Krimis & Thriller
Doktor Vasilevski - der Arzt der Epoche

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"Kapitel 1-2"
Veröffentlicht am 17. Mai 2015, 26 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Hallo! Ich wurde 1996 in der Ukraine geboren. Gegenwärtig bin Ich als Übersetzerin und Virtuelle Assistentin bei einer in der Schweiz ansässigen Firma tätig. Mein Ukrainisch und Russisch sind muttersprachlich, zusätzlich spreche ich auch Englisch, Deutsch und ein bisschen Spanisch. In diesem Jahr ich fange ich mit meinem Studium in Deutschland an. Ich habe nie in Deutschland mehr als einen Monat gelebt, stamme nicht aus einer multinationalen ...
Kapitel 1-2

Doktor Vasilevski - der Arzt der Epoche


Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!

Bertolt Brecht

Kapitel 1,2

"Der Mieter des Hauses №4"


Eine alte Frau saß in einem Sessel und schlürfte wohlriechenden grünen Tee. Ihre Arme zitterten, als sie eine kleine Untertasse mit angebrauchtem ausgepresstem Teebeutelchen wieder auf den Tisch stellte. Ihre weiße altmodische Kattunbluse mit blauen Iris und eine Perlenkette unterhalb des Kragens, ihre silbernen Haare und knochigen, aber trotzdem gutaussehenden Hände – alles zitterte, als ob Erdbeben in ihrem Körper ausgebrochen war. Neben ihr saß ein

junger Kerl von ungefähr 25 Jahren und hörte aufmerksam zu. Sie schluckte runter und räusperte sich theatralisch: “ Ich würde sagen, dass der Mann eine Eventualität dieser Welt war.” Sagte sie. “Eine christliche Familie, eine spielerische Erziehung, falsche, unnatürliche Umgebung! Aber doch!” Sie hustete mühsam. “Aber das am Rande…„ "Er war ein glücklicher Mensch, dieser Doktor. Ein arroganter junger Mann mit edlem Hochmut und unabhängig gesetzter Gangart. Von vornherein unecht, aber zur Gewohnheit gewordene Schattierung, ohne die ein paar besondere Eindrücke vergeblich wären.

Der Mann war breitschultrig, gut gebaut, hatte vollkommen symmetrische Backenknochen, schmale rosige Lippen, lange zierliche Fingern mit perlmutternen glatten verlängerten Nägeln. Aus dem schneeweißen Gesicht schauten zwei schwarze durchdringende zynische Augen. Sein aschgraues Haar bedeckte sein Kopf in den buschigen glänzenden Locken. Seine klassische Schönheit war so offenbar, dass es einmal scheinen konnte, als ob man sich neben dem altgriechischen Standbild befand, der plötzlich auflebte und auf artifiziellem Französisch sprach.

Die Imitation, nein, meisterliche Trainiertheit des Mannes war so

natürlich und passte so erstaunlich zu ihm, dass seine eigene Existenz bereits ein Mirakel war. Seine schauspielerischen Allüren waren ganz und gar attraktiv. Als ein berühmter Chirurg in Poland, außerdem in gewissen Kreisen bekannt, konnte er ohne Zweifel ein ziemlich sorgloses und raffiniertes Leben führen. Das könnte selbstverständlich so sein, wenn er doch ein üblicher Lackaffe wäre. Aber er war keiner. Seine Lebensart war total anderwärtig. Und das war ein Rätsel. Kennen Sie Ärzte, die Violine und die Posaune auf einmal spielen? Na ja, die Amateure gibt’s gewiss an jeder Ecke.

Aber der Mann spielte ja professionell und konnte mühelos in jedem Orchester der Welt spielen, dabei spielte er sogar zwei Instrumente beinahe so gut wie ein Genie eines spielt. Ich bin selbst Musikerin und glauben Sie mir, er WAR ein Genie. „Darf ich einen Schluck trinken?“

Die Frau trank ihren Tee und erzählte weiter. "Es war Sommer 1886, als ich den Mann traf. Ekelhafte, unerträgliche Hitze, Anfang Juli, um genauer zu sein. Ich arbeitete damals als Botin in einem Büro. Kennen Sie solche verwickelte Büros, wo man alles und nichts macht? Papiere, amtliche Unterlagen, eine Dose

hagere Sekretärinnen und einen Direktor, alter Fuchs."

Die Frau lachte spöttisch.

"Wissen Sie, ich war eigentlich eine reizvolle junge Dame, kokett und rastlos. Ich war gerade auf dem Weg zu Arbeit, als ich ihn traf. Sein Name war Mateusz Vasilevski."

