Kurzgeschichte
Was für eine Frau

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"Für die einen bin ich ein Nazi, für sie bin ich ein Mensch"
Veröffentlicht am 19. Mai 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
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Für die einen bin ich ein Nazi, für sie bin ich ein Mensch

Was für eine Frau

Titel

Erschrocken sah ich mich um. Irgendwer hatte mich grad aus meinen Gedanken gerissen. Aber wer?Oder bildete ich mir das nur ein? Wäre nicht das erste mal. Deswegen reagiere ich auch so selten. Man muss mich schon antippen und zu sich drehen, wenn man will, das man ihn/sie bemerkt. Zu oft hatte ich mich geirrt. Dachte, den/sie kenne ich, beziehungsweise, ich wurde gerade gemeint. Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Deshalb vermeide ich es zu reagieren, um nicht wieder in eine peinliche Situation zu kommen. „Ich stehe hier.“, hörte ich wieder diese

Stimme. Diesmal war ich mir hundert prozentig sicher, das ich gemeint war. Deswegen drehte ich mich in die Richtung, aus der ich die Stimme vernahm und blickte in ein weibliches Gesicht. Dunkelhäutig und nicht mehr ganz taufrisch. Bekannt kam sie mir aber nicht vor. Bei meinem Gedächtnis kann es aber auch sein, das ich vergaß, sie zu kennen. „Tut mir leid. Ich war grad...“ „In Gedanken.“, beendete sie meinen Satz. Dumm war sie nicht. Hässlich war sie nicht. Kennen, tat ich sie auch nicht. Da war ich mir nun sicher. Was wollte sie dann von

mir? „Hab ich dich bei einem wichtigen Gedankengang unterbrochen?“ „Ähm, nee. Kennen wir uns eigentlich?“ „Noch nicht. Aber das können wir ändern, wenn du willst.“ Das war wieder mal typisch. Spricht die Frau jemanden an, den sie gar nicht kennt und duzt ihn gleich. Früher hatte man sich gesiezt, wenn man sein Gegenüber nicht kannte. Aber die Zeiten waren anscheinend vorbei und ich war stehengeblieben. Als ich noch jung war, beherrschten die Dinosaurier den Planeten. So kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Alles ändert sich so rasant und ich komme

nicht hinterher. Eben noch war meine Ex ein Mauerblümchen, das an mir hing, sich vor anderen nicht auszog und sich von mir was sagen ließ. Im nächsten Augenblick liegt sie mit sämtlichen Kerlen, die die Stadt zu bieten hat, im Bett und ich kann ihr sagen, was ich will, das geht ihr am Arsch vorbei. Hätte ich ihr bloß nie gesagt, das ich Gleichberechtigung will, dann wäre ich das Alphatier gewesen und sie hätte gemacht, was ich sagte. „Du hast Glück. Ausgerechnet heute habe ich Zeit.“, erwiderte ich und stellte zugleich fest, das es eine blöde Aussage war. Sie führte mich ins nächstbeste Café. Wir

bestellten uns jeder eine Tasse, von der dunkelbraunen Brühe und unterhielten uns. „Ich werde gern und schnell als Nazi abgestempelt. Zum einen, weil ich meine Haare stets sehr kurz halte und zum anderen, weil ich bekennender Fan von den Böhsen Onkelz bin. Meine Meinung zu dem Ganzen? Ich halte mich von den Leuten fern. Die sind mir zu dumm und ungebildet. Dadurch habe ich zwar nur sehr wenige Freunde. Aber auf die kann ich mich verlassen. Die akzeptieren mich, wie ich bin.“ „Ich höre mir auch gern die Onkelz an. Eine tolle Band, die ganz klein, las Punks, angefangen und sich langsam

nach oben gearbeitet hat. - Übrigens habe ich viele enge Freunde, die kurze Haare tragen. Manche rasieren sich auch eine Platte. Mir ist das völlig egal. Ich verstehe mich super mit denen. Alles andere interessiert mich nicht.“ Was für eine Frau. Sie gefiel mir. Wie sie da vor mir saß und von ihren Glatzenfreunden erzählte, wurde mir ganz warm ums Herz. Eine Frau mit Hirn. Garantiert war sie keine RTL-Zuschauerin. Dafür hatte sie zu viel Grips. Ich bin richtig froh, das ich toleranter geworden bin. Wenn ich da an früher denke, als ich noch Teenager war...Der Umgang formt den Menschen. Das kann

ich nur bestätigen. Zuerst hörte ich mir Ärzte an. Dann lernte ich andere Leute kennen. Die hatten eine andere Gesinnung. Plötzlich lag Stahlgewitter und Co auf meinem Plattenteller. Wieder etwas später traten die Melodien und Texte der Böhsen Onkelz in mein Leben. Ich verfolgte ihren Wandel und war begeistert. Seit dem blieb mein rechter Arm unten. Es war ein sehr schöner Nachmittag gewesen. Leider verging er viel zu schnell. Wie alles, was schön ist. Wir tauschten Telefonnummern aus und verabschiedeten uns. Ohne Küsschen. Weder auf den Mund, noch auf die Wange. Aber vielleicht beim nächsten

Wiedersehen? Versprochen hatte sie es ja, das sie sich bei mir melden wird und das wir uns bald wieder sehen werden. Sollte es sein, das sie es nicht tut, dann...Schon wieder jemanden haben, die viel verspricht und nichts hält...Das halt ich nicht nochmal aus. Ich hatte ihr noch lange nachgeschaut. Sie bewegte ihr Becken sehr erregend. Diese Frau war nicht zu verachten. Ein Wunder, das sie keinen Freund hatte. Bei dem Gesicht, der Figur und dem A...der Sitzfläche. Wie es unterm Kinn aussah, kann ich nicht sagen, das sie ständig ihre Arme davor hatte. Ein Grund mehr, sie wieder zu sehen. Mann will es ja schließlich wissen, was Frau so

hat. Wer hätte gedacht, das mich eine attraktive Frau anspricht. Wenn ich mit ihr zusammenkommen würde, dann hätte ich eine Frau an meiner Seite, mit der ich angeben könnte.

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