Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
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Kellvian wusste nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht, das man ihn der Stadt verwies, wenn man nicht gleich versuchte, sie alle zu töten. Das jedoch ganz sicher nicht. Einen Moment musterte er den Boten nur stumm und suchte nach einem Zeichen dafür, dass der Mann log… Nichts. Langsam wurde der Mann nervös und trat von einem Bein auf das andere. ,, Herr ? Stimmt etwas nicht? Ich kann Lady Garin ausrichten lassen, das ihr euch nicht wohl fühlt
und…“ ,,Nein.“ Kellvian hob beschwichtigend eine Hand. ,, Das wird nicht nötig sein.“ Aber er musste Zeit gewinnen. Die Einladung einfach auszuschlagen käme einer tödlichen Beleidigung gleich. Und in ihrer momentanen Situation wohl umso mehr. Wussten die Götter, warum Lady Garin sie nicht einfach festsetzen ließ. Klar war nur, dass hier noch etwas ganz anderes vorging und Kellvian wollte wissen was. ,, Ich darf also ausrichten, das ihr erscheinen werdet ?“ , fragte der Bote, weiterhin ungeduldig. Wahrscheinlich wollte er der Fürstin nur möglichst rasch eine Rückmeldung geben, aber Kellvian
wollte nichts überstürzen. Er atmete tief durch. Das war ein Risiko, das wusste er selber. Aber er würde nicht erfahren, was eigentlich vor sich ging, wenn er hier blieb, nicht? Hilfesuchend sah er zu den anderen. Fenisin zuckte mit den Schultern. ,, Ihr Menschen habt seltsame Bräuche.“ , merkte er an. ,, Aber irgendetwas stimmt nicht.“ Das wusste Kellvian auch. ,, Gebt mir zwei Stunden.“ , meinte er schließlich an den Boten gewandt. ,, Ich und meine Begleiter sind erschöpft , ich werde jedoch gerne heute Abend dort sein.“ Das würde ihm hoffentlich genug Zeit
geben, sich etwas auszudenken. ,, Wie ihr wünscht.“ Der Bote verneigte sich noch einmal und machte sich dann wieder auf den Weg aus der Taverne. Kellvian sah ihm nach, bis die Tür hinter ihm zu viel. Mittlerweile hatte sich der kleine Tumult, den das Auftauchen des Mannes verursacht hatte wieder gelegt, trotzdem spürte er nach wie vor die Blicke der anderen Gäste, die immer wieder in ihre Richtung wanderten. Hoffentlich hatte niemand zu Aufmerksam mitgehört. Das die Fürstin Erindals wusste, wer und schlimmer wo er war, reichte ihm. ,, Melchior, was haltet ihr davon ?“ , wollte er wissen, als er sich sicher war,
das der Bote nicht mehr zurück kehren würde. ,, Schwierig.“ Der Seher starrte vor sich auf die Tischplatte, wo nach wie vor die Schlüssel lagen. Mit einer Bewegung hatte er eine Pfeife aus den Falten seiner Kleidung gezogen und begann, diese mit Tabak zu Stopfen. ,, OB ihr hingeht oder nicht, auf beiden Wegen lauert das Chaos. Ihr könnt nicht einfach ablehnen, oder?“ ,, Nein. Wir haben keine Ahnung, was Lady Garin eigentlich will… Und ich will nicht herausfinden, was passiert wenn sie merkt, das sie es so nicht bekommt.“ ,, Nun ich würde sagen, sie ist hinter
euch her.“ , warf Syle ein. ,, Wenn sie euch Andre bringt wird der vermutlich keine kleine Belohnung springen lassen.“ ,, Oder sie will Verhandeln.“ , warf Mhari ein. ,, Sie weiß, das Andre im Augenblick dabei ist, zu verlieren. Wir haben ihm viel Schaden zugefügt. Noch ist nichts sicher, aber sie könnte doch versuchen, sich mit Beiden Seiten gut zu stellen.“ ,, Ehrlich gesagt, darauf würde ich hoffen. Wenn Lady Garin uns Schaden wollte, hätte die Stadtwache die Taverne längst umstellt und uns nach draußen gezehrt.“ ,, Oder sie will euch nur alleine erwischen um sicherzugehen, dass man
