Mädchen an der Tür ausrastet: "Die Tür geht nicht auf! Was kann ich denn dafür?!" Sofort ist es mucksmäuschenstill. Kurz schaue ich mich nach der Lehrerin

um, doch finde sie nicht. Verwundert runzle ich die Stirn. Wo ist sie? "Gott! Lass mich vorbei! Sogar die alte Schrulle ist rausgekomme. Da werde ich hier keine weitere Minute meines Lebens verbringen!", sagt ein Junge, der dem Mädchen am Nächsten ist, wobei der letzte Teil wahrscheinlich nicht an irgendwen gerichtet ist, sondern eher ihm selbst. Sie schaut ihn daraufhin nur böse an macht ihm Platz, sodass er diesen sofort einnimmt. Nun versucht er die Tür zu öffnen und, wie durch ein Wunder, geht diese ganz einfach auf, obwohl er nicht viel Kraft

aufgewendet hat. Ungläubig schaut das Mädchen dann die Tür und den Jungen an und fängt an sich stotternd zu erklären, wird jedoch von dem Gelächter der übrigen Schüler übertönt. Ich achte jedoch nicht auf diese und verlasse schellen Schrittes die Klasse, während sich die Anderen weiterhin über m sie lustig machen. Ich stutze plötzlich. Ich gehe zwar in die selbe Klasse mit ihnen, weiß aber so gut wie gar nichts von ihnen. Noch nicht einmal den Namen. Ich schüttle meinen Kopf, während ich meine Schritte noch einmal beschleunige. Das ist doch egal. Ich

werde niemals etwas mit ihnen machen. Ich brauche ihre Namen nicht, wieso sich also Sorgen machen? Natürlich, einfach gar nicht. Die Flure sind wie leergefegt. Kein Schüler steht an seinem Spind, um Bücher zu holen/ auszutauschen/ abzulegen. Niemand der durch dir Flure läuft. Niemand der seinen Freunden irgendetwas hinterher ruft. Niemand ist da. Und wieder einmal wird mir bewusst, wie einsam ich bin. Ich bin allein. Und das, obwohl ich nie eine Einzelgängerin war. Ich bin es immer noch nicht, habe aber keine andere Wahl,

als mich damit abzufinden. Mit einem Ruck öffne ich dir großen Türe energisch und trete in die gleißende Sonne. Ohne einen Gedanken an irgendetwas zu verschwenden mache mich mit schnellen, großen Schritten auf den Weg nach Hause. Aus Gewohnheit schaue ich mich regelmäßig um, entdecke jedoch niemanden, der sich auffällig verhält. Und plötzlich fällt es mir wir Schuppen von den Augen. Verdammt nochmal, das kann doch nicht sein, oder? Ich dachte immer das würden Träume sein und auch bleiben. All die Gebete, all die Stunden, die ich mit Hoffen

verbracht habe, waren nicht umsonst gewesen. Darf ich hoffen? Hoffen auf Verbesserung? Veränderung? Freiheit? Oder sogar Unabhängigkeit? Oder würde mich das in ein schwarzes Loch schmeißen? Hoffnung. Mein ständiger Begleiter. Aber auch mein größter Feind. Denn ich weiß, es hat die Macht, mich von innen heraus, zu zerstören. Ein Lächeln schleicht sich in mein Gesicht. Wenn es wirklich stimmt, wenn er mich wirklich in Ruhe lässt, wenn er wirklich weg ist, dann kann ich anfangen zu leben! Mitten auf dem Gehweg bleibe ich stehen

und schaue mich genauestens um. Wieder und wieder drehe ich mich um meine eigene Achse. Und mit jeder Umdrehung wird mein Lächeln strahlender und echter. Er ist nicht da! Tom ist wirklich nicht da! Ein wahrer Sturm bricht in mir aus. Noch nie fühlte ich mich so befreit, wie jetzt. Noch nie konnte ich mich so gelassen bewegen, ohne Angst vor irgendetwas haben zu müssen. Denn jetzt kann ich hoffen, dass er für immer und ewig nicht mehr kommt. Für immer weg ist. Aufgegeben hat. In diesem Moment verspreche ich mir niemals aufzugeben. Niemals die

Schwäche zu zeigen und mir wehtun oder versuchen, mich jemals umzubringen. Denn egal was passiert, das Leben geht weiter. Immer weiter. Du musst nur stark genug sein und einen starken Willen haben. Und den habe ich. Oh ja. Ich werfe nicht aufgeben. Niemals. Egal, wie schlecht es mir die letzten Wochen, Monate ging, ich habe eins gelernt: Hoffnung stirbt zu Letzt. Außerdem ist meine Hoffnung wahr geworden. Ist das nicht Beweis genug? Langsam abet sicher werdewerde ich den Blicken meiner Mitmenschen bewusst. Ich stehe immer noch auf der Straße und schaue mich um, ohne jedoch irgendwas wahrzunehmen, da ich zu sehr in

Gedanken war. Schnell setzte ich mich wieder in Bewegung. Mit schnellen Schritten gehe ich die Straße entlang, jedoch immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. Dieses Mal jedoch werde ich von meinen Mitmenschen schief angesehen, da ich wie eine bekloppte grinsend durch die Gegend laufe. Sofort versuche ich nicht mehr zu lächeln, schaffe es aber nicht, da ich so lange auf diesen Tag, auf diesen Moment gewartet habe.

Kapitel 10

So versuche ich den Weg unter den brennenden Blicken all der Fremden schließlich schnell hinter mich zu bringen. Aber komischerweise stören mich diese Blicke nicht. Obwohl sie zwar sehr unangenehm sind, da ich immer versuchte nicht aufzufallen, fällt es mir in meiner Euphorie leichter diese zu ignorieren. Die ganze Zeit denke ich an all die Möglichkeiten, die ich jetzt habe. An all Sachen, die ich mit meiner neu gewonnenen Freiheit machen kann. Ohne Angst, Panik oder Paranoia

empfinden zu müssen. Schon nach 5 Minuten sehe ich mein Haus, zwar erst ganz klein am Ende der Straße, aber immerhin. Und allein dieser Anblick reicht schon aus, um ein warmes Gefühl um meine Herzgegend auszulösen. Welches ich schon längst vergessen habe, da der letzte glückselige Moment lange zurück liegt. Mit diesem warmen Gefühl in der Brust verlangsame ich meine Schritte schließlich. Nur ein Gedanke allein kontrolliert mein tun: Ich möchte diese Wärme so lange wie möglich spüren, bei mir halten. Und wenn der Preis der ist, komische Blicke zu kassieren, bin ich gewillt dies zu riskieren.

So werden die Blicke all der Fremden immer mehr, wenn es denn überhaupt noch möglich ist, aber mein Lächeln wird breiter und breiter. Jetzt grinse ich wahrscheinlich von einem Ohr zum anderen. Kein Wunder, ich die erst die volle Einkaufspassage durch gesprintet ist, geht jetzt im Schneckentempo. Kaum schneller als ein Baby, welches seine ersten Schritte macht. Aber eigentlich ist es mir egal. Ja, mir ist es egal. All die Blicke, all die leise geflüsterten Flüche und wüste Beschimpfungen, ja sogar ihre Meinung über mich ist mir egal. Es interessiert mich nicht, was sie von mir halten, ob

sie mich für unverschämt, rücksichtslos oder verrückt halten. Ich habe meine Freiheit zurück bekommen. Ich habe mein altes Leben mit all seinen Möglichkeiten zurück bekommen. Okay, nicht ganz. Noch müssen sich meine Eltern wieder einkriegen und wieder die alten werden. Aber das wird bestimmt nicht lange dauern. Ich meine sie sind ein Jahr lang weg. Oft habe ich darüber nachgedacht, wieso das alles passiert ist. Wieso wollen mich meine Eltern zu so etwas ekligem zwingen? Wieso reicht ihnen das Geld, das sie verdienen nicht? Wieso sind sie der Meinung, ich sei

teuer? Ich und zu teuer? Das ergab keinen Sinn, weil ich wirklich nicht so teuer bin. Neue Klamotten, wenn mir die alten nicht mehr passten, ein Kino Besuch hier und da, aber auch nicht zu oft. Das wars. Deswegen bin ich irgendwann zu dem Entschluss gekommen, dass sie mich immer noch lieben, aber eine Pause brauchten. Ich kann sie auch verstehen. Ich meine, es ist ganz sicher nicht leicht so jung Eltern zu werden. Sie waren ja erst 19 bzw. 20. Also ist das schon okay. Ich gönne es ihnen ja auch. Denn als alle ihre Freunde gefeiert und das Leben genossen haben, mussten sie sich um

mich kümmern. Deswegen das alles. Sie werden wieder kommen, wenn sie sich erholt haben, alles wieder gut ist und dann wird wieder alles beim Alten sein. Ganz in Gedanken versunken, merke ich erst vor meiner Haustür, dass ich schon seit einer ganzen Zeit einfach nur so da stehe. Kurz schüttele ich, immer noch mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, meinen Kopf und krame meinen Schlüssel heraus. Währenddessen summe ich vor mich hin. Etwas was ich nie gemacht habe. Aber jetzt, jetzt ist alles anders. Besser. Unbeschwerter.

Ja. Die Tür ist schnell geöffnet und so gehe ich schnell in den Flur. Meine Tasche schmeiße ich in die Ecke, während ich die Tür mit einem gekonnten Hüftschwung schließe. Kaum ist die Türe zu fange ich an zu singen. Einfach irgendwas. Einfach das, was mir in den Kopf kommt, was ich fühle. Ich bin einfach glücklich. Zufrieden. Für den Moment. Wenn meine Eltern wieder da sind, wird alles sogar noch besser. Tanzend gehe ich in die Küche und bereite mir, immer noch tanzend und singend, etwas Obstsalat zu. Währenddessen merke ich erst wie hungrig ich doch bin. Mehrmals knurrt

mein Magen, weswegen ich immer wieder nasche, sodass ich am Ende deutlich länger brauche, als üblich. So bin ich 10 Minuten später summend mit einer Schüssel Obstsalat auf dem Weg ins Wohnzimmer. Hier ein Tanzelelement, dort eine kleine Dehung, als mich eine dunkle Stimme von meiner kleinen Wolke brutal runterreißt. "Du bist immer noch so schön und elegant, wie eh und je, Rebecca!" Mein Kopf schellt zu Ihm. Ich bin geschockt. Und er, er grinst nur so vor sich hin. Es herrscht eine unangenehme Stille, die nur von meinen unregelmäßigen Atemzügen durchbrochen wird. Hinzu

kommt wahrscheinlich noch mein Herz, welches in meiner Brust, so schnell und laut schlägt, als würde ihre letzte Stunde schlagen. Aber das ist mit größter Wahrscheinlichkeit auch so. Mein Herz weiß es, aber bei meinem Gehirn ist es noch nicht angekommen. Mit entgleisten Gesichtszügen kann ich ihn nur anschauen, wie er da so in seiner blauen Jeans Hose und dem weißen T-shirt auf meiner Couch sitzt. Seelenruhig sitzt er lächelnd dort und schaut mich mit einem ekligen pädophilen Blick an. Aber nicht nur das, nein. Sein Blick wandert auch noch auf und ab, um schlussendlich an meinen noch relativ kleinen Busen hängen zu bleiben. Mir

wird schlecht. Ich muss stark schlucken, um nicht hier und jetzt zu ebrechen. Und das ist der Moment an dem auch mein Gehirn realisiert, dass er da ist. Er war nie weg. Es wird nichts mit meiner Freiheit, mit meiner Unbeschwertheit. Ales für die Katz. Ich habe mich umsonst gefreut. Aber wie konnte ich so dumm sein und nur eine Sekunde daran glauben, dassdass er mich in Ruhe lässt? Ich war so blöd! So naiv! So dumm! Er ist er! Verdammt noch mal, das ist Tom! Er wird niemals locker lassen. Mich niemals in Ruhe lassen. Jedenfalls bis er das bekommen hat, was er will. Und damn aber auch erst, wenn er keine

Lust mehr auf mich hat. Er hat die Kontrolle. Er hat die Macht. Nicht ich. Ich werde sie niemals bekommen. Nicht in tausend Jahren. Ich bin am Arsch. Ich bin am Ende. Mit diesem Gedanken zersplittert meine letzte Hoffnung in tausend Scherben. Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber das stimmt nicht. Nein, das stimmt so gar nicht. Die Hoffnung stirbt, wenn man keine Kraft mehr hat. Und ich habe keine Kraft. Nicht mehr. Ich spüre wie die Kraft aus meinem Körper schwindet, eisige Kälte ihren Platz einnimmt. So ist mir die kleine Schüssel mit meinem Mitagessen auch zu schwer, sodass sie

krachen zu Boden fällt und, genau wie mein Herz und meine Seele, in Tausend Scherben zerfällt. "So geschockt mich zu sehen? Aber nicht doch! Das musst du nicht. Ich habe dir doch gesagt, du gehörst mir. Also lasse ich dich auch nicht alleine. Wer lässt denn schon sein Eigentum allein?" Er spricht mich an, aber ich kann einfach nichts machen. Ich habe keine Kontrolle. Immer noch schaue ich ihn geschockt an. Aber zu mehr bin ich einfach nicht in der Lage. Tom hebt eine Augenbraue in die Höhe und schaut mich fragend an. Aber immer noch bekommt er keine

Reaktion von mir. "So still heute, was? Aber egal, ich sag es dir gerne: Niemand. Okay, fast Niemand. Sagen wir es so, nur Idioten, Dummköpfe oder Schwachmaten machen das. Sehe ich etwa so aus?", fragt er mich, aber redet kurz daraufhin schnell weiter, ohne mich aus dem Blick zu lassen. "Natürlich nicht! " Damit steht er auf und kommt auf mich zu. Schritt für Schritt kommt er, wie ein Jäger seiner Beute, langsam aber sicher immer näher. Anfangs stehe ich noch immer unter meiner Schockstarre, doch als er nur noch 2 Meter von mir entfernt ist, erwache ich. Sofort will ich zurück

weichen, doch mit Schrecken stelle ich fest, dass mein Körper mir nicht mehr gehorcht. Es ist, als wäre es gar nicht mein eigener Körper. ich spüre ihn, aber er macht nichts von dem, was ich ihm Befehle. JETZT MACH SCHON! BEWEG DICH! EINEN SCHRITT, WENIGSTENS EINEN VERDAMMTEN SCHRITT! Ich schreie mich in Gedanken schon an, aber es klappt einfach nicht! Langsam macht sich Verzweiflung in mir breit. Tom ist nur noch 1 einzigen, verdammten Meter von mir entfernt. Ich starte einen einzigen letzten Versuch wieder Herr meines Körpers zu werden.

Innerlich betend, versuche ich einen Fuß nach hinten zu setzen. Mein Blick folgt wie von selbst meinem Fuß und siehe da: es hat geklappt. Sofort versuche ich den anderen Fuß zu bewegen. Nachdem das auch, zum meinem Glück, geklappt hat, drehe ich mich um 90° und will gerade loslaufen, als mich eine große Pranke an der Schulter festhält, gefolgt von einem Flüstern in mein Ohr: " Na Schätzchen, wohin willst du denn so schnell? Wir sind noch lange nicht fertig hier." Bevor ich noch irgendetwas machen oder sagen kann, werde ich mit dem Rücken an etwas kaltes hartes gedrückt. Mein Fluchtversuch nach vorne wird von Toms Körper verhindert, da er sich mit seinem

Körper an mich presst. Sofort versuche ich ihm auszuweichen, indem ich die zwei Scheitte wieder zurück gehe, aber da ist wieder der Hindernis. Mein Blick schellt nach links, mein Weg ist frei! Doch bevor ich nur einen Schritt machen kann, legt Tom seine Arme links und rechts an die, wie ich mit einem Seitenblick feststelle, und presst sich noch stärker an mich. Sofort versteife ich mich und würde am liebsten Schreien. Wieder macht sich Panik und Verzweiflung in meinem Körper breit. Wieder lähmt es mich. Wimmernd versuche ich meinen aufsteigenden Brechreiz zu kontrollieren und schaue ihm ängstlich in die dunklen,

lustverhangenen Augen.

Kapitel 11


Sekundenlang halte ich seinem Blick stand, doch mit jeder verstreichenden Sekunde nimmt mein Brechreiz, sowie meine Angst und meine Panik stetig weiter zu. Plötzlich verschwimmt meine Sicht und ich merke, wie sich die Tränen in meinen Augen sammel. "Bitte... n-ni-cht!", bringe ich schluchzend hervor. "Aber nicht doch meine Süße. Es wird dir gefallen, ich verspreche es!", sagt er direkt vor meinem Gesicht und grinst mich lustvoll an. Sein Gesicht ist mir

jetzt so nah, dass ich seinen ekligen, alkoholisierten Atem auf meinen Lippen spüre. Nur eine unbedachte Bewegung meinerseits und seine Lippen würden meine treffen. Deswegen erstarre ich noch mehr, wenn es denn geht. Ein Wimmern durchbricht die Stille. Mein Wimmern. Und dies ist dann der Moment, in dem ich merke, dass ich doch noch gehofft habe. Auch wenn es ein klitze kleiner Rest meiner Hoffnung ist, sie war da. Bis jetzt. Im selben Moment kann ich die Tränen nicht mehr zurückzurück halten und sie laufen, wie kleine Wasserfälle über meine Wangen. Wie Wasserfälle, die ich sonst immer

bewundert habe. Die ich vergöttere. Die ich schon immer mal sehen wollte. Am Besten gleich die Niagarafälle. Aber jetzt geht meine Leben den Bach runter. Keine Träume, keine Wünsche und ganz sicher keine Freiheit. Ergeben schließe ich meine Augen, doch reiße sie gleich wieder auf, da ich feuchte Küsse auf meiner Wange spüre. Geschockt weiten sich meine Augen. 'Tom küsst meine Tränen weg! Er küsst mich!', schießt es mir durch den Kopf. Sofort versuche ich mich zu wehren und lege meine Hände auf seine Brust, um ihn weg zuschubsen, doch er versteht dies falsch und wandert mit seinen Küssen weiter runter. Sofort vermehren

sich meine Tränen und ich versuche ihn von mir zu schieben, bevor er bei meinem Mund angekommen ist. Ich drücke und drücke, aber nichts passiert. Er bewegt sich keinen einzigen Millimeter. Sofort verstärke ich meine Schubsversuche und lege all meine Angst, meine Wut und meinen Hass ihm gegenüber mit rein. Aber nichts. Stattdessen spüre ich sein Grinsen und dann ist es schon zu spät. Er erreicht meinen Mund. Sofort presse ich meine Kiefer, so fest es geht, aufeinander. Dies hindert ihn aber nicht daran seinen Mund auf meinen zu pressen. Nach dem Motto 'Augen zu und durch'

kneife ich meine Augem zusammen und wünsche mir, dass es schnell vorbei geht. Ich ergebe mich. Es hat ja eh keinen Sinn. Er ist viel stärker. Auch wenn ich seit einem Jahr in der Kampf-AG bin, ich bin viel zu schwach. Gegen ihn habe ich keine Chance. Ich erinnere mich, es ist noch nicht lange her, da habe ich mir selber versprochen, nicht schwach zu sein, immer stark zu bleiben. Kurz nach dem 'Ritzen' war das. Hmm... das waren noch Zeiten. Aber nein, ich muss mir selbst treu bleiben. Ich bin kein Feigling und erst recht keine Lügnerin. Ich werde mich

wehren, wenn ich die Chance bekomme und dann, werde ich abhauen. Hilfe holen. Ja. Hofgentlich habe ich die Chance bevor er .... Jäh werde ich aus meinen Gedanken gerissen als ich ein lautes Klatschen höre, gefolgt von einem brennenden Schmerz auf meiner rechten Wange. Sofort reiße ich die Augen auf und merke, dass mein Kopf nach links geneigt ist.

Kapitel 12

Ich verziehe keine einzige meiner Gesichtsmuskeln. Wieso denn auch? Es würde nichts bringen. Gar nichts. Jetzt hat er mich nur geohrfeigt, aber was wird er machen, wenn ich etwas sage? Ihn anschreie? Ihn aus tiefstem Herzen beleidige? Nur noch schlimmes. "Wenn ich dich küsse, dann erwidere du ihn gefällig! Verstanden?" Ich schaue ihn nur ausdruckslos an, während in mir langsam aber sicher ein Sturm aufzieht. All dir Wut, all der Hass sammelt sich und ist kurz vor einer Explosion. "Ich habe dich etwas gefragt!", ertönt

wieder seine Stimme, die ich verabscheue. Als er wieder keine Antwort erhält, schüttelt er mich kräftig durch. Dies sorgt dafür, dass mein innerer Sturm an Kraft zu nimmt, sodass ich anfange am ganzen Körper zu zittern. Oh nein, nicht mit mir. Ich bin verdammt noch einmal auch ein Mensch. Ich habe ein Recht auf ein normales Leben! Nie wieder werde ich still sein. Nie wieder! Fest schaue ich ihm in die Augen und weiß, dass sie Funken schlagen vor Hass. "Doch ich habe dich verstanden. Klar und deutlich, aber ich werde nichts von

dem machen, was du mir sagst. Ich bin keine Marionette! UND FASS MICH NIE WEIDER AN! JETZT NIMM DEINE DRECKIGEN FINGER VON MIR UND VERLASS MEIN HAUS!", schreie ich ihn an. Zum ersten Mal spreche ich zu ihm und dann dchreie ich ihn auch noch an. Abwartend schaue ich ihn an. Was wird er wohl jetzt machen? Mich schlagen? Oder nur anschreien? Plötzlich fängt er an dreckig zu grinsen, was mich zusammen zucken ließ. So viel zum Thema, keine Schwächen zeigen und stark sein. Das habe ich wohl vermasselt. "Weißt du wie sexy du bist, wenn du wie

eine Furie rumschreist?" "W-was?", bringe ich stotternd hervor, während er wieder seinen dreckigen Körper an meinen drückt. OH MEIN GOTT! Da drückt irgendwas hartes an mein Bauch! Sofort versuche ich ihn weg zu schubsen, doch er packt meine Handgelenke einfach mit einer Hand und hält sie über meinem Kopf an der Wand fest. Sofort senkt er seine Lippen auf meine Haut und küsst meinen Hals. Ich versteife mich mehr und winde mich hin und her, in dem Versuch mich zu befreien. Er wandert mit seinen Küssen auf und ab. Irgendwann spüre ich etwas nasses

auf meiner Haut, gefolgt von einem lauten Stöhnen seinerseits. Ich bin in einer Art Trance, sodass ich erst kurze Zeit später verstehe, dass das Nasse seine Zunge ist. Gleichzeitig spüre ich wie er sich an mir reibt und in dem Moment erwache ich entgültig aus meiner Starre. Sofort schreie ich laut und schrill, sodass er sich erschreckt und kurz von mir ablässt. Dies ausnutzend trete ich ihm einmal fest zwischen die Beine. Zur gleichen Zeit spüre ich wie Adrenalin durch meine Adern schießt und ein Feuer hinterlässt. Als Tom sich zusammen krümmt, packe ich seinen Kopf und ramme mein Knie so fest es geht in sein Gesicht. Ein ekelalhaftes

Knacken schallt durch das Zimmer. Ich muss lächeln. Ich kann mich doch wehren! Ein Lachen bahnt sich durch meinen Mund, welches sich nicht nach mir anhört. Es ist viel zu böse. Langsam hebt Tom seinen Kopf und schaut mich an. Dies reißt mich aus meiner Euphorie und ich nehme meine Beine in die Hand und laufe einfach aus dem Wohnzimmer, durch den Flur in den Garten, hinter dem Haus. Die Terrassentür lasse ich direkt offen, da ich sonst nur Zeit verlieren würde und Tom die Türe sowieso öffnen kann, da es keinen Schlüssel gibt. Beim letzteren gäbe ed da noch den Nachteil,

dass Tom sehen würde wo ich mich verstecke. So stehe ich nun mittem im Garten und schaue mich um: links ist der 2. Garten meiner Nachbarin Ms. Krams und von mir aus rechts, ist ein weiterer Garten, welches sehr herunter gekommen ist, da dort, seit ich denken kann, niemand lebt. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Ich gehe in den Garten dieses verlassenen Hauses, um Ms. Krams nicht zu begegnen. Dieses ganze Entscheidung-treffen dauert keine 5 Sekunden, sodass ich unseren Garten überquere und das alte kleine Tor, welches immer zwei nebeneinander gelegene Garten miteinander verbindet, versuche zu

öffnen. Da höre ich schon seine schweren Schritte. Ein Blick nach hinten verät mir, dass er in drr Terrassentür steht. Panik breitet sich in meinem Körper aus, mit der Folge, dass ich am ganzen Körper zittere. Sofort mache ich mich daran, dieses Tor zu öffnen. Ich ziehe, drücke und rüttle daran, aber nichts, NICHTS passiert! Verdammt, er wird mich bekommen! Mit diesem Gedanken fangen die Tränen an zu laufen. Ich höre Toms schwere Schritte schon sehr nah hinter mir. So schmeiße ich mich als letzten Versuch gegen das Tor. Daraufhin schießt mir eine Schmerzenwelle nach der anderen

durch den Körper und ich liege am Boden. Plötzlich erklingt ein raues lautes Lachen, welches mir eine Gänsehaut beschert. Kalte Schauer jagen mir den Rücken hinab. ICH DARF NICHT AUFGEBEN! Diesen Mantra schreie ich mir in Gedanken die ganze Zeit zu und hebe anschließend den Kopf, um zu kontrollieren, ob meine Aktion für die Katz war. Langsam gleitet mein Blick an dem braunen alten Tor hinauf. Und mit jedem Zentimeter wird mein Lächeln immer breiter: Sie ist offen! Ein Blick nach hinten offenbart mir,

dass Tom einen Meter hinter mir steht, mit verschränkten Armen und nichts von meinem kleinen Erfolg weiß. Meinen Blick hat er auch nicht bemerkt, denn sein Blick drückt nur Spott aus. Er glaubt nicht, dass ich abhauen kann. Das werden wir ja sehen. Tief atme ich ein und aus, um sofort aufzuspringen und gleichzeitig nach vorne zu sprinten. Dabei höre ich Toms Grunzen und spüre wie seine Hand meine Schulter streift. Aber zu spät. Bevor er mich festhalten kann, reiße ich das Tor auf und renne durch den Garten zur Terrassentür. Dort will ich diese aufreißen, da ich weiß, dass sie nie verschlossen ist, doch auch nach

mehrmaligem Rütteln passiert gar nichts. Ein Blick unter dir Klinke erklärt mir auch warum. Der Schlüssel ist weg. Blitzschnell drehe ich mich wieder um den und schaue zu Tom, der in der Mitte des Garten steht. "Was jetzt, hm? Was willst du jetzt machen? Du bist verletzt, ich bin verletzt und wem hilft das? KEINEM VERDMAMMT NOCHMAL! Habe ich dir nicht gesagt, dass ich alles bekomme, was ich will? HAB ICH ODER HABE ICH NICHT, ANTWORTE MIR GEFÄLLIGST!" Wieder laufen mir die Tränen über die Wange. Meine Schluchzer unterdrückend erwidere ich leise stotternd:

"D-doch-ch." "RED DOCH LAUTER DU MISTSTÜCK! MAN SOLL DICH HÖREN UND NICHT BEI DEM VERSUCH DIR ZU ZU HÖREN GLEICH EINSCHLAFEN!" Mein Blick senkt sich wie von selbst auf meine Füße und ich antworte, diesmal etwas lauter. "Doch. Aber bitte tu es nicht! Lass mich einfach in Ruhe. Bitte!?" Die kleine Flamme der Hoffnung verglimmt sofort, als ich in sein Gesicht schaue, um seine Reaktion zu sehen. Mit einer wutverzerrten Mine kommt auf auf mixh zugerast und un dem Moment bereue ich es bitter, etwas gesagt zu

haben. Bei mir angekommen, weiche ich sofort nach hinten aus, doch er packt mich einfach an meinem Arm und schleudert mich in die Mitte des Gartens zurück. Ich schreie wie am Spieß, da mein Arm, den er gepackt hatte und auf dem ich gelandet bin viel zu sehr wehtut. Deswegen presse ich diesen an meine Brust, aber schon kurz darauf ist Tom bei mir und will mir die Sachen vom Leib reißen, was ich erschwere, da ich mich mit meiner gesunden Hand wehre und mich hin und her wälze, statt ruhig liegen zu bleiben, so wie er es gerne hätte. Meine Stimme ist schon lange nur noch

ein heiseres Krächzen, womit man nicht wirklich viel anfangen kann. Trotz meiner Abwehr-Versuche, gelingt es ihm mein Oberteil zu zerreißen, sodass ich quasi in Unterhemd vor ihm liege, wenn man die Fetzen nicht beachtet. Darauf hin hockt er sich auf mich und fährt mit beiden Händen unter mein Unterhemd. Er streichelt meinen Bauch, was mich würgen lässt. Wieder fange ich an wie am Spieß zu schreien, diesmal aber will ich gehört werden Es ist mir egal, was alle anderen denken werden. Ob sie alles herausfinden, ist alles egal. Ich will nur, dass Tom von

mir runter geht und seine Finger von mir lässt. Für einen Moment höre ich auf zu schreien, sammle mich, während ich alles um mich ausblende und schreie, viel lauter als eben: "HILFEEEEEEEEE!" Mehrmals wiederhole ich dies, doch als nach dem sechsten Mal nichts passiert, werden die Tränen zu Wasserfällen und ich gebe auf. Wieder im hier und jetzt, merke ich dass ich keine Hose und auch kein Unterhemd mehr anhabe. Oh Gott! Ich will das nicht!. Wieder fange ich an herum zuzappeln und zu schreien und diesmal reagiert

Tom. Mit einem "Was zum..." springt er auf und läuft weg. Einfach weg. Sofort rolle ich mich zusammen, mache mich ganz klein und schluchze vor mich hin, während die Tränen laufen und laufen. Plötzlich höre ich Schritte neben mir, die auf mich zu kommen und versteife mich. Ich drehe mich zu der Person hin, aber erkenne durch meinen Tränenschleier nur den Umriss eines Mannes. Sofort versuche ich mich wimmernd von der Person zu entfernen, doch er kommt einfach näher. Er hockt sich vor mich und streckt seine Arme nach mir aus, sodass ich die Augen

aufreiße und schluchzend meine Bitte ausdrücke: "Bitte nicht.."

Kapitel 13

Der Fremde erwidert nichts und kommt mir stattdessen noch näher. Ich schließe die Augen, in der Hoffnung, dass es schnell vorbei geht. Als ich seine Wärme neben mir spüre, fange ich an zu zittern. Die Augen fest zusammen kneifend versuche ich mein Zittern zu untedrücken, doch es geht nicht. Nur meine Tränen fließen nicht mehr. Plötzlich spüre ich etwas warmes, weiches auf mir. Sofort öffne ich die Augen, doch kann ich nichts erkennen, da ich noch Tränen in den Augen habe. Schnell blinzle ich diese raus und langsam klärt sich meine Sicht.

Mein Blick wandert automatisch runter zu meinem Körper und verwundert runzle ich dir Stirn. Auf mir liegt ein Hemd. Von wem ist das? Plötzlich spüre ich zwei Arme auf meinem Körper und zucke heftig zurück. Ich versuche die Person mit meiner gesunden Hand weg zuschubsen, doch ich bin zu schwach. Der Mann flüstert nur ein leises "Shhh.." und schon schiebt er einen Arm unter meine Kniekehlen und den anderen Arm platziert er um meine Schulter. Als er mich hochhebt, drückt er leicht auf meinen verletzten Arm, weshalb ich

kurz leise aufschreie. Sofort schießen mir Tränen in die Augen und gleichzeitig spüre ich wie er zusammen zuckt und seinen Griff etwas lockert. Während er mich trägt, bewege ich mich nicht und bin erstarrt. Ich traue mich nicht ihm ins Gesicht zu schauen und halte meinen Blick daher gesenkt. Im Haus werde ich auf etwas weiches gelegt, sofort setzte ich mich auf und mache mich klein. Das Hemd presse ich fest auf meinen halbnackten Körper. Zum einen um meine Blöße zu verdecken und weil mir kalt ist. Anschließend wische ich mir mit meiner gesunden Hand die Tränen aus dem Gesicht und traue mich

aufzuschauen. Zuerst sehe ich einen braunen Parkettboden und dann einen kleinen Couchtisch. Als mein Blick weiter höher geht, sehe ich schwarze Socken vor einem beigen Sofa. Daraufhin sehe ich, dass er eine Jogginghose anhat, aber kein T-shirt. Er sitzt Oberkörper frei vor mir und sofort versteife ich mich und presse mich mehr in den Sessel, auf dem ich sitze. Was wenn es ein anderer Mann ist, an den mich meine Eltern verkaufen wollen? Oder, wenn es der Partner von Tom ist? Was soll ich dann tun? Eine mir bekannte Stimme reißt mich

aus meinen Gedanken. "Rebecca, hier bist du in Sicherheit, versprochen!" Mein Blick schnellt blitzschnell zu seinem Kopf, um zu gucken ob das möglich ist. Ja, er ist es! Das ist niemand, den meine Eltern geschickt haben! "Herr Mavcer!?" Damit springe ich auf und umarme ihn fest. Ich bin so erleichtert, dass er es ist und niemnad anderes. Niemand anderes, der mit weh tun will. Wieder fange ich an zu weinen, gefolgt von meinen Schluchzern. Kurz passiert gar nichts, dann spüre ich

seine Arme auf meinem Rücken. Sofort bekomme ich das Gefühl der Sicherheit. Ja ich fühle mich sicher. Kurze Zeit später, spüre ich wie er sein Hemd zwischen unseren Körpern hervorzieht. Sofort bekomme ich Zweifel, ob er nicht doh wie Tom ist. Ich verspanne mich. Will mich sofort lösen und Raum zwischen ihn und mich bringen, als ich das Hemd auf meinem Rücken spüre. "Zieh das an, komm. Sonst wirst du noch krank." Überrascht schaue ich auf und sehe, wie er mich warm anlächelt. Sein Lächeln erwidernd ziehe ich das Hemd an. Was

am Anfang schwer ist, da ich ihn noch umarmte, da ich halbnackt bin. Aber nachdem ich ihn angelächelt habe, hat er sein Kopf weggedreht. Ich glaube sogar er hat seine Augen geschlossen. Mit meinen noch immer etwas zitternden Fingern knöpfe ich mein Hemd zu und sage dann leise: "Fertig." Herr Mavcer dreht sich wieder zu mir um und nimmt vorsichtig meine Hand, wobei ich aber zusammen zucke und meine Hand zurück ziehend einige Schritte zurück weiche. Erschrocken schaue ich ihn mit großen Augen an. Die Umarmung ist nur aus einer Laune heraus zustande gekommen. Dabei war

ich einfach nur froh und erleicht darüber, dass es nicht Tom oder jemand anderes ist, den meine Eltern geschickt haben. Sondern jemand, den ich kannte. Zwar erst seit kurzem, aber immerhin. "Rebecca, ich tu dir nichts! Glaub mir!" "Versprochen?", frage ich mit leiser krächzender Stimme. Sofort antwortet er mit einem kräftigen: "Verspochen!" Gleichzeitig macht er einen Schritt auf mich zu. ch erwidere nichts und gehe den Schritt, den Herr Mavcer auf mich zu gemacht hat, zurück. Er seufzt tief und setzt dann wieder an eine Erklärung abzugeben: "Ich wollte

dich hoch ins Badezimmer führen, weil ich dachte, du würdest dich gerne ... naja .. waschen." "Ja, aber ich habe doch alle meine Sachen neben an", flüstere ich zurück. Verwundert runzelt er dir Stirn. "Wohnst du hier neben an?" Darauf nicke ich nur. Anschließend geht Herr Mavcer hoch und lässt mich hier stehen. Schon wieder kommen die Zweifel, die Panik, die Angst. Aber kurz darauf kommt er schon mit einer langen Hose, die wahrscheinlich ihm gehört. "Hier, zieh die an, dann gehen wir rüber und du holst deine Sachen. Dann kannst du auch bei dir duschen, wenn du willst.

Apropos, wo sind deine Eltern? " Ein kurzes Nicken meinserseits bestätigt sein Angebot, sodass ich ihm signaliesiere, dass ich die Hose anziehen will. Seine Frage über meine Eltern ignoriere ich geflissentlich. Er dreht sich um, ich zieh mich um und dann gehen wir durch die Gärten zu meinem Haus, da ich keinen Schlüssel habe. Dabei halte ich stets eine geräumige Distanz zwischen uns. Vor der Terrassentüre bleibe ich unsicher stehen. Was wenn er wieder im Haus ist? Die Angst steigt in mir auf und voller Panik kann ich nicht still stehen, letzten Endes gehe ich sogar einige Shritte

zurück, für den Fall der Fälle. Mein Blick ist auf den Boden gerichtet, sodass Herr Mavcers Verschwinden erst bemerke, als er mich zu sich ins Haus ruft, da niemand da ist. Leise mit langsamen Schritten gehe ich ins Haus. "Ich warte hier im Wohnzimmer, okay?", fragt mich Herr Mavcer, der in der Tür zum Wohnzimmer steht. Wieder nicke ich nur und laufe dann schnell dir Treppen hoch in mein Zimmer. Dort schnappe ich mir lange Sachen und flitze dann ins Bad. Dort schließe ich zuerst die Tür mit dem Schlüssel ab und dann schiebe ich den kleinen Schrank neben dem Waschbecken

vor die Tür, da dieser nach innen geöffnet wird. Schnell ziehe ich die Klamotten aus und stelle mich anschließend unter den warmen Wasserstrahl, doch die Wärme tut mir nicht gut. So drehe ich das Wasser auf kalt und dusche mich so gründlich wie es geht. Währenddessen laufen mir ununterbrochen die Tränen, da die Erinnerungen wieder hochkommen.

