Fantasy & Horror
Seelenfresser

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"Seelenfresser"
Veröffentlicht am 14. Mai 2015, 80 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hy, ich bin ein kompletter Schreiber-Neuling .. obwohl so neu ist mir das Schreiben auch wieder nicht, wenn man das Verfassen von Bilder-Storys dazu zählen kann ^^. Jedenfalls versuche ich mein Hobby etwas weiter auszubauen und hoffe, dass meine Geschichten Anklang bei euch finden. PS: Es ist alles frei erfunden, beruht also nicht auf einer wahren Begebenheit ;).
Seelenfresser

Seelenfresser

Prolog

Dicke Tropfen donnern auf mein Fenster und ein unheilverkündender Sturm ist aufgezogen – das Wetter scheint mich fast zu verhöhnen, mir mein eigenes Seelenleben wie einen Spiegel vorzusetzen, habe ich denn nicht schon genug gelitten? Muss ich wirklich immer und immer wieder daran erinnert werden? An diese schreckliche Zeit vor 10 Jahren, an diese Zeit die mich bis zum heutigen Tage verfolgt und mein restliches Leben so dermaßen gezeichnet hat? Ich schenke mir einen weiteren Schluck Whiskey in mein Glas und hoffe,

dass der Alkohol meinen Verstand vernebelt und mich die Sache, wenn auch nur kurz vergessen lässt – ich möchte nur einmal vergessen. Doch stattdessen schwebe ich hinüber in einen unruhigen Schlaf, .. Damals war ich eine unbescholtene Bürgerin, eine einfache Arbeitsbiene, deren Lebensziel es war einen anständigen Job nachzugehen und früher oder später eine Schar Kinder in die Welt zu setzen. Alles was ich wollte war erfolgreich zu sein in meiner Arbeit als Sekretärin einer hiesigen Anwaltskanzlei, meine Kollegen sollten mich als fleißige

Angestellte wahrnehmen und mein Chef als qualifizierte Mitarbeiterin, doch als ich IHN kennen lernte, änderte sich mein Leben und meine Weltanschauung schlagartig. Sein Name war „Niklas“,.. als er die Kanzlei betrat war es um mich geschehen – er verströmte so eine dunkle Begierde, eine nicht definierbare Anziehung auf mich. Seine Augen waren schwarz wie seine Seele – sie hypnotisierten mich quasi und machten mich seiner hörig, er verströmte einen dermaßen männlichen Duft der mich knapp an den Wahnsinn trieb. Einige Sekunden blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte auf diese Erscheinung von einem Mann, bis mich

mein Chef Dr. Maison wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte und bei mir einen Kaffee für sich und Niklas orderte. Anscheinend waren sie gute Bekannte, er und Niklas – wie sie sich da freundschaftlich umarmten und scherzten. Ich brauchte einige Zeit bis ich den Wunsch meines Chefs registrierte, schon damals hat mich der Typ komplett aus der Bahn geworfen, als ich endlich wieder Herr meiner Sinne war brachte ich den Beiden das gewünschte Getränk und klemmte mich danach wieder hinter meinen Schreibtisch um die offene Fälle abzutippen.

..schweißgebadet schrecke ich aus dem Traum hoch – ich war eingeschlafen, eigentlich sollte mich der Alkohol vergessen lernen und nicht meine Phantasie beflügeln und mich wieder detailliert an die Sache erinnern lassen. Genervt donnere ich das Glas in meiner Hand gegen die Wand, nicht einmal dazu ist dieser verdammte Fusel zu gebrauchen. Die Scherben scheppern laut zu Boden und mein Kater Cleo hüpft empört zur Seite, doch anscheinend kann er mir nicht lange böse sein – denn wenig später schlängelt er sich schon wieder um meine Beine und gibt ein

wohliges Schnurren von sich. „Dumme Katze“, denk ich mir und streichle sein nach oben gestrecktes Köpfchen – „ich trete dich quasi mit Füßen und du liebst mich nur umso mehr“ – obwohl an irgendwas erinnert mich das. Ja damals, da war alles noch gut wie ich die vermeintliche Kätzin vom Tierheim geholt habe. Alles was ich wollte war ein Wesen das daheim auf mich wartet, dass mir Liebe schenkt und dem auch ich Liebe geben kann. Ich wollte einfach nicht mehr nach Hause kommen – in eine leere Wohnung, wollte nicht mehr alleine sein mit meinem schlimmsten Feind .. mir selbst. Wenig später stellte sich jedoch heraus,

dass mich das Tierheim betreffend dem Geschlecht meiner Katze angelogen hat – ich hätte wohl nicht sagen sollen, dass ich gerne eine SIE hätte. Tja so schnell kann man im Leben gelinkt werden, selbst dann wenn man etwas Gutes tut und aus diesem Grund heißt mein Kater nun Cleo. Jedenfalls hatte ich ab sofort einen Mitbewohner, der nicht nur regelmäßiges Futter von mir forderte sondern auch Streicheleinheiten in rauen Mengen und das tat meiner Seele gut. Noch nie zuvor hatte ich ein so großes Vertrauen in ein Lebewesen – noch nie bis auf Niklas und diesen Fehler bereue ich noch heute zu tiefst.

Kapitel 1

..selber Ort genau vor 11 Jahren Hier bin ich nun, meine neue Wohnung – meine eigenen vier Wände, nur für mich. Ich kann tun und lassen was ich möchte, ich kann sie gestalten wie ich möchte – was für ein Gefühl von purer Freiheit. So lange habe ich mich danach gesehnt, endlich mein eigenes Reich zu besitzen, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich mich bei meinem Freund John, mit dem ich über 4 Jahre liiert war, nie wirklich wohl gefühlt. Seine Wohnung war eine typische Junggesellenbude, in der kein Platz für „Mädchensachen“ war, ich durfte gerade mal das Nötigste bei ihm

lassen – ich lebte praktisch aus meiner Reisetasche und das fast 2 Jahre lang, wenn ich so zurück denke frage ich mich wie ich es nur so lange aushalten konnte bei diesem Egomanen. In seinem Reich waren keinerlei wohnliche Akzente, keine dekorativen Bilder, keine Pflanzen – nicht einmal bunte Polster lungerten auf seiner Couch, er war ein Minimalist durch und durch. Genau aus diesem Grund ist unsere Beziehung in die Brüche gegangen, sein Wohnstil reflektiert seine Persönlichkeit – denn er hat keine, keinerlei Eigenarten, keine witzigen Charakterzüge – ein komplett langweiligerMensch, dem es schwer fällt Nähe zuzulassen. Irgendwann hatte ich es

