Fantasy & Horror
Gora Otorten - Geh nicht dort hin!

0
"Grausam! Gruselig! Rätselhaft! Eine wahre Begebenheit"
Veröffentlicht am 11. Februar 2015, 132 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: silent_47 - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich schreibe hauptsächlich um zu unterhalten. Dabei möchte ich Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und egal welcher Herkunft unterhalten. Meine Ambitionen liegen bei den spannenden und aufregenden Romanen. Jedoch experimentiere ich hin und wieder auch mal an anderen Genres herum. Mehr über mich: www.porterthomson.de.tl sowie bei Facebook: "Porter Thomson, Autor aus Cuxhaven" und bei Google+ unter der web-Adresse: ...
Grausam! Gruselig! Rätselhaft! Eine wahre Begebenheit

Gora Otorten - Geh nicht dort hin!

Inhalt


27. Januar 1959


28. Januar 1959


29. Januar 1959


30. Januar 1959


31. Januar 1959


1. Februar 1959


Hintergründe und

Schlussfolgerungen

27. Januar 1959

Gedrückte Stimmung herrschte in dem einfachen Gemeinschaftsraum der schäbigen Herberge im kleinen Örtchen Wischai, hoch oben im nördlichsten Ausläufer des Ural. Eigentlich hätte das zehnköpfige Team doch hoch euphorisch sein müssen. Schließlich sollte doch an jenem Morgen die eigentliche Expedition zum Berg Gora Otorten beginnen, den die acht jungen Männer und zwei Frauen auf Skiern erreichen wollten. Ein waghalsiges Unterfangen, zugegeben! Es war mit schwierigen Passagen und eisiger Kälte zu rechnen. Auch war das Gebiet, welches sie passieren wollten

weitgehend unerforscht und wurde allein von einem zurückgezogenen indigenen Volk besiedelt, welches sich da die Mansen nannte. Jedoch war das Expeditionsteam um Igor Djatlow, allesamt Studenten und Absolventen des polytechnischen Institutes des Urals, erfahren und sah sich der Herausforderung gewachsen. Auch hatten sie nicht vor, den Mansen irgendwie in die Quere zu kommen. Auch frequentierten sie entsprechend ihrer geplanten Route nicht eines der Heiligtümer jener Ureinwohner, welches eventuell Zwietracht sähen könnte. Alles war perfekt durchgeplant und man hatte schon vorab einen Standort

ausfindig gemacht, wo man ein Depot aus Vorräten anlegen wollte um den Heimweg abzusichern. Einfach gesagt, alles war perfekt vorbereitet und die Expedition sollte eigentlich ein voller Erfolg werden. Jedoch sprachen die Gesichter der Männer und Frauen eine andere Sprache. Sie saßen vor ihren Kaffeebechern und schauten mit sorgenvollen Mienen auf Juri Judin. Sein blasses Gesicht war von Schmerzen verzerrt und auf seiner Stirn zeichneten sich trotz der Kälte Schweißperlen ab. „Wir müssen eine Entscheidung treffen!“, ergriff Igor Djatlow, der Expeditionsleiter das Wort. „In deinem Zustand ist der Aufstieg zu gefährlich,

Juri!“ „Und nun?“, presste Juri, von Magenkrämpfen geplagt, hervor. „Ach verdammt! All die Vorbereitung am Ende umsonst?“ „Besser man hat sich umsonst vorbereitet, als dass man am Ende tot ist! Ich schlage vor, dass wir allein aufbrechen und Du in zwei Tagen mit dem nächsten LKW zurück fährst. Alles andere wäre Wahnsinn!“ „Stimmen wir doch ab!“, schlug Ljudmila, mit ihren 21 Jahren das Küken der Gruppe, vor. Sogleich nickte Juri eifrig. Nur ungern wollte er diese spannende Expedition

versäumen. „So ein paar Bauchschmerzen sollten doch zu verkraften sein!“ „Also gut! Wer ist dafür, dass Juri trotzdem mitkommt?“, fragte Igor und schaute in die Runde.

Langsam hoben sieben der Teilnehmer, ausgenommen Igor Djatlow, Semen Solotarew, der älteste Teilnehmer, und Sinaida Kolmogorowa, die zweite Frau in der Gruppe, die Hände. „So sei es! Versuchen wir es! Sollten wir merken, dass es doch nicht geht, kehrst Du wieder um, Juri! Haben wir uns da verstanden?“, fragte Igor seinen Freund eindringlich. „Auf jeden Fall! Ich möchte zwar

unbedingt dabei sein, aber lebensmüde bin ich nicht!“ Es war beschlossen. Erleichtert darüber eine Entscheidung getroffen zu haben, löste sich die Runde auf und bereitete sich auf den Start der Tour vor. Sie verteilten allen Proviant und Ausrüstung auf die zehn Teilnehmer, wobei sie einen Teil von Juris Sachen abnahmen und auf die anderen neun Teilnehmer verteilten, um ihm den langen Marsch auf den Skiern zu erleichtern. Eine Stunde später verließ die Expedition in einer langen Reihe, Juri in ihrer Mitte, das kleine tief verschneite Dörfchen Wischai. Die Tatsache, dass es in großen Flocken schneite und die

Temperaturen selbst am Tage unter minus zehn Grad lagen, schockte die Teilnehmer nicht. Derartige Witterungsbedingungen waren für diese Region nicht ungewöhnlich und man hatte damit gerechnet. Igor Djatlow, als der Expeditionsleiter, führte als Erster die lange Reihe an, welche sich quasi seine Loipe teilte. Das sparte allgemein die Kräfte. Ab und an schloss ein anderer Teilnehmer auf um diese Arbeit zu übernehmen und der bisherige Führende ließ sich nach hinten durchfallen. So kam die Gruppe recht gut voran. Anfänglich war ein munteres Scherzen und witzeln unter den Leuten zu hören. Alle waren hellauf begeistert,

dass nun endlich die eigentliche Expedition begonnen hatte. Nur Juris Kondition ließ, wie eigentlich zu erwarten war, schon bald rapide nach. Eins ums andere Mal war sein von Schmerz gezeichnetes Stöhnen zu hören. Auch war es ihm nur mit Mühe, trotz des verringerten Gepäcks, möglich das Tempo der Gruppe mitzuhalten. Gegen Mittag pausierte die Truppe, da es bei Juri nicht mehr ging. „Juri!“, trat Igor an seinen Freund heran. „Es hat keinen Zweck! Wenn Du jetzt umkehrst, kannst Du heute Abend zurück in Wischai sein und morgen mit dem LKW in die Stadt fahren. Mann, das bringt doch nichts! Wir haben gerade erst

angefangen und Du hängst schon durch! Du weißt, dass es weiter oben immer steiler und unwegsamer wird! Mensch Juri, sei vernünftig!“ Verbittert schaute Juri durch seine Schneebrille vor sich hin. Igor ahnte was in Juri vorging.

Alexander Kolewatow trat heran und reichte Juri einen Becher heißen Tee. „Juri, alter Freund! Beim nächsten Mal wird alles besser! Hey! Wir schreiben Dir auch eine Ansichtskarte!“, versuchte er Juri ein wenig zu ermutigen, doch wieder umzukehren. „Ihr habt ja recht!“, lenkte Juri schließlich ein. Seinem Tonfall war anzuhören, dass es ihm nicht leicht fiel.

„Es bringt nichts! Ich halte Euch nur auf! Dann kehr ich eben wieder um!“ „Glaub mir! Das ist für dich die beste Entscheidung!“, Igor klopfte Juri auf die Schultern. „Deinen Proviant und alle Ausrüstung, welche Du für den Heimweg nicht mehr brauchst verteilen wir auf die Anderen. Wenn wir am 12. Februar wieder in Wischai sind schicken wir ein Telegramm nach Swerdlowsk an das Institut.“ So geschah es, dass Juri kurze Zeit später den Heimweg antrat. Zum Abschied verweilte Er noch und schaute der Truppe nach, bis sie hinter einer Anhöhe im Schneegestöber verschwunden

war. Auch wenn es sich keiner eingestehen wollte kam die Gruppe jetzt, da Juri den Rückweg angetreten hatte, schneller voran und erreichte noch vor Anbruch der Dunkelheit den geplanten Standort für ihr erstes Nachtlager. Schnell war aus den mitgeführten Zeltbahnen und ein paar Skistöcken das große Zelt aufgebaut, in dem sie gemeinsam, aus rein praktischen Erwägungen heraus, nächtigen wollten. Auf diese Weise würden die neun Menschen durch ihre Körperwärme im Inneren des Zeltes ein angenehm warmes Klima schaffen.


Man nahm die streng eingeteilten Tagesrationen an Essen und Trinken zu sich und entledigte sich aller Sachen bis auf die lange Unterwäsche, um sich so in die dicken Schlafsäcke zu wickeln. Die Anziehsachen stopfte man sich mit unter die Schlafsäcke. Trotz der eisigen Kälte handhabte man das so. Auf diese Weise hätte man am nächsten Morgen ein paar vorgewärmte Sachen zum Anziehen.

Bei einem kleinen Becher Wodka für jeden, von dem man zwei Flaschen mitführte, ließ man den zurückliegenden Tag Revue passieren und schmiedete neue Pläne für den nächsten Morgen. Igor eröffnete noch sein Expeditionstagebuch und fasste darin den

zurückliegenden Tag zusammen. Zufrieden über ihr erreichtes Tagesziel kuschelte sich Sinaida dicht an Igors Seite und genoss seine Nähe, wie er seinen Arm um sie legte. Es war in der Gruppe ein offenes Geheimnis, dass er und Sinaida eine Beziehung pflegten. Allmählich schliefen die Männer und Frauen ein. Schon bald war das ruhige Schniefen einiger schlafender Teilnehmer zu hören. Draußen derweil nahm der Schneefall zu und der Wind frischte bedenklich auf.