Kapitel 14

Gefühlte Stunden später steige ich aus der Dusche und ziehe mich so schnell es geht an. Anschließend gehe ich runter, zeige mich Herr Mavcer und will wieder gehen, als micu Herr Mavcers Stimme aufhält. "Warte, wohin gehst du? Du wohnst doch hier, außerdem möchte ich noch mit dir reden." "Ich will nicht in diesem Haus sein. Es erinnern mich zu viele Dinge an IHN", bringe ich krächzend in einem Flüsterton von mir. Damit drehe ich mich auf der Stelle um und laufe durch die Hintergärten nach

nebenan in sein Haus uns setzte michhauf die Couch. Das Haus hat einfach keine guten Erinnerungen mehr für mich. All guten Erinnerungen werden von de Schlechten überdeckt. Erst die Sache mit meinen Eltern an meinem Geburtstag, gefolgt von Tom. Dann dir ganzen einsamen Tage voller Trauer und Angst. Aber am schlimmsten ist das, was heute passiert ist. Ich fange am ganzen Körper an zu zittern, obwohl ich weiß, dass mir jetzt keine Gefahr mehr droht. Nicht bei Herr Mavcer. Sofort nach mir betritt Herr Mavcer das Wohnzimmer und setzt sich neben mich. Gott sei dank, mit genügend

Abstand. Eine bedrückende Stille herrschtherrscht zwischen uns, welche ich aber nicht btechen möchte. Minuten vergehen, die mir wie Stunden vorkommen. Aus dem Augenwinkel, sehe ich wir er mich die ganze Zeit anguckt, aber dies führt nicht zu einer Panikreaktion meinerseits. Aber warum? Weil ich ihn kenne und ihm vertraue? Jedenfalls fühle ich mich eher beschützt. "Willst du mir erzählen, warum du nicht bei dir zu Hause sein willst?" Seine Stimme reißt mich aus meinen Grübeleien. Ich bleibe stumm, nicht bereit ihm zu 100% zu vertrauen. Obwohl ich keine

Amgst vor ihm habe, kann ich ihm nicht alles anvertrauen. Aus Angst, dass er mich auch als Miststück ansieht, wie meine Eltern und er. Bei meinen Eltern weiß ich, dass sie es nicht so meinen, ok vielleicht meinen sie es jetzt so, aber nur, weil sie unzufrieden sind. Wenn sie sich beruhigt haben und wieder zurück kommen, dann wird alles wieder wie vorher. Ich weiß sie lieben mich. Bei Ihm ist es so, dass er krank ist, da bin ich mir wirklich sicher. Welcher Menach würde so etwas denn sonst tun? Niemand! Herr Mavcer wartet noch immer auf eine Antwort bin mir, deswegen schüttele ich

nur meinen Kopf, ohne ihn anzuschauen. Dies akzeptiert er dann auch nach minutenlangem Schweigen. "Ok, dann rufe ich jetzt deine Eltern an. Du kannst nicht alleine bleiben und mit mir redest du ja nicht. Die Nummer habe ich ja von der Schule bekommen", beschließt Herr Mavcer. Geschockt schaue ich letutemdlich doch zu ihm auf und spüre schon die ersten Tränen meine Wangen runter laufen. Er ist währenddessen aufgestanden und sucht im Schrank irgendwas. Ich kann es nicht fassen, er kann doch meine Eltern nicht anrufen. Nicht jetzt! Sie müssen von alleine kommen, sonst werden sie nicht wieder die alten und

bringen wieder so einen kranken Typen mit! Aber das weiß er nicht. Soll ich es ihm sagen, oder nicht? Ich glaube ich muss, da ich sowas nicht riskieren kann, nicht darf. Ich möchte soetwas nicht wieder erleben. Am Liebsten nie wieder. "Nein, bitte nicht!", rufe ich lauf, ohne darüber nachgedacht zu haben, was ich ihm sagen will. So dreht er sich überrascht zu mir um und ich sehe, dass er ein kleines Notizbuch in der Hand hält. Sekunden vergehen, in denen niemand etwas sagt, wir uns nur stumm in die Augen schauen. Nervös wie ich bin,

spiele ich mit dem Saum meines T-shirts rum. Endlich nach qualvollen Sekunden kommt er mit langsamen Schritten auf mich zu und setzt sich neben mich. "Wieso nicht? Wo sind sie denn?" Ich kann ihm nicht dir Wahrheit sagen, es ist viel zu früh. Ich vertraue ihm einfach nicht. Ja, ich fühle mich sicher und geborgen. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass er mir nichts tun wird. Aber von Vertrauen kann da nicht die Rede sein. "Das geht Sie nichts an!", antworte ich ihm etwas zu patzig, aber das ist mir gerade wirklich egal. Ich möchte nur nicht über meine Eltern

sprechen. Seine Gesichtszüge verhärten sich plötzlich, doch schon kurz darauf werden sie weicher. Er lächelt mich an und dann wandert sein Blick von meinem Gesicht runter. Er runzelt die Stirn und kräuselt die Lippen. "Was hast du mit deiner Hand gemacht?", fragt er mich, während er das Thema urplötzlich wechselt. Diesmal beiße ich einfach auf meine Zunge, damit mir nichts freches entkommt, und schüttle meinen Kopf einfach. Währenddessen schaue ich ihm genau in die Augen. Sofort flackert ein Hauch von Enttäuschung in ihnen und Herr

Mavcer wendet sich von mir ab. Gleichzeit bekomme ich Sorgen, ob er mich jetzt einfach wegschickt und mich alleine lässt. Ich habe Angst vor der Einsamkeit. Ich war schon so lange alleine. Außerdem war es der Grund für den Zwischenfall. Ich will nicht, dass ea wieder passiert. Aus diesem Grund greife ich augenblicklich nach seinem Arm und ziehe ihn wieder runter, sodass es er sich wieder setzt. Sein Gesichtsausdruck weist auf nichts hin. So nehme ich all meinen Mut zusammen und antworte ihm mit krächzender Stimme: "Ich bin hingefallen, als.. T-t-o.." doch weiter kann ich nicht sprechen.

Viel zu schmerzhaft ist die Erinnerung. "Pschhhh..Alles ist gut. Ich tu dir nichts und sonst auch niemand mehr. Du bist in Sicherheit." Herr Mavcer legt langsam seine Arme um mich und zieht mich an sich. Sofort versteife ich mich. Doch entspanne mich wieder, als er mit seiner Hand meinen Rücken hoch und runter fährt. Dabei ist seine Hand nie weiter unten als die Mitte meines Rückens. So sitzen wir eine Weile da, während ich leise vor mich hin weine und mich mein Lehrer tröstet. Ich weiß nicht, wie lange wir so da sitzen. Vielleicht nur Minuten oder sogar Stunden. Aber trotzdem wird es nicht unangenehm. Ich fühle mich einfach

geborgen. Ein angenehmes Prickeln durchfährt mich. Seit über einem Jahr war ich immer alleine. Aber jetzt nicht mehr. "Du musst nicht darüber reden, nicht wenn du nicht willst. Aber irgendwann solltest du mit jemandem darüber reden. Okay?" "Versprochen?", frage ich nochmal nach, um sicher gehen zu können. "Verprochen!", erwidert er schmunzelnd. Daraufhin muss ich auch leicht lächeln. Zwar nur ein kleines Lächeln, dafür aber ein ehrliches. "Also zurück zum Thema: Hand. Darf ich mal sehen?", rudert Herr Mavcer wieder auf das vorige Thema

zurück. "Herr Mavcer...", fange ich an, werde jedoch sofort von meinem Gegenüber unterbrochen. "Jacen. Nenn mich Jacen. Duz mich ruhig." Daraufhin erntet er nur einen skeptischen Blick meinerseits. Ein schallendes Gelächter bricht die aufkommende Stille. Etwas verunsichert schaue ich ihn an und ernte nur einen aufmunterndes Lächeln.daraufhin stimme ich etwas stockend zu und stelle meine Frage von vorhin Jacen. Jacen. Es fühlt sich echt komisch an, mienen Lehrer duzen und mit Vornamen anprechen zu können.

Aber andererseits ist es auch ungewöhnlich sich bei seinem Lehrer wohl zu fühlen. Nein, ich werde ihn doch nicht duzen. Es ist einfach zu komisch. "Herr Mavcer, Sie sind doch ein Lehrer, woher wollen Sie wissen, was mit meinem Handgelenk ist? Sind Sie jetzt auch Arzt?" "Nein, nein", winkt Herr Mavcer sofort wieder ab. "Ich war als Junge immer etwas hyperaktiv, da war es nicht unüblich, dass ich mir etwas gebrochen, geprellt, angeknackst, ausgerenkt oder verstaucht habe." Langsam strecke ich meinen rechten Arm

aus und muss mir ein schmerzvolles Stöhnen verkneifen. Trotzdem entweicht mir ein Wimmern. Mit snaften Fingern umfasst er meinen Ellbogen mit seiner linken Hand und meine Hand mit seiner rechten. Dann schiebt er meinen Ärmel ganz sanft nach oben, ohne dass ich es spüre.ich schließe meine Augen, da ich meinen Arm einfah nicht sehen will. Das letzte Mal war er grün und blau. Das will ich mir nicht wieder antun. Herr Mavcer holt zischend Luft und lässt meinen Arm dann los. Anschließend höre ich dumpfe Schritte, die immer leiser werden. Anscheinend geht Herr Mavcer weg, aber

wohin?! Sofort schleichen sich Zweifel und Angst an ubd ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Meine Augen aufreißend springe ich auf schaue mih hecktisch um. Jedoch kann ich Herr Mavcer nicht mehr im Wohnzimmer sehen. So laufe ich weiter durch die Tür und lande auf dem Flur. Laut rufe ich nach Herrn Mavcer, bekomme aber keine Antwort. Gerade als sich Panik in mir breit zu machen scheint, kommt er die Treppen runter. In der einen Hand ein Verbandskasten und in der anderen ein Holzkochlöffel. Er wirft mir einen verwirrten fragenden Blick zu, doch ich drehe ihm schnell den

Rückrn zu und kehre wieder zum Wohnzimmer zurück. Das ist echt peinlich. Ich hoffe er hat nichts gemerkt. Ich setze mich aufs Sofa und schaue zu Herr Mavcer, der sich lächelnd neben mich setzt. Sofort schießt mir die Schamesröte ins Gesicht. Automatisch senkt sich mein Blick und ich höre Herr Mavcer unterdrückt lachen. Na super. Das fängt ja super an.

Kapitel 15

Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, um ihn abzulenken, doch irgendwie klappt es nicht so wie ich will. Nach einigen Sekunden der Stille legt Herr Mavcer den Kochlöffel und den Verband zwischen uns auf den Sessel. Sofort frage ich skeptisch nach, wofür denn der Kochlöffel ist. "Dein Arm ist gebrochen, da die Fahrt zum Arzt etwas dauert und wir dann noch Stunden warten müssen, brauchst du eine Schiene." Ein Schock durchfährt mich. Ich kann nicht zum Arzt! Das ist viel zu auffällig, was wenn die das Jugendamt

benachtigen? Oder wenn Tom dort auf mich wartet?! Er weiß, dass ich verletzt bin! Ich reiße die Augen auf, während ich meine Stirn runzle. "NEIN", schreie ich auf, worauf Herr Mavcer zusammen zuckt. "Was? Was, nein?", fragt er verwirrt nach, während auch er nun seine Stirn runzelt. "Ich will nicht zum Arzt. Ich kann nicht...", flüstere ich leise ängstlich und breche am Ende ab. Herr Mavcer will nach meinen Händen greifen, doch da ich zusammen zucke, lässt er es sein. Stattdessen fragt er mich nach dem Grund für meine

Angst. Und wieder stecke ich in einer Zwickmühle. Wenn ich es ihm erzähle, muss ich ihm die ganze Geschichte, auch von meinen Eltern, erzählen. Dazu bin ich aber nicht bereit. Aber wenn ich es nicht erzähle, were ich mit einem gebrochenen Arm rum laufen, welches falsch zusammenwachsen kann. Eine schnelle Entscheidung muss her! Aber wie? Ich möchte nicht mein ganzes restliches Leben Schmerzen haben, aber ich möchte auch nicht riskieren, dass alles ans Licht kommt. Denn, dann werde ich meine Eltern nie wieder sehen. Ich bin mir sicher, sie kommen bald zurück. Weil sie

mich lieben. Nein, meine Eltern werde ich nicht verlieren, lieber habe ich Schmerzen, als für den Rest meines Lebens alleine zu sein. Gut, jetzt brauche ich nur noch eine Ausrede, die ich Herrn Mavcer auftischen kann. Irgendwas einfaches, plausibles, aber doch aussagekräftig. Was verbindet man zuerst mit einem Arzt? .... Spritzen! "Ich habe panische Angst vor Spritzen!", erwidere ich nach gefühlten Stunden auf seine Frage. Aber sofort verdunkelt sich sein Gesicht. Mist! Er glaubt mir nicht! Anklagend hebt er eine Augenbraue, so

als würde er 'Willst du mich auf den Arm nehmen?' sagen wollen. Ich senke meine Blick, da ich mir sicher nin, dass mir meine Panik ins Gesicht geschrieben steht. Ein krächzendes 'Ja' ertönt und Herr Mavcer steht schnaubend auf. "Das glaubst du doch selbst nicht! Rebecca, du nusst mir schon die Wahrheit sagen, damit ich dir auch helfen kann! Hör mal. Ich weiß, dass irgendwas mit deinen Eltern los ist. Erinnerst du dich noch an den Tag da habe ich dich gefragt, ob alles ok ist, bei dir zu Hause. An dem Tag habe ich sie angerufen.

Deine Mutter hat abgehoben, doch kaum, dass sie meinen Namen gehört hat und dass ich dein Lehrer bin, hat sie sofort aufgelegt.", erklärt Herr Mavcer aufgebracht. Schaut mich auffordernd an, doch ich halte den Blick gesenkt und beobachte ihn weiter aus den Blickwinkeln. Als er mein Nichtstun bemerkt, hockt er sich vor mich und hebt mein Kinn hoch, sodass ich ihn automatisch anschauen muss. "Du brauchst keine Angst vor deinen Eltern haben, wenn du mir die Wahrheit sagst, dann gehen wir zusammen zur Polizei und sie werden dir nie wieder etwas tun,

ok?" "Ich will sie nicht verlieren...", entweicht meinen Lippen ungewollt, sodass ich mir sofort auf die Unterlippe beiße und abbreche. Als Herr Mavcer etwas erwidern will, komme ich ihm zuvor. "Es ist alles in Ordnung, sie sind nur bei Verwandten, weil ..... ähm meine ... meine Oma krank ist. Sie müssen sie pflegen. " Und wieder eine Lüge. Müde und enttäuscht atmet Herr Mavcer laut aus und murmelt etwas vor sich hin, was sich wie "Wenn sie bereit ist, erzählt sie es mir schon" anhört. Ich bin mir aber nicht sicher, deswegen schweige

ich weiter. "Du willst nicht zum Arzt, ok. Aber dein Arm müssen wir trotzdem schienen." So reiche ich ihm meinen Arm und er schient ihn, auch wenn es wirklich sehr weh tut, entweicht mir kein einziger Laut. Danach sitzen wir schweigend da und machen gar nichts. Ab und zu werfe ich Herrn Mavcer kurze Seitenblicke zu, aber er merkt es nicht, zum Glück. Er schaut konzentriert auf seine Hände, runzelt die Stirn, verlagert sein Gewicht und setzt sich am Ende doch wieder entspannt auf. Dies wiederholt sich immer und immer

wieder. Bis er plötzlich aufspringt und wie ein Honigkuchenpferd von einem Ohr zum anderen lächelt. Verwirrt schaue ich auf und öffne meinen Mund, doch bevor ich einen Ton von mir geben kann, verkündet er mir, dass er die passende Lösung für unseren Problem hat. "Meine Schwester studiert Medizin. Und sie ist in ihrem letzten Semester!ich rufe sie einfach an und sie kümmert sich um deinen Arm!", erläutert er seinen Plan. Geschockt weiten sich meine Augen. Das ist doch nicht wirklich sein Ernst?! Oder? Verzweiflung macht sich in mir breit.

Was, wenn sie irgendwas den Behörden meldet? Oder, wenn sie Verdacht schöpft? Vehement schüttle ich meinen Kopf, um meine Abneigung zu verdeutlichen. Daraufhin setzt er sich wieder neben mich und versichert mir, dass sie vertrauenswürdig ist. "Ich rede mit ihr und dann wird sie auch niemandem etwas verraten. Außerdem darf sie eigentlich niemanden behandeln, aber für mich wird sie es tun. Ich verspreche dir, es wird sich nichts verändern, okay? Ich erzähle ihr einfach, dass deine Eltern sich keinen Arztbesuch leisten können.

Versprochen!" Ich bin hin und her gerissen. Ich möchte nicht einen schief gewachsenen Knochen in meinem Arm haben und diese Schmerzen für immer erleiden müssen, aber andererseits besteht die Gefahr, dass sie nicht dicht hält und alles raus kommt. Dann lande ich in einem Heim, meine Eltern im Knast und ich wäre für immer alleine. "Du brauchst gar nicht so lange zu überlegen, denn du hast keine andere Wahl, als zuzustimmen, da entweder Bailey, meine Schwester, dich behandelt oder wir gehen zu deinem Hausarzt", schallt die Stimme von Herr Mavcer

durch die Stille. Ein Blick in seine Augen, überzeugen mich von seinem Entschluss, sowie der Tatsache, dass er sich nicht davon abbringen lassen wird, mich behandeln zu lassen. So seufze ich, teils erleichtert, teils ängstlich wegen der ungewissen Zukunft, auf und nicke ergeben. Mit einem "Bin gleich wieder da!" verschwindet Herr Mavcer mit seinem Handy in der Hand aus dem Raum. Ich bleibe einfach nur sitzen. Die ganzen Ereignisse haben mich müde gemacht, doch ich möchte nicht daran denken. Ich möchte an gar nichts mehr denken, so versuche ich einfach nur an nichts zu

denken. Doch kurze Zeit später fallen mir die Augen immer mal wieder zu. Hartnäckig kämpfe ich dagegen an, doch ein Blick nach draußen verdeutlicht mir, dass ich keine Chance habe zu siegen, denn es ist stockdunkel draußen. So sitze ich noch einige Minuten alleine rum und höre der gedämpften Stimme vin Herr Mavcer zu. Doch schon fallen mir langsam aber sicher meine Augen zu. Das nächste was ich durch den dichten Schleier des Schlafes wahrnehme, ist das Gefühl der Schwerelosigkeit und eine angenehme Wärme sehr dicht an mir.

Kapitel 16


Warme Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Ich drehe mich auf die andere Seite, um ihnen zu entkommen. So drücke ich mein Gesicht fester in mein Gesicht und schließe meine Augen. Doch der Versuch zu Schlafen scheitert kläglich, als mir ein bekannter Geruch in die Nase steigt. Herr Mavcers Geruch. Abrupt hebe ich meinen Kopf in die Höhe, um nicht länger diesen Geruch einatmen zu müssen. Doch mit dieser Bewegung kommen alle Errinnerungen wieder zurück und ich rolle mich energisch zurück. Doch ich

habe zu viel Schwung, sodass ich vom Bett runter fliege. Mit einem Mal bin ich hellwach und drehe mich stöhnend wieder auf meinen Rücken. Die Landung wäre nicht so schmerzvoll geworden, wäre ich überall nur nicht auf meinem gebrochenen Arm gelandet. Nach qualvollen Sekunden rapple ich mich schließlich doch auf und schaue mich um. Das letzte an das ich mich erinnere, ist wie mich die Müdigkeit im Wohnzimmer überrumpelt hat. Und jetzt bin ich in einem Schlafzimmer. ICH BIN IN EINEM SCHLAFZIMMER! Erschrocken schaue ich mich wider hecktisch um, doch in diesem Raum ist

sonst niemand zusehen und ich habe auch alle meine Klamotten an, was sich mit einem kurzen Blick bestätigt. Dadurch etwas beruhigt, gehe ich aus dem Zimmer raus. Ich lande in einem langen Flur, der mir zwar bekannt vorkommt, aber mir nicht wirklich weiter hilft. So gehe ich ihn einfach entlang und komme schließlich in dem Wohnzimmer von Herrn Mavcer an. Auf den ersten Blick ist alles so wie gestern Abend, doch kurz darauf entdecke ich das Kissen und die zusammengefaltete Decke auf dem Sofa. Herr Mavcer muss mich wohl in sein Bett gelegt haben und selbst hat er auf dem Sofa geschlafen. Mut dieser

Erkenntnis beschleicht leicht mich ein schlechtes Gewissen. Ich bereite wirklich jedem Probleme: Nicht nur meinen Eltern, meiner besten Freundin, sondern jetzt auch noch meinem Lehrer! Ein wirklich leckerer Geruch reißt mich aus meinen Gedanken, sodass ich mich zur Quelle begeben. Wie zu erwarten, lande ich in der Küche. Doch nicht zu erwarten war der Anblick, der sich mir jetzt bietet. Der Küchentisch ist reichlich gedeckt mit frisch gebackenen, knackigen Brötchen, Croissants, klein geschnittenen Tomaten und Gurken, sowie Käse, Marmelade und was sonst alles zu einem

anständigen Frühstück dazu gehört. Genießerisch arme ich den frischen Geruch der Croissants ein und schließe meine Augen. Doch kaum will ich mich dem hingeben, reißen mich dumpfe Schritte hinter mir gewaltsam wieder in die Gegenwart. Ich hechte vor, schnappe mir ein Messer vom Tisch und drehe mich mit erhobenem Messer zu der Person hinter mir um. "Hey, ganz ruhig. Ich bin es." Sofort lege ich das Messer wieder auf den Tisch und murmle beschämt eine Entschuldigung in Herr Mavcers Richtung. Er bedeutet mir mich an den Tisch zu setzen, während er den Tisch einmal

umrundet und sich dann an den Herd stellt und mit Löffel und Topf rum hantiert. Zögerlich setze ich mich auf den Stuhl gegenüber dem Herd, welcher direkt vor der Tür ist. Erst ist es leise, doch dann hört man ein Knacken und es brutzelt leise. Als mir schließlich in den Sinn kommt, dass er Eier macht, fragt er mich schon, wie ich mein Ei haben will. Daraufhin düstere ich mit leiser Stimme: "Keine Ahnung." Ein raues Lachen ertönt. "Du musst doch wissen, wie du dein Ei isst. Willst du ein Spiegelei nur mit Salz und oder/ Peperoni, oder mit Pilzen, Kartoffeln oder

Tomaten?" Während er das fragt, schaut er mich die ganze Zeit über an. Obwohl ich meinen Blick senken will, hält mir irgendwas an seinem Blick tief in seinem Bann fest. So erwidere ich seinen Blick und gebe ihm eine ehrliche Antwort. "Meine Mutter hat mir immer hart gekochte Eier gemacht, weil sie keine Zeit hatte morgens so lange am Herd zu stehen. Und als sie weggegangen ist, war ich 13, da habe ich mich nicht getraut Eier zu machen. Also entscheiden sie bitte für mich." Während meiner kleinen Antwort, zieht Herr Mavcer seine Augenbrauen vor Überraschung hoch und seine Augen

werden auch ganz groß. So räuspert er sich erst einmal und setzt dann erst an zu sprechen. "Ähm, ich ... Ich würde sagen Eier mit Kartoffeln, okay?" Ich nicke als Antwort und Herr Mavcer dreht sich wieder dem Herd zu. Doch keine Sekunde später dreht er sich wieder zu mir um und fragt mich: "Willst du mir auch erzählen, warum deine Eltern weggegangen sind?" Ich spüre wie mein Gesichtsausdruck sich verhärtet, sodass ich ihn kalt anschaue. Ich habe mir aber vorhin innerlich geschworen ihn nicht mehr anzulügen, da er sich für mich interessiert, im

Gegensatz zu meinen Eltern. So antworte ich distanziert: "Unüberbrückbare Differenzen." Damit breche ich den Blickkontakt ab und er dreht sich wieder dem Herd zu. Innerhalb von zwei Minuten hat Herr Mavcer uns beiden leckere Eier mit Kartoffeln gezaubert. Zusammen essen wir und schließlich räumen wir den Tisch auf und begeben uns dann ins Wohnzimmer. Dort setzen wir uns auf den Sessel und schweigen erst einmal. Man merkt ihm an, dass er irgendetwas sagen will. Aber er tut es nicht. So beschließe ich diese Stille endlich zu durchbrechen und stelle ihm die einzige

Möhliche frage, die mir einfällt. "Ähm, was ist denn jetzt mit meinem Arm?" Sofort schaut Herr Mavcer mich an und antwortet mit einer reuevollen Stimme: "Du hast bestimmt Schmerzen. Warte hier, ich bring dir ein Schmerzmittel." Kaum, dass ich blinzelte, ist er schon aufgestanden und fast in der Küche. 'Eigentlich meinte ich das gar nicht. Die Frage bezog sich auf seine Schwester.' Gerade als ich dies äußern wollte, kam er scjon mit der Tablette zurück und mit der Erinnerung auch die Schmerzen. So schlucke ich die Tablette und spüle mit Wasser nach. Anschließend wende ich mich wieder

ihm zu und spreche diesmal das aus, was mir auch wirklich auf der Zunge lag. "Herr Mavcer meinten, Sie meinten ihre Schwester könnte mir den Arm schienen.... ähm wann kommt sie denn? Sie kommt doch oder?" Fragend schaue ich ihn an, bis er mir mit einem Lächeln und einem Nicken meine erwartete Antwort gibt. "Ja es ist aber so... ich mein... uhh verdammt ist das schwer." verwirrt schaue ich ihn an, während er überall hin schaut nur nicht in mein Gesicht. Tief atmet er ein und setzt erneut zum Sprechen an. "Meine Schwester .... sie heißt Bailey, wie ich schon sagte. Sie kann erst

Montagabend kommen." Den letzten Zeil des Satzes spricht er so schnell aus, dass ich erst eine Weile nachdenken muss. Entschuldigend schaut er mich an, während ich mit meinem Kiefer kämpfe, damit er dieser auf keinen Fall Bekanntschaft mit dem Boden macht. Montagabend heißt, dass ich noch mehr als zwei Tage mit diesen Schmerzen durchhalten muss. Gestern habe ich es nicht wirklich gespürt, da ich ehrlich gesagt unter Schock stand und, ich denke, noch einiges an Adrenalin in meinem Blut hatte. "Wenigstens hast du keine Schule am Montag und deswegen sogar Sturmfrei!", versucht Herr Mavcer etwas positives aus

der Situation zu gewinnen. Doch für mich gibt es die nicht. Außerdem, wer sagt denn, dass ich hier bleibe, bis seine Schwester kommt? Niemand! Ich reiße mich zusammen und erwidere so gleichgültig und reif wie möglich: "Ich habe seit über einem Jahr sturmfrei, da ist es nicht Neues. Aber wer sagt denn, dass ich hier bleibe?" "Ich werde dich ganz sicher nicht alleine in dieses Haus zurück schicken. Wer weiß, vielleicht kommt der Typ ja wieder zurück?!", erwidert Herr Mavcer mit einer festen Stimme. Und spätestens jetzt wird mir klar, dass er es wirklich ernst meint. Sein Blick lässt keine Widerworte zu, sodass ich lieber die

Klappe halte. Zum einen bewundere ich ihn ehrlich gesagt dafür, dass er mich bei sich aufgenommen hat, während meine eigenen Eltern mich verlassen haben. Aber andererseits habe ich auch Bedenken, da er auch ein Mann ist und dies alles einfach nur eine Masche sein kann, oder? Habe ich denn eine andere Wahl? Aber auch wenn nicht, bis jetzt war er sehr nett. Er hat mich weder bedrängt, noch begrabscht oder angeschrien. In meinem Haus müsste ich die ganze Zeit Angst haben, dass Tom wieder auftaucht, aber hier wäre es nicht so. Hier würde Tom es nicht wagen, da Herr Mavcer hier ist, bei mir.

Aber wenn ich ehrlich bin, macht mir das auch ganz schön Angst. Ich meine ich kenne ihn erst einige Wochen, weil er mein Lehrer ist und trotzdem fühle ich mich in Sicherheit bei ihm. Wie kann das sein? Ich verstehe es einfach nicht. Ich bin mir sicher bei irgendeiner anderen Person, wäre ich schreiend weggelaufen, hätte ich nicht Herrn Mavcer sondern jemand anderes gesehen nach dem Vorfall. Aber nein ich bin ihm in die Arme gelaufen. Ein leichtes Pochen in meinen Schläfen signalisiert mir, dass ich mal wieser viel zu sehr grüble. Aber ich muss mich jetzt entscheiden: bleibe ich hier und vertraue

ihm oder sage ich ihm, dass ich ihm nicht vertrauen kann und versuche abzuhauen? Riskiere aber auch gleichzeitig die Person zu verlieren, die bereit ist mir zu helfen, auch wenn es ein Mann ist? Ich schließe die Augen und atme tief ein und wieder aus. Langsam bewegt sich mein Kopf hoch und wieder runter, ich nicke. Alles mit geschlossenen Augen. Als ich jedoch keine Reaktion bekomme, öffne ich meine Augen und bin überrascht alleine zu sein. Mein Blick wandert unruhig durch den Raum, nur um festzustellen, dass ich wirklich alleine bin. Verwirrung macht sich in mir breit. Wieso ist er denn jetzt

gegangen? Er wollte mich doch überreden hier zu bleiben, oder nicht? Langsam stehe ich auf und horche nach Geräuschen, die mich zu ihm führen könnten. Lange Zeit ist es aber so stille, dass man eine Stecknadel fallen lassen hätte können und man hätte sie gehört. So komme ich mir etwas bescheuert vor, wie ich hier stehe und der Stille zuhöre. Fast hätte ich sogar über mich selbst gelacht, doch dann höre ich ein Wasserrauschen, wahrscheinlich aus der Küche. So wende ich mich in Richtung Küche und gehe auf diese zu, nachdem ich mir selber noch selber Mut zugesprochen

habe. Dort treffe ich wie zu erwarten auf Herrn Mavcer. Ich räuspere mich und will es einfach schnell hinter mich bringen. Ich schäme mich etwas. So sage ich in einem Flüsterton mit schwacher Stimme "Ok" und will schon wieder gehen, als mich eine Hand am Ellbogen festhält und umdreht. "Lass uns reden" ist das Einzige, was er sagt bevor er mich ins Wohnsimmer dirigiert. Ok, es bleibt anscheinend nicht bei einem einfachen ok. Verdammt!

Kapitel 17

Wieder setzen wir uns im Wohnzimmer zusammen. Doch ich kann ihn nicht anschauen. Ich schäme mich viel zu sehr, sodass ich erst überall hinschaue, nur nicht in sein Gesicht oder in seine Richtung. Letztlich senke ich jedoch mein Blick und warte ab. Warte ab, was jetzt passieren wird. Doch wider meinen Erwartungen dauert die Wartephase nicht wirklich lange, genauer gesagt gibt es sie fast gar nicht. Mein rumgestiere in der Luft dauerte gefühlte Minuten, wenn nicht sogar Stunden, aber in Wahrheit, waren es nur wenige

Sekunden. So ergreift Herr Mavcer das Wort. "Hör mal, glaub bitte nicht, dass ich jetzt alles entscheiden will oder dass ich dich zu Sachen zwinge oder überzeuge, die du gar nicht willst. Das stimmt nicht. Ich möchte nur die nächste Zeit in deiner Nähe bleiben, damit wer auch immer das war nicht noch einmal in deine Nähe kommt und... ja. Hmmm. Jedenfalls werden wir kleinschrittig vorgehen, okay?" Aus den Augenwinkeln sehe ich ihn mich fragend anschauen. Unzählige Szenarien schießen mir durch den Kopf, wie ich reagieren könnte, was ich sagen könnte, doch sie alle laufen darauf hinaus, dass ich sie doch wieder

verwerfe, weil ich dabei immer mit nein antworte, dies aber nur schkechtes hervorbringt. Außerdem ist sein Vorschlag vernünftiger, als alles was mir eingefallen ist. Mit diesem Gedankengang und der Erinnerung, dass er mir nur helfen will und nichts anderes, nicke ich schließlich. Währenddessen schaue ich ihm fest in die Augen, was jedoch nur von kurzer Dauer ist. Es ist mir einfach unangenehm. "Ok. Und was genau meinen sie damit?" Nach gefühlten Stunden antworte ich ihm und diesmal schaue ich ihn sogar interessiert an und halte den Blickkontakt. Während ich so in seine

Augen schaue, habe ich das Gefühl, er könnte bis in meine Seele schauen. Ohne Verachtung, ohne Mitleid oder diesem Glitzern in den Augen, welches bei Tom immer zu sehen war. Stattdessen strahlten seine Augen eine gewisse Wärme und Stärke aus, als ob er mich allein schon mit seinem Blick vor allem beschützen könnte. Doch in diesem Moment wird mir klar, dass ich mich geirrt habe. Nicht seine Anwesenheit oder seine Blicke waren mir unangenehm, sondern einfach fremd. Ich war die letzten knapp zwei Jahre auf mich allein gestellt und plötzlich kommt er, mein Lehrer und will mir helfen. Außerdem wird mir in diesem

Augenblick deutlich, dass dieses angenehme Gefühl, der Geund für mein Unbehagen ist. Ich fühle mich wohl. Geborgen und frei vin Problemen. Dies erreicht er nur mit einem Blick, was ich bis jetzt nur einmal selber erreicht hatte und darauf bin ich ganz und gar nicht stolz. Durch das Ritzen ging es mir zwar zu dem Zeitpunkt besser, aber das war es dann auch. Danch ... ich will gar nicht mehr daran denken. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, welche keine Sekunde darauf auch in Herr Mavcers Gesicht erscheint. "Kleinschrittig bedeutet für mich, dass wir dich dieses Wochenende aufpäppeln und dann am Montag um deine Hand kümmern.

Wenn das dann hinter uns gebracht ist, müssen wir uns nochmal über deine Eltern und das Kommende unterhalten. Einverstanden?" "Bis Montag schon und danach jedoch nicht mehr. Ich möchte nicht reden. Nicht darüber." Mit einem Mal beschleichen mich Zweifel. Nur weil seine Gesellschaft angenehm ist und mich nicht verschreckt, muss ich doch nicht hier bleiben. Oder? Erwartet er das von mir als Gegenleistung? Aber das ergebe wiederum keinen Sinn, da er mir noch gerade eben gesagt hat, dass er mich zu nichts zwingen wird. Oder etwa nicht? Ach das ist so kompliziert. Oder mache

ich es einfach nur kompliziert? Wie würde er darauf wohl reagieren? Ich riskiere einen Seitenblick auf ihn und merke, dass er mich ansieht. Aber nicht wir ich erwartet habe wütend und enttäuscht, sondern sanft und verständlich. "Okay, dann steht der Plan BIS Montag und dür danach schauen wir später", sagt er und betont das bis deutlich. Ein Stein fällt mir vom Herzen, dass ich nichts falsches gemacht habe. Ein erleichtertes Seufzen entweicht meinen Lippen und ich richte meinen Blick lächelnd nickend wieder auf Herrn Mavcer. Er klatscht daraufhin in die Hände und

fragt mich, was wir heute machen. Daraufhin erntet er jedoch nur einen fragenden Blick. Er muss doch etwas zu tun haben für die Schule, aber auch wenn nicht, hat er ja sicherlich ein eigenes Leben und schon Pläne gehabt. Es ist als ob er meine Gedanken gelesen hätte, denn schon widerlegt er all meine Zweifel. "Ich habe nichts vor und da ich dich nicht alleine lassen will, machen wir etwas zusammen. Außerdem will ich meine Schüler und Schülerinnen besser kennenlernen. Also, was willst du machen? Wir haben den ganzen Tag Zeit." Mit leuchtenden Augen schaue ich ihn an. Ich freue mich endlich nicht alleine

zu sein und jemanden zu haben, der meine Vergangenheit kennt, zwar nur etwas, aber das reicht mir auch schon. Doch auch wenn der Wille da ist, fällt mir erst nichts ein. Erst nach einigen Sekunden antworte ich ihm. "Wie wäre es mit einem Film?" Überrascht schaut er mich an. "Einem Film?" Ich nicke langsam. Seine Reaktion hat mich verunsichert, sodass ich kurz nachdenke, ihm vorzuschlagen, dass er etwas aussuchen soll. Gerade als ich ansetzen wollte, fragt mich Herr Mavcer nach dem Film. Daraufhin schließe ich meinen Mund und

zucke mit meinen Schultern. Herr Mavcer steht dann einfach auf und verlässt das Zimmer. Schon wieder macht sich Verwirrung in mir breit. Und Angst. Ich habe mal wieder ezwas falsch genacht, dass er es satt hat. Mich satt hat. Ich seufze tief und lege mich mit geschlossenen Augen auf den Bauch auf das Sofa. Krampfhaft halte ich die Tränen zurück. Doch schon fließen die ersten Tränen, gefolgt von meinen Schluchzern, die mich durchschütteln. Sekundenlang kämpfe ich weiterhin dagegen an, doch schließlich gebe ich einfach auf und schon verstärken sich meine Tränen, wie auch meine

Schluchzer. Ich fühle mich einfach nur viel zu naiv für diese Welt. Als ob mein Lehrer, MEIN LEHRER!, mich leiden oder mir helfen wollen könnte, wenn schon meine eigenen Eltern mich verlassen haben! Und das schon vor Jahren! So langsam dange ich an sie zu hassen. Meine eigenen Eltern! Wie können sie mir so etwas nur antun? Natürlich ist es genau so auch mit Herrn Mavcer! Ich fass es einfach nicht. Ich bin so dumm, dass ich einem quasi Fremden vertraue, weil er mich gerettet hat und glaube gleich, dass jetzt alles wieder besser

wird. "Hey. Was ist denn los?" Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, aber bringt mich trotzdem nicht dazu aufzuschauen. Im Gegenteil, ich schluchze nur noch stärker. In diesem Moment will ich einfach nur sterben. Wieso bin ich nicht in diese * Badewanne gestorben? Wieso? Erst als Herr Mavcer scharf Luft holt merke ich, dsss ich den letzten Teil nicht gedacht, sondern laut ausgesprochen habe. Ich hasse diese Eigenschaft an mir! Plötzlich werde ich hoch gehoben und sitze anschließen aufrecht auf dem Sofa. Sofort vergrabe ich mein Gesicht in

meinen Händen und dämpfe somit mein Schluchzen. Keine Sekunde später umarmt er mich und streicht mir beruhigend über meinen Rücken. Minutenlang verharren wir in dieser Position, bis ich mich langsam aber sicher beruhige. Schließlich versiegt auch die letzte Träne und es wird still. Trotzdem lässt er mich nicht los und wir sitzen einfach so da. Letzlich bin ich soweit ruhig, dass ich meine Hände von meinem Gesicht nehmen kann und mich langsam aus seiner Umarmung winde. Aber trotzallem bleibe ich still und wische die Tränen weg. "Was war los? Wieso denkst du, dass es besser wäre, wenn du gestorben wärst?",

fragt er mich. Verwundert hebe ich meinen Blick und schaue ihm in die vor Sorge glitzernden Augen. Noch bevor ich richtig darüber nachdenken kann, sprudelt schones aus mir heraus. So nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Außerdem habe ich ja nichts zu verlieren, also wieso nicht? "Ich habe nichts mehr! Wieso also soll ich noch leben?! Meine Eltern, meine einzige beste Freundin, alles habe ich verloren! Sogar meine Jungfräulichkeit hätte ich fast verloren! Was also soll das alles? Jeden Tag lebe ich in Angst vor Tom, also was soll das?! Ich bin es doch eh nicht

wert!" Diesmal kämpfe ich gar nicht gegen die Tränen an, sondern lasse sie einfach laufen. So schaue ich mit verheulten, wahrscheinlich roten Augen zu Herr Mavcer und warte auf irgendetwas. Egal was, hauptsache irgendeine Reaktion. "Nein, Rebecca! Das darfst du nicht glauben! Du bist ein tolles Mädchen und ich weiß, dass deine Eltern dich nicht verdient haben. Ich fasse es nicht, dass sie dich einfach verlassen haben. Denn du bist die Art von Mädchen, die etwas ganz besonderes sind. Glaub an dich! Du bist alles wert!" Dies sagt Herr Mavcer mit so einer Überzeugung, dass ich nicht anders

kann, als ihm zu glauben. Dennoch gibt es eines, was mich belastet. So nehme ich all meinen Mut zusammen und frage zögerlich: "Wirklich? Das sah eben aber nicht so aus. Sie sind einfach aus dem Raum gestürmt..." Betroffen schaut dieser kurz drein bis er zu einer Antwort ansetzt. "Du hast keinen Filmtitel genannt, da wollte ich in meiner Sammlung nachschauen und dich überraschen. Ich wusste ja nicht, dass du gleich die falschen Schlüsse ziehen wirst. Es tut mir leid." Erleichtert nicke ich. Er wollte nur ein Film holen gehen! Das heißt, dass er immer noch für mich da

sein will ud wird. Ich bin nicht allein. "Wie wäre es mit einer Abmachung?" "Eine Abmachung? Was für eine?" Interessiert und neugierig, aber auch etwas skeptisch schaue ich ihn an. Lange muss ich jedoch nicht warten bis ich die gewünschte Information bekomme. "Ganz einfach. Dies war eindeutig ein Missverständnis. Und damit das nicht noch einmal passiert, werden wir immer und überall die Wahrheit sagen. Das heißt nicht, dass du mir jetzt alles sagen musst, sondern nur wie du dich fühlst und was du machen willst, damit ich darauf Rücksicht nehmen kann. Einfach nur Bescheid, sonst kann es sein, dass du mich falsch verstehst. Du musst auch

nicht um Erlaubnis fragen oder so. So wäre es gewiss einfacher die nächsten Tage miteinander zu verbringen, bis Bailey kommt." Vor Überraschung kann ich erst nichts erwidern, obwohl ich eigentlich nur zustimmen will. Auch wenn es etwas komisch sein wird, kann ich mich damit zufrieden geben. So nicke ich nur und möchte eigentlich gleich das Thema wechseln, doch plötzlich fühle ich mich so eingeengt. Mein Hals schnürt sich zu und ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. Tränen treten in meine Augen, unzählige Schluchzer entweichen meinen Lippen und schon sprudelt alles aus mir heraus.