Die Frau erhob sich ermüdet, nestelte ein Portemonnaie auf, zog eine vergilbte Fotographie aus und reichte es dem jungen Mann. ‘Wir trafen uns auf einer Straße, auf dessen Namen hab ich damals nicht aufgepasst. Ich hatte ihn in der Menge der Passanten im Augenblick erkannt. Wissen Sie wer Frau Mechik war? Einst

war sie eine Berühmtheit gewesen. Diese Frau Mechik war also eine Tochter des Untersuchungsführers, Augustus Mechik. Und einmal wurde sie krank, sehr krank. Exitus, haben alle gesagt. Wenigstens haben alle namhaften Mediziner alle Hoffnung verloren, außer ihm, dieser junge, unerfahrene, angehende Doktor. Er hat sie geheilt! Er kam eines Abends mit einem kleinen Kofferchen zu ihnen und nach ein paar Stunden kam er wieder raus! Am nächsten Tag wussten schon alle, dass Frau Mechik völlig und für immer verliebt war. ‚ Die Frau lachte. Manche Leute scherzten sogar, dass es Liebe war, dass sie aufgebaut hatte. Schon

gut… aber…" Die Frau lachte wieder.

Dann trank sie einen Schluck Tee und sagte in das geöffnete Fenster schauend: “Am nächsten Tag hat sie sich umgebracht. "

***

"Es passierte, dass er bei uns ein paar Wochen im Quartier gestanden hatte. Wir besaßen damals ein gemütliches Haus Mitte der Stadt. Zwei Balkone, ein Flügel und ein Schwimmbad. Ein vorzügliches Plätzchen fürs Leben. Das Haus Nummer 3. Aber es gab eine Nuance. Ein Mann aus Südamerika kaufte ein paar Häuser neben uns. Er hat sie erst mal abgerissen und von neuem

drei Einzelhäuser gebaut. Deshalb war es jetzt so, dass unser Nummernzeichen ausgewechselt sein musste. " Der Frau verstummte. Ihr Blick wurde zerstreut und sie sah plötzlich uralt aus.


"Dann kam er. Mit einer silbernen Armbanduhr, eine kleine Handtasche tragend, eine graue Jacke über die Arm hängend. Kennen Sie das Gefühl, wenn man die Näherung des sympathischen Manschens beobachten muss? Tja, gewissermaßen ist das nicht prinzipiell, ob es Mann oder Frau ist. Aber in manche Fälle macht der Geschlechtsunterschied die Wartung weitaus quälender."

Die Frau lachte vor sich hin.

" Der Grund meiner Aufregung war nicht der Mann selbst. Oh Gott, nein. Das Geheimleben des Mannes mit seinen unbegreiflichen Fähigkeiten. Das bezauberte mich! Ich konnte kaum vorstellen, dass solcher Prominenter bei uns anzusiedeln wollte. Neugier war das Triebwerk meiner Ausbrüche, wenn man so sagen kann. Er war plötzlich aufgetaucht und mit seiner Beredsamkeit schon in der erste Minute meine Seele erobert. "

Die Frau verstummte und sagte leise: “Und mein Herz… „ Aber nicht für lange. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin Klavierspielerin, eine

gute sogar. Und immerfort war ich in meiner Familie ein Wunderding gewesen. Immer Entzücken hervorrufend, spielte ich Sonaten von Beethoven, Ouvertüren von Karajan oder sogar Brahms. Jeder Fest, jeder besondere Vorfall konnte ohne mein einwandfreies Spielen nicht vorbeigehen. Applaus meiner Familie und Bekannte. Ein kleiner Tribut meiner Anstrengungen der Kindheit. Na ja, und der Mann hat alles verdorben."

Die Frau lächelte.

"Wollen Sie wissen was er machte? Er hat einfach eines Abends seine Violine und seine verdammte Posaune ausgepackt und spielte. So schön spielte

er! Ah, so köstlich war seine Musik! So reizend strömte seine Violinsonate № 9 von Beethoven unter seinen Berührungen. Allegro, ma non tanto! Allegro molto, oh Gott! Ich würde alles opfern, um jetzt nur ein einziges Mal es zu hören."

Die Frau seufzte.

"Ich hasse ihn. Ich hasse seine Pracht, seine selbstzufriedene Redlichkeit. Ich liebe seine Musik fast so stark wie ich der Spieler verachte. Er hatte solche Gabe nicht verdient. Oh, nein. " Die Frau machte einen Versuch ihren Rücken geradezumachen. Es knirschte laut durch die ganze stille Wohnung. Überreizt stöhnte sie.