28. Januar 1959

Am nächsten Morgen war von draußen nicht ein Geräusch mehr zu hören, noch nicht einmal der Wind, welcher die Menschen den Abend zuvor in den Schlaf gesäuselt hatte. Zudem war es trotz des angebrochenen Tages im Inneren des Zeltes stockfinster. Mit dem Rasseln des einen Weckers, den Igor sein Eigen nannte, erwachte die Truppe. Schnell hatten die Männer und Frauen die Lage richtig eingeschätzt. „Kommt!“, rief Igor in die Runde um auch die letzten verschlafenen Seelen zu wecken. „Lasst uns alles zusammen packen! Ich denke mal wir müssen uns

frei schaufeln.“ Im Schein einer Taschenlampe zogen sie sich an und verstauten alles in den Rucksäcken. In weiser Voraussicht hatte man zwei Klappspaten dabei, mit denen man nun den zugeschneiten Eingang frei schaufeln konnte. Das war alles kein Grund zur Sorge! Mit derartigen Unbilden musste man immer rechnen. Schon bald hatte sich die Truppe befreit und arbeitete abschließend das Zelt aus dem Schnee um es ebenfalls zu verstauen. War das Wetter am Tage zuvor lediglich von dichtem Dauerschneefall geprägt, hatte sich der am Abend aufkommende Wind zu einem ausgewachsenen Sturm

gemausert, der jetzt den Teilnehmern die Schneeflocken nur so um die Ohren peitschte. Nichts war mehr von dem winterlichen Idyll geblieben. Nur mit eiskalt und lebensfeindlich war das Wetter dieses neuen Tages noch zu beschreiben. Ihre Mützen und Kapuzen tief ins Gesicht ziehend, und dieses noch mit Schals und Tüchern verhüllend, setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung. War auch das Wetter nicht gerade schön, so war das für Igor noch lange kein Grund an Aufgabe zu denken. In zurückliegenden Expeditionen hatten sie schon schlimmere Wetterkapriolen

erlebt. Wie üblich begann Igor damit die Führung zu übernehmen, um schließlich nach etwa einer halben Stunde von Rustem Slobodin abgelöst zu werden. Igor ließ sich nach hinten durchfallen und folgte nun hinter Sinaida der Gruppe. „Und wie klappt es dort vorn?“, rief Sinaida, den pfeifenden Wind übertönend. „Ach dieser blöde Gegenwind macht es einem nicht gerade einfach. Aber sonst passt das schon!“ „Ob es Juri noch bis Wischai geschafft hat?“ „Da bin ich mir ganz sicher! Der Sturm

begann ja erst heute Nacht!“ Trotz des bösen Wetters setzte die Truppe kontinuierlich ihren Weg fort und Juri Doroschenko fotografierte wann immer sich die Gelegenheit bot die Umgebung und auch das Team um so die Expedition für die Nachwelt zu dokumentieren, was jedoch schon bald den Unwillen einiger Teilnehmer hervorrief allenthalben auf diese Weise und unter diesen Umständen behelligt zu werden. Doch ließ sich Juri Doroschenko nicht beirren. Wurde er doch extra für diesen Job als Fotograf in die Expedition mit aufgenommen. Mit diesem Bildmaterial würden er und Igor daheim in Swerdlowsk am Institut so manchen

Vortrag vor anderen Kommilitonen halten. Auch dieser stürmische Tag ging vorüber und die Gruppe erreichte wenn auch spät, so doch noch an diesem Tag, ihr geplantes Ziel für das nächste Nachtlager. Abends in ihrem Zelt saßen sie noch beisammen und diskutierten wie es weiter gehen solle, wenn das Wetter nicht besser würde oder sich gar verschlechtern sollte. Spätestens wenn es daran ginge den Pass zu überqueren, würde es immer schwieriger werden. Auch mussten sie den Fuß des Passes pünktlich erreichen um dort wie vorgesehen am 31. Januar ihr Depot für den Rückweg zu

errichten. „Hey Leute! Nun beruhigt Euch mal langsam! Nach jedem schlechten Wetter kommt auch wieder ein gutes Wetter!“, versuchte Igor die hitzigen Gemüter zu beruhigen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir jetzt die ganze Expedition über so einen Sturm haben werden. Besser jetzt den Sturm als dann wenn wir den Pass überqueren!“ Igor wusste genau wovon er sprach. Es war nicht genug, dass ein solcher Sturm in den Höhenlagen noch erheblich an Intensität zulegte! Nein! Auch waren die Umstände da oben anders. Dort oben befänden sie sich in einer verdammten Eis- und Schneewüste. Spätestens dort

oben war eine relativ klare Sicht sehr von Vorteil, um sich wenigstens anhand der Bergkämme orientieren zu können. Doch das würde bei einem stürmischen Schneegestöber sehr schwierig werden. Als hätte sie ein Wettergott erhört, legte sich über Nacht der Sturm allmählich.

29. Januar 1959

Am nächsten Morgen erwartete die Expedition ein strahlend blauer Himmel, eisige Kälte von wenigstens minus zwanzig Grad und eine glitzernde weiße Eis und Schneelandschaft. Die Äste der unzähligen Tannen hatten schwer unter der massiven Schneelast zu tragen. In der Gewissheit, ihr Tagesziel bei diesem schönen Wetter bequem zu erreichen, ließ Igor es ruhig angehen und gestand sich und der Truppe einen frischen heißen Tee zu, dessen Wasser man aus geschmolzenem Schnee gewann. Zusammen saßen sie um das kleine Feuer herum und schlürften ihren Tee in dem

sie nebenher auch den mitgeführten Zwieback eintauchten. Das war bei dieser Kälte eine wahre Wohltat. Sinaida saß neben Igor und schaute glücklich lächelnd zu ihm auf. „Am Ende wird doch alles gut!“ „Mein Reden!“, fühlte sich Igor bestätigt. „Man darf sich nicht immer so früh entmutigen lassen!“ Als man den Tee ausgetrunken hatte löschte man sorgfältig das kleine Feuer, legte sein Gepäck an und setzte sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Spur, welche anfänglich Igor vorgab. Gegen Mittag stoppte plötzlich der führende Nikolai Thibeaux-Brignolle und setzte seinen Feldstecher an die Augen.

Verwundert folgte Igor seinem Blick und erkannte am Horizont auf einem Bergkamm zwei menschliche Gestalten. „Das müssen Mansen sein!“, versuchte er mehr sich selbst zu erklären. „Und was hältst Du davon?“, fragte Sinaida, die gerade hinter ihm lief. „Ach! Das sollte für uns kein Problem sein! Tun wir ihnen nichts, tun sie auch uns nichts. Einfach ignorieren, würde ich sagen. Wir sollten einfach nur ihre Heiligtümer, wie diese eine Höhle auf der anderen Seite des Gora Otorten oder die Nadel meiden. Aber die liegen eh nicht auf unserem Weg!“ Die Nadel ist eine spitze Felssäule am Fuße eines anderen Berges, welche von

den Mansen als Finger eines ihrer Götter verehrt wird. „Nikolai!“, rief Igor nach vorn. „Ja!“ „Ignorieren wir sie einfach! Die sind nur neugierig!“ „Alles klar!“ Die beiden Mansen nicht weiter beachtend, setzte die Gruppe ihren Weg fort, immer ihrem Ziel folgend, einer weitläufigen Lichtung im Wald, die man sich vorab als neues Nachtlager erkoren hatte. Sie lagen gut in der Zeit und würden noch im Hellen ankommen, genug Zeit um sich dort ordentlich nieder zu lassen. Sie hätten sogar mal wieder Gelegenheit einige ihrer Konserven über

einem Feuer zu erhitzen, was in der letzten Nacht leider nicht ging. Mit einer warmen Mahlzeit im Bauch war die Stimmung gut wie zuletzt in Swerdlowsk, bevor Juri Judin erkrankte. Ausgelassen unterhielt man sich am prasselnden Lagerfeuer und flaxte herum. Frühzeitig trennten sich Nikolai Thibeaux-Brignolle und Ljudmila von der Gruppe und gingen ins Zelt. Die Anderen wussten was die Beiden dazu veranlasste. Drum ließ man sie gewähren. Man unterhielt sich noch ausgelassen bis spät in den Abend am Lagerfeuer, bis sich die beiden Turteltäubchen wieder zu ihnen gesellten und begab sich schließlich wenig später

gemeinschaftlich in das Zelt zur Nachtruhe.

30. Januar 1959

Noch bevor das unangenehme Rasseln des alten Weckers die Expeditionsteilnehmer aufwachen ließ, schlug Sinaida als erste die Augen auf. Dank des heißen Tees vom Vorabend und vielleicht auch ein wenig wegen des Wodkas, den man sich in den Tee gemischt hatte, machte sich unnachgiebig ihre Blase bemerkbar, was sie veranlasste sich als Erste zu erheben. Sanft zog sie Igors Hand unter ihrem dicken Unterhemd von ihrer Brust herunter und wand sich so vorsichtig es eben ging aus dem gemeinsamen Schlafsack. Ebenso behutsam zog sie die

dicke Jacke und die gefütterte Hose hervor um fix hineinzuschlüpfen. Nur in dieser langen Unterwäsche, die sie beim Schlafen an hatte, würden sie die erbarmungslosen minus fünfundzwanzig Grad vor dem Zelt wahrscheinlich wie eine Keule treffen. Im Handumdrehen wäre sie unterkühlt und würde eine halbe Ewigkeit brauchen sich wieder zu erwärmen, wenn sie sich nicht sogar eine Lungenentzündung oder sowas einfangen würde. Nein! Ein Krankheitsfall mit Juri Judin in der Truppe sollte reichen! Vorsichtig, ohne irgend jemanden zu wecken schlüpfte sie in ihre Sachen und watete in bedachten Schritten über die noch schlafenden Körper der Kameraden

zum Zeltausgang, wo ihre dicken aber doch kalten Stiefel auf sie warteten. Jetzt waren nur noch ein paar Schnüre am Zelt zu lösen und Sinaida könnte endlich, ein paar Meter vom Zelt entfernt, ihre Notdurft verrichten. Der eisige Atem der nicht mehr weiten Tundra schlug ihr bissig ins Gesicht, als sie die Zeltbahn des Ausganges beiseite schlug und hinaus trat. Es war bereits taghell und die Umgebung lag friedlich, tief verschneit vor ihr. Auch dieser Tag schien es wettertechnisch gut mit ihnen zu meinen. Sinaida wollte sich schon ein passendes Örtchen suchen, um sich zu lösen, als sie plötzlich stutzte.

„Was zum Teufel...?“ Sinaida trat zwei Schritte auf die alte Feuerstelle zu.

"Was hatte das zu bedeuten?"

Für diesen Moment war ihre brüllende Blase vergessen. Langsam beugte sie sich herab und berührte dieses merkwürdige Geflecht aus Tannenzweigen, Moos und Rindenfasern, welches auf drei sehr scharfkantigen Steinen gelagert war.

Wo kommt das her? Wer hat das da hin gelegt?