Ohne, dass ich irgendetwss machen kann. Es ist als ob ein Schalter in mir umgestellt worden ist. Ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, fabge ich an zu erzählen. Alles seit meinem 12. Geburtstag, angefangen mit dem Geburtstagsgeschenk, dem Geburtstags-Desaster und meiner Zeit ganz alleine, geprägt von der Angst vor Tom, dem Verlust meiner einzigen besten Freundin, einfach alles. Nichts lasse ich aus, schildere meine Gefühle und auch von meinen Versuchen Erlösung zu finden. So auch von meiner Ritzaktion. Herr Mavcer sitzt neben mir und hält meine rechte Hand, während ich meine Erzählung wie ein Schlosshund weinend,

zitternd und bibbernd zu Ende erzähle. Dabei verkrampft aber auch Herr Mavcer von Wort zu Wort. Er knirscht sogar sehr stark mit den Zähnen, als ich von meinem Geburtstag erzähle. Schließlich habe ich sogar kurzweilig das Gefühl, als ob er sich an meine Hand klammert, um sich zu vergewissern, dass ich wirklich neben ihm sitze. Irgendwann, ich bin schon seit einigen Minuten fertig mit Erzählen, liege ich in seinen Armen und kralle mich an seinem Hemd fest, während mir einzelne Tränen über die Wange laufen und er mir beruhigend zu spricht und über meinen Rücken streicht. Letztendlich versiegt auch die letzte Träne, sodass ich mich

beruhige. Seine Hände bleiben auf meinem Rücken stehen und spenden mir so eine angenehme Wärme und ich vergrabe mein Gesicht in seinem Hemd. Eine angenehme Stille breitet sich aus, aber wir verharren weiterhin in unserer Position. Mein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Vergessen ist die Atemnot oder gar der innere Druck. Stattdessen fühle ich mich so frei wie noch nie. Nicht wie ein Mädchen, dessen Eltern sich einen feuchten Dreck um sie kümmern und welches erst vor nicht einmal einem Tag fast vergewaltigt wurde, sondern wie ein ganz normales Mädchen mit keinen Problemen. Einfach wunschlos glücklich.

Vollkommen zufrieden. In diesem Moment realisiere ich erst was ich soeben gemacht habe und könnte mich selber schlagen. Ich verkrampfe. Natürlich spürt er das, aber bevor er irgendetwas sagen kann winde ich mich aus seinen Armen und distanziere mich von ihm. Herr Mavcer lässt mich einfach machen und ist still. Mein Blick ist gesenkt. Ich schäme mich viel zu sehr, als dass ich ihm in die Augen schauen könnte. Wie konnte ich nur so schwach sein und ihm alles erzählen?! Aber auch wirklich alles! Vedammt! Schon füllen sich meine Augen mal wieder mit Tränen. Doch bevor sie

überlaufen können, spüre ich einen Ruck auf dem Sessel und kurz darauf gibt es plötzlich einen lauten Knall.

Kapitel 18

Vor Schreck entweicht mir ein schriller Schrei. Sofort springe ich auf das Sofa und ziehe meine Beine an. Meine Arme umklammern meine Beine, während ich mit meinem Blick die Quelle des Knalls versuche ausfindig zu machen. Dabei bleibt mein Blick an der Wand rechts von mir hängen. Die weiße Wand ziert jetzt ein unschönes Loch, welches rote Flecken aufweist. Meine Augen weiten sich. Mein Mund steht sperrangelweit offen, während ich versuche zu verstehen, was gerade eben passiert ist. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht

erschrecken", ertönt plötzlich Herr Mavcers Stimme. Ich reiße meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kommt, um in sein Gesicht zu schauen. Doch nie und nimmer hätte ich mit dem Anblick gerechnet, der mir gerade gegeben ist. Vergessen ist meine Beichte, vergessen die Scham, einzig und allein Schock ist vorhanden. Denn vor mir hockt keine 3 Meter entfernt, Herr Mavcer auf den Knien. Seine Haare sind unordentlich und stehen in alle Richtungen ab, so als ob er mehrmals mit der Hand durch sie hindurch gefahren ist. Diese Vermutung bestätigt sich in der nächsten Sekunde, als er sich mit der rechten Hand durch

die Haare fährt, nur um mit dieser letztlich doch die linke zu umfassen. Als mein Blick auf seine linke Hand fällt, atme ich scharf ein und halte unbewusst die Luft an. Seine linke Hand ist blutüberströmt, aber dennoch kann man einzelne Hautfetzen an den Knöcheln erkennen, die die Knöchel jedoch kein bisschen bedecken und diese somit frei liegen. Hörbar atme ich aus, einem Keuchen gleich. Es ist einfach viel zu schlimm. Ich habe einen gebrochenen Arm, der mir sehr weh tut, wie sehr muss wohl seine Hand weh tun? Ich möchte gar nicht darüber nachdenken. Und ganz sicher auch nicht

an seiner Stelle sein. Langsam wandert mein Blick weiter hoch, entlang seinem muskulösem Arm, über seine ausgesprochen starke Schulter hin zu seinem Gesicht. Sein Mund ist zu einem dünnen Strich zusammen gekniffen, während er seine Augenbrauen angehoben hat. Doch am Überraschendsten sind seine Augen. Seine sonst so klaren, eisblauen Augen scheinen so dunkel, dass sie nicht so wie das blau eines Baches wirken, sondern so dunkel und tief wie die dunkelste Nacht auf dieser Welt. Aber dennoch funkeln sie so zuversichtlich und vertrauensvoll, wie ich es sonst bei keinem gesehen habe.

Ich könnte mich glatt in ihnen verlieren, wenn nicht auch klar und deutlich der Schmerz in ihnen stehen würde. Stille. Ich bin zu keiner Regung fähig, zu überwältigt von Herr Mavcers Anblick und zu verwirrt von den Geschehnissen, wie ich bin. Schritt für Schritt kommt er näher, ohne mich jedoch aus den Augen zu lassen. Vor dem Sessel, auf dem ich imner noch hocke, bleibt er stehen und schüttelt sich erst einmal etwas. "Hab keine Angst, okay? Ich... hmm. Wir haben die Abmachung schon abgeschlossen, immer ehrlich zu sein, nicht? Und du hast deinen Teil gemacht,

deswegen bin ich jetzt auch ehrlich zu dir. Ich habe gerade die Wand mit meiner Faust durchlöchert, weil ich nicht fassen kann, was dir deine Eltern angetan haben und ich eibfach nur sauwütend auf sie bin. Nichts davon richtet sich gegen sich. Rein gar nichts." Während seiner kleinen Rede habe ich mich beruhigt und mich wieder normal hingesetzt. Ich glaube ihm und bin überwältigt, dass er mich nicht mit Ekel in den Augen ansieht, odet Mitleid. "Ich habe keine Angst vor dir Jacen. Ih weiß du würdest mir nichts tun. Ich weiß nicht wieso, aber ich vertraue dir. Vielleicht weil du mich gerettet hast.

Oder weil du einfach da bist. Ich weißes nicht. Aber eines solltest du wissen: ich bin nicht nur wütend auf meine Eltern, sondern hasse sie. Bis vor kurzem habe ich gedacht sie brauchen einfach nur eine kleine Auszeit von mir, aber dann gäbe es die Sache mit Tom nicht. Tom ist übrigens der Mann vor dem du mich gerettet hast." Ja es stimmt, ich vertraue ihm und kann mittlerweile meine Eltern weder verstehe noch leiden. Leicht lächelnd schaue ich Jacen an und merke seinen überraschten Gesichtsausdruck. Verwirrt denke ich darüber nach, ob es etwas zu viele

Informationen waren, als mir auffällt, dass ich ihn geduzt und beim Vornamen angesprochen habe. Sofort weicht mein Lächeln einem geschockten Gesichtsausdruck. Jedoch muss ich mir eingestehen, dass es sich richtig angefühlt hat und ich ihn nicht weiterhin siezen kann, nachdem er meine ganze Vergangenheit nun kennt. So schaue ich ihn erwartungsvoll und gespannt an, wie seine Reaktion wohl ausfallen wird. Zu meinem Erstaunen passiert einige Sekunden lang gar nicht, bis er schließlich so breit grinst wie ein Honigkuchenpferd. So setzt er sich von einem Ohr zum anderen lächelnd neben

mich und drückt mir eine Dvd in die Hand. Auch ohne, dass er es ausspricht, nehme ich seine Frage in Kenntnis. Mit einem Blick auf die Hülle erfahre ich, dass es "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist. Lächelnd schaue ich ihn an und hebe eine Augenbraue. . Daraufhin lacht er nur rau auf und erwidert: "Bailey war davon überzeugt, es würde mir gefallen. Ich wollte es jedoch nie schauen." Ich nicke ihm als Zustimmung zu und er legt die Dvd ein. Doch bevor er den Film starten kann, wende ich mich ganz zu ihm und frae ihn wo denn seine Schmerzmittel sind. Daraufhin hebt er verwirrt eine

Augenbraue. Mit einem Augenrollen mache ich ihn auf seine demolierte Hand aufmerksam, worauf er scharf die Luft einzieht und unterdrückt stöhnt. "Das habe ich ja gar nicht bemerkt", presst er durch zusammen gepresste Lippen hervor. "In der Schublade unter dem Herd", ergänzt er sich und beantwortet somit meine Frage von vorhin. Sofort begebe ich mich in die Küche und hole dir Tabletten. Dazu noch ein Glas Wasser und schon bin ich wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer. Dort stürzt Jacen die Tablette sofort mit sen Wasser hinunter, nachdem ich diese ihm ausgehändigt

habe. Anschließend gehe ich ins Badezimmer, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Dazu muss ich ihn nach dem Standpunkt fragen, da das Bad der einzig sinnvolle Raum ist. Sofort kehre ich mit dem Kasten zurück und hole schließlich auch einen Lappen, den ich anfeuchte. Bei Jacen nehme ich sanft seine Hand und wische das Blut weg. "Das musst du nicht machen. Ich mache das schon", versucht er mich davon abzuhalten. Doch ich ignoriere ihn und mache weiter. Nachdem alles Blut entfernt worden ist, schmiere ich ein wenig Salbe drauf und verbinde die

Hand schließlich. Während der ganzen Prozedur gibt Jacen kein einziges Geräusch von sich. Mit einem leisen "Danke" bedankt er sich und wir starten den Film. Wenn ich darüber nachdenke, wie wir miteinander umgehen, würde ich glatt sagen, wir seien Freunde und nicht Lehrer und Schülerin. Aber die Atmosphäre ist ruhig uebd die Stimmung gelassen. Heute hat sich auf jeden Fall etwas verändert. Ich weiß nicht, ob das mit meiner Beichte zusammenhängt oder nicht, aber ich fühle mich so wohl wie nie zuvor. Also würde ich das niemals wieder missen wollen.

Wir schauen den Film ganz in ruhe und haben viel Spaß beim Popcorn machen für den nächsten Film. Währenddessen lachen und kichern wir, wobei ich kichere und Jacen lacht. Ja, mittlerweile habe ich auch nicht mehr das Gefühl etwas falsches zu tun, wenn ich Jacen beim Vornamen nenne oder duze. Während dem zweiten Film wird es mir so unangenehm aufrecht zu sitzen, dass ich mich kurzerhand mit dem Rücken an Jacen lehne und meinen Kopf zum Fernseher drehe. Jacen hat anscheinend auch nichts dagegen. Im Gegenteil, er hebt den

rechten Arm und legt ihn halb auf meine Schulter und halb auf die Sofalehne, sodass ich letztlich halb in seinen Armen liege. Aber uns stört es nicht im geringsten. Für mich ist es eher sehr angenehm als schlecht. So schauen wir und den zweiten Film an, diesmal eine Komödie. Wir lachen viel und können uns oft kleine Kommentare nicht verkneifen, die uns wieder zum Lachen bringen. Dies läuft darauf hinaus, dass wir nichts vom Film mitbekommen und diesen schließlich aus machen. Noch bevor eine unangenehme Stille aufkommen kann, knurrt mein Magen so laut als ob ich seit Tagen

nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hätte. Mit einem "Ich habe Hunger" unterstütze ich mein Magenknurren und schaue zu Jacen, der mich schmunzelnd auffordert mit ihm in die Küche zu gehen. Dort setze ich mich an den Tisch und schaie auf die Uhr, die an der Wand neben dem Kühlschrank hängt. nun wundert es mih jedenfalls nicht mehr, dass ich hungrig bin. Es ist ja auch schon kurz nach drei Uhr am Mittag. Ich bleibe jedoch nicht lange so sitzen, denn schon fordert mich Jacen dazu auf ihm zu helfen. So stelle ich mich schließlich neben ihn und er erklärt mir, dass wir einen Hühnschenauflauf mit

Gemüse als Beilage machen. Ich bekomme die Aufgabe sas Gemüse klein zu schneiden. Jacen wird währenddessen das Hühnchen vorbereiten. Zusammen waschen wir das Gemüse und dann zeigt er mir kurz wie klein ich was schneiden muss. Anschließend machen wir uns an die Arbeit. Doch bei mir will es eibfach niht so klappen, sodass ich eigentlcih schon aufgeben möchte. "Das dumme Gemüse will nicht, so wie ich will! Ich mach das nicht mehr!" "Du hast doch noch nicht einmal richtig versucht zu schneiden. Mur etwss Übung wird das schon. Gib nicht so schnell auf, Rebecca", versucht Jacen mich zum weiter machen zu überreden. Doch ich

schalte auf stur und setze mich an den Tisch. Mein Kopf landet auf der Tischplatte und meine Hände gleich darauf auf diesem. Ich höre wie Jacen den Ofen öffnet und mit einem Quitschen ein Blech reinschiebt, wahrscheinlich das Hühnchen. Nein nicht nur wahrscheinlich, sondern hundertprozentig das Hühnchen, was anderes gibt es nicht zum Reinschieben. Kurz darauf erklingt ein schabendes Geräusch von meiner rechten Seite und dann spüre ich große, warme Hände auf meinen. Es herrscht eine bedrückende Stille. Ich weiß nicht woran das liegt, vielleicht weil ich zu unfähig bin

Gemüse zu schneiden oder meinem Aufgeben. Aber sie dauert einive Sekunden, bis Jacen meine Hände von meinem Kopf nimmt und schließlich auch meinen Kopf hebt, um mir in die Augen zu schauen. So stur wie ich bin, schließe ich einfach meine Augen. Dich trotzdem spüre ich seine Blicke auf mir. Seine eine Hand lässt meine los, nur um in fast derselben Sekunde meinn Kinn fest zu umfassen und hoch zu drücken. Als Reaktion kneife ich nur meine Augen fester zusammen. Ein seufzen erklingt, nicht von mir. "Du kannst nicht einfach aufgeben, findest du nicht? Du musst es nur imner

weiter versuchen, irgendwann hast du den Dreh raus und machst es perfekt. Hier zum Beispiel das Schneiden von Gemüse. Jetzt schau mich dich an bitte. Es ist echt nicht angenehm zu einer Person zu sprechen, die dich nicht ansieht oder beachtet. Hmm.. na endlich. Schau, es war doch nicht so schlimm nicht? Rebecca, du hast ja auch nicht damals aufgegebe u d schau wo du jetzt bist? Du hast es geschafft all die Jahre alleine über die Runden zu kommen. Und trotz allem bist du dir treu geblieben. Du bist stark, glaubst du wirklich dann schaffst du es nicht auch noch dieses Gemüse zu schneiden?" Seine Rede hat mich umgehauen. Ich

fühle mich geschmeichelt und so wie er es erzählt hat, habe ich es nie gesehen. Aber dennoch habe ich jetzt keine Lust auf Gemüse schneiden. "Nein, sie kann es nicht", beantworte ich seine Frage und spreche absichtlich in der dritten Person von mir. Mit einem tiefen Seufzer wendet er sich von mir ab und erledigt das Gemüse für mich. "Tu ihnen so richtig weh! Zerhacke sie als der Gemüse- zerhackende- Zerhacker!", feuere ih ihn an. Daraufhin dreht er sich um und lächelt mich an. "Erinnere mich bitte daran, dass du kein Spongebob schaust. Hast es wohl zu viel gesehen, was?" "Du guckst Spongebob? Und nein, hab

ich nicht. Ich schaue Spongebob siet meiner Kindheit", und strecke ihm die Zunge aus. Lachend wendet er sich wieder dem Gemüse zu und antwortet mir schließlich mit gedämpfter Stimme: "Spongebob steht auf dem Terminplan, wenn meine Nichte zu Besuch kommt." Daruf erwidere ich nichts mehr, sondern kichere keide vor mich hin. Nach nicht mal allzu langer Zeit steht das Essen auf dem Tisch und wir essen zusammen, nachdem ich den Tisch gedeckt habe. Ich dachte mir, wenn ich schon nicht beim kochen geholfen habe, kann ich wenigstens den Tisch decken. Gesagt,

getan. Während dem Essen sprechen wir nicht, aber trotzdem herrscht eine angenehme Stille, wie auch eine ruhige Atmosphäre. Auch wenn keine Worte fallen, so schauen wir uns oft an. Jedesmal wende ich den Blick jedoch ertappt ab und ernte dafür ein unterdrücktes Lachen seitens Jacen. Und immer wieder werde ich rot und könnte mich schlagen deswegen. Auch wenn wir den ganzen Tag zusammen verbracht und uns wie Freunde aufgeführt haben, dies war jetzt irgendwie anders. Ich kann es nicht beschreiben, aber es liegt eine Spannung in der Luft, dass ich mir schon einbilde, dass es knistert. Echt komisch.

Als ich dies wahrnehme, versuche ich es einfach zu ignorieren, doch trotz alelm ist es nervenaufreibend. Als ich es nicht länger schaffe still zu sitzen, entschuldige ich mich und flüchte auf die Toilette. Dort stelle ich mich vor den Spiegel und schaue mich einfach an. Ich bin überwältigt, was alles in den letzten Stunden, nein Tagen, passiert ist. Das Mädchen im Spiegel schaut mich mit meinen Augen an, aus meinem Gesicht. Doch irgendetwas ist anders. Aber gewaltig. Stumm betrachte ich mein Spiegelbild, bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt: meine Augen leuchten und strahlen, wie der Sternenhimmel.

Ich lächle, auch wenn die Situation eben verwirrend war. Ich glaube ich bin glücklich.

Kapitel 19

Nach dieser überraschenden Einsicht gehe ich mit einem Lächeln wieder zurück. Dort setze ich mich hin und esse die letzten Bissen, so als wäre nichts gewesen. Nachdem wir fertig gegessen haben, räumen wir zusammen den Tisch auf und nehmen nebenbei unser Gespräch von vorhin wieder auf. "Du guckst also Spongebob. Was magts du denn sonst so?", fängt Jacen an, während er unser Geschirr auf die Küchenzeile legt. Ich schnappe mir den Schwamm und gebe etwas Spülmittel drauf.

"Ich bin in der Kampf-AG in der Schule." "Sinst nichts? Was sind denn deine Hobbys? " "Die letzten Jahre habe ich aufgehört etwas zu machen. Ich hatte Angst meine Hobbys könnten irgendwen auf mich aufmerksam machen, keine Ahnung. Davor habe ich im Verein Basketball gespielt", beantworte ich seine Frage den Tisch wischend. "Und ich war auch echt gut, wenn ich das so sagen darf", ergänze ich mit einem kleinen Lächeln. Dafür ernte ich ein raues Lachen von ihm. "Aber sicher doch! Dann können

wir ja ein Basketballspiel machen. Dabei kannst du mir ja zeigen, was du drauf hast. Natürlich nur, wenn du keine Angst hast", spottend schaut er mich an. "Klar!", gehe ich sofort darauf ein. Schnell gehe ich mit der Küchenrolle über den Tisch, damit auch kein Rest des Spülmittels übrig bleibt. Schnell wirft Jacen das Geschirr in die Spülmaschine und wir gehen raus in den Garten. Dort steht in der Ecke ein Basketballkorb und ein Ball. Sofort schnappe ich mir den Ball und dribble um ihn herum. Auch wenn es lange her ist, seit dem ich gespielt habe, bin ich immer noch eins mit dem Ball. Es ist so als ob ich nie aufgehört hätte

zu spielen. "Bist du bereit zu verlieren?", frage ich Jacen überheblich und höhnisch. "Nein, das bezweifle ich. Ich bin auch nicht schlecht, weißt du?" Damit baut er sich zwischen mir und dem Korb auf und geht in die Hocke. Mit zusammen gekniffenen Augen schaue ich ihn an, bevor ich links antäusche, aber rechts an ihm vorbei zum Korb laufe und ihn in ihm versenke. Dachte ich jedenfalls, denn plötzlich steht Jacen vor dem Korb und fängt den Ball ab. Ungläubig schaue ich ihn an und kann nicht fassen, dass er den Ball einfach aus der Luft egriffen hat. "Das kannst du doch nicht machen?! Das

ist unfair! So groß wie du bist, kannst du ja alle Bälle einfach ma Korb abfangen!" "Du hast doch gesagt, du bist gut. Und gut ist nur jemand, der gegen alle spielen und gewinnen kann! Oder hast du etwa gelogen?" Ich schnaube abfällig. "Nein, ich habe nicht gelogen! Jetzt komm, wir spielen weiter!" Diesmal hat Jacen den Ball und so stelle ich mich vor ihn hin und beobachte jede seiner Reaktionen mit Argusaugen. Und schon versucht Jacen an mir vorbei zu dribbeln, ich wehre ihn so gut es geht ab, doch trotzdem gelangt er an mir vorbei. Bevor er jedoch einen Korb

werfen kann, stelle ich ihm ein Beinchen, sodass er stolpert. Ich schnappe mir den Ball und mache einen Korb. Als ich mich umdrehe schaue ich ihn grinsend an, doch schon bald brechd ich in Gelächter aus. Es ist nun mal viel zu komisch, wie Jacen da so bedöppert auf dem Boden sitzt und mich dann ungläubig anschaut. Ich fange mich aber schnell wieder und so stehe ich ds mit hochrotem Kopf da. "Das bekommst du wieder zurück, du Hexe!", droht er mir und steht wieder auf. "Punkt für mich!", erwidere ich nur. So spielen wir eine Weile und albern

dabei sehr viel herum. Kleine Sticheleien bleiben da nicht aus. Raber eines weiß ich: So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Am Ende wissen weder Jacen noch ich wie viel es steht, da wir eigentlich immer abwechselnd einen Treffer landen konnten. Aber das ist auch nicht so wichtig. Hauptsache wir hatten Spaß. Es freut mich, dass er mich nicht weiter auf meine Eltern oder die letzten Jahre anspricht. Stattdessen lenkt er mich ab und gibt mir seit langer Zeit das Gefühl, gemicht zu werden und nicht wertlos zu sein. So in Gedanken versunken bemerke ich nicht wie Jacen meinen Namen sagt, bis

er sich vor mich stellt. "Wo bist du denn in deinen Gedanken?" Seine Frage beantworte ich mit einem stummen Kopfschütteln. Verwirrt schaut er mich an, fasst sich aber schließlich. Stattdessen lachelt er mcih versöhnlich an und äußert sich zu unserem Gespräch in der Küche. "Du hattest recht: Du bist wirklich gut." "Ich weiß", grinse ich und schubs ihn fest, sodass er einige Schritte zurück taumelt und mich mit einer hochgezogenen Augenbraue abwartend anschaut. Ohne eine einzige Sekunde zu verlieren, mache ich auf dem Absatz kehrt und sprinte zurück ins Haus. Doch egal wie sehr ich mich anstrenge, ich

höre seine schweren Schritte hinter mir, wie er immer mehr aufholt. So ist es nicht überraschend, dass er mich im Wohnzimmer einholt und mich packt. Ich schreie schrill auf und bin schon in der nächsten Sekunde in der Luft. Lachend schmeißt Jacen mich aufs Sofa und ... gar nichts. Er geht einfach aus dem Zimmer und lässt mich allein. Verwirrt schaue ich in die Richtung in der Jacen verschwunden ist, nur um das Rauschen von Wasser wahrzunehmen. Jetzt verstehe ich, warum er raus gegangen ist. Er ist duschen. Aber das ist kein Wunder; wir haben uns beim Basketballspielen so sehr verausgabt, dass ich ganz verschwitzt bin. Wie ich

erst jetzt beschämt feststelle. Sofort stehe ich auf und verlasse das Haus. Diesmal durch die Vordertüre, weil ich nicht mehr weiß, ob ich die Terrassentür von meinem Haus abgeschlossen habe. Ich weiß auch nicht wo der Schlüssel ist. Ich habe nur die Schlüssel für die Wohnungstür. Schon kurze Zeit später stehe ich vor meiner Türe. Gerade als ich diese aufschließen möchte sticht mir etwas großes aus dem Augenwinkel ins Auge. Überrascht richte ich mein Blick auf diesen Gegenstand und erkenne, dass es sich um ein Präsentkorb handelt. Mit einem Schlag hämmert mein Herz mit doppelter Gwschwindigkeit gegen mein

Brustkorb. Niemand, absolut niemand würse mir solch ein Geschenk machen? Wieso auch? Ich wohne schon seit langem hier. Und wer soll es denn tun? Ich habe niemanden. Es sei denn... Tom. Er könnte nach dem Vorfall wieder gekommen sein. Mein Atem stockt. Schnell nehme ich den Korb mit spitzen Fingern und betrete das Haus. Auf direktem Weg gehe ich ins Wohnzimmer. Vergessen ist mein Vorhaben zu duschen. Vergessen die Tatsache, dass Jacen ein Ansprwchpartber für mich geworden

ist. Einzig und allein der Gedanke Tom könnte wieder zurück gekommen sein, herrscht in meinem Kopf. Wie von der Tarantel gestochen stehe ich vom Sofa auf und hechte ins Bad. Meine Kleider reiße ich von meinem Körper und schon prasselt angenehm warmes Wasser auf meinen zitternden Körper. Aber nicht wegen der Kälte, sondern aus Angst. Es hält jedoch nicht lange an. Schon nach nur kurzer Zeit entspannt sich mein Körper und meine Gedanken kommen zur Ruhe. Die Dusche ist eine meiner Rückzugsorte. Unter ihr kann ich alles vergessen oder wenigstens ausblenden.

All die Probleme und die Ängste fallen von mir ab. Ich bin sorgenfrei. Heute dusche ich so schnell wie noch nie und so stehe ich schon nach nur einer viertel Stunde angezogen und mit nassen Haaren im Wohnzimmer vor dem Präsentkorb. Jetzt, nach der Dusche, fällt mir wieder Jacen ein und ich entscheide mich, in seiner Anwesenheit den Inhalt des Korbes zu begutachten und nach einer Karte zu suchen. Ich schnappe mir den Korb und verlasse fluchtartig das Haus. Dir Tür hinter mir zuziehend denke ich darüber nach, ob ich sie anschließen sollte oder nicht. Verwerfe den Gedanken jedoch, nachdem

mir bewusst wird, dass ich somit nur Zeit verlieren würde. Mit schnellen Schritten überwinde ich die wenigen Meter zu Jacens Haus. Dabei fällt mir auf, dass das Haus eigentlich leer stehen sollte, wie es auch die letzten Jahren auch der Fall war. Ich wundere mich, wann Jacen denn eingezogen ist. Ich habe jedenfalls nichts, absolut gar nichts gemerkt. Weder gesehen, noch gehört habe ich keine Umzugswagen oder Interessenten, die das Haus kaufen oder mieten wollten. Ich nehme mir vor ihn danach zu fragen nachdem wir den Präsentkorb inspiziert haben. Schon stehe ich vor Jacens Tür. Hier gubt es nur noch ein Problem: Ich

habe keine Schlüssel und ich weiß nicht, ob er schon aus der Dusche ist. Auf gut Glück klingle ich ein zwei mal und warte ab. Lange Zeit, eigentlich nur einuge Sekunden, passiert nichts, sodass ich kurz entschlossen hinten rum über die Terrasse gehen möchte, als die Tür doch aufgeht. Sofort kehre ich die wenigen Schritte, die ich schon gegangen bin, wieder zurück und stehe plötzlich einem Jacen in Bademantel gegnüber. Sofort lässt er mich ohne ein Wort zu sagen rein. Aber drinnen fragt er mich mit sorgenvoller Stimme: "Wo warst du? Uch habemir Sorgen gemacht. Dachte schon dieser ... heißt er Tom? Jedenfalls dieser Typ eben, wäre hier eingebrochen

und hätte dich entführt." Er schaut mich fragend in die Augen. Die Sorge ist ihm ins Gesicht geschrieben, dass ich leichte Gewissensbisse bekomme, obwohl ich ja eigentlich nichts falsch gemacht habe. Aber nebenbei macht sich ein unglaubliches Glücksgefühl in mir breit. Er hat gerade nämlich zugegeben, sich Sorgen gemacht zu haben! Um mich! Mit diesen Gedanken beflügelt, schleicht sich ein strahlendes Lächeln auf meine Lippen, sodass ich wie ein Honigkuchenpferd vor mich hin grinse. "Ich war drüben duschen. Dein Bad hast du besetzt und soweit ich weiß hast, hast du kein zweites Bad. Also bin ich rüber gegangen, weil ich nicht auf dich warten

konnte und ganz sicher nicht hier so sitzen wollte", erkläre ich mich ihm. Entschuldigend schaue ich ihn an und sehen wie er erleichtert aufseufzt. Mit einem "Mach das nicht noch einmal. Sag mir bitte das nächste mal Bescheid. Kannst ja laut schreien, dass du kurz drüben bist. Die Tür ist nicht so dick." hat sich das Thema erledigt und wir gehen in Richtung Wohnzimmer. Plötzlich fällt mir wieder der Korb in meinen Armen ein und wundere mich schon, wieso er es nicht bemerkt hat. Aber er war anscheinend zu besorgt und ich habe es ja auch vergessen kann also mal passieren. "Ich habe dort das hier gefunden", sage

ich und mache ihn auf den Korb in meinen Armen aufmerksam, indem ich ihn in die Höhe hebe. "Ich habe aus Angst noch nicht nachgeguckt von wem das ist. Es kann ja von Tom sein", flüstere ich. "Schaust du bitte nach?" Mit einem Blick auf den Korb fängt Jacen an seinen Kopf zu schütteln. Verletzt schaue ich ihn an und möchte mih gerade abwenden und nach Hause gehen, als er mich schon am Ellbogen festhält und mich vom Weggehen abhält. "Nein, denn ich muss gar nicht nachschauen. Das ist von mir. Ich habe vorgestern geklingelt, weil ich meine neuen Nachbarn kennenlernen wollte.

Aber als niemand aufgemacht hat, habe ich den Korb hingestellt. Als kleine Geste sozusagen." "Oh, okay", antworte ich nur etwas überrascht. "Apropros: Wann bist du eigentlich her gezogen? Ich habe weder Umzugswagen ncoh Umzugskartons im Garten gesehen. Ich dachte bis gestern noch, hier wäre frei." Jacen grinst mich verschmitzt an und antwortet mir gespielt überheblich: "Vorgestern. du konntest nichts sehen, weil ich mitten in der Nacht angekommen bin und sofort alles mit meiner Schwester und ihrem Ehemann reingetragen habe." Darauf nicke ich einfach nur und sage

ihm Bescheid, dass ich mir im Bad die Haare föhne. Erst gehe ich in die Küche und stelle den Präsentkorb auf den Tisch, da es auf Dauer anstrengend wird ihn zu tragen. Anschließend begebe ich mich ins Bad mit drm Vorhaben meine Haare zu föhnen. Doch es ist leicher gewagt als getan, da ich den Föhn erst nicht finden kann. Ih schaue überall nach: im Schrank über dem Waschbecken, in dem unter ihm und auch in dem kleinen Regal mit Dusch-Utensilien. Doch ich finde keinen Föhn. Einer albernen und absurden Eingebung folgend schaue ich kurz in den Wäschetrockner und siehe da: Er liegt da. Einige Sekunden stehe ich dort wie

bedröddelt, fasse mich jedoch kurz darauf wieder. Männer, pff. Mit diesem Gedanken föhne ich mir gründlich die Haare. Trotz ihrer beachtlichen Länge dauert es jedoch nicht lange, sodass ich nach einer viertel Stunde wieder im Wohnzimmer bin und mich zu Jacen geselle, der New Girl im Fernsehen schaut. Ich mag New Girl, also nehme ich mir fest vor, ihn nach der Folge auf den Föhn im Trockner anzusprechen. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Jetzt ist New Girl time!


Kapitel 20

Lachend vergeht die Zeit wie im Flug und schon haben wir gleich fünf Folgen von New Girl geguckt, sodass der Serienmarathon schon zu Ende ist. Nun wäre eigentlich die Zeit gekommen meine Frage wegen dem Föhn zu stellen, doch ich habe ehrlich gesagt etwas Angst wegen der Antwort. Für mich gibt es einfach keinen triftigen Grund, was dies erklären könnte. Mit einem tiefen Atemzug spreche ich ihn schließlich an. "Jacen... Weißt du ich wollte meine Haare föhnen und da habe ich den Föhn gesucht."

Schon liegt sein Kopf in seinen Händen und er stöhnt gequält auf. Ich glaube ein leises "Nein" zu hören, bin mir aber nicht wirklich sicher. Also ignoriere ich es einfach und mache weiter. "Doch ich hab es erst nicht gefunden. Weder in den Schränken, noch auf dem Bodrn oder in der Ecke. Ich weiß nicht warum, also frag mich nicht, ich wüsste nicht was ich antworten sollte, aber ich habe ... im Trockner nachgeschaut. Weißt du ich habe gar nichts erwartet vorzufinden. Wirklich nicht! AberderFöhnwarimTrockner!", sage icj so schnell, dass sogar ich Probleme damit habe zu verstehen, was ich gesagt

habe. Sob geht es anscheinend auch Jacen, denn er hebt den Kopf aus seinen Händen und schaut mich verwirrt an. So wiederhole ich meinen Satz nur langsamer. "Ich habe deinen Föhn im Trockner gefunden. Wieso war dein Föhn im Trockner?" So jetzt ist es raus. Die Frage aller Fragen. Damit schaue ich Jacen nun erwartungsvoll an und schaue ihn abwartend an. Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf, bevor er anfängt stockend zu antworten. "Na ja, ich habe nicht mit Besuch gerechnet. Und ... hmmm. Ich war kurz vorher aus der Dusche raus. Und habe

meine Haare geföhnt, gestern. Bevor ich dich... schreien gehört habe. Ich habe mivh so sehr erschreckt, dass der Föhn in die Toilette gefallen ist. Damit er wieder trocknet, habe ich ihn in den Trockner gepackt und ihn da vergessen ...." Überrascht schaue ich ihn an. Erst wollte ich ihn auslachen, als ich das mit der Toilette höre, doch dann realisiere ich was er da wirklich gesagt hat: Ich habe meine Haare mit einem toilettenwasserverseuchten Föhn getrocknet! Mein Mund öffnet und schließt sich immer wieder. Auf und zu. Auf und zu. Wie ein

Fisch. "Nein... sag, dass das ein Scherz ist! Bitte?" "Nein, wieso?", erwidert er diesmal deutlich verwirrt. "Oh mein Gott! Ich habe Klowasser im Haar!", rufe ich geschockt und springe ohne ein weiteres Wort zu sagen auf. Rasend laufe ich mit großen Schritten ins Bad und stelle mich in die Dusche. Vornüber gebeugt nehme ich den Duschkopf und wasche so schnell und gründlich meine Haare. Im Hintergrund höre ich wie Jacen ins Bad reinkommt und sich räuspert. "Ich habe den Föhn auch noch gewaschen gehabt. Nur damit du es weißt. Da war

kein Toilettenwasser dran." Ich bin geschockt, dass ich erst jetzt daran denke! Unglaublich. Ich stelle den Duschkopf wieder weg und wringe meine Haare aus. Anschließend gehe ich aus der Dusche und stelle mich vor Jacen hin. "Das macht absolut keinen Unterschied. Denn jetzt habe ich größeren Schock erlebt, weil ich gerade realisiert habe, dass ich hatte sterben können. Aber egal. Das ist egal, weil ich absokut nichts mehr in diesem Haus benutzen werde." "Rebecca, das ist nicht wahr, du warst nie in lebensgefahr....", doch bevor Jacen zu Ende reden kann, unterbreche ich ihn

harsch. "Ich bezweifle das, denn..", doch diesmal ist er es, der mich unterbricht. "Es bestand keine Lebensgefahr für irgendwen, weil es nicht der Föhn ist, der in die Toilette gefallen ist!" Jetzt bin ich baff. Wie kann es denn nucht der sein, der in die Toukette gefallen ist, wenn er gesagt hat, dass er ihn darein gelegt hat, damit er trocknet? Genau so muss auch wohl mein Gesichtsausdruck gewesen sein, denn sanft lächelnd führt er mich wieder ins Wohnzimmer, wo wir wider Platz nehmen. Sofort ergreift Jacen wieder das Wort.

Die Hände reibend, schaut er mich lächelnd an. "Ich habe dir eben gesagt, dass ich mich erchrocken und so den Föhn in die Toilette fallen gelassen habe. Das stimmt. Anschließend habe ich ihn da raus gefischt, ihn gewaschen und ihn in den Trockner gelegt, wie schon gesagt. Ich wollte warten bis er trocken ist, aber dann habe ich ihn vergessen. Gestern habe ich mich erinnert und nachgeguckt, wo er ist. Ich habe ihn im Trockner gelassen, weil er zwar außen schon trocken war, aber ich mir unsicher war, wie es innen aussieht. Als er trocken war habe ich ihn an

seinen Platz gelegt und den Ersatz-Föhn rausgeholt. Da gab es dann nur noch ein Problem, nämlich der, dass ich nicht wusste wohin damit. Sein Platz ist ja besetzt gewesen. Also habe ich ihn in den Trockner gepackt. Gestern Abend, als du schon geschlafen hast, bin ich kurz raus und habe den mit Klowasser verseuchten Föhn sachgerecht entsorgt. Und den Ersatz-Föhn im Trockner vergessen, wo du ihn dann gefunden und anschließend benutzt hast." Darauf nicke ich nur und wende meinen Kopf ab, als ich augenblicklich spüre, wie die Röte in mein Gesicht schießt. Jacen lacht nur rau auf und schon wede ich noch rote, wenn es denn geht.

Die Situation ist mir peinlich, sodass ich fieberhaft nach einem Thema suche, womit ich ein Themawechsel erreichen könnte. Doch mir fällt nichts auf Anhieb ein, bis ich mich an den Anfang unseres Gespräches erinnere. Wie er beschämt auf meine Frage reagiert hat. Aber an dieser Geschichte ist an sich nichts peinliches, sodass ich erfreut feststelle, dass es ein perfekter Themenwechsel darstellt. Ohne zu zögern, frage ich wie aus der Pistole geschossen: "Aber daran ist doch nichts peinlich. Das kann ja jedem passieren, wenn er sich erschreckt. Ich verstehe nicht wieso du so beschämt

reagiert hast, als ich dich auf den Föhn im Trockner angesprochen habe. Du hast dein Gesicht in die Hände gelegt und später dich auch am Kopf gekratzt, wieso?" Aufmerksam schaue ich ihn an und warte gespannt auf seine Antwort. Lange lässt sie auch nicht auf sich warten. "Na ja, das wirklich peinliche habe ich ja auch gar nicht erzählt." Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und weicht meinem Blick aus. Mit einem "Ach was solls!" wendet er sich mir zu und schaut mir fest in die Augen. "Ich habe laut zu meiner Musik mitsingend im Bad wild herum getanzt, DESWEGEN war ich überhaupt mit drm

Föhn in der Nähe der Toilette. DAS ist das peinliche." Erst bin ich nicht im Stande zu reagieren, doch als ich aufgetaut bin, kann ich nicht anders als laut schallend zu lachen. Zu witzig ist der absurde Gedanke, er könnte im Bad wild tanzen, aber die Vorstellung von ihm laut singend UND tanzend ist noch viel schlimmer. Mittlerweile fließen schon Lachtränen meine Wangen hinunter und ich liege Kopfüber vom Sofa. Ich habe keine Ahnung, nicht die geringste, wie ich in diese Position kommen konnte. Das Einzige, was ich bemerkt habe, war, wie ich langsam aber sicher runter gerutscht bin.