satt mich wertlos und fehl am Platz zu fühlen, ich hatte es satt mir vorzukommen wie ein ewiger Gast, der bei dem geringsten Mucks seine Sachen packen darf und abhauen muss. So stellte ich mir meine Zukunft nicht vor, ich war gerade mal 27 Jahre alt – hatte praktisch mein ganzes Leben noch vor mir – es musste einfach mehr drinnen sein und daher packte ich eines Nachmittags meine Sachen, schmiss John ein einfaches „Ciao“ hin und ging. Das war vor einer Woche, seither wohnte ich in einem Hotel und nun, nun bin ich gerade dabei meine neue Wohnung zu beziehen. Es handelt sich

beim Wohngebäude um eine wunderschöne Rarität aus dem Renaissance-Zeitalter, meiner Schätzung nach gebaut im späten 16. Jahrhundert. Von außen betrachtet erinnert es mich ein bisschen an die Gnadenkirche in Évora, Portugal – die ich damals in meinem Portugal –Urlaub besichtigt habe, tja damals war John noch ganz anders. Er hatte Charme und Witz, er behandelte mich als wäre ich etwas Besonderes und so zog ich auch kurz nach Ende unseres Aufenthalts in Portugal zu ihm, ein großer Fehler wie ich dann bemerkte. Ein warmer Strahl an meinem linken

Bein reißt mich aus meinen Gedanken. „Lorenzo nein, das ist kein Baum du dummer Hund.“, schimpft die junge Frau ihren Köter, der gerade – oh Schreck, mir ans Bein gepinkelt hat, na das fängt ja schon mal gut an. „Es tut mir so leid“, beteuert die Frau „normalweise macht er sowas nicht, wirklich – es tut mir so wahnsinnig leid“. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich gerade von einem Hund markiert wurde – wie sehe ich denn aus wie ein Baum, eine Hydrant oder sonst was, geht’s noch? Nachdem ich mich wieder einigermaßen aus meiner Schockstarre befreit habe, sprudelt es nur so aus mir heraus „was fällt Ihnen ein – passen sie besser auf

ihren Hund auf! Das ist eine Frechheit, schauen sie sich doch mal meine Hose an – wie eklig!“, schimpfe ich drauf los und katapultiere meinen Blutdruck von 80 auf 120. Mein Gegenüber läuft hochrot an und ich stelle mich schon mental auf einen Kampf ein – „na zum Glück habe ich den Selbstverteidigungskurs in den Sommerferien besucht“ denke ich mir gerade. Als plötzlich mein Kampfpartner in spe unaufhörlich zu weinen anfängt, dicke Tränen kullern über ihre hochroten Wangen, gefolgt von einem tiefen Schluchzen. Nun tut mir das Mädchen leid, wie es da steht mit ihrem dummen Hund, dem roten Gesicht und

den geschwollenen, verweinten Augen. Eigentlich wollte ich diesen, mir fremden Menschen, nicht anschreien, normalerweist ist es nicht meine Art andere Leute Leid zuzufügen, eigentlich gehöre ich zu der guten Sorte – aber die letzten Tage haben mir einfach gehörig zugesetzt und daher auch diese Gefühlsexplosion meinerseits. Geplagt von einem schlechten Gewissen lege ich der Fremden meine Hand auf die Schulter und fasle eine lapidare Entschuldigung daher. Die nächste Amtshandlung ist ein beherzter Griff in meine Tasche, in die ewigen Tiefen meiner XXL-Tasche, in der etwas zu finden schon an ein Wunder grenzt und

hole eine Packung Taschentücher heraus um sie der jungen Frau zu reichen. Diese nimmt das Päckchen dankbar an und trocknet ihre Tränen, die sie wegen mir und meiner rabiaten Art vergossen hat. „Ich muss mich wieder bei Ihnen entschuldigen, vorher werden sie von meinem Hund bepinkelt und nun heule ich Ihnen die Ohren voll, sie müssen sich wirklich denken, dass sie es mit einer Irren zu tun habe, oder?“, entschuldigt sie sich erneut und tupft ihre verweinten Augen trocken. Ich kann mir ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, irgendwie ist mir diese schrullige Frau von einer Sekunde auf

die andere sympathisch geworden, anscheinend erinnert sie mich an mich selber, Alexa Storm, vor ein paar Jahren. Als ich noch so schüchtern war und keinerlei Selbstwertgefühle hatte – obwohl wem mache ich hier was vor, eigentlich bin ich noch ganz genau so, jedoch mit einer Ausnahme – ich habe nun endlich vor etwas an meiner Situation zu ändern – mein Leben endlich in die Hand zu nehmen. „Darf ich Ihnen einen Kaffee und ein Stück selbstgemachte Torte als Entschädigung anbieten? Ich wohne gleich in dem Haus vor uns, also wenn sie wollen können sie gerne mitkommen und ich verspreche Ihnen, Lorenzo mein

Hund, hat ab sofort seine Blase im Griff.“, schaut mich meine Gesprächspartnerin mit großen Augen an, die kein nein akzeptieren. „Okay, auf einen Kaffee komme ich gerne mit – ich bin übrigens Alexa und ab sofort Ihre Nachbarin.“, stelle ich mich vor und reiche ihr artig, wie Mama es mir eingebläut hat, die Hand. „Sag doch bitte „Du“ zu mir – mein Name ist Maria, ich und Lorenzo wohnen schon eine halbe Ewigkeit hier und ich freue mich, dass ich nun endlich mal eine Nachbarin in meinem Alter habe.“, lächelt sie mich erfreut an. „Es freut mich ebenfalls dich kennen zu lernen Maria, obwohl andere Umstände wären

mir wohl doch lieber gewesen.“, antworte ich ihr schmunzelnd.


