Kurzgeschichte
Und sie behielt recht

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"Zehn Jahre später sah sie den Anhang der anderen und schüttelte nur mit dem Kopf"
Veröffentlicht am 20. April 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Patrizia Tilly - Fotolia.com
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Zehn Jahre später sah sie den Anhang der anderen und schüttelte nur mit dem Kopf

Und sie behielt recht

Titel

Sie verlor kein Wort. Knallte einfach die Tür hinter sich zu, raste ins Wohnzimmer, zu ihrem Mann und riss ihm die Klamotten vom Leib. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Stellte aber keine Fragen, sondern riss ihr ebenso die Klamotten vom Leib. Wild und leidenschaftlich liebten sie sich durch die ganze Wohnung, bis sie völlig erschöpft waren. Als sie wieder zu Atem kamen, fragte er sie, was sie so heiß gemacht hatte. „Kannst du dich noch daran erinnern? Vor etwa zehn, elf Jahren kamst du zu mir auf Arbeit und brachtest mir mein

Mittagessen. Meine lieben Kolleginnen lästerten dann über uns. Weil du nicht ihrem Idealbild entsprangst, um es höflich auszudrücken. Ich hatte ihnen Konter gegeben. Ihnen gesagt, das wir uns in zehn Jahren wieder sprechen werden. Ja, und die zehn Jahre sind um und ich behielt recht. Auf der Straße sah ich ihre Männer. Sie standen unten und warteten auf uns. Ein Bierfass neben dem anderen. Das hättest du sehen sollen.“ „Und das hat dich angemacht? Ich sollte schleunigst zunehmen.“, unterbrach er sie. „Quatsch nicht. Fettbäuche sind für mich ein Graus. Das weißt du ganz

genau. - Wo war ich stehen geblieben? Achja, bei den Bierfässern. Ich dachte im ersten Moment, das es irgendwelche Männer sind, die einfach nur dort standen und sich unterhielten. Vor x Jahren hatte ich sie ja das letzte mal gesehen. Aber als sie dann auf uns zu kamen, erkannte ich sie wieder. Einst waren es schmucke Männer. Schlank, wie du es immer noch bist. Mit Muskeln. Heute...Ich hielt mich aber mit meinen Äußerungen zurück. Damals hatte ich ihnen ja gesagt, in zehn Jahren sprechen wir uns wieder. Als ob ich es geahnt hätte. Wie konnten sie sich nur so gehen lassen? Hätte ich das eher gewusst, dann

hätte ich dich doch darum gebeten, mich abzuholen. Einfach nur um anzugeben. Ihnen zu sagen: Ätsch, mein Mann ist schlank und nicht kugelrund. Mit ihm kann ich mich überall sehen lassen, ohne mich schämen zu müssen. Und er passt noch in seine Klamotten, ohne seinen Bauch einziehen zu müssen.“ „Und was hatte dich geil gemacht?“ „Du! - Auf dem Weg hierher dachte ich die ganze Zeit an dich. Ich stellte mich dir in sexy Unterwäsche vor mit Sixpack und so.“ „Du hast dich selbst belogen, nur um...?“, scherzte er. „Wieso habe ich mich selbst belogen? Was glaubst du, hast du zu meinem

Geburtstag an?“ „Und was ist mit dem Sixpack?“ „Den kann ich mir denken. Andererseits...scheiß drauf. Ich hab von Bier erst mal die Nase voll.“ Sie kuschelte sich an ihn und streichelte zärtlich seinen Bauch. War froh, das sie ihn damals nicht hat abblitzen lassen, als ihre Kolleginnen über ihn hergezogen waren und sie ihr madig gemacht hatten. Er war kein Supermann. Aber er ließ sich wenigstens nicht gehen. Achtete darauf, das er nicht zu dick wurde. Nicht nur ihretwegen. Es war ihm selber wichtig beweglich und schlank zu bleiben. Er wollte keinen dicken Bauch vor sich hertragen und

schon bei kleinsten Anstrengungen ins Schwitzen kommen. Sie war glücklich mit ihm. Nicht nur, weil er sich nicht gehen ließ. Auch weil er war, wie er war. Rücksichtsvoll, ehrlich und ganz doll lieb. Man soll zwar über niemanden herziehen, aber...

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