Um nicht hinunter zufliegen habe ich mich eben so gedreht, dass ich nicht falle. Anscheinend hat es nur dafür gesorgt, dass ich mich drehe. Ach egal. Mir passiert ja sowieso nichts. Erst Jacens beleidigtes Schnauben holt mich wieder in die Gegenwart. Ins hier und jetzt, wo ich immer noch lache, sogar starke Bauchschmerzen bekommen habe und mich Jacen sichtlich ignoriert. Sein Blick ist auf den Fernseher gerichtet, aber trotzdem weiß ich, dass er aus den Augenwinkeln mein Handeln und meine Bewegungen im Auge behält. Nach einiger Zeit ist Jacen sichtich genervt von mir, da ich immer noch meinen Lachanfall habe und dieser kein

bisschen abgeklungen ist. So packt er irgendwann ein Kissen zu seiner linken und drückt ihn mir ins Gesicht. Ich erschreckr mich so sehr, dass der Lachanfall vergessen ist. So schnell ich kann richte ich mich auf und werfe das Kissen an seinen Kopf. Dort prallt er jedoch ab und fliegt auf den Boden, während Jacens Kopf zu mir schnellt. Geschockt schaue ich ihn an und will gerade zu einer heftigen Schimpftirade ansetzen, als ich plötzlich hickse. Perplex wie ich bin, vergesse ich Jacen und meinen Zorn auf ihn und fasse mir an den Mund. Jacen stattdessen beobachtet mich diesmal mit hochgezogener Augenbraue. Und schon

wieder ein Hicks meinerseits, gefolgt von mehreren in den nächsten Sekunden. "Ich habe Schluckauf", stelle ich überrascht fest und keine Sekunde später ist es diesmal Jacen, der sich kaputt lacht. Erst keimt Zorn in mir auf doch bevor es erst so richtig aufkommen kann, muss ich schon lachen. So lachen wir eine ganze Weile zusammen, bis wir von einem lauten Knurren unterbrochen werden. Lächeld hören wir auf zu lachen und sind uns stumm einig das Thema abzuschließen. Stattdessen grinst mich Jacen an und deutet auf meinen Magen. "Da hat wohl jemand Hunger!" Empört reiße ich die Augen auf. Der

behauptet wirklich, es sei mein Magen gewesen, der so laut geknurrt hat! "Das stimmt nicht! Es war ganz sicher dein Magen! Sieh ihn doch mal an. Er schwabbelt ja schon!", necke ich ihn, obwohl er einen flachen Bauch hat. Mit einer hochgezogenen Augenbraue fragt er mich regelrecht knurrend, ob ich mir wirklich sicher bin. Ich lasse mich doch nicht von ihm unterdrücken! Das ich nicht lache! So nicke ich kräftig, wahrscheinlich sogar mit funkelnden Augen, als Jacen das Kissen vom Boden aufhebt und auf mich schmeißt. Wider seinem Erwarten fange ich ihn und lasse ihn mehrmals auf seinen Kopf und seinen Oberkörper

sausen. Danach lasse ich ihn einfach sitzen und stehe auf. Er hatte recht. Es war mein Magen, das heißt aber nich lange nicht, dass ich es zugeben würde. Deswegen besgelle ich jetzt einfach Pizze. Ich schnappe mir das Haustelefon vom aus der Ladestation auf drm Schrank und bin dabei zu wählen als mich Jacens Stimme ablenkt. "Wen rufst du an? Ach ja, du solltest wissen, dass der noch nicht funktioniert. Der Anschluss ist noch nicht gemacht worden." Damit lege ich das Haustelefon wieder in die Ladestation und wende mich seufzend Jacen

zu. Jetzt muss ich doch indirekt zugeben, dass es mein Magenknurren eben war. Die Zähne zusammen beißend erkläre ich ihm mein Vorhaben. Eigentlich habe ich wieder mit einer Stichelei oder Ähnlichem gerechnet, doch stattdessen holt er sein Handy aus der Hosentasche und fragt mich nach meiner Wunschpizza, während er auf dem Handy herumtippt. Zwei Minuten später bedeutet er mir mich wieder hinzusetzen. Ich folge seiner Bitte und kaum, dass ich richtig sitze, informiert er mich darüber, dass die Pizza in einer Viertelstunde da

kommt. "So lange musst du dich noch gedulden. Aber dann kannst du wieder so viel essen wie du willst." Sofort werde ich knallrot, da er auf das Mittagessen zurück greift. Ich bin nun mal ein Mädchen mit einem gesunden Hunger, da habe ich eben mittags nicht gezögert so viel zu essen, bis ich satt war. Und das war viel, was ich jetzt bereue. Es war ein Fehler neben ihm so viel zu essen. Ich wette, er wird mir das jetzt noch oft unter die Nase reiben. Ich kann es mir nun einmal leisten, da ich einen sehr hohen Stoffwechsel habe und mehrmals die Woche Kampf-AG in der Schule.

So strecke ich ihm einfach nur die Zunge heraus und schnappe mir die Fernbedienung. Seine Proteste ignorierend zappe ich durch die Kanäle, bis ich mal wieder bei Prosieben angelange. Dort läuft momentan The Big Bang Theory. Eigentlich mag ich es nicht so besonders, aber wenn nichts anderes läuft, gucke ich es. So auch jetzt. Jacens Proteste ersterben sofort, als er TBBT sieht und so sitzen wir schon wieder vor dem Fernseher. Knapp zehn Minuten später klingelt es an der Tür, sodass Jacen aufsteht und schon kurze Zeit später aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Ich konzentriere mich weiterhin auf den Fernseher, wobei ich trotzdem gedämpft die Stimme von Jacen und einem zweiten Mann vernehme. Kurz verkrampfe ich mich an Tom denkend, doch dies hält keine ganzen fünf Sekunden. Jacen ist auch an der Türe, also bezweifle ich, dass Tom auch nur daran denken könnte, hier herein zu kommen. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Kaum zu glauben, dass ich nach fast drei Jahren jemanden gefunden habe, dem ich vertraue und der meine Vergangenheit kennt. Aber trotzdem ist er hier. Bei mir. Anstatt zum nächsten Jugendamt zulaufen und mich in ein Heim zu verfrachten oder, noch

schlimmer, mich Tom auszuhändigen, nimmt er mich bei sich auf. So in Gedanken versunken bemerke ich Jacens Anwesenheit nicht sofort. Erst als er mit den Pizzaschachteln vor meiner Nase herum fuchtelt, sodass der Geruch in meine Nase dringt, erwache ich aus meiner Starre. Ohne Jacen eines Blickes zu würdigen reiße ich ihm meine Pizzaschachtel aus der Hand und setze mich im Schneidersitz auf den Boden. Auf dem Sofa traue ich mich nicht etwas zu essen, aufgrund der Kleckergefahr. Ich stelle es mir schwerer vor einen Ketchupfleck schwerervom Sofa wegzubekommen als vom Boden. Also sitze ich auf dem

Boden und esse gierig meine Pizza. Man kann fast sagen, dass ich sie regelrecht verschlinge. Nachdem ich schon zwei Stück verputzt habe, bemerke ich aus dem Augenwinkel, wie Jacen sich neben mich setzt. So sitzen wir eine ganze Weile, ohne zu reden nebeneinander. Nur unser Schmatzen oder Kartongeraschel durchbrechen die angenehme Stille. Ich habe aber nichts dagegen, denn es ist keine unangenehn unangenehme Stille, eher das Gegenteil. Mein Gefühl verstärkt sich, dass wir sowas wie Freunde geworden sind. Zwar verstehe ich nicht, wie er in so kurzer Zeit mein Vertrauen gewinnen konnte,

doch bin ich sehr dankbar dafür. Wenn ich daran denke nach dem abartigem Erlebnis gestern ganz allein zu Hause sein zu müssen, ängstigt mich sogar jetzt noch. Freunde. Ja, wir sind so etwas wie Freunde geworden. Aber auch nivht ganz, denn mit Julia war es ein ganz anderes Gefühl und ... einfach alles war etwas anders. Ein Seufzer verlässt ungewollt meinen Mund und so ziehe ich die Aufmerksamkeit Jacens wieder auf mich. Auf seine stumme Frage schüttle ich einfach nur meinen Kopf, sodass er versteht, dass ich nicht darüber reden möchte.

Wieder in Gedanken, philosophiere ich über meine beste Freundin. Ob sie mir jemals verzeiht? Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn sie es nicht täte. Doch falls sie es tut, so würde nichts mehr wie früher sein. Gar nichts. Wieder verlässt ein tiefer Seufzer meinen Mund. Mir ist der Appetit vergangen, so lege ich das Stück Pizza wieder in die Schachtel und schiebe diese auf Seite. Anschließend wende ich mich Jacen zu, der immer noch genüsslich weiter isst. Mit zaghaftem Tippen auf seine Schulter ziehe ich seine Aufmerksamkeit auf mich und setze sofort an zu sprechen.

"Jacen, ich habe keinen Hunger mehr. Ich bin müde und würde gerne schlafen gehen. Kannst du mir Bettzeug geben? Dann lege ich mich auf Sofa hier." Verwundert schaut mich Jacen kurz an, bevor er sich zusammen reißt und vehement den Kopf schüttelt. Du schläfst in meinem Schlafzimmer und ich schlafe auf dem Sofa. Ich habe schon gestern die Bettwäsche gewechselt, also kannst du dich einfach hinlegen. Sicherlich weißt du wo das Zimmer ist? Du hast ja auch letzte Nacht dort verbracht." Noch bevor ich widersprechen kann, zieht er mich auf die Füße und knurrt mich regelrecht an. Also bleibe ich still

und folge ihm. In der Küche kramt er erst eine ganze Weile in einer Schublade herum, bis er sich mir zuwendet und mir etwas glitzerndes hinhält. Erst nach einigen Sekunden realisiere ich, dass das glänzende Etwas nichts anderes als ein Schlüssel ist. Wenn ich es richtig deute, ist es der Schlüssel für das Schlafzimmer. Überrascht schaue ich von daher Jacen an, der mir nur auffordernd zu nickt. Zaghaft greife ich nach dem Schlüssel und bleibe einige Sekunden unbewegt stehen. Ich hätte soetwas nicht von ihm erwartet, bin aber dennoch froh darüber. Auch wenn ich mich sicher und geborgen fühle, ihm zudem noch vertraue, würde

ich dieses Angebot niemals ausschlagen. Mit verschlossener Tür schläft sich einfach besser. Ohne weiter zu warten mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe ins Schlafzimmer. Dort will ich fast schin wieder umkehren und nach meinem kleinen Koffer fragen, als ich ihn schon in der Ecke neben dem Bett entdecke. Mit festen Schritten gehe ich auf ihn zu und hole mir Schlafsachen heraus. Doch bevor ich mich um ziehe, schließe ich die Tür so oft es geht ab. Schnell bin ich umgezogen und lasse mich bäuchlings aufs Bett falle. Das Bett riecht frisch, aber auch etwas nach mir. Also hat er die Wahrheit

gesagt. Noch bevor ich mich darüber aufregen kann, dass ich vergessen habe meine Zähne zu putzen, bin ich schon im Land der Träume.

Kapitel 21

Die Nacht verläuft ruhig und ich schlafe so tief und fest wie ein Stein. Traumlos und völlig ausgeruht stehe ich am nächsten Morgen, durch das Sonnenlicht aufgeweckt, auf. Mir die Augen reibend setze ich mich im bett auf und bestrafe die Vorhänge mit bösen Blicken. Ich hätte die Vorhänge doch zu ziehen sollen. Mit einem Blick auf die auhr lasse ich mich stöhnend wieder ins Bett fallen. Wir hatten erst acht Uhr morgens! Was soll ich denn jetzt tun? Unentschlossen schaue ich mich im Zimmer um, ob ich nicht vielleicht einen

Fernseher übersehen habe. Aber egal, wie oft ich meinen Blick im Zimmet wandern lasse, ich finde weder einen Fernseher, noch irgendetwas anderes, womit ich mir die Zeit vertreiben könnte. So gebe ich auf und wälze mich im Bett hin und her. Doch so schon gebe ich auf und stehe auf den Beinen. Ich ziehe mich um und gehe in Jeans und T-Shirt aus dem Zimmer. Na ja eigentlich war so der Plan. Aber da ich vergessen habe, dass ich die Tür abgeschlossen hatte, knalle ich erst gegen die Tür und lande auf meinen vier Buchstaben. Gequält stöhne ich auf, während ich mich aufrapple und diesmal den

Schlüssel im Schloss drehe. Anschließend verlasse ich, diesmal wirklich, das Zimmer und gehe ins Bad. Dort gehe ich meiner morgendlichen Routine nach, aber statt zu duschen, mache ich eine Katzenwäsche. Danach gehe ich ins Wohnzimmer. Ich denke mir, vielleicht habe ich ja Glück und er liegt nicht auf dem Sofa, sodass ich dort fern sehen kann. Oder aber auch, dass er wach ist. So habe ich keine Sekunde daram gedacht leise zu sein, es ist ja aber auch nicht so, dass ich sehr laut bin. So betrete ich das Wohnzimmer und belibe direkt stehen. Jacen liegt rücklings auf dem Sofa mit dem Gesicht

zu mir gewandt. Die Augen geschlossen mit einem leichten Lächlen im Gesicht, wirkt er sehr friedlich, fast so als ob er etwas schönes träumt. Ein leiser Seufzer entweicht meinen Lippen. Es war ja klar, dass er hier schläft. Wo denn sonst, wenn nicht hier? Ich war in seinem Schlafzimmer und soweit ich weiß hat er auch kein Gästezimmer. Er hat mir jedenfalls von keinem erzählt. Aber auch wenn, dann hätte er doch dort geschlafen, oder? Ach egal. Ich entschließe mich einfach bei mir fern zu sehen. Ich denke nicht, dass es so früh am Morgen gefährlich ist. So will ich mich gerade um drehen und

das Wohnzimmer verlassen, als ich, so tollpatschig wie ich bin, gegen den Türrahmen knalle. Der dumpfe Knall verleitet mich dazu, mich umzudrehen und zu Jacen zu schauen. Ich halte die ganze Zeit die Luft an, aus Angst Jacen könnte durch den Knall und meinen Atem Geräuschen wachgeworden sein. Doch er bewegt sich nur etwas unruhig, schläft abwr weiter. Erleichtert atme ich aus und will mich wieder umdrehen, als diesmal Jacen mih aufhält. Leise flüstert er mit halb geöffneten Augen vor sich hin. Da ich ihn von der Türe aus nicht verstehe, trete ich langsam näher an ihn

heran. Träge schaut er mich an und flüstert wieder etwas. Doch wieder kann ich es nicht verstehen. "Ich verstehe dich nicht, Jacen", flüstere ich und trete näher an ihn heran. Kurz vor ihm bleibe ich stehen und warte darauf, dass er etwas sagt. Doch jetzt schaut er mich nur aus halb geöffneten Augen an. Ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Aber wieder sagt er nichts und so denke ich mir, dass nichts mehr kommt. Ich will gerade aufstehen, als plötzlich Jacen nach mir greift und mit einem Ruck zu sich aufs Sofa zieht. Ich lande aber keinesfalls auf dem Sofa,

sondern auf ihm. Sofort versteife ich mich und stütze mich mit meinen Händen auf seiner Brust ab, im Versuch mein Gesicht von seinem zu distanzieren. Erst bin ich auh erfolgreich, sodass ich gerade im Begriff bin schnell runter zu gehen. Doch noch bevor ich mich einen Zentimeter bewegen kann, werde ich an meiner Hüfte an Ort und Stelle festgehalten. Erschrocken quietsche ich auf und Unwohlsein macht sich in mir breit. Die Erinnerungen von Tom tauchen in meinem Kopf auf, die ich krampfhaft versuche wieder zu verdrängen. Mein Atem beschleunigt sich, während

ich Jacen unter mir mit weit aufgerissenen Augen anschaue. Dieser schaut mich mittlerweile mit ganz geöffneten Augen an. Ich möchte ihn bitten mih loszulassen, möchte ihm sagen, dass ich Angst habe, aber es dringt kein einziger Laut aus meinem geöffneten Mund. Trotz mehrfachen Versuchen, bringe ich keinen Ton raus, sodass ich letztlich nur meinen Mund auf und wieder zuklappe. Fast so wie ein Fisch, nur mit dem Unterschied, dass ich Jacen nicht aus starren Augen anschaue, sondern mit meinem Blick versuche ihn mich zum Loslassen zu bringen. Aber, wie zu erwarten, passiert gar nichts. Sein Griff verstärkt sich nur noch

mehr. Ich bin wie erstarrt. Kann mich weder bewegen, noch einen klaren Gedanken fassen. Die ganze Zeit über denke ich mir, dass Jacen nicht so ist. Nicht so sein kann. Er hat mich gerettet,mir geholfen und jetzt soll er.... das? Es passt nicht zu seinem Verhalten in den letzten Tagen. Aber vielleicht war alles nur gespielt? So wie ich schon einmal vermutet habe? Alles nur ein Spiel, nur Mittel zum Zweck. Vielleicht aber auch, alles geplant... Vielleicht war wirklich alles geplant, die jahrelange Angst, die versuchte Vergewaltigung von Tom, bei der ich von Jacen gerettet wurde.

Vielleicht haben es meine Eltern geplant und er war schon die ganze Zeit der Mann, den meine Elern ausgesucht hatten. Durch die Rettung sollte ich ihm vertrauen und dann hätte er leichtes Spiel gehabt. Ich bin so dumm. So unendlich dumm. Nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, insbesondere in den letzten Tagen, bin ich so naiv einem nahezu fremden Mann zu vertrauen?! Ich fühle mich aufs Neueste betrogen und hintergangen, erst von meinen eigenen Eltern und dann von meinem Retter... Aber jetzt mit all den Vermutungen im Kopf ergibt auch sein Verhalten einen

Sinn. Wieso er in der Schule nach meinem Wohlbefinden und meiner familiären Situation zu Hause gefragt hat, einfach alles! Der steigende Druck hinter meinen Augen verdeutlicht mir, wie schwach ich doch bin. Doch bevor mir Tränen dir Wange rubter laufen würden, bin ich hier raus, verspreche ich mir im Stillen. So beiße ich mir auf die Zunge, halte somit die Tränen zurück und fange an mich stärker zu wehren. Doch weiterhin ist sein Griff viel zu fest, während er mich weiterhin anstarrt. Schließlich meine Füße mit seinen festhält. Nicht lange dauert es, da lassen meine Krafte nach und somit wird es immer

unwahrscheinlicher, dass die Versuche fruchten. Als auch nach gefühlten Stunden nichts passiert, schwindet zwar meine Hoffnung aus dieser Situation zu entfliehen, aber meine Entschlossenheit ist noch da. Aber trotz allem verliere ich letztendlich auch diesen Kampf. Irgendwann sehe ich wie Jacens Kopf immer näher an meinen kommt. Nicht lange dauert es bis seine Lippen schließlich auf meinen landen. Sofort presse ich meinen Mund zusammen, doch trotzdem hört er nicht auf. Meine Abwehrversuche hören abrupt auf, was ich meinem Schockzustand verdanke. Die ganze Zeit hatte ich Angst, habe

mich geekelt und wollte es ganz einfach nicht, doch als ich seine Lippen auf meinen spürte, ist ein Vulkan in mir ausgebrochen. Mein ganzer Körper kribbelt immer noch und ich fühle mich, so glücklich und vollkommen,woe lange nicht mehr. Es ist fast so, als ob ich in Watte liegen würde, ohne Sorgen, Probleme oder irgendetwas Negativem. Ich fühle mich gerade vollkommen mit mir selber im Einklang. Meine Augen sind zwar weiterhin offen, doch erkenne ich nicht wirklich etwas. Ich sehe nicht,bin dafür viel zu sehr abgelenkt. Doch meine rosa rote Zauberblase der der Ruhe zerplatzt mit dem

Verschwinden seiner Lippen. Langsam aber sicher klärt sich meinr Sicht, sodass ich sehe wie Jacen ein paar Mal die Augen zusammmen kneift und wieder aufreißt,als er mich sieht. Und ich, bewege mich kein bisschen. Bin viel zu überrascht und überwältigt von dem, was eben passiert ist. Jacen öffnet seinen Mund und lockert wahrenddessen seinen Griff um meine Hüfte und Beine. Gerade als er ansetzt etqas zu sagen, bemerke ich meine neu gewonnene Freiheit und springe voller Elan auf. Sofort stürze ich mich, begleitet von Jacens Rufen nach mir, in "mein" Zimmer und verschließe die Tür. Mein Herz rast und erhlich gesagt geht

es mir jetzt schlimmer, als während der gesamten Sache mit Tom. Mein Herz hämmert gegen mein Brustkorb, mein Kopf pocht und ich bin einfach nur vollends verwirrt. Was ist mit mir los? Was ist da gerade passiert? Diese Fragen, und noch viele mehr, schwirren in meinem Kopf. Sie verschlimmern meinen Zustand völliger Verwirrung. Ich fühle mich desorientiert und entwurzelt, wohlgemerkt fast so schlimm wie nach meinem Geburtstag, aber doch auf eie gewisse Weise anders entwurzelt und ..... man könnte glatt sagen ich bin enttäuscht. aber ih bin mir nicht sicher

weswegen. Bin ich enttäuscht, weil er mich geküsst hat, obwohl er weiß, was passiert ist? Oder bin ich enttäuscht, weil er aufgehört hat mich zu küssen? Aber wieso sollte ich? Das sind einfach zu viele Fragen! Mit einem lauten wütenden knurren meinerseits, beschließe ich dieses Thema einfach aufzuschieben. Diese ganzen Gedanken und auch dir Stimmungsschwankungen zollen ihren Tribut. Die Müdigkeit kriecht mir in die Gliede, sodass mir schon fast die Augen zu fallen. Aber bevor ich mich mich ins Bett schlafen lege, schiebe ich die Kommode vor die Türe und

kontrolliere diese. Ob sie wirklich verschlossen ist,aber so richtig. Denn, jetzt wo ich ans Schlafen denke, macht sich auch eine gewisse Panik in mit breit, vor Angst und Erwartung Jacens möglichem Eindringen ins Zimmer. Ich habe Angst davor, dass Jacen auch genauso ist wie Tom. Ich habe gerade generell Angst, Jacen zu begegnen! Frustriert schnaube ich auf und lege mich anschließend hin. Wie zu erwarten, kann ich aber micht schlafen. So wälze ich mich hin und her. Zähle Schäfchen, zähle von 1 bis 200 und denke mir sogar eine unlogische,

aber witzige Geschichte aus. Doch an Schlaf ist nicht zu denken. Die Sekunden vergehen. Minuten werden zu Stunden, nur um wieder und wieder zu erkennen, dass ich nicht aus diesem Zimmer raus kann. Mich nicht raus traue. In meinem Herzen herrscht immer noch ein gewisser Sturm, mein Verstand ist benebelt. Zu viele Gefühle sind da, aber auch wieder nicht. Ich kann sie nicht richtig greifen, nicht alle. Da ist Bestürzung, aufgrund Jacens erschreckender Handlung, Angst, weil es mich an Tom erinnert hat, aber auch etwas, was mein inneres warm werden lässt. Und dies macht mir Angst. Ich

kann es weder benennen, noch habe ich jemals gespürt. Der Kuss von Jacen war zwar überraschend und erschreckend,aber er hat mir auf eine Art und Weise gefallen. Er hat in mir Gefühle geweckt, die ich nie in solchem Ausmaß gefühlt habe. Ganz anders war e smit Tom. Sein Kuss war einfach eklig und bäh! Mein Magen hat sich verknotet und ich wünschte sofort verschwinden zu können. Einfach ganz weit weg. Wo er mich nicht wieder finden kann. Nie. Bei der Erinnerung an Jacens Kuss kribbeln meine Lippen, mein inneres glüht und mir wird angenehm warm. Die Zeit scheint still zu stehen, jetzt

während ich in Erinnerung schwelge. Aver so war es auch in dem Augenblick, als er mich küsste. Als ob nur wir beide auf der Welt wären. Wir beide ganz alleine. Mit einem Ruck drehe ich mich auf den Bauch und presse mein Gesicht ins Kissen, während ich meine Hände auf meinem Kopf zusammen falte. Zum wiederholten Mal heute entweicht ein gequältes Stöhnen meinen Lippen. Ich muss aufhören darüber nachzudenken! Ich will doch gar micht darüber nachdenken, wieso lassn die Gedanken mich nicht in Ruhe?! Ich brauche frische Luft! Damit stehe ich auf und räume dir Tür

frei. Noch bevor ich diese aufschließe erhasche ich ein Blick in dem Spiegel. Und erstarre. Ich kann nicht in diesen Klamotten raus. Nicht, wenn es diese Sachen waren, als ich .... Die Augen geschlossen haltend atme ich tief ein und wieder aus. Anschließend gehe ich zu meinem Koffer und suche mir andere Sachen raus. Diesmal wird es eine dunkle Jeans und ein dunkler Pullover, da mir mit einem Mal, bei dem Gedanken Jacen im Flur oder sonst wo in seinem Haus treffen zu können, kalt geworden ist. Meine Haare binde ich zu einem hohen Pferdeschwanz und schließe die Tür auf. Ganz leise drücke ich die Klinke

herunter und schaffe es diesmal ohne Geräusche oder einen Sturz zu verursachen in den Flur. Dort bleibe ich stehen und horche auf mögliche Geräusche, die mir einen Hinweis auf Jacens Aufenthalt geben können. Doch es ist still. So als ob ich ganz alleine in der Wohnung wäre. So harre ich einige Sekunden lang in meiner kauernden Position, mit einer Hand an der Klinke, vor der Tür. Aber wieder erklingt nichts. So wage ich mich Schritt für Schritt weiter voran. Gehe auf meinen Zehenspitzen, um kein Geräusch zu verursachen. Die Stille kann auch täuschen. Vielleicht schläft er ja wieder. Oder er liest ein Buch. Alles ist

möglich, zumal er nicht so ist, wie ich dachte ihn zu kennen. Mein Herz klopft wie wild gegen mein Brustkorb, sodass ich schon nach wenigen Schritten denke, gleich zu kollabieren. Doch dies ist glücklicherweise nicht der Fall und ich komme, mit beschleunigtem Atem, an der Haustür an. Dort greife ich sofort anch der Klinke, doch plötzlich befällt mich ein komisches Gefühl und ich halte inne. Ich schaue Richtung Wohnzimmer, doch aus meiner Position sehe ich nicht wirklich viel, nur die eine Ecke, mit der grün strahlenden Topfpflanze. Ich frage mich, was Jacen gerade macht. Ob er wieder eingeschlafen ist? Oder ist

er wach? Wenn er wach ist, warum ist er nicht zu mir gekommen, um mit mir zu sprechen? Ich hätte ihm zwar nicht die Tür geöffnet, geschweige denn ihn ins Zimmer gelassen. Aber gesprochen, gesprochen hätten wir. Denke ich. Hmmm, aber was wenn meine ersten Vermutungen stimmten? Was, wenn er wirklich von meinen Eltern geschickt worden ist, um erst mein Vertrauen zu gewinnen und dann mich zu ihnen zu bringen? Doch diesen Gedanken verwerfe ich gkeich wieder. Ich möchte es noch nicht einmal in Erwägung ziehen. Und wieder bringen mir diese Gedanken

nichts anderes als stechende Kopfschmerzen. Wieder verschiebe ich diese Angelegenheit auf später. Diesmal mit der festen Absicht dieser wirklich später nachzukommen. Mit diesem Entschluss öffne ich leise die Tür und trete raus in die Mittagssonne, die mich mit ihren hellen Strahlen empfängt. Sonst immer liebte ich es die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren, mich an ihnen aufzuwärmen. Doch nicht so heute. Heute kann sie mich nicht aufwärmen. Denn heute gleicht mein Inneres dem Nordpol.

Kapitel 22

Augen geschlossen haltend genieße ich einige Sekunden die Sonne in meinem Gesicht, doch schon bald holt mich dir harte Realität ein und ich reiße mich zusammen. Leise und langsam lasse ich dir Tür ins Schloss fallen und wende mich der Straße zu. Die Sonne kann ich auch später genießen, an einem ruhigen Ort, wo ich alleine sein kann. Sofort beruhige ich mich und schaue die Straße rauf und runter. Doch entgegen meiner Erwartung ist niemand zu sehen. Wenigstens eine gute Sache heute - jedenfalls je nach

dme wie man es sieht - so muss ich mich nicht mit Erklärungen herumschlagen, warum ich aus dem Haus meines Lehrers komme. Da durchfährt mich der nächste Schock des Tages: Mein Lehrer hat mich geküsst! Mein Lehrer! Ich erstarre. Innerlich hatte ich mich schon mit allen verrückten Vermutungen abgefunden, aber das ist neu. Er ist mein Lehrer. Bei dem Gedanken fängt mein Herz schneller an zu schlagen. Geräuschvoll atme ich tief ein und wieder aus, um mich zu beruhigen. Doch es klappt nicht so wie ich will. Abrupt wende ich mich nach links und laufe drauf los. Immer und immer

schneller. Irgendwann komme ich an meiner Schule vorbei. Sie ragt verlassen und düster neben mir auf. Einige Meter weiter bleibe ich stehen. Ich erinnere mich daran, dass Julia und ich einen ruhigen, für uns magischen, Park gefunden haben, als wir 10 waren. Oft sind wir dahin gegangen, einfach um alleine zu sein, unter uns. Doch jetzt nach unserem Bruch wird sie niemals dahin kommen. Das weiß ich. Damit drehe ich um und gehe in langsamen Tempo in Richtung Schule. Dort gehe ich rechts an dem Gebäude entlang und sehe schon von weitem den Park. Allein der Anblick beruhigt mich schon

ungemein. Das war auch immer so, wahrscheinlich ist es die einzige Sache, die sich in meinem Leben niemals verändern wird. Die einzige Konstante. Ein kleines Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht. Egal was passiert, der Park ist immer noch mein Park. Erst war es nur unser magischer Unterschlupf, als Julia und ich noch klein waren und Feen sein wollten. Dann, mit der Zeit, wurde es zu unserem Teffpunkt, unser Rückzugsort, wenn wir einfach zu viel Stress mit den Leuten in der Schule hatten. Wenn sie mal wieder Julia gehänselt hatten und ich sie beschützt hatte. Aber das ist jetzt

Vergangenheit. Das kleine Lächeln auf meinen Lippen erlischt mit diesen Gedanken. Es ist einfach so vieles passiert on letzter Zeit. So vieles, ich kann gar nicht glauben wie das alles passieren konnte. Nie und nimmer hätte ich geglaubt, dass Julia und ich irgendwann keine Freundinnen mehr sind. Hätte mir jenand gesagt, dass ich sie mit denselben Worten vergraule, vor denen ich sie immer beschützt habe, ich hätte ihm nicht geglaubt. Ihn für verrückt gehalten. Vielleicht hätte ivh auch dem starken Drang ihn zu schlagen, was ich sicherlich hätte, nachgegeben. Ungeachtet aller Konsequenzen oder

Problemen, die auf mich zu gekommen wären. Diese Entwicklung unserer Freundschaft ist unter anderem die einzige Sache, die mich nach meinem Geburtstags-Desaster wirklich überrumpelt und überrascht hat. Es war einfach zu unwahrscheinlich für mich, jedenfalls bis vor einiger Zeit. Da war es wirklich wahrscheinlicher, dass ich von Tom geschnappt und zu meinen Eltern gebracht werde. Ehrlich gesagt hat mich Toms Erscheinen nicht wirklich überrascht. Natürlich war ich geschockt und hatte Angst, große Angst sogar. Aber insgeheim hatte ich damit gerechnet.

Irgendwann hätten entweder meine Eltern oder Tom keine Geduld mehr und wären gekommen, um mich zu holen. Damit hatte ich auch fest gerechnet. Nur ist es etwas anderes es zu wissen, als es wirklich zu erleben. Doch am wenigsten hätte ich damit gerechnet, dass Tom mir auflauert und bedrängt. Meine Eltern würden doch nicht zu lassen, dass ich, ihre einziges Kind, ihre einzige Tochter,vergewaltigt wird, oder? Ich meine sie haben mich groß gezogen, waren immer für mich da... Na ja bis, vor knapp drei Jahren war es auch so doch jetzt, nach Allem was passiert ist bekomme ich Zweifel. Ich habe von keiner Familie gehört, die

dasselbe verlangt haben, wie meine. Im Gegensatz sogar, manche Eltern arbeiten Tag und Nacht, damit ihre Kidner zur Schule gehen können,damit sie ihnen etwas bieten können. Ich erinnere mich noch an die sechste Klasse. Ich war fast 12 und hatte eine besten Freund, der in diesem Schuljahr an meine Schule gewechselt hatte. Er war mit fünf Jahren mit seinen Eltern und seinem großen Bruder aus Russland gekommen. Sein Bruder ist zehn Jahre älter als er und zu diesem Zeitpunkt eine College student im ersten Semester. Jedesmal, wenn ich ihn fragte, ob er nicht mit mir ein Eis essen gehen möchte, hat er jedesmal verneint und.

Lange Zeit habe ich nichts gesagt, doch irgendwann wollte ich den Grund wissen. So habe ich ihn zur Rede gestellt und er gat mir gebeichtet, dass sie kein Geld dafür haben. Seine Eltern arbeiteten Tag und Nacht, um die Studiumgebühren ihres Ältesten bezahlen zu können. Von da an habe ich ihn nie wieder gefragt, sondern schleppte ihn immer hinter mir her und gab ihm ein Eis aus. Die Erinnerung schlägt ein wie ein Blitz. Mit einem Mal wird mir klar, dass dir Handlung von seinen Eltern zeigt, wie sehr sie ihre Kinder lieben. Nicht wie meine es getan haben. Das war falsch. Das ist immer noch falsch. Sie sollten mich beschützen und nicht in Gefahr,

sprich Vergewaltigung, bringen. Natürlich nur, wenn sie mich lieben... Ich war mir so sicher, dass sie mich lieben, aber jetzt wird mir klar, dass es nicht so ist. Jedenfalls jetzt. Sie haben mich verkauft, um glücklicher zu sein, das sagt ja eine ganze Menge. Mit dieser Erkenntnis warte ich auf irgendeine Reaktion von mir, doh diese bleibt aus. Hätte ich nicht am Boden zerstört sein müssen? Sollte mein Herz nicht gebrochen sein, anstatt so friedlich und fast so leicht wie ein Flügelschlag eines Vogels zu schlagen? Sollte nicht irgendetwas anders sein? Doch nichts geschieht. Da ist kein Stich

im Herzen, keine Trauer, einfach nichts. Auch nach einigen Sekunden passiert gar nichts. Weder hyperventiliere ich, noch spüre ich Schmerzen, aufgrund dieser Erkenntnis. Stattdessen erkenne ich, dass ich mich dir ganze Zeit, all die Jahre selbst belogen habe. Ich habe mir sekbst eingeredet, es wäre normal und okay. Aber das ist es nicht. Es war nie okay und so wird es auch nie sein. Ich wusste von Anfang an, als ich vor ihnen weggelaufen bin, dass es falsch ist. Ich wusste sie dürften so etwas gar nicht machen, deswegen habe ich kich auch in meinem Zimmer eingesperrt. Es war mir von Anfang an bewusst, nur

hatte ich Angst sie würden wieder zurück kommen, deswegen habe ich nie etwas gesagt. Weder Julia, noch Jacen. Jacen... Bei seinem Namen zucke ich unbewusst zusammen. Jetzt, hier und jetzt, scheint es so als ob ich alles mit einem glasklaren Blick und mit einem scharfen Verstand beurteilen kann. Diese Situation ist einfach so surreal. Zu surreal, meiner Meinung nach. Aber ich werde mich gabz sicher nicht beschweren, wenn ich so meine Probleme mit scharfem Verstand beurteilen kann, ohne jegliche Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen oder

Schwindel. Sofort kommen die Erinnerungen von dem Kuss zurück, welche ich erfolgreich verdrängt hatte. Doch jetzt nehme ich sie herzlich in Empfang. Ich kann nun mal nicht die ganze Zeit davon laufen. In diesem wachen Zustand erscheinen meine ersten Vermutungen völlig absurd. Ich denke nicht, dass meine Eltern Jacen auf mich gesetzt haben. Klar, da ist eine gewisse Logik, wenn man davon ausgeht, dass Jacen schon immer der Mann war, den meine Eltern ausgesucht hatten. Tom daher nur seine Funktion erfüllen sollte, Jacen als Held darstehen zu lassen. Aber das wäre einfach zu weit hergeholt. Ich meine, Jacen hätte mich ja dann auch

schon vor knapp drei Jahren gesehen haben müssen. Aber ich habe ihn nie gesehen. Weder auf der Straße oder sonst wo. Und ich kann ihn auch auf keinen Fall übersehen haben, da ich zu der Zeit auf jede Person in meiner Umgebung geachtet habe. Nicht nur die nähere Umgebung, sondern die ganze Straße wurde von mir unter die Lupe genommen. Jacen war aber nie dort. Ich habe ihn nie auf der Straße, im Supermarkt oder sonst wo gesehen. Zum aller ersten mal habe ich ihn erst in der Schule gesehen, und dies war vor einigen Wochen. Echt unglaublich, dass es erst wenige Wochen her ist. Seit dem ist so viel

passiert, dass es mir viel länger vorkommt. Insbesondere die letzten Tage. Doch trotzdem kenne ich ihn nicht. Nicht einmal annähernd so gut, wie man einen Fremden nach einem kurzen Smalltalk kennt. Ich verstehe ihn auch kein bisschen. Erst rettet er mich vor der Vergewaltigung durch Tom und sorgt sich um mich. Lässt mich nicht alleinr, bereitet mir sogar selber ein tolles Frühstück vor. Aber dann küsst er mich? Ich meine, er hat sich dir ganze Zeit über normal verhalten, jedenfalls kam es mir so vor. Aber wenn ich jetzt so darüber

nachdenke, stimmt es gar nicht. Er ist mein Lehrer und Lehrer sollte man dich aus Respekt siezen und beim Nachnamen nennen. Er hat mir am ersten Tag schon das Du angeboten und mich geben ihn beim Vornamen zu nennen. Aber andererseits ist er mir nie wirklich nah gekommen. Das muss ja etwas heißen. Zudem schlief er auf dem Sofa, während er mir seine Bett und sein gesamtes Schlafzimmer überlassen hat. Davor hat er das Bett sogar neu bezogen. Vielleicht wollte er mir so auch nur die Angst nehmen. Ich sollte ihn nicht als gefährlich ansehen, so wie Tom. Und Persönliches schafft meines Achtens nach

Vertrauen. Okay, wenn das geklärt ist, ist immer noch die Sache mit dem Kuss offen. Es passt einfach nicht... nirgendwohin! Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Oh Gott, ich habe ja noch nie jemanden geküsst! Geschweige denn Beachtung von Jungs bekommen. Kalr habe ich ab und zu für jemanden geschwärmt, fabd jemanden süß, aber ich habe ja Abstand zu den meisten meiner Mitschüler gehalten. Das waren alles nur Schwärmerei von Weitem. Von sehr weit weg, wie zum Beispiel vom anderen Ende des Schulhofes, während eine Gruppe von Schülern vor mir stand. Da waren die Gefühle auch alle klein. Es

ist gar kein Vergleich zu dem Kuss. Bei diesem bin ich innerlich verbrannt. Ein Wirbelsturm der Gefühle kam in mir frei und hat mich in eine Art der Trance versetzt. Ich fühlte mich, als ob ich in Watte liege. Alle Sinneswahrnehmungen standen außen vor, während mir ein warmer Schauder nach dem anderen den Rücken runter jagte. Jetzt nachdem ich es Revue passieren lasse, wird mir klar, dass ich den Kuss zwar nicht erwidert habe, aber insgeheim habe ich ihn genossen. Oh Gott, wie soll ich ihm nur je wieder unter die Augen treten? Ich schäme mich gerade so seht. Ich habe den Kuss meines LEHRERS

genossen! Meines Lehrers, um Gottes Willen! Am besten ich gehe ihm solange es geht aus dem Weg. Ja so mache ich - Aua! Wie konnte ich meinen Arm vergessen?! Sofort lege ich meinen Arm auf meinen Schoß udn schlate mih innerlich. Das kann auch nur mir passieren. Wer sonst kommt auf dirIdee Idee seine Arme zu verschränken, wenn einer seiner Arme verletzt ist?! Geräuschvoll atme ich aus und bemerke erst jetzt, dass ich immer noch mitten im Park herum stehe. Sofort gehe ich zur Schaukel und setze mich hin. Ich liebe es zu schaukeln. Gabe ich shcon imme und werde ich wahrscheinlich auch für

immer. Aber nichts dieses so schnell wie möglich so hih wie möglich, sonder das langsame, gemächliche Schaukeln. So wie es auch jetzt der Fall ist. Gedanken verloren schaue ich mich währenddessen im Park um. Es hat sich fast nichts verändert, seit ich das letzte mal hier war. EIn kleines Lachen entfährt meinen Lippen. Es kann sich in drei Monate ja nicht viel verändern. Jedenfalls in der Natur. Die Blumen blühen, das Gras wächst, je nach Jahreszeit eben. Den Park kann man eigentlich nicht als solches bezeichnen. Hier gibt es nur eine Rutsche, die Schaukel, auf der ich sitze, und eine Wippe. Mehr nicht. Dir Rutscheist direkt rechts neben der

Schaukel und die Wippe ist ungefähr drei Meter vor mir. Sie bilden einen kleinen Kreis. Dies ist der Park, während der Rest einfach nur eine Lichtung, bestehend aus strahlend grünem Gras und einzelnen Blumen, ist. Drum herum stehen einzelne Bäume mit dichtem Balttwerk, die aber nicht Sonnenschein anfangen. Julia und ich haben uns oft gefragt, warum hier ein kleiner Park inmittten einer Lichtung steht, und das alles mitten in der Stadt. Es ist offensichtlich, dass diese Lichtung künstlich angelegt wurde. Aber nie kamen wir auf eine logische Schlussfolgerung. Letztendlich haben

wir sogar der Stadt einen Brief geschrieben, mit eben dieser Fragestellung. Doch wir haben noch keine Antwort bekommen. Ich habe auch eigentlich die einstige Hoffnung aufgegeben. Ich bin auh kein bisschen mehr neugierig, stattdessen freue ich mich einfach über die Tatsache diesen Oark zu kennen. Und somit einen Rückzugsort zu haben. Die Augen geschlossen haltend schaukle ich etwas schneller ud genieße den Wind in meinem Gesicht und in meinen Haaren. Jetzt macht es mir sogar nichts aus, dass sich wegen dem Wind einzelne Strähnen aus meinem Pferdeschwanz gelöst haben.