Es stellte sich heraus, dass Maria ebenfalls eine Garconniere –Wohnung im Haus gemietet hat und wie es der Zufall so will genau mir gegenüber. Ab sofort waren wir nun Türnachbarn, gut zu wissen wenn der Zucker mal ausgeht, denke ich mir und verziehe mein Gesicht zu einer skeptischen Grimasse. „Alles okay mit dir? Tut dir was weh oder so – du schaust so komisch?“, fragt mich Maria leicht irritiert und zweifelt wohl nun an MEINEM Geisteszustand. „Ja, sorry war mit den Gedanken wo anders, alles okay. Schön hast du es hier, klein

aber gemütlich. Soweit ich weiß habe ich die Wohnung direkt dir gegenüber angemietet, bin mal gespannt ob diese auch so heimlich ist.“, lächle ich sie an und hoffe, dass sie meinen gedanklichen Aussetzer rasch vergisst. Ich muss mir wirklich angewöhnen mehr im Hier und Jetzt zu leben und weniger in meiner Gedankenwelt, nicht mehr lange und ich führe Selbstgespräche und dann hat sich die Sache wohl erledigt mit einem neuen Freund dem Job, udgl. da kann ich dann gleich in die Nervenheilanstalt übersiedeln. Schon wieder kommt mir ein Grinsen aus – verdammt jetzt war ich schon wieder in meiner eigenen Welt, Maria fasst den Grinser jedoch als

freundschaftliche Geste auf grinst zurück und holt den versprochenen Kuchen sowie den frisch gebrühten Kaffee aus der Küche. Wir unterhalten uns eine Weile und ich fand heraus, dass Maria 25 ist, somit 2 Jahre jünger als ich – das zum Thema sie wohnt schon eine „Ewigkeit“ hier, was bedeutet wohl eine Ewigkeit mit dem Alter - 5 Jahre, oder vielleicht 7 Jahre? Ich kann mich noch erinnern, da fand ich, dass man mit 27 schon erwachsen ist – man sollte in dem Alter verheiratet sein, ein Haus, Kinder und natürlich einen Baum gepflanzt haben, hach was für ein Klischee. Wenn ich jetzt drüber nachdenke hab ich es verdammt weit

gebracht, kein Freund geschweige denn eine Ehe, kein Haus und nicht mal einen Job – also wenn´s nachdem ginge könnte ich augenblicklich in eine Depression verfallen, wie aussichtlos und einsam mein Leben doch ist. Trübselig lasse ich mich auf mein neues Sofa fallen, obwohl es für mich nur neu ist – denn das gute Stück hat mit ziemlicher Sicherheit schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, aber was soll´s ich kann froh sein, dass die Wohnung vollmöbliert ist – denn ich bin blank und würde wohl mit einem Schlafsack auf dem Boden Vorlieb nehmen müssen wenn nicht das

gebrauchte Bett da wäre. An die Sachen die auf der alten Matratze schon alle veranstaltet wurden – möchte ich gar nicht denken. Also eines ist fix, wenn ich mal etwas Geld auf der Seite habe um mir anständige Lampen zu kaufen – wird keine davon so ein hippes, ultraviolettes Licht haben – den Grund kann man sich denken. Gedankenverloren blättere ich in dem Buch, dass ich unabsichtlich vom Hotel mitgehen lassen habe. Es war wirklich nicht meine Absicht, es ist nicht so, dass ich kein schlechtes Gewissen deswegen habe, aber irgendwo habe ich es ja auch gekauft – denn der Zimmerpreis war meines Erachtens für

diese Ausstattung sehr hochgegriffen. In dem Buch geht’s um neumoderne Vampire, eigentlich finde ich diese esoterischen Themen alle total weit hergeholt, wer glaubt denn heutzutage noch an Geister, Vampire und Hexen? Okay, vielleicht gab es damals wirklich Menschen die dachten sie seien Vampire und tatsächlich auf Blut abgefahren sind – heutzutage gibt’s ja auch genügend Leute mit Fetisch und abstrakten Vorlieben. Vielleicht haben die Leute aber auch damals im übertragenen Sinn gemeint, dass es Vampire gibt – es könnte genauso gut sein, dass lediglich sehr blutrünstige Herrscher als Vampire

betitelt wurden, wie es bei diesem Vlad Tempes „dem Pfähler“ der Fall war. Dieser verübte seine Gräueltaten im 14 Jahrhundert in Bukarest und pfählte seine Gegner liebend gerne bei lebendigem Leibe, was für ein äußerst humaner Zeitgenosse. Der Schriftsteller Bram Stocker nahm sich dann anscheinend Vlad als Inspiration und verfasste seinen Weltbestseller „Dracula“. Etwas angewidert lege ich das Buch zur Seite, das Bild von gepfählten Menschen geht mir nun nicht mehr aus dem Kopf – warum muss ich mir auch immer so etwas Unmenschliches bildlich

vorstellen. Ich setze mich zu meinem Notebook, dass definitiv schon bessere Zeiten gesehen hat und blättere durch die Stellenanzeigen. Ich bin nun schon 2 Monate arbeitslos, habe unzählige Bewerbungen geschrieben und bis jetzt nur ein „Nein danke, wir halten Sie in Evidenz“ nach dem anderen zurückbekommen, es war wirklich zum Verzweifeln. Alles was ich will ist ein Job im Büro bei dem ich finanziell halbwegs über die Runden komme, ich erwarte mir kein bombastisches Gehalt, dass es sowieso nur im Fernsehen gibt – ich möchte schlichtweg nur leben können davon. Als ich schon mehr im Schlaf als wach durch die Anzeigen

scrolle, sehe ich eine interessante Anzeige: „Bist du jung, dynamisch, freundlich und hast was im Köpfchen? Kannst du mit Akten umgehen und bist verschwiegen? Dann suchen wir dich, ein Bruttolohn ab € 3.500,00 wird geboten. Schicke deine Bewerbung an ….“ Ich kann meinen Augen kaum glauben, ein Bruttolohn ab € 3.500,00? Wie kann das sein, es werden keinerlei Spezialkenntnisse gefordert, von diversen Prüfungen die man abgelegt haben muss, wird kein Sterbenswörtchen

geschrieben, was ist also der Haken? Ob das wohl so eine unseriöse Anzeige ist um junge Mädchen anzulocken und dann in die Erotikindustrie einzuschleusen, natürlich wird der Auftrag dann nicht als Porno angepriesen sondern als schlichter Modelauftrag. Aber warum steht dann in der Anzeige etwas von „intelligent“ – Mädls die bis Drei zählen können würden ja sofort dahinter kommen, dass der Arbeitgeber nur auf das Eine aus ist. Eine Zeitlang hadere ich noch mit mir, ob ich nun eine Bewerbung hinschicken soll oder nicht, entschließe mich dann aber eine Nacht drüber zu schlafen – schon alleine deswegen weil ich so

geschlaucht vom heutigen Tag bin, dass ich wohl hundert Fehler in den Brief einbauen würde.

