Kurzgeschichte
Ich wollte nur nach Hause

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"Es war spät, dunkel und ich besoffen. Das muss Mann ausnutzen"
Veröffentlicht am 15. Mai 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
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Es war spät, dunkel und ich besoffen. Das muss Mann ausnutzen

Ich wollte nur nach Hause

Titel

Da versucht man was zu schaffen, was man seit Tagen und Wochen vor sich herschiebt, da klingelt das Telefon. Man ist ja nett, zu seinen Mitmenschen. Also legte ich die Arbeit nieder und lief zu ihm. Natürlich blieb ich wieder länger, als geplant. Und ich trank zu viel. Eigentlich wollte ich eine längere Pause einlegen und eine ganze Weile gar nichts trinken. Aber wie es so ist, mit den Vorsätzen. Wir beide wollten nichts trinken. Leider brauchte er dazu seinen Fernseher. Irgendwann hatte er aber was verstellt und wusste nicht was er in seinem Suff

gemacht hatte. Um das ganze nicht zu verschlimmern, rief er mich an, damit ich mich dem Problem widmen tue. Zu mir hatte er vertrauen. Wusste, das ich technische Ahnung hatte. Er hätte es auch selbst gemacht, wenn er nicht zu faul gewesen wäre, die Bedienungsanleitung zu suchen und zu lesen. Ich hatte nur eine Taste gedrückt. Zufällig die Richtige. Problem war gelöst. Nun hätte ich gehen können, um bei mir weiter zu machen. Aber was machte ich stattdessen? Bier trinken. Und als der Vorrat alle war, ging ich Nachschub holen. Leider. Wäre ich gegangen, als ich noch halbwegs

nüchtern war, dann wäre so einiges nicht passiert und passiert. Heißt, ich hätte in meiner Wohnung weiter gemacht, wie ich es ursprünglich vorgehabt hatte. So trank ich aber mal wieder viel zu viel. Als ich dann nach Hause gehen wollte, traf ich meinen ehemaligen Schwiegervater. Warum ich ihm nicht gesagt hatte, das ich nach Hause will, weil ich zu viel getankt habe, weiß ich nicht. Wäre ich ihm bloß nicht gefolgt. Mit der Familie wollte ich eh nichts mehr zu tun haben. Zu viel Schlechtes hörte ich über sie. Meine Blödheit. Ich gebe es zu. Noch war es hell gewesen und der Heimweg relativ kurz. Aber ich musste ja

unbedingt mit ihm gehen, nur um einer sinnlosen Diskussion aus dem Weg zu gehen und um ein wenig Wahrheit in die Familie zu bringen. Denn meine Ex hatte es nicht so mit der Ehrlichkeit. Ich kann mich nicht darüber beklagen, das sie nicht nett zu mir gewesen sind. Denn sie waren nett zu mir gewesen. Gaben mir zu essen und zu trinken. Stellten nicht all zu viele Fragen. Es war schon irgendwie schön gewesen. Mit einer meiner ehemaligen Schwägerin unterhielt ich mich sehr angenehm. Wir alberten auch ein wenig herum. Wenn sie ein paar Jahre älter gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt Interesse an ihr gehabt. Aber sie war noch ein

Schulkind. Es war schon dunkel gewesen, als ich mich auf den Heimweg machte. Ich torkelte leicht. Kein Wunder, bei dem Alkoholkonsum. Wenn ich bedenke, das ich gar nichts trinken wollte...Zu Hause wollte ich auch schon längst sein. In meinem Bett liegen und schlafen. Aber wie das so ist. Es kommt immer anders, als man denkt. Ich dachte, ich laufe friedlich zu mir. Auf den Straßen war kaum ein Mensch zu sehen. Meine Wohnung war schon fast in greifbarer Nähe, als so ein Typ auf mich zu kam und meine Betrunkenheit ausnutzte. Zuerst riss er mir meinen Rucksack runter und schmiss ihn achtlos

neben mich. Das die Glasflaschen, die da drin waren, nicht kaputt gegangen waren... Es ging alles sehr schnell. Er griff in meine Gesäßtasche und holte mein Portemonnaie heraus. Ob er mich zu Boden geworfen hatte, oder ich selbst hingefallen war, weiß ich nicht mehr. Ich blieb jedenfalls liegen und wartete darauf, das er zutrat. Aber nichts geschah. Vorsichtig blickte ich mich um. Niemand war zu sehen. Ich schnallte mir wieder meinen Rucksack um und suchte kurz nach meiner Geldbörse. Es hätte ja sein können, das er sich nur das Geld herausgeholt hatte und mein Geldbeutel achtlos auf die Straße geworfen hatte.

Aber dem war nicht so. Jedenfalls fand ich es nicht. Viel war nicht drin gewesen. Wenn ich mich recht erinnere, waren es etwa zehn Euro und ein bisschen Kleingeld. Dennoch war ich auf das Geld angewiesen. Ich hatte es nicht so dicke. Ganz im Gegenteil. Und das Blöde ist, das da noch eine wichtige Visitenkarte drin war, meine Krankenkarte und diverse Paybackkarten. Was man eben so bei sich hat. Ich frage mich; wenn ich die Parallelstraße genommen hätte, die besser ausgeleuchtet wäre und mehr benutzt wird, ob ich dann ohne Zwischenfall nach Hause gekommen

wäre. Jetzt ist es eh zu spät. Passiert ist passiert. Und es hätte überall passieren können. Sogar vor meiner Haustür. Aber dennoch frage ich mich, ob ich vielleicht....

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