Sinaida war sich sicher, dass es niemand aus ihrem Team gewesen sein kann. Wann hätte es derjenige anfertigen

sollen, und vor allem warum? Argwöhnisch beäugte sie dieses Konstrukt, welches irgendwie leicht an einen Traumfänger der Indianer in Nordamerika erinnerte. Da ist doch noch mehr!!!, stellte Sinaida fest und versuchte mit dem Zeigefinger das ganze Gebilde anzuheben. Entsetzt sprang sie zurück. „IGOR!!!“ Schlagartig saßen alle im Zelt aufrecht als sie Sinaida nach Igor kreischen hörten. Hektisch warfen sie sich in ihre Sachen, schlüpften in die Stiefel und hasteten übereilt, Igor voran, aus dem Zelt. Wie zu einer Salzsäule erstarrt

stand da Sinaida vor dem alten Lagerfeuer. „Mein Gott, was hast Du!!“, rief Igor sogleich und eilte zu seiner Freundin. Dann sah er was sie in so große Panik versetzt hatte. Das Maul weit aufgerissen und die Därme aus dem aufgeschlitzten Bauch hervorquellend, lag da ein toter Fuchs. Um ihn herum waren drei große scharfkantige Steine aufgestellt. Neben dem ganzen Ensemble lag ein seltsames Gebinde aus Zweigen, Rindenmulch und Moosfasern, wie Igor sogleich erkannte. „Verdammte Scheiße! Was hat das zu bedeuten?“, brachte er stimmlos hervor. Auch die Anderen gesellten sich jetzt

dazu. „Oh mein Gott!“, wisperte Ljudmila leise und klammerte sich am Arm ihres Nikolais fest. „Die Mansen?“, fand Semen Solotarew als erstes die Worte wieder. „Vermutlich!“ „Aber was hat das zu bedeuten? Also einladend sieht das nun nicht gerade aus.“ „Nein, weiß Gott nicht! Lasst uns schnell alles zusammenpacken und weiter ziehen!“, entschied Igor und nahm Sinaida in den Arm, die noch immer völlig apathisch vor diesem schaurigen Szenario stand. „Was machst Du eigentlich schon so früh

hier draußen?“ Doch Sinaida reagierte zunächst überhaupt nicht. Erst als Igor leicht an ihrer Schulter wackelte schaute sie wie aufgeschreckt zu ihm auf. „Was? Wie?“ „Was machst Du schon so früh hier draußen?“ „Oh, ach ja! Für kleine Mädchen, du weißt schon. Schatz was soll das sein? Das macht mir Angst!“ „Warum auch immer, sind wir hier wohl nicht willkommen.“ „Seit wann sind die Mansen eigentlich so feindselig?“, mischte sich Semen noch einmal ein, während die Anderen schon dabei waren alles zusammen zu

räumen. „Das ist mir auch neu! Im Institut habe ich extra noch die Mansen studiert, was man halt so über sie weiß. Einhellig ist man der Meinung, dass sie zwar in Ruhe gelassen werden wollen, sie aber nie so offensiv aggressiv auftreten würden. Irgendwas stimmt hier nicht.“ „Vielleicht haben wir unwissentlich irgendein Heiligtum gestört? Oder sie wollen nicht, dass wir auf den Gora Otorten steigen. Du weißt ja, dass Gora Otorten bei den Mansen so viel wie »Ge nicht dorthin!« bedeutet.“ „Ach hör schon auf! Das sind doch nur Zaubergeschichten! Lass uns hier

verschwinden!“ Eilig hatten die Leute alles zusammen geräumt und angelegt. Bereits nach einer halben Stunde befand sich das Team wieder in der Loipe. Auf Grund der ungewissen Situation hatte Igor vorsichtshalber die eine Jagdflinte, welche das Team dabei hatte, geladen. Trotz des schönen Wetters und der milden minus zehn Grad in der Mittagssonne herrschte in der Gruppe ungewisses Schweigen. Jeder hing, nach einer Erklärung für die Vorgänge der letzten Nacht suchend, seinen Gedanken nach. Eine unbewusste Furcht trieb sie schneller denn je voran. Allenthalben

gingen ihre sensibilisierten Blicke umher. Und tatsächlich! Einige Male sahen sie in der Ferne ein paar menschliche Gestalten, offensichtlich Mansen. Jedoch wagten die sich nie näher an das Expeditionsteam heran, auf dass sie ihnen vielleicht gesagt hätten, dass ihre Anwesenheit hier in der Gegend unerwünscht sei. Am frühen Abend erreichte die Gruppe den geplanten Ort ihres letzten Nachtlagers am Fuße des Gebirgsmassives, der schwierigsten Etappe der Expedition. Hier wollten sie auch m nächsten Tag, vor dem Aufstieg das Depot für den Rückweg anlegen. In banger Erwartung der vor ihnen

liegenden Nacht war die Stimmung im Team eher gedämpft und man beschloss für diese Nacht Wachen einzuteilen. Immer zwei Mann sollten jeweils zwei Stunden die Umgebung im Auge behalten, um Überraschungen wie die des zurückliegenden Morgens zu vermeiden. Ljudmila und Sinaida sollten die ersten zwei Stunden wach bleiben. Die Männer waren der Meinung, dass wenn etwas passieren würde dann gewiss erst in später Nacht. Auch wenn den beiden Frauen ein derartiges Machogehabe zuwider war, fügten sie sich, hatten sie doch in dieser Situation so gar keine Lust auf Streit. Aber in dieser Nacht sollte es ruhig

bleiben.

31. Januar 1959

Halbwegs übermüdet quälten sich die Männer und Frauen aus ihren Schlafsäcken. An richtigen tiefen Schlaf war nach der vorangegangenen Nacht wohl bei keinem zu denken. Zu tief saß einfach die unheimliche Vorstellung, dass nachts jemand Fremdes um ihr Zelt schlich und schrecklich zugerichtete tote Tiere ablegte.

Aber alles war friedlich. Entweder war die Rund-um-die-Uhr-Bewachung Abschreckung genug, oder aber das Team hatte mit der letzten Etappe ausreichend Abstand zu was auch immer gewonnen. Wie dem auch sei! Das Team war doch

heilfroh, dass die letzte Nacht ruhig geblieben war. Jeder Einzelne hoffte, dass der Rest der Expedition, sprich der schwierige Aufstieg auf den Gora Otorten, ruhig und ohne besondere Vorkommnisse ablief. Dieser Tag wurde damit verbracht, dass man in einem nahe gelegenen kleinen bewaldeten Tal aus schweren herumliegenden Baumstämmen einen Speicher baute um dort den Proviant für den Rückmarsch so zu verstauen, dass kein Raubzeug oder sonstiges Getier darüber herfallen konnte.

Das musste sein! Die vor ihnen liegende Bergtour war so schwer und mühselig, dass man unmöglich die ganze Zeit die

ganzen Vorräte mit sich herum schleppen konnte. Etwa am frühen Nachmittag erachteten die Männer ihr Werk als gelungen und verstauten besagte Vorräte darin. Die Mühen würden sich am Ende lohnen. Um noch an diesem Tage aufzubrechen war es zu spät. Wenn die Nacht herein brechen würde, wären sie höchstwahrscheinlich in einem schwierigen steilen Hangabschnitt, wo es unmöglich war ein Nachtlager aufzuschlagen. So entschied man sich auch noch diese Nacht hier zu verbringen. Nachdem die letzte Nacht ruhig verlaufen war, hatte man auch nicht mehr ein so mulmiges Gefühl in der

Magengegend und verzichtet beflissen auf die Wache. Abends saß man noch beisammen und beratschlagte einige Details der bevorstehenden Bergtour. Man studierte mehre male die detaillierte Karte jener Region und versuchte natürlich einige Wegpunkte dieser Route festzumachen. Dies war um so wichtiger, da man sich einzig auf die Karte verlassen musste, war doch bekannt, dass in dieser Gegend ein Kompass, den man zwar dabei hatte, nur bedingt nützlich war, da das Gestein dieses Gebirgsmassives hohe Anteile von Magnetit enthielt. Dieses Magnetit konnte je nach Konzentration den Kompass erheblich beeinflussen. Am

Ende meinte man genug Wegpunkte, wie zum Beispiel markante umliegende Gipfel oder Felsvorsprünge und einige Pässe, gefunden zu haben und markierte diese in der Karte.


Spät am Abend begab man sich schließlich zur Ruhe und löschte das kleine Feuer vor dem Zelt.

1. Februar 1959

Pünktlich um 6.00Uhr rasselte unerbittlich der Wecker von Igor und mahnte das Expeditionsteam sich aufzuraffen um endlich den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Draußen war es zwar noch stockfinster, jedoch wollte man jede Minute des Tageslichtes nutzen um den geplanten Standort für das Nachtlager zu erreichen, eine kleine Senke hinter dieser ersten sehr steilen und sehr langen Passage. Nicht lange verzagt raffte sich das Team auf und zog sich an, um das Zelt zu verlassen. Vielleicht noch die vorletzte Nacht im Kopf zögerten die Männer und

Frauen, wer denn nun als erster das Zelt verlassen sollte. Die letzte Nacht war es zwar ruhig geblieben, aber vielleicht nur deswegen weil sie Wachen postiert hatten? Unschlüssig schauten sie einander an. „Okay Leute!“, erhob Igor angenervt das Wort. „Bekommen wir gerade Paranoia oder was? Also jetzt los! Wer weiß was das vorgestern war! Bestimmt war das nur son Spinner der sich mit uns einen makaberen Scherz erlauben wollte.“ Noch immer machte keiner Anstalten das Zelt zu verlassen. „Ja Himmelarschundzwirn!! Das ist doch bescheuert!!“ Wütend löste Igor ruppig die Schnüre

vom Zeltausgang und schlug die Plane herum. Entschlossen trat er hinaus ins Freie. Die Anderen zögerten noch einen Moment. Als von Igor keine Schreie oder Rufe zu hören waren trollten sie sich schließlich auch nach draußen. Doch dort war längst nicht alles normal oder beruhigend! Die Männer und Frauen standen ähnlich wie Igor vor dem Zelt und schauten sich fassungslos um. Wie war das nur möglich? Es war doch in der Nacht alles ruhig! Kein Mucks war zu hören, nur der Wind säuselte etwas um das Zelt. Weder waren Schritte im tiefen Schnee zu hören, geschweige denn dass da jemand diese großen scharfkantigen