 

Kapitel 2

Am nächsten Tag wachte ich etwas gerädert auf – dass Bett hatte definitiv schon bessere Zeiten erlebt, die Matratze war komplett durchgelegen, nichtsdestotrotz durfte ich wohl dieses muffelnde Ding von einer Liegefläche wohl eine Zeitlang mein Eigen nennen. Apropos total abgebrannt, ich hatte doch gestern so eine ominöse Jobanzeige im Internet gelesen. Aber vor ich mich dieser widmete, musste ein heiß gebrühter, wohlig nach Arabica –Bohnen duftender Kaffee her. Aus diesem Grund aktivierte ich meine Kaffeemaschine, der einzige Gegenstand

den ich mir zum Einzug leistete. Nichts geht über eine frisch gebrühte Tasse Kaffee am Morgen – das Lebenselixier oder jedenfalls mein Lebenselixier. Nachdem ich einen kräftigen Schluck genommen hatte, setzte ich mich zum Küchentisch und aktivierte mein Notebook, ein schneller Klick in den Seitenverlauf meines Browsers und schon war ich wieder auf der Internetseite von gestern. Mit großen Augen überflog ich noch einmal die Anzeige – es war also doch kein Traum, es gab tatsächlich einen Arbeitgeber der so eine Lawine Geld für praktisch keine Qualifikationen anbot. Einerseits möchte ich sofort mein

Bewerbungsschreiben inkl. meines bescheidenen Lebenslaufs los schicken und andererseits hadere ich mit meinem Gewissen, denn es muss hierzu einen Haken geben, es kann gar nicht anders sein. Doch ehe ich mich versehe tippe ich schon die Mailadresse ein und verschicke meine Unterlagen, schlichtweg konnte ich diese Chance nicht einfach verstreichen lassen – diese Sache ist einfach zu verführerisch und schließlich brauchte ich dringend Geld! Etwas mulmig war mir nun schon, hatte ich gerade mein Schicksal besiegelt? Denn schließlich hatte ich meinen

Aufenthaltsort angeben, mein Alter verraten und sie wussten auch wie ich aussah – was war wenn mich diese Leute einfach am Abend aufsuchen und ich Gott weiß wohin verschleppt werde um niedere Gelüste von Bonzen zu befriedigen?! „Alexa beruhige dich“, versuche ich mir selbst den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Du denkst wieder viel zu schlecht über deine Mitmenschen, las alles auf dich zu kommen – du bist erwachsen und sofern es wirklich eine unseriöse Firma ist dann kannst du jederzeit aufstehen und gehen.“, beruhigte ich mich selber. Nachdem ich wieder einigermaßen normal war, beschloss ich meine

Nachbarin Maria zu fragen ob sie und Lorenzo (dieses ***) mit mir eine Runde spazieren gehen wollen, bei dieser Gelegenheit könnte ich sie auch gleich fragen was sie zu dieser Jobanzeige sagt. Ich warf mir schnell einen Pulli über und zog eine neue Hose an (die gestrige war ja versaut), putzte meine Zähne und schon war ich bei Maria drüben der ich meine Idee verkündete. Diese war hellauf begeistert nun nicht mehr alleine mit ihrem Hund Gassi gehen zu müssen und so drehten wir Drei eine Runde um den Block. „He Maria eine Frage, vielleicht hört sich das jetzt etwas komisch an .. da wir uns ja noch nicht allzu lange kennen. Aber

was hälfst du von einem Job bei dem man € 3.500,00 Moneten verdient und keinerlei besondere Qualifikation haben muss?“, frage ich meine jüngere Gesprächspartnerin hoffnungsvoll. „Was so viel Eier? Also wäre ich keine Vollzeitstudentin würde ich sofort unterschreiben“, antwortet mir diese und kichert verräterisch. „Was studierst du denn so?“, fragte ich interessiert und beobachte Lorenzo wie er gar nicht genug vom Geschnuppere bekommt an der Hausmauer des Nachbarshauses. „Ach Psychologie – nichts Besonderes.“, antwortet mir diese. Wie sagt man so schön, angehende Psychologen sind selber ihr bester Patient? Zum Glück

hatte ich mir diese Bemerkung nur gedacht und vor Maria nicht laut ausgesprochen, denn die Kleine ist wirklich nahe am Wasser gebaut – wahrscheinlich wäre sie bei so einer bissigen Bemerkung gleich wieder in Tränen ausgebrochen. Nach dem Spaziergang verabschiedeten wir uns und jeder ging seinen eigenen Weg, ich hatte noch jede Menge zu tun – denn mein Krimskrams alias Kleider in die ich sowieso nicht mehr reinpasse, konnten sich nicht von alleine in den Schrank hängen. Als ich gerade dabei war meine Habseligkeiten ordentlich zu verstauen, ertönte plötzlich ein Gebimmel von meinem Notebook, ich

hatte eine Mail bekommen, von der ominösen Firma und diesmal war es kein „Wir halten Sie in Evidenz“ .. Mein Herz pochte mir bis zum Hals, ich konnte es nicht glauben, dass ich tatsächlich, nach so langer Zeit, mir die Chance auf einen Job gegeben wurde, endlich konnte ich wieder beginnen richtig zu leben. Als würde ich mich versichern wollen, dass ich mich nicht doch verlesen hatte, überflog ich noch einmal die Zeilen, „Werte Frau Storm, ich nehme Bezug auf Ihre Bewerbung und habe großes Interesse daran Sie morgen um 14Uhr in meiner Kanzlei Maison & Partner persönlich

kennenlernen, gezeichnet Dr. Maison“. Ich notierte mir schnell die Adresse und schoss wie von der Tarantel gestochen in mein Zimmer um mir ein Outfit für den morgigen Tag herauszusuchen, dass mich einigermaßen von meiner Schokoladenseite zeigte. Ich konnte es noch immer nicht glauben, ich hatte tatsächlich die Chance auf so einen dermaßen gut bezahlten Job. Eigentlich war ich der Meinung, dass nur andere Leute immer Glück wiederfährt – aber diesmal, diesmal war ich an der Reihe. Ich konnte es kaum erwarten Maria davon zu erzählen, deshalb klopfte ich einfach Sturm an ihrer Tür und hoffte, dass sie daheim war. Zu meiner großen

Freude öffnete sie mir zu so später Stunde noch die Tür, anscheinend hatte ich sie gerade geweckt denn sie stand verschlafen, mit Pyjama bekleidet vor mir und schaut mich verwundert an. „Was willst du Alexa, hast du schon mal auf die Uhr gesehen? Einer von uns Beiden muss nämlich früh raus und auf die Uni. Was gibt’s denn so Wichtiges?“, fragte sie mich mürrisch. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken – aber stell dir vor, du kannst dich doch noch an den Job erinnern von dem ich dir erzählt habe, oder? Genau zu diesem Job habe ich morgen ein Bewerbungsgespräch, ist das nicht toll?“, schildere ich ihr euphorisch. „Im

Ernst jetzt? Willst du mich verkohlen? Ich dachte du hast beim Spaziergang einen Scherz gemacht, ja und was machst du jetzt?“, starrte sie mich mit großen Augen an und wartete auf eine Antwort von mir. „Naja, hingehen was sonst – ist ja nicht so als hätte ich noch was Besseres vor, oder ein paar andere Jobs im Hemdsärmel versteckt.“, antworte ich ihr etwas verstimmt. Nachdem ich meine leichte Verärgerung über diese dumme Frage beiseitegelegt hatte, ließ mich Maria in ihre Wohnung und wir redeten die halbe Nacht darüber wie ich am besten den morgigen Tag angehen lassen sollte. Zu guter Letzt konnte sie mich davon überzeugen, dass

sie mich begleitete – auch wenn nur im Hintergrund, denn auch wenn es sich bei der Firma anscheinend um eine Rechtsanwaltskanzlei handelte – heißt es noch lange nicht, dass diese Herrschaften nur Gutes mit mir vor haben. Beruhigt legte ich mich schlafen und gönnte meinen Körper noch ein paar Stunden Ruhe um mich für das große Gespräch zu wappnen.


