Humor & Satire
Ein Interview mit dem Tod

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"Ein Interview mit dem Tod"
Veröffentlicht am 22. Januar 2015, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt. Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen. Ich bin ...
Ein Interview mit dem Tod

Ein Interview mit dem Tod

Ein Interview mit dem Tod

Ein Reporter war gestorben, aber zu seinen Lebzeiten hatte er sich vorgenommen, wenn es soweit sein sollte, dann wollte er den Tod interviewen – denn das ging ja erst dann, wenn er gestorben war. Nun war es soweit und er stand, saß, schwebte dem Tod gegenüber und er begrüßte ihn mit den vorwurfsvollen und anklagenden Worten:

„Hallo Tod, war es denn nötig, dass Du mich schon mit 54 Jahren zu dir geholt hast?“ Nach einer kurzen Pause, antwortete der Tod: „Mein Freund, ich dachte, Du wolltest mich

interviewen. Dieser Vorwurf ist aber ein denkbar schlechter Einstieg. Wie wäre es denn, wenn wir ganz vorne begännen? Vielleicht erübrigt sich dann deine Frage. Der Reporter sah seinen Fehler ein, denn so konnte man kein konstruktives Interview einleiten. „Entschuldigung, Du hast recht – ich darf dich doch Dutzen?, ich bin Jan.“ „Aber selbstverständlich, bitteschön, ich bin mit allen per Du“, meinte der Tod bescheiden. „Schön, dann fangen wir mit allgemeinen Fragen an: Wer bist Du eigentlich?“ „Vom Wesen her, kannst Du mich mit Gott vergleichen, ich bin ein Geist, nur mit dem Unterschied, dass man glaubt, sehen können, was ich tue.“ Als der Tod merkte, dass der Reporter

aufbegehren wollte, fügte er beschwichtigend hinzu: „Ja, ja ich weiß, das ist ein anderes Thema, aber eigentlich bin ich nur ein Gehilfe der Natur.“ „Wäre es nicht treffender zu sagen: Der Henker der Natur?, hakte der Reporter Jan vorsichtig nach. „Jan!“, sagte der Tod ermahnend, „wir wollten das Interview doch vorurteilslos führen. Zwischen einem Henker und mir, sind Welten.“ „Die Welten sehe ich aber nicht, ihr sorgt doch beide dafür, das Menschen Sterben.“

Der Tod begann schon zu bereuen, dass er sich auf das Interview eingelassen hatte – bei so viel Engstirnigkeit und meinte: „ Erstens bin ich nicht nur für die Menschen verantwortlich, sondern für alles was sterben kann. Zweitens:

Der Henker ist ein Handlanger der Menschen und beendet Menschenleben vorzeitig, welches noch lebensfähig gewesen wäre. Das habe ich noch nie getan und das brauche ich auch in Zukunft nicht zu tun. Ich kann es mir erlauben, geduldig zu sein, weil ich weiß, dass früher oder später, jeder zu mir kommen wird.“ „Zu dir kommen wird?, das hört sich ja gerade so an, als ob alle freiwillig zu dir kämen“, zweifelte Jan. „Dass sie freiwillig kommen habe ich nicht gesagt, alle kommen jedoch ohne mein Zutun.“ „Da haben die Menschen aber eine ganz andere Vorstellung von dir. Sie tragen schwarz – die Farbe, die sie dir zugedacht haben – wenn jemand gestorben ist und Du wirst als Sensenmann dargestellt.“

„Ich weiß, wie ich gesehen werde, aber wie ich wirklich bin, erfahren sie erst, wenn sie zu mir gekommen sind - so wie Du jetzt.“ „Wie kommt es denn, dass die Menschen alles Ableben mit dir in Verbindung bringen?“ „Weil es das einfachste ist, mir das in die Schuhe zu schieben, aber vor allem, weil sie nicht darüber nachdenken.“ Worüber sollen sie denn nachdenken, wenn doch alles offenkundig ist?“ „ Das einzige was offenkundig ist, ist die Arbeit der Biologie – auch eine Gehilfin der Natur - doch sie ist sehr großzügig und lässt dem Leben sehr viel Zeit. „Aber es muss doch seinen Grund dafür geben, wenn die Menschen dich für das Sterben verantwortlich machen, denn so dumm

