Kurzgeschichte
Auf dem Strich - Geänderte Version

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"Auf Hinweis eines Lesers, habe ich ein paar kleine Details hinzugefügt."
Veröffentlicht am 20. Mai 2015, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Auf Hinweis eines Lesers, habe ich ein paar kleine Details hinzugefügt.

Auf dem Strich - Geänderte Version

Titel

Meine Eltern hatten Recht gehabt. Hätte ich nur auf sie gehört, dann wäre ich nicht hier. Wie alt war ich damals gewesen? Wenn ich mich nicht irre, sechzehn. Oder war ich schon siebzehn? Naja, egal. Jedenfalls lernte ich ihn da kennen. Ein heißer Typ. Ich war damals im ersten Lehrjahr. Meine Freundinnen und ich standen alle auf ihn. Er sah auch zum anbeißen aus. Einen Knackarsch hatte er...Bei dem Anblick wurde uns ganz anders. Auch so war er ein Bild von einem Mann. Er war schon älter. - Glaub

einundzwanzig. - Es war sein letztes Lehrjahr gewesen. Wir hofften alle so sehr, das er einmal zu uns herüber kommen und eine von uns ansprechen würde. Jede hoffte, das sie es sein würde, auf die er eine Auge wirft. Denn wie gesagt, wie fanden ihn alle göttlich. Um das zu verstehen, muss man eine Frau sein und ihn gesehen haben. Eines Tages kam er zu uns herüber. Er alberte ein wenig herum. Dann sah er mich mit seinem umwerfenden Lächeln an. Sein Blick traf den meinen. Mein Herz raste. Ich glaubte fast, in Ohnmacht zu fallen. Doch zum Glück blieb ich stehen. Dafür zitterte ich am ganzen Leib. Meine Freundinnen waren

so neidisch auf mich gewesen, weil er mich auserwählt hatte. Weil er mich gefragt hatte, ob ich mit ihm ausgehen will. Und ich schwebte im siebten Himmel. Ich weiß noch ganz genau, das es ein Montag gewesen war, als er mich angesprochen hatte. Denn die Zeit danach, zog sich schier endlos dahin. Fünfeinhalb Tage, bis ich mit ihm ausgehen durfte. Wohin er mich wohl führen würde, hatte ich mich gefragt. Was werde ich anziehen? Weder wollte ich zu salopp gehen, noch wollte ich aussehen, als wäre ich leicht zu kriegen. Aber ich wollte auch nicht zu aufgedonnert gehen. Es sollte etwas sein,

das zu allen Gelegenheiten passte. Disco, wie Restaurant. Kino, wie Gondelfahrt. Mein Kleiderschrank quoll zwar über, dennoch fand ich nichts, was mir gefiel. Also musste ich mich bei meinen Eltern einschleimen. Sie um Kohle anbetteln. Im Laufe der Zeit wusste ich ja, wie ich es anstellen musste, um ein paar Scheinchen aus ihren Rippen zu leiern. Es war nicht schwer. Beide verdienten gut und gaben mir gern. Ich kann mich echt nicht über meine Eltern beschweren. Sie schenkten mir eine wunderschöne Kindheit und Jugend. Bis... Mein Schwarm holte mich gegen sieben Uhr abends ab. Obwohl er sehr höflich

war, gegenüber mir und meinen Eltern, hatte meine Vater eine Antipathie gegen ihn. Irgendwas hatte er gegen ihn. Damals hatte ich ja noch keine Ahnung, wie sehr ich auf sein Gefühl hätte hören sollen. Denn obwohl er ihn nur ein paar Sekunden gesehen hatte, wusste er sofort, das dieser Mann nicht gut für mich ist. Der Abend war toll gewesen. Zuerst führte er mich in ein tolles Restaurant. Das Essen und der Service waren ein Traum gewesen. Ebenso er. Ich verstand nicht, warum mein Vater ihn nicht mochte. Er war ein richtiger Gentleman gewesen. Danach hatten wir noch Lust auf einen

Film. Also gingen wir ins Kino. Gerade noch rechtzeitig. Denn die Werbung hatte schon begonnen. Vom Film bekam ich kaum was mit. Die ganze Zeit über blickte ich immer wieder zu ihn. Konnte nicht glauben, das ich mit diesem Traummann hier war. Nach dem Kino brachte er mich nach Hause. Er war die ganze Zeit über ein Gentleman geblieben. Meine Eltern hatten kein Grund sich zu beschweren, da er mich pünktlich und unversehrt nach Hause gebracht hatte. Dennoch hatte mein Vater was gegen ihn. Er konnte mir nicht sagen, was ihn an ihm störte. Es war nur ein Gefühl gewesen. Und bis dato konnte er sich auf sein

Gefühl verlassen. Leider war ich nicht so schlau, es auch zu tun. Ich war zu verknallt gewesen. Sah ihn durch eine rosarote Brille. Meinen Freundinnen, erzählte ich alles haarklein, als ich wieder in der Berufsschule war. Die waren vielleicht neidisch gewesen. Aber dennoch freuten sie sich für mich und hofften, eines Tages auch so einen Traumtypen zu finden, wie ich ihn gefunden habe. Nach dem dritten Date waren wir offiziell zusammen und ich überglücklich. Nur meine Eltern hatten was gegen diese Beziehung. Es kam zu einem lautstarken Streit. Danach redeten wir kein Wort mehr miteinander. Meine