euch Lebend gefangen nimmt.“ , bemerkte Quinn. Der Magier hatte die Arme vor der Brust verschränkt. ,, Ob für Andre, oder um sich selbst zu retten, wenn sie euch in der Hand hat, kann es ihr nur nützen. Wir wissen zu wenig.“ Kellvian seufzte. Das war ja grade das Dilemma. ,, Allerdings habe ich auch nur zwei Stunden, mir zu überlegen, was ich tue, wenn nicht und man mir plötzlich ein Schwert an die Kehle hält.“ , Dann begleiten wir euch.“ , schlug Lucien vor. ,, Ich gehe alleine.“ , erwiderte er entschieden. ,, Mit einem hat Mhari recht. Wenn sie darauf aus ist, sich selbst zu retten, dann wird sie um
Friedensverhandlungen bitten. Das will ich nicht gefährden.“ ,, Also gefährdet ihr lieber euer eigenes Leben.“ , meinte Syle düster. ,, Kellvian, jeder von uns könnte an eurer Stelle gehen. Ihr könntet ausrichten, das ihr verhindert seid, aber eine Vertretung geschickt habt.“ ,, Das könnte ich. Ich glaube aber nicht, dass man uns das abnimmt. Und wie gesagt, wir wissen auch nicht, was Lady Garin tut, wenn ich nicht auftauche. “ ,, Aber wenn ihr…“ , setzte der Bär zu einem Protest an. ,, Für genau diesen Fall, Syle, will ich, das ihr mit Fenisin zurück zu den Gejarn geht, die wir am Waldrand zurück
gelassen haben. Sucht die fünfzig besten Männer aus, die, denen ihr euer Leben anvertrauen würdet. Bringt sie in kleinen Gruppen in die Stadt, damit es nicht auffällt und wartet.“ ,, Eine Rückversicherung.“ , stellte Melchior fest. Syle wirkte nicht überzeugt. ,, Die nützt uns aber nichts, wenn man euch wirklich gefangen nimmt.“ ,, Wenn das passiert, habt ihr die Mittel, mich wieder rauszuholen. Allerdings habe ich nicht vor, es dazu kommen zu lassen. Und die anderen… hört euch weiter nach Jiy um und wartet auf die übrigen Clanältesten. Wenn Fenisin sie informiert werden viele wohl noch heute
eintreffen. Ich gehe in der Zwischenzeit… und treffe mich mit der Fürstin. Vielleicht haben wir Glück und es kommt wirklich etwas dabei heraus.“ ,, Oder wir können Jiy erklären, wieso ihr Mann einer fremden Frau hinterhergelaufen ist und sich dabei auch noch hat festsetzen lassen.“ , meinte Lucien mit einem breiten Grinsen. ,, Vielleicht solltet ihr es nicht ganz so formulieren.“ , schlug Syle vor. Kellvian stand auf und schüttelte den Kopf. ,, Wieso, Lucien, wundert mich eigentlich nicht mehr, das Eden euch eine Ohrfeige verpasst hat ? Ich bin wieder da, bevor ihr mich vermisst.“ Er nickte jedem der anderen noch einmal
zu, dann machte er sich auf den Weg zur Tür. Draußen auf der Straße, hatten sich die Menschenmassen mittlerweile etwas verlaufen und Kellvian kam schneller voran, als ihm lieb war. Er hatte damit gerechnet, noch eine gute Stunde Zeit zu haben, sich Gedanken zu machen, wie er hier wieder Heil rauskam. Nun jedoch schien es, würde er sein Ziel ohne Probleme erreichen, auch wenn die Straßen nach wie vor belebt genug waren, das er nicht auffiel. Der Palast im Herzen Erindals war nicht zu übersehen. Das Gebäude ragte selbst noch über die Dächer der Wohntürme und mehrstöckigen Bauten hinaus, die