können doch nicht alle sein?“ „Dumm nicht, aber viele sind raffiniert. So wie sie im Namen Gottes Missbrauch betreiben, so tun sie das auch in meinem Namen. Was kann ich denn schon für die Toten, die durch ihren unvernünftigen Lebenswandel sterben, dem Ärztepfusch unterliegen, oder an Über - oder Falschmedikamentierung sterben und ganz zu schweigen von denen, die sich in Kriegen gegenseitig umbringen“, um nur einige zu nennen. Wahrscheinlich fällt dein Hiersein, auch in irgend eine dieser Kategorien. Ich gebe zu, über einige freue ich mich ganz besonders wenn sie zu mir kommen. „Also gibst Du es doch zu, dass es dir Spaß macht. Selbst wenn es nur einige sind, dann

hast Du das schlechte Image doch verdient?“ „Jan, wie wäre es denn, wenn Du die Oberflächlichkeit ablegen würdest? Ich sprach von einigen und ich gehe sogar soweit, diese als Freunde zu bezeichnen.“ „Das musst Du mir näher erklären, wie kann man mit dir befreundet sein?“ „Mit mir sind mehr befreundet, als sich die meisten erträumen – zu denen Du scheinbar auch gehörst.


Zu ihnen gehören alle die, denen das Leben nichts mehr zu bieten hat oder aber: des Lebens überdrüssig sind.

In mir sehen sie eine Erlösung und die letzte Zuflucht und das sind bei weitem mehr, als die, bei denen die Biologin nachgeholfen hat.

„Das heißt: Du hältst dich für unschuldig und hast mit dem Tod aller Menschen nichts zu tun?“ „Ganz genau so ist es und diese Frage beweist mir, dass Du es scheinbar immer noch nicht begriffen hast. Daher wäre es gut, wenn das Interview unter uns bliebe, denn vermutlich wirst Du nicht der Einzige sein, den ich von meiner Unschuld nicht überzeugen konnte und wir wollen ja niemanden beunruhigen.“ „Dann noch eine letzte Frage: Was ist denn mit den Seelen, kommen die auch zu dir?“ „Nein, die werden vorher beim Pförtner abgegeben, ich bin nur für Totes zuständig.“

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Hörbuch

Über den Autor

pepe50
Ich sehe und verstehe mich als Hobby-Autor. Da ich jedoch mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nehme ich mir die Freiheit heraus und schreibe das, wozu ich Lust habe, woran ich Spaß habe und was mir gefällt.
Da ich ein kritischer Mensch bin, gerne alles hinterfrage, was mir fragwürdig erscheint und darüber Nachdenken (ein weiteres Hobby von mir) schreibe ich nicht nur zur Unterhaltung und zum Wohlgefallen.
Ich bin mir dessen bewuust, dass ich die Mehrheit damit nicht begeistern kann. Aber auch in dem Falle ist mir Qualität lieber als Quantität.
Alle (annehmbaren) Kommentare sind ausdrücklich erwünscht und ich betrachte sie als Belohnung.

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Angelheart nun hast du ergänzt "..ich bin nur für 'Totes' zuständig."

wohl zum allgemeinen besseren Verständnis ;-)
bemerkt & kommentiert
von mir *lach
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Wie hast Du das denn bloß wieder gesehen bzw. gemerkt? - lach
Für dich hätte ich das nicht zu ergänzen brauchen, aber es ist nicht jedem gegeben, folgerichtig weiter zu denken.
Danke fürs Bemerken &amp: - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Angelheart ;-))
Vor langer Zeit - Antworten
Angelheart Sehr interessiert gelesen, sehr interessantes Thema!

Prägnant: Gegenüberstellung Henker und (natürlicher) Tod. Der Reporter hat den Unterschied nicht verstanden, die Symbolfigur ‚Tod‘ ihn gut erklärt.
Ebenso die Feststellung, dass früher oder später alle zu ihm kommen – ohne, dass er sie zwingen müsste - sondern ihre ‚Zeit hier‘ einfach abgelaufen ist.
Ebenso die Feststellung, dass viele ihre Eigenverantwortlichkeit für IHR Leben abgeben, durch Drogenmissbrauch, falsche Medikation, Alkohol, falsche Lebensführung und von Kriegen ganz zu schweigen.
Der ‚Freitod‘ ist ein ganz anderes Thema, welches den Rahmen hier sprengen würde.

