Kurzgeschichte
Abschied von Dir - Du gehst nicht von uns, du gehst nur voraus

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"Abschied von Dir - Du gehst nicht von uns, du gehst nur voraus"
Veröffentlicht am 10. Februar 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Melinda Nagy - Fotolia.com
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Über den Autor:

Wenn Gefühle einen übermannen, fällt es oft leichter seine Gedanken, Empfindungen oder die Phantasie in Worte zu Papier zu bringen.
Abschied von Dir - Du gehst nicht von uns, du gehst nur voraus

Abschied von Dir - Du gehst nicht von uns, du gehst nur voraus

Nun bist Du fort


Gestern noch, sagte ich zu meiner besseren Hälfte, dass ich deinen Schwager anrufen müsste, um mich nach dir zu erkundigen. Seit einer Woche gab es keine Neuigkeiten. Der letzte Stand war, dass deine Nieren versagen. Dieser Schock saß noch tief. Er hatte versprochen, mich auf dem laufenden zu halten. Doch was soll man erzählen, über einen Menschen der im künstlichen Koma liegt? Dein Mann war, seit dem du auf der Intensivstation lagst, nicht mehr ansprechbar. Zu tief sitzt seine Angst, und sein Schmerz um dich. Heute Morgen

dann war sie da, die Nachricht, von der ich innerlich wusste sie würde kommen. Und doch hatte ich so sehr gehofft, dass es nicht eintrifft. Anne ist tot....... Mein letztes Telefonat mit dir im Krankenhaus war, dass du sagtest: "Sei nicht böse, ich will jetzt nicht reden. Ich weiß das du Verständnis hast, viele verstehen es nicht. Ich melde mich wenn ich dich sehen will, oder rufe an wenn ich reden will". Deine Stimme klang da schon sehr schwach. Du hattest recht, ich verstand dich. Du brauchtest Ruhe, und es strengte dich an, du brauchtest zu viel Kraft zum reden. Kraft die du seit Monaten schon nicht mehr hattest. Und jetzt war sie da, die Nachricht die ich so

sehr gefürchtet hatte. Du bist tot. Ich bin wie gelähmt, keine Träne die mich erleichtern könnte verlässt meine Augen. Ich habe das Gefühl, es ist ja gar nicht wahr. Den ganzen Tag geht es so. Ich mache meine Arbeit wie immer, und immer wieder kehren meine Gedanken zu dir zurück. Den ganzen Tag über erscheinen Kurznachrichten auf meinem Handy. Anne ist tot, wie schrecklich.... Hast du schon was gehört, wann die Beerdigung ist? Ich antworte nicht, denn ich höre dein rauchiges Lachen in meinen Ohren. Dann wieder deine Stimme, die im Ruhrpottdialekt zu mir sagt: " Wat ist dat denn noch fürn Leben? Ich krich keine Luft, die scheiß Knochen brechen

wenn ich nur huste, und ausse Bude komm ich alleine doch auch nich mehr raus. Dann steckst du dir eine Zigarette an, während im Hintergrund das Sauerstoffgerät summt. Meine Ermahnung tust du mit einer Handbewegung ab. Wat hab ich denn sonst noch? Und wieder höre ich dein rauchiges Lache. Ich höre es, immer und immer wieder, wenn meine Gedanken zu dir abschweifen. Und abends dann, als wieder eine Nachricht kommt, öffnen sich plötzlich alle Schleusen. Ich weine, weine um dich meine Freundin, meine Gesprächspartnerin. So vieles, über dass wir nun nicht mehr miteinander reden können. So wie im letzten Jahr, als ich

ebenfalls schwer erkrankte, und wir fast täglich miteinander telefonierten.Aber ich gönne dir die Ruhe, du bist erlöst. Erlöst von den Schmerzen, der Atemnot, der Hilflosigkeit. Mach es gut meine Liebe, wo immer du jetzt auch bist. Ich weiß, dass du so gern gelebt hast, und auch noch weiter gelebt hättest. Nur nicht so, wie die vielen letzten Monate. Flieg mit den Engeln Liebelein. Du bist nicht von uns, du bist nur voraus gegangen....

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Lafelice
Wenn Gefühle einen übermannen, fällt es oft leichter seine Gedanken, Empfindungen oder die Phantasie in Worte zu Papier zu bringen.

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Sophia ...nie mehr...zwei Worte, die in so einer Situation so viel Bedeutung haben...wenn man jemanden verliert, mit dem man sich so verbunden gefühlt hat, ist der Schmerz groß und tröstende Worte zu finden, ist oft schwer...Ja, sie fliegt mit den Engeln, befreit von der schweren irdischen Last...und ja, sie ging uns nur voraus.....alles Liebe Sonja Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
Lafelice Vielen Dank, für die lieben Worte.
Liebe Grüße Silke Lafelice
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Ich kann diese schreckliche Situation sehr gut nachempfinden ...
Das Leben, um Dich herum, geht einfach so weiter, und niemand erahnt, was Dir gerade durch den Kopf geht! So ist es mir auch bei meinem Vater und kuerzlich bei meinem Onkel ergangen.
Doch die Zeit heilt etwas die Wunden, etwas ...
GlG und viel Kraft wuenscht Dir
TINTO
Vor langer Zeit - Antworten
Lafelice Vielen Dank, ja es ist schwer einen lieben Menschen gehen zu lassen, aber noch schwerer ihn leiden zu sehen und nicht helfen zu können.
Liebe Grüße Silke Lafelice
Vor langer Zeit - Antworten
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