das Stadtbild in den ärmeren Vierteln zu prägen schienen. Eine Unzahl an aus Sandstein in den unterschiedlichsten Farbtönen gefertigten Ziertürmen ragte aus den Mauern der Anlage auf. Fensterbögen aus rötlich, gelblich oder grünlich schimmerndem Gestein, Wände, die wie aus erstarrtem Honig gegossen schienen und ein Dach aus grauem, vom alter teilweise verwitterten Schiefer bildeten scharfe Kontraste zueinander und schienen in ihrer Farbenpracht die Stadt selbst wiederspiegeln zu wollen. Dieser Ort musste wohl selbst den Vergleich mit dem Kaiserpalast in der fliegenden Stadt nicht scheuen. Um den Palast selbst hatte man eine gewaltige
Freifläche angelegt, die nach der stickigen Enge der Straßen und des Gedränges der Menschen beinahe Schwindelerregend wirkte. Eine kurze Prachtstraße führte weiter durch eine Reihe von großzügig angelegten Gärten in Richtung einer zweiflügligen Tür in der Mauer des Palastes. Davor war auf einem Platz ein gewaltiges Mosaik aus buntem Glas eingelassen worden. Ein dutzend oder mehr Springbrunnen, die sich in regelmäßigen Abständen die Straße entlang zogen, kühlten die Luft und sorgten für einen ständigen, leichten Sprühregen, der es wohl erst möglich machte, hier Gärten anzulegen. Kellvian
trat zielstrebig auf das offen stehende Tor des Palastes zu. Zwei Männer der typischen rot-schwarzen Kleidung der Stadtgarde hielten daran Wache und stellten sich ihm in den Weg, als er näher kam. ,, Halt, Bürger. Es ist jedem Bewohner Erindals gestattet, die Gärten um den Palast zu betreten, aber ohne eine Einladung zur Audienz darf ich euch nicht weiter lassen.“ ,, Ehrlich gesagt, bin ich nicht wegen einer Audienz hier.“ , antwortete Kellvian. Er wollte den beiden Wächter nicht unbedingt mitteilen, mit wem sie es zu tun hatten. ,, Man hat mich allerdings Eingeladen heute Abend bei
einem Bankett anwesend zu sein. Lady Garin erwartet mich vermutlich bereits.“ Einer der Wächter kicherte leise. ,, Was ist so lustig ?“ , fragte Kellvian angespannt. Nach wie vor wusste er nicht, wie er hier bloß wieder herauskommen sollte, wenn etwas schief ging. Und je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er davon, dass er einen Fehler gemacht hatte. ,, Nur für den Fall, das ihr die Wahrheit sagt, wünsch ich euch jetzt schon viel Glück.“ , erwiderte der Mann. ,, Könnte durchaus eure letzte Mahlzeit sein. Wenn ihr uns auch mitteilen würdet, wer ihr
seid?“ Einfach Großartig, dachte Kellvian. Nicht nur hatte er keine Ahnung, was der Mann damit meinte, das könnte seine letzte Mahlzeit sein, er konnte auch schlecht weiterhin darauf hoffen, dass man ihn einfach durchlassen würde. ,,Kellvian Belfare. Würdet ihr jetzt endlich bei Seite treten?“ , ,, Der Kaiser ist tot.“ , behauptete die zweite Wache, die sich nach wie vor nicht von der Stelle rührte. In den Augen des Mannes wechselte sich jedoch Unsicherheit mit Verwirrung ab. ,, Nun heute ist er mein Gast.“ , meinte eine Gestalt, die soeben im Gang hinter dem Tor aufgetaucht war. Die Halle,
deren Zugang die beiden Männer bewachten, wurden von zwei Reihen hoher Säulen durchzogen, die ein teilweise verglastes Dach trugen. Die einzelnen Glaselemente waren in dunklen Farbtönen gefärbt und ließen breite Lichtbahnen in den Saal fallen. Einer dieser farbigen Lichtbalken viel direkt auf die Gestalt der Fürstin von Erindal. Sie trug immer noch ein silberdurchwirktes Kleid, dessen Farbton so perfekt an ihre Haare angepasst war, das diese damit zu verschmelzen schienen. Kellvian erkannte sie sofort als die Frau wieder, die er gesehen hatte, nachdem sie die Tore passierten. Das zumindest