Mutter wusste, das man sich auf das Gefühl meines Vaters verlassen konnte. Nur ich war so dämlich und wollte davon nichts wissen. Ich wollte nur meinen Traummann. Für immer in seinen Armen liegen. Er war nicht mein erster Freund gewesen. Aber der erste Mann, der mit mir schlafen durfte. Ich war mir sicher, das er der Richtige war. In der Zwischenzeit war ich bei ihm ein- und bei meinen Eltern ausgezogen. Wir hatten nur noch Zoff, seinetwegen. Und um dem aus dem Weg zu gehen, habe ich einfach meine Sachen gepackt und bin da raus. Ihre Tränen rührten mich damals nicht. Jetzt tun sie

weh. Ungefähr ein halbes Jahr später...Scheiße...Sorry, aber ich habe es immer noch nicht verarbeitet. Verstehe immer noch nicht, wie blond ich nur sein konnte... Mein Vater hatte recht gehabt. Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Der Typ war und ist nicht das, für was er sich ausgibt. Von außen gibt er sich souverän und gebildet. Aber innerlich ist er ein mieses, rücksichtsloses Arschloch. Und für ihn hatte ich den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. War zu ihm gezogen, in sein Eigenheim. Es hätte mich stutzig machen sollen, das ein Berufsschüler ein eigenes Haus besaß.

Aber andererseits; er hatte mir gesagt, das es seine Eltern gekauft hatten. Es war ein Geschenk zur bestandenen Prüfung gewesen. Das klang für mich plausibel. Dachte mir, das seine Eltern stinkreich sein müssten. Viel später erfuhr ich, das sie bettelarm sind und das Geld, das ihr Sohn verdient, nicht haben wollten. Sie wussten, wie er an das Geld kam und damit wollten sie nichts zu tun haben. Dies hatte mir meine „Kollegin“ einmal gesteckt. Auch sie war auf ihn reingefallen. Kurz bevor er mich gekriegt hatte. Wie er es gemacht hatte, weiß ich nicht. Irgendwie hatte er es geschafft mir Drogen einzuflößen. Das war, nachdem

er schon mehrfach mit mir geschlafen hatte. Er war übrigens mein Erster gewesen. Unglaublich, aber wahr. - Achja, das hatte ich ja schon gesagt - Damals war er aber noch charmant zu mir. Wie er wirklich ist, zeigte er mir erst Wochen später, als ich vollkommen und unwiderruflich in ihn verknallt war. Für ihn hatte ich nach und nach meine Familie, meine Freunde und meine Lehre aufgegeben. Denn er hatte mir so viel versprochen. Und ich dumme Kuh hatte ihm geglaubt. Ich könnte mich heute noch in den Arsch beißen. Wenn er seine Versprechen gehalten hätte, würde ich heute in Geld schwimmen. Was für Jobs konnte er mir angeblich vermitteln.

Bullshit. Den einzigsten Job, den er mir geben konnte, war dieser. Und auch nur, weil er mir unbemerkt Drogen gegeben hatte. Seit dem pumpt er mich mit dem Zeug voll. Mich und seine anderen Nutten, damit wir schön fleißig weiter für ihn anschaffen. Er machte uns willig und abhängig. Und seine Handlanger passen auf, das wir nicht abhauen. Das wir nicht zu spät unsere Dosis bekommen. Meine Eltern waren von Anfang an gegen ihn. Sie wussten zwar noch nicht wieso. Aber sie hatten es gespürt. Mein Vater hatte es gespürt. - Wie gern würde ich ihn noch einmal sehen wollen, um ihm zu sagen, wie leid mir alles tut. Wie

leid es mir tut, das ich nicht auf ihn gehört hatte. Sie waren immer so gute Eltern gewesen. Ich hatte keinen Grund mich zu beklagen. Trotzdem habe ich mich für diesen Scheißtyp entschieden, weil ich in ihn verknallt war. Liebe macht bekanntermaßen blind und dumm. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich das nur bestätigen. Wie naiv ich doch gewesen war. Wäre ich doch nie auf seine Schmeicheleien herein gefallen, dann würde ich mich jetzt nicht prostituieren. Ich hätte eine abgeschlossenen Berufsausbildung und würde wahrscheinlich normal arbeiten gehen, wie viele andere auch. Stattdessen flog ich auf einen Typen rein

und hatte nichts anderes mehr im Kopf, außer ihn. Er ging mir über alles und jeden. War mir wichtiger, als meine Eltern, meine Freunde und meine Karriere. Gewarnt wurde ich ja, das ich es bereuen würde, wenn ich die Berufsschule einfach abbrechen würde. Aber hörte ich darauf? Nein! Ich glaubte fest daran, das er mir einen Job besorgen wird, bei dem ich keine Ausbildung brauchte und viel Geld verdienen würde. Ich hasse diesen Job. Ebenso die Penner, mit denen ich Sex habe. Und ganz besonders hasse ich ihn. Ihm habe ich meine Unschuld gegeben. Dabei hat er sie gar nicht

verdient. Gleich bekomme ich die nächste Dosis. Sie merken, das ich langsam klar im Kopf werde. Wenn mir bloß ein Ausweg aus dem ganzen Schlamassel einfallen würde. Werde ich jemals lebend aus dem Elend entkommen? - Und da ist sie. Die Auffrischung. Gleich bin ich wieder weg.

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