Felsbrocken, neun an der Zahl, um das Zelt verteilt hätte. Zu allem Überfluss war jeder einzelne von diesen Steinen über und über mit Blut, so vermuteten die Leute, beschmiert. „Hier läuft eine ganz große Sauerei ab! Irgendjemand möchte uns hier sowas von verarschen!!!!“, schrie Igor in den Wald hinaus. Die Frauen begannen zu wimmern. „Vielleicht möchte uns jemand daran hindern den Gora Otorten zu besteigen?“, warf Alexander in die verängstigte Runde. „Ja warum denn nur, verdammt nochmal!?“, stieß Igor, noch immer aufgebracht, hervor. „Wir wollen doch

nur auf diesen beschissenen Berg, diesen dämlichen Peilsender reaktivieren und dann wieder nach Hause. Was kann daran so schlimm sein?“ „Vielleicht ist es ja dieser Peilsender? Vielleicht möchte jemand, dass dieser Peilsender ausbleibt?“ „Das ist doch Quatsch! Wer denn? Die rote Armee vielleicht? Die haben uns doch diese Expedition gesponsort, nur damit wir diesen blöden Sender reparieren. Die Mansen etwa? Denen ist dieser Sender sowas von egal! Für die ist das nur ein blöder Betonkasten mit Antenne oben drauf und er ist außerhalb eines jeden ihrer Heiligtümer.“ „Schatz, ich habe angst!“, wimmerte

Sinaida aufgelöst. Und Ljudmila stand ihr in nichts nach. „Lass uns umkehren!“ „Sag mal geht’s noch!? Umkehren?? Sollen wir uns wegen so ein paar Geistergeschichten aus der Bahn werfen lassen? Wie stehen wir denn zu Hause da? Was sollen wir deiner Meinung nach im Institut erzählen? Dass wir uns von einem toten Fuchs und ein paar Steinen davon jagen lassen haben? Wir sind für immer die Lachnummern auf dem Kampus! Das geht nicht! Das können wir nicht bringen!“ „Du ignorantes Arschloch!“, schlug Sinaidas Angst in Wut um, über Igors stures und ausfallendes Verhalten. „Das sind nicht einfach nur Steine und ein

toter Fuchs! Das sind Zeichen!!! Vielleicht sind es wirklich die Mansen, die uns gut gemeint davor warnen wollen auf den Berg zu klettern. Wer weiß was da oben abgeht!“ „Warum sagen sie es uns dann nicht einfach!? Warum dieser Hokuspokus? Das ist doch Schwachsinn! Leute wir gehen jetzt da hoch, reparieren das blöde Ding und gehen wieder nach Hause. Ab sofort teilen wir jede Nacht Wachen ein. Jeder behält sein Messer am Mann und keiner trennt sich alleine von der Gruppe, noch nicht einmal zum Pinkeln. Wenn wir alle immer zusammen bleiben kann uns keiner was anhaben. Hey! Wir sind neun Mann, verdammt! Wie viele

müssen das sein wenn sie uns was anhaben wollen? Zumal uns bis jetzt nichts passiert ist, außer dass sich ein paar von uns wegen ein paar Steinen und einem Kadaver fast in die Hosen scheißen! Also, packen wir unsere Sachen und bringen das Ding hinter uns! Die Sonne geht bald auf.“ „Igor!“, mischte sich Rustem Slobodin ein. „Du magst ja recht haben, von wegen, dass sich da jemand mit uns nur einen bösen Scherz erlaubt. Aber schau dich doch mal genau um! Wie kommen diese blöden Steine hierher? Siehst Du irgendwelche Spuren außer unsere? Das ist nicht normal! Sind die Steine hier her geflogen oder

was?“ „Fängst Du jetzt auch noch damit an? Keine Ahnung! Da wird schon ein blöder Trick hinter stecken. Dann haben wir es eben mit einem besonders schlauen Spinner zu tun! So, und nun Ende der Diskussion. Ich möchte gerne noch vor der Dunkelheit diesen Pass überquert haben. Packen wir die Sachen und gehen los!“ Igor schaute herausfordernd in die Runde. Dies war der Moment, wo er seine Autorität als Expeditionsleiter unter Beweis stellen musste. „Wenn wir jetzt umkehren, war das die letzte Expedition dieser Größenordnung die man uns übertragen hat. Machen wir uns nicht

lächerlich!“ Miteinander murmelnd machten sich die Leute ans Werk das Zelt abzubrechen. Sinaida würdigte Igor keines Blickes mehr. Das hätte sie nie von ihm erwartet, dass er sie so nieder macht und abserviert. Aber da sich die Anderen scheinbar seinem Willen beugten, blieb ihr nichts weiter übrig als mitzuziehen. Allein den Rückweg anzutreten war unter diesen Umständen einfach Wahnsinn! Kurze Zeit später setzte sich die neunköpfige Expedition in Bewegung und verschwand im Gebirgsmassiv des 1200 Meter hohen Gora Otorten. In der Dämmerung bemerkten sie nicht, wie am östlichen Horizont eine dunkelgraue

Wolkenwand auf sie zu kroch... Zwei Stunden später waren die neun Menschen am steilen Pass in einem schweren und stürmischen Schneegestöber gefangen, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Mühsam kämpften die Leute gegen die Naturgewalt an. Schon längst hatte man sich mit Stricken gegenseitig gesichert, da sich ein Mensch allein bei diesem Sturm und diesen Schneemassen kaum auf den Beinen halten konnte. Der Sturm kreischte den Leuten um die Ohren, auf dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. An eine freie Weitsicht war nicht zu denken. Die am Abend

zuvor ausgearbeiteten Wegpunkte waren unter diesen Umständen allesamt unbrauchbar. Alles was weiter als fünf Meter entfernt war verschwand im undurchdringlichen Schneegestöber. Immer wieder ging Igors flehender Blick unauffällig auf seinen kleinen Kompass. Doch wie erwartet drehte sich dessen Nadel wirr im Kreis. Wütend kämpfte auch Sinaida gegen diese Unbilden an und musste eins ums andere mal Halt bei ihrem Nachbarn suchen. Jedoch vermied sie es sich an Igor zu klammern. Zu sehr saß noch die Wut über ihn in ihrem Magen, die sich sogar noch verstärkte, je schlechter das Wetter wurde. Sinaida versuchte, wenn

es eben möglich war, bei Juri Doroschenko Halt zu finden, der ihr auch stets hilfreich zur Seite stand. „So ein Arsch!“, fluchte sie immer wieder grimmig vor sich hin. „Hab ich was falsch gemacht?“, rief Juri Doroschenko sogleich. „Ach! Du doch nicht! Du bist ein Lieber! Igor! So ein Idiot! Bringt uns noch alle um, nur um sich keinen Zacken aus der Krone zu brechen.“ „Ist ein bisschen dumm gelaufen! Aber nun stecken wir da mitten drin und müssen da auch durch! Es kann nicht mehr weit sein, bis zum Standort!“ „Das ist ja das Schlimme! Zum Umkehren ist es jetzt zu

spät!“ Nach zwei Stunden wurde es schon merklich dunkel. Doch vom angestrebten Standort war noch weit und breit nichts zu sehen oder zu fühlen. Noch immer ging es stetig bergan. „Verdammt Igor!!! Wo ist unser Standort!!?“, versuchte Sinaida ihren Ex-Freund anzubrüllen. Der Sturm hatte in keinster weise nachgelassen und blies den Menschen unnachgiebiger denn je in die Gesichter. „Müssten wir nicht schon längst da sein!!?“ „Ich habe keine Ahnung!!! Sieh dich doch um!!! Und den scheiß Kompass kannst Du auch vergessen!!“ Igor rief mit den Armen fuchtelnd seine

Kameraden zu sich. Sie stellten sich eng beieinander und steckten die Köpfe zusammen um überhaupt Igors Worte zu verstehen. „Hört zu! Ich befürchte wir müssen heute Nacht hier am Hang campieren. Ich hab keine Ahnung wie weit wir vom Weg abgekommen sind. Ich vermute irgendwo westlich unseres Ziels hat es uns verschlagen. Dieser beschissene Ostwind, versteht Ihr?“ Die Anderen nickten. „Ich denke mal so ein Schneesturm kann ja nicht ewig dauern! Drum schlagen wir unser Zelt auf und sitzen die Sache einfach aus. Okay? Morgen sieht die Sache bestimmt schon wieder ganz

anders aus, nicht wahr?“ Die Männer und Frauen nickten zustimmend. Was sollten sie auch sonst machen? Das war in dieser Situation die einzige vernünftige Option dazu, weiterhin ziellos durch die Gegend zu klettern und vielleicht noch zu erfrieren. Selbst wenn der Sturm noch Tage dauern sollte, wäre das kein Problem. Sie hatten Proviant für wenigstens drei Tage dabei und konnten damit unter Rationierung durchaus eine ganze Woche überleben. Verdursten würden sie auch nicht. Wasser gab es hier genug. „Also gut, Freunde! Bauen wir das Zelt auf!“ Die Männer falteten mit vereinten

Kräften die Zeltbahn auseinander. Sogleich erfasste der Sturm das flatternde Tuch wie ein Segel und riss die Männer von den Beinen. Mit all seiner unbändigen Kraft schien er der Gruppe die letzte Chance auf ein Überleben entreißen zu wollen. „Haltet es fest!!!“, schrie Igor verzweifelt und klammerte sich an einer der Ecken. Intuitiv stürzte sich Ljudmila auf das Tuch, dass es zu Boden gedrückt wurde. In Windeseile schlugen die beiden Juris, Alexander und Semen vier lange Eisenhaken in die feste Schneedecke, während Igor, Rustem, Sinaida und Nikolai sich verzweifelt an den vier Ecken der Plane klammerten.

