Kurzgeschichte
Reizüberflutung

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"Sie sind überall. Auf Plakaten und im Fernsehen. Die Schönheiten."
Veröffentlicht am 22. Mai 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Gunnar Assmy - Fotolia.com
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Sie sind überall. Auf Plakaten und im Fernsehen. Die Schönheiten.

Reizüberflutung

Titel

Er wollte es nicht tun. Es war nie seine Absicht gewesen. Nie im Leben hätte er... Sein Leben ging den Bach runter, als seine Frau sich von ihm scheiden ließ. Ihm hätte klar sein müssen, das es so kommen würde. Viel zu oft hatten sie sich in der Wolle gehabt. Meist wegen Kleinigkeiten. Er konnte sehr gut verstehen, das sie die Scheidung eingereicht hatte. Diese Ehe war kaputt gewesen. Die Liebe war schon vor längerer Zeit gegangen. Trotzdem tat es weh. Seit dem sie nicht mehr da war, fühlte er sich einsam. Ihm fehlte es, mit

jemanden einzuschlafen. Dessen Körper neben sich zu wissen, zu spüren und den Geruch in der Nase zu haben. Ganz ausgeliebt hatte er sich ja nicht. Aber ewig hätte er es auch nicht durchgehalten. Wenn sie nicht die Scheidung eingereicht hätte, dann hätte er das bestimmt getan. Irgendwann auf jeden Fall. Weil keiner an eine Eheberatung dachte. Wenn einer den Vorschlag gemacht hätte, wäre der andere bestimmt mitgekommen. Aber beide haben nicht daran gedacht. Nun war es eh zu spät. Die Scheidung war durch. Er ging oft Spazieren. Stundenlang. Sonst hatte er ja nichts zu tun.

Krankheitsbedingt fand er keinen Job. Den Blick hielt er meist am Boden geklebt. Er konnte nicht nach vorn sehen. Denn da prangte die Werbung mit den halbnackten Frauen. Außerdem liefen die Damen immer freizügiger umher. Gerade die jungen Dinger. Ihre Backen waren meist nur noch halb bedeckt. Wenn überhaupt. Obenrum ließen sie auch tief einblicken. Es war die reinste Reizüberflutung. Am liebsten würde er gar nicht rausgehen, um all dem zu entgehen. Aber den ganzen Tag zu Hause sein, ertrug er auch nicht. Im Fernsehen waren sie ja auch. In fast jedem Film sah man eine Frau, die oben ohne war. Zumindest in seiner

ehemaligen Lieblingsserie, die sie zu dem Zeitpunkt wiederholten, war in fast jeder Folge ein paar Brüste zu sehen. Auch wurde des Öfteren Verkehr vollzogen. Solange, wie er keine Frau hatte, wollte und konnte er es nicht sehen. Es steigerte nur seine Sehnsucht nach einer Frau. Und bisher sah es nicht so aus, als würde er je wieder eine finden. Das machte ihn depressiv. Eines abends machte er einen Spaziergang. Er wollte sich eigentlich ablenken. Im Fernsehen sah er zu viele hübsche Frauen, die unendlich viel Haut zeigten. Selbst in der Werbepause waren sie zu sehen. Er hielt es nicht mehr aus. So viele Monate hatte er schon keine

Frau mehr anfassen dürfen. Überall zeigten sie die Bildhübschen. Es trieb ihn in den Wahnsinn. Waren nur noch die Kinderkanäle frei von nackter Haut? Die kühle Abendluft brachte gerade sein Hirn frischen Sauerstoff. Da sah er eine junge Frau. Sie bückte sich grazil. Dabei rutschte ihr eh schon zu kurzes Röckchen noch weiter nach oben und ihre beiden Backen waren blank zu sehen. Auf dem ersten Blick schien es, das sie kein Höschen trug. Doch bei genauer Betrachtung sah man einen dünnen Strick, der zwischen den Backen eingeklemmt war. Lange verharrte sie in jener Stellung. Viel zu lange. Als würde sie ihn

geradezu einladen, sie zu nehmen. Und das tat er auch. Niemand war in der Nähe. Seine Hose platzte fast. Warum musste sie sich ausgerechnet so tief und so lange bücken? Wieso konnte sie sich nicht nur kurz bücken und dann gleich wieder aufstehen? Was war so schwer daran? Er schritt auf sie zu. Öffnete dabei seine Hose und holte ihn heraus. Ehe er es sich versah, steckte er sein Glied zwischen ihre Backen. Hielt ihre Hüften fest und stieß zu. Ihr Geschrei überhörte er. Seit Monaten hatte er schon nicht mehr. Durfte er nicht mehr. Nun hielt er es nicht mehr aus. Überall diese Reizüberflutung auf den Reklametafeln

und im Fernsehen. Dann noch die echten Frauen auf der Straße, die tief einblicken ließen. Es war eine Frage der Zeit, bis... Hinterher ging es ihm nicht besser. Ganz im Gegenteil. Er schmiss sich zu Boden. Faltete sich zu einem Embryo und weinte. Schluchzte immer wieder, das es ihm leid täte. Das er es nicht gewollt hatte. Er sich selbst nicht steuern konnte, als sie sich so lange gebückt hatte. Eine Weile sah sie auf ihn hinab. Hatte sogar ein wenig Mitleid mit ihm. Dann rannte sie fort, so gut es in ihren High Heels ging. Denn man konnte nie wissen, ob er nicht noch einmal

zuschlägt. Ein bisschen sah sie sogar ein, das sie Mitschuld hatte. Schließlich wusste sie, das ihr Röckchen alles preisgab, so lange sie sich gebückt hielt und das ihr Höschen nichts verdeckte, außer ein wenig den vorderen Intimbereich. Und sie wusste, das er es sah und sie anstarrte. Sie hätte wissen müssen, was sie damit provozierte und was dabei passieren kann. Er blieb noch lange liegen und weinte vor sich hin, bevor er wieder aufstand, ihn eintütete und langsam nach Hause ging. Diese Tat würde er sich niemals verzeihen. Nie und nimmer.

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