„Willkommen Mrs. Storm, mein Name ist Dr. Joshua Maison – mir gehört diese Anwaltskanzlei und ich suche dringend eine junge Dame die den Posten meiner Sekretärin übernimmt. Leider hat ihre Vorgängerin von einen auf den anderen

Tag gekündigt, nicht dass sie mich falsch verstehen – es handelt sich hierbei um eine grandiose Stelle, aber man muss eine gewisse Stressresistenz an den Tag legen und anscheinend war meiner damaligen Angestellten diese Herausforderung zu groß. Aus diesem Grund fällt auch das Gehalt dementsprechend hoch aus, weil ich erstens dringend jemanden benötige und zweitens absolute Diskretion gefordert wird“, klärte er mich auf und bietet mir einen Platz ihm Gegenüber in seinem riesigen Büro an. Schon als ich den Eingangsbereich der Kanzlei betrat, verschlug es mir die Sprache – alles war so alt, fast schon antik aber dennoch gut

erhalten. Auch Maria, die ich im Empfangsbereich gelassen hatte kam aus dem Staunen kaum mehr raus. „Mrs. Storm, was sagen Sie zu meinem Angebot – kann ich auf Sie zählen?“, weckte er mich aus meinen Gedanken und schaute mir tief in die Augen. Ich kam nicht umhin mir selbst einzugestehen, dass ich diesen Dr. Maison, trotz seines gehoberen Alters, attraktiv fand oder war das nur der Flair der Schönen und Reichen den ich fast schon Schnuppern konnte? Ich nickte heftig, reichte meinem neuen Chef die Hand und ehe ich mich versah hatte ich einen Job, der noch dazu schon am nächsten Tag begann. Als ich wieder in

den Empfangsbereich kam, konnte ich mein Glück kaum fassen, auch Maria schaute mich mit geweiteten Augen an. Doch bevor ich ihr die große Kunde erzählen konnte, sprudelte es nur so aus ihr heraus „Stell dir vor Alexa, als du da drinnen warst ist mir ein umwerfender Mann über den Weg gelaufen. Er hatte wunderschöne Augen, sie waren tiefbraun oder sogar schwarz - ich hatte das Gefühl, dass er mir damit fast in die Seele sehen konnte. Sein Körper war unglaublich maskulin und sein Duft, ..oh Alexa sein Duft – noch nie hat ein Mann so gut gerochen wie dieser. Ich glaube ich habe meinen Traummann gefunden, ich bin noch immer total kribbelig und

mein Herz hört gar nicht mehr auf Samba zu tanzen, fühl mal.“, sie nahm meine Hand und legte sie direkt auf ihre Brust. Kurz erstarrte ich, denn schließlich passiert einem nicht alle Tage, dass man eine fremde Frauenbrust zu spüren bekam, doch dann fühlte ich ihren Herzschlag und ich musste laut zu kichern anfangen. Anscheinend hatten wir Beide gerade eine Glücksträhne – doch da sollte ich mich gehörig täuschen.


Als wir unsere Heimreise antraten, kamen wir Beide kaum mehr aus dem Dauergrinsen raus – man könnte fast sagen wir waren in einem

Endorphin-Rausch gefangen, Maria wegen diesem attraktiven Fremden und ich wegen dem neuen Job der mir eine Menge Geld einbringen würde, das ich bitter benötigte. „Oh Alexa, ich muss diesen Fremden wieder sehen – du kannst dir gar nicht vorstellen wie sich mein Herz nach ihm verzehrt. Es ist so als würde ich ihn schon mein Leben lang kennen.“, schmachtet meine Gesprächspartnerin. „Mach mal einen Punkt Maria, du hast den Typen gerade mal ein paar Minuten gesehen – da kann sich dein Herz nicht nach ihm verzehren und kennen tust du den Mann auch nicht, schließlich habt ihr nicht einmal ein Wort gewechselt. Außerdem, „dein

Herz verzehrt sich nach ihm“.. aus welchem schlechten Schundroman hast du denn diesen Blödsinn?“, frage ich das liebestolle Etwas neben mir, dass sich gar nicht mehr ein bekommt vor lauter Schwärmerei. „Ob das wohl Liebe auf den ersten Blick ist?“, frage ich mich selber und konnte spüren wie sich eine Welle der Eifersucht über mir breitmachte. Ich wusste wohl, dass Maria maßlos übertrieb, aber dennoch wurmte es mich, dass ich selbst noch nie solche Gefühle empfunden hatte. Damals mit John war das ganz anders, wir lernten uns über Freunde kenne, unternahmen Öfters etwas mit einander und dann waren wir auf einmal

zusammen. Leidenschaft, Sehnsucht und Liebe suchte man in unserer Beziehung vergebens, wir waren einfach Freunde mit Zusatzpaket. Wir verbrachten gerne Zeit miteinander und wenn wir mal Lust hatten, naja dann haben wir eben miteinander geschlafen – aber ohne Leidenschaft und Sinnlichkeit, es war einfach die Befriedung von menschlichen Gelüsten und Punkt. Tief in meinem Inneren wusste ich immer, dass John nicht der Richtige für mich war, dass er einfach nur eine Überbrückung ist und dann hat sich eben die Gewohnheit eingeschlichen und ein Beziehungsende kam mir zu umständlich vor, vor allem nachdem ich zu ihm

gezogen war. Schließlich musste ich mir dann eine neue Bleibe suchen und einen neuen Freundeskreis, denn ich konnte unmöglich weiterhin den gleichen Freundeskreis pflege wie er – noch dazu wenn die Gefahr bestand, dass wir uns dann noch öfters über den Weg laufen könnten. Ganz zu schweigen von den Anschuldigungen die mich dann von meinen sogenannten „Freunden“ erwarteten, diesen „tollen“ Mann einfach vor den Kopf zu stoßen und von heute auf morgen Schluss zu machen. Tja, und genau aus diesem Grund habe ich 4 lange Jahre den Kopf in den Sand gesteckt und gehofft er würde sich