Ich genieße die Sonne in meinem Gesicht und die Ruhe, durch die meine innere Aufruhr nach und nach nachließ. Zwar verschwindet er nicht ganz, aber er lässt nach. Das ist immerhin etwas. So schaukle ich einige Zeit und entschließe mich dazu, meine Sachen aus Jacens Haus zu nehmen und wieder bei mir einzuziehen. Ich werde meinen Entschluss Jacen aus dem Weg zu gehen sogut wie möglich nachkommen. Auch wenn es auf jeden Fall schwer werden wird, dank der Tatsache, dass er nicht nur mein Lehrer ist, sondern auch noch mein Nachbar. Da gibt es jetzt aber doch ein Problem,

fällt mir mit einem Blick auf meinen verletzten Arm ein. Heute Abend sollte seine Schwester kommen, um meinen Arm zu verarzten. Und wenn ich jetzt mal nachdenke, wird mir klar, dass ich auf keinen Fall ins Haus zu meinen Sachen komme, ohne dass er Wind davon bekommt. So entfährt meinen Lippen ein verzweifelter Seufzer, nach dem ich sie sofort zu einem dünnen Strich zusammen presse. Dieses Problem kann ich nicht einfach auf später verschieben oder aus dem Weg gehen. So denke ich über Lösungsansätze nach, da ich mir sicher bin, dass ich nicht sofort einen eins A Plan aus dem,

wohl beigemerkt nicht vorhanden, Hut zaubern.

Kapitel 23

Lange sitze ich so da und denke einfach nur noch nach. Je länger ich in meiner Position verharre, desto stärker werden die Schmerzen in meinem Arm und ich wundere mich im ersten Moment. Ich dachte, ich hätte heute morgen erst eine Schmerztablette genommen. Entweder ich irre mich oder die Wirkung lässt nach. Letztendlich komme ich, durch die Schmerzen inspiriert, zu dem Entschluss mir nie wieder etwas zu brechen, egal wie. Außerdem werde ich heute Abend einfach kurz vor seiner Schwester hin gehen, mein Arm in dem Zimmer mit meinen Sachen verarzten lassen und dann

mit meinem Koffer in mein Haus rüber gehen. So bin ich die Schmerzen zum Teil los und muss nicht mit Jacen NEIN ich meine Herrn Mavcer. Ich muss dann auch nicht mit Herrn Mavcer reden. Es gäbe ja keine Zeit. Nichts destotrotz gelange ich so auch an meine Sachen. Leicht lächlend begebe ich mich nach Hause, zu meinem Haus, da es ziemlih frisch geworden ist. Der Weg scheint mir jetzt wie ein kleiner Sprung, so schnell bin ich zu Hause. So scheint es mir jedenfalls. In meiner Straße angekommen, schaue ich mich erst um. Sicher ist nunmal sicher. Auf keinen Fall will ich schon jetzt

Herrn Mavcer begegnen. Zu meinem Glück ist die Straße wie ausgestorben. Menschenleer, als ob hier niemand leben würde. Es ist wirklich merkwürdig, dass es einige Tage im Jahr gibt, wenn auch sehr selten, an dem niemand auf die Straße geht. Ich weiß nicht wer diese "Tradition" eingeführt hat, oder wann, aber ich mache da eigentlich auch immer mit. Nur habe ich es heute irgendwie verpennt, kann man sagen. Oder es lag einfach an Herrn Mavcer. Ich weiß es nicht. Jedenfalls merke ich mir für heute Abend, dass ich durch dir Gärten rüber gehen werde. Schnell schließe ich die Haustür auf und betrete den Flur, während ich die Tür durch den Schwung

meiner Hüfte ins Schloss fallen lasse. Meine Füße tragen mich wie von selbst, so als ob ich von außen gesteuert werde, in die Küche. Wobei mir erst mit dem Anblick des Kühlschrankes deutlich wird, wie hungrig ich bin. Auf die Sekunde genau, als meine Füße die kaltem Fliesen berühren, knurrt mein Magen laut. Sofort lege ich eine Hand auf diesen und bin geschockt über die Tatsache, dass ich vergessen habe zu frühstücken. Nicht, weil ich keinen Hunger hatte, den hatte ich nämlich, wenn auch sehr leicht, schon heute morgen. Es ist einfach schlichtweg in den Hintergrund gerückt, als Herrn Mavcer mich geküsst

hat. Vehement schüttle ich meinen Kopf, um so die Gedanken von dem Kuss und überhaupt von Herrn Mavcer frei zu bekommen. Stattdessen gehe ich zielsicher auf den Kühlschrank zu und hole kalte Milch heraus. Aus einem der Schränke schnappe ich mir noch eine Schachtel Cornflakes, eine Schüssel und einen Löffel und setze mich an den Tisch. Dabei muss ich mir die Cornflakesschachtel unter den Arm klemmen, um überhaupt alles sicher zum Tisch transportieren zu können. Sofort schlinge ich mein Essen runter, als ob ich seit langem kein Essen mehr bekommen hätte. So bin ich schon nach

mur wenigen Minuten mit der großen Schüssel Cornflakes fertig und stelle alle Utensilien an ihren Platz. Anschließend stelle ich das dreckige Geschirr in die Spülmaschine und werfe einen Blick auf die Uhr. Als mein Gehirn die Information verarbeitet hat, erstarre ich zur Salzsäule. Ich kann es nicht glauben. Nie, aber wirklich noch nie, ist die Zeit so schnell vergangen. Wenn ich so darüber nachdenke,habe ich heute nicht wirklich irgendetwas gemacht. Da war nur das Ereignis mit Herrn Mavcer und meiner Zeit im Park, die ich mit nachdenken verbracht habe. Also alles in allem nicht wirklich so viel, wie man sonst so an

einem Tag erledigt. Aber trotzallem ist es jetzt schon 17 Uhr abends. Ich frag mich ehrlich wo die Zeit geblieben ist. Ich sage nicht, dass unbedeutende Dinge heute geschehen sind, sondern eher zu viel psychisches, als wirklich etwas was man gemacht hat. Aber diese Gedanken rücken in den Hintergrund, sobald mein Gehirn die Information richtig erfasst hat. Wir haben schon abends und dss heißt, ich muss so langsam aufbrechen. Ich muss rüber gehen, weil ich nicht genau weiß, wann Bailey kommt. Aber das heißt auch, dass ich Herrn Mavcer begegnen werde. Den Kopf schüttelnd verlasse ich die Küche und denke über alternativen nach.

Doch egal, was für Ansätze ich wähle, es kommt immer nur dasselbe heraus: Ich muss da jetzt rüber und mich ihm stellen. Ich kann mich nicht für immer vor ihm verstecken. Himmel, er ist mein Lehrer! Allein deswegen werde ich ihn schon regelmäßig sehen. Aber als sei das nicht schon schwer genug, muss der werte Herr ja auch noch mein Nachbar sein. Das alles ist einfach nur frustrierend. Die Zähne zusammen beißend sammel ich meine Schlüssel und meine Jacke ein und gehe zur Haustür. Mir ist klar, sollte jemand mitbekomme, wie oft ich drüben bin, wird es schnell zu unangenehmem Gerüchten kommen. So würde ich die Aufmerksamkeit auf

mich ziehen, die ich versuche zu verhindern. Also schließe ich die Tür ab und wende mich zur Terrasse. Dort bleibe ich jedoch vor der Balkontür stehen und schaue in den Garten links von mir. Niemand darf mich sehen. Es wäre jedenfalls von Vorteil, wenn mich niemand zu Gesicht bekommt, während ich zu Herrn Mavcer gehe. Heute habe ich anscheinend doch irgendwann mal Glück. Zum ersten Mal jedenfalls brauche ich mir keine Gedanken über jegliche Probleme zu machen. So zögere ich keine weitere Sekunde und durchquere meinen Garten, gefolgt von dem Nachbargarten. Zögerlich klopfe ich anschließen an der

Terrassentüre. Bereite mich innerlich darauf vor Herrn Mavcer zu begegnen und mich mit meinen verwirrenden Gefühlen rumschlagen zu müssen. Doch zu meiner Verwunderung geschieht lange Zeit nichts. Erst denke ich, es war einfach zu leise. Also klopfe ich noch einmal an. Diesmal lauter und mit einem kräftigeren Schlag als zuvor. Aber wieder geschieht nichts. Langsam werde ich nervös. Es kann mich jeden Moment ein Nachbar sehen. Hinzu kommt, dass ich sowieseo mit Angst und Nervosität um diese erste Begegnung mit Herrn Mavcer gebangt habe. Da ist es ein noch verwirrenderes Gefühl, ihn gar nicht anzutreffen. Zum einen war ich

gefasst darauf, in eine peinliche Situation zu begeben,aber andererseits hatte ich gehofft dies alles überspringen zu können, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Jedenfalls in nächster Zeit nicht. Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich um und durchquere mal wieder den Garten, als ein Ausruf einer mir bekannten Person mich aufhält. "Gott! Rebecca, wo warst du?!" Schwungvoll drehe ich mich zu der Stimme um und sehe wie Herr Mavcer mit funkelnden Augen, mit einer pochenden Ader an der Stirn und mit fuchtelnden Armen auf der Terrasse steht. Eingeschüchtert öffne ich zwar meinen Mund, aber kann trotzdem nichts

erwidern. Stattdessen habe ich das Gefühl wie ein Fisch an Land hilflos meinen Mund auf und wieder zu zuklappen. So stehe ich einige Sekunden regelrecht sprachlos da, bringe aber nichts gescheites über die Lippen. "Ich... i-ich... ich meine..." Was soll ich ihm denn darauf anworten? Dass ich mich sein Kuss von heute morgen verwirrt hat? Verängstigt hat? Dass es einem Teil von mir sogar gefallen hat? Nein, das kann ich nicht. Lieber schweige ich und lasse ihn das Thema ansprechen. Stumm schaue ich schüchtern in seine Augen, kann den Blickkontakt jedoch nicht halten. Schnell breche ich ihn ab und starre in

der Gegend umher. Es geht sogar soweit, dass ich vor Nervosität mit dem Fuß in der Erde scharre. Schlussendlich schließe ich meinen Mund mit einem dumpfen plopp und schaue auf meine Füße. Mit einem mal ist da nicht nur die Nervosität, sondern auch Angst. Angst davor, wie er jetzt reagieren wird. Was er jetzt machen wird. Ein kleiner Teil von mir ist sogar der Meinung, dass er sich nicht an den Kuss heute morgen erinnert. Aber andererseits gibt es da noch meine rational denkende Seite, die mir zu ruft, es sei nicht irgendwas, was man so schnell vergessen kann. Irgendwann seufzt Herr Mavcer, sodass ich aufschaue. Man sieht ihm an, dass er

in ein Zwiespalt mit sich selber geraten ist. Sein Gesicht ist wie Gemälde. Man kann alles klar und deutlich erkennen. Nicht nur Verzweiflung und Verwirrung, sondern, zu meinem Erstaunen, wirklich ehrliche Sorge ist zu erkennen. "Komm erst mal rein. Wir können auch drinnen darüber reden", fordert er mich auf, doch lieber wäre ich nicht alleine mit ihm. Jedenfalls nicht jetzt. Ich bin noch immer verwirrt und weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mich verhalten soll. Wie es scheint, wird er den Kuss nicht ansprechen und verhält sich auch sonst ganz normal. Aber das kann cih nicht. Sollte ich ihn jetzt einfach ansprechen?

Oder es auf sich beruhen lassen, bis er ihn von selbst anspricht? Eine dritte Option wäre aber auch es ganz zu ignorieren und so weiterzu machen, wie bisher. So als wäre nichts dergleichen passiert. Aber diesen Gedanken verwerfe ich ganz schnell wieder. Das kann ich einfach nicht. Einerseits klingt das sehr gut, so weiter machen wie bisher. Dann müsste ich nicht wieder alleine sein und hätte jemanden an meiner Seite,dem ich angefangen hatte zu vertrauen. Aber da ist der Knackpunkt. Ich hatte angefangen ihm zu vertrauen, bis zu dem Kuss. Jetzt fühle ich mich sogar etwas unwohl in seiner

Nähe. Es ist fast so als sei Tom hier. Aber auch nur fast. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, verneine ich seine Frage mit einem einfachen Kopfschütteln und verdeutliche mein Unwillen sein Haus zu begegnen, noch einmal indem ich mich ein paar Schritte von ihm entferne. Stattdessen stelle ich die für mich jetzt am wichtigste Frage, bei der ich ihm jedoch auch nicht in die Augen schauen kann. Stattdessen starre ich über seine Schulter hinweg in die Leere. "Wann kommt ihre Schwester, Herr Mavcer?" "Wie bitte? Wieso nennst du mich bei meinem Nachnamen? Wir waren doch

schon per du." Mit zusammen gezogenen Augenbrauen schaut er mich auffordernd an, doch ich bleibe standhaft und schaue ihm ausdrucklos in die Augen. Einuge Sekunden hält dieser Blickkontakt, welchen er jedoch abbricht und mich stattdessen bittet, mit rein zu kommen. Es scheint, als ob er sich nicht an das Ereignis heute morgen erinnern kann. Oder wieso sollte er so normal reagieren? "Lass uns doch rein gehen. Dort lässt es sich besser unterhalten und ist um einiges wärmer als hier." Somit tretet er rückwärts den Weg zum besagten Ziel an und schaut mich aber

dabei nicht an. Ich weiß nicht was ich tun soll. Eigentlcih würde ich gerne schnell wieder ins Haus rennen und ihn solange meiden, wie es eben geht, trotz dass er mein Lehrer ist. Aber andrerseits hätte ich auch nichts dagegen mit ihm zu reden, insbesondere über den Kuss. Hat er diesen Vulkan und dir Hitze auch gespürt? Dieses Kribbeln, überall dort wo unsere Körper sich berührt haben? Hat er diesen Kuss auch so genossen, wie ich?... Stopp! Diese Gedanken gehen in die falsche Richtung. Das ist genau die entgegengesetzte Richtung! "Nein!" Dieses Wort verlässt wie aus der Pistole geschossen meinen Mund, noch bevor ich

eine weitere Sekunde mit mir hadern kann. Verdutzt schaut mich Herr Mavcer jetzt doch an. Die Frage ist ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Doch dies ignorierend stelle ich die für mich jetzt relevante Frage: "Wann kommt ihre Schwester, Herr Mavcer?" "Erst müssen wir reden. Ich habe mir Sorgen gemacht. Du könntest entführt oder sonstwas worden sein und ich hätte es nicht gewusst! Du kannst doch nicht einfach das Haua verlassen, während ich schlafe!", bricht es aus Herrn Mavcer unerwaret heraus. Während seines Ausbruchs nimmt er wieder Blickkontakt mit mir auf, schaut aber beim letzten Satz über meinen Kopf

hinweg. Jetzt bin ich mir sicher, dass er den Kuss absichtlich von sich aus nicht anspricht. Sonst hätte er mir in die Augen geschaut, aber stattdessen hat er in den Garten geguckt, als er gelogen hat. Dieses neue Wissen ruft einen Sturm an Gefühlen in mir hervor. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass er lügt und den Kuss absichtlich nicht anspricht. Stattdessen versucht er es zu verheimlichen. Kurz bin ich wie vor den Kopf gestoßen. Soll ich auf sein Angebot eingehen oder doch wie geplant auf Abstand bleiben? Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während Herr Mavcer mich fast

schon auf eine verzweifelte Art flehend anschaut. Mit einem tiefen Seufzer nicke ich schließlich ergeben. Er ist der einzige, dem ich annähernd vertraue. Und wenn er den Kuss nicht anspricht, heißt das doch auch, dass es ein Ausrutscher war, was nicht wieder vorkommen wird. Oder? Ich hoffe es jetzt einfach mal... Außerdem will ich ihn nicht verlieren. Mit kleinen Schritten gehe ich auf ihn zu und bleibe vor ihm wieder stehen. Ein leises "okay" verlässt meinen Mund, ohne ihn anzuschauen. Sofort dreht er sich um und führt mich rein. Aber nicht, wie ich erwartet habe ins Wohnzimmer, sondern in die

Küche. Dort stellt er sich sofort an den Herd, während ich unschlüssig im Türrahmen stehen bleibe. Aufmerksam beobachte ich ihn und es ist wie eine Art Déja-vu. Herr Mavcer hat mir schon einmal etwas zu essen gemacht, Eier mit Kartoffeln waren es. Nur saß ich damals am Tisch und stand nicht in der Gegend herum. Die Atmosphäre war auch viel entspannrer, als es jetzt ist. Das waren noch angenehme Zeiten... "Es ist schon spät und ich dachte du hast Hunger, also was willst du essen?", reißt mich eine wohlbekannte raue Männerstimme aus meinen Gedanken. Sofort schnellt mein Kopf zu ihm und

ich antworte so kühl und distanziert, wie nur möglich, ohne gleich abwertend oder verletztend zu sein: "Gar nichts. Ich habe bei mir zu Hause schon etwas gegessen." Daraufhin stutzt er kurz. "Hm... ok." Es entsteht eine unangenehme Stille zwischen uns. Auch wenn ich so stark wie nur möglich über einen möglichen Themenwechsel nachdenke, fällt mir kein geeignetes Thema ein. Herrn Mavcer ist anzusehen, dass er am liebsten all dir Fragen losgeworden wäre, die ihm auf der Zunge liegen, als weiter in dieser Stille herum zustehen. Es wird so still, dass man nach einer geraumen Zeit die vergehende Zeit hören

kann. Und nicht nur bildlich gesprochen. Es ist so ist still, dass man das Ticken der Uhr hören kann. Tick. Tack. Tick. Tack. Unaufhaltsam vergeht die Zeit, ohne dass jemand von uns die Stille durchbricht oder etwas, irgendetwas, passiert. Als plötzlich ein lautes Klingeln die Stille durchbricht. In meinen Ohren ist es viel zu laut und kommt so plötzlich, dass ich mich erschrecke und gleichzeitig eine Hand vor den Mund halte, damit ich nicht los schreie. Oder wenigstens nicht so

laut. Da habe ich aber nicht mit meiner Lautstärke gerechnet, sodass ich mir diese Aktion hätte auch sparen können. Denn trotzdessen, dass ich meine Hand so fest es geht auf meinen Mund presse, entweicht doch ein leises Schreien meine Hand und ist auch für Herrn Mavcer zu hören. Dieser hat sich zwar nicht erschreckt, aber wirkte auch nachdenklich. Jetzt schaut er mich nur beruhigend an und erwidert in einem lockeren Ton: "Keine Angst. Das ist wahrscheinlich nur meine Schwester."

Kapitel 24

Herr Mavcer verlässt mit zügigen Schritten zur Küche und geht zur Tür. Ich jedoch kann mich nicht bewegen, zu überrascht bin ich von der Ankunft seiner Schwester. Natürlich, wusste ich, dass sie kommt. Aber ich dachte entweder ist sie schon da oder Herr Mavcer und ich hätten uns wenigstens etwas ausgesprochen, sodass keine unangenhmen, stillen Rubepausen entstehen können. Doch, wie in letzter Zeit, geschieht nichts so, wie ich es geplant oder wenigstens erwartet habe. Meistens passiert sogar genau das Gegenteil.

Vielleicht sollte ich einfach nichts mehr hoffen. Nichts mehr vom Leben erwarten. Das wäre doch eine Möglichkeit nicht mehr so arg enttäuscht zu werden, oder? Leise flüsternde Stimmen reißen mich aus meinen Gedanken, sodass ich mich zusammen reiße und aus der Küche heraus trete. Auf leisen Sohlen schleiche ich mich in das Wohnzimmer. Sicherlich wird Herr Mavcer seine Schwester auch dorthin führen und dort wird sie dann auch meinen Arm verarzten. Wie schon so oft sitze ich nun auf drm Sofa und warte auf die beiden Erwachsenen. Diese lassen auch nicht

lange auf sich warten, sodass ich keine Zeit habe, wieder Gedanken zu versinken. Vom Flur aus sind weiterhin ihre Stimmen zu hören, doch sie sprechen so leise,dass ich weder Fetzen ihres Gespräches mit bekomme, noch eindeutig sagen kann, worüber sie reden. Da muss ich wohl oder übel so lange Gedulden bis sie es mir erzählen, wenn sie bei mir sind. Vorausgesetzt sie werden es mir erzählen. Sonst werde ich es wohl niemals erfahren. Die Erkenntnis trifft mich eiskalt, wie ein ein Kübel voller Eiswasser. Wenn Herr Mavcer si h versprochen hat, oder sie schlichtweg zu neugierig ist, kann

mein Geheimnis in Gefahr sein. Das heißt entweder ein Leben in einem Heim oder ein Leben bei meinen Eltern, wie sie noch immer sind. Das wäre nicht so gut. Gar nicht gut. Meit Blut rauscht in meinen Adern und pulsiert in meinen Ohren. Ein Druck bildet sich auf meinen Ohren, während sich mein Atem beschleunigt. Hecktisch atme ich ein und wieder aus. Aber egal, wie sehr ich versuche diesen zu Normalisieren, es klappt nicht. Fast hyperventiliere ich schon, wenn man es ganz genau sagen will. Und es wird mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer, die die beiden Personen, die mein Leben wortwörtlich

in ihren Händen halten, sich auf mich zu bewegen. Langsam aber sicher werden die Stimmen lauter, doch durch das Rauschen in meinen Ohren kann ich noch immer kein einziges Wort verstehen. Stattdessem sehe ich jetzt ihren Schatten auf dem Boden. Erst jetzt merke ich, dass das Licht im Flur an geschalten ist, während ich in relativer Dunkelheit sitze. Vielleicht hätte ich das Licht eingeschaltet... Als ich plötzlich einen Fuß in der Tür sehe, halte ich automatisch die Luft an. Mucksmäuschenstill sitze ich da und mache mich so klein wie es geht. Bevor ich mich ihr stelle, will ich mir erst

einen ersten Eindruck von ihr machen, um sie als Mensch etwas einschätzen zu können. Überraschenderweise treten beide zwar ins Wohnzimmer ein, wenden sich aber direkt Richtung Küche, ohn einen richtigen Blick ins Wohnzimmer zu werfen. Zu vertieft sind sie in ihr Gespräch, sodass sie mich auf dem Sofa nicht bemerken. Aber mir soll es recht sein, so habe ich Gelegenheit und Zeit sie unbemerkt zu beobachten und meine Meinung zu bilden. So habe ich sie überhaupt gesehen. Ich muss sagen, sie ist hübsch. Wirklich hübsch, aber das liegt wahrscheinlich in

der Familie. Jedenfalls sieht das so aus, wenn man bedenkt, wie gut aussehend Herr Mavcer ist. Seine Schwester steht ihm jedenfalls in nichts nach. Sie hat wunderschön glänzende und gesunde blonde Haare, die ihr in sanften Wellen bis zur ihrer Hüfte reichen. Normalerweise mag ich nicht so lange Haare, da sie meistens nur ausgefranst und hässlich aussehen, aber bei ihr sieht das einfach nur toll aus. Sie ist recht zierlich und hat lange dünne Beine. Einzig und allein ihr Bauch will nicht so ganz in das Bild passen, da er ziemlich rund und ziemlich groß ist. Das macht sie umso sympathischer. Sie

ist schwanger, wahrscheinlich so um den 8. Monat herum. So würde ich es jedenfalls schätzen. Ihre Kleidung ist eher schlicht und sportlich. Sie trägt nämlich eine sehr weite Jogginghose und eine Bluse, die luftig wirkt, jedoch um den Bauch herum sehr spannt. Vielleicht ist sie ja doch näher an der Geburt als ich dachte. Doch leider konnte ich nicht auch noch in ihr Gesicht schauen, da sie sich zu schnell in Richtung Küche gewendet hat. Sie sind schon fast an der Küche angelangt, als mir bewusst wird, dass sie ja eigentlich mich suchen, um meinen

Arm zu versorgen. Also stehe ich mit weichen Knien auf und räuspere mich einmal. In meinen Ohren hallt es sehr laut wieder, doch die beiden hören mich nicht. Es wahr anscheinend doch nicht so laut, wie ich gedacht habe. So räuspere ich mich noch einmal, mit dem kleinen Unterschied, dass es diesmal wirklich deutlich lauter war und meine beiden Angesprochenen es auch wahrgenommen haben. Mit einem erschrockenen Ausruf dreht sich Bailey um, während Herr Mavcer keinen Mucks von sich gibt. Einige Sekunden schaue ich ihr unsicher in die Augen, bis es mir doch zu unangenehm wird und ich mein Gewicht

von einem Fuß auf den anderen verlagere. Sekunden vergehen, die mir wie Stunden vorkommen, bis Herr Mavcer sich zu Wort meldet. "Hier bist du! Ich dachte du wärst noch in der Küche.. aber egal. Rebecca, das ist meine Schwester Bailey. Bailey, das ist meine Schülerin Rebecca. Ich habe dir schon von ihr erzählt", stellt uns Herr Mavcer im Anschluss gleich vor. Doch der letzte Teil muss wohl seiner Schwester gelten, denn bei den Wort "erzählt" schießt mein Kopf hoch, mit großen Augen und einem ershrockenen Gesichtsausdruck. Sofort sucht mein Blick den von Herrn Mavcer, doch der

schaut gerade seine Schwester an. Beschwerlich atme ich tief ein bevor ich mit zittriger Stimme die wichtigste Frage stelle, die welche mir schon auf der Zunge brennt. Meine Zunge fast schon verbrennt. "Was haben Sie ihr schon erzählt?", frage ich direkt an Herrn Mavcer gewandt, während ich Bailey geflissentlich mal ignroriere. Ttotzdessen bekomme ich den Blick mit,den die beiden sich nach meiner Frage zuwerfen. Alarmiert schreie ich fast schon sofort mit einer schrillen Stimme: "Was!?" Panisch schaue ich von einem zum anderen. Kann nicht fassen, dass Herr

Mavcer das Bisschen erzählt haben könnte, was er weiß. So unvernünftig und unzuverlässig kann er doch nicht sein, oder? Er wollte doch mein Vertrauen haben, hat mir tausend mal zugesichert, dass ich ihm vertrauen kann. Aber was soll das denn jetzt? Das kann nicht stimmen! Ich muss mich verhört haben! Wie ein spitzes Messer sticht es mir tief ins Herz. In diesem Moment wird mir klar, dass ich ihn mag, so richtig. Ich vertraue ihm unvernünftigerweise. Auch nach heute morgen und dem Kuss, der mich so verwirrt hat. Ich will ihn nicht verlieren.

Tränen schießen mir in die Augen. Sofort versuche ich sie wegzublinzeln, ohne dass sie überlaufen. Bevor sie überlaufen. So starte ich einen letzten Versuch und schaue ihm fest in die Augen. Verschwunden sind meine Ängste und meine Befürchtungen, als ich seine Augen sehe. Sie funkeln so hell und klar. Habe ich sie bei unserer ersten Begegnung als eiskalt beschrieben,trifft es nun nicht mehr zu. Sie strahlen eine so große Wärme und Zuversicht aus, dass ich nicht mehr glauben kann, dass er zu viel erzählt hat. Nun denke ich doch, mein Vertrauen wurde nicht gebrochen.

Ich habe immer Menschen davon reden hören, dass die Augen die Tore zur Seele sind, doch konnte es nie nachvollziehen oder gar verstehen. Aber jetzt hat sich das geändert. Nun habe ich es selbst erfahren und werde es wohl nie wieder vergessen. Doch um es von ihm selbst zu hören, frage ich ihn noch einmal, fast schon mit einem flehenden Blick, dass er die richtige Antwort geben soll. "Was hast du ihr von mir erzählt?" Dabei fällt mir erst nicht einmal auf, dass ich ihn geduzt habe. Lediglich an seinem Lächeln und dem Funkeln seiner Augen werde ich darauf hingewiesen.

Hinzu kommt das überraschte Aufkeuchen von Bailey. Das hat sie wohl nicht erwartet. Doch sie wird einfach von Herrn Mavcer und mir ignoriert. "Rebecca! Ich habe Bailey natürlich nur von deiner Verletzung erzählt und dass du nicht zu einem Arzt gehen kannst, weil du deine Versicherungskarte nicht hast. Die haben deine Eltern, die verreist sind. Das stimmt doch alles bis jetzt oder?", anwortet mir Herr Mavcer und schenkt mir sogar eine plausible Ausrede. Seine Frage beantworte ich nur mit einem Nicken, da ich meiner Stimme nicht vertraue. Jedenfalls nicht jetzt in

diesem Moment. Aus dem Augenwinkel erkenne ich wie Bailey ihre Stirn in Falten legt, bevor sie sich zum ersten Mal so richtig zu Wort meldet. "Das ergibt aber keinen Sinn! Du könntest deine Eltern anrufen und sie schicken dir die Karte mit der Post, oder wenn es zu lange dauert, weil sie viel zu weit weg sind, können sie dir ja auch Geld schicken und du gehst so zum Arzt." Überrascht schaue ich sie an. Mir ist dies nicht in den Sinn gekommen. Da war ich mir echt sicher, dass Herr Mavcer einen echt guten und triftigen Grund genannt hat.

Doch anscheinend hatte sie Lücken. Verdammt! Ich brauche jetzt noch einen Grund, warum ich meine Eltern nicht Bescheid sagen kann. Sekundenlang schaue ich sie an, kaue dabei sogar auf meiner Unterlippe, was ich sonst nie tue. Herr Mavcer hält sich zurecht zurück, da es echt etwas merkwürdig wäre, würde er jetzt für mich antworten. Bailey ist jetzt so skeptisch, dass sie mich mit einem Fuß wippend und mit einer hochgezogenen Augenbraue anstarrt. Langsam senke ich meinen Blick und will eigentlich auf meine Füße schauen,

als ich bei Bailey sehr großem und rundem Bauch hängen bleibe. Wenn sie schwanger ist, muss es auhc irgendwo einen Ehemann oder Freund geben, fällt mir auf. Freund! Ja, jetzt habe ich es! Schnell schaue ich wieder fest in ihre Auge und lächle schüchtern. Jetzt muss ich dir Rolle nur gut genug spielen, dann ist alles gut. Nervös streiche ich eine Strähne hinter mein Ohr lache lache leise unsicher. "Ähmmm ..... i-ich ... war bei meinem Freund... als ich mir den Arm gebrochen habe und... Ähhh meine Eltern wissen nichts von ihm", antworte ich ihr letztendlich. Dabei flüstere ich den

letzten Teil und werde sogar rot. Ich habe gerade an Jacen gedacht, als ich "Freund" gesagt habe ich glaub es einfach nicht. Das trifft mich jetzt vollkommen unvorbereitet. Ich bin... Geschockt. Ja, das trifft es wohl. "Rebecca!", holt mich Jacens Stimme aus meinen Gedanken. Sofort reiße ich meinen Kopf in seine Richtung. "Hmm?!" Ein sanftes Lächeln umspielt seinen Mund. "Es sah nur so aus, als ob du in Gedanken wärst. Bailey würde gerne schnell deinen Arm verarzten und dann nach Hause. Ok?" Ein knappes meinerseits und schon

kommt Bailey auf mich zu und breitet ihre Sahen vor mir aus. Dabei ist sie sehr still und hängt anscheinend ihren Gedanken nach. Ich halte meinen Arm hoch und will gerade den provisorischen Verband ablegen, als mich Jacen aufhält. Während Bailey sich vorbereitet befreit Jacen meinen Arm sanft vom Verband. Sofort übernimmt Bailey dann die Versorgung und untersucht meinen Arm. Kalt mit einer distanzierten Stimme diagnostiziert sie schließlich kurz angebunden: "Der Arm ist definitiv gebrochen. Wahrscheinlich ein glatter Bruch, aber ohne Röntgenaufnahmen kann ich nichts sicheres

sagen." Es sieht wohl so aus, als ob sie mir die Ausrede mit dem Freund nicht glaubt. Schnell ist mein Arm eingegibst, sodass ich still halten muss. Plötzlich wendet sich Bailey an Jacen und schickt ihn in die Küche, um ihr ein Gkas Wasser zu trinken und etwas zu essen zu bringen. Kaum ist er außer Hörweite, als sie sich zu mir herunter beugt. Beschwörend schaut sie mir fest in die Augen. Doch das ist nicht alles. Sie liest mich fast schon wie ein offenes Buch. Was mich aber am meisten wundert ist die Wut und die Sorge in ihren Augen. Ich glaube sogar Enttäuschung und Ekel

in ihnen zu sehen. "Hör mal, Rebecca. Sag mir die Wahrheit. War das Jacen? Hat dein Lehrer Herr Mavcer dir das hier angetan?", fragt sie mich mut flüsternder, weicher Stimme. Geschockt schaue ich sie aus großen Augen an, bevor ich vehement mit dem Kopf schüttle. "Nein!", krächze ich noch so leich verständlich, da mir die Stimme versagt. Als ob Jacen in der Lage wäre, so etwas zu machen! Ihr eigener Bruder! Doch Bailey scheint nicht wirklich überzeugt zu sein, da sie mich skeptisch anschaut und mir noch einmal versichert, dass ich keine Angst zu haben brauche.

Dass sie mir helfen wird und dass er kein Recht dazu hat, irgendetwas zu tun was ich nicht will oder anders ausgedrückt, was man normalerweise nicht mit seinen Lehrern macht. Wieder kann ich nur vehement mit dem Kopf schütteln. Und Jacen in Schutz nehnen. "Nein, er war das nicht. Ich bin hingefallen als ich mit ... meinem Freund zusammen war." Dauraufhin schaut sie mir nur aus ungläubigen Augen an und fährt sivh verzweifelt mit der Hand durch das Gesicht. Lange Zeit ist es still. Man hört nur meinen schnellem Atem und Baileys stockenden Atem. In diesem Moment erkenne ich, dass wie

sehr sie sich hin und her gerissen fühlt. Einerseits will sie mir glauben und kann es nicht fassen, dass ihr Bruder so etwas machen soll. Aber andererseits merkt sie, dass ich lüge. Ehrlich gesagt bekomme ich es aber nicht besser hin. Sie wird mir niemals eine aufgetischte Ausrede abnehmen. Gerade als Bailey ihren Mund öffnet, um etwas zu sagen, kommt Jacen zu uns und stellt ein Tablett auf den Tisch. Neben einem Glas Wasser stehen noch einige Kekse und auch Cracker auf dem Tablett. Erschrocken schaue ich zu Bailey, die gerade ihren Bruder mit einem sehr wütendem Blick bestraft.

Sie wird doch nicht etwa... Oh mein Gott, sie wird!

Kapitel 25

Mit großen Augen kann ich nur sitzen bleiben und bin ehrlich sprachlos. Mit zusammen gepressten Lippen, sodass sie fast wie eine waagerechte Linie aussehen, funkelt sie ihren Bruder so sauer an, dass regelrecht Blitze aus ihren Augen sprühen. Und das alles wegen mir. Ein Mädchen,dass sie gerade mal knapp 30 Minuten kennt. Auch wenn mich ihr Verhalten etwas freut, so hoffe ich trotzdem, dass sie nicht das tut, was ich denke, dass sie im Gange ist, zu tun. Doch genau DAS tut sie!

Ohne ihn eine einzelne Sekunde aus den Augen zu lassen fragt sie ihn mit fester und zugleich spitzer Stimme: "Jacen, was sagtest du,wie sie ihren Arm gebrochen hat?" Jacen, der bis dahin Bailey Blick verwirrt erwidert hat, runzelt die Stirn. Verlegen kratzt er sich am Kopf und setzt zu einer Antwort an. Dabei kann er jedoch seiner Schwester nicht in die Augen gucken, sodass sein Blick durch das Zimmer eilt. Erst fixiert er den Tisch mit seinem Blick, um dann zu dem Schrank zu wandern. Nach einigen Sekunden aber fasst er sich wieder und räuspert

sich. "Ich habe nichts gesagt. Rebecca hat dir doch gerade erklärt, dass es bei ... i-ihrem F-Freund passiert ist. Sie.." "DAS REICHT!", schreit plötzlich Bailey und springt auf. Von ihren Ausbruch zqar nicht überrascht, aber eingeschüchtert, zucke ich stark zusammen. Aber nicht nur mir geht das so, sondern Jeacen auch. Denn er hat diesen Ausbruch nicht kommen sehen und ist sogar auf dem Sofa mir gegenüber, auf das er sich zwischenzeitlich gesetzt hat, etwas zur Seite gesprungen. Doch Bailey bemerkt unsere Reaktion nicht, sie sieht es willentlich

nicht. Jedenfalls macht sie einfach da weiter, wo sie aufgehört hatte, sodass ich mich auf meiner Sitzgelegenheit zurück lehne und die Schulter anhebe, um mich so kein wie möglich zu machen. Nur nicht auffallen ist dir Devise. "JACEN ICH BIN DOCH NICHT BLÖD! DRNKST DU NICHT, ICH KANN ERKENNEN, DASS SIE VIEL ZU JUNG FÜR EINEN FREUND IST?", aufgebracht und mit roten Wangen schaut sie ihn an. Jacen sitzt ganz still und erwidert nichts. Was sollte er denn auch erwidern? Wir wissen beide, dass sie recht hat. Und wie sie recht hat, aber da beschuldigt sie den

falschen Mann. Plötzlich dreht sie sich zu mir um und hockt sich vor mich, während sie nach meiner gesunden Hand greift und sie fest hält. Sanft schaut sie mir in die weit aufherissenen Auge, während ich mich verkrampfe. Die ganze Situation ist mir einfach sehr unangenehm. Beruhigend schreichelt sie meine Hand. "Rebecca, wie alt bist du?" Erst kann ich nicht antworten. Zu dick ist der Kloß in meinem Hals und zu groß die Verwirrung, zuzüglich das Gefühlschaos in mir. Doch dann flüstere ich eine kleines "14" und senke meinen Blick. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht

doch lieber besser den Mund gehalten hätte. Ob meine Antwort jetzt wieder einen Ausbruch seitens Bailey hervorrufen wird. Und ich sollte recht behalten. Kaum hört sie meine Antwort slringt sie schon auf und zetert weiter. Dabei vergisst sie aber meine Hand los zulassen, sodass sie mich mit sich zieht. Angst schleicht sich in mir hoch, während ich meine Hand aus ihrem festen Geiff zu lösen versuche, da es so langsam recht schmerzhaft wird. Doch nichts klappt sodass mir schon bald Tränen in die Augen schießen. Es ist eibfach zu viel: die Angst, die Schuldgefühle und der Schmerz.

