Kurzgeschichte
Vergessen

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"Das Blut eines Mannes, braucht manchmal lange, bis es wieder im Kopf angelangt ist"
Veröffentlicht am 12. April 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: diavolessa - Fotolia.com
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Das Blut eines Mannes, braucht manchmal lange, bis es wieder im Kopf angelangt ist

Vergessen

Titel

Was für ein Horror. Wie konnte mir das nur passieren? Ausgerechnet mir? Ich fühle mich so elend. Ich wollte ein wenig würze in unser Liebesleben geben. Eigentlich waren wir auseinander. Aber dennoch hatten wir regen Kontakt. Seltsamerweise sahen wir uns häufiger, als zu der Zeit, als wir noch zusammen waren. Um ehrlich zu sein, sahen wir uns jeden Tag. Täglich arbeitete ich bei ihr. Es gab viel zu tun, in ihrer neuen Wohnung. Und ich war der einzigste, der zu ihr durfte, laut ihrer Aussage. Ihre Möbel baute ich größten teils

alleine. Der Baumarkt war nur wenige Meter entfernt. Mir machte es Spaß und sie bedankte sich häufig dafür. Und dennoch durfte ich nicht bei ihr schlafen. Okay, sie hatte nicht wirklich Platz in ihrem Bett und ein Sofa besaß sie auch noch nicht. Auf dem Fußboden war es mir zu hart. Wenigstens blieb sie nicht ganz untätig, bevor ich wieder nach Hause ging. All die Typen, mit denen sie zwischendrin in der Kiste gelegen hatte, waren vergessen. Es gab nur sie und mich. Und seit einiger Zeit sah sie mich wieder mit anderen Augen an. Lächelte mich an. Ließ zu, das meine Lippen die ihrigen berühren durften. Vielleicht war

die Zeit gekommen, das sie und ich unsere Ehe fortführten, dachte ich. Es sah gut aus. Dennoch machte ich mir keine Hoffnung deswegen. Dachte nicht daran. Genoss nur die Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte. Nach einem arbeitsreichen Tag, bei ihr, verloren wir unsere Klamotten in der Küche. Das heißt, zuerst bereitete ich uns ein kleines Abendmahl zu. Als wir gegessen hatten, rauchte sie noch eine Zigarette. Danach ging es unter die Dusche. Es war immer wieder ein schönes Erlebnis. In der Dusche war es eng und das gefiel mir. Erklären kann man es nicht. Man muss es erleben. Um es nachzufühlen, was ich dabei empfinde,

muss man seinen Partner unsterblich lieben. Nach der Dusche ging es in ihr Bett, welches ich ihr zusammengezimmert hatte. Es war stabil und einmalig. Wir haben es oft getestet. Diesmal hatte ich sie gefesselt. Jeder einzelne Gliedmaß war gefesselt, an einem der vier Pfosten. Ihre Augen hatte ich verbunden. Da sie mir vertraute, machte sie es mit. Leider hatte sie Problem mit ihrer Stimme. Wieder einmal war sie weg gewesen. Aber wir verstanden uns auch ohne Worte. Zuerst ölte ich sie ein. Massierte ihren sexy Körper. Dann drang ich in sie ein und liebte sie zärtlich. Es war wunderbar

gewesen. Ihrer Mimik nach zu urteilen, hatte es ihr auch gefallen. Hinterher hatte ich ein dringendes Bedürfnis. Ich ging aufs Klo und als ich damit fertig war, zog ich mich, aus Gewohnheit, an und ging nach Hause. Das sie noch gefesselt im Bett lag, daran hatte ich nicht gedacht. Stattdessen verfluchte ich sie drei Wochen lang. Denn so lange hatte ich gewartet, das sie sich bei mir meldete. Denn es war so gewesen, das sie mir schrieb, oder mich anrief und wir uns dann erst trafen. Das tat sie aber nicht. So sauer war ich vorher noch nie gewesen. - Doch - Später, als mir wieder einfiel, das ich...Da wurde ich sauer auf

mich. Wie konnte ich nur vergessen, sie wieder zu entfesseln? Mir war klar gewesen, das sie nicht mehr am Leben war. Schließlich konnte sie nicht nach Hilfe rufen, da sie keine Stimme gehabt hatte. Ich hatte als einziger, neben ihr, einen Schlüssel, für ihre Wohnung. Sie hatte ihre Heizung auf volle Kanne aufgedreht. Es war sehr warm bei ihr. Deshalb war mir klar, das sie verdurstet war. Denn ein Mensch kommt nur wenige Tage ohne Wasser aus. Und an jenem Abend hatten wir auch noch viel geschwitzt. Jeden Tag denke ich an sie. Verfluche mich selbst, das ich sie vergessen hatte. So sauer, wie auf mich, war ich noch nie

auf irgendwen. Wenn ich sie nicht vergessen hätte; vielleicht wären wir wieder zusammen gekommen? Ich werde es nie erfahren.

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