ändern, was er natürlich nicht tat. „Ob der wohl auch in der Kanzlei arbeitet?“, fragte mich Maria und schaute mich mit ihren großen blauen Augen an, wartend auf eine Antwort meinerseits. „Kann schon sein, vielleicht ist er aber auch nur ein Klient.“, beteilige ich mich am Gespräch und war froh aus meiner negativ behafteten Gedankenwelt herausgerissen worden zu sein. „Naja Alexa, also ich will ja Nichts sagen, aber wegen dir habe ich ein paar Stunden an der Uni heute sausen lassen, also wenn man es genau nimmt schuldest du mir was und ich wüsste auch schon was du für mich tun könntest.“, lächelt sie mich

verschmitzt an. „Ich soll herausfinden wer dieser Schönling ist, stimmt´s?“, fragte ich Maria und hätte mir die Frage nach Anbetracht der Umstände eigentlich sparen können. Nachdem Maria zur Uni abbog und ich daheim angekommen war, lies ich den Tag Revue passieren. Ich konnte es einfach noch immer nicht glauben, dass ich einen neuen Job hatte – irgendwie kam mir dieser Job zu gut für mich vor, schließlich war ich ein Niemand, weder herausragend intelligent, noch ein Model oder sonst was. Ich stelle mir unter einer Sekretärin in einer noblen Kanzlei eine super schlanke, in High Heels stöckelnde, wasserstoff-blonde

Obertussi vor, die den ganzen Tag nur Kaffee für die Klienten kocht und Akten ablegt. Gleich nachdem ich dieses oberflächliche Vorurteil zu Ende gedacht hatte, schalte ich mich dafür – eigentlich war ich kein voreingenommener Mensch, aber irgendwie brannte wohl die Eifersucht auf Maria noch immer in mir, so lächerlich dieses Gefühl auch war. Um mich von meinen negativen Gedanken abzulenken und mich wieder positiveren Dingen zuzuwenden, kramte ich in meinem Schrank nach dem idealen Outfit für meinen ersten Arbeitstag. Es sollte seriös aber auch nicht bieder wirken genauso wenig anstößig und zu

sexy, daher entschied ich mich für einen schwarzen Rock der mir bis zu die Knie ging, ein türkises Oberteil mit V-Ausschnitt und meine schwarzen Stöckelschuhe, die wohl hoch waren aber auch nicht zu hoch um den ganzen Tag darin zu stehen. Voller Stolz über die gelungene Zusammenstellung meines morgigen Outfits, ließ ich mich auf die Couch fallen und nahm das gestohlene Buch wieder in Augenschein. Der Einband war in einem unauffälligen Rot gehalten, der Klappentext eher allgemein und lapidar, warum dieses Buch mein Interesse erweckte war mir ein Rätsel, denn es gab sicher hunderte von Bücher im Hotel, die einen

aussagekräftigeren Einband hatten. Auch warum ich das Buch mitgehen ließ, konnte ich mir nicht erklären – da ich noch nie in meinem Leben etwas gestohlen hatte und auch nicht plante jemals dies zu ändern. Etwas verwirrt über die Umstände die mir das Buch einbrachten, klappte ich es auf und fing an darin zu lesen. „Auch wenn die meisten Menschen nicht an Vampire glauben, so kann ich Ihnen versichern sie sind mitten unter uns. Sie werden mich jetzt sicher als Betrüger abstempeln und mit einem Schmunzeln im Gesicht dieses Buch in die Ecke werfen, aber glauben Sie mir, ich habe

Erfahrungen mit diesen Schattenwesen und den ein oder anderen Zwischenfall am eigenen Leibe erfahren.“, etwas irritiert blickte ich auf und fragte mich was so ein überteuertes Hotel mit so einem komplett weithergeholten Schinken von Buch wollte. „Irgendwie habe ich denen auch einen Gefallen getan“, stellte ich spitzbübisch fest und zog mir den Wälzer wieder zu Gemüte. „Es gibt Vampire die vorgeben Menschen zu sein, sich in das Leben derer einschleichen die offen sind, ihnen Liebe vorgaukeln und ihnen gnadenlos die Lebenskraft entziehen – bis nur mehr eine leere Hülle, ein Schatten ihrer selbst übrig bleibt und diese nur mehr

den letzten Ausweg als richtig erachten.“ Stirnrunzelnd legte ich das Buch auf die Seite und ließ mir den letzten Satz noch einmal durch den Kopf gehen, „..Lebensenergie entziehen bis nur mehr eine leere Hülle übrig bleibt“, komisch was sollte das heißen? Bei den typischen Vampir –Geschichten geht es um Blut, Blut und noch mal Blut – eine Prise Romantik, unerfüllte Liebe und natürlich Leidenschaft nicht zu vergessen. Liebe war anscheinend auch bei diesen neumodernen Vampiren im Spiel, nur das Blut fehlte, würde der Autor mit

„Lebensenergie“ das Blut meinen würde er es wohl schreiben und nicht so um den heißen Brei herum reden, oder? Vielleicht meinte er aber auch nicht unser physisches Blut, sondern eher unseren psychischen Willen, unseren Geist .. unsere Seele? Nun kam ich mir etwas lächerlich vor, warum machte ich mir Gedanken über so ein befremdliches Thema, es war doch offensichtlich, dass der Autor nicht ganz klar im Kopf war oder zumindest eine blühende Phantasie hatte. Aus diesem Grund entschloss ich mich, dass Buch beiseite zu legen und mir einen Schönheitsschlaf zu gönnen, denn schließlich fängt ab Morgen der Ernst

des Lebens wieder an.