Die Schimpftirade von Bailey bekomme ich schon lange nicht mehr mit und anscheinend haben mich beide Erwachsenen vergessen, denn schon bald steht Jacen vir Bailey und die beiden versinken in eine heftige Diskussion. Un mitten drin bin ich. Irgendwann wird es mir zu viel und die Tränen laufen über meine Wangen. Doch es bleibt nicht bei den Tränen. Stattdessen bahnt sich schon kurze Zeit spater ein leises Schluchzen durch meine zusammen gepressten Lippen. Leise wie ich denke oder hoffe. Aber anscheinend nicht leise genug, denn plötzlich ist es so still, dass man eine

Stecknadel fallen hören könnte. Nur unterbrochen von meinen Schluchzern. "Oh Gott",ertönt es neben mir von Bailey, während sie meine Hand ruckarzig loslässt. Schnell bringe ich einen gewissen Abstand zwischen uns und bewege mich Richtung Jacen. Bei ihm angekomme verstecke ich mich kurzerhand hinter seinem breiten Rücken. Weder sagt er etwas noch macht er etwas, was ich herzlichst begrüße. Er redet mit nicht gut zu oder versucht mich durch Berührung zu beruhigen. Stattdessen macht er sich breiter und zeigt mir somit, dass er für mich da ist. Dass er mich beschützt,

auch wenn er, wie auch ein ganz kleiner Teil in mir, weiß, dass Bailey keine Gefahr für mich darstellt. Er lässt mir meinen Freiraum und auch Zeit, um zu heulen. Und ehrlich gesagt brauchte ich genau das. Er hätte nichts besseres machen können, um mir zu helfen. Sein Getanes ist ganz pefekt. Auch Bailey scheint mitbekommen zu haben, wie Jacen reagiert hat und regt sich wieder auf. Das kann man ihr in ihrem Gesicht ablesen. Aber wider Erwarten fängt sie nicht an zu schreien oder zu schimpfen, sondern bittet Jacen ganz einfach in die Küche. Als er nicht reagiert, geht sie schon vor und sagt dabei: "Komm mit wir müssen noch

etwas besprechen." Dann ist sie schon in der Küche verschwunden. Aber trotzdem bleibe ich in meinem 'Versteck' und warte einfach ab, was jetzt passiert. Jacen jedoch weiß sofort, was er nun will und dreht sich um. Fest schaut er mir in die Augen und erklärt mir mit weicher Stimme: "Du brauchst keine Angst vor Bailey zu haben. Sie wollte dir ganz sicher nicht weh tun oder dich erschrecken. Sie ist nur sehr impulsiv und handelt nach ihren Gefühlen. Alles andere kommt bei ihr erst später an die Reihe. Und sie kann es nicht leiden angelogen zu werden, wobei sie unsere erkannt hat

und danach auch gehandelt hat. Anscheinend hat sie eigene Ideen, wie deine Arm brechen konnte. Aber das wird schon wieder, keine Angst. Ich geh jetzt zu ihr und rede mit ihr. Vernünftig. Dann wird es schon wieder, bestimmt.Du setzt sich derweil hin und beruhigst dich okay?" Gespannt hatte ich ihm zugehört und nicke nun, zum Zeichen, dass ich verstanden habe. So geht Jacen zu Bailey in die Küche, während ich mich wieder auf den Sessel setze. Sofort überfällt mich wieder mein schlechtes Gewissen. Nur wegen mir hat Jacen jetzt Probleme mit seiner

Schwester. Doch bald werden sie in den Hintergrund gedrängt. Gepresste und laute Stimmen dringen aus der Küche, obwohl man den beiden anhört, dass sie versucht sind leise zu sprechen. Stattdessen ist es hier so still,dass ich jedes einzelne Wort nicht nur glasklar hören kann, sondern sich wie scharfe Messer in mein Herz bohren. "Du kannst doch nicht einfach anfangen zu schreien, wie eine irre!", das ist Jacen,der zuerst das Wort ergreift. "Wieso ich rumschreie?! Das fragst du noch?! Für wie dumm hälst du mich? Zum Teufel mit dir Jacen! Denkst du mir ist das zwischen euch nicht aufgefallen? Diese Blicke, die du ihr zu wirfst, sind

eindeutig zu verstehen. Verdammt noch einmal! Jacen, sie duzt dich! Du bist ihr lehrer und da sollte man sich siezen und sich nicht so nah stehen! Ich warne dich Jacen. Sie ist biel zu jung. Sie ist erst 14, also wirst du dich von ihr fern halten, verstanden?!",regt sich Bailey über Jacen auf. Scharf ziehe ich die Luft ein. Sie denkt doch nicht ernsthaft Jacen würde mich zu ... Körperlichem zwingen? Das ist doch absurd! "Bailey, das ist absurd! Was denkst du nur von mir? Hörst du überhaupt, was du da von dir gibst?" "Sag mir die Wahrheit. Warst du das? Hast du ihr den Arm gebrochen, weil sie

sich gewehrt hat?!" "Nein, verdammt noch mal! Wenn du es nicht gesehen hast: Sie hat sich hinter mich gestellt,als du sie erschreckt hast." "Das hat nichts zu sagen. Vielleicht hast du sie ja so sehr eingeschüchtert, dass sie Angst hatte,du würdest ihr etwas tun, wenn sie bei mir geblieben wäre und sih etwas anmerken lassen würde. Das weiß ich nicht genau, aber was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass sie mich angelogen hat, als sie mir die Sache mit ihren Freund erzählt hat. Und davor hat sie DICH angeschaut. Was ich weiß, ist, dass DAS etwas zu bedeuten hat!" Kaum beendet Bailey ihre Ansage, hört man schon ein helles lautes Klirren, was die

Stille durch bricht. Anscheinend ist eine Tasse oder ein Teller zu Bruch gegangen. Nur kann ich nicht sagen, ob es Absicht oder doch nur ein Versehen war. Anschließend herrscht unangenehmes Schweigen. Ich bin hin und her gerissen. Mein Gewissen sagt mir, dass das alles nur meine Schuld ist. Alles könnte als ein Missverständnis erklärt werden und Jacen wäre aus dem Schneider. Aber andrerseits gibt es da noch einen egoistischen Teil in mir, der einfach die Klappe halten möchte. Meinet Eltern wegen. Es ist schon schlimm genug, dass Jacen einen Teil der Wahrheit kennt. Da kann ich nicht zulassen,dass Bailey, noch

eine Person, so nah an dir Wahrheit ran kommt. Noch immer bin ich fest davon überzeugt, dass ich meine Eltern wieder zurück bekomme. So wie sie früher waren: nett, fürsorglich und liebevoll. Nur müssen sie das noch einsehen, aber das passiert schon bald. Sehr bald. Da bin ich mir sicher. Aber da sind trotzallem diese Zweifeln, nicht nur wegen meinen Eltern, sondern wegen Jacen. Er hat die Wahrheit verdient. Ich bin mir sogar sicher, nein ich weiß, dass er niemandem etwas erzählen würde. Und nicht nur das: er sollte nicht wegen mir mit seiner Schwester streiten. Ich sollte irgendetwas tun, ihm helfen.

Aber nur wie? Ein nie gekannter Schmerz ergreift mein Herz. Tränen schießen mir in die Augen, während mein Herz verkrampft. Nur wegen mir hat Jacen so viele Probleme bekommen. Und das, obwohl er mir so sehr geholfen hat. Ich schnaube. Was habe ich denn anderes erwartet bitteschön? Alles was ich mache, geht kaputt. Erst habe ich meine Eltern enttäuscht und somit meine Familie zerstört und dann habe ich meine einzige, beste Freundin beleidigt und vergrault. Und jetzt habe ich auch noch Jacens Leben auf den Kopf gestellt. Eine Träne rollt meine Wange herunter. In meinem Zwiespalt habe ich sogar

nicht mehr mitbekommen, wie der Streit der beiden Geschwister voran geschritten ist. Mittlerweile schreien sie sich regelrecht an und achten nicht einmal mehr auf ihren Ton. Und da wird mir klar, dass ich das nicht machen kann. Ich kann nicht egoistisch sein, wenn ich somit Jacen weh tue. Sein Leben zerstöre. Das kann ich ihn einfach nicht antun. Jetzt steht mein Entschluss fest. Und ich werde es durchziehen. Anschließend wird Jacen mir sicherlich bei den Konsequenzen helfen, da bin ich mir sicher, auch ohne ihn vorher zu fragen. So wische ich mir energisch die Träne

von der Wange und auch die restlichen in meinen Augen. Die Augen zusammen kneifend dränge ich anschließend die restlichen Tränen zurück und versuche mich zu beruhigen. Der nächste Schritt wird alles verändern. Einfach alles. Abert ich bin mir mit meiner Entscheidung vollkommen sicher. Einen anderen Ausweg kenne ich nicht. Leise und bedacht atme ich tief ein und wieder aus. Spüre wie mein schnell schlagendes Herz langsam zur Ruhe kommt und in einem normalen Rhythmus weiter schlägt. Mit jedem Schlag, mit jedem Atemzug beruhige ich mich immer mehr. Eine innere Ruhe ergeift mich. Wie

weggeblasen sind die Zweifel und Ängste vor den Konsequenzen. Ehrlich gesagt ist es mir sogar mittlerweile gänzlich egal, weil es das richtige ist. Ich werde seit langem mal wieder das Richtige tun. Etwas, das ich schon viel früher hätte machen sollen, sogar müssen. Entschlossen stehe ich auf und gehe mit leisen festen, aber dennoch kleinen Schritten in Richtung Küche. In meinem Kopf lege ich mir schon die richtigen Worte zurecht, und da stehe ich schon in der Küchentür. Jetzt ist es soweit. Nur bin ich mir nicht wirklich sicher, ob es ein Tor oder doch ein Eigentor wird.


Kapitel 26

Doch auch wie groß meine Angst vor den Konsequenzen sind, das Bild, welches sich mir bietet, übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen. Es herrscht ein einziges Chaos. Überall liegen Scherbenreste von Teller, Tassen und auch von Schüsseln. Hinzu kommt das ganze Besteck, welches nicht nur in der offen gelassenen Schublade zu sehen ist, sondern auch überall auf drm Boden herum fliegt und zudem noch auf der Anrichte. Die beiden streiten sich noch immer lautstark, aber nicht nur über mich, sondern auch über Kleinigkeiten, meiner

Meinung nach, die in ihrer Kindheit passiert sind. Ich kann sie sogar noch hören, obwohl mir das Blut in den Ohren rauscht und mein Herz lautstark und viel zu schnell in meiner Brust schlägt. Überraschend ist nur, dass ich das nicht mitbekommen habe. Die erste Tasse beziehungsweise Teller oder Schüssel habe ich zerbrechen gehört, aber der Rest? Nichts habe ich gemerkt. Keinen einzigen, noch nicht einmal das Besteck, welches sogar noch lauter sein müsste. War ich so sehr in Gedanken versunken? War ich wirklich so sehr abgelenkt, dass ich diesen lautstarken Streit, der meinet wegen stattfindet und sogar handfestlich

geworden ist, so leicht ausblenden konnte? Ohne es absichtlich zu wollen? Langsam schüttle ich meinen Kopf, um diesen zu befreien. Anschließend räuspere ich mich, doch niemand nimmt mich wahr. Stattdessen wird ihr Streit noch viel lauter, so habe ich jedenfalls das Gefühl. Verwundert schaue ich die beiden an. Es ist anscheinend ein noch viel schlimmerer Streit, als ich gedacht habe. Noch einmal räuspere ich mich, diesmal aber lauter. Viel lauter. Aber wie ich insgeheim gedacht habe, kann ich auch so nicht die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Ich

bin entschlossen das jetzt zu klären. Auch wenn ich jetzt mitten in ihren Streit eindringen. Entschlossen trete ich in die Küche. Um die Hindernisse auf dem Boden herum gehend gelange ich schließlich bei den beiden Streithähnen an. Dir ganze Heit schon hämmert mein Herz weiterhin, wie ein Presslufthammer. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Doch dies ist für mich kein Grund die ganze Aktion abzubrechen. Genau so wenig, wie die aufkeimende Aufregung und Nervosität mich dazu verleiten werden, jetzt um zudrehen. Jetzt, solange ich nicht bemerkt wordrn bin und noch die Gelegenheit habe, mich unbemerkt

zurück zu ziehen. Mein Verstand will mir weis machen, dass der Rückzug das Beste für mich ist, doch ih höre nicht auf ihn. Stattdessen schalte ich ihn ab und konzentriere mih auf mein Herz. Denn dieses sagt mir eindeutig, dass ich das richtige tue, für alle Beteiligten. Nicht nur für mich, eigentlich insbesondere nicht für mich. Gern hätte ich jetzt laut aufgelacht. Diese Aktion wird mir nur noch mehr Probleme bescheren. Aber dann wiederum denke ich mir, dass ich dann Jacen bei mir haben würde. Hoffe ich. Entschieden schiebe ich die ganzen Gedanken von mir fern und konzentriere mich auf meine Mission. Eigentlcih eine

Mission Impossible, wenn man bedenkt, dass ich so wenig Kollateralschäden haben möchte, wie möglich. Selbstsicher trete ich zwischen die beiden und räuspere mich, während die beiden auf einen Schlag still werden und mich überrascht anschauen. Mit festem Blick erwidere ich ihre Blicke. Mal Jacens, mal Baileys. Vor Überraschung schaffen es beide nicht einnal etwas zu sagen. Ich denke,das liegt auch zum Teil daran, dass sie mich gabz einfach vergessen haben. Jedenfalls haben ihre Bkicker gabz den Anschein danach, als sehen sie mich zum ersten Mal, obwohl sie nicht mit mir gerechnet

hätten. Diese Situation ausnutzend ergreife ich dss Wort. "Ich wollte niemals, dass ihr euch wegen mir streitet. Bitte, hört auf." Dies war an beide gewandt, sodass ich immer abwechselnd beide angesehen habe. Jetzt wende ich nich zu Bailey um und schaue ihr fest in die Augen. Hoffentlich glaubt sie mir. "Jacen hat nichts falsches gemacht. Ja, du hattest recht. Mein Arm wurde nicht gebrochen, als ich mit meinem Freund zusammen war. Ich habe gar keinen. Aber Jacen war das nicht. Er hat mir lediglich geholfen. Ich hoffe du glaubst

mir." Baileys Reaktion ignoriere ich gekonnt. Denn man sieht es ihr an. Sie will sofort widersprechen und nachhaken, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Später hat sie noch genug Zeit dazu. Zu Jacen gewandt sage ich nur "Wir sollten reden" und verlasse die Küche wieder. Sofort höre ich beide leise diskutieren, bis Jacen mir ins Wohnzimmer folgt und Bailey sich den Bauch haltend in den Flur tritt. Leise und bedacht setzen wir uns nebeneinander, mit einer kleinen Distanz zwischen uns, auf das Sofa. Diesmal ergreift Jacen als erstes das

Wort. "Bailey legt sich etwas hin. Es war ein langer Tag für sie." Nervös lausche ich seinen Worten, während ich mit den Fingern knete. Jetzt wäre der richtige Moment gekommen. Tief atme ich ein und hebe meinen Blick. Intuitiv suche ich seinen Blick und halte ihn fest. Langsam nicke ich zum Zeichen, dass ich sein Gesagtes verstanden habe. Noch bevor ich einen Rückzieher machen kann, kratze ich den letzten Rest meines Mutes zusammen und reiße mich zusammen. "Es tut mir leid.", fange ich an, doch sofort will Jacen mich unterbrechen.

"Nein, lass mich ausreden. Bitte", erwidere ich schnell, sodass er seinen Mund wieder zuklappt. Wenn er mich unterbricht, bin ich mir sicher, werde ich mich nicht mehr trauen. "Es tut mir leid. Ich... Ich wollte nicht der Grund für euren Streit sein. Deswegen will ich ihr auch dir Wahrheit sagen, damit sie dich nicht unnötigerweise beschuldigt." Überrascht schaut er mich an, bevor er mit fester Stimme erwidert: "Du musst das nicht tun. Das mit Bailey kriege ich auch schon so hin." Lächelnd schüttle ich meinen Kopf. "Nein, ich will es. Du sollst keine

Probleme wegen mir haben. Rufst du sie bitte?", entschlossen verlassen diese Worte meinen Mund. Ergeben seufzt Jacen auf und macht sich auf den Weg. Währenddessen versuche ih mich zu beruhigen. Auch wenn ich nach außen hin sehr ruhig wirke, so bin ich insgeheim aufgeregt und gespannt, wie Bailey reagieren würde. Als beide zusammen ins Wohnzimmer eintreten, haben beide unterschiedliche Blicke. Jacen guckt sehr angespannt, aber gleichzeitig auch aufmunternd. Während Baileys Blick sehr skeptisch und auch wütend, leicht tadelnd ist. Jacen setzt sich neben mich auf den Sessel und Bailey auf das Sofa. Kaum

sitzen beide, blicke ich Bailey an und ergreife schon das Wort. "Es tut mir wirklich leid, dass ihr euch wegen mir gestritten habt. Ich hätte wahrscheinlich viel früher mit der Wahrheit rausrrücken sollen, aber ich konnte nicht. Du hättest die Wahrheit schon vor dem Streit erfahren müssen, es tut mir leid", damit wende ich meinen Blick aber dann doch wieder ab, da mich ihr intensiver Blick verunsichert und zudem auch ablenkt. Stattdessen schaue ich zu Jacen. Denn er weiß alles schon und vor seiner Reaktion muss ich keine Angst haben. Ich kenne sie bereits. So erkenne ich, wie er mahnen zu Bailey schaut. Anscheinend wollte sie mich

unterbrechen, aber Jacen weiß, dass ich jetzt nicht unterbrochen werden will. Er kennt mich bereits nach wenigen Tagen schon so gut, dass es mir jetzt ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Aber sein Blick drückt auch die Bitte nach Geduld aus. Und dafür bin ich ihn dankbar. Er wird mich nicht hetzen, oder mit Fragen durchlöchern. Er lässt mir die Zeit, die ich brauche. Mal wieder. Und sorgt zudem dafür, dass es Bailey ihm gleich tut. "Ich habe dich angelogen." Daraufhin stutzt Bailey, was ich aus den Augenwinkeln erkenne. Ein überraschtes "Ach?!" entfährt ihr. Automatisch blicke ich sie an und bekomme so noch

techtzeitig mit, wie sie Jacen böse anfunkelt. Ich bin mir sicher, dass sie schon geahnt hatte, dass ich gelogen habe. Aber nicht, dass die Probleme seit knapp drei Jahren andauern. Ihren kleinen Ausruf ignoriere ich gekonnt und erzähle weiter. "Alles fing an meinem 12. Geburtstag an. Wir haben mit meinen Eltern zu Hause gefeiert. Wie jedes Jahr. Ich hatte einen Erdbeerkuchen mit Kerzen, die ein Herz formten. Wie jedes Jahr. Zusammen haben wir meinen Kuchen gegessen, Happy Birthday gesungen und dann habe ich mein Geschenk bekommen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich mein Wunschgeschenk bekommen werde.

Ein rotes Fahrrad." Bei der Erinnerung an das Fahrrad in dem Schaufenster muss ich lächeln. Ein bisschen auch wegen meiner Naivität. Tränen schießen mir in die Augen, als mir klar wird, was ich ihr jetzt erzählen werde. Einer praktisch Fremden. Es war etwas anderes Jacen davon zu erzählen, als es jetzt bei Bailey zu tun. Aber ich bin kein Feigling, ich werde das jetzt durch ziehen. Zudem tut es gut, sich alles von der Seele zu reden, ohne schief angesehen oder unterbrochen zu werden. Einfach zu reden. Mal wieder. "Aber so war es nicht. Ganz und gar nicht." Ohne es zu wollen, flüstere ich, bis meine Stimme bricht. Eine Träne

rollt meine Wange hinunter, bevor ich sie daran hindern kann. Aber bevor ich sie mir weg wischen kann, werde ich an eine harte, warme Beust gezogen und die Träne wird mit einem fremden Daumen weg gewischt. Überrascht kann ich nichts machen und warte einfach ab. Doch dann wird mir klar, dass es nur Jacen ist und er mir nichts antun würde. So kralle ich mich an seinem T-Shirt fest und vergrabe mein Gesicht darin. Mir auf die Zunge beißend halte ich die Schluchzer im Zaum, die sich einen Weg durch meine Lippen suchen. Meine Augen kneife ich fest zusammen, in der Hoffnung, so die aufkeimenden Tränen zurück drängen zu

können. Aus dem Hintergrund höre ich wie Bailey empört auf schnaubt. Ein zischendes "Jacen!" verlässt ihre Lippen. Doch Jacen ignoriert sie einfach. Ich kann meine Tränen jedoch nicht mehr zurück halten, als Jacen anfängt mir über den Rücken zu streichen. Dirs zerstört meine Selbstkontrolle, sodass ich mich nicht mehr kontrollieren kann und alles aus mir heraus bricht. Die Tränen fangen an ungehindert zu fließen, während ich aufgrund meiner Schluchzer durch geschüttelt werde. Jacen nimmt mich daraufhin noch etwas fester in den Arm und flüstert mir beruhigende Worte in mein Ohr.

So beruhige ich mich schon nach kurzer Zeit und es kommt eine Stille auf. Sie ist jedoch nicht unangenehm. Ganz im gegenteil, sie ist sehr beruhigend und zeugt von Frieden. So kommt es mir vor. Es ist friedlich. In dieser Position verharrend, mein Gesicht in Jacens T-shirt vergraben, seine Arme fest um mich geschlungen, greife ich wieder zu Wort und erzähle weiter. "Es war klein und viereckig. Da hat es bei mir Klick! gemacht. Ich würde wohl kein Fahrrad bekommen. Aber es sah wunderschön aus. Edel und teuer. Es hat geglitzert. Ich war hin und weg.

Doch das war es eben nur von außen. Aufgeregt, wie ich war, habe ich rücksichtslos das Papier in Fetzen gerissen und auf den Boden geworfen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich mich gefreut habe. Obwohl ich aus den Augenwinkeln gesehen haben, wie meine Eltern mich tadelnd angeschaut haben. Aber zu der Zeit war es mir egal. Stattdessen habe ich mich auf mein Geschenk konzentriert. Das Geschenk war schnell ausgepackt und geöffnet. Ich habe es aber nicht verstanden. Ich wusste nicht, was es war. Es war kein Pullover oder T-Shirt, wie

ich auf den ersten Blick gedacht hatte. Und auch sonst nichts bekanntes. Es war weich und rot. Der größte Teil war durchsichtig." Meine Stimme bricht. Es laut auszusprechen ist viel zu schmerzhaft. Es macht es viel realer. Viel zu ... wahr. Aber nichts ist mir anzumerken. Weder die Angst vor Baileys Reaktion, noch der Schmerz, der sich wie eine kalte, stählerne Hand um mein Herz schließt, aufgrund der Erinnerung. Mein Atem geht normal, meine Tränen sind versiegt und nach außen hin, bin ich die Ruhe in Person. Ruckartig reiße ich mich von Jacen los und wende ihm den Rücken zu. Bis jetzt

hat Baiely mir still zu gehört und nichts weiteres gesagt, zu Jacen und mir. Aber ich will das Schicksal nicht herausfordern. So öffne ich meinen Mund und ratter die Wörter nur so runter. In der Hoffnung so schnell zu reden, dass es schneller vorbei ist. "Meine Eltern haben mir Reizunterwäsche geschenkt und mir an diesem Tag eröffnet, dass ich arbeiten soll. 'Wir sind knapp bei Kasse', haben sie gesagt. Ich sollte als Callgirl für sie Geld verdienen. Aber ich wollte das nicht und habe mich geweigert. Bin in mein Zimmer gelaufen und habe mich eingeschlossen. Sie haben noch versucht

mit mir zu reden, aber ich habe abgeblockt. Dann kamen sie mit Tom an und meinten, ich werde mit ihm gehen. Fur eine gewisse Zeit. Ich habe mich wieder geweigert, da haben sie mcih verlassen. Wöchentlich schicken sie mir 50 Euro und damit finanziere ich mir mein Leben. Ich Ich habe mich seitdem etwas zurück gezogen und warte auf die Rückkehr meiner liebevollen und fürsorglichen Eltern. Aber bis jetzt ist es noch nicht passiert. Jetzt will ich es auch nicht mehr. Ich hasse sie", gegen Ende wird meine Stimme schneidend und kalt, wie Eis. Mein Blick erhärtet sich kaum merklich. "Am Anfang haben sie mich alle in Ruhe

gelassen, sogar Tom. Aber vor wenigen Wochen hat er angefangen mich zu beobachten und zu verfolgen, wenn ich in die Schule gegangen bin und auch wieder nach Hause. Dann eines Tages ist er mir aufgelauert. Ich dachte, er hätte mich in Ruhe gelassen, als ich ihn auf dem Weg nach Hause nicht gesehen habe. Aber er war bei mir zu Hause ... Er hat mich überrascht und ... belästigt. Wenn Jacen nicht gekommen wäre, wäre viel schlimmeres passiert, als dass ich meinen Arm gebrochen habe. Auf dem Weg nach draußen. Im Garten." Ich schlucke. Jetzt ist es raus. Es gibt kein zurück mehr. Mit gesenktem Kopf warte ich auf Baileys Reaktion. Aber

nichts dergleichen geschieht. Es herrscht eine unangenehme Stille. Nervös kaue ich mir auf die Unterlippe und knete meine Finger. Ich fühle mich zum Reißen gespannt an und meine Gedanken schlagen Purzelbäume. Sekunden vergehen, aber nichts passiert, außer, dass sich in mir ein Gefühlssturm anbraust. Ich hatte mit allem gerechnet, Ekel, Abscheu und auch Verachtung. Mitleid hätte ich erwartet, aber nicht diese Stille. Tränen schießen mir in die Augen. Aber es ist mir egal. Mir wird jetzt klar, dass nur Jacens Reaktion wichtig war und diese ganze Aktion war eher dafür da, seine Beziehung zu seiner Schwester zu retten.

Ihre Reaktion kann mir nicht wirklich weh tun, nicht mehr, als es die Angst vor Tom jemals getan hat, versuche ich mir einzureden. Aber wieso? Wieso sagt sie denn nicht etwas? Egal was, hauptsache irgendetwas, was mir zeigt, was sie denkt! Ist das denn zu viel verlangt? Auch wenn ich mir versuche einzureden, dass es mir egal ist. So stimmt es nicht. Ich will wissen, was sie denkt. Ruckartig hebe ich meinen Kopf und suche ihren Blick. Doch sie schaut mich nicht an. Nicht einmal in meine Richtung schaut sie. Stattdessen heftet sie ihren Blick auf Jacen. Zitternd öffne ich

meinen Mund, um sie zu fragen, wieso sie nicht reagiert. Doch kein Laut verlässt meinen Mund. Also schließe ich ihn wieder und spüre, wie eine Träne nach der anderen meine Wange runter fließt. Still weine ich vor mich hin, während Jacen zur Statue neben mir erstarrt ist. So vergehen weiter Sekunden, der Qualen für mich. Doch dann verändert sich Jacen kaum merklich. Seine Augen sprühen nun vor Blitzen. Man merkt wie angespannt er ist. So ballt er seine Hände zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß hervor treten. Er presst seinen Kiefer stark zusammen und mahlt sogar mit seinen Zähnen, so sehr reißt er sich

zusammen. Ich kann das nicht mehr. Es war falsch, das wird mir jetzt klar. So stehe ich entschlossen auf und wende mich zum Gehen. Doch ich komme nicht sehr weit, denn kaum stehe ich auf meinen Füßen, schließt sich eine warme Hand um meinen Arm. Überrascht drehe ich mich schwungvoll um und knalle prompt gegen eine harte Brust. So verliere ich mein Gleichgewicht und stolpere zurück, um diesen wieder zuerlangen. Doch es klappt nicht. So falle ich schon rücklings runter und rechne fest damit, auf dem harten Boden auf zu prallen. Als mich zwei Hände mit festem Griff an der Schulter

fest halten und mich auf richten. Aber anscheinend habe nicht nur ich einen kleinen Hang zum Schwungvollen, sodass ich gegen Jacens Brust stoße. Mal wieder. Diesmal nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich sofort fest kralle, um nicht schon wieder fast zu fallen. Skeptisch schaue ich hoch in seine blauen Augen, die mich in ihren Bann ziehen. Sofort erwidert Jacen meinen Blick und setzt sich wieder auf den Sessel. Zieht mich einfach mit und so lande ich, stocksteif wie ich bin, auf seinem Schoß. Er war ja nicht der Grund für meinen Heukkrampf. Aber diese Person ist nunmal auch anwesend und beobachtet

uns aus Argusaugen. Sofort will ich wieder runter krabbeln, als Jacen einfach einen Arm um meine Taille schlingt. "Nicht", erklingt seine feste Stimme, die einen Hauch von Unsicherheit birgt. Und das verunsichert mich total. Genau das muss auch mein Blick gewesen sein, denn sofort ergreift Jacen wieder das Wort. "Gib ihr etwas Zeit. Sie ist geschockt. Das ist alles." Also bleibe ich still und entspanne mich wieder, Bailey undinfach ignorierend und mich auf Jacen konzentrierend. "Oh mein Gott! Wie schrecklich! Es tut mir leid. Ich hätte wahrscheinlich

anders reagieren und nicht so still sein sollen. Sas hat dich sicher verängstigt und verunsichert. Aber ich war nur so geschockt und wütend, was deine Eltern abgezogen haben. Solche Leute sollte man nicht einmal Eltern nennen. Ich versteh einfach nicht, wie man so etwas seinem eigenen Kind antun kann", mit diesem Geständnis schaut sie mich entschuldigend an und kommt auf mich zu . Nimmt meine Hand in ihre. "Aber jetzt, da du mir die Wahrheit gesagt hast, werde ich dich unterstützen. Weder Tom, noch deine Eltern werden dich zu irgendetwas zwingen. Das verspreche ich dir. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du

Hilfe brauchst oder einfach von Frau zu Frau sprechen möchtest." Lächlend schaue ich sie an. Ein Glücksgefühl durch flutet mich. Sie verurteilt mich nicht und hat mir sogar ihre Hilfe angeboten. Eine bessere Reaktion hätte ich nicht erwarten können. Sofort entspanne ich mich wieder, ohne gemerkt zu haben wie ich mich erneut verkrampft habe. Was auch Jacen merklich spürt und lächelt. Vergessen ist ihre Reaktion von eben, die mich gekränkt hat. Vergessen ist die Unsicherheit. Eine zweite Person, eine nahezu Fremde hat mir seine Hilfe angeboten. Also habe ich vielleicht doch keinen allzu großen beziehungsweise

schlimmen Fehler gemacht. Stattdessen laufen mir die Freudentränen über die Wange und ein strahlendes Lächeln ziert mein Gesicht. Bei dem Anblick meiner Tränen, runzelt Jacen die Stirn und wischt diese mit einem Daumen weg. "Nicht weinen. Jetzt wird alles gut. Du brauschst keine Angst zu haben. Du bist nicht mehr alleine, du hast jetzt ja mich und Baiely", am Ende grinst er mich schelmisch an und seine Augen funkeln so hell, wie Sterne bei dunkelster Nacht. "Ich bin nicht traurig oder ängstlich. Ich freue mich. Ich bin glücklich. Das sind Freudentränen", lächle ich ihn an. "Ich hätte einfach nicht damit gerechnet, dass sie

auch so locker reagiert. Ich hätte mit Ekel und Verurteilung gerechnet und nicht mit ihrer tollen Reaktion. Ich war echt überrascht. Positiv überrascht." Schon spüre ich wie mir weitere Tränen über dir Wangen laufen. Dafür ernte ich ein strahlendes Lächeln von Jacen. Bei diesem Anblick fängt mein Herz schon an schneller zu schlagen. Mein Magen vollbringt Saltos und ich bin einfach nur glücklich. So sitze ich da und könnte ehrlich gesagt für immer so sitzen bleiben. Aber wie alles auf der Welt, endet auch dieser schöne Moment. Als plötzlich ein Räuspern seitens Bailey neben uns ertönt. Dies reißt uns aus unserem

Blickkontakt und Gedanken heraus. Sofort klettere ich von Jacens Schoß runter neben ihn, auch wenn wir nichts verbotenes in dem Sinne getan haben und laufe leicht rot an. Wir beide richten unsere Blicke starr gerade aus. "Ich habe dir das erzählt, weil du die Wahrheit verdient hast. Du solltest sie von mir erfahren und jetzt wo du das grundlegende weißt kannst du auch alles fragen, was du willst. Ich vertraue dir. Und Bailey, du solltest die Wahrheit auch erfahren. Ich möchte eure Beziehung nicht zerstören, nicht so wie ich meine Familie zerstört habe", den letzten Teil kann ich nur noch flüstern.

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass Jacen etwas erwidern will, wahrscheinlich um zu widersprechen. Aber ich komme ihm zuvor und werfe ihm einen aussagekräftigen Blick zu Daraufhin ernte ich nur ein Brummen, zun Zeichen, dass wir darüber noch reden werden. Aber dann reagiert er auf mein Gesagtes. "Natürlich. Ich vertraue dir auch und deswegen kannst du dir sicher sein, dass ich noch einige Fragen habe. Aber die kommt erst, wenn wir Bailey entschärft haben und sie wieder gegangen ist", flüstert er mir zu. Ernst schaut er mich anschließend an und

ich erwidere diesen Blick. Eine Art kleine Kampfansage schwingt in ihm. Ich werde nicht mit ihm diskutieren. Ein kleiner Seitenblick zu Bailey, die vor mir sitzt, erklärt auch Jacens merkwürdige Wortwahl. Sie, die noch eben wie eine toughe, starke junge Frau gewirkt hat, heukt gerade wie ein Schlosshund. Eine Hand lresst sie auf ihren Mund und dämpft somit ihre Schluchzer. Erschrocken schaue ich sie mit großen Augen an. Ich hätte nicht mit Tränen gerechnet. Jacen, der meinem Blick gefolgt ist, springt sofort auf und eilt zu Bailey. Ich sitze jedoch hilflos da, wie vor den

Koof gestoßen und weiß nicht wie ich reagieren soll. Zu viel ist heute schon geschehen.

Kapitel 27

Jacen versucht schon geschlagene anderthalb Stunden seine Schwester zu beruhigen, doch es ist nicht so leicht. Auch, wenn sie nickt und sich für die Tränen entschuldigt, laufen diese noch immer weiter. Ich sitze noch immer so da, die Schulter hochgezogen, die Hände im Schoß fest in einander verschränkt, und kann nichts tun. Dies liegt nicht nur daran, dass ich hilflos bin, sondern, weil ich auch nicht damit umgehen kann. Ich könnte schon nie mit Personen umgehen, die vor mir geweint haben. Sogar bei Julia war es so. Natürlich kam sie zu mir, wenn sie

etwas bedrückt hat. Ich habe ihr auch immer zu gehört, und versucht ihr zu helfen. Aber sobald die erste Träne floss, waren mir die Hände gebunden. Bei Bailey kommt noch hinzu, dass ich sie kaum kenne und, auch wenn ich sie mag und sie mir sympathisch ist, ist sie nicht mein Problem. Das mag sich zwar hart anhören, aber ehrlich gesagt, habe ich ja auch genug eigene Probleme. Diese Situation macht mir jetzt um was aus, weil Bailey Jacens Schwester ist und es ihm weh tut, seine Schwester in Tränen aufgelöst zu sehen. Das ist auch der einzige Grund, warum ich mich nicht mit einer Entschuldigung zurück gezogen habe.

So Komisch und merkwürdig das jetzt auch klingen mag, ich möchte Jacen helfen. Ihm beistehen. Auch, wenn er mein Lehrer ist. An erster Stelle ist er dann doch ein Freund für mich. Der mir hilft und mir beisteht. Deshalb sitze ich hier, fühle mich unwohl und höre Jacens warmer Stimme zu, wie er beruhigend auf Bailey einredet. Dabei taucht die Erinnerung von vorher auf, als er mich in den Armen gehalten und mir beruhigend zu geredet hat. Ein warmer Schauer rinnt mir den Rücken hinunter. Mir wird plötzlich gabz warm ums Herz. Und ich könnte schwören, dass meine Wangen glühen.

So will ich ihnen nicht unter die Augen treten. Mit einem Seitenblick zu Jacen sehe ich auf. Er ist noch immer mit der aufgelösten Bailey beschäftigt, dass er mich sicherlich nicht beachten wird. Mit schnellen kleinen Schritten verlasse ich das Wohnzimmer. In der Tür bleibe ich stehe und schaue über die Schulter zurück zu den beiden. Jacen hat wirklich nichts bemerkt und kümmert sichDieser weiterhin um Bailey. Diese Erkenntnis führt zu einem Stich in meinem Herzen, sodass ich zusammen zucke. Schnell schüttle ich meinen Kopf, um meinen Geist frei zu bekommen. Innerlich schalte ich mich einer Narrin.

Natürlich kümmert er sich um seine Schwester. Das ist in Ordnung. Und richtig. Abrupt wende ich mich von ihnen ab und durchquere den Flur. Schließlich gelange ich im Bad an. Dort stütze ich mich am Waschbecken ab und schaue bestürzt in den Spiegel. Wieder schleicht sich die Röte in mein Gesicht, doch diesmal ist es vor Scham. Wie kann ich nur erwarten, dass er seine Schwester, ich meine SEINE SCHWESTER für mich einfach links liegen lässt?! Das ist so dumm. Ich bin so dumm! Unter meinem brennenden Blick merke ich, dass die Röte sich einfach nicht

verziehen will. Das kann doch nicht wahr sein! Böse starre ich auf meine roten Wangen, so als ob mein Blick allein genügen würde, diese verschwinden zu lassen. Doch auch meine blitzenden Augen können daran nichts ändern, sodass ich mich schließlich schnaubend von meinem Spiegelbild ab wende. Stattdessen versuche ich es jetzt anders. Zielsicher findet meine Hand den Wasserhahn und dreht ihn auf kalt. So kalt wie es geht. Je kälter, desto besser, denke ich mir und warte sogar noch einige Sekunden, nach dem Aufdrehen des Wasserhahns, bevor ich mit meinen Händen eine Schale bilde und diese mit

eiskaltem Wasser befüllen. Bei der ersten Berührung mit dem eiskalten Wasser zucke ich so sehr zusammen, dass ich die Schale auflöse. Doh beim zweiten Versuch klappt es. Als meine Schale bis zum Rand gefüllt ist, klatsche ich mir das Wasser ins Gesicht. Es durchzuckt mich, wie ein greller Blitz in dunkelster Nacht. Sofort ist mein Geist frei von jeglichen ... falschen Gedanken. Deswegen wiederhole ich die Prozedur einige Male und stütze mich dann anschließen, nach Luft ringend, am Waschbecken und schaue mich skeptisch im Spiegel an. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie ich die Luft angehalten habe. Bis jetzt,

jedenfalls. Bei meinen versuchen genug Luft zu bekommen, atme ich versehentlich einige Wassertropfen ein, die sich den Weg über mein Gesicht zu meinem Kinn suchen. So ist ein Hustensaft vorprogrammiert, sodass ich Sekundenlang das Wasser aus meiner Lunge huste. Intuitiv entferne ich mich vom Waschbecken und gehe etwas in die Knie. Mit der einen Hand stütze ich mich an meinem Knie ab, während ich mit der anderen Hans gegen meinen Brustkorb schlage. Ich weiß nicht, ob das wirklich hilft, aber ich will auch nicht tatenlos rum stehen und warten, bis der Hustenanfall vorbei ist. Als dieser endlich vorbei ist, schaue ich

wieder in den Spiegel. Noch immer ziert eine leichte Röte meine Wangen. Aber dies ist eher meinem Hustenanfall zuzurechnen, als irgendetwas anderem. Meine Haare sitzen nicht mehr, wie sie sollten. Kräuselig und wirr sitzt eine Masse an Haaren auf meinem Kopf, die ich nicht wieder erkenne. Meine Augen schauen mich trüb und traurig an, während mein Gesicht zu leichten und glitzern scheint. Die Tropfen an Wasser, die sich ihren Weg über mein Gesicht suchen, scheinen Diamanten zu sein. Das genaue Gegenteil von dem, wie ich mich fühle und wie ich wirklich aussehe im Moment. Jedenfalls ohne das Wasser in

meinem Gesicht. Abrupt wende ich mich von meinem Spiegelbild ab und trockne mechanisch mein Gesicht und meine Hände. Wieso bringt es mich so aus der Fassung Jacen mit seiner Schwester zu sehen? Es sollte mich nicht so verletzen. Ich meine, ich bin nur eine Schülerin, der er mit ihren Problemen hilft, weil er Mitleid hat. Scharf atme ich bei dem Gedanken ein, als mich ein scharfer Schmerz in meiner Brust inne halten lässt. Er hat nur Mitleid mit mir. Schmerzvoll pocht e sind meiner Brust und ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen, oder nicht genug, obwohl

ich jetzt schnappen nach Luft schnappe. Der Gedanke sollte mir nicht wehtun. Nicht so. Andererseits, ist er meine einzige Bezugsperson seit knapp drei Jahren, der mir keine Angst macht oder mich zu Sachen zwingt. Ist das der Grund für meine Reaktion? Für meine Gefühle? Oder ist es doch etwas anderes... Nein! Energisch schüttle ich meinen Kopf und wende mich zur Tür. So ein Quatsch. Der Gedanke ist einfach nur absurd. Tief atme ich ein und trete aus dem Bad. Schnell ist der Weg zum Wohnzimmer zurück gelegt. Diesmal sogar um einiges schneller als auf dem Hinweg.

Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich mit großen schnellen Schritten gegangen bin. Mit jedem Schritt, dem ich in Richtung Wohnzimmer mache, schlägt mein Herz immer schneller. Erst könnte man es mit den Schritten einer Ente vergleichen, doch dann ähnelte es eher den Hufschlägen eines Pferdes während er im Galopp läuft. Bis ich das Gefühl habe, das mein Herz jeden Moment aus meinem Brustkorb springt. Allein der Gedanke gleich ins Wohnzimmer zu kommen, wo auch Jacen mit seiner Schwester ist, hat den gleichen Effekt. Aber wieser verdränge ich diese Gedanken und betrete das Zimmer

endlich. Beim Eintreten bemerke ich sofort die veränderte Atmosphäre. Es ist nicht merh drückend und traurig, wie noch eben. Oder jedenfalls nicht so sehr. Es ist positiver. Bailey tritt sofort auf mich zu und umarmt mich. Ein gemurmeltes "Tschüss" später ist sie schon verschwunden. Das alles ging so schnell, dass ich anfangs nicht wirklich verstanden habe, dass sie gegangen ist. Einzig und allein das Zufallen der Tür lässt mich wissen, dass sie das Haus verlassen hat. Aber ich bin mir sicher, dass sie noch einen Blick zu Jacen geworfen hat, der vor dem Sessel steht. Ihr Blick war

jedoch nicht ganz verständlich. Sie machte einen Eindruck von Wut und Enttäuschung, aber auch Mitleid und Fürsorge. Verständnis. Da waren so viele verschiedene Emotionen, die sich an ihrem Gesicht wider gespiegelt haben, dass man unmöglich alle genau bestimmen könnte. Ich kann das jedenfalls nicht. So schaue ich fragend zu Jacen, der meinen Blick auch sofort mit seinem erwidert und diesen richtig interpretiert. Wobei es auch offensichtlich ist, was ich meine. "Sie musste schnell wieder aufbrechen. Sie steht kurz vor der Geburt und da will sie ihren Ehemann bei sich haben."

Darauf nicke ich nur, sodass eine unangenehme Stille aufkommt. Schließlich ergänzt er sich noch. "Ich habe ihr ein Taxi bestellt. Sie soll sich nicht überanstrengen. " Und wieder diese unangenehme Stille. Schweigend vergehen einige Sekunden, bis mich ein Gedanke zum Erstarren bringt. Ruckartig schaue ich Jacen ins Gesicht und trete gleichzeitig einige Schritte auf ihn zu. Ohne es kontrollieren zu können verlasse die Worte schon meinen Mund. "Jacen, wird sie schweigen? ", fragend und zugleich bittend schaue ich ihn an. Er stockt kurz, bevor er seinen Mund öffnet, um mir zu antworten. Doch

nichts geschieht. Kein einziger Ton verlässt seinen Mund. Dies bringt mich jedoch vollkommen aus der Fassung. Mein Atem beschleunigt sich, genau wie mein Herzschlag. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich echt Angst, dass ich in nächster Zeit Herzprobleme bekommen könnte. So oft wie in letzter Zeit hat mein Körper niht verrückt gespielt. Mal wieder schweifen meine Gedanken ab, sodass ich mich zusammen reißen und wieder im Hier und Jetzt ankommen muss. Sofort setze ich noch einen drauf und rede mich so in Rage, dass ich gegen Ende so schnell rede, dass ich mich

sogar schwer verstehe. Ich denke nicht, dass er alles verstanden hat. "Jacen, sie darf nichts irgendjemandem sagen. Sie muss schweigen. Niemand darf davon erfahren. Schon gar nicht meine Eltern oder Tom. Oh mein Gott! Wenn sie jemals erfahren, dass ich dir oder Bailey die Wahrheit erzählt habe und die Polizei etwas davon mitbekommt,... Ich will nicht in ein Heim. Und meine Eltern... Ok, ich mag sie nicht mehr sonderlich viel, man könnte sogar schon so weit gehen sagen zu können, dass ich sie hasse, aber ich will nicht der Grund dafür sein, dass sie ins Gefängnis kommen. Das kann ich nicht. Ich meine... irgendwie sind sie ja

dann doch noch meine Eltern. Wir hatten auch schöne Zeiten zusammen. Aber wenn Bailey auch nur die kleinste Sache ausplaudert, Hormone und Muttergefühle hin oder her, wird alles nur noch schlimmer werden. Ich meine mir geht's gut. Ich komme ganz gut alleine zurecht, obwohl ich ja jetzt nicht mehr gabz so alleine bin. Ich habe ja doch an meiner Seite. Du kannst mir doch helfen. Ich kenne Bailey nicht so gut und kann ihr auch nicht sagen, dass sie nichs sagen soll, aber du tust es. Du kannst mit ihr sprechen, auf sie ein reden, wenn es sein muss." Mit leuchtenden Augen schaue ich ihn auffordernd und glücklich an. Erst jetzt

merke ich wie nah wir uns doch wieder stehen. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich beim Reden näher an ihn heran getreten bin. Schmunzelnd schaut auf mich herunter, ohne herablassend zu sein. Seine blauen Augen funkeln wie Sterne in dunkelster Nacht. Bei diesem Anblick wird mir warm. Aber nicht so, wie die Sonnenstrahlen mich aufwärmen können, wenn mir kalt ist. Sondern anders, besser. Diese Wärme breitet sich von meiner Herzgegend bis in jede Fingerspitze und in den kleinsten Zeh, nur um wieder durch meine Körper zu fließen, direkt in meinen Bauch. Dort kribbelt es, so als

ob tausende Schmetterlinge in diesem herum fliegen würden. Unsere Blicke haben sich ineinander verhakt und ich bezweifle, dass unser Blickkontakt so schnell wieder abbrechen wird. Es fühlt sich zeitlos an, einfach nur im Hier und Jetzt. Einfach richtig, einfach perfekt. Doch dann, nach langen Sekunden, oder doch Minuten, löst sich sein Blick von meinem. Stattdessen wandert sein Blick tiefer, aber nur ein kleines Stück. Fest presst er seine Lippen aufeinander. Verkrampft sich sogar. Gerade als ich fragen wollte, was passiert ist, schaut er mir wieder in die Augen. Eine Sekunde, die ich seinen ich erwidere. Dann schaut

er mir aber wieder auf die Lippen, denke ich. Bei dem Gedanken an den 'ersten Kuss' vorschnellen sich mein Herzschlag. Ich bin verwirrt. Sollte ich nicht Angst haben, sofort auf Distanz gehen? Aber ich fühle mich wohl und ich will von ihm geküsst werden. Noch bevor ich weiter meinen Gedanken auf den Grund gehen kann, spüre ich eine schwere Hand auf meiner Taille und eine an meiner Wange. ' Jacens Hände!', schießt es mir durch den Kopf. Allein bei dieser Berührung rieseln mir warme Schauer, eine nach dem anderen, den Rücken

runter. Keine Sekunde später beugt Jacen sich schon etwas runter und legt seine Lippen auf meine. Sofort schließen sich meine Augen. Schon bei der kleinsten Berührung bricht in mir ein Vulkan nach dem anderen aus. Es prickelt überall, wo er mich gerade berührt, aber auch an den Stellen, die er noch vor kurzem berührte. Seine Lippen üben einen leichten Druck aus und es gefällt mir. Ich gehe sogar soweit den Kuss zu erwidern. Es ist zwar mein erster richtiger Kuss, wenn man den auf gezwungener Kuss Toms und den ersten Kuss Jacens, den ich aber nicht wirklich zähle, außen vor lasse, aber

trotzdem mache ich mir keine Sorgen. Ich genieße diese wenigen Sekunden und versuche die selben Bewegungen zu machen, wie Jacen. Irgendwann vergrabe ich sogar meine gesunde Hand in seinen Haaren, während meine andere Hand auf seiner Schulter zum Liegen kommt. Dies ist anscheinend ein Zeichen für Jacen, denn nun zieht er mich näher an seine Brust, sodass ich mich automatisch an ihn schmiege. Vergessen ist meine Frage, ob Bailey nichts verrät. Einzig und allein Jacen und ich zählen jetzt. Ich genieße seine Berührungen, sodass es für mich recht überraschend kommt, als er seine Lippen von meinen nimmt und stattdessen

seine Stirn an meine lehnt. Aber noch immer sind meine augenblicklich geschlossen. Ich wage es nicht sie zu öffnen, aber dennoch spüre ich seinen brennenden Blick auf meinem Gesicht. Meine Hände lasse ich an Ort und Stelle stehen, als ich bemerke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. 'Ich habe meinen Lehrer geküsst', erkenne ich jetzt. 'Aber nicht irgendeinen Lehrer, sondern Jacen!' Wir bleiben in unserer Position, die einer innigen Umarmung sehr ähnelt. Es herrscht eine angenehme Stille, jetzt da das Knistern aus der Atmosphäre verschwunden ist. Aber noch immer liegt eine etwas angespannte Spannung in der

Luft. Plötzlich atmet Jacen tief durch, was mich dazu bringt meine Augen doch auf zuschlagen. Ich hatte recht. Sein Blick liegt auf mir. Mit Einen strahlenden blau, eine warmen Blick schaut er mir in die Augen, was ich sofort erwidere, trotz der Röte in meinem Gesicht. Schließlich bei hat er die Stille. "Es war also doch kein Traum gewesen!", flüstert er. Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, als ein Schatten auf sein Gesicht zu fallen scheint. Geschockt schaut er mich eine Sekunde lang an, bevor er mich abrupt loslässt. So als ob er sich an mir verbrannt hätte, hechtet er nach hinten,

weg von mir. Überrascht und etwas erschrocken über seine Reaktion schaue ich ihn an. Doch er schaut mich nicht mehr an. Stattdessen schaut er erst auf den Boden. Dann murmelt er etwas leise vor sich hin, was sich verdächtig nach "Es war ein Fehler. Ich hätte das nicht tun dürfen" anhört, bevor er ein lautes "Es tut mir leid" von sich gibt und aus dem Wohnzimmer hechtet. Keine fünf Sekunden später höre ich die Haustür laut zuschlagen. Geschockt bleibe ich einfah stehen. Ich bin nicht nur geschockt und enttäuscht, von mir selber versteht sich, sondern auch verletzt. Er kann dich nicht einfach

abhauen! Er hat den ersten Schritt gemacht. Er hat mich geküsst, nicht anders herum! Langsam füllen sich meine Augen mit Tränen, bis die erste den Auftakt für eine ganze Sintflut macht.

Kapitel 28

Jetzt wird mir alles klar. Das bedingungslose Vertrauen, der Schmerz in meinem Herzen, ausgelöst durch sein Handeln, und diese ... Sehnsucht nach seiner Nähe. Ich bin verliebt. Ich bin in meinen Lehrer verliebt! Eine andere Erklärung kann es gar nicht geben. Gibt es nicht! Aber wie konnte das denn passieren? Das darf nicht sein! Erstens ist es verboten und zweitens ist er der einzige der mir zur Seite steht und versucht mir zu helfen! Ich hätte doch Angst vor ... vor... SOLCHEN SACHEN! Wie konnte es

bloß passieren? Vielleicht weil ich, zum ersten Mal seit knapp drei Jahren etwas mit einem anderen Menschen unternehme? Oh Gott! Ich habe bald Geburtstag! Was heißt hier bald, das ist doch schon in zwei Wochen! Hoffnungslos, wie ich bin, lasse ich meinen Kopf in meine Hände fallen und verbergen sie mit ihnen. Was soll ich bloß machen? Ich kann schlecht in meinen Lehrer verliebt sein, wenn ich Gefahr laufe beim Jugendamt gemeldet zu werden! Siedend heiß fällt mir meine Frage bezüglich dieses Themas ein, auf die ich keine Antwort von Jacen bekommen

habe. Abrupt hebe ich meinen Kopf, sodass ein unangenehmes Knacken entsteht. Als sich wenige Sekunden später der Schmerz in meinem Nacken pochend bemerkbar macht, weiß ich, dass ich jetzt auch noch mit Nackenschmerzen klar kommen muss. Ein schmerzvolles Stöhnen gefolgt von einem empörten Schnauben verlässt meinen Mund. Das alles ist so unglaubwürdig. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich verliebe. Nicht nach dem, was passiert ist. Insbesondere nicht in meinen Lehrer, der meine einzige Hilfe ist. Da wäre noch Bailey, aber ich weiß nicht ob ich sie in diese Sache, meine Probleme, mit einziehen

will. Sie ist schwanger, da sollte sie sich nur auf ihr Baby konzentrieren. Außerdem bin ich etwas eifersüchtig auf sie. Auch wenn mir klar ist, und wie!, dass sie seine Schwester ist und ich eigentlich keinen Grund dazu habe. Generell habe ich eigentlich kein Recht darauf auf irgendjemanden eifersüchtig zu sein, weil er mein Lehrer ist. Aber ... das ist echt einfach nur mies. Hätte mir jemand vor wenigen Wochen gesagt, dass sich mein Leben mal wieder schlagartig verändert, hätte ich ihm nicht geglaubt. Hätte diese Person mir auch davon erzählt, dass ich mich in meinen Lehrer verliebe, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Vollkommen

durchgeknallt und nicht zurechnungsfähig. Aber jetzt sitze ich hier, habe gerade mit meinem Lehrer geknutscht und weine, weil er abgehauen ist. Ja, er ist wie ein Feigling einfach abgehauen und ich bin sauer auf ihn. Energisch wische ich mir zum gefühlten hundertsten Mal über die Wangen, sodass die Tränen Spur auf diesen langsam verschwindet. Doch falsch gedacht, kaum entferne ich meine Hände von meinen Wangen, fließen weitere Tränen und erzeugen somit neue, frische Tränen Spuren. Ich gebe auf. Lasse die Tränen fließen und versuche an nichts mehr zu denken.

Doch eines ist sicher: Ich werde nicht aufgeben. Niemals werde ich freiwillig zu Tom gehen und mit ihm schlafen oder mit irgendjemandem anderen. Es sei denn dieser Jemand hat blaue Augen und heißt Jacen, flüstert eine leise in meinem Kopf plötzlich. Abrupt richte ich mich auf und schüttele meinen Kopf. Ich darf an sowas nicht denken. Das sind doch nur diese blöden Schmetterlinge in meinem Magen die verrückt spielen, sobald ich auch nur an ihn denke. Außerdem sieht er in mir nur eine Schülerin, die Hilfe braucht mehr nicht, versuche ich mir einzureden. Aber wieder meldet sich die kleine gehässige Stimme in meinem Kopf und

macht mir einen Strich durch die Rechnung. Deswegen hat er dich ja auch schon zwei mal geküsst. Nur deswegen hat er sich das ganze Wochenende un dich gekümmert und sich sogar mit seiner Schwester gestritten, streut sie Salz in meine noch offene Wunde. Das war kein Streit! Es war eben nur eine emotionale Diskussion, halte ich vehement dagegen. Und plötzlich Word mir klar, was ich hier mache. Ich rede mit mir selbst. Oh Gott, ich höre schon Stimmen in meinem Kopf! Ich werde verrückt! Entschlossen springe ich auf und wische mir die restlichen Tränen weg. Durch

den Schock kommen auch keine weiteren Tränen mehr nach, oder ich habe einfach keine mehr. Mit schnellen Schritten gehe ich in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Das ganze weinen hat meine Kehle gabz ausgetrocknet. In der Küche muss ich jedoch sehr aufpassenIn, da noch immer Scherben, und Besteck den Boden zieren. Doch als dieses Hindernis überwunden ist, halte ich schon meine zu einer Schale geformten Hände unter den Wasserstrahl und trinke Wasser. Anschließen entschließe ich mich dazu die Küche etwas aufzuräumen, da alles wegen mir jetzt so aussieht. Vorsicht hebe ich erst einmal alle Scherben und das Besteck in meienr

unmittelbaren Umgebung auf und ordne sie in die Schublade. Alles kaputte schmeiße ich sofort weg. Gerade habe ich eine besonders große Scherbe in meiner Hand, als plötzlich die Tür mit einem lauten Knall gegen die Wand schlägt. Bei dem Lärm erschrecke ich mich so sehr, dass ich meinen Griff um die Scherbe unbewusst etwas verstärke, sodass zu meinem Schreck auch noch eine verletzte, blutende Hand hinzu kommt. Mit geweiteten Augen wende ich meinen Blick zur Tür. Binnen von Augenblicken rast mein Herz und das schmerzhafte Pochen in meiner Hand rückt schnell in die letzte Ecke meiner

Gedanken. Angestrengt lausche ich aufmerksam, doch nach dem Knall ist sekundenlang nichts mehr zu hören. Nur meine lauten Atemzüge durchbrechen die Stille. Langsam aber sicher schleichen sich negative Gedanken in den Vordergrund. Was ist, wenn es Tom ist? Wenn er wirklich zurück gekommen ist, um sein... Werk zu vollenden? Wenn er seine Drohungen wirklich ernst gemeint hat und heute sein Tag ist? Ich könnte nicht einmal weglaufen. Ich sitze in der Küche fest und er ist wahrscheinlich schon im Wohnzimmer. Aber ich habe die Scherbe!, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kann

mich dieses mal wehren und dann einfach weg laufen. Vielleicht ist er auch so unaufmerksam, dass er sich selber an den unzähligen Scherben und dem Besteck auf die Boden verletzt. Adrenalin schießt durch meinen Körper bei der Vorstellung an einen Kampf mit ihm. Entschlossen diesmal nicht kampflos aufzugeben und mich gegen Tom zu wehren, wenn es sein muss, stelle ich mich fester hin. Meine Beine sind nun etwa Schulterbreit und etwas in die Knie gegangen bin ich auch. Gespannt warte ich nun auf die Konfrontation. Mein Atem beruhigt sich wieder etwas, sodass ich mich auf die Geräusche aus

dem Inneren konzentrieren kann. Es erklingen schwere Schritte und später kann ich auch die Atemzüge der Person wahrnehmen. Als plötzlich Jacen in der Tür steht, mit einem sorgenvoller Blick, der sich bei meinem Anblick sogar verstärkt. Durch stumm schaut er mich an und hebt beide Hände in die Höhe. Diese Geste soll wahrscheinlich beruhigend wirken, aber ich realisiere das gar nicht. Bei seinem Anblick durchfährt mich ein Glücksgefühl. Es ist nicht Tom und auch kein anderer, den meine Eltern hätten geschickt haben können. Ich wusste jetzt bin ich in Sicherheit und

geborgen. Denn es ist ja Jacen. Mein Jacen. Ein strahlendes Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus. Dies geschieht in weniger als zwei Sekunden, nachdem er seine Hände hoch gehoben hat. Für ihn muss es wirklich plötzlich kommen, aber für mich fühlt es sich wie das Normalste auf der Welt an. So laufe ich einfach los. Vergessen sind die Scherben und das Besteck auf dem Boden, genau wie die Scherbe in meiner Hand. Noch immer merke ich nicht wie meine Hand die Scherbe fest umfasst und das Blut, mein Blut, aus der entstandenen Wunde tropft. Stattdessen werfe ich mich in seine Arme. Mit einem Mal ist sein Streit mit

seiner Schwester, unser Kuss, durch den ich erkannt habe, dass ich mich wirklich in ihn verliebt habe und auch sein Verschwinden einfach vergessen. Zu meinem Glück schließt mich Jacen auch in seine Arme. Sonst wäre das wirklich peinlich geworden. Aber dabei bleibt es nicht. Stattdessen hebt er mich hoch und trägt mich aus der Küche raus. Ich halte meine Augen geschlossen, genau so wie während unserer Umarmung, also erkenne ich auch nicht wohin wir gehen. Stattdessen höre ich seiner flüsternder Stimme zu, die wie aus weiter Ferne zu mir dringt. Meinen Kopf bette ich auf seiner Brust und kuschel mich etwas an

ihn. Mit einem Mal flaut das Adrenalin ab und lässt mich müde und ausgelaugt zurück, obwohl ich nichts gemacht habe. Flatternd Flatternd öffne ich meine Augen, doch es ist viel zu schwer sie offen zu halten, sodass ich sie wieder schließe. Plötzlich ist Jacen auch etwas aufbrausender. Ein "Verdammt! Lass es jetzt los!" lässt mich zusammen zucken. Ich ignoriere Jacens Gesagtes, denn ich will nur noch schlafen. So verlässt ein zufriedener Seufzer meinen Mund, da Jacens Wärme gerade einfach nur toll vorkommt. Ein leises, schläfriges "Jacens, danke" später spüre ich etwas weiches unter mir. Zufrieden

will ich mich in das Bett kuscheln, als ich plötzlich leichte Ohrfeigen bekomme. Zwar kommen sie überraschend, aber weh tun sie nicht. Also ignoriere ich sie auch und will weiter schlafen. Stattdessen aber bekomme ich eine leicht starke Ohrfeige, die mich zusammen zucken lässt. Alterns öffnen sich meine Augen. Verwirrt und geschockt schaue ich Jacens an, der über mir gebeugt steht und mich sauer anschaut. Gerade will ih ihn fragen warum er mich schlägt, da ergreift er schon das Wort. "Du schläfst jetzt nicht ein, verstanden! Bleib wach und gib mir die Scherbe!" "Welche Scherbe", frage ich ihn daraufhin.

Da packt er mich am Handgelenk und schiebt meine Hand in meine Sicht. Überrascht schaue ich auf meine blutverschmierte Hand, die noch immer eine ebenso blutige Scherbe fest hält. "OH", entweicht es mir. Sofort lasse ich die Scherbe los, als ich realisiere wonach es aussieht. Sofort schnellt mein Blick zu Jacen und will ihm alles erklären, doch ohne mich eines Blickes zu würdigen verlässt er das Zimmer. Aber niht ohne vorher die Scherbe mit zu nehmen. Wenig später kommt er mit einem Verbandskasten und einer kleinen Tüte wieder rein. Ich habe mich mittlerweile soweit aufgerichtet dass ich an der Bestände

sitze, während meine Beine über den Rand baumeln. Sofort ergreife ich das Wort, doch Jacen unterbricht mich, noch bevor ich einen Ton von mir geben konnte. "Rebecca, du kannst nicht einfach .... ich meine....", ein leiser Seufzer erklingt, bevor er dann wieder weiterspricht. "Ich weiß, es ist gerade nicht leicht für dich. Aber dein Leben kann besser werden. Es wird besser werden. Du darfst nur nicht zweifeln." Noch bevor er weiter reden kann, unterbreche ich die kurze Stille. "Ich wollte mich nicht umbringen! ", schreie ich schon fast. Verdutzt schaut er

mich an und will wieder etwas ansetzen, aber ich lasse ihn nicht. Den Kuss absichtlich äußert Acht lassend erkläre ich die blutige Scherbe in meiner Hand: "Ich hätte ein schlechtes Gewissen, weil du die wegen mir mit deiner Schwester gestritten hast und die Unordnung in der Küche ja auch in gewisser Maßen meine Schuld ist. Deswegen wollte ich sie aufräumen, bevor du kommst. Ich habe etwas getrunken und dann vor dem Spüle damit angefangen. Ich hätte gerade die große Scherbe in der Hand als du die Tür aufgeknallt hast. Ich habe mich erschreckt udn die Scherbe fester umgriffen. Ich wollte mich nicht

umbringen. " Bittend schaute ich ihn an und ihne mein Zu tun entweicht mir noch ein letzter Satz in einem sehr leisen Flüsterton: "Nicht schon wieder." Als mir bewusst wird was ich gerade von mir gegeben habe, schlage ich die gesunde Hand auf den Mund und wende den Blick ab. Jacen atmet geräuschvoll ein, sagt aber nichts. Unpassend zu diesem Moment, merke ich dass die Hand verletzt ist, dessen Arm gebrochen ist. "Was?!" Geschockt schaut er mich aus geweiteten Augen an. Doch ich habe nicht den Mut ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen

mache ich mich ganz klein und wünschte, ich hätte nichts gesagt. Aber, wie so vieles auch, geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Vergessen ist die Müdigkeit. Stattdessen macht sich Angst in mir breit. Was wird Jacen jetzt von mir denken? Wird er mich für erbärmlich halten und einfach weg sein? Nicht mehr für mich da sein und mir helfen? Doch zu meinem Erstaunen passiert erst gar nichts. Erst einige Minuten später, als noch immer nichts passiert ist, habe ich den Mut und schaue hoch. Jacen Sitz mit geschlossenen Augen und zusammen gepresstem Kiefer vor mir. Seine Hände presst so stark auf seine Oberschenkel,

sodass seine Knöchel schon weiß hervor treten. Ganz plötzlich schaut er mich an, sagt aber nichts. Ich kann ihn in diesem Moment nicht einschätzen. So habe ich ihn nämlich noch nie erlebt. Deswegen bleibe ich auch still, vorerst. Noch immer hege ivh eine kleine Hoffnung, dass er den letzten Teil eibfach nicht gehört hat. So dumm es auch sein mag. Auch wenn seine Reaktion genau ad Gegenteil aussagt. Wie sagt man so schön? Die Hoffnug stirbt zuletzt. So bleibe ich ruhig sitzen, als er sich plötzlich merklich entspannt und sich dem Erste Hilfe Kasten zuwendet. Langsam und effizient kümmert er sich

erst um meine Hand. Wobei mir erst jetzt auffällt, dass es aufgehört hat zu bluten und, dass das Blut sogar schon getrocknet ist, zu einem großen Teil. Gespannt warte ich darauf, dass er reagiert, mich fragt, was das zu bedeuten hat oder sogar anschreit. Mir wäre alles lieber, als sein Schweigen. Aber es kommt nichts. Behutsam und sanft verbindet er meine Hand, was mir Hoffnung macht, wenn auch nur eine sehr kleine, dass er mich auch mag, eigentlich sogar etwas mehr als mögen. Aber es kommt nichts. Einfach gar nichts. Das ist echt ziemlich frustrierend. Deswegen will ich schon zu einer

weiteren Erklärung ansetzen, als mir eine kleine Stimme im Kopf davon ab rät. Und zu meinem Bedauern hat sie recht. Ich wollte mich schon erklären und jetzt sieh einer mal an, was ich geschafft habe. Er redet nicht mehr mit mir. Er ignoriere mich vollkommen. So warte ich darauf, dass er das Wort ergreift, jetzt nachdem meine Hand versorgt ist. Doch er sagt nichts. Stattdessen zieht er sich einen Stuhl vor das Bett und setzt sich. "Setz einen deiner Füße auf mein Bein." Geschickt schaue ich ihn an. Er hat mich anreden! Langsam schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, als mir seine Worte bewusst werden. Mein Fuß?

Wieso mein Fuß? Ich habe andere Worte erwartet. Sofort erlischt mein Lächeln und ich schaue ihn verwirrt an. Auch ist mein Blick etwas anklagend. Daraufhin beißt er sich fest auf die Zähne und schaut mich grimmig an. "Du bist durch Scherben gelaufen, als ob das aneinander NICHTS wäre! Du hättest die gießen ganzen Fußsohlen aufreißen können! Und deswegen legst du jetzt deinen Fuß auf mein Bein. " Still gehorchte ich ihm und legte meinen Fuß auf sein Bein und spanne mich kaum merklich an. Bei dem Anblick von meinem Fuß spannt auch Jacen sich an und schaut mich mit einem Killerblick

an, der sich gewaschen hat. Trotzdem schnappt er sich die Pinzette und macht sich sofort an die Arbeit. Sekundenlang zerrt er kleine Scherben von mein Fuß und legt sie auf ein Taschentuch neben mich. Es haut mich regelrecht um. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sich so viele Scherben in mein Fuß gebohrt haben. Hatte den Schmerz nicht wahrgenommen. Aber jetzt zucke ich jedes Mal zusammen, wenn er nach einer neuen greift. Und mal wieder herrscht Stille zwischen uns. Langsam gebe ich nicht es auf es zu hoffen, dass er anfängt der alte Jacen zu sein. Ich wäre auch mit anschreien zufrieden. Hauptsache irgendeine

Reaktion kommt. Als schließlich, nach gefühlten Stunden, keine einzige Scherbe mehr in keinem meiner Füße sind, verbindet er auch diese und ich nehme meine Füße wieder an mich. Mein Blick ist gesenkt. Nervös spiele ich mit meinen Fingern, auch wenn es etwas komisch aussieht und schwerer ist, als es sonst immer war, aufgrund des Verbandes. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, als er das Wort ergreift. Endlich, ist mein einziger Gedanke. Aber andererseits setzt sich die Angst in mir fest, dass er mich jetzt einfach wegschickt. Mir sagt, dass alles ein

Fehler war. Ich mich von ihm fernhalten soll. Aber das ginge nicht. Zum einen ist er mein Lehrer und zum anderen WILL ich mich nicht von ihm fernhalten. Vorher hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, was mit mir anders war. Ich dachte, es läuft etwas falsch. Aber jetzt weiß ich, dass ich ihn liebe und es nichts schlimmes ist. Wenn man mal von den Gesetzen und dem Altersunterschied absieht. "Wir ... nein, du ...", setzt er an, bricht aber schnell wieder ab. Langsam hebe ich meinen Blick ud schaue ihm ins Gesicht. Seine Augen hält er geschlossen, während er einige Male ein- und wieder aus atmet. Still

beobachte ich ihn und sauge jedes Detail in mich auf, wie ein Schwamm. Wenn er mich jetzt wegschicken sollte, dann habe ich wenigstens noch meine Erinnerung. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe rum, als Jacen seine Augen mit einem Mal aufschlägt. Mir verschlägt dieser Anblick den Atem. Mir ist auch schon vorher aufgefallen, wie gutaussehend er ist. Seine Augen funkeln wie tausend Sterne und er dunkelsten Nacht, während sie umrahmt werden von dichten, dunklen Wimpern. Ich Geräte schon fast ins schwärmen, als mich Jacens Stimme aus meinen eher schmachtenden Gedanken reißt. "Du wolltest dich nicht mit der Scherbe

verletzen." Keine Frage. Lediglich eine Aussage. Unterschwellig schwingt jedoch Missbilligung in seiner Stimme mit. Trotzdem lasse ich mich nicht beirren und freue mich insgeheim darüber, dass er mir dir Chance gibt Alles richtig zu stellen. Trotz meines Wunsches ihm sofort alles zu erklären, nicke ich lediglich und warte ab, was er zu sagen hat. Prüfend schaut er mich mit ernstem Blick an, wägt in Gedanken ab, ob er mir glauben kann. Doch schon nach wenigen Sekunden lässt er dieses Thema mit einem kleinen "okay" auf sich beruhen. Spricht jedoch das Thema an, welches mir Unbehagen

bereitet. "Dann sag mir bitte wann und wieso du dich schon ... umbringen wolltest." Seine Stimme klingt kalt und scharf wie ein Messer in der kurzzeitigen Stille zwischen uns. Mir stockt der Atem. Ich wusste, er würde dieses Thema ansprechen. Natürlich hat er mein Geflüster eben nicht überhört. Wie denn auch? Er sitzt direkt vor mir. Keinen Meter von mir entfernt. Wenn ich also wollte, könnte ich nur die Hand ausstrecken und diese auf seiner Wange platzieren. So wie bei unserem Kuss... Schnell schüttle ich meinen Kopf, um diesen frei zu bekommen. Ich schweife

mal wieser ab und jetzt ist sicherlich nicht die passende Zeit, um zu schwärmen. Schnell senke ich meinen Blick auf meine Hände. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Tief hole ich Luft und setze an, etwas zu sagen. Da kommt mir eine Idee. Ohne einen weiteren Gedanken an die Folgen zu verschwenden, dringen die Worte schon aus meinem Mund.

"VoreinerWochealsTommichschoneineganzeweileverfolgthatwollteichdasallesnichtmehrerlebendrswegenhabeicheinenRasierergenommenundmiramHandgelenkSchnittezugefügtIchwolltesterbenabereshatsowehgetandassichnichtriefgenuggeschnittenhabeSiesindauchjetztziemlichgutverheiltmanerkenntnichtsmehrauchdurchMake-up." Anschließend atme ich mehrmals tief ein da mir eben der Atem weggeblieben ist. Ich habe ohne Punkt und Komma geredet, da kann Jacen gar nicht alles verstanden haben. Mein Herz hämmert wie verrückt gegen mein Brustkorb, während ich auf eine Reaktion Jacens warte, wieder einmal.

Lange Zeit ist es still. Aber plötzlich steht Jacen mit einem Ruck auf, sodass sein Stuhl umkippt. Reflexartig schaue ich hoch und erblicke Jacens wutverzerrte Miene. Hat er mich etwa doch verstanden? Aber ... wie? Seine Hände sind zu Fäusten geballt. So fest, dass seine Knöchel weiß hervor treten. Er zittert am ganzen Körper wie Espenlaub, scheint es aber nicht wahr zunehmen. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, mich aus Funken sprühenden, zusammen gekniffenen Augen böse anzustarren. Wie erstarrt sitze ich auf dem Bett und erwidere seinen Blick unsicher. Fast

schon ängstlich. Aber ich habe keinesfalls Angst, er könnte mir etwas antun. Nein. Ich habe Angst wieder verlassen zu werden. Mir macht das mittlerweile zwar nichts mehr aus, keine Eltern zu haben, aber das liegt er her daran, dass ich sie hassen gelernt habe. der Verlust von Julia ist da schon schlimmer, auch wenn ich geahnt habe, dass sie weiterhin gnorieren wird. Zwischen uns war es schon seit langem nicht mehr wie früher. Aber Jacen kennt meine Geschichte, meine Angst vor Tom und er war einfach da. Hat mich gerettet hat sich um mich gekümmert. Aber das wichtigste: Ich habe mich in ihn

verliebt. Meine Gedanken schweifen mal wieder ab. Doch bevor ich meinen Blick wieder auf das hier und jetzt richten kann, erschreckt mich Jacen, als er sich vor mich fallen lässt und nach meinem nicht eingegipsten Arm greift. Bei dieser Berührung zucke ich zusammen, aber Jacen interessiert das nicht. Ohne mich zu fragen schiebt er schon meinen Ärmel bist zum Ellenbogen und legt die feinen rötlichen Striche frei. Ich wehre mich nicht. Lasse ihn machen. Was bliebe mir denn auch anderes übrig? Ich kann schnellt gegen Jacen kämpfen, außerdem droht mir von ihm keine Gefahr.

Bei dem Anblick der Schnitte zieht er scharf die Luft ein. Dann schaut er mich mit durchdringend an und es scheint als sehe er etwas in meinem Gesicht. Ich kann seinen Blick jedoch nicht erwidern. "Schau mich an", durchbricht Jacens Stimme die Stille. Und ich schaue tatsächlich auf. Aber nicht, wegen dem Gesagten, denn mein Gehirn hat seine Worte noch nicht richtig aufgenommen, da fällt mir etwas entscheidendes auf. Seine Stimme war nämlich der Grund. Sie war warm, tröstend und liebevoll. So erwidere ich seinen Blick mit einem etwas überraschten Ausdruck im Gesicht. Diese wird von ihm aber einfach ignoriert.

Sein griff wird nun fester und Sein Blick durchdringender. "Das machst du nie wieder, verstanden?! Wenn du ein Problem hast, jemanden zum reden brauchst, kommst du gefälligst zu mir, aber so einen Schwachsinn machst so nie wieder!", pöbelt er mich an. Doch ich gebe keine Antwort. Zu überrumpelt bin ich von seinem emotionalen Ausbruch. Er kam so plötzlich. So schaue ich ihn mitgestalten Augen an un bleibe stumm. Als ihm einleuchtet, dass ich nicht antworten werde, lässt er mich los und fährt mit beiden Händen durch seine Haare.

Eine Geste voller Verzweiflung. Anschließen versuchter es wieder, aber ich bin einfach nicht in der Lage zu antworten. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber es ist als ob ich in einer dicken Schicht aus Watte stecke, welches von Wackelpudding umgeben ist. "REBECCA DU HÄTTEST STERBEN KÖNNEN! VERDAMMT NOCH EINMAL! WEIßT DU WAS DAS HEIßT?! ICH HÄTTE DICH VERLOREN!" Sein Ausbruch lässt mich heftiger zusammen fahren, als es sonst jemand vermocht hätte. Es kommt ziemlich überraschend, wenn man bedenkt, dass

Jacen nie so laut gegenüber mir wurde. Aber etwas gutes hat sein Ausbruch ja schon: Im Anschluss bin ich wieder bei klarem Verstand und Herrin über meinen Körper. Das erste, was ich wahrnehme, ist Jacen , wie er vor mir kniet. Und dann begreife ich sein Gesagtes. Mir schießen Tränen in die Augen. Aber ausschließlich aus Freude. Ihm liegt etwas an mir. Jetzt schaue ich ihn nicht mehr starr an, auch nicht überrascht oder traurig, sondern mit Vertrauen und Liebe. Sanft nimmt er meine Hände in seine und spricht im leisen Flüsterton: "Lass

sie nicht gewinnen. Du bist stark und das weißt du. Das weiß ich. Ich bin bei dir und mehr braucht es nicht. " Diesmal nicke ich als Zeichen, dass ich ihn gehört und verstanden habe. Ich stimme ihm zu. In dem Moment spielt mein Körper verrückt. Da sind so viele verschiedene Gefühle: Liebe, Glück, Vertrauen, Zufriedenheit, Geborgenheit, Freude. Ich bin wortwörtlich berauscht durch diese Gefühle. Ein strahlendes Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus. Die Tränen dränge ich zurück. In so einer Situation will ih nicht weinen. Auch nicht aus Freude, denn das wäre mir sehr

peinlich. Es fühlt sich so an, als ob dir Zeit stehen bleiben würde. Nur noch Jacen und mich gibt es, sonst nichts: keine Probleme, keine Ängste, nichts. Und aus diesem Gefühl heraus verlassen die nächsten drei Worte meinen Mund, ohne dass ich groß darüber nach denken muss. "Ich liebe dich."

Kapitel 29

Es schlägt ein, wie eine Bombe. Jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Denn sofort versteift sich Jacen und sein Blick wirkt auch kühl und distanziert. Gerade noch so kann ich mich davon abhalten, mir die Hand auf den Mund sozusagen schlagen. Dafür wende ich sofort meinen Blick ab und schalte mich einen Dummkopf. Wie konnte mir dieser eine Satz bloß ausrutschen? Ausgerechnet jetzt! Aber anderseits fühlt es sich toll an, es auch einmal laut ausgesprochen zu haben. Wie von der Tarantel gestochen lässt mich Jacen los und springt auf. In seiner

Hast vergisst er seinen umgekippt Stuhl, sodass er kurz darauf auf dem Boden liegt. Jedoch in einer sehr komischen und verkrümmten Art und Weise. Seine Beine hänge gekreuzt auf dem Stuhl, während sein Rücken den Boden berührt. Er ist jedoch soweit nah an dem Stuhl, dass seine Hüfte in der Luft schwebt. Jetzt hebt er seinen Kopf hoch und stützt sich dafür mit beiden Händen rechts und links von sich. Ihm sind die Gesichtszüge entglitten. Erschrocken, schuldig und verständnislos schaut er mich an, während sich langsam vom Stuhl wegschickt und im Anschluss erhebt. Jedoch wirkt er längst nicht mehr so lässig und flüssig on seinen

Bewegungen, wie sonst. Noch immer schaue ich ihn nicht direkt an, aber so neugierig wir ich bin, habe ich meine Haare in mein Gesicht fallen lassen und schaue durch meine Wimpern und Haare zu Jacen. Ja ich beobachte ihn. Mein Herz schlägt wie verrückt in meiner Brust und für eine Weile tat sie auch weh. Aber nicht aufgrund seiner Reaktion, sondern vielmehr, weil er hingefallen ist. Aber jetzt beruhige ich mich, da er sich anscheinend nicht verletzt zu haben scheint. Das mag vielleicht komisch klingen, aber ich bin zu erleichtern es einmal laut ausgesprochen zu haben. Ehrlich gesagt

realisiere ich gerade nicht wirklich, dass er mich zurück gewiesen hat. Dafür müsste er sich auch noch entsprechend äußern. Und das hat er nicht getan. Es kann sein, dass er einfach nur überrascht ist und nicht mit so einer Erklärung gerechnet. Es gibt tausende Erklärungen, wieso er sich so verhalten hat. Er kann auch einfach nur gestolpert sein. Oder er ist.. Oh mein Gott! WAS HABE ICH GETAN! Jetzt kommt es auch bei mir an. Natürlich ist er nicht gestolpert, oder ja natürlich ist er gestolpert, aber erst nach dem er mich losgelassen hat und wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen

ist! Das war eindeutig eine Zurückweisung. Ich fühle mich wie in Watte eingepackt. Alles wirkt surreal und gedämpft. Wenn nicht mit meiner Ritzaktion und Tom und alledem, habe ich ihn jetzt ganz sicher vergrault. Da bin ich mir zu hundertprozentig sicher. Jetzt bin ich wirklich ganz alleine, ohne Jacen... "Was?!", bringt mich Jacens Stille wieder in Hier und Jetzt. Oder Er schreit nicht. Er flüstert auch nicht das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Ich traue mich nicht zu antworten. Bin viel zu sehr gelähmt. Doch trotzalledem spüre ich seinen brennenden Blick in meinem Gesicht.

