Kurzgeschichte
Hermann Schneck

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"Rattenschwanz, Floh und nun noch Hermann Schneck"
Veröffentlicht am 15. März 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Rattenschwanz, Floh und nun noch Hermann Schneck

Hermann Schneck

Titel

Er aß für sein Leben gern Schnecken. Wie man so was nur essen kann, frage ich mich. Aber vor einiger Zeit hatte er damit aufgehört. Rührte keine Schnecke mehr an. Ich war ja stadtbekannt, dank meines Rattenschwanzes. Mein Freund Floh und ich machten einen Abendspaziergang. Für die einheimischen waren wir in der Zwischenzeit nichts Besonderes mehr. Sie kannten und grüßten uns. Floh wurde oft gebeten, Katzen und Kinder von Bäumen zu holen. Oder beim Pflücken der Obstbäume zu helfen. Es war eine gute Übung für ihn. So lernte

er, seine Sprungkraft zu kontrollieren. Schon bald konnte er auf Anhieb ziemlich genau springen. Anfangs sprang er stets zu hoch. Landete immer wieder auf Dächern. Doch die täglichen Übungen halfen ihm, das er abschätzen konnte, wie viel Sprungkraft er einsetzen musste, wenn er ein Kätzchen aus dem Baum holen wollte, um nicht zu kurz oder zu hoch zu springen. Wir waren der Meinung, das wir die einzigsten Mutanten seien. Zumindest in unserer Stadt. Doch da irrten wir uns. Unser Team bekam Zuwachs. Es war reiner Zufall gewesen und doch kein Zufall, das wir ihn an jenen Abend trafen. Eigentlich wollten wir nur einen

kleinen Spaziergang machen, da es ein schöner Abend war und wir Lust hatten, unsere Beine zu vertreten. Er stolperte auf uns zu, als hätte er geahnt, das wir zu jenem Zeitpunkt und jener Stelle sein würden. „Wie ich mich freue, sie zu treffen. Darf ich sie auf einen Drink einladen? Ich muss sie sprechen. Bitte.“ Einen Drink, um den Abend angenehm ausklingen zu lassen, war eine gute Idee. Und wie es schien, hatte der Mann wirklich das dringende Bedürfnis mit uns zu reden. Und zwar nur mit uns. Zu jenem Zeitpunkt war ich mir zwar noch nicht ganz sicher gewesen. Aber ich ahnte, das er nicht ganz normal war,

sondern ein Mutant, wie ich und Floh. „Sie dürfen mich Hermann nennen. Das ist mein Name.“, fing er an. Wir saßen draußen, vor einem edlen Lokal. Zumindest sah es edel aus. So, wie Hermann. Wir durften bestellen, was wir wollten. Aber Floh und ich waren einfache Leute. Daher bestellten wir uns jeder ein einfaches Bier. „Wenn wir Hermann zu ihnen sagen dürfen, würde ich vorschlagen, das wir uns duzen. Ich bin Rattenschwanz und er ist Floh. Ihrem Auftreten zu folge, schätze ich, das ihnen etwas widerfahren war und sie nun nicht mehr der sind, der sie einmal waren.“ „Sie haben recht. - Ich meine, du hast

recht. - Bis vor einigen Tagen war ich ein normaler und sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Geldsorgen kenne ich nicht. Ich speiste stets in gehobenen Lokalen. Meine Lieblingsspeise waren Schnecken. Bis vor ein paar Tagen jedenfalls. Ich wachte eines Morgens auf und lag in einer Lache Schleim. Zuerst dachte ich an einen Streich. Aber wer würde mir so übel mitspielen? Feinde habe ich nicht. Trotz meines Erfolges bin ich bodenständig geblieben und denke auch an jene, denen es nicht so gut geht, wie mir. Deshalb bin ich überzeugt, das ich keine Feinde habe, die mir übel mitspielen wollen. Außerdem...Also...Es

war vor zwei Tagen, da habe ich es gemerkt. Aus meinem Händen triefte Schleim. Zähflüssiger Schleim. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Und doch war es wahr. Und nicht nur aus meinen Händen kam das eklige Zeug. Auch aus meinen Armen und Beinen und...Kurz gesagt, aus jeder Pore meines Körpers. Ich kann es nicht kontrollieren. Es kommt einfach wann und wie es will. Tropft auf wichtige Unterlagen und zerstört sie somit Seit gestern habe ich Urlaub. Es passt mir zwar nicht, aber was blieb mir anderes übrig. Ich muss dieses Phänomen unter Kontrolle kriegen, sonst kann ich meinen Job an den Nagel

hängen. Ihr werdet verstehen, warum ich lieber zu euch kam, als das ich zum Arzt ging.“ „Wir verstehen es. Natürlich ist so eine Veränderung nicht leicht zu verkraften. Es ist ein ziemlicher Einschlag ins gewohnte Leben. Wir haben auch Zeit gebraucht, um uns daran zu gewöhnen, das wir anders sind. Die uns umgebenden Menschen brauchten Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Du musst dich in nächster Zeit sehr gut beobachten. Nur so findest du heraus, wann du schleimst. Hattest du eigentlich eine schlechte Schnecke gegessen, oder war sonst was anders? Weißt du, wie es dazu kam, das du jetzt Schleim

absonderst?“ „Ich weiß leider nichts. Es tut mir leid.“ Nun waren wir zu dritt gewesen. Ist schon eine seltsame Stadt, in der wir wohnten und immer noch wohnen. Macht aus Menschen Mutanten.

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