Kurzgeschichte
Wieder Papa

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"Eigentlich wollte ich ja nicht. Denn damals war zu viel geschehen."
Veröffentlicht am 24. April 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Eigentlich wollte ich ja nicht. Denn damals war zu viel geschehen.

Wieder Papa

Titel

Anfangs war ich weniger begeistert. Aber dann... Sie wusste so gut wie alles von mir. Auch, das ich schon zwei Kinder hatte, die nicht mehr zu Hause lebten. Zuerst dachte sie, das ich deswegen keine Kinder mehr haben wollte. Deshalb wollte sie mich damals nicht genauer kennenlernen. Irgendwo hatte sie auch recht damit. Denn so, wie es damals lief, das wollte ich nicht noch mal durchleben. Ständig wurde mir die Schuld in die Schuhe geschoben. Keiner fragte nach der Wahrheit. Eigentlich hatte ich mich gefreut, als ich

Papa wurde. Aber schon bald lief alles schief. Eine richtige Berg und Talfahrt. Wobei wir mehr im Tal waren, als auf dem Berg. Noch einmal zusammengeschweißt, hatten wir uns, als sie wieder schwanger war und es einige Probleme gab mit dem Kind. Glücklicherweise kam er am Ende doch noch gesund auf die Welt. Aber schon kurze Zeit später war es wie vorher. Ehe ich es mich versah, trennten wir uns. Meine Kinder durfte ich nur noch zweimal in der Woche sehen. Jeweils für eine Stunde. Bis sie der Mutter weggenommen wurden. Es war schon hart gewesen, als mir vorgeschrieben wurde, wann, wie oft und

wie lange ich meine Kinder sehen darf. Und das auch nur einzeln. Beide zusammen durfte ich nicht. Angeblich kam ich mit beiden nicht zurecht. Tja, keiner hatte gesehen, wie wir uns verstanden, wenn kein anderer mit dabei war. Wenn uns keiner auf den Sack ging, dazwischen quakte, Vorschriften machte oder sonst wie ablenkte. Als ich erfuhr, das die Kinder aus dem Elternhaus sollten und ich sie nicht haben durfte, ließ ich mich ins Krankenhaus einliefern. Es war sicherer. Wer weiß, was ich getan hätte, wenn ich auf freien Fuß gewesen wäre. Amoklaufen? Ich wollte Familie. Das sagte ich ihr

auch. Deshalb ließ sie mir auch die Chance, das wir uns kennenlernten. Uns nah kommen konnten. Und das bereue ich nicht. Denn sie ist eine wunderbare Frau. Sie hat ihre Macken, die mich manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben. Aber im Großen und Ganzen ist sie eine wunderbare Frau. Mit ihr kann ich reden. Auf sie kann ich mich verlassen. Und sie ist ehrlich. Sagt mir stets ihre Meinung. Auch wenn sie mich nicht immer interessiert. Als sie mir verriet, das sie schwanger sei, heuchelte ich Freude. In meiner Vergangenheit lief es ja nicht so gut. Aber mit der Zeit kam wahre Freude auf. Ich sah sie, wie sie sich freute und sich

informierte. Mit anderen Müttern redete und tausend Fragen stellte. Sie wollte Fehler vermeiden. Das gefiel mir. So kam es, das ich mir sicher wurde, das diesmal alles gut gehen würde. Im Krankenhaus war es dann ganz aus mit mir. Als ich mein neues Kind sah und in meine Arme nehmen durfte, kullerten Tränen der Freude. Mir war es egal, das mich die Schwestern weinend sahen. Bestimmt war ich nicht der erste Mann, der weinte, als er sein Kind in Armen halten durfte. Es war ein seltsames Gefühl. Als wäre ich zum ersten Mal Papa geworden. Komisch, nicht wahr? Ich verstand es selber nicht und verstehe es bis heute

nicht. Aber man muss nicht alles verstehen. Manchmal muss man die gegebenen Tatsachen einfach akzeptieren, wie sie sind. Ich hatte ein natürliches Hoch. - Vaterfreuden sind die schönsten Freuden.

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