Auf keinen Fall durfte ihnen das Zelt davon fliegen! Ohne dieses Zelt wären sie hilflos dem Kältetod ausgeliefert! Nach kräftezehrenden fünf Minuten waren alle Haken an ihren vorgesehenen Stellen in die Schneedecke geschlagen und das Zelt an den Ecken fixiert. Sogleich machte sich die beiden Frauen daran in das Innere des Zeltes zu krabbeln um dort die Skistöcke an ihren Plätzen zu befestigen. Die Männer derweil sicherten das Zelt noch zusätzlich mit ein paar Leinen und beschwerten die Kanten der Bodenfläche mit Schnee, welchen sie zusätzlich noch kräftig an stampften. Denn noch immer bestand die Gefahr, dass der Sturm unter

das Zelt fuhr und dieses aus seinen Verankerungen riss. Endlich, nach einer ewig langen halben Stunde, war das Zelt am Hang so gut es eben ging gesichert und die Männer und Frauen brachten sich mit Sack und Pack im Inneren des Zeltes in Sicherheit. Da saßen sie nun im Dunkel des Zeltes und verharrten der Dinge, während draußen der Sturm tobte und mit unbändiger Kraft zu versuchen schien, Zelt und Menschen davon zu pusten, geradeso als wären sie an jenem Ort unerwünscht. Doch das Zelt widerstand den permanent einstürmenden Kräften der Natur. Pfeifend und jaulend tobten die

Elemente. Igor entzündete eine der Gaslampen, auf dass die Gruppe nicht ganz und gar im Dunkeln sitzen musste. „Ja, Leute! Das ist wohl ein bisschen dumm gelaufen. Tut mir leid!“, begann er und zog sich seine dicke Fellmütze vom Kopf. „Ein bisschen dumm gelaufen?“, fragte Sinaida ruhig, aber mit einem scharfen Unterton. „Igor, wir wären fast dabei drauf gegangen! Verdammt noch mal, wir hätten heute Morgen umkehren sollen!“ „Es konnte ja keiner ahnen, dass wir so ein beschissenes Wetter bekommen. Bin ich Hellseher, oder was? Wir hätten den Pass schon längst überquert haben

können.“ „Es ist jetzt nicht die Zeit sich gegenseitig Vorwürfe zu machen!“, mischte sich Semen Solotarew ein. „Lasst uns lieber überlegen, wie wir aus der Sache heil wieder raus kommen!“ „Was sollen wir schon machen?“, warf Nikolai sarkastisch in die Runde. „Wir sitzen es aus! Bestenfalls ist der Zauber morgen früh schon wieder vorbei. Dann können wir weiter! Entweder nach Hause oder hoch auf den Gipfel.“ „Sagt mal, habt Ihr noch nicht genug? Reichen Euch die Warnungen nicht?“, Sinaida fiel über so viel Blindheit aus allen Wolken. Wollten diese blöden Kerle es denn nicht begreifen, dass sie

nicht hoch auf diesen Berg sollten? In dieser Frage war sich Sinaida ganz sicher. „Was braucht Ihr denn noch? Muss erst jemand sterben, bevor Ihr begreift, dass wir nicht dort hoch sollen?“ „Sagt wer?“, fragte Igor ironisch grinsend. „Ich weiß es nicht! Irgendwer ist da draußen, der uns die ganze Zeit zu verstehen gibt, dass wir nicht auf den Berg sollen. Erst die Zeichen, jetzt der Sturm...“ „Nun mach aber mal halblang! Du glaubst jetzt nicht wirklich dass uns jemand den Schneesturm geschickt hat. Sinaida! Ich würde sagen, dass Du

Paranoia hast.“ „Paranoia?? Scheinbar bin ich hier die Einzige die noch bei klarem Verstand ist! Wacht endlich auf! Wir rennen hier in unser Verderben!“ „Ach Quatsch! Der Sturm geht vorbei! Dann bringen wir das Scheißding zu Ende und gehen wieder nach Hause. Ende der Diskussion! Hat sonst noch jemand was zu sagen?“ Die Anderen schauten betreten zu Boden. Sie waren hin und her gerissen. Irgendwie hatten die Argumente von Beiden etwas. Aber sich Igor, dem Expeditionsleiter, zu widersetzen, das ging ja wohl gar nicht. Bei Sinaida war das vielleicht was Anderes. Sie war Igors

Freundin und hatte somit ein anderes Verhältnis zu ihm. Aber das restliche Team? „Dann ist das Thema jetzt hoffentlich ein für allemal beendet! Und nun lasst uns was essen, bevor wir uns schlafen legen.“ Schweigend kauten die Leute an ihren Broten herum und schnitten sich Scheiben von Speck in den Mund. Wenn sie sich schon kein warmes Essen zubereiten konnten, so sollte es doch reich an Kohlenhydraten und Fetten sein. Dies würde einen Körper am ehesten daran hindern zu schnell auszukühlen. Unvermindert zerrte der Sturm kreischend am

Zelt. Igor nahm seine Sinaida versöhnlich in den Arm. „Ach nun komm! Lass uns das Kriegsbeil begraben. Ich verspreche Dir, dass wir wohlbehalten wieder zu Hause ankommen. Ehrlich!“ Er streichelte ihre Wange. „Na?“ „Ach! Du hast mich richtig mies behandelt!“, schimpfte Sinaida und schob seine Hand von ihrer Schulter. „Du hast es mir aber auch nicht leicht gemacht. Es ist unsere Expedition! Bei solchen Unternehmungen kann es schon mal vorkommen, dass man mit ein paar Widrigkeiten zu kämpfen hat. So und nun lass uns wieder Frieden schließen. Ich

habe keine Lust, uns jetzt die ganze Zeit vor allen Anderen nur noch an zu zicken. Okay, Kleines?“ Sinaida überlegte einen Moment und schaute vor sich hin. Sie stopfte sich ein weiteres Stück Brot in den Mund und schaute zu Igor auf. „Na gut! Frieden! Aber behandle mich nie wieder so mies! Versprochen?“ „Versprochen!“ Um den gerade geschlossenen Frieden zu besiegeln gab Igor ihr einen Kuss. Unter normalen Umständen hätte das Team nach dem Essen das weitere Vorgehen am nächsten Tag besprochen. Jedoch so lange dieser Schneesturm anhielt gab es da nichts zu besprechen.

Solange waren sie zum Abwarten verdammt. So legte das Team seine Kleidung, bis auf Unterwäsche und Socken ab, stopfte die abgelegten Sachen in ihre Schlafsäcke und legte sich schlafen. Wie sie es gewohnt war kuschelte sich Sinaida zu ihrem Igor und genoss es wie sich seine noch etwas kalte Hand unter ihr Unterhemd schob. Liebevoll streichelte er ihre warme weiche Haut und ließ schließlich seine Hand auf einer ihrer Brüste liegen. So aneinander geschmiegt schliefen sie bald, begleitet vom unaufhörliche Pfeifen des Windes und den flatternden Geräuschen der Zeltwände,

ein... Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, setzte der Sturm aus und die Zeltwände hingen an ihren Aufhängungen der Skistöcke schlaff herunter. Sogleich waren die neun Menschen im Zelt munter und setzten sich verwundert auf. Ratlos schauten sie einander an. „Was hat das zu bedeuten!?“, rief Alexander und rieb sich verschlafen die Augen. „Wie kann der Sturm so plötzlich...“ Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Einem grellen Blitz gleich war plötzlich das Zelt hell erleuchtet. Schlagartig machte sich sengende Hitze

breit. Panisch sprangen die Menschen auf. Alles um sie herum schien zu glühen. „RAUS!!!“, kreischte Igor seine Leute an und stürzte zum Ausgang des Zeltes. Doch blieb keine Zeit die vier Schnüre des Ausganges zu lösen. Unerträglich war die Hitze und alle kreischten und schrien panisch durcheinander. In seiner Verzweiflung und erfüllt von Schmerzen packte sich Igor das Jagdmesser neben seinem Schlafsack und rammte es in die Zeltbahn. Mit der Kraft der Todesangst riss er die Zeltwand auf, ließ das glühend heiße Messer wieder fallen und stürzte hinaus ins Freie. Panisch folgten ihm die

Anderen. Drei riesige glühende runde Objekte standen über dem Hang und gaben doch keinen Laut von sich. Wie von Sinnen rannten die Menschen den Hang hinab, weg von dieser unsäglichen Hitze. Verzweifelt klammerte sich Sinaida an Igors Hand, während der, sie hinter sich herziehend, weiter rannte. Endlich, nach einigen hundert Metern, gewannen die jungen Leute etwas Abstand zu jenen glühenden Gebilden über ihrem Zelt. Unter einer knorrigen alten Kiefer am Rande eines kleinen Wäldchens, versuchten sie etwas Deckung vor dem wieder einsetzenden Schneefall zu

finden. Noch immer von brennenden Schmerzen erfüllt, jammerten nicht nur Sinaida und Ljudmila. Schlagartig wurde es auch wieder eisig kalt, was sie veranlasste ganz eng aneinander zu rutschen, um der Kälte weniger Angriffsfläche zu bieten. „Verdammt was ist das???“, rief Nikolai entsetzt. Panisch schauten sie zu diesen Kugeln, die noch immer über ihrem Zelt zu schweben schienen. Das gleißende Licht blendete die Leute so sehr, dass sie nicht länger drauf schauen konnten. Igor suchte in dem Knäuel aus Menschen nach Sinaida und schrie entsetzt auf.

Was war nur passiert? Was hatte das zu bedeuten? Sinaidas Gesicht war verbrannt und von Brandblasen gezeichnet. Was jedoch noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass ihre schönen dunklen Haare plötzlich steingrau, wie die einer alten Frau waren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass alle so derart entstellt waren. „Oh mein Gott! Heilige Mutter Gottes! Was passiert mit uns!!!“ Unerbittlich kroch die frostige Kälte in die nur mit ihrer Unterwäsche bekleideten Körper. „Wir erfrieren!!“, jammerte Ljudmila und klammerte sich noch fester an Nikolai

Thibeaux-Brignolle. „Feuer!“, rief Alexander und riss sich sein kleines Lederetui vom Hals, in dem er immer sein Feuerzeug am Leib trug, damit es bei dieser Kälte nicht einfrieren konnte. „Wir brauchen was Trockenes!!“, rief Nikolai. „Hier!“ schrie Sinaida, noch immer von Schmerz erfüllt, und krallte mit ihren verbrannten und doch frostigen Fingern einige Stücken der rauen Kiefernrinde von Baum. Sogleich unterstützten sie die Anderen, als sie realisierten was die junge Frau vor hatte. Mit vor Kälte steifen Fingern versuchte Alexander das Feuerzeug zu entzünden, was sich bei

dem starken Wind, der ebenfalls wieder eingesetzt hatte, als äußerst schwierig erwies. Erst im fünften Anlauf vermochte er mit seiner hohlen Hand die kleine Flamme zu schützen und entzündete die kleinen Rindenstückchen. „Kleines Holz!!“, rief er sogleich. Fieberhaft suchten die Anderen den Boden um sie herum nach gewünschtem Feuerholz ab. Doch alles war von Schnee bedeckt und nass. Keine Hoffnung für ein Feuer! „Wartet!“, rief Igor, sprang auf und begann damit den alten knorrigen Baum hinauf zu klettern. Sogleich packte ihn die beißende Kälte, als sich sein Körper vom Pulk der anderen frierenden Leiber

löste. Doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Wollten sie überleben brauchten sie Feuer! Und das ging unter diesen Umständen am besten mit den harzigen Zweigen der Kiefer! Qualvoll rannen die Sekunden dahin und das Wehklagen der ersten Kameraden nahm bedenklich zu. „Igor, beeil dich! Bitte!“, rief Ljudmila flehend zu ihm hinauf. „Ja doch, verdammt!“