Ich kann es für mich ganz klar auf den Punkt bringen mit dem Satz:
„Wir sind keine Menschen, die eine spirituelle Erfahrung machen sondern wir sind spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen.“
Daraus erschließt sich die Wahrheit, dass unser Körper nur die ‚sterbliche Hülle‘ ist, die eben bei Ablauf ihrer bestimmten Zeit stirbt und vergeht.
Die Seele jedoch ist unsterblich, da sie ein Teil des Ganzen also göttlichen Ursprungs ist.
Somit bekommen die letzten Worte der Symbolfigur ‚Tod‘: „die Seelen werden vorher beim Pförtner abgegeben“, eine ganz tiefe und wahre Bedeutung.
Nur haben noch nicht alle diesen Zugang gefunden oder überhaupt danach gesucht.
Das wunderbare daran: alle werden irgendwann dorthin kommen.

Der Tod ist mein Freund und ich werde ihm eines Tages ohne Angst begegnen und ihm friedlich meine Hülle übergeben in der Gewissheit, dass meine Seele ewig lebt!!
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Ein guter Kommentar, liebe Heide, der das Interview sehr schön ergänzt und vertieft und weil es gut ist, möchte ich es nicht weiter kommentieren und es so stehen lassen, was nicht bedeutet, dass ich nicht weiter über einiges diskutieren könnte, z.B. über die Seele. - grins.
Hab Dank für diesen engagierten Beitrag und die weiteren Aufmerksamkeiten. - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Angelheart Mahlzeit ;-) aus der frühen Mittagspause (hatte so HUNGER!!) *lach
Sportler haben eben einen enormen Stoffwechsel.
**
Bei solchen Themen hast du mich immer, lieber Fred!! Iss klar, oder?!
**
Und so wie du mich schon ein wenig kennst, lese und kommentiere ich auch - gut durchdacht und engagiert bei der Sache :-))
**
Weiter und mehr diskutieren, iss schon klar und machen wir ;-)
Immer gerne und LG zurück
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Ich kenn das nur so: Die Seele ist das, wovor der tod Angst hat . Wieso dann der Pförtner??? Verstehe ich nicht, man gibt doch kein so wichtiges Amt an jemanden ab, der niedriger gestellt ist. Fragedachs
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Dachsi, alle die an die Seele glauben, glauben doch daran, dass sie lebt und da ist sie beim Tod eben nicht gut aufgehoben, denn der ist doch nur für totes zuständig. - do you know? - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Kann zwar kein Englich aber denke ich habe es verstanden. Na ja Fred, ich glaube an die Seele und daran dass sie überlebt. Dein Freund dr Dachs


Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Ich habe es heute nochmals in Ruhe durchgelesen lieber Fred, denn es ist nicht einfach geschrieben. Doch ich für mich kann mir so ein Interview sogar vorstellen. Sogar bildlich, denn wenn man es genau ansieht, sind es die Menschen, die sich oftmals den Tod wünschen, wenn sie wie Du richtig geschrieben hast, mit ihrem Leben nichts mehr anzufangen wissen. Auch Krieg geht ja auch immer mit dem Tod einher, er ist absolut sinnlos, so einen Tod zu sterben. Nur weil manche dadurch mehr Macht haben, oder etwas brauchen, was der andere gerne haben möchte?
Ich bin oft noch erschüttert, dass manche Menschen glauben, sie können den Tod umgehen, sich das ewige Leben kaufen. Wenn ich ohnehin weiß, dass ich nur Gast hier auf der Welt bin, weshalb muss ich so viele Besitztümer anhäufen, so viel Macht an mich reißen????
Da ich persönlich schon bei einigen meiner Liebsten beim Sterben dabei war, weiß ich, dass es manchmal ein gnadenloser Kampf sein kann. Dass war für mich das Schrecklichste, nicht das Sterben an sich, sondern dieser Kampf mit aller Macht! Wie entstellt dann der Mensch ist, wie schrecklich er dann aussieht? Mein Vater ist vor bald 4 Jahren gestorben, er ist einfach ruhig eingeschlafen. So lag er auch dann im Bett. Das finde ich als die normalste Sache der Welt, wenn man sich vorher noch verabschiedet und ruhig einschläft.
Jetzt habe ich Dir viel geschrieben, lieber Fred! Doch mich juckt das Thema noch immer
liebe Grüße und einen schönen Tag
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
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