Kurzgeschichte
wochenende adé

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"Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, darum..."
Veröffentlicht am 26. Januar 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, darum...

wochenende adé

Titel

Ein Anruf und meine Welt, die ich mir mühevoll aufgebaut hatte, … Wir hatten es nicht geschafft. Wie so viele anderen Ehen, ging unsere auch kaputt. Die Liebe war dahin gewesen. Eine Zeitlang wohnten wir noch im selben Haushalt, um gemeinsam für unsere Kinder da zu sein. Wir dachten, das es so am Einfachsten für alle wäre. Eine Weile ging es auch gut. Doch es hatte auch Nachteile. Zum Beispiel beim Finden eines neuen Partners. Anfangs taten wir es noch. Aus Gewohnheit, würde ich behaupten. Es war aber nicht das Selbe, wie früher, als

wir uns noch geliebt hatten. Das war auch ein Grund, warum wir uns entschlossen, das wir uns räumlich trennen. Und da die Kinder bei ihr bleiben wollten, musste ich mir eine neue Wohnung suchen. Sie verzichtete auf Unterhaltsansprüche. Über das Umgangsrecht, wollten wir uns eigentlich noch ausführlich unterhalten. Mit den Kindern an ein Tisch setzen und darüber reden. Wir waren der Meinung, das sie ein Recht darauf hatten, mit darüber zu entscheiden, wann und wie oft wir uns sahen. Schließlich ging es ja um sie. Doch das Gespräch kam nie zustande. Eigentlich wollten wir es führen, nachdem ich mich in meiner

neuen Wohnung ein wenig eingelebt hatte. Aus irgendeinem Grunde, kam es aber dann doch nie zu dem Gespräch. Ich war dann doch noch ganz froh darüber gewesen, das ich keine Wohnung in deren Nähe gefunden hatte. So konnte ich mich voll auf mich selbst konzentrieren. Mich schneller in meine neue Wohnung einleben und mich an das Alleinsein gewöhnen. Ich dachte oft an meine Kinder und deren Mutter. Schaffte es aber nicht, mich bei ihnen zu melden. Kurz nach meinem Umzug hatte ich bei ihnen angerufen. Die Gesprächen waren kurz und belanglos gewesen. Meine Familie war mir fremd

geworden. Als ich ausgezogen war, hatten unsere Kinder schon angefangen, ihre eigenen Wege zu gehen. Sie brauchten ihre Eltern nicht mehr. Zumindest waren sie der Meinung, das sie uns nicht mehr brauchten. Natürlich war es nur ein Phase gewesen. Jeden Tag hoffte ich, das sie sich bei mir meldeten. Ein kleiner Anruf, oder eine Mail. Aber nichts kam. Außer der Tag, an dem ich die Hoffnung aufgegeben habe, etwas von meinen Kinder zu hören. Ich lebte meine Leben, als hätte ich keine Kinder. Bis zu jenem Tag. Meine Kinder hatten immer ein gutes

Zeitgefühl gehabt. Als sie noch klein gewesen waren, kamen sie meist dann ins Schlafzimmer, wenn ich mit ihrer Mutter...Oder der Kindergarten rief an, um uns mitzuteilen, das unser Kind krank ist und wir es bitte abholen möchten. Da haben wir mal gemeinsam frei und ein paar Stunden für uns...Vielleicht war dies auch ein Grund, warum wir uns auseinanderliebten. Wir hatten keine Zeit für uns. Manchmal kam es mir so vor, als würden sie es mit Absicht machen. Es klingt blöd. Aber ich hatte dieses Gefühl. Dieses Gefühl hatte ich wieder, als ich mich neu verliebt hatte. Wieder eine

richtige Beziehung führte. Seit zwei Monaten hatte ich eine neue Freundin. Dies war das erste gemeinsame Wochenende. Und ausgerechnet da rief mein Kind an. Was sollte ich tun? Ihm sagen, er soll sich verpissen, weil er sich jahrelang nicht gemeldet hat und ich dieses Wochenende Sex haben will? Das konnte ich nicht. Auch wenn wir uns entfremdet hatten, war es immer noch mein Kind. Es brauchte Hilfe. Meine Hilfe. Das Wochenende war dahin. Anstatt mit meiner neuen Flamme das Bett an die Grenzen der Belastbarkeit zu bringen, schlief mein Kind mit seiner Familie bei mir. In meinem Schlafzimmer. Und ich?

Ich saß vor der Glotze und sehnte mich nach meiner Freundin, die nicht begeistert davon war, das ich das Wochenende im letzten Augenblick abgesagt hatte. Ob sie es verstanden hatte, warum ich es getan habe? Das ich mein Kind, zu welchem ich seit Jahren kein Kontakt hatte, ihr vorzog. Sie hatte noch nicht einmal den Vorschlag gemacht, das wir stattdessen, das Wochenende bei ihr verbringen. Wenn sie wüsste, wie schwer es mir fiel, ihr abzusagen. Wie sehr ich mich auf das Wochenende gefreut hatte.

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