Gedichte
Rad im Getriebe

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"Rad im Getriebe"
Veröffentlicht am 27. April 2015, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Rad im Getriebe

Rad im Getriebe

Die Türe geht zu, er ist endlich allein im Büro und er lockert die bunte Krawatte. Die Sonne strahlt friedlich zum Fenster herein, auf sein silbriges Haar fällt ihr wärmender Schein, ein so stiller Moment, wie er lang ihn nicht hatte. Der Blick färbt sich mild im Gesicht aus Granit, nur ein Schutz, den er schuf, vor mentalem Ertrinken. Sieht draußen die Welt, die er selten nur sieht, ist fast blind vor Terminen, merkt kaum, was geschieht, wie die Jahre für immer im Gestern versinken. Am Schreibtisch ein Foto, vergessen, verstaubt, eine Frau, sie war irgendwann ganz große Liebe. Zum Schluss hatte sie ihm kein Wort mehr geglaubt, wenn er schrieb, er sei pünktlich, verächtlich geschnaubt. Als sie ging, blieb er reglos, ein Rad im Getriebe.

Zur Ruhe nun schleicht sich ein Quäntchen an Mut

zum Gefühl und er fühlt sich so klein und

verloren. Es war ja mal anders, es war ja mal gut, nun ist gut, was er fürs Unternehmen so tut. Ach wie schnell war er lebend im Leben erfroren? So klar der Gedanke, so schnell ist er fort, die Krawatte, der Kragen sind hastig gerichtet. Das Telefon schrillt, es verlangt das Ressort frische Zahlen, und bitte, wo bleibt der Report? Und das Pflänzchen, das keimte, ist tot und vernichtet.

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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KaraList Ein Thema, das Seiten füllen könnte, prägnant in einem Gedicht verarbeitet. Gelungen!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Kara,

danke schön. :-) Ja, ich bin sicher nicht der erste, der sich darüber auslässt. Alle paar Wochen findet sich auch irgendwo 'ne Kolumne oder ein längerer Artikel zum Thema Arbeit/Leben/Sinn des ganzen Krams. Wir war nur danach, ein paar Gedanken dazu zu Papier zu bringen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
szirra Manchmal muss das Leben vor der Zeit den Vorrang haben, oft nicht lebbar in dieser Zeit. Und dann... seht man sich zurück, wünscht sich einen Neubeginn, doch Vergangenheit kann niemand leben. Das Hier und Jetzt und etwas Zeit zum Ausruhen ist die Quelle für das Wir.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Szirra,

genau, Vergangenheit kann niemand leben. Und verlorene Zeit lässt sich nicht zurückholen und auch nicht irgendwie aufbereiten und ins Hier und Jetzt holen. Das Resultat wär immer irgendwie falsch. Drum lieber immer mal inne halten und resümieren, wo stehe ich, was will ich, was ist wirklich wichtig im Leben?

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
KarinB Hervorragend geschrieben und aus jeder Faser spürt man beim Lesen dieser vermodernde Geruch eines ungelebten Lebens. Es wurde einmal gelebt und es wäre wohl tief drin noch Leben da aber es fehlt die Kraft es wieder aufzunehmen.

LG Karin
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Karin,

ein Freund meinte mal zu mir, ich würde das Leben an mir vorbeiziehen lassen, weil ich nicht versuche, Karriere zu machen. Diese Sichtweise hat mich sehr erstaunt, weil es doch jeder andersherum sehen würde. Zumal besagter Freund ständig drüber klagte, dass er vor lauter Arbeit zu nichts anderem mehr käme. Paradox irgendwie.
Wer sich mal für diesen Weg entscheidet, kommt wohl so einfach nicht mehr raus. Am ehesten, weil er es bewusst gar nicht will. Bis das Unterbewusstsein eines Tages laut um Hilfe schreit.

Liebe Grüße
Thomas
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KarinB Oh lieber Thomas wie sprichst Du mir aus dem Herzen...........Schau mich an..........vor vielen Jahren hätte ich die Möglichkeit gehabt als Schauspielerin Karriere zu machen. Ich und das Leben haben es anders gewählt. Und sieh mich jetzt an. Seit über 23 Jahren glücklich mit meiner grossen Liebe und es wird immer schöner. Einen tollen Sohn. Ein schönes Daheim. Freude am Schreiben und noch so einigen Dingen welche das Leben schön machen. Gestärkt und gereift zwar durch etliche auch schwere Lebensprüfungen welche mich aber zu dem Menschen gemacht haben den ich bin und mich noch mehr mit den mir wichtigsten Menschen zusammen geschweisst haben. Sicher Stichworte wie Mobbing, Manipulation oder Missbrauch waren hässliche Momente. Aber auch sie haben zu einem gelebten Leben beigetragen. Fazit: Um nichts tät ich die grosse Bühne tauschen gegen die Lebensbühne.

Ganz liebe Grüsse

Karin
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Das mit der Schauspielerei hab ich letztens schon bei Facebook gelesen. Ich glaub, die große Bühne ist auch nicht für jeden was. So wie ich dich einschätze, findest du deine Erfüllung eher in der Ruhe und den kleinen Schönheiten des Lebens, die sich gerade in dieser Ruhe finden lässt. Insofern hast du sowieso den richtigen Weg gewählt. Und im Trend bist du quasi auch: Überall ist von Entschleunigung die Rede. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Großartiger, nachdenklich machender Text. Nun gut, ich bin kein Rad im Getriebe mehr und "genieße" den (Un)Ruhestand.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Bärbel,

den gönne ich dir auch! :-) Auch ein Luxus, wenn man hierzulande nicht arbeiten muss, bis man umfällt. In Ländern wie den USA sieht das ja leider ganz anders aus. Und auch hier wird es zunehmend schlimmer.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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