Kurzgeschichte
Chapter One

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"Chapter One"
Veröffentlicht am 20. Mai 2015, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Chapter One

Chapter One

Chapter One



Zuerst kommt das Leben, dann der Tod. Der Tod so endet es immer...

Gestern noch konnte ich nicht gehen, doch bereits heute bin ich tausende Meilen entfernt  von zu  Hause.

Oder von dem was ich zu Hause nannte, wirklich erwünscht fühlte ich mich dort schon lange nicht mehr.

Die kalte neonblaue Beleuchtung der Straßenlaterne, die mich jede Nacht, durch die  löchrige Jalousie meiner Mietwohnung leuchtend, schlaflos hielt. Der beißende Geruch nach Abwasser, der

jeden Tag die Straßen meiner Stadt überschwemmte. Die unfreundlichen Nachbarn  von 4a, die es sich zum Lebensziel erklärt haben mein trauriges Leben noch trauriger zu machen. Jeder Tag war  voll kalter Verbitterung, doch dann warst du da.

Eines Tages, ohne Vorwarnung, du warst meine Hand  voll kleiner unsteter Momente von unbeschreiblichen Glückes. Doch diese Momente scheinen nun Jahre entfernt, wie ein Foto das von schönen Zeiten berichten will, deren erblasste Farben künftigen Generationen allerdings nichts mehr zu sagen haben werden. „Wir waren hier, wir lebten, wir liebten“. Ich war für jemanden wichtig,

wichtig für dich. Ich war.


Ein heftiger Windstoß riss mich aus meinen Träumen. Mein Mund war trocken wie der Staub der tristen Wüste, die mich umgibt.

Schon seit Tagesanbruch hatte ich nichts mehr getrunken, ob ich  überhaupt noch trinken werde? Vom metallenern Geschmack meiner gesprungenen Lippe wird mir  übel. Aber daran habe ich mich schon gewöhnt, jeder Tag meines restlichen Lebens war schmerzhaft, bis mich irgendwann die Gleichgültigkeit ins tiefe Grau gezogen hat. Jede Minute zieht an mir vorbei, es fühlt sich nicht mehr an wie mein Leben, sondern wie

das Leben eines anderen. Und ich als düsterer, stiller Begleiter des Anderen. Ein Schatten der immer folgt. Nur W

wenn ich an dich denke, dann ist alles anders.


Meine Wangen sind wund, meine Augen gerötet und blutunterlaufen - ich muss aussehen wie einer dieser Drogenjunkies, die jeden Tag an der Ecke um den Bahnhof herumstehen - doch nicht von den Sandkörnern die unbarmherzig, Korn für Korn, gegen mein Gesicht schmettern.

Wilde  Trauer groch mir langsam die Gliedmaßen hoch, egal wie sehr ich will, weinen kann ich  mittlerweile nicht

mehr.

Die Trauer verwandelte sich in Verzweiflung.

Mein leerer Blick wandert  über den weiten, trotzdem leeren Horizont und bleibt schließlich bei der einzigen Kaktee weit und breit hängen.  

Stolz steht sie da, streckt Ihre Arme in den feuerroten Himmel der Abenddämmerung, vielleicht eine Kampfansage an die Einöde, schließlich muss ja alles auf Erden einen Sinn ergeben?


Für viele muss dieser Anblick romantisch wirken. Alleine in der Wüste im Sonnenuntergang, der Boden färbt

sich  gelb und je höher man das Firmament hinauf blickt desto rötlicher werden die Wolken.

Die Welt scheint im Feuer erschluckt zu werden.

Ein Blitz reißt jedoch dieses Bild auf, der Donner die monotone Stille.

Die Wolken färben sich schwarz und türmen sich zu einem bedrohlichen Naturschauspiel auf.

Ein Gewitter in der Wüste. Der Wind peitscht, immer stärker werdend auf mich ein, die Ärmel des viel zu weiten, schweißdurchtränkten Poloshirts flattern wild umher.

Der staubige Weg, der immer weiter ins nirgendwo oder immer weiter hinaus, so

genau weiß ich das nicht mehr, führt, verschwimmt im immer näherkommenden Prasseln des Regens.


Es ist zu spät um zu rennen, kein Terror in meinen Augen der mich dazu bewegen würde, keiner steht mir bei. Ich bin sowieso alleine. Es gibt für mich keinen Ort der mich schützen könnte.

Ich fürchte mich nicht. Die Dinge vor denen ich mich am meisten Fürchte sind schon geschehen.  Ich bin ohne dich, du bist tot, wurdest mir genommen.

Rache, ich will rache. Rache ist das einzige was mich noch antreibt. Sie wird mich das alles hier nicht vergessen

lassen, den Schmerz und auch die Leere nicht auffüllen.

Aber was ich in den Tagen seit ihres Todes gelernt hab ist, dass es im  Leben nicht um andere, um gewinnen oder verlieren, um das ganze Gerede, dass bla, bla, bla geht. Es geht darum wie man sich fühlt, was man empfindet.

Ich empfnde Wut die gestillt werden muss.

Nicht jeder  ein fröhliches Ende, schon gar nicht ihr die Schuld habt, Schuld an Ihrem Tod.


Es ist Zeit sich zu erheben, die Geschichte eines Unterdrückten zu ändern, Zeit für Ordnung zu sorgen. Es

sind Leute wie diese, die einen immer schrecklich fühlen lassen wollen. Die Angst und  Panik mit allen Mittel verbreiten wollen. Ich werde Ihnen zeigen, dass das nie passieren wird. Ich bin bereit zu kämpfen.

In dieser Nacht wird, mit der Entscheidung die Dunkelheit zu bekämpfen, ein Licht geboren.


Der Sturm hat sich mittlerweile gelegt, ich stehe immer noch am selben Platz. Es ist wieder still, der Mond leuchtet und taucht alles in seinen friedlichen Schein. Die Kaktee liegt zusammengebrochen in mehreren Stücken verteilt auf den Dünen. Nichts

ist mehr wie sonst. Veränderung liegt in der Luft. Ich kann dort draußen die echte Freiheit spüren, nur noch wenige Schritte entfernt.

Mein Ziel lautetete schon immer frei zu sein. Doch ihr Tod hat mich gefangen genommen. Das Liebe frei macht habe ich  viel zu spät erkannt, ich hätte dich beschützen müssen. Nichts wirkt mehr real.  Es wird mit dem Tod enden.

 

Mein Herz ist gebrochen.

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Caliope Toitoitoi
Vor langer Zeit - Antworten
Hiob2punkt0 Du hast wundervolle Worte gefunden, den Zustand zu beschreiben, sehr bildlich. Gefällt mir gut.
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AdenSmith gerne gelesen .... sehr bewegend
Vor langer Zeit - Antworten
Fredericke eine sehr traurige und mitfühlende Geschichte. Gefällt mir ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
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