"Berufskrankheit. Ich würde gerne wissen ob dieser übertalentierter Doktor ebenfalls einen solchen professionellen Rücken hat. Kaum vorstellbar! Das war das letzte Mal, das ich ihn spielen hörte.

***


"Sehen Sie, ich bin eine gefesselte Frau. Besonders, wenn es um einen Mann geht. Und für fast zwei Wochen war ich erzwungen mit dieser, ehh…. diesem Waschbären das Milieu zu teilen. Warum lachen Sie? Ich kenne eine Sopranistin, die wie eine Ratte aussieht. Das ist doch nur einige Kombinationen von… von Charakterzügen. Und der Mann hatte solche kleine längliche

Hände und Koteletten. Hübsch sogar. Eine Empfindung der Träumerin. Sonst nichts. Er war der Mann des Prinzips. Das muss man ihm zugeben. Eines Morgens hatte er uns alle nummeriert. Na ja, eine Frechheit war das, aber… Hmm.. Das musste sowieso gemacht werden… Sonst würde unser Post unser Nachbarn belästigen. Nachdem er gefrühstückt hatte, holte er ein kleines Schild aus seiner Hosentasche hervor. Dort stand №4» in goldenen Großbuchstaben. Meine erstaunte Mutter begleitete den Mann bis zum Eingang. Sie hielt eine kristallene Karaffe mit Wasser in der

Hand und hat wahrscheinlich nicht bemerkt, als es sich neigte und das Wasser auf die Füße des Mannes überfloss. Keine Reaktion! Erschrocken glotzte ich auf den nassen gestreiften Socken, auf den Mann, auf die ganze Vorstellung! Der Mann wandte sich um, bedankte sich für das Essen und ging zur Arbeit.


 


 "Der Kampf der Unheilbaren"

 

Eines Tages passierte etwas, was mein ganzes Leben veränderte.

Es war Nacht. Meine Mutter und meine kleinen Brüder schliefen bereit in ihren Zimmern. Man konnte das vieldeutige Schnarchen unserer Dienerin hören. Ich atmete nervig aus und versuchte wieder einzuschlafen. Vergeblich. Etwas bewegte in mich, etwas schlotterte und drehte in mich so, dass ich mit beiden Armen mich umfassen musste, um am ganzen Leib nicht zu zittern. Ich hatte Menstruation und es brodelte und ballte sich im meinem Magen so heftig und schmerzhaft, dass ich die anwachsende Gefühl des kommenden Kotzen schon fühlen konnte. Ich wurde verwirrt. Meine Augen

tränten vor Schmerzen. Ich sprang auf, stürmte in die Badewanne hinein und kotzte. Die Erleichterung. Der Rest der Gemüsesalat, die Stückchen der Lammbraten und Essiggurken, alles fortgeschwemmt. Der rettende Klobach! Und plötzlich bemerkte ich zwei Pantoffeln, eine hängende gestreifte Pyjama auf den Hacken. Und der Luft war etwa nebelig und dunstig. Ich wandte mich um. Oh Gott! Der durchaus nackte Mann

stand ratlos unter die Dusche und sah mich erschrocken ab. Seine Augen waren zweifellos voller Angst und deshalb, nur DESHALB, starrte ich in sein erstauntes Gesicht. Eine Minute dauerte der Vorfall. Der Mann deckte sich zu und ich lief aus der Badewanne heraus. Ich trank ein Glas artesisches Wasser. Fade. Ich band meine Haare zusammen und landete mich in einem Sessel, ganz in die Dunkelheit verborgen. Ich konnte nicht vorbeigehen. Ich wartete. Man muss vorsichtig sein, dachte ich.

Die Totenstille. Ich probierte aufzustehen. Aber dann, unerwartet trat der Mann in das Wohnzimmer. Verdammt! Ich biss an meine Lippen und schaute auf den ankleidenden Mann. Nicht bemerken, nicht bemerken, bat ich leise. Der bemerkte mich nicht. Erfreulicherweise! Scheiße, das ist eigentlich mein Haus. Dachte ich wütend. Ich wollte gerade gehen, als ob nichts geschehen wäre, aber dann… Die Konvulsionen, die Verzerrungen, das Zähneknirschen… Ich sah alles, ich sah alles, was ich jemals sehen konnte. Das war nicht mein Haus. Ich hatte überhaupt nichts was mir gehören