Hastig riss er ein paar mit Nadeln behaftete Zweige ab und warf sie zu seinen Kameraden, gerade noch rechtzeitig. Das kleine Feuer aus den Rindenstücken drohte bereits wieder zu erlöschen. Hastig brach er auch noch

einige stärkere Äste ab und sprang eilig wieder vom Baum um Schutz am kleinen Feuer zu finden. Doch die Ruhe, die Zeit der Erwärmung, wehrte nicht lang. Noch immer schwebten diese gigantischen glühenden Kugeln über dem Nachtlager. Die jungen Leute waren viel zu geschockt und hatten zu sehr mit ihren offensichtlichen Verbrennungen an Gesicht und Händen zu kämpfen, deren brennende Schmerzen trotz Schneekühlung einfach nicht nach lassen wollten, als dass sie sich auch nur ansatzweise die Frage über die Herkunft der Kugeln oder den Sinn ihrer schmerzvollen Anwesenheit stellen

konnten. Doch wurde ihnen in diesem Moment die Beantwortung dieser unausgesprochenen Frage abgenommen, als plötzlich aus zwei jener orange glühenden Kugeln jeweils ein gewaltiger leuchtender Strahl senkrecht auf den unter den Kugeln liegenden Hang schoss. Nach nur zwei oder drei Sekunden verschwanden diese Strahlen wieder und an ihrer Stelle standen da die wohl scheußlichsten zwei Kreaturen, welche die jungen Leute in ihrem Leben je gesehen hatten. Im Schein jener Kugeln erkannte Igor groß gewachsene Wesen die wohl etwas von Menschen hatten, aber viel längere und vor allem verhältnismäßig dünne

Gliedmaßen hatten. Ihre Köpfe waren größer und völlig ohne Haare. Doch was Igor am meisten schockte war die Tatsache, dass diesen Wesen scheinbar weder die Hitze dieser schrecklichen Kugeln noch der eisige Frost jener Nacht etwas anhaben konnten. Zu allem Überfluss waren diese etwa zwei Meter großen Wesen völlig nackt, was Igor und die anderen erkennen ließ, dass deren Haut steingrau war. „OH MEIN GOTT! NEIN!!!“, begannen die Frauen zu kreischen und wollten sich von Igor und Nikolai Thibeaux-Brignolle los reißen um zu fliehen. Intuitiv hielt Igor seine Freundin fest umklammert. Doch für Ljudmila gab es

kein Halten mehr. Außer sich vor Panik rannte sie, halb nackt wie sie war, kreischend in die eisige Nacht hinaus. „Mila!!! Komm zurück!!!, schrie Nikolai und rannte verzweifelt hinterher. „Verdammt Niko!!!“, schrie Igor wütend und panisch zugleich. „Wir müssen zusammenbleiben!!! Komm zurück!!!“ Mit langsamen Bewegungen schauten sich die Kreaturen um und schienen recht schnell die Situation zu erfassen. Sofort wurden diese wieselflink und rannten mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über den Hang, der fliehenden Ljudmila und dem ihr folgenden Nikolai hinterher. „Verdammt, was geht hier vor? Was sind das für

Viecher?“ Alexander stand auf und schnappte sich einen vereisten Knüppel neben der Kiefer. Sogleich sprang Igor auf und wollte Alexander von seinem Plan abhalten, jetzt auch noch wegzulaufen. Die Gruppe löste sich gerade im Nichts auf! „Alexander! Du bleibst hier! Wir dürfen nicht zerbrechen! Nur so haben wir eine Chance!“ „Lass mich, verdammt! Die wollen Ljudmila und Nikolai etwas antun! Ich kann nicht...“ „Nein verdammt!!! Nur das wollen Sie! Allein haben wir keine...“ In diesem Augenblick riss sich

Alexander los und zog Igor den Knüppel über den Kopf, dass der benommen zusammenbrach! „Was macht ihr denn da!!?“, schrie Sinaida und warf sich schützend auf den am Boden liegenden Igor. Die beiden Juris versuchten noch Alexander zu bändigen, während Semen und Rustem Igor ans Feuer zogen. Doch da war Alexander auch schon losgelaufen. „Igor!! Igor!!“, kniete Sinaida laut jammernd über ihrem am Boden liegenden Freund. Doch der war zum Glück nur benommen. Igor richtete sich wieder auf und hielt sich eine kleine Platzwunde am

seitlichen Schädel. „Das sieht nicht gut aus, Igor!“, presste Semen verbittert hervor. „Die wollen uns wirklich ans Leder!“ „Dann müssen wir das Beste daraus machen.“, schien Igor plötzlich zu allem entschlossen. Endlich hatte Nikolai Ljudmila erreicht. Bis tief in das Wäldchen, in eine kleine Schlucht an einem Bachlauf war er ihr hastig über Stock und Stein gefolgt, stürzte zwischendurch noch einige male und bekam schließlich die junge Frau am Arm zu packen. „Mila, verdammt!! Komm wieder zurück zu uns, ans Feuer!! Allein wirst Du hier

draußen erfrieren!!“ „Ich habe solche Angst!“ Aufgelöst stürzte sich die junge Frau in seine Arme. „Ich weiß! Aber trotzdem kannst Du nicht einfach weg rennen. Nun komm! Lass uns zurück zur Gruppe gehen!“, versuchte Nikolai die Frau zu beruhigen und drehte sich mit ihr um, als er plötzlich diesen Kreaturen gegenüber stand. Bedrohlich standen sie Nikolai und Ljudmila gegenüber, schauten sie mit ihren großen pechschwarzen Augen an und bewegten dabei ihre langen Arme leicht hin und her. Ein schnalzendes Schnarren war zu hören. „Oh mein Gott!“

Sogleich brachte sich Nikolai schützend zwischen Ljudmila und diesen Wesen. Plötzlich machten sie einen Schritt auf Nikolai zu und hoben die Arme. In seiner Verzweiflung stürzte er sich brüllend auf seine bedrohlich wirkenden Gegner. Doch kaum hatte er sich auf die Beiden gestürzt wurde er auch schon brachial von einer unsichtbaren Kraft gestoppt. Wie eine stählerne Manschette schnürte ihm etwas mit ungeheurer Kraft den Brustkorb zusammen, dass es ihm den Atem verschlug. Mit einem fürchterlichen Knacken durchbohrten seine Rippen die Lungenflügel. Ljudmila wollte kreischend davon rennen, als es auch sie wie durch die

Hand Gottes von den Beinen fegte und in die Höhe hob. Sie sah noch schreiend wie es Nikolai durch die Luft gegen einen dicken Baum schleuderte. Leblos fiel er zu Boden. Ich bin tot!, war Ljudmilas letzter Gedanke bevor es ihr alle Rippen brach und sie mit einem gebrochenen Genick in den Bach geschleudert wurde. Eines der Kreaturen beugte sich über die tote Ljudmila, brach ihr mit seinen langen knochigen Fingern den Mund auf und schnitt ihr mit seinen langen Krallen an den dünnen Fingern die Zunge heraus, um sie wie Zauberei einfach so verschwinden zu lassen. In diesem

Augenblick schlug es ihn brachial nach vorn, als er einen heftigen Schlag eines Gegenstandes in seinem Rücken spürte. Alexander wollte noch zu einem zweiten Schlag mit dem Knüppel aus holen, als auch er von dieser unsichtbaren Kraft erfasst und förmlich zerquetscht wurde. Wie zuvor Nikolai schleuderte ihn die andere Kreatur mit seiner telekinetischen Kraft gegen jene dicke Tanne. Entsetzt und keines Angstschreis mehr fähig beobachtete Semen hinter einem anderen Baum dieses grausame Gemetzel an seinen Kameraden. Fassungslos musste er beobachten wie eines jener Monster mit seinen messerscharfen

Krallen Ljudmila die Gesichtshaut ablöste. Mehr geschockt als vor Kälte, bebte sein durchgefrorener Körper und seine stoßweise Atmung passte sich seinem rasenden Herzen an. Was konnte er nur tun? Diese Monster schienen schier übermächtig zu sein! Scheinbar nichts und niemand konnte ihnen etwas anhaben. Was konnte denn Semen schon gegen eine solche Übermacht ausrichten? Er hatte doch nur sein nacktes Leben und die hauchdünne Unterwäsche am Leib! Sollte er einfach nur hoffen, dass ihn diese Ungeheuer nicht bemerken und auf einen schnellen Kältetot

warten? Nein!, schoss es ihm sogleich durch seinen Kopf. Kampflos werde ich nicht sterben! Die beiden Kreaturen machten sich jetzt daran und entfernten von Ljudmila und den beiden anderen Toten die Augen. In Strömen quoll aus den noch warmen Körpern das Blut und verfärbte gespenstisch den Schnee. Semens Hand ging zu seinen Brustkorb und fühlte dort das kleine Taschenmesser, welches in einem kleinen Etui um seinen Hals hing. Rustem hatte es ihm gegeben um sich zumindest ein wenig damit verteidigen zu können. Entschlossen, mit einer Mischung aus

Verzweiflung und Wut, zog er es hervor, klappte es mit seinen halb erfrorenen Fingern auseinander und nutzte den Moment der Unachtsamkeit dieser beiden Wesen um sich von hinten an sie heranzuschleichen. Die Kreaturen waren noch immer mit dem Herauslösen der Augen beschäftigt, als es den einen plötzlich kopfüber nach vorn warf. Wie ein Knäuel kullerten Semen und dieses Monster den Hang zum Bach hinab. Mit dem einen Arm sich an dieser Kreatur fest klammernd, rammte Semen dem grauen Ungetüm immer und immer wieder die Kurze Klinge seines Taschenmessers in den Rücken. Ein

schrilles Gekreische, wie nicht von dieser Welt, war von dieser Kreatur zu hören. Verrecken sollst Du!, war Semens letzter Gedanke, als es ihm wie von allein alle Arme und Beine wie Streichhölzer zerbrach.

Wankend stand die verletzte Kreatur auf. Blaues Blut rann aus seinen von Semen beigefügten Wunden. Mit einem rasselnden Schnalzen stand das Monster vor dem am Boden liegenden und vor Schmerzen kreischenden Semen. Auch ihn hob es wie Schwebend in die Höhe. Ein Moment verharrte er in der Luft, die gebrochenen Arme und Beine schlaff herunter hängend, vor seinem Peiniger.