Kapitel 3

Etwas gerädert wachte ich in meinem steinharten Bett auf, ich konnte es kaum erwarten mir so viel Kohle auf die Seite gescheffelt zu haben, um mir endlich eine anständige Schlafgelegenheit zuzulegen. Denn sein wir uns einmal ehrlich, bei einer miesen Matratze kann man unmöglich gut schlafen, man wacht nicht erholt auf und dementsprechend miserabel verläuft dann auch der restliche Tag. Okay, vielleicht malte ich nun etwas schwarz – eigentlich sollte ich ja happy sein, denn heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Auf gut deutsch, heute fängt ein neuer

Lebensabschnitt für mich an, ab heute bin ich nicht mehr die Arbeitslose Mittzwanzigerin die gerne vom Nachbarhund angepisst wird, nein ab heute bin ich eine erfolgreich Anwaltssekretärin die gutes Geld verdient und mit ihren süßen Hintern die Klienten bezirzt. Bei diesem Gedanken musste ich lachen, ich in einem knappen Mini und hohen Hacken in denen ich der Kundschaft Kaffee kredenze. Irgendwie war das so gar nicht meine Welt, aber wenn man mal so blank ist wie ich muss man eben nehmen was kommt, vor allem wenn diese Arbeit so viel Geld abwirft – denn Geld stinkt bekanntlich nicht. Davon abgesehen gäbe es ja

Schlimmeres, wie z.B. mein anfänglich vermutetes „Tätigkeitsfeld“ - sofern man das waagrechte - Gewerbe so nennen konnte. Ich wischte mir also die Müdigkeit aus den Augen, erhob mich aus meiner Pritsche und ging Richtung Kaffeemaschine, denn ohne den morgendlichen Schub Koffein ging bei mir gar nichts. Nachdem ich eine heiß dampfende Tasse Kaffee vor meiner Nase stehen hatte und ein paar Schlucke trank, ging es mir schon um einiges Besser und der Tag schien doch nicht so miserabel zu werden. Nachdem ich meine Tasse vollständig geleert hatte, begab ich mich

ins Bad, duschte ausgiebig und zog dann die, vom Vortag ausgesuchten Kleider, an. Ein dezentes Make-Up, ein Hauch Parfum, kurz die Haare in Form bringen und nun konnte der Tag, mit all seinen Höhen und Tiefen, starten. Gerade als ich die Wohnungstür zu sperrte und mich auf dem Weg machen wollte, traf ich Maria mit ihrem Kötter „Lorenzo“ im Stiegenhaus die anscheinend auf dem Weg zur allmorgendlichen Gassi-Rund war. Da Maria und ich uns quasi schon Freundinnen schimpfen, blieb mir natürlich nichts anderes übrig als mit ihr kurze Worte zu wechseln, auch wenn ich

schon etwas in Eile war – denn Timing und Pünktlichkeit war nicht unbedingt meine Stärke. „Hy Alexa, schön dass ich dich vor deinem ersten Arbeitstag noch antreffe. Ich wünsche dir alles Gute und bitte vergiss meinen Mr. Wright nicht.“, kichert die Nachbarin, drückt mir ein Küsschen auf die Backe und begibt sich Richtung Stiege um ihren Hund, der dem Bauchumfang zu Folge einen Liter Wasser getrunken hat, endlich Linderung in Form eines Baumes oder Hydrant zu verschaffen. Ehrlich gesagt war ich erleichtert, dass unser Gespräch nur von so kurzer Dauer war, denn wie bereits erwähnt war ich in

Eile, davon abgesehen hätte es Lorenzo wohl keine Sekunde länger ausgehalten und sich wahrscheinlich wieder an meinem Bein vergangen, das war wirklich das Letzte was ich heute brauchte. Ich nahm also meine Beine in die Hand und stöckelte so schnell ich konnte zur nächsten U-Bahnstation, ein beherzter Sprung über das Drehkreuz und schon war ich am besten Weg in mein neues Leben. Auch wenn dieses neue Leben mit einer kleiner Straftat begann, denn wirklich bezahlt hatte ich die Fahrt nicht – ich konnte nur hoffen, dass mich kein Kontrolleur aufhielt und nach der Fahrkarte verlangte. Aber am ersten Arbeitstag zählt eben jede

Sekunde, wenn man am ersten Tag schon mal zu spät ist, braucht man sich nicht mehr die Mühe zu machen am darauffolgenden Tag pünktlich aufzustehen und sich in die Arbeit zu schleppen, denn dann ist der erste Eindruck schon mal gelaufen und die Kündigung folgt früher oder später. Okay, ganz so hart und erbarmungslos ist das Arbeitsleben dann auch wieder nicht, aber der erste Eindruck den der Chef von einem hat, ist auf alle Fälle einmal negativ und sich wieder ein positives Bild zu erarbeiten ist um einiges schwieriger und kräftezehrender als sich gleich am Anfang von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Aus diesem

Grund sprintete ich aus der U-Bahn, hinauf zur Straße und bog in der Westlane-Avenue ab, an der mich ein imposantes Gebäude, das meinen neuen Arbeitsplatz beherbergte, erwartete. Im Lift prüfte ich mein Make-Up, zog meinen Rock zurecht und zupfte noch etwas an meinen Haaren herum, als die Tür aufging legte ich mein schönstes Lächeln auf und stolzierte in die Kanzlei. Dr. Maison öffnete just in diesem Moment die Tür zu seinem Büro und lächelte mich strahlend an „Mrs. Storm, schön sie zu sehen – pünktlich auf die Minute, das gefällt mir.“, lobte er mich. „Als Erstes möchte ich Ihnen ihr neues Reich zeigen, in dem sie sich

ausbreiten können und ab sofort schalten und walten könne, wie ihnen beliebt. Bitte entschuldigen Sie die Unordnung, wie ich bereits bei unserem ersten Gespräch erwähnte, hat ihre Vorgängerin aus heiterem Himmel gekündigt und ließ sich dann nicht mehr blicken. Diese jungen Dinger halten heutzutage einfach kein bisschen Stress mehr aus, gleich wird etwas von Burn-Out gefaselt und zack sind sie schon im Krankenstand. Also ich sage Ihnen, früher hätte es so etwas nicht gegeben, da musste man schauen wie man über die Runde kommt und war froh wenn man einen lukrativen Job hatte.“, ließ sich mein Chef über seine damalige Angestellte aus.

Irgendwie schwankte meine anfängliche Sympathie für den Alten etwas ins Gegenteilige, denn ich war fest der Meinung, dass Burn-Out keine Modeerscheinung war, sondern tatsächlich eine Krankheit – eine Überforderung, die nicht nur seelische Faktoren hat, sondern sich auch in physische Leiden auswirken kann, wenn man über längere Zeit die Anzeichen gezielt ignorierte. Kurz dachte ich an Maria, was würde die angehende Psychologin wohl zu dieser unsensiblen Äußerung von Dr. Maison sagen? Sie würde sicher ihr jugendliches Gesicht in Falten legen und wilde Beschimpfungen über gefühllose Menschen an den Tag

befördern, wie viele emphatielose Leute auf dieser Erde wandeln und was sie mit ihren Mitmenschen anstellen. „Es ist schön, dass sie meine Meinung teilen Mrs. Storm. Ihre erste Tätigkeit wird sein, die aktuellen Mails im Posteingang nach Wichtigkeit zu sortieren und mir dann eine Aufstellung zu bringen.“, teilte er mir mit und schaute mir eindringlich in die Augen. Anscheinend interpretierte er mein Nicken als Zuspruch zu seiner These, dass Burn-Out nur eine Kleinigkeit war – obwohl ich eigentlich eher Maria und ihre vermeintlichen Standpauke abnickte. Ich zerbrach mir aber nicht

weiter den Kopf darüber und setzte mich an meinen neuen Schreibtisch um die erwähnten Mails zu durchforsten. Das Postfach bestand aus einem Haufen Werbemails, anscheinend hatte meine Vorgängerin genug Zeit sich den Arbeitstag mit Onlineshopping zu versüßen. Außerdem fand ich noch ein paar Anfrage -Mails betreffend rechtlichem Beistand und auch Mails die die Höhe der Honorarnoten meines Chefs, sagen wir, nicht unbedingt gut hießen. Ich ordnete also die Mails nach Prioritäten, erstellte Ordner und verschob auch die älteren, nicht abgelegten Mails in die jeweilige Kategorie um mir so einen Überblick zu

verschaffen. Nun waren noch nicht gesendeten Mails dran korrekt abgelegt zu werden, aber natürlich konnte ich meine Neugierde nicht zügeln herauszufinden wie meine Vorgängerin die Schreiben verfasste bzw. wie ihr Name war. Aus diesem Grund klickte ich das ein oder andere Mail an um darin etwas zu schmökern und ihren Schreibstil zu verinnerlichen. Meiner Ansicht nach war die Dame eine sehr korrekte und freundliche Zeitgenossin, die manche Schreiben (vor allem die bei denen es sich um zu hohe Honorarnoten handelte) sachlich aber dennoch mit Nachdruck verfasste aber trotzdem noch eine Spur von Einfühlungsvermögen

mitschwingen ließ. Außerdem fand ich den Namen heraus, dies war nicht all zu schwer da sie jedes Mail mit „Lorelei Lombardo“ unterzeichnete. Als ich fertig war ging ich mit meiner Prioritätenliste zu meinem Chef und hielt ihm diese unter die Nase. „Sehr gut Mrs. Storm, nun kümmern Sie sich bitte um die Anfragen. Nehmen Sie mit den zukünftigen Klienten Kontakt auf, fragen Sie was wir für sie tun können, um welche Belangen es geht und am Wichtigsten ist, dass sie alle Leute abwimmeln die meinen, den Stundensatz herunterzudrücken. Wenn irgendjemand anfängt zu feilschen, legen Sie einfach auf – auf so ein Gesindel sind wir nicht

angewiesen.“, erklärte mir Mr. Maison mit Nachdruck und leerte demonstrativ seinen Whiskey, der sicher so viel kostete wie mein Monatslohn. Etwas entmutigt über sein harsches Verhalten begab ich mich also wieder auf meinen Platz und machte mich daran mit den Kunden Kontakt aufzunehmen, ich hatte keine Ahnung wie ich es schaffen sollte einen hilfesuchenden Menschen abzuwimmeln weil er nicht so viel Geld hatte, aber Job war nun mal Job und so musste ich meine private Einstellung hinten anstellen und einen auf knallharte Geschäftsfrau machen. Am liebsten wäre ich den schriftlichen Weg eingeschlagen, da hier keine Gefahr

bestand mich unnötig zu blamieren oder sogar von abgewiesenen Klienten beschimpft zu werden, aber was sollte das für ein Bild vor meinem Chef und den zukünftigen Klienten machen wenn ich mich nicht einmal traue den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Nachdem ich ein paar Telefonate tätigte und mich eigentlich ganz gut als Sekretärin schlug, rief mich Mr. Maison wieder zu sich und befahl mir in den nächsten Delikatessen laden zu gehen, um dort einen ganz besonderen Kaffee zu besorgen, da uns sein Lieblings Klient spontan am Nachmittag beehrt und dieser einen exquisiten Geschmack hat was das schwarze Gebräu

anbelangt. Wir mir befohlen stöckelte ich also los und hoffte nicht weit gehen zu müssen um den notierten Kaffee zu bekommen, denn wenn ich ehrlich zu mir war – schmerzten meine Füße jetzt schon gewaltig, aber Schönheit muss eben leiden. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich die Straße nach diesem verflixten Geschäft abgelaufen war, befand ich mich wieder im Aufzug zur Kanzlei und hatte vollen Stolzes den besagten Kaffee in Händen. Kaum hatte ich die Tüte Kaffee in der Küche verstaut, in der wohl eher pures Gold lagerte als

Kaffeebohnen wenn man nach dem Preis geht, kam auch schon der besagte Klient zur Tür herein. Ich blieb wie angewurzelt stehen und würde ich es nicht besser wissen, könnte ich schwören dass mir vor lauter Schock der Mund weit offen stehen blieb. Noch nie in meinem Leben hatte ich je so einen dermaßen attraktiven Mann gesehen, er hatte eine Statur wie ein Gott, das Gesicht von einem jungen Pierce Brosnan und die Augen, diese Augen – sie waren schon fast hypnotisch und zogen mich schier in seiner Phantasie aus. Aber nicht nur sein Antlitz war umwerfend auch seine Gangart, seine Mimik und vor allem sein Duft. Er

verströmte eine moschushafte Note, gepaart mit etwas Süßlichem, aber trotzdem männlich und unwiderstehlich, auf gut Deutsch ich hatte mich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt.

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deadangel
Hy, ich bin ein kompletter Schreiber-Neuling .. obwohl so neu ist mir das Schreiben auch wieder nicht, wenn man das Verfassen von Bilder-Storys dazu zählen kann ^^. Jedenfalls versuche ich mein Hobby etwas weiter auszubauen und hoffe, dass meine Geschichten Anklang bei euch finden. PS: Es ist alles frei erfunden, beruht also nicht auf einer wahren Begebenheit ;).

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SternVonUsedom 
Dein hübsches Aussehen passt aber gar nicht zum Namen

Sehr gut geschrieben

Willkommen

Herzlichst
Der Stern
Vor langer Zeit - Antworten
LeopoldF Servus DEADANGEL,

eigentlich bedrückend deine Geschichte, nur gut, dass die Sekretärin in ihrer Kätzin einen treuen Freund gefunden hat. :-)))
Viel Spass beim Lesen und Schreiben.

Liebe Grüße
Leopold
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Deadangel.
Willkommen bei mystorys. Viel Spaß beim Stöbern in den Büchern und viel Erfolg mit deinen eigenen Werken.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
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