könnte. Die ekelhafte Verwandlung, die Erschreckende Metamorphose, eine quietschende, schlängelnde Wesen. Er kämpfte, er kratzte sich, biss sich, er verwundete sich und er schrie nicht. Er war still und leer. Seine schwarzen spiegelnden Schabeaugen waren traurig und matt. Gelbgraues Schleim lief aus dem Mund heraus. Ich schrie, ich schrie. Der Mann zuckte und fiel bewusstlos auf den Boden. Die Mutter brachte eine Kanne mit Wasser und ein Frottiertuch. Der Mann lag stöhnend auf dem Bett, während sie seine Stirn abrieb. Ich stand niedergeschlagen in der Ecke und betrachtete den Mann mit ängstlicher Anstrengung.

"Er ist nur krank.", wisperte die Mutter. Ich dachte an Epileptiker und versuchte die Anzeichen der vergangenen Nacht zu konfrontieren. Ja, krank, absolut krank. "Du hast ihn erschreckt, den Ärmling." Sagte die Mutter. Ärmling… Der Mann hat alles vergessen. Oder tat als ob er alles vergessen hätte. Mir war das aus irgendeinem Grund egal. Keine Angst mehr. Nur die Ungemütlichkeit. Ich fand ihn nicht mehr anziehend und

hübsch. Niemand wollte sein Spiel mehr hören. Meine Brüder hatten seither keine Lust den Mann zu verfolgen. Typisch für Menschen. Die Verfremdung. Die Fäule der Menschheit. Ich versuchte nichts speziell oder zusätzlich zu machen. Für mich war jeden Tag zu Arbeit gehende Doktor ein Schatten geworden. Ich wollte ihn weg. Ich dachte einmal an die Schwester von Gregor Samsa. Am Ende. War ich sie? Möglicherweise. Wollte ich so sein? Egal! Ich wollte ihn weg…  


Fortsetzung folgt...

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Über den Autor

Elizabeth
Hallo!
Ich wurde 1996 in der Ukraine geboren. Gegenwärtig bin Ich als Übersetzerin und Virtuelle Assistentin bei einer in der Schweiz ansässigen Firma tätig. Mein Ukrainisch und Russisch sind muttersprachlich, zusätzlich spreche ich auch Englisch, Deutsch und ein bisschen Spanisch. In diesem Jahr ich fange ich mit meinem Studium in Deutschland an. Ich habe nie in Deutschland mehr als einen Monat gelebt, stamme nicht aus einer multinationalen Familie, habe keine deutsche Wurzeln und habe die deutsche Sprache zuerst mal ein paar Jahre selbständig und später vier Jahre an der Uni gelernt. Trotzdem wage ich es, in deutscher Sprache zu schreiben und meine Texte hier in einer deutschsprachigen Community zu veröffentlichen. Ich würde mich darüber sehr freuen, wenn Sie nicht nur den Inhalt meiner Texte, sondern auch den rein sprachlichen Aspekt in Betracht nehmen. Denn ich will mich vor allem sprachlich verbessern:)
Lisa

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Hiob2punkt0 Mit Spannung weitergelesen. Freue mich auf die Fortsetzung.
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Elizabeth Freue mich darauf!
lg
Lisa
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Oconoger Nicht schlecht. Mir gefällt vor allem die Wortwahl. Sie ist nicht so grau und trist wie man sie heutzutage zu meist liest.
Lediglich die Formulierungen sind des öfteren nicht ganz in Ordnung.

Gruß
dein Oco
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Elizabeth Aber wie gesagt... das kommt noch :-) Danke"
LG
Lisa
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Hiob2punkt0 Du hast dir sehr viel Mühe gemacht und es ist ein sehr großes Werk rausgekommen.
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Elizabeth Vielen Dank, Markus... freue mich sehr...
LG
lisa
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Koyonne =))
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Elizabeth ???? was meinst DU?
LG
Lisa
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Bleistift 
"Doktor Vasilevski - der Arzt der Epoche..."
...ich bin sehr angenehm überrascht
welche bezaubernden Wörter Du manchmal verwendest.
Das ist sehr erfrischend, auch wenn manche Formulierungen
noch etwas holpern und hier und da ein Artikel fehlt... smile*
Dennoch bin ich richtig gespannt, wie es weiter geht mit diesem öminösem Doktor Vasilevski ... smile*
LG Louis :-)

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Elizabeth Ich freue mich ,dass es am Ende sogar einen Favoriten wert war. das bedeutet für mich viel...
LG
Lisa
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