Humor & Satire
Die Götter greifen ein

Die Götter greifen ein

Als in grauer Vorzeit die Götter vom Himmel auf die Erde niederstiegen, schufen sie Titanen, Tiere und zuletzt den Menschen.

Diese Urmenschen hausten in Höhlen, rodeten und bebauten das Land. Sie lebten von Beeren und wilden Früchten. Wenn sie argen Hunger bekamen, gingen sie auf die Jagd. Aber das war sehr gefährlich und sie hatten große Angst davor.

Da hatten die Götter eine Idee.

Von einem der Planeten, die ihnen als himmlische Wohnung dienten, entsandten sie einen Vertreter auf die Erde. Am geeignetsten erschien ihnen der kriegerische Mars. Er sollte den Mann die Kampfmethoden lehren, ihn mutig, streitbar und stark machen.

Das funktionierte prima.

Denn bald schon machte der Mann sich energisch und selbstbewusst die Erde untertan. Er zog in den Kampf und dehnte seine Macht über fremde Völker aus. Er fühlte sich als Herr über alle Lebewesen und als Gebieter über die Frau.

Die Götter beobachteten dieses Treiben ein gutes Weilchen.

“Wir müssen dem Mann ein ebenbürtige Partnerin zur Seite stellen.” sagten sie. “Wir müssen für einen Ausgleich sorgen und diesem dominanten Yang-Pol einen starken Yin-Pol entgegensetzen.”

“Die Frau soll doch nicht Dienerin des Mannes sein,” ärgerte sich die Göttermutter, “sie soll ihren Selbstwert erkennen und mit dem Mann in eine gleichberechtigte Partnerschaft treten.”

Die Himmlischen studierten hin und her.

Schließlich stimmten sie überein, von dem Planeten der Venus ein Prachtexemplar auf die Erde zu schicken.

Sie setzten die schöne Göttin in eine große Muschel und ließen sie in der Nähe von Rom aus dem Meer aufsteigen.

Sicherheitshalber schickten sie ein Duplikat nach Griechenland, das am Strand von Zypern als Aphrodite aus dem Schaum einer Meereswoge geboren wurde.

Eigentlich war diese Aphrodite sogar vor der Venus da, sie war eben die Schnellere. - Doch genau genommen waren beide dieselbe - bei Göttern ist das eben so - sie können sich teilen und bleiben dennoch ganz.

Diese Venus also schmuggelte sich unter die Frauen. Sie half ihnen, ihr eigenes ICH zu finden. Sie lehrte sie, ihre Reize und ihren Verstand zu gebrauchen und aus Liebe zu handeln.

Für die Reize waren die Männer ja schnell zu begeistern, für die Liebe auch. Doch den Verstand der Frauen akzeptierten sie lange nicht.

Es bildeten sich Familienverbände mit festgelegten Normen.

Der Mann ging in die interessante und oft auch gefahrvolle Außenwelt.

Die Frau rangierte zur Herrin des Hauses. Ihr oblag die Erziehung der Kinder, die sie in regelmäßigen Abständen zu gebären hatte. Sie war für das leibliche und seelische Wohl der Familienmitglieder verantwortlich und hatte immer für alle da zu sein.

Mann und Frau erkannten, wie wichtig es war, dass die Familie, die kleinste Zelle der Gemeinschaft, intakt war. Auf ihr, als einer gesunden, soliden Basis konnten alle anderen Hierarchien aufbauen.

Doch Venus und auch die Frauen auf Erden waren nicht zufrieden.

Mit viel Liebe und Geduld arbeiteten sie stetig an der Bereicherung der Partnerschaft mit dem Mann und einem regen Interessenaustausch. Sie bemühten sich, ihr Selbstwertgefühl deutlich zu heben und ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Jetzt war Venus mit ihren Schützlingen zufrieden.

Die Frauen aber hatte der Ehrgeiz gepackt. Sie wollten alles können und machen dürfen, was die Männer tun.

Und sie sind damit auch schon ein schönes Stück voran gekommen. Sie erobern fast alle männlichen Domänen. Sie werden sogar Soldatinnen und Pilotinnen von Militär-Flugzeugen.

Vielleicht schlägt das Pendel nun in die andere Richtung aus?

Vielleicht werden die Frauen kämpferische Amazonen und die Männer kümmern sich um Haushalt und Familie?

Dann müssen die Götter halt wieder eine Sitzung einberufen und abermals himmlische Helfer auf die Erde schicken, die dann erneut für die Gleichberechtigung sorgen werden.

( C )  I.  H.