Gedichte
Ich stinke

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"Ich stinke"
Veröffentlicht am 22. Mai 2015, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: yuliaglam - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Ich stinke

Ich stinke

Ich stinke

Man riecht es.

Man riecht meine

Unfähigkeit zum

sozialadäquaten Verhalten.

Ich singe in der U-Bahn.

Schmutzige Lieder,

alte Lieder,

sinnlose Lieder.

Lieder, die ich aus meinen

Gedichten herausbreche

und in ein Notenkorsett zwänge.

Die Worte wehren sich,

sie verzeihen mir

die Melodien nicht.

Aber ich singe weiter.

Ich singe gegen Wände,

gegen Bahnhofsvorsteher,

gegen Zeitungsausträger,

gegen Rechenmaschinenprogrammierer,

gegen Kaffeetassendesigner.

Ich singe es nicht nur,

ich schreie es.

Laut,

unartikuliert

und schwitzend.


Ich stinke gegen den Wind.

Diesen Wind,

der manchmal einen Hauch

von Scheiße

aus den Trabantenstädten bringt.

Dort,

wo die Huren weinend

in den Armen ihrer Mütter liegen,

wo die Männer sich verbergen.

Aus Scham,

aus Angst vor sich selbst.

Dort,

wo die Kinder

mit zerissener Kleidung

nach Intergration suchen,

wo ein Tag

keinen Anfang

und kein Ende hat.

Dort,

wo das Leben sich

inzestuös in die Evolution stürzt.

Auslese ausgeschlossen.


Kirchen bitten zum Gebet,

Polizisten saufen im Park

und die Prediger besetzen

ihren Schoß

mit jungem Fleisch.

Casting der

Aussichtslosigkeit.

Hier und da krepieren

ein paar Leute

und werden sachich entsorgt.

Die Stadt weiß,

was sie den Bürgern schuldig ist.


Und währenddesssen

stinke ich weiter,

schreie meine Verwesung

in die Gesellschaft

und opfere mich auf dem

Altar der Gleichgültigkeit.

Unsichtbar.

unerkannt

und unwideruflich.

Es ist August.

Keine Fliegen,

keine Sonne,

kein Meer.

Nur ich, mein Gestank

und das Wissen

um eine gute Entsorgung.


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Hörbuch

Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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Rajymbek 
So ist's nun einmal, mein Bester, wer anders ist, riecht auch anders!

VLG und frohe Pfingsten
Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag So vieles in der Welt, in unserer Gesellschaft, in "unserem angeblich so sauberen, ehrlichen" Deutschland wird mit dem Parfüm der Gleichgültigkeit und des Wegsehens übergossen. Ja, es ist vieles - zu vieles - was zum Himmel stinkt. Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag danke für die Münzen.
Vor langer Zeit - Antworten
Schwanenfeder das Wissen um eine gute Entsorgung ist der Hauptkern hier....so ist es wohl...

toller Text auf klarer Basis



Schwanenfeder
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Ich stinke..."
Es ist in vielen Fällen leider diese verkommene Gesellschaft
gegen die man eigentlich nur noch anstinken kann,
denn gewisse Verhältnisse darin,
die stinken einfach nur noch zum Himmel...
Schließlich fängt der Fisch auch am Kopf an zu stinken...
beste Grüße also
Louis :-
Vor langer Zeit - Antworten
szirra Das ist das Gewissen, was sich Luft macht.
Vor langer Zeit - Antworten
AutorNom Von Leuten die stinken
wird die Welt nicht versinken!
Diese Welt machen andere kaputt.
Du schreibst nicht klassisch, aber ehrlich!!
LG
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
SternVonUsedom 
Diesen Geruch bekommt man leider nicht mit Duschi in den Griff

Grüße
Der Stern
Vor langer Zeit - Antworten
Carina Heftige Zeilen, aber unglaublich Gut. Treffende Worte für eine Verdorbene Welt. Klasse.
Gruß Carina
Vor langer Zeit - Antworten
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