"Rebecca, das kann nicht sein. Ich ... ich bin dein Lehrer. Daran ändert auch nicht, dass ich dir helfe und du bis auf weiteres bei mir bleiben wirst." Dies erlöst mich aus meiner Starre. Was soll das heißen, ich bleibe bis auf weiteres bei ihm? Diese Frage kreist in meinen Gedanken, sodass ich das andere gar nicht wirklich wahrnehme. So muss ich auch geguckt haben, denn sofort setzt er zu einer Erklärung an. "Ich lass dich ab jetzt ganz sicher nicht mehr aus den Augen. Auch wenn du dich heute nicht verletzen wolltest, so hast du es schon einmal versucht. Das wird nicht wieder

vorkommen." "Nein", widerspreche ich mit krächzender Stimme flüsternd. Mein Hals ist wie zugeschnürt. Ich kann nicht hier bleiben, wenn es sich so distanziert verhält. Das halte ich nicht aus. Ich wäre ihm zwar körperlich nah, aber umso weiter waren wir eigentlich voneinander entfernt. "Das steht nicht zur Diskussion frei." Ernst blickt er mir in die Augen. "Ich kann nicht", widerspreche ich wieder, doch diesmal mit tränenschwerer Stimme. Sofort will ich meinen Blick von seinem lösen, aber ich kann nicht. Egal wie sehr ich mich anstrenge, es klappt nicht. Ich schaffe es ist mich von

seinem Bann zu lösen. Ärgerlicherweise kann ich nicht einmal dir Augen nieder schlagen. So nehme ich die Veränderung in seinem Blick wahr. Er wirkt nicht mehr hm ganz so distanziert und kühl. Aber dennoch schaut er mich nicht ganz so warm und zärtlich an, wie heute Nachmittag bei unserem Kuss. Unser Kuss! Es muss ihm doch auch etwas bedeutet haben. Aber bevor ich ihn erwähnen könnte, hat er schon das Wort ergriffen. " Ich bin dein Lehrer, Rebecca. Du bist jung und du hast vieles in letzter Zeit erlebt. Du denkst zwar, dass es Liebe ist, aber das stimmt nicht. Das denkst du nur, weil ich dich gerettet habe. Ich

habe dafür gesorgt, dass Tom dich nicht vergewaltigen konnte, ich habe mich um dich gekümmert, du hast bei mir am geschlafen und ich war die erste Person, seit Jahren, die zu dir gestanden, dir zugehört hat und einfach bei dir war. Das ist keine Liebe. Überstürze nichts. " Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Er kann doch nicht alles mit seinen Taten erklären. Ich meine natürlich hat er recht, er hat mir in vielerlei Hinsicht sehr geholfen, aber ich bilde mir das alles doch nicht ein! Ich weiß, was ich fühle. Tränen schießen mir in die Augen. Doch ich halte stark an mich, um sie in Schach zuhalten und sie am überlaufen zu

hindern. Sekundenlang kämpfe ich so mit mir und schaue gleichzeitig Jacen in die Augen. Und in diesem Moment wird mir klar, dass ich nicht einfach aufgeben werde, es nicht kann. Er hat recht. Er ist deinerseits seit Jahren, der sich für mich interessiert und mir geholfen hat. Das kann ich nicht einfach ignorieren oder vergessen. Genau so wenig, wie meine Gefühle während unseres Kusses. Es hat mir gefallen. Mehr sogar. Ich wollte es. Es hatte mir nicht einmal etwas ausgemacht, wenn er etwas weiter gegangen wäre. Denn es hat mir gefallen. Nicht wie bei Tom. Da sehr ekelhaft und grässlich. Das kann nicht

nichts bedeuten. Denn beide haben mich plötzlich geküsst, da muss es doch Liebe sein, wenn mir Jacens Kuss so viel bedeutet hat und mich so vieles fühlen lassen hat? Verzweiflung macht sich in mir breit. Wenn ich es einfach so plump ausdrücken würde, wird er mir nicht glauben. Einen letzten Versuch starte ich. Wenn das nicht klappt, sollte es wohl nicht sein. Tief atme ich ein und beruhige mich soweit, dass ich ruhig und deutlich sprechen kann. Er soll mih schon verstehen, wenn ich meine Gefühle so offen vorlege. "Was ist mit dem Kuss? Du hast mich geküsst!

Hat dir das gar nichts bedeutet?", frage ich ihn mit hoffnungsvoller Stimme. Beharrlich suche ich ein positives Zeichen in seinem Gesicht, aber es gibt nichts. Wenn überhaupt hat sich sein Gesichtsausdruck bloß verdüstert. Mehr nicht. Gespannt warte ich dennoch weitere Sekunden auf seine Antwort, auf irgendeine Reaktion. Aber die bleibt aus. So springe ich sofort wieder in die Bresche und öffne mich nun gänzlich. Unbemerkt laufen einzelne Tränen meine Wange hinunter. "Mir hat der Kuss was bedeutet! Es hat mir klar gemacht, was ich für dich empfinde. Überall, wo du mich berührt

hast; meine Wange, meine Hüfte, hat gekribbelt. Sogar meine Lippen! Ich hätte Schmetterlinge im Bauch und jedesmal, wenn ich jetzt daran denke spüre ich alles wieder! Das musst du doch auch gespürt haben!" Die Tränen strömen nur so in Strömen meine Wange hinunter. Ich wische sie aber nicht weg, viel zu sehr konzentriere ich mich auf Jacen. Doch dir gewünschte Antwort bleibt aus. Stattdessen wendet er sich zur Tür und kehrt mir den Rücken zu. Ohne mich anzusehen antwortet er schließlich auf meine Frage, zwischen Tür und Angel. "Nein, es war ein Fehler. Ein Fehler der nicht wieder vorkommen

wird." Und dann ging er. Er ging und ließ mich alleine. Alleine in seinem Schlafzimmer mit seinem Duft in der Luft und den Rasiermesser scharfen Schmerzen im Herzen, den schmerzhaften Errinnerungen an ihn geschuldet. Ich blieb einfach sitzen. Ich konnte ihn nicht verstehen. Er war doch nicht so und ich glaube ihn nicht. Eine Stimme, ganz tief in mir drin, widerspricht ihm vehement. Und ich muss ihr recht geben. Da war schon bei unserer ersten Begegnung. Sein Blick hat mich schon damals in seinen Bann gezogen, Ich hatte aber zu viel Angst davor. Aber jetzt nicht mehr. Sein Kuss hat mich wachgerüttelt.

Aber bevor ich diese Gedanken weiter verfolge und mich wohlmöglich zu sehr hineinsteigere, höre ich lieber auf darüber nach zudenken. Außerdem tut mir der Kopf weh vom ganzen Nachdenken. Ich lasse mich einfach rücklings aufs Bett fallen und lasse die Tränen laufen. Minuten vergehen, in der nur meinen rasselnden Atemzüge die Stille durch brechen. Ich versuche so gut es geht nicht nachzudenken, aber dennoch ist da der Schmerz in meiner Brust. Stattdessen Rolle ich mich auf der Seite zusammen und fühle einfach. Liebe tut weh. Es ist wie ein reißendes Gefühl, welches dich in klitze kleine

Teile bricht. Angefangen beim Herzen. Aber ehrlich gesagt, würde ich auch nicht nicht verliebt sein wollen. Das wäre viel zu gefühllos. Bis jetzt, bis ich Jacen kennen gelernt habe, so richtig nicht nur als Lehrer sondern als Jacen, bestand meine Gefühle Regungen meist aus Angst. Angst vor Tom, Angst vor meinen Eltern, Angst vor dem Jugendamt, Angst vor der Einsamkeit, der ich Tag täglich ausgesetzt war. Aber auch Angst vor der Entdeckung meines Geheimnisses. Jetzt, da alles eingetroffen ist, weiß ich meine Liebe mehr denn je zu schätzen. Julia ist nicht mehr meine Freundin, Tom hätte mich fast vergewaltigt und

meine Eltern haben von dem Vorfall ganz sicher erfahren. Aber jetzt habe ich Jacen. Und in diesem Moment wird mir klar, dass egal was passiert, ich auch glücklich bin, wenn Jacen bei mir ist. Nicht unbedingt, weil er mich auch liebt, sondern seil ermordet helfen will und ich somit nicht alleine bin. So vererben langsam aber sicher die Tränen und ich nehme mir fest vor, nichts mehr bevor meinen Gefühlen Preis zugeben. Ich werde meinen Mund halten und mich mit dem begnügen, was er bereit ist zu geben. Und das ist auch nicht wenig. Er will, dass ich hier bleibe, damit er ein Auge auf mich

haben kann. Das heißt er sorgt sich um mich. So kann ich nicht wirklich unbedeutend für ihn sein. Dann hilft er mir auch mit Tom und sorgt für meine Sicherheit. Dasselbe bei meinen Eltern. Aber das wichtigste ist ja wohl, dass er meine Einsamkeit vertreibt. Dank ihm bin ich nicht mehr allein und damit muss ich mich zufrieden geben, wenn ich nicht noch einen großen Streit vom Zaun brechen will. So stehe ich auf und entschließe mich mich um zuziehen. Meine Kleider sind zerknittert und durchgeschwitzt, weshalb ich ins Stocken gerate. Bei dieser Erkenntnis fühle ich mich mit einem Mal dreckig. So will ich keine neuen Kleider anziehen.

So nehme ih meine Sachen und gehe auf leisen Sohlen ins Bad. Beim verlassen des Zimmers bleibt mein Blick an der Uhr hängen. Es ist schon spät. Fast kann man schon sagen es ist Nacht. Aber ich ignoriere diese Tatsache und setze meinen Weg fort. Im Bad schieße ich die Tür ab und mache mih sofort daran mich auszuziehen. Als ich nackt vor der Dusche stehe, nehme ich zum ersten Mal die Verbände an mir wahr. So kann ich nicht duschen. Ich habe zwar keine Schmerzen, aber ich will nicht, dass sie nass werden. Gabz alleine schaffe ich es niemals mich zu verbinden. Aus diesem Grund wende ich mich zun Schrank am

Waschbecken zu und durchsuche ihn nach zweiten oder etwas anderem, womit ich die Verbände schützen konnte. Schnell sind zwei Tüten gefunden. Die eine ist relativ klein und scheint einmal eine freischalten Tüte gewesen zu sein, während die zweite eine Müll Tüte ist. Perfekt, um meinen eingegipsten Arm einzureden packen. Die kleine Tüte reicht gerade so für meinen Verband an der Hand. Schnell ist die Tüte um meine Hand gestülpt, wobei ich bestürzt feststellen muss, dass ich etwas brauche um sie zu befestigen. So befreie ich meine Hand von der kleinen Tüte und nehme mir die andere vor diese ist einfacher über zu stülpen und groß

genug, um sie mehrmals um meinen Oberarm zu wickeln und das Ende fest wieder einzuklemmen, sodass sie nicht verrutschen könnte. Zur Sicherheit bewege ich meinen Arm hin und her, nach oben und auch unten, aber zu meinem Glück hält es. Anschließen wende ich mich wieder der kleinen Tüte und meiner Hand zu. Doch egal wie ich es drehe und wende, es wird nicht so halten, wie die andere Tüte. Ich brauche ein Seil oder ähnliches. Ich lasse meinen Blick durch das kleine Bad schweifen, als mein Blick an der Person im Spiegel hängen bleibt. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Nur schwer kann ich mich mir dem Gedanken

abfinden, dass ich diese Person im Spiegel bin. Viel zu abgestumpft und kaputt, einfach müde und ausgelaugt. Ihre Haare stehen wie ein einziges Vogelnest von ihrem Kopf an, obwohl sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden ist. Doch am schlimmsten, aber gleichzeitig auch am Anziehensten, sind ihre Augen. Sie sind rot und geschwollen vom vielen Weinen. Aber ihre Augen stehen in einem starken Kontrast zu diesen ersten Eindrücken. Sie funkeln und strahlen, viel hell er als jeder Stern in der dunkelsten Nacht, so voller Lebenslust, dass man glatt über ihre verquollenen roten Augen hinweg sehen kann. Aber sie ist ich!

Ich schaue mir in die Augen und runzle die Stirn. Seit Jahren waren meine Gesichtszüge nichts aus Fassade, aber dieser Glanz in den Augen ist echt. Sie ist wahrhaftig und echt. Lange Zeit schaue ich mich so an und begreife erst jetzt, dass mich die Zurückweisung von Jacen zwar sehr verletzt hat, aber die Gefühle mich menschlich machen. Am leben halten. Mich fühlen lassen. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Dieses Glitzern und Leuchten beruht auf meinen Gefühlen für Jacen. Und sie alle machen mich glücklich. Ich werde dieses Gefühl trotzdem nicht

eibfach verdrängen, ich werde sie genießen. Solange ich kann. ich werde mich an ihr erfreuen. Solange ich kann. Mit größter Willensanstrengung wende ich meinen Blick von meinem Spiegelbild, so abrupt, dass mir meine Haare seitlich ins Gesicht schlagen. Da durchfährt die Erkenntnis mich wir ein Blitz. Schnell packe ich mir an den Kopf und ertaste den Haargummi. Mit flinken Fingern befreie ich meine Haare, sodass sie in fließenden Wellen auf meinem Rücken zu liegen kommen. Den Haargummi betrachte ich einige Sekunden in meiner Hand und anschließend ziehe ich mit zwei Fingern an ihm, sodass er gedehnt wird. Dabei

knistert es durch die beiden Tüten um meine Hände laut. Fast hätte ich inne gehalten, aus Angst Jacen zu stören. Aber jetzt in fiesen Moment bin ich, trotz meines Entschlusses die Zeit mit Jacen und meinen Gefühlen zu genießen, einfach nur ein 14 jähriges verliebtes Mädchen, das von ihrem Schwarm einen Korb bekommen hat und gerade sauer auf ihn ist. Also ignoriere ich das Knistern der Tüten und dehne den Haargummi weiter. Man könnte auch fast schon sagen, dass ich absichtlich noch lauter und länger das Knistern der Tüten verursache. Als das Haargummi schließlich genug ausgeliefert war, Band ich die kleine

Tüte an meinem Handgelenk fest. Anschließend steige ich in die Dusche und lasse das Wasser an. Das warme Wasser passt beruhigend auf mich ein und ich habe genießerisch , die Augen verschließend, meinen Kopf hoch. Ich liebe es Wasser um mich zu haben. Deswegen dusche ich, wann immer ich in Rage bin, oder verletzt. Deswegen waren wir auch so oft im Schwimmbad in meienr Kindheit. Nicht selten haben mich meine Eltern damit geneckt und behauptet, ich würde bald zu einem Fisch mutieren, wenn ich weiterhin so viel Zeit im Wasser verbringe. Ein scharfer Schmerz durchfährt mich und scheint mein Herz zu zerreißen.

Vehement schüttle ich meinen Kopf, um meine Gedanken frei von diesen Monstern zu bekommen. Als das nichts nützt, drehe ich das Wasser weiter auf. Und es hilft mir, so wie auch immer in der Vergangenheit. Mit den vielen Tropfen fallen auch alle Gedanken von mir ab und lassen mich glücklich zurück, frei von beißenden Erinnerungen und jetzigen Problemen.

Kapitel 30

Ich weiß nicht genau wie lange ich unter der Dusche stehe, doch als ich es letztendlich doch noch raus schaffe, bin ich schon lange verschrumpelt, wie eine Rosine. Schnell bin ich abgetrocknet und kann die Tüten von meinen Armen entfernen. Ohne mich groß um sie zu kümmern, lege ich sie in eine Ecke und ziehe mich an. Der Weg zurück in sein Schlafzimmer fällt mir jedoch viel zu schwer, so quäle ich mich gefühlte Stunden mit dem Weg ab. Letzten Endes komme ich jedoch an und kann nichts dagegen machen. Hatten

wir noch Tag, wäre ich vermutlich rüber gegangen, in mein Bett. Aber es ist dunkel und ich bin müde. Also lasse ich mich ins Bett fallen und schließe die Augen. Hin und her wälze ich mich, ohne jedoch Erlösung im friedlichen Schlaf zu finden. Viel zu viele Gedanken kreisen in meinem Kopf. Doch die penetranteste ist wohl mein Widerstand hier zu bleiben, bei ihm. Nicht nach diesem schmerzhaften Korb. Ich weiß, noch vor dem Duschen war ich anderer Meinung, aber mir ist eins klar geworden: ich kann nicht mit Jacen in einem Haus wohnen, ihn 24 Stunden am Tag sehen und auch noch in der Schule zu riskieren ihm über den Weg zu

laufen. Unvorbereitet. In diesem Moment fällt mein Entschluss. Ich werde diese Nacht noch hier verbringen, jedenfalls das was noch von ihr übrig ist, und morgen früh wieder in mein Haus zurück ziehen. Ich werde weiterhin so leben wie zuvor, in meiner Zeit ohne Jacen und seine Unterstützung. Da, wo ich noch nicht verliebt war und alles einfacher war. Mit diesen Gedanken schlafe ich schließlich ein. Am nächsten Morgen werde ich von scheppernden Geräuschen aufgeweckt. Verschlafen, wie ich bin, muss ich erst einige Male blinzeln, bevor ich wirklich wach bin. Verwirrt runzle ich die Stirn.

Mein Blick gleitet an meinem Körper herunter und bleibt dann an der Decke auf dem Boden hängen. Doch das ist nicht so merkwürdig, wie meine Schlafposition. Mein verspannte Nacken erinnert mich auch an ihre Ungünstigen. Denn mein Kissen liegt nicht unter meinem Kopf, wie es sollte, sondern in einen Armen. Ich umarme mein Kissen. Ich habe meine Arme um meinen Kissen geschlungen. Nein, egal wie ich es ausspreche, es ist merkwürdig. Ich liege zudem auf meinem Bauch und somit halb auf dem Kissen drauf, fast so als wäre es kein Kissen, sondern eine

Person... Bei diesem Gedanken schießt mir die Röte ins Gesicht. Hastig befreie ich das Kissen von meiner Umarmung und setze mich hastig aufrecht hin. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, während ich wie erstarrt sitzen bleibe. Dann schlägt es ein wie eine Bombe. Jacen muss auch gleich aufstehen! So springe ich auf und packe meine wenigen Sachen, die nicht schon in meinem Koffer verstaut sind. Auch meine Pyjama findet ihren Weg darein und ich ziehe mich um. Aber ich ziehe mir keine Jacke an, da ich keinen weiten Weg vor mir habe. Kurzum schnappe ich mir meinen Koffer und verlasse das

Zimmer. Einen kurzen Stopp mache ich im Bad, wo ich meine Haare kurz durch bürste und anschließend auf leisen Sohlen das Haus verlasse. Bei mir angekommen lasse ich meinen Koffer in meinem Zimmer und gehe in die Küche. Dort mache ich mir ein einfaches Frühstück, bestehend aus einem einfachen Brot mit Marmelade-Aufstrich. Anschließend sitze ich einfach vor dem Fernseher und schaue fern. So vergeht ein Großteil des Morgens, als plötzlich jemand lautstark gegen meine Tür hämmert. Erschrocken schreie ich auf, und ziehe meine Beine intuitiv an meinen Körper, sodass ich zusammen

gekauert auf dem Sofa sitze und die Wand anstarre, hinter der die Haustüre liegt. Doch keine Sekunde später kracht die Tür mit einem lauten Knall gegen die Tür und man hört trampelnde Schritte im Flur. Sofort schlägt mein Herz mit einem Mal um ein Vielfaches schneller. Mein erster Gedanke geht sofort an Tom. Mit der Befürchtung, er ist heute gekommen, um seine Drohung wahr zu machen, schaue ich zur Wohnzimmertür. Lange muss ich auch nicht warten,da sehe ich einen Schatten, eines großen und mächtigen Mannes. Sofort rechne ich mit der alt bekannten Angst und Verzweiflung. Doch dem ist

nicht so. Im Gegenteil. Mich beherrscht eine Ruhe, tief verwurzelt in meinem Inneren. ich werde ruhig und alle Gedanken sind wie weggeblasen. Genauso passiert es mit all meinen Gefühlen. In diesem stoischen Zustand bin ich sogar in der Lage mir ein Pokerface auf zusetzen. Ich werde Tom nicht die Genugtuung geben, mich jemals wieder verzweifelt und ängstlich zu sehen. Nie wieder wird er denken, er könnte mich brechen. Das schwöre ich mir, jetzt und in diesem Moment, hoch und heilig. So verhärten sich meine Gesichtszüge nach und nach. Meine Augen werden ausdruckslos und

kalt. Es herrscht eine unangenehme, angespannte Stille in der Luft. Die Atmosphäre ist zum zerreißen gespannt. Dieser Gedankengang dauert aber keineswegs lange, ganz im Gegenteil, es hat nur wenige Atemzüge gebraucht, sodass erst jetzt ein nackter Fuß in meinen Blickfeld fällt. Sofort macht sich Verwirrung in mir breit, doch noch immer halte ich mein Pokerface aufrecht, sodass man es mir, hoffentlich, nicht ansieht. Normalerweise würde ich jetzt meine Stirn runzeln, doch es geht jetzt nicht, so schießen mir auf einen Schlag mehrere Fragen in den Kopf, ohne dass

ich auch nur eine annähernd gute und logische Erklärung hätte. Was soll das?! Ist Tom jetzt gänzlich übergeschnappt? Welcher Idiot mit gesunden Menschenverstand läuft bei diesem Wetter einfach ohne Schuhe herum? Wir haben gerade mal 13 Grad, wie mir ein sehr kurzer Blick auf den Thermometer an der Wand, offenbart. Dann durch zuckt mich ein eiskalter Blitz, als sich in mir eine böse Vorahnung breit macht. Was tue ich, wenn Tom wirklich hier ist und es nicht länger erwarten konnte... mich nicht länger erwarten konnte und sich um einiges an Kleidung erleichtert

hat? Ich spüre, wie ich ganz weiß im Gesicht werde. Krampfhaft kämpfe ich gegen den Drang anschreien aufzuspringen mich irgendwo zu verstecken. Oder mich ganz klein zu machen und einfach die Augen zu schließen. Doch mit diesem Gedanken taut die Kämpferin in mir wieder auf, sodass ich mich aufrecht hinsetze und meine Gesichtszüge, die zu entgleisen drohten,wieder in den Griff bekomme. Doch bevor ich jegliche weiteren Entscheidungen treffen kann, erklingt eine raue, männliche Stimme, die mir eine verdammte Gänsehaut verpasst. Sofort wird mir warm und kalt zugleich,

mein Herz fährt Achterbahn und mein Atem stockt. Ohne mein Zutun entgleist mein Pokerface und offenbart meine Gefühle. Ich bin mir sicher, man kann mir meine Verwirrung, aber auch meine langsam aufkeimende, schimmernde Hoffnung, die ich sofort zu unterdrücken versuche, mit einem Blick in mein Gesicht, insbesondere in meine Augen, erkennen. Ohne mein Zutun antworte ich mit einem leisen "Hier" und stoppe somit den Mann, auf seinem Weg durch den Flur tiefer ins Haus. Sofort bleibt er stehen und wendet sich in meine Richtung. Schaut mich mit glänzenden Augen an, die strahlen als die hellsten Sterne in der

dunkelsten Nacht. Oh man,wann bin ich denn so kitschig geworden? Ich war doch nie... Jäh werde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen, als Jacen plötzlich mit einem Hechtsprung bei mir ankommt und mich stürmisch vom Sofa reißt. Einige Momente habe ich das Gefühl von Schwerelosigkeit. Aber auch ein Gefühl des Verloren sein. Ich wusste nicht mehr wo oben und wo unten war. Wahrscheinlich rührte die Schwerelosigkeit von daher. Aber diese Gefühle halten nicht lange, denn schon kurze Zeit darauf bin ich umhüllt von dem besten Geruch, den ich

mir demgemäß vorstellen könnte. Tief atme ich ein und lächle leicht. Doch sofort macht sich Verwirrung in mir breit. Warum ist er hier? Ich meine warum ist er hier bei mir? So erwidere ich die Umarmung nicht und warte einfach ab, was als nächstes passiert. So verharrend ich einige Momente in dieser, doch sehr angenehmen Position, bis er sich weiter runter beugt und sein Gesicht in meine Halsbeuge legt und, so fühlt es sich an, einatmet. Es verschlägt mir nicht nur die Sprache, sondern auch den Atem. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass er meinen Geruch

mag. Auch trotz der Tatsache, dass er mich jetzt schon mehrmals geküsst hat. Jedenfalls nicht nach seiner Reaktion auf mein Geständnis hin. So kann ich nichts anderes tun, als schlapp in überrascht in seinen Armen zu liegen und seinen wunderbaren Duft ein zu atmen. Doch nach einiger Zeit wandern seine Hände von meinem Rücken runter auf meine Taille und verharren dort. Jeder Zentimeter, den er berührt brennt, als wäre Docht gerade ein Feuer entfacht worden. Wobei dies ja eigentlich in meinem Herzen passiert. Er entfernt sich einige, wenige Zentimeter von mir, um mir in die

Augen zu schauen. Verwirrt und zugleich neugierig, was er hier, bei mir, macht, erwidere ich seinen Blick. Doch er schaut mich einfach nur an. Kein Mucks verlässt seinen Mund, seinen wunderbaren Mund, der mich einfach nur anzieht und einlädt meine Lippen auf seine weichen Lippen zu pressen... Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, was ich gerade denke. Und als wäre das noch nicht genug, huscht mein Blick nun endgültig zu seinen Lippen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Jetzt muss er wohl oder übel merken, wo mein Blick gelandet ist, da ich mich einfach nicht von seinen Lippen los reißen kann. Während mein Blick eben

noch zwischen seine Augen und seine Lippen hin und her gewandert waren, so sind sie jetzt wie festgeklebt. Plötzlich spüre ich seine Stirn an meiner. Dir ist das einzige, was mich von seinen Lippen ablenken könnte: Körperkontakt mit ihm. Haut an Haut. Sofort schießt mein Blick hoch und begibt diesmal an seinen Augen hängen. An seinen wunderbaren, blauen Augen. Ein Lächeln ziert sein Gesicht. Er strahlt im ganzen Gesicht, so wie lange schon nicht mehr. Aus den Augenwinkeln ehe ich, wie er eine Hand hebt und diese auf meiner Wange platziert. Ein sanftes Flüstern seinerseits bricht diesen, wohl angemerkt sehr angenehme,

Stille. Doch sie macht der knisternden Atmosphäre zwischen uns keinen Bruch. "Wage es ja nie wieder einfach zu verschwinden! Ohne ein Wort, ohne eine Verabschiedung..." Noch immer versinke ich in seinen Augen. Aber, wohl oder übel, müssen seine Worte irgendwann bei mir ankommen. Und diese Tatsache reißt mich aus meinem, fast schon tranceartigen, Zustand. Und ich bin wieder Herrin meiner Sinne, aber was am wichtigsten ist; auch Herrin meiner Selbst. So hängen meine Arme nicht mehr nutzlos an meinem Körper herab, sondern schaffen eine Distanz zwischen

uns. Einen leichten Druck auf seine Brust ausübend, mache ich ihn auf meinen Wunsch aufmerksam. Dabei werde ich von seiner starken, durch trainierten Brust von meinem Ziel gänzlich abgelenkt. Kurze Zeit vergesse ich wieder, was er gerade erst gesagt hat und das Geschehene des vergangenen Tages. Doch bevor ich gänzlich in seinem Geruch und den elektrisierenden Gefühlen in mir, sowie dem Kribbeln in meinen Fingerspitzen eingehüllt werde, kann ich mich wieder zusammen reißen.

Plötzlich spüre ich einen Finger unter

meinem Kinn, welcher mein Gesicht sanft und langsam aufrichtet. Ich lasse es einfach zu, doch blicke ich ihm nicht ins Gesicht. Ganz im Gegenteil, Ich senke meinen Blick und schaue mir auf die Füße. Mir wird ganz kalt.was habe ich mir bloß gedacht, ihn so anzufahren? Jetzt wird er gehen und mir nie wieder helfen! Aber genau das wolltest du doch!, schießt eine altbekannte Stimme ihre Meinung in meinem Kopf ab. Ja, aber …. ach ich weiß es auch nicht. Verwirrung macht sich in mir bereit. Ich habe mich in letzter Zeit so oft um entschieden, dass ich mittlerweile auch nicht mehr sicher bin, in keiner Sache.

Erst wollte ich die Abweisung einfach hinnehmen und sogar zum Teil ignorieren, aber dann habe ich bemerkt, dass es nicht geht. Dass es viel zu schwer wäre. Also bin ich nach Hause gekommen,um alleine zu sein,aber jetzt ist Jacen hier. Und wieder wurde nichts aus meiner Auszeit. Mein Kopf brummt und ich bekomme langsam Kopfschmerzen, aufgrund der ganzen Gedanken. Ich weiß einfach nichts mehr. So zweifle ich alles an. Sogar meine Gefühle. Was wenn, ich nur denke, ich würde ihn lieben, weil er einfach nur da ist, bei mir? Was ist, wenn ich nur denke ihn zu

lieben, weil er mich vor Tom gerettet hat und sein bestes tut,um mir zu helfen? Was ist, wenn einfach alles nur Einbildung ist? Nicht echt, sondern nur von mir gewünscht? Vielleicht habe ich mir so sehr jemanden an meiner Seite gewünscht, einfach nur eine Person, mit der ich über alles reden konnte, die bei mir blieb, damit ich nicht mehr ganz so alleine bin. Jetzt, nach dem ich auch meine beste Freundin verloren habe. Sie hat sich nicht ein einziges mal gemeldet, seitdem ich ihr meinen Brief zugesteckt habe. Wahrscheinlich sollte ich dies Hoffnung auch aufgeben. Genau so wie mit allen anderen meiner innigsten Wünsche und Hoffnungen.

Das Leben meint es ja sowieso nicht gut mit mir. Schlechtes Schicksal? Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach nicht womit ich so ein Schicksal verdient hätte. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich Jacens Versuche, mich anzusprechen nicht mitbekommen habe. Erst seine beiden Hände auf meinen Wangen reißen mich aus meinen Gedanken. Zu meinem Pech, hebe ich gleichzeitig auch meinen Blick, um ihm ins Gesicht zu sehen. Intuitiv und reflexartig natürlich. Ich wollte seinem Blick ja ausweichen. Eigentlich. Was mich erwartet, verschlägt mir die Sprache. Mit einem Mal schlichtes sich

der Sturm in mir. Da ist nichts mehr. Keine Verwirrung, keine Unsicherheit und auch keine Zweifel mehr. Ein Blick in seine Augen hat genau diese Wirkung auf mich. Sofort wird mir auch bewusst, dass ich mir selbst nur ein reden wollte, ihn nicht zu lieben. Denn seine Augen haben mir klar gemacht, dass ich mich nicht täuschen kann. Nicht, wenn ich ihm irgendwann mal wieder ins Gesicht schauen muss. Was bei mir ein Muss ist, da er mein Englischlehrer ist. Aber wie konnte ich bloß denken, ich würde ihn nicht lieben? Wie kann man ihn denn nicht lieben? Alles an ihm ist wunderbar. Sein

Gesicht, seine Stimme, sogar seine Bewegungen sind Verführung pur. Aber am besten finde ich seine Augen. Sie haben nicht nur eine wunderschöne Farbe, sondern ziehen mich in ihren Bann. Sie schauen mich sanft an und ich habe das Gefühl, nie wieder allein sein zu müssen. Mein Herz schlägt wie verrückt, wenn ich ihn ansehe oder bloß an ihn denke. Wenn das nicht Liebe ist, was dann? „Ich muss mich entschuldigen. Ich war gestern etwas zu hart, aber du hast mich wirklich geschockt mit deiner Erklärung“, fängt Jacen an sich zu rechtfertigen. Aber schon nach seinem zweiten Satz laufe ich feuerrot an und

würde am liebsten im Erdboden versinken. Beschämt senke ich von daher den Blick, da er noch immer mein Gesicht in seinen Händen hält und mir nicht die Möglichkeit gibt, gleich meinen Kopf zu senken. Diese kleine Tatsache ignorierend fährt er fort. „Ich hätte nicht so aufbrausend reagieren sollen. Aber du bist nun mal meine Schülerin und habe , als Erwachsener und solcher, Verantwortung zu tragen.“ Dann ist nur noch ein lauter Atemzug zu hören, gefolgt von einem geflüsterten „Ganz egal, was ich fühle.“ Sofort schnellt mein Blick hoch und

findet augenblicklich seinen Blick. Unsere Blicke verhaken sich. Ohne nach zudenken oder einen Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden, hake ich sofort nach. „Du hast Gefühle für mich?“ Sofort lässt er mich los und tritt einige Schritte zurück. Er schaut mich geschockt an und sucht vergeblich nach Worten. Doch plötzlich wird er ganz ruhig. „Nein, ich habe keine Gefühle für dich. Ich dachte nur, ich sollte dich beschützen, da es offensichtlich ist, dass du nicht ganz alleine mit Tom fertig wirst. Aber anscheinend habe ich mich geirrt. Du willst keine Hilfe, also

bekommst du auch keine.“ Ganz kalt und abweisend war seine Stimme auf einmal. Aber sein Gesagtes haben eine Wirkung auf mich. Vielleicht weiß er gar nicht , wie stark. Wie zur Salzsäule erstarrt stehe ich da und schlage Wurzeln. Wenn mich schon sein Gesagtes so sehr schockt, kann man sagen, dass ich innerlich tausend Tode sterbe, als Jacen sich einfach umdreht und weggeht. Nur am Rande meines Bewusstseins nehme ich wahr, wie er sich für die zerstörte Tür entschuldigt und mir mitteilt, dass er sie so schnell wie möglich reparieren wird. Und er hält Wort. Nur kurze Zeit später

höre ich, wie er sich an die Arbeit macht und dabei lautes hämmern zu hören ist. Aber trotzdem kann ich mich nicht aus meiner Starre lösen. Wieder und wieder höre ich seine letzten Worte an mich, die ich noch bewusst wahrgenommen habe. Wie eine Art Dauerschleife muss ich mir immer wider anhören, dass er mich nur als seine Schülerin ansieht und mir seine Hilfe entzieht. Nur eine Frage geistert in meinem Kopf herum, während dieser innerlichen Folter: Wann hört das wieder auf?

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Über den Autor

Crazygirl
Hey :)
Ich weiß nie was ich hier schreiben soll. Aber egal. Ich bin 18 und mache gerade mein Abitur. Von daher dauert es manchmal bis das nächste Kapitel kommt. Aber manchmal habe ich so viele Freistunden dass es auch schnell geht.
Ich liebe es zu schreiben und zu lesen. Ich schreibe schon seit ih klein bin. Habe sozusagen mit Geschichten angefangen.
Aber mittlerweile bin ich fast mit meinem ersten Buch fertig und andere Bücher sind schon in Planung ;)
Ich würde mich freuen, wenn ihr schon auf meinem Profil seid, in mein Buch reinzuschauen und mir bitte ein paar Rückmeldungen zu geben. Auch über Verbesserungsvorschläge freue ich mich sehr, weil ich mich nur so verbessern kann. Also haut rein in dir tasten, ich bin offen gür alles :)

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RainbowLady Huhu ^^ Ich habe nicht allzu weit gelesen, meine aber, du solltest dir die Darstellung der Eltern am Anfang noch einmal stärker durch den Kopf gehen lassen. jemand, der ein Kind allein für den Zweck gebiert, es sexuell/finanziell auszunutzen, ist a) ziemlich krank und b) wird er es keine 12 Jahre lang aufpäppeln, zur Schule schicken und mit normalen Werten und Normen erziehen, denn da sind Probleme vorprogrammiert. Leider gibt es diesen Markt tatsächlichen auch im realen Leben, die Kinder beginnen allerdings schon früher - meist in einem Alter, in dem die Eltern unumstrittene Autorität sind und sie zu viel Angst haben, von ihnen getrennt zu werden, wenn sie etwas falsch machen. ich verstehe, dass du dir eine in gewisser Weise traumatische Vergangenheit für deinen Char wünschst und einen grund, ihn alleine leben zu lassen, aber dann würde ich entweder genauer recherchieren oder vielleicht doch einen anderen grund suchen, denn deine Behandlung des Themas ist hochgradig unsensibel. Man hat das Gefühl, dass ihre Vergangenheit größtenteils für Drama, frisch aus der Dose. da ist und weniger für nachvollziehbare, mitreißende Charakterentwicklung, und das ist schade.
Vor langer Zeit - Antworten
Crazygirl Ich danke dir für de i net ausführlichen Kommentar :)
Ich werde mir auf jedenfall nochmal die Darstellung der Eltern vornehmen, aber ich denke nicht, dass ich am dem Lager etwas ändern werde, weil ich noch weiter plane habe. Kurz gesagt ich habe noch etwas gesagt was aber erst später im Buch auftauchen wird.
Aber ich Danke dir trotzdem :)
LG crazygirl
Vor langer Zeit - Antworten
Crazygirl Könntest du mir vielleicht sagen in wie fern ich die Darstellung der Eltern überarbeiten müsste ? Denn gekocht gesagt habe ich gerade keine Ahnung , dass ich un sensibel mit dem dem Thema umgegangen bin.
Vor langer Zeit - Antworten
RainbowLady Unsensibel, weil du die Mechaniken außer acht lässt, die zu so etwas wie Kindesmissbrauch und Kinderprostitution führen. Wenn man deine Geschichte ließt, drängt sich einem die ganze Zeit die Überlegung auf "Und warum geht die blöde Göre nicht zur Polizei und wendet sich an ein Zeugenschutzprogramm? Hat doch sogar die Erpresserbriefe als Beweis, und das die Eltern schon lange nicht mehr gesehen wurden, kann auch jeder bestätigen." Wenn man glauben würde, dass Kindesmissbrauch im Allgemeinen so wie in der Geschichte abläuft, scheint die Sache sogar plötzlich harmlos bzw zum Teil selbst in der Schuld der Kinder zu liegen, wenn sie sich nicht an Autoritätspersonen wenden, und dieses Denken möchtest du in deinen Lesern wahrscheinlich als allerletztes aufkommen lassen ^^ Wie gesagt, man bekommt das Gefühl, du hättest weniger über das Thema recherchiert und es mehr für Drama eingebaut. Wie man die Sache besser machen könnte? Kommt wahrscheinlich per PM, ehe ich dir hier einen riesigen Textbatzen hinposte ^^
Vor langer Zeit - Antworten
apple1519 Hey ,
Ich finde was ich bis jetzte gelesen haben echt gut :) ( bin erst 10. Kapitel ^^) . Manchmal hast du noch ein paar Rechtschreibfehler , aber dass ist nicht schlimm kann ja mal passieren .Ansonsten echt super geschrieben :D .
Lg apple :)
Vor langer Zeit - Antworten
Crazygirl Danke schön für deine Rückmeldung :)
Ja das mit den Rechtschreibfehlern sind hoffe ich nicht so viel, da ich am Hand schreibe kommt das leider vor udn manchmal macht dir autokorrektur auch solch Fehler.
Ich werde das buch überarbeiten wenn das Buch abgeschlossen ist . :)
LG crazygirl
Vor langer Zeit - Antworten
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