Plötzlich baute sich in seinem Kopf ein schrecklich schmerzender Druck auf, der Semen schier die Sinne rauben wollte. Mit einem Mal wurden die Qualen mit dem zerbersten des Schädel von ihm genommen. Wie ein Klumpen Fleisch fiel der tote Semen zu Boden. Wie aus dem Abgrund der Hölle drangen die verzweifelten und sich überschlagenden Schreie Semens aus dem Wald zu den anderen Menschen unter der Kiefer, bis auch Semens Schreie schlagartig verebbten. „Oh mein Gott, sie haben sie alle getötet!“, jammerte Sinaida aufgelöst und kauerte mit den Anderen vor dem

kleinen Feuer. Nur Igor hastete um die Kiefer herum und besorgte neues Feuerholz, bis ein kleiner Haufen neben dem Feuer lag. Zitternd und halb erfroren hockte er sich wieder zu den Anderen. „Wir brauchen das Gewehr und die Jagdmesser aus dem Zelt. Eine andere Chance sehe ich nicht, wie wir uns gegen diese Mistkerle verteidigen sollen. Wartet hier und hütet das Feuer. Ich hoffe mal, dass diese Viecher Angst vor Feuer haben.“ „Du kannst da nicht alleine raus! Bist Du wahnsinnig!?“, rief Rustem empört. „Die Gruppe muss so stark wie möglich bleiben. Ich habe bereits Semen als den

Ältesten von uns in den Tod geschickt, um zwischen diesen Viechern und uns Frieden zu schließen. Diesen Fehler werde ich kein zweites Mal begehen. Hörst Du das? Wenn sich hier noch jemand opfert, dann bin ich das, und niemand anders! Meine Entscheidung steht fest. Bleibt beim Feuer und haltet Euch warm!“ Igor rannte los, den riesigen Kugeln, die noch immer bedrohlich über ihrem zerstörten Zelt schwebten, entgegen. „IGOR, NEIN!!!“, schrie Sinaida ihrem Igor hinterher und wollte hinterher rennen. Aber Juri Kriwonischtschenko packte sie am Arm. „Sina!!“, rief er mit fester Stimme. „Igor

hat recht! Er wird es schon schaffen!“ In diesem Augenblick traten diese beiden Kreaturen wieder aus dem Wald hervor und rannten mit langen ausladenden Schritten den Hang hinauf zu jenen Kugeln. An ihren Pranken klebte noch das Blut der vier verlorenen Freunde. Entsetzt stellten die jungen Leute am Feuer fest, dass Igor den Monstern direkt in die Arme laufen würde. „Wir müssen was tun!!!“, schrie Sinaida. „Die werden Igor töten!“ In einer schnellen Bewegung sprang sie auf und rannte wie der Teufel hinter Igor her, um ihn in seinem unausweichlichen Kampf zu unterstützen. „Sina, Komm zurück!!! Du bist

lebensmüde!!!“, schrie ihr noch Rustem nach. Doch Sinaida war durch nichts und niemanden mehr zu bremsen. „Verdammt!“, fluchte Rustem. „Wir sind verloren!“ Hin und her gerissen schaute er zwischen den beiden Juris und der davon eilenden Sinaida hin und her. „Ich glaube Igor hätte es so gewollt!“ Entschlossen sprang er auf und nahm rennend Sinaidas Verfolgung auf. In diesem Augenblick schossen aus den drei Kugeln über dem Zelt eine Art Blitze und durchbohrten die drei jungen Leute am Hang. Leblos sackten sie in den eisigen

Schnee. Geschockt und mit angstverzerrten Gesichtern beobachteten die beiden Juris am Feuer wie diese Kreaturen auch Igor, Sinaida und Rustem auf das widerwärtigste verstümmelten. Ohne Augen ließen sie die drei toten Menschen im Schnee liegen. Sie drehten sich nach diesem vollbrachten Blutbad um. Ihre langen Arme und Hände waren über und über von menschlichem Blut bedeckt. Ihre großen schwarzen Augen erfassten die beiden am Feuer sitzenden Juris. Langsam schritten sie auf die beiden verbliebenen Menschen zu. „Sie haben wohl doch keine Angst vor Feuer!“, presste Juri Doroschenko hervor

und bekreuzigte sich, sich von seinem Leben verabschiedend. Gewidmet den Opfern der Cholat Sjachl-Tragödie vom 1. oder 2.Februar 1959: Igor Djatlow (*1936) Sinaida Kolmogorowa (*1937) Ljudmila Dubinina (*1938) Alexander Kolewatow (*1934) Rustem Slobodin (*1936) Juri Kriwonischtschenko (*1935) Juri Doroschenko (*1938) Nikolai Thibeaux-Brignolle (*1935) Semen Solotarew (*1921)

Hintergründe und Schlussfolgerungen

Aus bisher noch nicht geklärten Gründen organisierte ein Gruppe von zehn Studenten und Absolventen des polytechnischen Institutes in Swerdlowsk im Ural, heute Jekaterinburg, mitten im tiefsten Winter eine Expedition auf den rund 1200 Meter hohen Berg Gora Otorten in den nördlichsten Ausläufern des Urals. Hier wirft sich einem bereits die erste Frage auf, was die jungen Leute dazu bewogen haben mag eine derartig schwere Tortour (im Winter die schwerste Bergkatgorie 3) auf sich zu nehmen? War es nur Just for Fun?Allerdings waren alle Teilnehmer

erfahrene Bergwanderer und Skifahrer. Am 26. Januar 1959 brachen sie auf und fuhren mit einem LKW von Iwdel bei Swerdlowsk nach Wischai, dem letzten bewohnten Ort so weit oben im polaren Norden. Bereits zu Beginn der Expedition musste einer der zehn Expeditionsteilnehmer, Juri Judin (1937 bis 2013) seine Teilnahme an der Expedition abbrechen und wieder nach Hause fahren. Der Expeditionsleiter Igor Djatlow versprach ihm nach der Rückkehr des Expeditionsteams in Wischai, am 12. Februar 1959 ein Telegramm ans polytechnische Institut in Swerdlowsk zu schicken. Anhand von Tagebüchern und

Fotomaterial, von dem ein Teil noch heute als „geheime Verschlusssache“ eingestuft ist, konnte man in etwa die Route und die Abläufe rekonstruieren. Demnach begann die Gruppe am 27. Januar mit der eigentlichen Expedition in Wischai. Obwohl Juri Judin bereits gesundheitlich angeschlagen war brach er noch mit auf, musste aber bereits nach wenigen Stunden sein Unterfangen abbrechen. Am Ende hat ihm seine Erkrankung das Leben gerettet.

Am 31. Januar errichtete das Team in einem kleinen Tal am Fuße des Gebirgsmassives, zu dem auch der Gora Otorten gehört, ein Depot mit Nahrungsmitteln und Ausrüstung für die

Rücktour und brach am 1. Februar in das Gebirgsmassiv auf. Sie gerieten in einen schweren Schneesturm, infolgedessen sie etwa zehn Kilometer westlich von der eigentlichen Route abkamen und am Hang des Chalat Sjachl (mansisch: Berg der Toten) landeten. Gleichwohl das Telegramm von Igor Djatlow an das Institut ausblieb, unternahm man zunächst nichts. Es war nichts Ungewöhnliches, dass sich Expeditionen verspäteten. Erst als die Angehörigen der Vermissten Druck ausübten sandte der Direktor des Instituts am 20. Februar 1959 einen freiwilligen Suchtrupp von anderen

Studenten aus. Später wurde dieser noch durch russische Soldaten und Milizen mit einem Hubschrauber und Flugzeugen unterstützt. Am 26. Februar fanden die Suchmannschaften das verlassene Camp der Expedition. Das Zelt war zerstört. Wie eine spätere Untersuchung ergab, wurde das Zelt von innen aufgeschnitten, geradeso als hätten die Insassen das Zelt fluchtartig verlassen. Etwa 500 Meter hangabwärts am Rande eines Waldes unter einer alten Kiefer fanden sie die Reste eines Lagerfeuers und die augenscheinlich erfrorenen Leichen von Juri Doroschenko und Juri Kriwonischtschenko. Das Besondere bei

den beiden Leichen, wie auch bei allen anderen Opfern dieser Tragödie, war, dass sie trotz der weniger als minus zwanzig Grad Celsius, die geherrscht haben müssen, nur mit ihrer langen Unterwäsche bekleidet waren. Allen Opfern fehlten die Augen und Ljudmila Dubinina sogar noch die Zunge. Mehr noch! Ljudmila Dubinina fehlte, als man sie fand, die komplette Gesichtshaut. Jedoch führten die Ermittler das darauf zurück, dass man sie Kopfüber in einem vereisten Bachlauf gefunden hatte.

Allen Opfern war gemein, dass sie trotz ihrer Jugend völlig ergraut und ihre nicht bekleideten Hautpartien verbrannt und orange verfärbt waren. Alle Opfer und

der Schauplatz der Tragödie wiesen eine stark erhöhte radioaktive Belastung auf, deren Ursache bis heute nicht zu ermitteln war. Zwischen der alten Kiefer und dem Camp fand man eingeschneit Igor Djatlow, Sinaida Kolmogorowa, und Rustem Slobodin. Sie lagen jeweils etwas mehr als hundert Meter voneinander entfernt im Schnee. Ihre Körper wiesen keinerlei innere Verletzungen auf. Lediglich bei Igor Djatlow fand man eine kleine Platzwunde am Kopf, welche aber nicht als Todesursache gesehen werden kann. Alle drei Toten zwischen Kiefer und Camp wiesen jeweils ein Einschussloch und ein Austrittsloch auf, welche aber

keiner bekannten Schusswaffe zugeordnet werden konnte. Die vier verbliebenen Vermissten Ljudmila Dubinina, Nikolai Thibeaux-Brignolle, Alexander Kolewatow und Semen Solotarew fand man erst vier Monate später noch weiter hangabwärts im Wald an einem Bachlauf unter einer vier Meter dicken Schneedecke. Im Gegensatz zu den anderen Opfern wiesen diese Leichen schwerste innere Verletzungen wie Rippenbrüche, Knochenbrüche, Genickbrüche und Schädelfrakturen auf. Die Schwere der Verletzungen verglich ein Pathologe mit denen eines schweren Autounfalls. Sie konnten unmöglich von einem Menschen

oder einem Tier verursacht worden sein. Ein Anfangsverdacht gegenüber dem zurückgezogen lebenden Volksstamm der Mansen konnte ausgeräumt werden, da die Todesumstände der Leichen diese Theorie nicht stützten und auch keines der mansischen Heiligtümer gestört wurde. Zudem fand man im Camp lediglich die Fußabdrücke der Teammitglieder. Andere Zeugen in etwa 50 Kilometern Entfernung möchten in jener Nacht drei große orange leuchtende Kugeln am Himmel gesehen haben. Die Militärs taten diese Beobachtungen später als die Raketenschweife dreier R-7 Interkontinentalraketen ab. Kugelige

Raketenschweife, und dann auch noch drei Stück auf einmal??? Das klingt doch sehr unwahrscheinlich! Zum einen sehen Raketenschweife eher lang gezogen aus. Zum anderen ist es nicht vorstellbar, dass man einfach so gleich drei Interkontinentalraketen (Größenordnung einer Weltraumrakete) zeitgleich, einfach so und ohne besonderen Grund abfeuert. Etwas Derartiges hat es noch nie gegeben. Die Untersuchungen blieben ergebnislos. Als Todesursache vermerkte man lapidar „höhere Gewalt“. Der leitende Ermittlungsbeamte wollte scheinbar nicht den Untersuchungsbericht mit dieser

genannten Todesursache unterschreiben und quittierte daraufhin den Dienst oder wurde entlassen. Die Akten wurden geschlossen und als „geheime Verschlusssache“ versteckt. Es war in der Bevölkerung untersagt über diesen Fall zu sprechen. Aber die Gerüchteküche brodelte...! Erst in den 1990er Jahren, nach dem Fall der Sowjetunion, tauchten Kopien der Akten wieder auf. Jedoch fehlten einige wichtige Seiten. Ebenso fehlen bis heute in den Tagebüchern einige Seiten.