beantwortete die Frage, woher sie wusste, dass er hier war. Sie hatte ihn gesehen. Der Blick zweier hellblauer, beunruhigend faszinierender, Augen wanderte von einem Wachmann zu anderen, während die Soldaten rasch bei Seite traten, und blieb dann an Kellvian hängen. Sie wirkte Klein in dem gewaltigen Saal mit seiner schwindelerregend hohen Decke, trotzdem war Kellvian plötzlich noch weniger wohl in seiner Haut, als wenn die beiden Posten ihn abgewiesen hätten. Zögerlich trat er unter dem Tor durch und war bemüht, überall hinzusehen, nur
nicht zu ihr. ,, Wenn ihr mir folgen würdet…“ Kellvian riss sich zusammen. Er war nicht hier, um den Eingeschüchterten zu geben, auch wenn er das Gefühl hatte, bereits den Boden unter den Füßen zu verlieren. ,, Es wäre mir ein Vergnügen, Lady Garin.“ , meinte er und brachte tatsächlich eine halbwegs überzeugende Verbeugung zu Stande. Die Fürstin lächelte, etwas, das so gar nicht zu dem berechnenden Ausdruck in ihren Augen passen wollte und bevor Kell ganz wusste, wie ihm geschah, hatte sie sich bei ihm Untergehackt. Offenbar hatte sie irgendein starkes
Parfüm aufgelegt. Veilchenduft vermischt mit dem seltsamen Geruch nach Gewürzen stach Kellvian in der Nase. ,, Kathrin reicht völlig, Herr.“ , meinte sie derweil. Eine weitere Tür am Ende der Halle wurde geöffnet, durch die sie in einen weiteren Saal gelangten. Dieser bestand aus einer Reihe großer, offener Fenster, durch die frische Luft hereinströmen konnte. Die Decken und Wände bestanden hier völlig aus rötlichem Sandstein, der dem ganzen Raum einen warmen Glanz verlieh. Wohl der Empfangssaal, wie Kellvian mit einem Blick zu einem kunstvoll verzierten Stuhl feststellte, der etwas
erhaben auf einem Podest stand. Aber wirklich in dem Raum umsehen, tat er sich nicht. Es war schwer genug, seine eigenen Gedanken zu Ordnen. Viel zu schnell bogen sie wieder in einen anderen Gang ein. Der Palast war offenbar noch weitläufiger, als er von außen wirkte. ,, Ich nehme an eure übrigen Gäste sind noch nicht eingetroffen ?“ , wollte Kellvian wissen. Der Versuch, ihren Arm loszuwerden, hatte er mittlerweile ohnehin aufgegeben. Aber er wollte so sicher nicht in einen voll besetzten Speisesaal stolpern. Götter, er bräuchte weniger etwas zu Essen, als frische Luft. Er sehnte sich bereits nach dem
Thronraum mit den offenen Fensterbögen zurück. Wenigstens hatte er dort klarer Denken können, als in der Duftgefüllten Luft um die Fürstin. Nach der Warnung des Wachmanns war ihm der Appetit ohnehin endgültig vergangen.
,, Welche anderen Gäste ?“ , fragte Kathrin und Kellvian konnte nur hoffen, dass sie den kurzen Ausdruck des Entsetzens in seinen Augen nicht bemerkte. Worauf genau bitte hatte er sich hier eingelassen?
abschuetze na ja.... schaun wir mal weiter^^ |
EagleWriter ^^ lg E:W |
Terazuma Ach du grüne Neune! Das ist mies. Sie wird Kellvian doch nicht verführen wollen? So ein Biest! Aber was gibt es besseres als ein solcher Affront, um die Harmonie zwischen dem Kaiser und der Kaiserin zu zerrütten? Kellvian hätte die Fürstin lieber beleidigen sollen und ihr absagen! Jetzt ist es zu spät. Im Moment sieht es für Kellvian mehr als schlimm aus! Er hätte auf Lucien hören sollen!!! LG Tera |
EagleWriter Sagen wir mal , das wäre in jedem Fall besser gewesen^^ lg E:W |