Kurzgeschichte
Ich war eine alleinerziehende Mutter - mein Sohn wanderte nach Arizona aus

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"Ich war eine alleinerziehende Mutter - mein Sohn wanderte nach Arizona aus"
Veröffentlicht am 08. Februar 2015, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ich war eine alleinerziehende Mutter - mein Sohn wanderte nach Arizona aus

Ich war eine alleinerziehende Mutter - mein Sohn wanderte nach Arizona aus

Lebensereignis (Buch: Stories.de)

 

Ich war eine alleinerziehende Mutter und habe einen prächtigen Sohn von heute 47 Jahren.


Sicher geht es vielen alleinstehenden Frauen ebenfalls so, dass sie von Zeit zu Zeit das Gefühl haben ihrem Sohn das gute Vorbild, das der Vater für den Sohn sein kann, vorzuenthalten.
Zeitweise fehlte mir auch bei Problemen ein Partner, der meine überschießenden Gefühle auf eine sachliche Ebene hätte reduzieren können.

Nun gut, da war mein in seinen Enkelsohn total vernarrter Vater, ( der vor meiner Geburt schon eine Eisenbahn für einen erwarteten Sohn gekauft hatte) aber er war zum einen aus einer anderen Generation und zum anderen konnte ich ihm sowieso niemals etwas recht machen. Schließlich hatte ich schon bei meiner Geburt und dann auch noch bei der der Auswahl des Vaters meines Sohnes gravierende Fehler gemacht, so dass er regulierend hatte eingreifen müssen.


Rückblickend eine verzwickte Konstellation, zumal ich glaubte nur

durch nunmehr fehlerfreies Funktionieren, Liebe erwarten zu können.


Zeitweilig versuchte ich dieser Situation zu entkommen, indem ich nach einem Partner suchte. Schwierigkeiten gab es nur durch meine 14 stündige Arbeitszeit und jemanden der meinem Vater, meinem Sohn und mir gefallen sollte. (in dieser Reihenfolge).


Ich habe gelesen, dass einigen Sauen die Ferkel nach der Geburt weg genommen werden, damit sie sie nicht erdrücken und habe darüber

nachgedacht, ob mein Kind wohl vor über 20 Jahren nach Amerika auswanderte, weil er sich meiner „Mutterliebe“ nur so entziehen konnte.


 Nun fange ich an zu überlegen was das überhaupt ist………“Mutterliebe“


Ich würde gern an seinem Leben teilhaben. (Das ist sicher keine Mutterliebe sondern Egoismus)oder?


Ich weiß, ich würde jederzeit mein Leben geben, wenn ich damit meinem Kind, egal wie alt es ist, das Leben retten könnte. (Allerdings hat sich real diese Frage noch nie ergeben und

ich bin in vielen Dingen, die nicht mein Kind betreffen, ein großer Feigling).


Über Gefühle wurde zu der Zeit als ich Kind war, in der Familie nie gesprochen. Ich habe mir auch nie darüber Gedanken gemacht weshalb Erwachsene glauben, dass Kinder „Erwachsenenprobleme“ nicht fühlen können, wenn man nicht über sie spricht.
Es war einfach so…..
Ich habe mit meinem Kind auch nie “kindgerecht“  gesprochen, weil ich nicht wusste, dass es so etwas gibt. 


Bevor mein Kind geboren wurde, habe

ich unzählige Bücher über Kindererziehung und Kinderpsychologie gelesen. Mein Kind und meine Situation kam in diesen Büchern nirgends vor, mein Kind war anders…….ich war anders….die geschilderten Situationen waren anders…….also machte ich, was ich von meinen Eltern gelernt hatte oder meine Mutterliebe mir eingab.


Heute hat mein Sohn bei unseren Telefonaten immer das Gefühl, ich brauche ihn ebenso wenig wie er mich, oder ich würde ihm Vorschriften mache wollen.
In Amerika ist der erste Weihnachtstag

Familientag und somit störe ich an diesem Tag die Familie meines Sohnes nicht, die aus Frau, Schwiegermutter und Geschwistern seiner Frau besteht. Die beiden erwachsenen Kinder meiner Schwiegertochter kommen nicht zu ihrer Mutter.
Hier in Deutschland gibt es für meinen Sohn keine Verwandtschaft außer mir. 

Natürlich war ich in den 20 Jahren, die mein Sohn in den USA lebt, schon 4 mal dort. (alle 5 Jahre wenn der Kredit vom vorigen Besuch abgezahlt war.)

Jetzt allerdings sperrt sich die Haspa, hat Angst um meine Lebenserwartung.

Dieses Jahr hab ich beim Anruf meines

Sohnes am 23.12.2014,  gebeten ob wir Heiligabend skypen könnten, damit wir uns ein paar Stunden wie „zu Besuch“ bei einander fühlen könnten. Weil ich seltsam fand dass er mich einen Tag vor Heiligabend anrief klingelten bei mir schon alle Alarmglocken. Ich freute mich riesig, als mein Sohn zusagte.

Diesen Heiligabend saß ich von um 18 Uhr bis 23Uhr (Arizona Zeit 9 -14 Uhr vormittags) vor dem PC und wartete auf den Anruf meines einzigen Kindes, über Bildtelefon bei Skype, ………………


Auf meine telefonische Rückfrage um

23 Uhr ob gesundheitlich alles ok sei, hörte ich nur ein erstauntes : " ja wieso"?…….mir blieb nur ein tränenersticktes….na prima und tschüss……

Am 26.12 hatte ich auf meinem Anrufbeantworter dann die Aussage, unser Gespräch am 24. sei ja sehr kurz gewesen, da er beim Einkauf fürs Weihnachtsessen für seine Familie gewesen wäre. 


Diese Gleichgültigkeit mir gegenüber hat soooo weh getan………….. dass ich bis heute nicht in der Lage bin mit ihm zu reden, ohne ihm etwas vorzuheulen oder Vorwürfe zu machen.

Mein Verstand sagt mir: dazu bist du nicht berechtigt,

aber mein Herz sagt: ich dachte wir beide sind uns wichtig.

 

Jedenfalls hab ich ihm ja nie beigebracht, fürsorglich mit  einem geliebten Menschen umzugehen.

Wer jederzeit stark sein muss da er  Vater- und Mutterpflichten erfüllen will,  kann sich keine Schwäche leisten.

 

Schließlich wuchs das Geld auch zu der Zeit nach Aussage meines Vaters, nicht auf den Bäumen und ich hatte  Schuldenberge  nach dem Tod des Kindsvaters abzuzahlen.

Ich will glücklich sein, dass mein erwachsener Sohn sich nicht um mich sorgt und mich über seinen Gesundheitszustand informiert, wenn er es für notwendig erachtet.

Diese Denkweise übe ich seither täglich damit ich sie eines Tages wirklich glaube.

 

Ein Alter ohne Liebe und Fürsorglichkeit seiner Kinder ist unerträglich.

 

Sicherlich brauche ich nur jemanden, der wieder mal meine überschießenden Gefühle auf eine sachliche Ebene reduziert oder ich schreibe es mir

einfach von der Seele…oder??

 

                    18.2.2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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rarietaet

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