Kurzgeschichte
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"Irgendwie muss man sich ja sein Studium finanzieren."
Veröffentlicht am 18. Mai 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Irgendwie muss man sich ja sein Studium finanzieren.

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Titel

Es war meine Entscheidung gewesen. Meine Eltern fanden es nicht so doll. Aber in der Zwischenzeit tolerieren sie meine Entscheidung. Ich war eine sehr gute Schülerin, in den ersten zehn Jahren. Beim Abitur schwächte ich ab. Was wohl auch daran lag, das ich Jungs immer interessanter fand. Da kam es schon mal vor, das ich während des Unterrichts auf die Toilette ging, um mich mit einem Jungen zu treffen. Eine Knutscherei ist nun mal schöner, als trockener Unterricht. Und die jungen Männer sah ich lieber an, als die alten Säcke, die versuchten, mir was

beizubringen. Mein Abschlusszeugnis war weder das Beste, noch das Schlechteste. Trotz einiger Fehlzeiten, hatte ich ziemlich gutes Endergebnis erzielt. Und damit ging ich ins Studium. Damit beginnt auch meine Geschichte. Meine Eltern waren beide sehr lieb. Ich hatte eine schöne Kindheit. Auch wenn ich nicht alles bekam, was ich wollte. Das Wichtigste gaben sie mir auf jeden Fall. Liebe. Ein warmes Zuhause. Zuneigung. Essen. Kleidung. - Mit Zuneigung meine ich nicht die körperliche Zuneigung. Wie drückten und umarmten uns. Aber sie fassten mich nie an. Meine Eltern sind nicht

pädophil. Wir lebten seit jeher an der Armutsgrenze. Obwohl meine Eltern schwer arbeiteten, reichte das Geld nur für das Nötigste. Mir hatte das nie was ausgemacht. Das Wichtigste war vorhanden; ein trautes Heim, in dem ich meine Freunde einladen durfte, wann immer ich wollte. Und obwohl wir selber gerade so den Hunger stillen konnten, hatten meine Eltern immer etwas für meine Freunde übrig. Sie durften immer bei uns mitessen, wenn sie wollten. Der Zustand hatte sich nie geändert, da die Lebenserhaltungskosten immer mehr stiegen und ihre Gehälter sich nicht

wirklich an dem anpassten. Deswegen konnten sie auch mein Studium nicht finanzieren. Ich bin ihnen dankbar, das sie mich so liebevoll und verantwortungsbewusst aufgezogen haben. Was sie mir damals gaben, gebe ich ihnen heute zurück. Auch wenn es ihnen nicht gefällt. Sie haben es aber mehr, als verdient. Angefangen hatte ich damit, Zeitungen auszutragen. Ich bekam nicht viel dafür. Meine Eltern legten aber noch was drauf, obwohl sie es sich nicht leisten konnten. Aber da sie sahen, das ihre Tochter studieren und was aus sich machen wollte... Durch eine Mitstudentin bin ich dazu

gekommen. Zuerst wollte ich ja nicht. Man hat ja zu viel Schlechtes gehört. Aber als mir sagte, das es vollkommen seriös zugehe und sie nicht jeden reinlassen würden, wurde ich neugierig, um es mal so zu nennen. Der erste Eindruck war sehr positiv. Äußerst gepflegtes Ambiente. Sicherheitsdienst... Ich brauchte ja nicht mit den Männern ins Bett zu gehen, hatte mir der Chef gesagt. In erster Linie suchten die Herren nach einer Begleitung. Für Geschäftsessen oder so. Sex kostete Extra. Und er, also mein Chef, sagte, das er niemanden dazu zwingen tut. Jeder entschied selbst, ob sie es

zulässt. So fing es an. Ich ging mit feinen Herren aus und die bezahlten dafür, das ich sie begleitete. Damit finanzierte ich mein Studium. Anfangs hielt ich Abstand. Niemand durfte mich anfassen. Aber einmal wollte ich es wissen. - Der Typ sah scharf aus. Und da ich keinen festen Freund hatte, aber...ließ ich mich auf ihn ein... Es hatte etwas. Ich will nicht ins Detail gehen. Nur so viel; es hatte sich für mich gelohnt. Einmal des Geldes wegen und einmal...Hui. Meinen Eltern wäre es lieber, ich würde einen angesehenen Job haben. Das

Potenzial hatte ich ja. Die Ausbildung dazu auch. Aber das Geschäft lohnt sich einfach. Ich habe genug für mich und kann noch meine Eltern unterstützen. Es ist ja nicht so, das ich mich prostituiere. Nur bestimmte Männer dürfen mich nackt sehen und da berühren, wo keine Sonne hin scheint. Vorausgesetzt, sie zahlen dafür. Und bisher kann ich mich nicht beklagen. Ganz im Gegenteil. Ich werde sehr gern gebucht. Auch von denen, die ich nicht an mich ranlasse. Ich schminke mich, übrigens, nicht. Färbe auch nicht meine Haare. Dennoch bin ich jeden Abend ausgebucht. Wie kommt das?

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