Was nun wirklich in jener Nacht passiert ist, wird wahrscheinlich nie geklärt werden können. Es gibt zahlreiche

Theorien. Zum einen wird vermutet, dass die Teilnehmer Opfer von geheimen Atomwaffentests wurden. Jedoch ist die Region für derartige Tests eher ungeeignet. Zudem unterhielt die Sowjetunion ein ausgedehntes Atomwaffentestgebiet in Semipalatinsk in Kasachstan. Es wurde auch schon ein russischer Yeti vermutet. Jedoch waren auch von dem keinerlei Spuren zu finden. Bären kommen auch nicht in Frage, da diese sich zu jener Zeit im tiefsten Winterschlaf befinden. Jüngst gab es die Theorie, dass die Opfer von atmosphärischer Energie getroffen wurden und in eine Art Massenpsychose

verfielen. In Folge dessen hätten sie unter Wahnvorstellungen gelitten und fluchtartig das Zelt verlassen. Anschließend seien sie durch sogenannte Winterblitze erschlagen worden.

Zum einen wirkt diese Theorie in meinen Augen doch sehr weit hergeholt und erklärt vielleicht nur die Einschusslöcher und Austrittswunden der Opfer zwischen Camp und Kiefer, nicht aber die schwersten Verletzungen der Opfer im Wald, das Ergrauen der Opfer, die verbrannte Haut aller Opfer und das Fehlen der Augen und der Zunge von Ljudmila Dubinina. Ebenso kommen bei dieser Theorie gleich zu viele unglaubliche Zufälle zusammen, dass es

diese Theorie schon fast wieder unmöglich macht. Atmosphärische Energie tritt im Normalfall in den obersten Atmosphärenschichten auf und zeigt sich in den polaren Regionen in Form von Polarlichtern und anderswo in Form von Wetterleuchten. Dass diese Phänomene den Erdboden erreichen ist bestenfalls in den Hochgebirgslagen über viertausend Metern möglich. Jedoch der Cholat Sjachl ist nur etwa 1100 Meter hoch und das Camp befand sich nicht auf der Spitze des Berges! Winterblitze sind ein noch selteneres Phänomen! Die Wahrscheinlichkeit ist so gut wie nicht gegeben, dass diese zeitgleich mit der atmosphärischen

Energie in einer Höhenlage von unter 1100 Metern auftreten und auch noch neun Menschen erschlagen, welche allesamt mehrere hundert Meter voneinander entfernt lagen. Zu guter Letzt führte man auch noch ein paranormales Phänomen ins Feld, sprich dass die jungen Leute Opfer einer UFO-Landung wurden. Auch wenn mich jetzt viele Leute dafür auslachen werden, liegt diese Möglichkeit für mich am nächsten. Wie komme ich darauf? 1. Die Opfer wiesen alle äußerlichen Merkmaler einer radioaktiven Verstrahlung auf. Diese setzt einen Einsatz mit Nuklearwaffen oder die

Landung eines oder mehrerer Raumfahrzeuge voraus. Nuklearwaffen können in dieser Gegend ausgeschlossen werden. Zudem wäre dann die radioaktive Verstrahlung um ein Millionenfaches höher gewesen und die Landschaft wäre verwüstet. Auch wäre eine derartige nukleare Explosion selbst in einer solchen entlegenen Region nicht unbemerkt geblieben. Einen ähnlichen Schauplatz gibt es auf Sri Lanka bei einem kleinen Dörfchen namens Sro Lanke. Dort gibt es einen Flecken Erde, der eine sehr hohe Radioaktivität aufweist und auf dem seit Menschengedenken trotz Erdbodens keine Pflanzen wachsen. Niemals in der

Geschichte kam dieser Flecken Erde mit radioaktivem Material in Berührung. Auch ist dort nie ein größeres Luft oder Raumfahrzeug gelandet, zumindest nicht in der Menschheitsgeschichte. Die Forscher der Paläo-Setiforschung oder Prä-Astronautik sind sich einig, dass in grauer Vorzeit in der Region um Sro Lanke häufiger außerirdische Raumfahrzeuge gelandet sind. Diese These wird auch durch historische Niederschriften der Hindus in der Mahabharata, der Ramayana und den indischen Veden untermauert. 2. Zahlreiche Zeugen von direkten UFO-Sichtungen der zweiten Art berichten von zum Teil schwersten Sonnenbränden im

Gesicht und an den Händen, wie bei den Opfern der Expedition. 3. Trotz der schweren inneren Verletzungen wiesen die vier Leichen im Wald keinerlei äußere Verletzungen bis auf die fehlenden Augen und der fehlenden Zunge und Gesichtshaut bei Ljudmila Dubinina auf. Dies schließt eine von mir vermutete telekinetische Kraft nicht nur nicht aus, sondern macht sie sogar wahrscheinlich! 4. Die „Schussverletzungen“ der Opfer zwischen Kiefer und Camp konnten bis heute nicht klassifiziert werden. 5. Nach der amerikanischen Ufologenorganisation „Mufon“ sind auf der Erde bis heute elf außerirdische

Spezies zumindest zeitweise präsent. Eine von ihnen sind demnach die großen Grauen, „The big Greys“. Diese zeichnen sich durch eine extreme Feindseligkeit gegenüber dem Menschen aus. Eine Eigenart dieser Spezies sei es, dass sie ihren Opfern Körperteile entnehmen. In den USA und in Südamerika sind zahlreiche Fälle bekannt, wo Farmer auf den Weiden totes Vieh gefunden haben, denen man in absolut chirurgischer Präzision Körperteile entnommen hat. Ebenso besitzen die großen Grauen wie ihre Verwandten, die kleinen Grauen, starke telepathische und telekinetische

Eigenschaften. Zum Abschluss möchte ich noch erklären, warum die Mansen jenen Berg an dem die Tragödie geschah Cholat Sjachl, „Den Berg der Toten“ nennen. Nach einer ihrer uralten Sagen bekam jener Berg seinen Namen, weil vor sehr langer Zeit neun Männer auf ihm zu Tode kamen, die in einer Nacht Schutz vor einer mächtigen Flut suchten.

Die Wahrheit bleibt uns wahrscheinlich

für immer verborgen!

0

Hörbuch

Über den Autor

PorterThomson
Ich schreibe hauptsächlich um zu unterhalten. Dabei möchte ich Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und egal welcher Herkunft unterhalten. Meine Ambitionen liegen bei den spannenden und aufregenden Romanen. Jedoch experimentiere ich hin und wieder auch mal an anderen Genres herum. Mehr über mich: www.porterthomson.de.tl sowie bei Facebook: "Porter Thomson, Autor aus Cuxhaven" und bei Google+ unter der web-Adresse: https://plus.google.com/+PorterThomsonAutorausCuxhaven/posts

Leser-Statistik
310

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Bleistift 
"Gora Otorten - Geh nicht dort hin!..."
Die Fakten zu deiner Story sind mir seit vielen Jahren
schon bekannt, deren wahrheitsgemäße und
umfassende Aufklärung sich allerdings wohl niemals
mehr wird realisieren lassen...
Es ist und bleibt in der Tat mit Sicherheit eines der
rätselhaftesten Phänomene überhaupt, was sich im
Februar 1959 dort am Cholat Sjachl wirklich ereignet
haben mochte und bietet Jedermann genügend Raum
für die abenteuerlichsten Spekulationen,
welche die Phantasie der Menschen beflügelt...
Auf jeden Fall hast Du eine interessante und spannend
zu lesende Geschichte daraus gemacht...
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Diese spannend geschriebene Geschichte hat mich außerordentlich fasziniert und ich musste sie in einem Rutsch durchlesen. Wenn es sich um eine wahre Begebenheit handelt, die hier zugrunde liegt, hast du gut recherchiert.
Für diese Ausschreibung ist die Geschichte meiner Meinung nach zu lang und ich hätte sie eher unter einem anderen Ausschreibungsthema gesucht.
LG
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
PorterThomson Gut! Ich habe das vorgegebene Limit mit 17 DIN A4 Seiten in Schriftgröße 12 FAST ausgereizt! Aber zu viel? Nun ja, und das falsche Thema? Ich glaube es hieß Nervenkitzel und Spannung in Perfektion. Nun gut! Ich habe beides versucht umzusetzen. Das Thema war ja nicht zwangsläufig auf das Erotikgenre begrenzt.
Vor langer Zeit - Antworten
szirra Eine sehr gut erzählte Geschichte. Jedoch fand ich sie für diese Ausschreibung zu lang, ich musste mich zwingen durchzuhalten. Hier und da sehr unglaubwürdig, aber nach Begebenheiten erzählt, die nicht zu beweisen sind. Alles ist möglich. Trotz der Länge, gerne gelesen.
Vor langer Zeit - Antworten
PorterThomson Gut! Ich habe das vorgegebene Limit mit 17 DIN A4 Seiten in Schriftgröße 12 FAST ausgereizt! Aber zu viel? Am Ende liegt es beim Leser selbst die Geschichte auf seine Art zu interpretiern. Deswegen hab ich ja auch am Ende die bekannten Fakten festgehalten. Die ganze Wahrheit werden wir wahrscheinlich nie erfahren!
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

125570
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung