Kurzgeschichte
Leb wohl, mein Freund

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"Auch wenn wir uns nicht so nah standen, fehlt er mir irgendwie. Er war ein guter Mensch gewesen. RIP"
Veröffentlicht am 04. Mai 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Auch wenn wir uns nicht so nah standen, fehlt er mir irgendwie. Er war ein guter Mensch gewesen. RIP

Leb wohl, mein Freund

Titel

Jetzt, Tage später, habe ich irgendwie das Gefühl, das es Anzeichen gab. Als ich ihn das letzte mal gesehen hatte, war er nicht so gut drauf gewesen. Wollte mit uns nicht trinken. Ich lernte ihn durch Papa Uwe kennen. Wir hatten eine lose Bekanntschaft. Mehr war da nicht. Ab und zu saßen wir zusammen und tranken Bier und unterhielten uns. Er war ein netter Mann gewesen. Als ich ihn kennengelernt habe, hatte er noch eine Freundin gehabt. Im Laufe der Zeit lösten sie sich von einander. Wer wen verlassen hatte, weiß ich nicht. Ist auch unwichtig.

Getrunken hatte er schon immer. Kannte ihn gar nicht anders. Wenn ich ins Kaufhauszentrum ging, schweifte mein Blick automatisch zum Asiaten. Denn da saß er oft und trank das teure Bier. Eine zeit lang saß ich mit ihm und Papa Uwe auch dort. Leisteten ihm Gesellschaft. Er war immer freundlich, höflich und spendabel. Ließ sich aber nicht ausnutzen. Als ich ihn nicht mehr beim Asiaten sah, dachte ich mir nichts dabei. Schließlich war er nicht verpflichtet, jeden Tag dort zu sein, sein Bier zu trinken und Zeitung zu lesen. Nun weiß ich ja, warum ich ihn nicht mehr gesehen habe. Das Traurige ist nicht nur, das er nicht

mehr am Leben war, sondern das er alleine starb. So weit ich erfahren hatte, lag er ziemlich lange in seiner Wohnung. Niemand hatte mitbekommen, das er nicht mehr am Leben war. Wenn Papa Uwe es mir beim letzten Treffen nicht gesagt hätte, wüsste ich es bis heute nicht. Obwohl wir uns nicht wirklich nahe standen, nahm es mich doch irgendwie mit. Gerne hätte ich mich wieder mit ihm getroffen, Skat gespielt und mit ihm unterhalten. Wie gesagt, er war stets nett. Nie hörte ich ein böses Wort von ihm. Einmal sah ich ihn den Tränen nah, als wir und über Religion unterhielten. Der Asiate hatte Feierabend gemacht.

Also gingen wir ein paar Meter weiter zum Syrer. Da war übrigens auch das Bier billiger. Nur gab es da keine Sitzplätze. - Jedenfalls kamen wir auf das Thema Religion. Unser Freund war bekennender Christ. Warum er den Tränen nah war, als wir sagten, das Jesus ein Jude war, ist mir ein Rätsel. Wenn er wirklich so gläubig war, hätte er es wissen müssen. Ohne Jesus, würde es auch keine Christen geben. Der Syrer war auch ein netter Mann. Denn er sagte einmal, das wir alle den selben Gott haben, nur eben verschiedene Propheten. Mohammed, Jesus, Moses,... Wo er recht hat, hat er

recht. Ich frage mich gerade, ob mein alter Freund Verwandte hatte. Oder irgendjemand, dem er etwas bedeutete. Da ich ihn immer nur alleine sah und nur manchmal mit anderen, die gerne tranken, bezweifle ich, das er irgendwen hatte. Wahrscheinlich trank er deshalb. Weil er einsam war. Wissen tu ich es nicht. Aber es muss ja einen Grund geben, warum er jeden Tag beim Asiaten hing und dort sein Bier trank, wenn er nicht gerade arbeiten war. Und wenn er nicht beim Asiaten war, sah ich ihn beim Syrer. So richtigen Kontakt hatten wir ja nicht miteinander. Ansonsten wüsste ich mehr

über ihn. Aber es macht mich nachdenklich. Interessiert es irgendwem, wenn ich nicht mehr bin? Würde es jemand bemerken, bevor ich nach Verwesung stinke? Auch wenn wir nicht wirklich Freunde waren, fehlt er mir doch ein wenig. Es ist das Wissen, das wir nicht mehr gemeinsam Skat spielen und uns unterhalten können. Wir spielten nicht ernsthaft. Nur aus Spaß. Auf Fehler wurde nur hingewiesen. Keiner regte sich auf, wenn der andere aus versehen falsch spielte. Warum auch? Es war nur ein Spiel und es ging um Nichts. Ja, gerne hätte ich so einen Abend wiederholt. Aber...

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Emser Hallo!

Danke nochmals für die Coins, und ein schönes Wochenende noch.

Dieter/Emser
Vor langer Zeit - Antworten
Emser Guten Abend!

Schade, dass wir Menschen so Oberflächlich sind. Richtig kennenlernen, dazu fehlt den Menschen wohl die Zeit. Schade eigentlich. Der Mensch stand uns nahe.
Danke!

Dieter/Emser
Vor langer Zeit - Antworten
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