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Es waren einmal ein paar alte Wackersteine die in eine weiße Burgmauer gemauert waren. Üblicherweise reden sie ja nicht, es gibt ihrerseits nicht viel zu erzählen irgendwie, aber an diesem Tag brach einer von ihnen das Schweigen.
,,Ist es nicht schön so einen festen Halt im Leben zu habenˮ, sagte einer von ihnen.
,,Ja, im Prinzip schon", antwortete ein anderer der Steine.
,,Mir persönlich könnte es nur etwas mehrtöniger seinˮ.
,,Nein, bloß nichtˮ, rief ein weiterer
älterer Stein dazwischen. ,,Mehrtönig halt ich nicht ausˮ.
,,Wieso, was ist dagegen zu sagen?ˮ, wollte der andere nun wissen.
,,Nun ich erinnere mich noch wie sie uns damals mehrfarbig gestrichen haben, damals - in den Siebzigern, das war furchtbar. Da war alles mehrtönig und anders und niemandem haben wir mehr gefallenˮ. ,,Aaach, so meinte ich das nichtˮ, sagte der jüngere Stein.
,,Was ich meinte war, wir könnten mal etwas Abwechslung zum schnöden Mauersteindasein gebrauchen - etwas erlebenˮ.
,,Nicht das wir das gegebene verlieren sollen, nein, nur etwas Abwechslung und
etwas neues eben mal wieder erleben.
Da hörte man die anderen lachen. ,,Das zeig uns malˮ, riefen sie ungläubig und verspotteten ihn auf alle erdenkliche Weise.
Doch schwupp, da passierte es kurz darauf das ein nahes Erdbeben die Mauer erschütterte, Gott mag nämlich auch Mauersteine, und der belächelte Stein kurz darauf aus der Mauer brach.
Nun, es war nicht das große Erdbeben vor Jahren im Fernsehen oder so, und der Mauerstein wurde nicht mit einem Riesenabenteuer belohnt das ihn zum Beispiel zum Kieswerk geführt hätte oder ähnliches; aber doch, er bekam
Recht.
Nun sind Steine eine Sache und Menschen eine andere und dennoch können wir Menschen, die gern über einen anderen spotten oder spötteln, vielleicht was draus lernen. Ich hoffe.